Ein Mann sieht Orange I Nolin Wischermann Art Ausstellung Orange.Bottrop in der Pop-Up-Galerie I +Video I +Short I +Fotos

Ein Mann sieht Orange – Die Kunst, eine Farbe ins Spiel zu bringen – Eine Ausstellung der besonderen Orange

Nolin Wischermann vor seiner Ausstellung Orange.Bottrop

Nolin Wischermann liebt seine Heimatstadt Bottrop, aber noch mehr die Farbe Orange. Im Jahr 2022 hat er gemeinsam mit Ralf Opiol und Konstantin Karras den Bottrop.Art.Award ins Leben gerufen, um Bottroper Künstlern einen Preis zu verleihen, den es in dieser Form zuvor nicht gegeben hatte. Mittlerweile mutierte er zum Bottroper Kunstpreis.

Von den ausgestellten Künstlern angesteckt, begann er in seinem Atelier mit Farbspraydosen zu experimentieren und erschuf erste Graffitibilder.

Er drückte auf den Sprühknopf, drehte die Bilder, ließ die Farbe vor dem Antrocknen noch etwas zerfließen und schuf so einzigartige Kunstwerke. Diese wirken wie fliegende Luftballons, Stecknadeln auf einem Kopfkissen oder ein variabler Stadtplan mit buntem Baumbestand. Orange und Grün sind dabei die vorherrschenden Farben.

Short zur Ausstellung:

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Video zur Ausstellung

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Pop-Up-Galerie in Orange.Bottrop

Die ungewöhnlichen Titel wie „Homogenität“ und „Heterogenität“ regen die Fantasie dazu an, etwas anderes zu sehen. Geht es um Gene, Genialität oder  Genitalien? 

Es lohnt sich also, genauer hinzuschauen, um zu verstehen, was sich Nolin Wischermann überlegt hat, auf die Leinwand zu sprühen.

Homegenität (c) Nolin Wischermann
Heterogenität (c) Nolin Wischermann
 

Im Bild „Aufstieg“ ist deutlich eine zerfließende Treppe zu erkennen, während am Horizont die Sonne scheint. Das Leben mit seinen Erfahrungswerten zerfließt am Punkt ins Nirgendwo. Ein blasses Gedächtnis oder ein Schatz beim Aufstieg ins Nichts. Unten irritiert ein orangefarbener Streifen, der seitlich nach links fließt. Er kann den Einfluss von außen oder den Beginn eines neuen Lebens symbolisieren. Muss es aber nicht.

Aufstieg (c) Nolin Wischermann

In der Reihe „orange.art“ dominieren die Farben Orange und Schwarz. Hier wird mit den Farben und dem Hintergrund gespielt. Betrachter mögen es schön finden oder nicht, es einordnen können, sich etwas vorstellen oder einfach kopfschüttelnd weitergehen.

orange.art #02 (c) Nolin Wischermann

Das Kreuz in „#03“ hat in der Mitte einen zerfließenden, braunen Sprühklecks bekommen. Ist es ein rostiger Nagel, der vielleicht die Kirche in ihrer jetzigen Form kritisiert, als rostige, alte, verkommene Institution oder einfach nur ein Verbindungsstück? Fantasien und Interpretationen sind keine Grenzen gesetzt.

orange.art #03 (c) Nolin Wischermann
 

Im Bild „#04“ fällt sichtlich ein oranger Komet durch das dunkle Weltall.

orange.art #04 (c) Nolin Wischermann

Die Graffiti-Kunst von Nolin Wischermann ist eine Suche, die nicht klar abgegrenzt ist. Punkte sind eingegrenzte Kreise, aber sie zerfließen nach außen.

graffiti.art untiteld #078 (c)Nolin Wischermann

Das Spiel mit Grün oder Braun zeigt auf manchen Bildern einen Wald oder Hirnströme, die in schwarzen Wellen über den orangefarbenen Hintergrund fließen und zerfließen. Ein orangefarbener Komet fliegt durch den schwarzen Weltraum oder eine orange Raupe zerfließt auf einem unscharfen dunklen Hintergrund.

Extrovert (c) Nolin Wischermann

Punkte, die zerfließen, lassen sich prägen. Punkte sind ein Schlusspunkt, setzen jedoch beim Künstler keinen, sondern geben die Möglichkeit ein anderes Ende zu überlegen. Damit zeigen die Bilder, dass nach einem Punkt auch ein Weitermachen und Weiterdenken möglich ist.

orange.art #06 (c) Nolin Wischermann

Ein zerfließendes Kreuz ist nicht das Ende. Die geometrische Form aus der Mathematik zeigt ein Ende, Kunst zeigt einen Neuanfang und die Unendlichkeit der Wahrnehmung und Farbkonstellationen. Ein Gedankenstrich, der zerfließt, ist ein flüchtiger Gedanke. Mehrere Punkte in verschiedenen Farben können je nach Herkunft der Gedanken aus der Dunkelheit Licht bringen oder umgekehrt. Die Bilder sind in der Tat eine Herausforderung für die Betrachter, aber sehenswert. Sie stehen für den Anfang einer Kunstform, die Nolin Wischermann irgendwann auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt machen kann.

graffiti.art untitled #057 (c) Nolin Wischermann

Orange ist Nolins Lieblingsfarbe und wurde zu seinem Markenzeichen, ähnlich wie andere Künstler bestimmte Farben, einen roten Faden oder wiederkehrende Symbole in ihre Werke integrieren. Es entstanden bereits bekannte Werke wie „Aufschwung“, „Wagemut“ und „Gegenwehr“, die nicht nur in der Popup-Galerie hängen, sondern auch schon in der Jahresausstellung des Josef-Albers-Museum Quadrat 2022 zu sehen waren.

Bilder aus der Jahresausstellung im Museum Quadrat 2022

In kurzer Zeit hat Nolin Wischermann durch einen Kunstvirus über 150 Motive geschaffen. Ein kleiner Teil davon ist nun in der Popup-Galerie ausgestellt worden. Er wollte sich selbst beweisen, dass er mehr kann. Stadtbekannte Motive, bei Sonnenschein fotografiert, hat er mit einem orangefarbenen Horizont verfremdet. Orange füllt den Hintergrund städtischer Denkmäler, bekannter Skulpturen und der Rathausturm.

orange.sky von Nolin Wischermann

Blaue Himmel werden durch Orange ersetzt, was die Fotos wie Szenen vom Mars wirken lässt. Orange dominiert die Fotografien, verleiht den Motiven aber eine wärmere Wirkung und spiegelt sie in einer anderen Originalität wider. Das Grau der Stadt und die negativen Aspekte der letzten Jahre werden farblich in den Bildern ad acta gelegt. Die Bilder erwärmen die Wände schon beim Betreten der Ausstellung in der Popup-Galerie in Bottrop, Hansastraße 17.

Eingangsbereich Popup-Galerie

Manche denken an die 1970er Jahre, in denen Orange- und Brauntöne vorherrschten und vor einigen Jahren als Farbe in Kleidung, Wandfarbe oder Wohnmöbeln, wie zum Beispiel einem Stressless-Sessel, wiederbelebt wurden. Die Farbe wertet langweiliges Weiß mit einem Knall auf. Orange ist auch meine eigene Lieblingsfarbe, nicht umsonst trage ich eine orange Alltagsbrille. Ich war beeindruckt von der kurzen Zeit der intensiven Auseinandersetzung mit seinen Ideen, der Umsetzung und der Farbnutzung in seinen Bildern.

Die Fotos aus seiner Serie „orange.sky“ zeigen klar, wo sein Herz hängt: seine Heimatstadt und die Farbe Orange. Orange.Bottrop ist auch der Aufhänger der Ausstellung. Nolin Wischermann kommt aus dem Marketingbereich und hat klare Vorstellungen darüber, was mit seinen Bildern gemacht werden kann. Auf Bierdeckeln oder größeren quadratischen Kacheln, dem Ehrenbürger Josef Albers gewidmet, hat er seine Motive drucken lassen, um sie als kleine Bilder in die Wohnungen der Bottroper zu bringen für kleines Geld.

Verkaufstisch von Nolin Wischermann

Zusätzlich hat Nolin Wischermann in seiner vierwöchigen Ausstellung acht Gastkünstler eingeladen, die alle die Aufgabe hatten, die Farbe Orange in die Motivsuche einzubeziehen.

orange.sky (c) Nolin Wischermann

Das Bild von Fabian Skowronek zeigt mit einer orangefarbenen Krone einen bekannten Rapper, der einen Traum gelebt hat (@ivematic).

it was all a dream (c) Fabian Skowronek
it was all a dream (c) Fabian Skowronek

Ralf Opiol hat in seiner neuesten Collagenarbeit eine eher traurige Stadtgeschichte in einen kleinen Rahmen gebracht: Der Aasgeier, das Apothekenzeichen, ein orangefarbener Krebs und das Wort „Stadt“ sagen alles über den Skandal des Apothekers aus, der noch in Haft sitzt. „Haftnotiz“ hat in einem kleinen Rahmen den kompletten mehrjährigen Skandal geschafft. Ein Bild, das innerhalb der Ausstellung als erstes verkauft wurde und mit Sicherheit noch für Aufsehen sorgen wird (@metropiol).

Haftnotiz (c) Ralf Opiol Metropiol
Haftnotiz (c) Ralf Opiol Metropiol

Fabian Mende hat auf dem Weihnachtsmarkt von Münster oranges Licht fotografisch eingefangen. Das Foto zeigt die Spiegelung eines Baukrans oder einer Weihnachtsbude. Doch beim Betrachten sind es, wie der Titel schon sagt, Treppen in Reflektion. Oder einfach Stairways to Heaven/Treppen zum Himmel?  (@der.mende).

stairs in reflection (c) Fabian Mende
stairs in reflection (c) Fabian Mende

Caro Kernspecht zeigt auf ihrem Bild eine im orangefarbenen Horizont endende Landstraße. Das kann das Ende sein oder ein Weg nach rechts oder links, den wir im Leben wählen können. Am Horizont gibt es immer eine Wahl zu sehen. Oder einfach nur der Sonnenuntergang am Firmament. (@caro_._art).

Caro Kernspecht vor ihrem Kunstwerk
orange hour (c) Caro Kernspecht

Gilda Bräuer stellt in ihrem Rahmen die Frage „Would all this be true, if I didn’t care for you?“. Kunstvoll wird ein Stück Jeansstoff mit orangefarbendem Garn eingerahmt  auf dem die Frage „Wäre das alles wahr, wenn ich mich nicht um dich kümmern würde?“ Eine private oder eine politische Frage? Die Antwort liegt in der Kunst die Frage selbst zu beantworten. (@gilda_braeuer).

i didn´t care (c) Gilda Bräuer

Marcel Häselhoff hat auf vier orangefarbenen Bierdeckeln das alte Bottroper und das Kirchhellener Stadtwappen, das Tetraeder und Rathaus in schwarz verewigt (@marcel_hazel_1990 / @the.hazel.perspective).

orange Bottrop Orange Kirchhellen (c) Marcel Häselhoff

Carsten Breuer führt seine Motivauswahl des Hollywoodkinos fort. Auf seinem türkisorangenen Bild ist nicht leicht erkennbar Meryl Streep, die wie Mephisto die Betrachter anschaut. Ich konnte sie jedenfalls nicht sofort erkennen. Aber das Bild zeigt mir eine wandlungsfähige Schauspielerin, die ihresgleichen sucht. Dennoch hat das Bild keinen Titel.  (@carstenbreuerarts).

untitled (c) Carsten Breuer

Am Schaufenster stehen benutzte orangefarbene Sprayflaschen des Künstlers.

Spraydosen von NW

Insgesamt handelt es sich um eine sehenswerte Ausstellung, die noch bis zum 31. Januar läuft, mit verschiedenen Aktionen und einem Künstlerdialog.

Öffnungszeiten:

  1. Januar 9-13 Uhr + 20-22 Uhr Bottroper.Bier & Kunst mit DJ timo k
  2. Januar: 9-13 Uhr
  3. Januar: 9-13 Uhr Kaffee & Kunst
  4. Januar: 18-21 Uhr Künstlerdialog
  5. Januar: 10-15 Uhr Sunday.session
  6. Januar: 18-20 Uhr finissage
Orange.Bottrop
Anwesende Gastkünstler um Nolin Wischermann (von links: Marcel Häselhoff, Ralf Opiol, Fabian Skowronek, Nolin Wischermann, Fabian Mende, Gilda Bräuer, Caro Kernspecht)

Wer von Orange nicht genug bekommen kann und sich für Zuhause Bottroper Motive mit Sonnenuntergangsstimmung an die Wand hängen möchte, kann über 150 Motive auf der Internetseite finden: https://nolinwischermann.art. Dort gibt es Drucke der Fotografien auf 5 mm Leichtschaumplatten in den Größen 10×10 cm, 20×20 cm und 30×30 cm in der bekannten Sonnenuntergangsstimmung sowie in Schwarz-Weiß.

Oder vielleicht wird es ja auch ein Graffiti-Bild das die Fantasie anregt und auf der langweiligen Wand farbliche Muster versprüht.

Glück auf – Farb klecks!

FOTOS

Stefan Hütte alias @bottblick getroffen
Ralf Opiol erklärt sein Bild
Widmung meinerseits im Gästebuch

Video I Fotos I Säuberungsaktion #Schilderchallange am 15.10.22 ab 11 Uhr

POTTaktion:
Historische Hinweisschilder werden von Grafittischmiereien befreit

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@Ruhrpottologe André Brune macht eine Säuberungsaktion am 15.10.22 ab 11 Uhr : Historische Bergbauwanderwegschilder werden sauber gemacht von Graffitti-Schmiereien, die es unleserlich machen. Und ruft auf Mitzumachen! Wo auch immer Du lieber Leser, liebe Leserin gerade bist und es genauso wie ich nicht so toll findet! Mach mit bei der #Schilderchallange !

Die POTTaktion soll auch Andere animieren im Ruhrgebiet oder sogar Deutschland bei der #Schilderchallange mitzumachen.

Zum Youtube-Video: https://youtu.be/B5a-6mZI6jc

Ich will mit dieser Aktion ein Zeichen setzen gegen die Pappköppe und deren weniger künstlerisch gelungenen Graffiti, eher zerstörerisch wirkende Schmierereien. Ich würde mich freuen, wenn es zahlreiche Mitmacher:Innen geben würde.

Wer mitmacht, kann und soll Vorher- und Nachher – Fotos oder Videos unter dem #Schilderchallange bei Instagram/Facbook hinterlegen.

Ich reinige selbst in Wattenscheid auf dem  Bergbauwanderweg von Eppendorf und Höntrop einige Schilder ab 11 Uhr und befreie sie von den Graffitis.

Als Tipp: Brennspiritus verfliegt und hinterlässt auch keine Grundwasserprobleme und es geht gut ab. Ich habe das ja schon letztes Jahr im Mai an zwei Schildern gemacht und kann diese Erfahrung weitergeben. 

Jedes historische Hinweisschild ist ein Ausdruck der Geschichte der Stadt. Diese wird mit Füßen bzw. Eddingstiften getreten bzw. bemalt.

Diese Hinweisschilder sind nicht nur für örtlich ansässig Interessierte und Heimatliebende, die den Strukturwandel der Region erlebt haben oder entdecken wollen. Sie sind auch eine wichtige Tafel für Auswärtige, die sich dafür interessieren. Finanziert werden sie in Bochum, z.T. von der Stadt, vom Verein und Stadtwerke Bochum. Allerdings fühlt sich keiner für die Reinigung zuständig.

Der Tourismus in der Region ist ebenfalls ein wichtiger Zweig. Alle, die nicht aus dem Ruhrgebiet stammen, und sich für die historischen Hintergründe interessieren, die das Ruhrgebiet ausmachen, sollten die Hinweisschilder auch lesbar haben. Das es so aussieht ist Fremdschämen und nicht akzeptabel!

Beim Dreh des Videos erzählte eine vor 30 Jahren aus Freiburg stammende und nach Bochum zugezogene Frau, dass sie damals einen Kulturschock erlebt hatte und das sie diese Schmierereien in ihrer Heimat nicht entdecken wird, weil es das im Badener Raum so nicht gäbe. 

So traurig möchte ich das Ruhrgebiet nicht stehen lassen. Es muss ein Zeichen gesetzt werden, gegen diese immer wiederkehrenden Schmierfinken! Die #Schilderchallange soll es werden. In der Hoffnung, dass sie nicht immer wiederholt werden muss!

Wer seine Vorher-Nachher Fotos oder Filme mitteilen möchte, kann dies in Instagram unter #Schilderchallange und in Facebook in der neugegründeten Gruppe Schilderchallange | Facebook tun.

Der Ruhrpottologe macht nicht nur schöne Fotos, Podcast oder Filme aus von und für das Ruhrgebiet, sondern auch Aktionen, die nachahmenswert oder wichtig sind im sozialen oder umwelttechnischen Bereichen im Ruhrpott.

Glück auf Euer Ruhrpottologe