Weltpremiere eines besonderen Films aus der Independentszene am 23.9.22: Bier, Weib und Halleluja. Ne, der hieß anders: Glanz, Gloria & Gesocks vom Regisseur Gerrit Starczewski. Ich war dabei. Dies ist meine Sicht des B-Movies. GGG (Abkürzung) hat eine besondere Note. GGG erfrischt als Kleinod nach den vielen 08/15-Blockbuster-Hollywood- und Filmförderungsproduktionen und üblichen Streamingserien.
GGG besitzt viel Ironie auf das heutige Kinofutter mit nostalgischem Hintergrund aus den 1980er Jahren. GGG enthält Genreinhalte, die jeden Tag über die deutschen Flimmerkisten das Gehirn waschen. Die Filminhalte hätte mindestens eine fünfteilige Netflixserie werden können, aber dann würde es nicht diese Intensität haben. Der Film lebt von den Laiendarstellern. Dadurch macht es GGG auch zu einem größeren Hit, als es prominente Schauspieler und Schauspielerinnen gemacht hätten oder auch nicht. Ich könnte mir, nur als Bespiel, Til Schweiger und Bully Herbig nicht als VfL Jesus oder Tankwart a.D. vorstellen.
Sicherlich mag der Film für den einen oder anderen 115 Minuten Länge zuviel sein. Das war es auch für mich. Trotzdem kam er irgendwie nicht langweilig rüber, weil er locker vom Hocker auch künstlerisch in Szene gesetzte Saabzerstörung lustig werden ließ. In 115 Minuten sind die vielen Genres eingewoben worden, die in Arte, wie bei State of the Union, vielleicht zu 10 Teilen à 11 Minuten verbaut hätten werden können. Dann lieber komplett in den farbenfrohen Bildern auf der großen Leinwand eintauchen.
Worum gehts? Vieles!
Alles fängt an mit Tankwart a.D.s Idee nach dem Lesen eines Videotextes getragene glänzende Sporthöschen mit VfL Jesus zu verkaufen. Da passiert ein Mord an einer Prostituierten, es gibt Erpressung, Entführung, Schlägereien zwischen Hooligans, Manta und Psycho, Ford und Mods, Rock und Fliesentisch, Hansapils und Dosenbier, Schlagermusik und alles mit viel Humor und Ironie an die herrschende Welt des Films, der Musik und Schauspielkunst.
Eins fällt auf: Industrie im Ruhrgebiet wird auch gezeigt. In zwei Einstellungen werden je alte Fördertürme bzw. ein ganzes Museum gezeigt: Zeche Hannover. Da passieren zwei wichtige Szenen, die lächerlich wirken, aber eben trotzdem gerade deswegen den Film ausmachen.
Kunst statt Kommerz
Das ist Glanz, Gloria und Gesocks. Der Film geht künstlerisch nicht nur mit den klischeehaften Ruhrgebietselementen um. Die Vielfältigkeit des Films taucht in allen Bereichen auf: bunte Mode aus Ballonseide, Parka und Jeanskutte, Liebe und Sex, auch Mord und Gewalt bei Fußball mit Hooligans, Mods und Rocker, Freundschaft und Erpressung, Humor und satirische Seitenhiebe auf den Umgang mit Frauen und Kommerz in der Musikbranche und und und. Die 115 Minuten wollen wirklich viel. Aber beim zweiten oder dritten Mal sehen, fällt wieder bestimmt ein neues Merkmal auf.
Kleiner Spoiler 1
Mir ist die Anlehnung an „Quadrophenia“ aufgefallen. Der 1979 veröffentlichte britischen Film basiert auf das gleichnamige Konzeptalbum der Rockband „The Who“. In dem wird der Untergang der schönen Scheinwelt des bisherigen britischen Lebens dargestellt aus dem sich die Jugendlichen ausbrechen wollen, jeder auf seine Art. So entstehen zwei Gruppen: Die Mods, die Parkas tragen, Vespas fahren und in Leder eingekleidete Rocker, die bei GGG in Jeanskluft daherkommen. Sie wirken in GGG als Hooligans verfeindeter Amateurfußballclubs. Auch Manta Manta, ein weiterer Lieblingsfilm des Regisseurs hat einen Einfluß in der Wahl der Autos und Mode des Films.
Die Darsteller gaben Alles. Solche Laienschauspieler finden sich nur im Ruhrpott. Sie spielen mit dem Fleck an der richtigen Stelle mit Herzblut und konnten auch über sich selbst lachen.
Kleiner Spoiler 2
Auch der Regisseur Gerrit Starczewski hat ein paar Auftritte, die länger als die von Alfred Hitchcock sind. Er spielt die wichtige Nebenrolle eines Musikmanager. Die böse Musikbranche wird ebenfalls aufs Korn genommen. Ein ehemaligen Technostar, der zum deutschen Schlagersänger mutiert, gespielt vom wirklichen DJ Hell, erklärt er, wo es heute als berühmter Schlagerstar lang geht: Altenheime und Supermärkte.
GGG glänzt auch mit Prominenz: Der immer noch gut aussehende Peter Kötzle und der grandiose Schauspieler Lars Eidinger haben Gastauftritte.
Der Film enthält eine überspitzte Ironie mit allen Elementen der Filmkunst. Die gleichzeitige Wirklichkeit von Nostalgiefreude wird von einmaligen Charakteren dargestellt oder watt.
Beginn einer erfrischenden neuen Ära der Filmkunst
Glanz, Gloria & Gesocks kann die Welt des Ruhrpottfilms in eine neue Ära führen. Seine Originalität ist einmalig. Gedreht wurde an 20 verschiedenen Orten in und um Bochum herum in 20 Drehtagen. Unter anderem neben dem schon erwähnten Gelände der Zeche Hannover, auch im Stadtteil Grumme, im Herner Stadion Schloss Strünkede. Sogar die Deutsche Mark bekommt nostalgische Momente beim Reibach machen mit Glanzshorts.
Gerrit Starczewskis Film ist mit Sicherheit nicht der schlechteste Film aller Zeiten, wie er beworben wurde. Da habe ich von Til Schweiger schon bestimmt schlimmeres gesehen, obwohl er auch Gute macht.
In meinem kleinen Film erkläre ich direkt nach dem Ausgang des Films mein Fazit. Darüber hätte ich tatsächlich noch weitere 15 Minuten sprechen können. Weil mir immer was neues zum Film eingefallen ist.
DVD ab Dezember
Ab Dezember erscheint der Film schon als DVD. Ein gutes Weihnachtsgeschenk für Filmliebhaber. Damit unterstützt Jeder auch einen Film, der nicht mit Filmfördertöpfen, sondern mit Sponsoren geschaffen wurde. Die Filmförderung zerflückt gute Filmkunst meiner Meinung und sollte Wagnisse, wie Glanz, Gloria & Gesocks mit eingehen und aus dem in Deutschland grassierenden 08/15-System herausbrechen, genau wie die ewigen Blockbusterzügel aus Hollywood, die nur mit den bekannten Schauspielern ziehen. Frische Gesichter sind sinnvoll im Kino, die noch mehr zeigen könnten, wenn sie dürften.
Es lohnt sich! Natürlich besonders für Diejenigen, die sich für Indipendent Filme interessieren oder auch für den Ruhrpott und seine Menschen an sich.
FAZIT
Voll Geil! Oder Watt…
Trailer: https://youtu.be/PDwwQiHaZr
Hier mein kleiner Blick von der Filmpremiere und anschließend mein unkonventioneller Senf dazu :
Besuch bei der Weltpremiere von Glanz, Gloria & Gesocks oder watt – YouTube – Link
Hinweis :
Dies ist meine Filmkritik, Zusammenfassung und Beschreibung meiner Meinung, keine Werbung, denn die wäre dann unbezahlt in diesem Falle. Ist es aber nicht. Der Film ist was Besonderes und deswegen ist es hier im Blog.
Bei der Galerie auf die Bilder klicken, dann sind sie in voller Pracht zu sehen – Copyright André Brune: