Göre – Ein Ruhrpottwort?

Göre – Ein Ruhrpottwort? – Das kleine Hörspiel zum nachfolgenden Text erklärt….

Ne, wat hasse denn geglaubt? Dat Wort Göre is schon lange unterwegs im Sprachgebrauch. Abba is kein Ruhrpottwort, auch wenn der Oppa nebenan zum ungezogenen Blach weiblicher Natur rumkrakeelt, dat die Göre sich verziehn soll, weilse sich weigert dem Oppa einen Sitzplatz inne Straßenbahn freizumachen. Dat is schließlich doch kein kurzer Wech vom Berchmannsheil nach Gelsenkirchen Mitte vorbei annem Schalker Stadion. Auch wenn er höflich fracht. Heutzutage kricht son alter Mann dann gleich zurückgebrüllt: „Wat willse, Alter Sack, ey!“ Freundliche Konwersatzion is anders.

Da hat der Alte eben heutzutage nix mehr zu melden, weiss Bescheid. Die Gören sind eben selbstbewusster heute und, wie heißt dat nomma? Emanzepiert. Richtich. Sonne Emanze, mit der willse dat lieba nich aufnehmen. Die haut dich unangespitzt wortwörtlich innen Boden.

Abba vielleicht hilft dat dem alten Mann bei de Konwersatzion ja, wenna bisken wat Geschichtlichet zum Wort raushaut, so dat die Göre doof ausse Wäsche guckt und emanzepatorisch wörtlich technisch die Spucke wechbleibt. So wie ungefähr wie dat, wat ich jetz mitteile zur Erklärung des Wortes. Musse nur vorher auswendich lernen, wie früha die Glocken vom Schiller, weiss Bescheid:

Hömma ! Du Göre, kannse mir als alten Mann nich ma ein Platz anbieten? Ich soll nicht beleidigend werden? Pass ma auf! Denn Göre is ja nich unbedingt beleidigend. Ich klär dich ma auf! Göre, da weisse dattu ausm 16. Jahrhundert ungefähr komms.

Dat is ein Wort wat von “gorag” abstammt, wat soga noch älter is, nämlich ausm 9. Jahrhundert ausm Althochdeutschen, wat soviel wie „gering“ oder „armselig“ heißt!

Später gabet dat immer noch im Mittelhochdeutschen als „gorrig“, wat nich gäriges Bier, obwohl is schon naheliegend. Denn wenne drüba nachdenks, gärt dat schon in sone Göre. Rech dich nich auf. Ich verklär dir dat ja nur! Also „gorrig“ is ein Wort für „die Kleine“. Dat hat man also für kleine Mädken gesacht so bis zum 16. Jahrhundert etwa. Du, die waren eh alle klein, musse wissen. Da war die Ernährung nich so reichhaltich mit Vitamine und Fleisch und so wie heute. Da waren die höchstens ein Meter fuffzich. Deswegen hieß der Kaiser Karl ja Groß, weil der knapp anne zwei Meter kam. Dat war schon ungewöhnlich damals. Abba der war ja Kaiser. Der konnte als Blach ja futtern, watta wollte. Dat konnte son kleinet Mädken ja nich und musste ackern aufn Feld und Früchte sammeln und so, weiss Bescheid.

Sei doch nich so ungeduldich. Jetz kommt et ja. Et gab ja auch noch die Abwandlung „gorec“ für „mager“. Und im Westfälischen, wo wir ja so westlich von wohnen im Pott und auch im Rheinischen, wo wir so östlich von wohnen, da haben die Leute dat mitn J verkleidet. Etwa so: „jörrich“ oder „jorrich“. Heißt abba imma noch „Kleines armseliges Wesen“.

Nein, dat heißt noch nich Göre, dat kommt ja jetz. Pass auf!

Da is so ein Wort aufgetaucht, wat „Gurre“ hieß, so in etwa um dat 13. Jahrhundert ausm Mittelhochdeutschen. Dat hat sich dann wohl im Niederdeutschen, wat so nördlich in Deutschland bis nach Holland hin gesprochen wurde in Göre umgewandelt. So jetz kommt dat, wasse wissen muss!

Ja klar, spann ich dich aufe Folter, wat „gurre“ heißt. Dat is ja dat spannende. Also Augen und Ohren auf: “Gurre” steht für “schlechte Stute”.

Jetz komma runter! Siehse aus wie n Pferd? Na also!

Ach du liebst Pferde? Na, dann is dat doch nich so schlimm. Denn im Mittelalter, sind die weiblichen Pferde nich so beliebt, wennse nich gebären. Dat is fürn Bauern oder auch Ritter, die jeweils Pferde für die Feldarbeit oder Soldaten brauchte, keine gute Sache. Und wenn die Frauen zuhause…. Na, du muss wissen, dat die Männer früher dat sagen hatten….naja, wenn die Frauen rumgezickt haben, so wie du, also faul oder schlecht fürt Gemüt, verzogen, unfug treibend waren, dann waren dat auch „Gurren“. Dat is ja meist so, wennse inne Pubertät sind. Keine Angst, hatte meine auch. Du wills nich wissen, wie ich mich früha benommen hab, als ich Vierzehn bis Sechzehn war…

Also ausm Wort „Gurre“ für „schlechte Stute“ hat sich dat inne Männerwelt durchgesetzt die verzogenen Mädels als „Göre“ dann zu bezeichnen.

Jetz ma ruhich, Braune. Ich hab dich doch noch nich als Göre bezeichnet. Ich will dir dat doch nur erklären. Eine Minute noch, denn et kommt jetz wat Besonderet. Denn wenne dich ma zu wat Besonderem entwickeln tus, dann wirse vielleicht so eine Grant Dam, wie die Franziska zu Reventlow.

Wat Grant Dam is?

Dat is ausm Französischem. Heißt so viel wie Große Frau übersetzt. Moment mal! Klugscheißer bin ich nich. Hab mich einfach ma schlau gemacht. Bisse nich neugierich, wer die Grant Dam war, also Franziska von und zu?

Also die Franziska zu Reventlow war eine selbstbewusste, kesse und abgebrühte junge Frau. Die hat Bücher geschrieben. Romane und Bühnenstücke, die vor allem im Berliner Miliö spielten. Keine Ahnung, ob du da nochn Roman von der kriss. Da musse ma inne Buchhandlung oder im, wie man so schön sacht: Internet gugeln.

Also die Romane und Stücke von der spielten in den wilden 1920er und 1930er Jahren, als nachm großen ersten Weltkriech, die Frauen alle selbstbewußter wurden, weil die anne Heimatfront überall ran mussten, weil die Männer innen Kriech zogen. Die wurden Schaffner, schraubten Bomben zusammen anne Werkbank, wurden Apothekerinnen, die ersten studierten besondere Fächer, wie Medizin und eröffneten Hotels oder eine Bank. Bevor da die Nazis kamen, war da für Frauen schon ein Weg offen nach oben. Dann sollten die nur noch gebären… Abba ich komm vom Thema ab. Also die spielten im Berliner Miliö der Mittelschicht und ärmeren Proletariats.

Wat Proletariat is? Na, hasse nich inne Schule zugehört? Die Proleten waren die Arbeitsklasse und die Mittelschicht eher die Angestellten und Kleinbürger, die ein gemütlichet Zuhause haben wollten. Da gabet schon ma Reibereien zwischen die, wennse zusammen anne Theke standen, weil die einen wollten eben Regieren, während die Mittelschicht eher regiert werden wollte, abba nich vom Proleten, deswegen… Ja, ja. Ich soll aufn Punkt kommen. Ich weiß…

Du muss auf jeden Fall noch von einer Bescheid wissen: Claire Waldorff !

Die kam echt von hier! Die is geboren bei dir umme Ecke in Gelsenkirchen 1884, als Claire Wortmann! Nein, die lebt nich mehr. Die hättse gern kennengelernt, klar. Die is alt geworden, abba starb 1957 in Bad Reichenhall. Keine Ahnung, ob die da zuviel Kurwasser gesoffen hat. Abba wat wichtich is, is, dat die eine Volkssängerin der Kleinkunst wurde. Sie war die deutsche Interpretin verschiedener Genres, also von Proletentum bis Großbürgerschaft, die Texte von Kurt Tucholski und Eduard Künecke, um nur zwei berühmte Persönlichkeiten aus der Zeit mit treffenden Vertonungen zur Zeit des Vulkanischen Umtriebs in Wort und Ton zu nennen.

Und wenne ne „Goldene Göre“ werden wills, dann musse wissen, dat die seit 2003 dat „Deutsche Kinderhilfswerk“ als Preis verleiht. Dat is einer der höchstdotierten Preise für wenne dich da für Kinder und Jugendbeteiligung beteilichst. Wat man da machen muss?

Da gehse ma schön brav gugeln. Und dann tusse ein gutet Werk für deine Altersklasse und kriss nochn Preis dafür, Du „Göre“!

Geht doch! Danke dir für den Platz, abba jetz muss ich leider aussteigen ausse Straßenbahn. Denk ma drüba nach, wenne nächstet Mal einen alten Sack wie mir, keinen Platz inne Straßenbahn anbietes. Ich kann im Gegensatz zu dir nich mehr so lange stehen und meine Augen können dat daddeln da mit deiner Fingerfertichkeit auch nich mehr hinkriegn.

Ja, danke für die Besserungswünsche, wennet noch wat wird. Bis nächstet Mal und vielleicht les ich ma wat inne Zeitung von dir! Wat ne Zeitung is? Dat erzähl ich de nächsten Fahrt, wenn ich sitze, dat is ein längeret Thema und jetz muss ich abba. Tschüskes!

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Göre – Erklärvideo bei der Ruhrpottgöre in „Heimatliebe Ruhrgebiet“, Essen – LImbecker Platz 1

Weitere Informationen/Buchtipps/CD-Tipps:

Claire Waldorff:

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Franziska von Rewentlow:

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Zur „GOLDENEN GÖRE“ vom DEUTSCHEN KINDERHILFSWERK:

ZUM ANMELDEN des AKTIONSPREISES (Anmeldeschluss ist der 31.01.2022):

https://www.dkhw.de/aktionen/deutscher-kinder-und-jugendpreis/

BISHERIGE PROJEKTE: Impressionen der letzten Jahre | Deutsches Kinderhilfswerk (dkhw.de)

Wer dem Kinderhilfswerk etwas spenden möchte: Ihre Spende für Kinder | Deutsches Kinderhilfswerk (dkhw.de)

Quelle:

Peter Honnen: Wo kommt dat her? Greven Verlag

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www.de.wikipedia.org/wiki/Göre

www.de.wikipedia.org/wiki/Fanny_zu_Reventlow

www.de.wikipedia.org/wiki/Claire_Waldoff

www.dwds.de/wb/Göre

Podcast I +Youtube-Video I +Fotogalerie I + Auszug aus Büchern I Der Ruhrpottologe trifft auf den Märchenprinzen Michael Göbel

Da treff ich einen alten Bergmann mit einem ganz besonderem Talent: Michael Göbel

Warum nehm ich Michael als einer der ersten Ruhrpott-Menschen in meinem Blog auf?
Er ist ein Autor. Und sein Talent ist: Er schreibt und reimt weitgehend in der uns typisch bekannten Dialektsprache: Ruhrpottisch. Und ist ein eingefleischter Fan von Schalke 04. Trotzdem sollten Dortmunder ihn lesen!

Nicht alles ist auf Ruhrpottisch. Er fing 2012 an zu schreiben, weil er sich langweilte als Frührenter vonne Zeche Blumenthal sozusagen in Langzeiturlaub geschickt. Er hat es einfach gemacht. Keiner hat geglaubt, dat der Micha dat kann. Viele haben ihn belächelt und jetzt folgen dem Pott-Poeten auf Facebook mehr als 15000 Menschen!

Da hat er einfach mal ein paar nostalgische Reime gedichtet, die auch vonne Ruhrkohle unterstützt wurden mit Bilderkes. Dann hatta gedacht: Et gibt ja keine Märchen auf Ruhrpottisch. Dat wat die Grimms auf Hochdeutsch machen, dat kann ich auf Ruhrpottisch bestimmt auch. So begann er insgesamt schon acht Märchen auf Ruhrpottisch entstehen zu lassen und dat nächste ist in Arbeit. Bisher sind viele Märchen von Jack Tengo, mein erster Podcast-Gast, auf Youtube zum Teil vertont. Mittlerweile sind zwei Kinderbücher entstanden: Mein Oppa war Bergmann und Oppa erzählt von seiner Lehrzeit von Unter Tage, die von mir und Jack Tengo zusammen als Hörspiel vertont werden. (Info kommt noch und Link, sobald fertig!)

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Gedicht „Dat Büdchen“ von Michael Göbel – Film/Foto/Gelesen/Sprecher: André Brune

Außerdem hat er noch Gedichtbände auf Hochdeutsch oder auch Ruhrpottisch entstehen lassen, die dat Heimatgefühl der Menschen im Pott widerspiegeln und nicht zu vergessen ein neuet Standardwerk über den Dialekt und dat Ruhrpottische an sich: Ruhrpottisch für Anfänger – Das ganz besondere Wörterbuch. Darin schreibt er über den Mischmasch der Sprache, die hier ursprünglich den Einfluss des rheinischen, münsterländischen und westfälischen Niederdeutschen Platt hatte und sich mittlerweile mit vielen Wörtern von zugezogenen Einwanderern aus Polen, Russland, auch Türkei und viele anderen Ländern mit ihren speziellen Wörtern oder durch Französische und Belgische Besatzungstruppen während der Besatzung von Napoleon im 19. Jahrhundert oder nach dem I. Weltkrieg erweitert hat.

Seine Kinderbücher belegt er mit Grafiken und Illustrationen selbst und schreibt so, dass es nicht nur für Kinder ist, sondern auch Erwachsene interessieren kann, die bisher mit dem Bergbau nichts zu tun haben. In „Oppa erzählt von seiner Lehrzeit von Unter Tage“ erklärt Michael Göbel auf einfache Weise, wie eine Zeche funktioniert. Er verlegt seine Bücher als Book On Demand selbst.
Wer seine Werke zum Vorlesen, Lesen oder verschenken möchte:

Bei Facebook mit über 15000 Fans ist er hier zu entdecken:
Michaels Gedichte Seite – Ruhrpott-Poet | Facebook
Michael Göbel | Facebook

Der Autor und Pott-Poet Michael Göbel und seine Werke | Facebook

Außerdem hat er eine tägliche Gute – Nacht – Spruch-Seite mit sinnigen nachdenklichen Sätzen, die einem die Augen öffnen können: Micha’s Sprüche zur Nacht | Facebook

Jack Tengos Vertonung der Märchen: Mäarchens auf Ruhrpottisch – YouTube

Der Podcast mit dem Ruhrpott-Poeten Michael Göbel

Auf Youtube mit exklusivem Bildmaterial:

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Auf Instagram ist er ebenfalls unterwegs: Michael Göbel (@pottpoet) • Instagram-Fotos und -Videos

Seine BOD – Seite: Suchergebnisse für: „michael göbel“ (bod.de)

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Exklusive Lesung des in der Fotogalerie stehenden Auszug aus dem Buch „Oppa erzählt von seiner Lehrzeit von Unter Tage“ von Michael Göbel – Sprecher: André Brune
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Exklusive Lesung Teil 2 aus „Oppa erzählt von seiner Lehrzeit von Unter Tage“ von Michael Göbel – Sprecher: André Brune

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Ruhrpottisch Verdorri = Verdammt oder Verflixt

Landete hier entweder durch das niederdeutsche Platt, aber definitiv durch nach Holland verschickte Kinder oder Jugendliche, die dort im Haushalt gearbeitet haben, um besser ernährt zu werden, auch zur Zeit des 1. Weltkrieg (Niederlande waren da neutral) um nicht der Großfamilie zur Last zu fallen. Meine Oma war eine von ihnen. Kannse Buch vom Stadtarchiv Bottrop lesen. Da hat man bisken geforscht zum Thema.

Mein Youtube-Video: https://youtu.be/Y5vT5nw4E-4

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