Im Rahmen meiner ersten „Flaschengefühle“ – Ausstellung habe ich den 17.7.23 als Projekttag vorgesehen für die Säuberung von Historischen Schildern.
Etwas, das ich zwischendurch auch mache in Städten, wenn ich an einem Schild vorbeifahre und es mit unsinnigen Graffitis beschmiert sehe. Das ist für mich ebenfalls Abfall. Abfall für die Augen.
Es geht nicht um die Verkehrsschilder, denn die darf man nicht saubermachen. Sie werden vom Straßenverkehrsamt gesäubert, wenn sie es denn mal machen. Fachkräftemangel, Stadt muss sparen oder Hemd in der Wäsche. Die Gründe, warum das Straßenverkehrsamt, egal in welcher Stadt, es nicht machen kann, sind höchstwahrscheinlich sehr vielfältig.
Es geht um die Informationsschilder über Historische Orte von Industriekultur, Architektur bis hin zu Gedenkstätten, aus der Naziherrschaft, die für Einheimische und Touristen von Vereinen, Sponsoren, Gesellschaften oder der jeweiligen Stadt aufgestellt werden. Oft genug erlebe ich sie respektlos mit Aufklebern oder „Tags“ durch Edding- oder Sprayfarben beschmutzt bis hin zur Unlesbarkeit verschmiert. Oft genug wurden die Schutzschichten mit Werkzeugen beschädigt.
Bevor ich die Schilder im Westpark sauber gemacht habe, war das Denkmalschild von Louis Baare dran. Da waren es keine Menschen, sondern Tauben vom Baum, die drauf geschissen hatten. Auf Louis lass ich nix kommen. Er hat für seine Stahlarbeiter ganze Siedlungen gebaut. So entstand auch die Siedlung Stahlhausen. Oft im Radio wegen Staunachrichten A40 etc.
Die Beschmutzung ist für in meinen Augen auch eine Art „Müll“. Gehirnmüll, der doch an anderer Stelle hübsch angesehen werden kann, aber nicht auf den Schrifttafeln. Das Video zum Projekttag ist seit knapp einem Jahr auf Youtube in meinem Kanal ruhrpottologeTV zu sehen, aber es ist noch nicht im Blog entsprechend beschrieben worden. Ich finde es nun wichtiger denn je, weil ich die Ausstellung mit der Projektwoche in ähnlicher Weise in andere Städte bringen will. Der Umweltschutzgedanke, der dahinter steckt, ist mir sehr wichtig, weil ich nicht nur aus der Branche komme, sondern anders als die Fridays for Future-Kids, damals als ich so alt war in einer Umweltschutzgruppe namens Robin Wood gewesen war und mich für die Umwelt stark engagiert habe in meiner Heimatstadt Bottrop. Der Verein hat damals viel erreicht und wir waren nur eine Handvoll Personen. Mein Projekttag der Schilder-Säuberungsaktion gehört trotzdem dazu. Weil es wichtiger denn je ist, unsere Region schöner zu machen.
Ich suchte mir also zum Projekttag einige Schilder aus in der Nähe vom Ausstellungsraum des Schaubüdchen, das an der Ursulastraße in Bochum liegt. Natürlich war es sinnvoll zum Westpark zu gehen. Dort befinden sich viele Hinweisschilder auf die Historie der Jahrhunderthalle und ihrem Gelände.
Natürlich waren fast alle beschmiert im wahrsten Sinne des Wortes. Auch Aufkleber vom Bochumer VfL fand ich auf einem. Wenn auch ich Mitglied des VfL Bochum bin, heißt es nicht, dass ich unbedingt einen Aufkleber genau darauf setzen muss. Da gehört aber keiner drauf!
Ich habe im Rahmen des Projekttages auch um Mithilfe gebeten im Internet, aber es scheint kaum jemanden zu interessieren, was mich noch mehr nervt. Wer durch die Landschaft des Ruhrgebiets geht und diese wichtigen historischen Schilder beschmiert sieht, findet es ebenso wie ich sehr negativ. Es kommen Aussagen wie: „Schrecklich! …. Wie kann man nur….? Diese Schweine….! Man müsste was tun….!
Wenn ich dann dabei bin mit einem Schwamm zu säubern, schauen sie interessiert hin. Sie gehen entweder nickend oder schweigend dran vorbei. Oder sie fangen ein Gespräch an. Manche sagen dann, dass es toll sei, dass es jemanden gibt, der das mal tut. Manche sagen auch, dass es schon so lange da draufsteht und niemand abputzt. Manche sprechen einen Lob aus und manche holen brachialen Wortschatz raus, um die Beschmierer zu beschimpfen. Aber niemand, wirklich niemand von ihnen ist selbst mal auf den Trichter gekommen mit einem Schwamm und etwas Putzmittel oder Brennspiritus, was ich verwende meist, je nach Schutzschicht, selbst Hand anzulegen. Auf dem Gelände des Westparks ist eigentlich der Kommunalverband Ruhrgebiet zuständig. Ich habe das dort auch mitgeteilt, dass ich das nicht in Ordnung finde. Wenn dort Schilder aufgestellt werden, dann sollten sie regelmäßig überprüft und von ihnen gesäubert werden. Das liegt leider in deren Verantwortung!
Natürlich kostet es Geld diese sauber zu machen bzw. halten. Aber es sind wichtige Elemente für den Tourismus auch für auswärtige Gäste, die sich für unsere Heimat und Region interessieren. Wenn ich nach Bayern fahre, sehe die Berge vom Berchtesgadener Land bin ich begeistert. Würde ich nun aus dem Bahnhof steigen, der voll versaut wäre, so wie es im Ruhrgebiet leider der Fall ist, und im nächsten Moment die erste historische Tafel voll verschmiert vorfinde, die mich über den Bahnhof informiert, seit wann er im welchem Stil und wie die Halle von wem gebaut wurde, weil es für die Stadt ein besonderer Bahnhof ist, dann würde ich den ersten Eindruck schon haben und mir denken: Das ist also Berchtesgaden. Klar, es sind schicke Berge rundherum, aber die Menschen scheinen hier wohl nicht ganz so toll zu sein. Da werde ich wohl das ein oder andere enttäuschende Erlebnis haben. Aber ich hab meinen Urlaub gebucht. Da muss ich wohl durch und erstmal hoffen, dass es etwas besser wird. Das ist so wahrscheinlich der Eindruck, den viele machen, so wie kürzlich bei der Europameisterschaft der Engländer, der Gelsenkirchen am Bahnhof einfach als „Shithole“ bezeichnet hat. Natürlich ist das der Eindruck. Die Menschen sind nicht alle so, wie die Beschmierer. Aber trotzdem wird die Stadt im Allgemeinen daran gemessen.
Ich habe etwa sieben Schilder an dem heißen sonnigen Tag sauber gemacht. Es war nicht viel los vor Ort und ich musste aufpassen das richtige Mittel zu nutzen, weil die Oberschicht eine andere ist, als bei anderen Schildern. Manche Dinge gingen nicht ab, was mich ärgerte. Aber am Ende war alles lesbar. Das war das wichtigste für mich.
Und so endete der Projekttag wieder erfolgreich. Ein Jahr ist es tatsächlich her, dass ich dort den Weg gemacht habe. Ich habe den KVR informiert über Instagram. Ich werde nun ein Jahr danach wieder dort nachschauen gehen, um nachzuforschen, ob die Schilder in Takt sind.
Beim historischen Bergbauwanderweg in Eppendorf fühlt sich niemand für zuständig. Ich habe mich hier und da informiert. Die Sparkasse Bochum, die Stadt und der Historische Bergbauverein haben die Schilder vor Jahren aufgestellt. Niemand fühlt sich für diese zuständig. Warum macht man da nicht einfach einen Schuh draus? Warum übernimmt die Stadt nicht einfach die Kosten und macht sie mit dem Grünflächenamt sauber? Dann wäre die Zuständigkeit erledigt. Aber eben da liegt der Hase im Pfeffer. Es kostet. Die Stadt hat kein Geld. Ehrenamtliche finden sich dafür nicht. Also bleiben die Schilder meist versaut, wenn es keine Freiwilligen gibt.
Ein Schild auf dem Höntroper Bergbauwanderweg in Eppendorf, das ich schon zwei Mal innerhalb von zwei Jahren sauber gemacht habe, ist seit sechs Monaten wieder beschmutzt worden. Es beschreibt die Pferdebahn, die vor über 100 Jahren hier herging mit einer schönen Grafik. Nur noch ein Weg ist davon noch übrig und wird von Obstbäumen gesäumt. Ich habe bewußt einfach abgewartet, ob es jemand anderer tut. Nein, es hat sich keiner dafür hingestellt mit einem Schwamm. Diese Arbeit von wenigen Minuten werde ich dann wieder übernehmen. Es ärgert mich zutiefst, wenn etwas nicht zu entfernen ist. Auf den Tafeln des KVR hatte ich das ein oder andere Problem nicht entfernen zu können.
Niemand versteht, dass diese Schmierereien natürlich auch ein schlechtes Bild nach Außen ist. Ich möchte das Bild nach Außen nicht kaschieren. Das Ruhrgebiet ist, wie es ist. Aber an einigen Stellen können wir alle schrauben. So schraube ich an meiner Aktion der „Schilderchallenge“, die ich immer noch alleine machen werde. Irgendwann folgen mir die Leute, um es zu tun, genau, wie es immer mehr gibt, die Müll sammeln gehen. Apropos habe ich neben dem Säubern der Schilder natürlich auch Müll sammeln können im Westpark. Zwei Fliegen mit einer Klappe erfolgreich zum Projekttag ausgeführt. Und die von der Stadt Bochum (vielen Dank dafür, trotz meiner Kritik an der Zuständigkeit wegen der Schilder!) geförderte Ausstellung hat wieder einen wichtigen Abschluss gefunden.
Wir sehen uns bei einer meiner nächsten „Flaschengefühle“-Ausstellung irgendwo im Ruhrgebiet, um wieder auf die Missstände aufmerksam zu machen und zu animieren es besser zu machen, denn das hat z.B. die Garteninitiative in Goldhamme gemacht, die ich an einem anderen Tag der Projektwoche besucht habe. Aus einer kleinen wilden Mülldeponie entstand ein nachbarschaftlicher für alle zugänglicher Anbaugarten, wo sich alle wer möchte Kräuter, Tomaten, Salat und Porree mitnehmen kann. Es geht eben auch anders. Aber darüber berichte ich nachfolgend.
Glück auf!
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