Waddisch – dat echte Ruhrdeutsch aus Essen-Werden I Interview mit Marc Real & Peter Gabka I +Videopodcast I +Podcast I +Fotos

Spannende Sprachgeschichte erlebte ich mit Marc Real & Peter Gabka in Essen-Werden! Waddisch ist ein seltener übrig gebliebener Dialekt inmitten des Regiolekts Ruhrdeutsch. Gesprochen wurde er über ein Jahrtausend im Werdener Bereich. 

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Schon über die Ruhr hinweg gab es einen etwas anderen Dialekt des niederdeutschen Platt. Er teilte sich im Raum des Ruhrgebiets, wie die Regierungsbezirke in drei „Platt“-Bereiche: Münsterländischer Sandplatt, dem Sauerländischen und dem Rheinländischen Platt.

Schon über die Ruhr hinweg gab es einen etwas anderen Dialekt des niederdeutschen Platt. Er teilte sich im Raum des Ruhrgebiets, wie die Regierungsbezirke in drei „Platt“-Bereiche: Münsterländischer Sandplatt, dem Sauerländischen und dem Rheinländischen Platt.

In Werden hat sich aus dem Platt eine Sprachinsel erhalten, die bis nach Heisingen gesprochen wurde: Waddisch. Doch hinter Heisingen hörten sich viele Wörter und die Mundart schon wieder etwas anders an.

Der Umbau der deutschen Sprache zu einer einheitlichen hochdeutschen Sprache durch die Industrialisierung, die Einführung der deutschen Rechtschreibung, die Schulpflicht und natürlich auch die Tatsache, das sich immer weniger für die alte Heimatsprache interessierten gab den Dialekten überall kaum noch Möglichkeiten sich zu entfalten bzw. zu erhalten.

Noch bis vor 50 Jahren gab es im Ruhrgebiet zig Vereine und Gruppen, die sich dem Erhalt ihres regionalen Dialekts zusammen getan haben. Jedoch ist das Interesse beim jüngeren Publikum, wie bei vielen traditionellen Vereinen kaum vorhanden, so dass auch dort ein Aussterben begann.

Das Waddisch hat sich bis jetzt als einer der wenigen erhalten können. Es sind sogar einige neuere Interessenten dazu gekommen, so dass 20 Mitglieder und Mitgliederinnen mittlerweile sich gegen das Aussterben der über Jahrhunderte gesprochenen Sprache aus dem Niederdeutschen Platt in Werden stemmen.

Waddisch ist im Ruhrgebiet wie eine Sprachinsel. Natürlich gibt es noch einige Vereine, wie in Datteln oder Mülheim, auch in Bottrop-Kirchhellen, die ebenso versuchen, das Aussterben des dortigen Ur-Dialekts zu verhindern. Aber oft sind sie überaltert und haben keinen Nachwuchs.

Ein Gedicht auf Waddisch aus dem Essener Anzeiger Zeitung von 1937

Es ist leider eine Frage der Zeit, wann auch sie verschwinden im Sprachgebrauch und nur noch Digital erhalten sein werden. Waddisch jedoch wird zumnindest noch länger überdauern. Denn mit dem 26 jährigen Marc Real, haben sie eine realistische Chance, langfristig Waddisch erhalten zu können.

In den „Werdener Nachrichten“, einer regionalen Zeitung, die immer noch wöchentlich erscheint, ist Waddisch und die Geschichte von Werden generell immer ein Thema seit der Gründung und wird weiterhin bestand haben. Marc Real schreibt in Waddisch und ist freiberuflich für die Zeitung unterwegs neben seinem Studium. Die Zeitung ist ein mittlerweile von der Funke Medien Gruppe übernommenes Anzeigenblatt kann immer noch erscheinen. Für den humanen Preis von nur 4,99 € im Monat erfährt man nicht nur aktuelle Nachrichten aus Werden, sondern auch reichhaltige Geschichte und immer ein in Waddisch geschriebener Artikel, ein Gedicht oder eine Geschichte.

Am 13.10.1927 habe sich die Gleichgesinnten zusammengesetzt und haben der Welt mitgeteilt, dass sie das Aussterben des Waddischen verhindern wollen. Bis heute und auch für die nahe Zukunft ist das vorerst gesichert worden.

Viele Vereine oder historische Gesellschaften, die sich mit der alten Geschichte befassen, haben keinen Nachwuchs. Sie sind in der jetzigen Zeit dabei sich „abzuwickeln“. Bisherige Förderer sterben. Nachfolger oder Nachfolgerinnen werden nicht mehr gefunden. Auch die Prioritäten haben sich verändert. Alte Sprachdialekte werden mittlerweile digital aufgezeichnet, um für die Nachwelt zu erhalten, aber sterben im Sprachgebrauch nach und nach. Das Internet, die Abkürzungen mit Emojis, auch die Verenglischung so mancher Wörter und der oberflächlichere Sprachgebrauch können so manchen Dialekt zum Sterben bringen ohne den mangelnden Nachwuchs zur Pflege der Dialekte einzurechnen, der in vielen Bereichen und Vereinen fehlt.

Einblick in Marc Reals Buch Brambulle on Imseike - eine Waddisch - Fibel

Marc Real ist noch keine 30. Er ist eine Ausnahme. Er studiert Sprachwissenschaft und Geschichte und ist begeisterter Anhänger der plattdeutschen Sprache, die da war, bevor die Industrialisierung begann. Einige Wörter, die im Ruhrdeutschen Regiolekt uns bekannt sind, stammen aus dem Platt. Viele jedoch sind eben kaum noch bekannt oder werden so nicht mehr gesprochen, auch nicht in Ruhrdeutsch. Das liegt auch z.T. daran, dass durch „Migranten“ aus allen Teilen des Deutschen Reichs, und auch den damals polnischen und österreichischen Gebieten vor dem ersten Weltkrieg gekommen sind, um Arbeit zu finden und auch ihre Sprache hier einfloss.

Peter Gabka ist nicht nur ein langjähriger Unterstützer des Waddischen, obwohl er aus der Lüneburger Heide stammt. Er war lange Jahre Präsident des Werdener Karnevalvereins. Waddisch und Karneval gehören in Werden zusammen, wie eineiige Zwillinge.

Peter hat die ein oder andere augenöffnende Anekdote vom Ende und Neuanfang des Werdener Karneval auf Lager und liest uns zwei Texte mit Niederdeutschem Platt vor. Der eine ist zum Teil mit Waddischen Wörtern gespickt und das „Tischgebet“ vom Niederrhein.

v.l.: Peter Gabka, André Brune, Marc Real (c) André Brune

Die Sprache ist spannend und müsste mehr als einen kleinen Rahmen bekommen. Wenn sie ausstirbt, stirbt die wahre Geschichte des ursprünglichen Ruhrgebiets, die vor der Industrialisierung war und immer Bestand hatte bis in die jetzige Neuzeit. Waddisch sprachen hier die Äbte, die Mönche im Kloster, die jeden Tag die eingehenden Gelder verwalteten, die zum Bistum Köln gingen, denen das halbe westliche Ruhrgebiet, z.T. gebietstechnisch gehörte und natürlich die unzähligen Tuchmacher.

Mit Marc werde ich auf jeden Fall für das ein oder andere in Kontakt bleiben. Über Werden möchte ich auf jeden Fall mehr erfahren. Die ehemalige selbstständige Stadt und heutiger Essener Stadtteil war eine Tuchmacherstadt. Sie lebte nicht vom Bergbau und hat den Krieg fast unbeschadet überstanden. Erst die Stadtsanierung in den 1960er Jahren führte zu Abriss von vielen historisch wichtigen Häusern. Das ist ebenso auf meiner Agenda für den Bereich Essen. Da wird mir Peter Gabka, Marc Real und auch Thomas Schwarzkopf, der in einem Instagramaccount Fotos über Werden von Gestern und Heute zeigt, mit Sicherheit eine Unterstützung geben.

Das Tor nach Werden mit den Türmen der St. Ludgerus-Basilika (c) André Brune

Die Altstadt und der Flair an der Ruhr, trotz der stark befahrenen Bundesstraße, die quer durch die Ortschaft in den 1960er Jahren geprügelt wurde, ist definitiv ein Besuch wert. Wichtig ist auch der Besuch des Werdener Doms mit der Grabstätte des Gründers Liudgeri. 

Der Bistum Essen – Wanderweg führt logischerweise hier an drei markanten Kirchen vorbei. Doch nicht die Abtei in Werden ist der wichtigste Kirchbau, sondern die unscheinbare romanische St. Lucius-Kirche. Sie gehört zu der ältesten geweihten Kirche nördlich der Alpen. Erbaut ab 995 n.Chr. und von Erzbischof Anno II. von Köln 1063 geweiht. Also zu Entdecken gibt es hier viele Dinge!

Tipp für ein besonderes Kennenlernen:

Die „Feier der Heimatsprache“ ist am 12. Oktober ab 13 Uhr.

Waddisch und wir feiern die Heimatsprache | Facebook

Werden hat also neben der Sprache eine reichhaltige Geschichte, die man kennenlernen muss!

Wer das Waddisch näher kennenlernen möchte:

 www.waddisch.de

Instagram: Waddisch Platt (@waddisch.de)

Facebook: Facebook.com/waddisch.de

Youtube:  @waddischplatt7642 

Jeden 2. & 4. Sonntag von 14 – 16.30 Uhr im Monat ab dem 27. Oktober trifft sich der Verein:

Zentrum 60plus Heckstraße 27 in Essen-Werden

Mobil: 01786861026

Email: real@waddisch.de

www.waddisch.de

Ein drei Jahre altes Video zeigt Marc, wie er an der Ruhr in Waddisch erzählt:

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Ein britischer Youtube-Kanal hat was über Waddisch rausgebracht, allerdings als Ost-Bergischen – Dialekt bezeichnet:

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***

Büchertipps

Real, Marc & Dirk Uhlenbrock. 2024. Bramballe on Imseike. Fibel op Waddisch (Wadden Kladden 6). Essen: Erste Liga. ISBN ./. (Buch erscheint bald)

Schütte, Heinz. 2002. Waddisch Platt. Essen: Eigenverlag. ISBN 3000103392

Einziges Wörterbuch über Waddisch Platt von Heinz Schulte

Butenberg, Franz Ludger. 1913/1994. Waddische Quatereien. Eine Lese ergötzlicher wahrhaftiger Geschichten in Werdener Platt. Essen: Schmitz. ISBN 3980219879

Döres (August Hahn) : Blömkes ut minen Gaden

Göbels, Hubert. 1991. Die kleine Hex op Waddisch Platt. Essen: Schmitz. ISBN 3980219844

Göbels, Hubert. 1989. Max on Moritz. Essen: Schmitz. ISBN 398021981X („)

***

DIALEKT in Deiner Region

Wer sich für die eigene Ursprungssprache in seiner Region interessiert, dem empfehle ich folgende Ansprechpartner, die ich dankenswerterweise von Marc mitgeteilt bekommen habe und für Interessierte hier veröffentliche:

Für Werden gibt es noch den Heimatverein:

https://www.heimatverein-werden.de/b/kommomend-waddisch-platt-freunde

Hamminkeln (Kreis Wesel)

Dingden: Heimatverien Dingden https://heimatvereindingden.de/

Rheinberg (Kreis Wesel)

Rhinberkse Sprookverein Ohmen Hendrek: https://ohmen-hendrek.de/

Dinslaken (Kreis Wesel)

Interessengemeinschaft Altstadt Dinslaken http://www.altstadt-dinslaken.de/

Verein für Heimatpflege Land Dinslaken https://land-dinslaken.de/

Hünxe (Kreis Wesel)

Heimat- und Verkehrsverein Hünxe https://www.heimatverein-huenxe.de/

Haltern am See (Kreis Recklinghausen)

Plattdeutsche Bühne https://plattdeutschebuehnehaltern.jimdofree.com/

Marl (Kreis Recklinghausen)

Heimatverein Marl https://www.heimatverein-marl.de/

Datteln (Kreis Recklinghausen)
Plattdeutscher Sprach- und Heimatverein Datteln https://www.heimatverein-datteln.de/

Recklinghausen

Plattdeutsche Bühne http://www.plattdeutsche-buehne-re-ev.de/

Werne (Kreis Unna)

Heimatverein Werne https://www.heimatverein-werne.de/

Kolpingsfamilie Werne https://vor-ort.kolping.de/kolpingsfamilie-werne-an-der-lippe/

Hamm

Heessen: Heimatverein Heessen https://www.heimatverein-heessen.de/

Holzwickede (Kreis Unna)
Plattdeutscher Club Dorpdisch „Fi kürt Platt“ https://www.holzwickede.de/verzeichnis/mandat.php?mandat=152196&kategorie=99&browser=1

Bottrop

Fuhlenbrock: Plattdütsche ut Waold un Hei http://www.plattdütsche.de/

Kirchhellen: Verein für Orts- und Heimatkunde https://www.heimatverein-kirchhellen.de/

Mülheim an der Ruhr

Geschichtsverein Mülheim an der Ruhr https://www.geschichtsverein-muelheim.ruhr/

Altstadt: Bürgergesellschaft Mausefalle https://mausefalle.jimdosite.com/

Saarn: Stammtisch Aul Ssaan https://www.aulssaan.de/

Bochum

Stiepel: Stiepeler Verein für Heimatforschung https://www.hvb-stiepel.de/

Dortmund

Berghofen: Heimatverein Berghofen https://www.heimatverein-berghofen.de/

Hombruch: Hombrucher Sprach- und Heimatfreunde https://vexilli.net/w/Hombrucher_Sprach-_und_Heimatfreunde

Gevelsberg (Ennepe-Ruhr-Kreis)

Heimatverein Gevelsberg https://heimatverein-gevelsberg.de/

Hattingen (Ennepe-Ruhr-Kreis)
Heimatverein Hattingen/Ruhr https://buegeleisenhaushattingen.wordpress.com/

 

Sprockhövel (Ennepe-Ruhr-Kreis)

Heimat- und Geschichtsverein Sprockhövel https://www.hgv-sprockhoevel.de/

Übern Tellerrand vom Ruhrgebiet geguckt: 

Velbert (Kreis Mettmann)
Offers-Kompeneï https://www.velberter-platt.de/

Viel Spaß beim echten Dialektsprechen!

Glück auf und Adjüs!

Greendays4Future – Der Anfang I +Videopodcast I +Podcast Folge 1

Greendays4Future ist eine neue schon recht erfolgreiche in den Anfängen stehende baldige Stiftung für Umwelt- und Naturerhaltung.

Der Bielefelder Andreas Feldmann erzählt mir, wer er ist und wo was Greendays4Future will.

Sybille Hellier ist für die Presse und Öffentlichkeitsarbeit zuständig, sowie Repräsentantin für ihre Aktion „AufGEraucht“ .

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Videopodcast Greendays4Future Folge 1

Sie macht Aufklärungsarbeit, was Zigarettenkippen in der Umwelt verursachen können und sammelt hauptsächlich diese in ihrer Umgebung in Gelsenkirchen – Horst ein. Einmal im Monat wirkt sie auch mit bei der Müllsammelinitiative „Horst putzt sich heraus“.

Short zur Horst putzt Aktion, worüber ich nach diesem Podcast im Blog berichte:

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Sie übernahm vor einigen Jahren das K. L. U. G. – Netzwerk für Kleinselbstständige. Damit können sich viele Soloselbstständige mit einfachen Möglichkeiten verbinden und gegenseitig bewerben. Viele neue Möglichkeiten sind so entstanden. Darüber berichte ich ein anderes Mal.

Beide berichten über ihre Steckenpferde und wohin die Reise gehen wird von Greendays4future in Folge 1.

 

Die @greendays_4_future2023  Podcasts werden vorerst alle 2-3 Wochen immer Mittwochs auf meinem Kanal und von Greendays4Future erscheinen.

Auch ich bin Repräsentant der zukünftigen Umweltstiftung mit verschiedenen Ideen und meiner „Flaschengefühle“ – Aktion.

Über die einzelnen Repräsentanten und ihre Beweggründe wird jeder einzelne knapp 30 – Minuten – Podcast berichten.

Bleibt also dabei, wenn wir in den nächsten Podcasts genauer auf die generationenübergreifende Baumpflanzaktion in der Türkei von Andreas Feldmann und die Zigarettenfilter – Aktion von Sybille Hellier und vieles mehr von den anderen Repräsentanten, erzählt bekommen.

Mehr Infos direkt bei
https://Greendays4future.de

Ihr könnt euch gern anschließen, wenn ihr eure Ideen für ein besseres Klima habt statt auf den Straßen zu demonstrieren, anpacken wollt oder eine Aktion plant, die Unterstützung braucht.

Grün auf

#klimaschutz
#greendays4future
#greendays
#unweltschutz
#klimawandel
#naturschutz
#zigarettenkippen

Ruhrgebiet-Künstler Many Szejstecki aus Gelsenkirchen I Interview mit den Nachlassverwaltern Roland Szejstecki & Lukas Schepers I +Videopodcast I +Fotogalerie I +Podcast Folge #80

Many Szejstecki, Erschaffer von einer besonderen Bergbaupanorama-Kunst, war ein über die Grenzen der Stadt Gelsenkirchen hinaus bekannter Künstler und Bergmann, der 2016 verstarb. 2024 bekam er von der Stadt Gelsenkirchen, wie ich sie nenne, einen Ehrenstein.

Vor Ort sprach ich mit seinen Sohn Roland und Kunsthistoriker Lukas Schepers, die seinen Nachlass verwalten, über deren Gefühle bei diesem Anlass, der noch nie stattgefundenen Ehrung. Innerhalb einer Stadt des Ruhrgebiets ist diese Aktion für ihre über die Stadtgrenze hinaus bekannten Bürger und Bürgerinnen etwas einmalig Besonderes.

Dort schlug ich beiden auch vor, Many Szejstecki einen kompletten Podcast zu widmen mit ihnen als Gesprächspartner. Seine unnachahmlichen Bergbaupanoramawerke hängen in wichtigen Museen innerhalb des Ruhrgebiets und lassen Betrachter und Betrachterinnen erstaunen, wie er über und unter Tage in verschiedenen Perspektiven in seinen Werken inszenierte.

Der Videopodcast mit einigem Bonus-Bildmaterial und dem Hinweis von Roland Szejstecki zu einer besonderen Projektidee im Anhang:

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Der Podcast zum Hören:

Erst bei der Extraschicht 2023 stolperte ich über die faszinierenden Werke von Many. Ich habe mir damals den beeindruckenden Film der 3D-Künstler aus Dortmund mehrmals angesehen. Der Verein dersalon.ruhr.e.V.  unterstützte das 3D-Projekt more.many maßgeblich.  Roland hat mich damals beim herausgehen erkannt. Er folgte mir seit längerem auf Instagram. Wir gingen nochmal in die Extraschicht-Ausstellung, wo er mir das Panorama-Bild der Zeche Westerholt kurz erklärte. Zufällig entdeckte er mit mir noch ein ihm unbekanntes Bild seines Vaters an der Wand. Anschließend arrangierte er ein Interview mit den 3D-Künstlern „Tremoniacs“. Wir blieben seitdem in Kontakt.

Warum ist der Künstler Many Szejstecki für das Ruhrgebiet so wichtig?

Many Szejstecki war nicht nur Künstler, sondern von Beruf Bergmann. Ohne seine Ausbildung zum Bergmann wäre er nicht der Künstler geworden, der er wurde.

1931 wurde er in Breslau geboren. Mit 15 kam er nach dem zweiten Weltkrieg nach Dortmund und fing als Bergmann auf Minister Stein für ein Kilo Schweinefleisch an. Mit 24 wurde er schon Reviersteiger und hatte 200 Bergleute unter sich. Nach 40 Jahren ging er in Pension und war stolz niemanden auf Schicht durch Unfälle verloren zu haben. Das ist äußerst selten in einer Zeit, wo der Arbeitsschutz noch nicht so hoch war, wie es heute der Fall ist bzw. in Deutschland im Steinkohlebergbau zuletzt bis 2018 war.

Mitte der 1950er Jahre begann er zu zeichnen. 1976 gründete er mit befreundeten Künstlern die „Werkstatt“ in Buer um Kunst zu machen und gleichzeitig zu präsentieren. Mit seiner Leidenschaft als Autodidakt Kunstwerke zu erstellen, befreite er sich vom täglichen harten Job unter Tage. In seinem privaten Atelier, nur 100 Meter von seiner Arbeitsstelle Zeche Westerholt entfernt, werkelte er oft genug bis tief in der Nacht an seinen Bildern.

Als Reviersteiger waren auch Markscheidepläne wichtige Dokumente, die für die Arbeit Unter Tage wichtig waren. Ab Anfang der 1980er Jahre wurden genau diese Pläne in Manys Kunst mit einbezogen und die ersten Bergbaupanoramen entstanden.

In diesen Bergbaupanoramabildern befreite er die Schichten unter uns von Gestein und ermöglichte den Betrachtern einen ganz anderen Blick auf die Ruhrgebietslandschaft. Nie zuvor hatte jemand so weit gedacht. Seine Werke waren keine Phantasie, sondern bis ins letzte Detail berechnet. 2024 legte die Stadt Gelsenkirchen Many Szejstecki einen Ehrenstein auf den Walk of Fame.

Many hat unglaubliche technische Bilder zur Veranschaulichung von Schachtanlagen, dem Gestein und die Ruhrgebietsstäde darüber mathematisch und filigran heraus gestaltet, wie niemand anderer sonst vor oder nach ihm.

Seine Kunst ist nicht nur für Kunstinteressierte sehenswert. Sie sind ein Geniestreich und Hingucker für Architekten, Geologen, Ingenieure, Bergleute, Touristen und Laien, die sich für das Ruhrgebiet interessieren, um bildlich zu sehen, was sich unter der Erde befindet und wie es aufgebaut ist und das ganz ohne KI oder anderen modernen Schnickschnack-Hilfsmitteln.

Das Ziel der Nachlassverwalter Roland Szejstecki und Lukas Schepers ist eine Dauerausstellung in die Zeche Westerholt zu bringen, wo Many Szejstecki, wie erwähnt bis zur Pension als Bergmann und Reviersteiger gearbeitet hat. Diese Idee und dieses Ziel wird mit Sicherheit weltweites Interesse erzeugen und Tourismus vor Ort bringen. Deswegen ist gerade Many Szejstecki für mich ein wichtiger Ruhrgebietsmensch, den ich hier im Blog bringen wollte und den ich leider persönlich nie kennenlernen konnte. Umso wichtiger ist es im nun nach dem Tod gebührend im Ruhrgebiet zu feiern für sein Wirken über die Jahrzehnte in unserem Revier.

Die „Werkstatt“

Für die Aufnahmen des Podcast haben wir drei uns in der „Werkstatt“ auf der Hagenstraße 34 in Gelsenkirchen-Buer getroffen. Seit 1980 ist die „Werkstatt“ zu einer wichtigen und bekannten Kultureinrichtung in Buer geworden. Der ursprüngliche Platz musste einem Supermarkt weichen, den es heute nicht mehr gibt.

Mittlerweile ist die „Werkstatt“ ein Verein geworden, der über das Jahr neben den wechselnden Ausstellungen, auch Musik- und Theateraufführungen inszeniert.

In der „Werkstatt“, wo unsere Videopodcastaufnahme im Juli stattfand, gab es zu diesem Zeitpunkt eine Ausstellung von Harald Lange. Der Verein macht im Jahr fünf bis sechs Ausstellungen.

Einmal im Jahr gibt es ununterbrochen seit 1977 immer einen „Werkstatt-Kalender“. Ein wichtiger Bestandteil um die Werkstatt zu finanzieren.

Die Bilder sind auf hochwertigem Büttenpapier gedruckt. Sie können einzeln herausgenommen werden und eingerahmt an der Wand aufgehängt werden.  Das Many so populär geworden ist, hilft auch der  Werkstatt mit ihren heutigen Künstler und Künstlerinnen.

Nachlassverwaltung Many Szejstecki

Many Szejsteckis Sohn Roland und der Kunsthistoriker Lukas Schepers verwalten den Nachlass. Zufällig traf Lukas Schepers 2020 auf Manys Werke als er seine Tante besuchte. Die Panoramen mit den filigranen Linien faszinierten ihn so, dass er mehr erfahren wollte über Manys Kunst. Ein Wikipedia – Eintrag machte ihn neugierig. Doch es gab keine vernünftigen Informationen über Many Szejstecki.

Er kontaktierte über die Werkstatt Roland. Sie waren sofort auf einer Wellenlänge und steckten fortan das Ziel Manys Kunst wieder in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Lukas erste Auseinandersetzung mit Many Szejstecki war ein ausführlicher Wikipedia-Eintrag. (Manfred Szejstecki – Wikipedia)

 
Kunsthistoriker Lukas Schepers

Lukas schrieb in seinem Studium eine wissenschaftliche Hausarbeit über Many Szejstecki. Er überarbeitete und ergänzte den ursprünglichen Wikipediaeintrag mit seinen neuesten Erkenntnissen.

Einige Panoramen hängen in renommierten Museen im Ruhrgebiet. Im Gladbecker Heimatmuseum auf Schloss Wittringen, im Bergbaumuseum Bochum und Ruhrmuseum Essen können die Werke bewundert werden. Außerdem entstanden Radierungen, Netzzeichnungen, Spiegelobjekte und vieles mehr. Genügend Kunst um über den Arbeiterkünstler Many Szejstecki eine Dauerausstellung einzurichten. Dieses Ziel verfolgen Schepers und Szejstecki intensiv. Auch Manys Witwe Brigitte würde sich darüber mit ihren 90. Jahren sehr freuen.

Roland Szejstecki erklärt Betrachtern sehr gern die Bilder seines Vaters Many

Lukas Schepers traf bei seinen Recherchen auf einen Berliner Architekten, der sein Bild für eine Dauerausstellung gern zur Verfügung stellen würde. Allerdings müsste es leider vorher erst restauriert werden, da es Transportschäden bekam.

Die breiten Panoramabilder drücken nicht nur einfach ein Landschaftsbild ab, sondern verbindet die Oberfläche mit der untertägigen Landschaft mit viel Phantasie, so doziert Lukas Schepers über die Bilder Many Szejsteckis.

Die Gesteinsbereiche, Stollen und Flöze unter einer Ruhrgebietsstadt darzustellen ohne ein modernes 3D-Meßgerät für Geologie besessen zu haben, zeigt die einmalige Genialität des Künstlers Many Szejstecki.

Die Bilder sind exakt ohne GPS berechnet. Das gab es zu dem Zeitpunkt auch noch gar nicht. Er hat mit den Markscheidern zusammen gearbeitet. Im Markscheidearchiven wurde über Jahrhunderte jeder Millimeter Unter Tage dokumentiert. Es wurde nicht einfach wahllos in die Erde gebohrt. Es musste exakt so abgeteuft werden, damit der Abbau von Kohle sofort an Ort und Stelle geschehen konnte. Es ist ja auch eine Geldfrage gewesen. Nur ein paar Meter daneben abgeteuft, war ein Schacht unrentabel. Als gelernter Reviersteiger konnte Many die Markscheidedokumente lesen und dreidimensional denken. Das verhalf ihm letztendlich zu den großartigen Bildern.

Als Laie kann man sich das nicht vorstellen, wie der Gedanke zur künstlerischen Verarbeitung kam. Allein in Gelsenkirchen haben ca 50000 Menschen unter Tage gearbeitet. Das künstlerisch zu erfassen und darzustellen ist einmalig!

Seine Bilder wurden bis nach Nottingham in Großbritannien, ins Deutsche Museum in München und in die Schweiz zu Einzelausstellung gebracht. Wenn es um Bergbau ging, war Many der künstlerische Ansprechpartner.

Zu seinem 77 . Geburtstag schrieb Many für seine Familie eine Autobiographie. Lukas wird sie irgendwann für die Allgemeinheit zugänglich machen.  Zur Zeit stellen sie eine Projektbroschüre mit dem Thema „Das Panorama des Ruhrgebiets“.

Austellungen werden weiter vorbereitet, wie 2023 in Oberhausen. In ganz Deutschland haben sie Werke wiedergefunden, zuletzt in Mainz. Die älteste gefundene Zeichnung stammt aus dem Jahr 1956.

Rolands Vater wäre stolz, was aus der Werkstatt geworden ist. Er war bekannt und beliebt bei den Gelsenkirchenern. Für die Nachlassverwaltung hat Many gebührende Personen gefunden. Sein Sohn Roland ist der Organisator und Netzwerker, während Lukas eher am Schreibtisch sitzt, alles gefundene verarbeitet, schreibt und Vorträge hält. Ihre jeweiligen Ideen ergänzen sich.

Der Kreis schließt sich, denn während wir im Podcast über Many sprachen, spürte ich sein damaliges Wirken in den Räumlichkeiten.

Möge er lange in den Gedächtnissen aller sein als künstlerischer Chronist der lebendigen Bergwelt des Ruhrgebiets!

Dafür werden die Nachlassverwalter Lukas Schepers und Roland Szejstecki in Zukunft sorgen mit einem Konzept für eine Dauerausstellung, der Veröffentlichung einer Biographie und dem Zusammentragen seines kompletten Werks.

Ich hoffe mit meinem Blogbeitrag und Podcast auch Menschen für Many Szejstecki Kunst zu begeistern, die sich bisher weniger dafür interessieren. Das Fotomaterial von Roland macht vielleicht so manchen Neugierig mehr über Many zu erfahren.

Möge er in Frieden ruhen! Seine Anhänger und Anhängerinnen ruhen nicht eher bis es zu einer  Dauerausstellung  gekommen ist. 

Ich hoffe, dass die Stadt Gelsenkirchen, Herten und auch der Regionalverband Ruhr und einige Sponsoren Interesse haben an dem Projekt der Dauerausstellung von Many Szejsteckis Kunst die weltweite Beachtung haben sollte und haben wird!

Glück auf im wahrsten Sinne des Wortes

Nachlassverwalter Lukas Schepers (links) und Roland Szejstecki (rechts) (c)André Brune

 

Links

 

Manfred Szejstecki – Wikipedia

***

www.gelsenkirchen.de – Manfred Szejstecki

***

Manfred Szejstecki – Gelsenkirchener Geschichten Wiki (gelsenkirchener-geschichten.de)

***

www.gelsenkirchen.de – Walk of Fame

***

dersalon.ruhr e.V.

Scherlebeckerstr. 399

45701 Herten

info@dersalon.ruhr

www.derSalon.ruhr

***

TREMONIACS (@tremoniacs.fbx) • Instagram-Fotos und -Videos

***

werkstatt – Verein zur Förderung von Kunst und Kultur e.V. / Hagenstr. 34 / 45894 Gelsenkirchen / info@werkstatt-ev.de

Nachlass Many Szejstecki – werkstatt (werkstatt-ev.de)

***

Roland Szejstecki (@nachlass.many.szejstecki) • Instagram-Fotos und -Videos

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Wer weitere Fragen zur Kunst von Many Szejstecki hat, kann sich direkt an Roland Szejstecki und Lukas Schepers wenden:

Roland Szejstecki
0178 2384447
szejsteckiroland@gmail.com

Lukas Schepers
0178 2819046
Lukas.schepers@googlemail.com

Das Projekt wird fortgeführt: Das Panorama des Ruhrgebiets

https://www.werkstatt-ev.de/wp-content/uploads/2024/09/Panorama-des-Ruhrgebiets.pdf
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Zum Ausstellungskonzept:

Many Szejstecki: „Die Zeche hat mich geprägt“ – Ein Ausstellungskonzept für die Neue Zeche Westerholt

https://www.werkstatt-ev.de/wp-content/uploads/2022/09/Flyer_Many-Westerholt.jpg

https://www.werkstatt-ev.de/wp-content/uploads/2022/09/Flyer_Many-Westerholt2.jpg

Hier befinden sich jeweils Panoramabilder von Many:

Deutsches Bergbaumuseum Bochum

Museum der Stadt Gladbeck (im Eingangsbereich)

Ruhrmuseum Essen

U Bahn Station Trinenkamp Gelsenkirchen  Linie 301

Buch Stillstand Corona – Krise in Buer von Jürgen Nobel

Fotos von (C) Roland Szejstecki – Vielen Dank für das Bildmaterial!

Wer nochmal in das Video mit den Interviews schauen möchte von der Extraschicht 2023:

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Oder das Video zur Eröffnung der Ehrensteine auf dem Walk of Fame-Boulevard in Gelsenkirchen-Buer:

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Geschichte von Sterkrade und seine Zeche I Ruhrgebiet erklärt Folge #2 I +Videopodcast I +Podcast Nr 79

Im zweiten Podcast von „Ruhrgebiet erklärt“, erzählen Jack Tengo und ich die Geschichte über den Stadtteil Sterkrade, die Zeche Sterkrade, gewesener Zwangsarbeit und wegen der aktuellen Situation die mittlerweile grüne Fläche mit einer Bebauung zu roden, auch unsere Information und Kritik zu dem alten Zechengelände.

Als Videopodcast:

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 Ein kleiner Abriss der Geschichte von Sterkrade und seine Zeche Sterkrade 

Als „Starkinrotha“ erstmals urkundlich in der Abtei Werden aufgenommen um 890 n.Chr. entwickelte sich das Dorf erst zur Zeit der Industrialisierung zu einer großen stark besiedelten Stadt mit einer eigenen Bürgermeisterei, wo heute über 80000 Menschen wohnen. 

Am 1.8.1929 bei der Neugliederung in der Weimarer Republik kam die vorher mehrmals anderen Städten zugesprochene Gemeinde dann als Stadtteil zu Oberhausen, wo sie bis heute ihr Dasein fristet eingekreist von den Autobahnen A3, A2, A42 und A516. 

Sterkrade besitzt nur einen kleinen Volkspark zur Erholung der Bewohner. Bekannt ist Sterkrade durch die Fronleichnamkirmes, die wir im Podcast nicht erwähnen, weil wir auf die Geschichte eingehen. Über Sterkrade machen wir noch einmal einen Podcast, wie sich dieser Stadtteil so entwickelt hat mit Informationen von vor Ort von mir und Interviews. Also bleibt dran! 

Sterkrade hat eine eigene Innenstadt mit einer großen Industriegeschichte allein durch die GHH – Gute Hoffnungshütte und deren in Betrieb genommenen Zechen vor Ort. Die GHH hat bis zur ihrem Auflösen mit an den Zechen Sterkrade und Osterfeld Kokereien einen weltgroßen Betrieb gehabt und im Zweiten Weltkrieg über 1700 Zwangsarbeiter für den weiterlaufenden Betrieb gesorgt unter menschenunwürdigen Zuständen. Über die GHH werden wir ebenfalls noch einen Podcast allein machen müssen, denn es würde den Rahmen sprengen, darüber zu sprechen.

Die GHH hat 1897 angefangen den Schacht 1 abzuteufen. 1903 fing die erste Förderung an. Durch die Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre wurde beschlossen, nach nur 30 Jahren die Schächte 1 und 2 nicht mehr für den Kohleabbau, sondern als Wetterschacht für die Zeche Osterfeld zu nutzen.

So war das mal früher. Plakatwand der Stadt Oberhausen

 

Die Bewetterung wurde bis zur Schließung 1994 fortgeführt. Die umliegenden historischen Gebäude sollten allesamt als Industriedenkmal erhalten werden. Nach acht Jahren wurde es nur das Maschinenhaus mit dem seltenen Fördergerüst eines österreichischen Ingenieurs, er hat auch mitgearbeitet an der Müngstener Brücke und Wuppertaler Schwebebahn:

Anton Friedrich Zschetzsche – Wikipedia

Gegenwart der Zeche Sterkrade

Das Gelände liegt nun 30 Jahre brach und wurde von der Natur erobert. Nun möchte man diese Fläche roden und einer Wohn- und Gewerbesiedlung zusprechen. Natürlich war da mal so oder so eine bebaute Gegend. Doch heute sind die Zeiten anders. Klimawandel und Artensterben sollte bei der Politik auf der Agenda ganz oben stehen. Aber wie so oft, steht Geld verdienen an erster Stelle bei klammen Städten, statt den Bürger und Bürgerinnen eine Erholungszone mehr zu geben. Die Flächenversiegelung ist immens in Sterkrade. Oberhausen selbst gehört zu den zweitversiegelsten Städten Deutschlands.  Umso mehr ist es wichtig das Grün als eine wunderschöne Parklandschaft zu erhalten und dem eingetragenen Industriedenkmal einmal mehr Respekt zu zollen mit der umliegenden grünen Naturlandschaft, statt mit neuen Gebäuden drumherum, die das ganze Denkmal klein machen werden.

Wir sagen viel Spaß und Glück auf  

André Brune @ruhrpottologeTV  (Youtube) &  @JackTengo  

Wichtige Links zum Thema des Podcast: 

https://www.oberhausen.de/ 

https://zeche-oberhausen.de 

https://neue-zeche-oberhausen.de 

https://de.wikipedia.org/wiki/Gutehoffnungsh%C3%BCtte 

https://de.wikipedia.org/wiki/Sterkrade 

https://de.wikipedia.org/wiki/Zeche_Sterkrade 

https://www.industriedenkmal-stiftung.de/denkmale/zeche-sterkrade 

Transkript über die Geschichte der Zeche Sterkrade

Geschichte und Gegenwart Zeche Sterkrade

Heute ist nur noch ein kleines Überbleibsel von der ursprünglichen Zeche Sterkrade übrig, das von der heutigen Von-Trotha-Straße aus besichtigt werden kann. Nur 30 Jahre war die Zeche im eigentlichen Steinkohleabbau tätig. Danach bekam der Schacht 1 eine andere Arbeit zugewiesen. Als 1897 das Abteufen des Schachtes 1 begann, sollte es nur ein Wetterschacht für das Steinkohlebergwerk Osterfeld sein und als zweiter Ausgang für die Zeche Hugo – Haniel dienen. Der allerdings ging durch ein Schwimmsandeinbruch zu Bruch. Also beschloss die Direktion die Förderung in der Bürgermeisterei Sterkrade aufzunehmen. Denn damals war Sterkrade noch eine eigenständige Stadt und gehörte noch nicht zu Oberhausen, sondern wurde erst am 1.4.1926 eingemeindet.

Es gab schon einen ersten Schacht in der Nähe des heutigen Bahnhofs Sterkrade namens Constanzia. Die ersten Gebäude waren ein Kesselhaus und ein Maschinenhaus, wo die Arbeiter sich umkleiden konnten und die Büros eingerichtet worden. Sehr fortschrittlich wurde schon agiert, denn es wurde ein elektrisch betriebener Förderhaspel installiert. Vor Ort gab es große Wasserzuflüsse und es musste mit Luftschleusen abgeteuft werden.

1901 erreichte die Abteufung das Karbon mit 278 m. 1902 erlange man 296 Meter die 1. Sohle, auch 300 – Meter – Sohle genannt. Das war 135 m unter NN. Im gleichen Jahr erreichte man die 2. Sohle in 362 Metern Tiefe. In 85 Meter Abstand wurde ein zweiter Schacht abgeteuft.

Am 26. November kamen bei Sprengarbeiten drei Bergleute zu Tode. Schweigeminute.

Auf dem ehemaligen Aldekampshof wurden die Bürogebäude, die Waschkaue, die Aufbereitung, die Schachtfördereinrichtung und Schachthalle betriebsbereit gestellt. Um wenig Zeit zu verlieren beim An- und Ausfahren wurde eine Lampenstube an die Waschkaue angeschlossen. Hier ging es um neueste Erkenntnisse schneller und effektiver Kohle zu scheffeln.

Die Hauptförderanlage hatte eine Trommelfördermaschine, der Seilkorb hatte einen Durchmesser von 8,5 Metern. Die Nebenförderanlage war als Treibscheibenförderung konzipiert. Schacht 2 war ebenfalls damit ausgerüstet.

Ein großes Zechenkraftwerk wurde im Jahr 1903 ebenfalls in Betrieb genommen mit zwei durch Dampfturbinen angetriebenen Generatoren mit einer Leistung von 475 KW und mit einer Hochdruckturbine ausgerüsteter Generator mit einer unglaublichen Leistung von 1,5 Megawatt.

Die Grubenwässer wurden zum Bergwerk Osterfeld und zur Zeche Hugo abgeleitet und dort nach über Tage gepumpt. 1904 wurde noch tiefer geteuft. Die bisherigen Kohlen wurden für den Eigenverbrauch genutzt, danach konnte es vertrieben werden. 1905 erreichte die Tiefe die 4. Sohle von 563 Meter, das waren vor Ort 522 Meter unter NN.

Schacht 2 wurde mit der 2. Sohle durchschlägig. Zwei Grubenlüfter saugten 12000 Kubikmeter Abwetter ab. Auf der Kokerei der Zeche Osterfeld wurde die Sterkrader Kohle Verkokungsversuche gemacht, die ergaben, dass sich das Verkoken lohnen würde. Also wurde 1907 eine Kokerei mit einer Kohlenwertstoffgewinnungsanlage eröffnet. Es wurde dort neben Koks auch Teer und Ammoniak hergestellt. Zwei Koksofenbatterien mit jeweils 60 Unterbrennöfen lieferten täglich 570 Tonnen Koks. In den zwei Dampfkesseln wurde das anfallende Kokereigas verwertet. Zwischen der Kohlenwäsche und den Koksöfen gab es eine Seilbahn. Zwischen der Kohlenwäsche und Bergehalde wurde eine zweite eingerichtet für die bei der Aufberreitung anfallenden Waschberge.

Schon 1911 wurden die Grubenpferde mit druckluftbetriebenen Grubenloks ersetzt auf der 2. Sohle. Mitten im ersten Weltkrieg 1915 wurde das erste Zechenkraftwerk durch ein neues ersetzt mit Dampfkessel, Kompressoren und Generatoren in einem gemeinsamen Gebäude. Die alten Flammrohrkessel wurden durch acht moderne Wanderrostkessel ersetzt. Jetzt arbeitete dort ein Turbogenerator mit einer Leistung von 6000 Kilowatt. 1922 wurde die Zeche an das GHH Stromringnetz angeschlossen und 1925 wurde eine Teerdestillation einstalliert. Anfallende Rohteere von den Kokereien Jacobi, Sterkrade, Osterfeld und Vondern wurden zu Benzol, Terröl, Naphtalin und Pech verarbeittet.

Durch die Weltwirtschaftskrise und den erheblichen Umsatzeinbrüchen in den Jahren 1930/31 bei Kohle und Koks rationalisierte die Gutehoffnungshütte und schloss die Kokerei am 10. Juni 1931 der Zeche Sterkrade. Die Zeche Osterfeld übernahm die weitere Verkokung. Am 1.2.1933 wurde die Förderung eingestellt und als Außenschachtanlage der Zeche Osterfeld zugeordnet. Nur noch die Zeche Osterfeld baute Kohle ab. Sterkrade hatte noch die Seilfahrt und Bewetterung. 1971 wurden die Schächte 1 und 2 in Sterkrade unbenannt zu Osterfeld 5 und Osterfeld 6. 1995 war endgültig Schluss und die Schächte wurden verfüllt. Ursprünglich sollte die gesamte Anlage mit den beiden Fördergerüsten, die Maschinenhäuser und das Kauengebäude erhalten bleiben, aber am Ende blieb nur noch Schacht 1.

Unglaublich 38 Bergleute fingen 1897 an auf dem Bergwerksgelände mit den ersten Arbeiten. 1904 wurde mit 475 Mitarbeitern 70000 Tonnen Steinkohle gefördert. Nur ein Jahr später wurde mit knapp 800 Bergleuten schon 223.348 Tonnen gefördert. 1913 wurde die 500000 Tonnen – Marke überschritten und 1835 Mitarbeiter waren dort beschäftigt. Die höchste Belegschaft war 1922 mit 2815. Im Jahr 1932, da sieht man den unglaublichen Fortschritt, haben nur 1201 Bergleute 424.732 Tonnen Steinkohle gefördert. Es wirkt wie ein letzter Tyrannosaurus Rex in einem großen grünen Dschungel an dem es Radfahrer und Fußgänger wagen vorbei zu laufen.

Es ist ein eingeschössiges Einstrebengerüst der Bauart Zschetzsche und gehört zu den wenigen erhaltenen dreibeinigen Konstruktionen in Nordrhein-Westfalen und den ältesten Deutschen Strebengerüsten. Nur das Schachtgerüst Carolinenglück 3 in Bochum gehört noch dazu.

Das in Fachwerkbauweise errichtete Fördergerüst konnte vier nebeneinanderliegende Seilscheiben aufnehmen, von denen noch zwei erhalten geblieben sind. Es ragt aus der dazugehörigen Maschinenhalle und ist in der Ferne zu sehen gewesen. Mittlerweile sind die Bäume drumherum nach der Schließung so hoch gewachsen und dennoch wird von der RAG Immobilien und der Stadt Oberhausen nun nach so vielen Jahren, denen man der Natur den freien Lauf gegeben hat, es weitgehend zu bebauen mit Wohn- und Bürogebäuden. Klimaneutral und ohne Autozufahrt sollen die Menschen auf einer historischen Fläche mit Blick auf ein besonderes Industriedenkmal ruhig schlafen können…

Ein paar Eckdaten:

Die maximalie Förderung pro Jahr betrug maximal 663.143 t. In der Spitzenzeit von 1903 bis 1933 haben maximal 2815 Bergarbeiter und Angestellte den Kohlenabbau gesichert.

In dreigeschossigen Ziegelbau aus dem Jahr 1903 sind rundbogige Blendarkadenfassaden.

Im ersten und zweiten Geschoss sind hochrechteckige Zwillingsfenster mit Metallsprossen.

Die GHH (Gutehoffnungshütte) war der Verantwortliche Erbauer der Anlage in Oberhausen – Sterkrade, als Sterkrade noch eine eigenständige Stadt war. Der Firma gehörten auch die Steinkohlebergwerke Hugo und Vondern, die 1895 und 1898 entstanden sind.

Rund um den Schacht 1 von Zeche Sterkrade wurde eine Kohlenwäsche, eine elektrische Zentrale und eine Kokerei hinzugefügt und danach stetig weiter ausgebaut.

Ab 1933 wurde der Schacht nur noch zur Bewetterung, Seilfahrt und Materialförderung genutzt. Von da an wurde auch wieder angefangen das ein oder andere überflüssige Industriegebäude wieder abzureißen.

1989 wurde der Zusammenschluß mit der Zeche Osterfeld und dem Bergwerk Lohberg beschlossen. 1994 wurde auch der Übertragebetrieb der Zeche Sterkrade endgültig stillgelegt und verfüllt. Acht Jahre dauerte es bis das Fördergerüst in die Denkmalliste der Stadt Oberhausen eingetragen wurde.

An dem Schacht vorbei führt die historische HOAG – Güterbahnstraße für Spaziergänger und Radfahrer. Das ist die Abkürzung von Hüttenwerk Oberhausen Aktiengesellschaft.

Restauratoren haben sich an die ursprüngliche Farbe gehalten, als es 2012 bis 2015 saniert wurde.

Im Gebäude finden immer wieder Aktionen statt und Führungen.

Das Gelände ist 2900 m2 groß.

Link: https://industriedenkmal-stiftung.de

Aus Wikipedia über den Ingenieur Anton Friedrich Zschetzsche

Kurze Biografie von Anton Friedrich Zschetzsche: Geboren in Zidlochovice in Mähren, das damals Groß Seelowitz hieß am 15.8.1856. Er starb am 31.8.1922 in Mödling. In der Zeit seines Lebens war er österreichischer Brückenbau-Ingenieur und Hochschullehrer. Er war Mitarbeiter von Anton von Rieppel beim Bau der Müngstener Brücke und bei Max Carstanjen bei der Konstruktion der Wuppertaler Schwebebahn. Außerdem hinterließ er seine Zechenhandschrift auch bei der Zeche Minister Achenbach in Lünen.

Hinweis:

Über die Geschichte von Sterkrade gibt es einen Link oben zum historischen Wikipedia – Sterkrade – Beitrag, den wir genutzt haben. Sterkrade selbst wird noch einmal Thema sein, um über den Wandel der Geschichte bis heute darzustellen an Hand von Interviews, Informationen und Begehungen.

Wer nur diesen Podcast folgen möchte, kann es gern tun. Er ist bei mir noch einmal ausgekoppelt als eigenständige Podcastreihe für die Interessenten, die nur das Hören möchten:

Der Kampf der Bürgerinitiative für den Erhalt der Naturfläche Zeche Sterkrade in Oberhausen I +Videopodcast I +Podcast

⚠️NEUER (Video -) PODCAST mit der Bürgerinitiative aus Oberhausen, die für den Erhalt der Naturfläche auf dem Gelände der Zeche Sterkrade kämpft.

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11 von 17 Hektar sind geplant klimafreundlich zu bebauen mit Mehrgenerationenhäuser und auch Bürogebäude, damit die Bewohner und Bewohnerinnen es nicht weit haben von ihrer Wohnstätte aus. Ein Pilotprojekt mit kurzen Wegen ohne eine Autostraße, so die Idee. Doch ohne Auto wird es nicht gehen. Wird ein Parkhaus gebaut, Garagen oder eine größere Parkfläche versiegelt? Und was ist mit den Besuchern, die mit dem Auto kommen, die auch die eventuell angesiedelte Gastronomie zu besuchen, die am Industriedenkmal entstehen soll?

Weitere zusätzliche 1600 Fahrten allein auf der Von-Trotha-Straße werden erwartet laut Gutachten. Sie gehört schon jetzt zu den stark befahrenen Straßen in Sterkrade.

Das ca.17 ha große Gelände soll weitgehend gerodet werden, obwohl sich die Natur dreißig Jahre lang das Gelände erfolgreich zurück erobern konnte.

Geplant sind zwischen 400 und 600 Wohneinheiten und Gewerbliche Vermietungsobjekte.

Damit würde das neu gewonnene Naherholungsgelände für die Sterkrader in der zweitversiegelsten Stadt Deutschlands nach München immer dichter zugebaut werden zumal in der Nähe der halbe Sterkrader Wald ebenfalls für den Ausbau eines Autobahnkreuz gerodet und asphaltiert wird.

Die Bürgerinitiative „Zeche Sterkrade“ habe ich interviewt zu ihrem Thema, dass nicht nur in Sterkrade ein Problem ist, sondern in vielen Ruhrgebietsstädten: Flächenversiegelung

Die Gründerin Andrea Hegermann, Jens Carstensen, Dr. Alexander Galk und Sarah Dragon erzählen mir von ihren Gedanken und die Gründe, warum sie es verständlicherweise angehen gegen die Bebauung zu protestieren.

Die Bürgerinitiative „Zeche Sterkrade“ von linksmit der Gründerin Andrea Hegermann, Dr. Alexander Galk, Sarah Dragon und Jens Carstensen (nachträglich für das Foto eingebaut, weil er am gehen musste)

Es ist eine Farce im eh schon dicht bebauten Ruhrgebiet in Zeiten von Klimawandel und Artensterben!

Es passiert immer noch viel zu wenig in die andere Richtung. Auch heute wird immer noch fleißig jede noch so kleine grüne Baulücke geschlossen. Bei Starkregen verursacht die konsequente Flächenversiegelung vermehrte überflutete Keller und Straßen und in heißen Sommern entsteht durch die starke Erhitzung der versiegelten Flächen der Städte, dadurch eine schnellere Verdunstung und stärkere Nutzung des Grundwassers.

Ein gesundes Mikroklima vor Ort in den Städten mit hohem Verkehrsaufkommen, wie eben Oberhausen, das von den Autobahnen A2, A3, A516 und A42 umgarnt wird, muss für die Stadtbewohner und -Bewohnerinnen ebenso wichtig sein im Zuge von Klimawandel und Artensterben. Es gibt nur das Naherholungsgebiet gegenüber der Zeche Sterkrade des Volkspark Sterkrade. Eine Güterbahnlinie und der Bahnverkehr durchtrennt ein Zusammenlegen der Grüngebiete. Ein zusammenhängender Grünzug mit einem Brückenbau wäre eine besondere Naherholung der vom Straßenverkehr gebeutelten Sterkrader eine sinnvolle Lösung. Doch diese wirde erst bei der Quartiersbebauung auf dem stillgelegten Zechengelände ins Spiel gebracht. Die Bürgerinitiative steht für den Erhalt der Grünfäche.

Wenn im Kleinen solche Kämpfe verloren gehen und auch kein Diskurs gefunden wird, dann kann man in der Welt noch weniger mit Flughafenklebeaktionen gewinnen oder Plakaten an Schornsteinen.

Kampf um eine bessere Lebensqualität

Dieser seit dem 9.1.2024 angeführte Kampf der Bürgerinitiative „Zeche Sterkrade“ ist nur ein Beispiel, wo es mit erhobenen Hauptes mit Gleichgesinnten als David gegen Goliath geht. Der Erhalt der mittlerweile stark begrünten und auch zum Teil bewaldeten Gebiet des 1994 stillgelegten Zechengeländes in Sterkrade ist das Hauptaugenmerk für die Natur, die sonst keine Lobby hat. 

Hinweistafel für die Geschichte der Zeche Sterkrade

Hier hat sich im Laufe der letzten 30 Jahre die Natur in Ruhe entwickeln können. Es kommen hier seltene Kräuterpflanzen vor, die lange vergessen wurden, genauso wie es die Kreuzkröte oder so manch andere seltene Vogelart geschafft hat, sich hier anzusiedeln, wo früher eine Dreckschleuder von Kokerei stand und harte Arbeit an der Tagesordnung stand. 

Das einzige Grün der Arbeiter war nicht das Zechengelände, sondern der eigene Garten, den sie zur Selbstversorgung und Erholung nutzen konnten in ihren Zechenhäusern, die sie gemietet haben für die kurzen Wege zur Arbeit. Das alles ist längst Geschichte. 

So war das mal früher. Plakatwand der Stadt Oberhausen

Heute sind die Wege zur Arbeit viel weiter als „umme Ecke“, wie wir im Ruhrgebiet sagen. Die Bürgerinitiative will den gewachsenen Grünzug erhalten wissen. Sie sehen es als eine neben bzw. gegenüber dem Volkspark liegenden Naturpark an, wo die Menschen nicht nur mit dem Fahrrad durchfahren, sondern die Anwohner gemütliche Spaziergänge machen können und sich erholen können. Sollte es bebaut werden, wird es nicht mehr für die Anwohner sein in den Straßen davor, sondern eher für die Neuzugezogenen, die eine teurere Miete bezahlen werden, so die Befürchtung. Es wird voraussichtlich auch den Mietspiegel von Sterkrade erhöhen und den vorhandenen Wohnraum verteuern.

Der einzige Bezug zur zukünftigen bebauten Parklandschaft wäre die Brücke zum Volkspark Sterkrade, der ein kleiner wilder Park ist für die Stadtteilbevölkerung von Sterkrade.

Goliath ist hier die Stadtplanung von Oberhausen, die nun 30 Jahre später plötzlich daran denkt, das Gelände zu bebauen, statt es als Naherholung einzurichten. Die RAG Montan Immobilien und Thelen Gruppe steht in den Startlöchern aus dem Gelände das bestmögliche Wohnquartier herauszuholen und neu zugezogenen Oberhausenern ein weiteres Stück Lebensqualität zu bieten.

Godzillas Kopf vs. Fördergerüst Zeche Sterkrade

 

Das Industriedenkmal ist drumherum in ihren Augen unverbaut und ein täglicher Blick auf die ehemalige Stadtgeschichte würde das Wohnen vor Ort in einem klimaneutralen neuen Haus würde das Leben vor Ort besonders schick machen.

Bei einem ersten Bürgerdialog am 24.8.2024 preschte die Stadt Oberhausen vor, um das Gelände attraktiv zu vermarkten und das Bauprojekt schmackhaft zu machen. Negative Informationen und Argumente dagegen hat man im Vorfeld nicht zugelassen. Aus Protest, dass es eher eine „Verkaufsveranstaltung“ ist, haben teilnehmende Mitglieder der Bürgerinitiative das Zelt verlassen. Verständlich ist es schon, wenn dort ein Dialog stattfinden soll, dieser aber nicht gewünscht ist. Das zeigt auch, welche arrogante Haltung gegenüber den bisherigen Anwohnern des alten Zechengeländes angegeben wird. Dialog ja, aber nur nach eigenen Regeln. So bin ich mal so arrogant und schreibe darüber aus meiner Sicht der Dinge und als öffentliche Person, der der Natur eine Lobby geben möchte.

Wie ist die Bebauung auf dem Gelände der Zeche Sterkrade geplant?

Die Gliederung des eventuell neuen Quartiers in Sterkrade auf dem stillgelegten Zechengeländes soll räumlich den ursprünglichen Straßenräumen und nach der Topografie der „Arbeit“ architektonisch angelegt werden.

Ein für alle notwendigen Verkehrsarten soll ein Ringstraßensystem im inneren Bereich erschlossen werden, so steht es auf der Internetseite. Es sollen allerdings, wenige Autos vor Ort sein. Wahrscheinlich könnte es so wie in einem Feriendorf von einer Center Park-Anlagen sein. Am Anfang ein Parkplatz, Ausladen vor der Tür ja, Parken nein, mit Fahrrad gern gesehen, Rollatoren zugelassen. 

Radwegenetz führt durch das Gelände der Zeche Sterkrade

Meine Fragen: Wird dann eine große Autoparkfläche einen Teil versiegeln? Wird ein Parkhaus hochgezogen? Sollen die Autos auf der schon stark von Anwohnern beparkten Straßenflächen mitgenutzt werden? Was ist mit Besuchern? Wo sollen diese parken? 

Vorausgesetzt wird wohl, dass diese alle mit dem Bus kommen oder zum nah gelegenen Bahnhof Sterkrade kommen, und dann den Kilometer gefälligst laufen können.

Es ist alles so schön geplant, aber was am Ende dabei herauskommt, wird ausgeblendet. Niemals wird jeder, der dort wohnt nur mit dem Fahrrad dort wohnen. Es sei denn, der Mietvertrag würde es so wollen. Aber das wäre ja wahrscheinlich nicht rechtens, den Mietern vorzuschreiben, mit welchem Verkehrsmittel diese in der bereitgestellten Wohnung wohnen dürfen. Vielleicht sind die Mieten so hoch, dass sich keiner ein Auto mehr leisten kann.

Das Gelände besitzt für zukünftige Anwohner nicht nur den den nahen Bahnhof Sterkrade, wo dann auch extra aus Düsseldorf Zugezogene bestimmt glücklich wären, endlich nicht im Stau zu stehen mit dem Auto auf der A3, sondern gern mit der Bahn pendeln könnten, um billiger in Oberhausen wohnen zu können. 

Laut Stadt fehlen 1600 Wohnungen. Also warum für Menschen bauen von außerhalb? Können sich die Sterkrader die Miete leisten, die mit Sicherheit weit mehr als 8 € pro m2 sein werden?

Ein Quartier der nahen Wege, denn es befinden sich dort in der unmittelbaren Nachbarschaft ein Getränkemarkt, eine amerikanische Fast-Food-Kette, deren schrecklicher Hamburgerduft täglich rüberweht und ein Lebensmittelmarkt. Eine Tankstelle versorgt fröhlich die zusätzlichen wahrscheinlich mindestens 400 Autos vor Ort, die auf das neue Wohnquartier zufahren würden. 

Die Von-Trotha-Straße ist so oder so schon sehr stark befahren. Sie würde eine noch größere Belastung für die Anwohner werden, während das Wohnquartier die Gemütlichkeit schlechthin wäre.

Auch Gewerbe soll dort entstehen. Eher Büros für Versicherungen oder was auch immer. Dabei hat Sterkrade im Innenstadtbereich mit Sicherheit genug Leerstände. Allein das alte Möbelhaus Finke, dessen Abriss sich durch eine Erbangelegenheit immer mehr nach hinten verzögert, könnte Wohn-, Büro-, und Ladenprobleme verringern. Das große Möbelhaus hat genug Quadratmeter, das direkt in der City das Wohnproblem allein lösen könnte und es würde dadurch auch mehr Publikum in die Stadt bringen. Der Wochenmarkt würde mehr verkaufen können und neue Läden könnten entstehen, Cafes etc. Das alles wird nicht passieren, wenn das Wohnquartier dort auf dem alten Zechengelände entsteht. Kaum ein Mensch wird die Brücke nutzen oder den großen Weg über die Bahngleise, um in die Sterkrader Innenstadt zu gehen. Sie setzen sich ins Auto und fahren zum Centro…

Sollte das Gelände bebaut werden und die Erweiterung vom Autobahnkreuz Sterkrade Wirklichkeit werden, kann Oberhausen München als versiegelste Stadt Deutschland ablösen. Alternativ könnte die das Gelände der Zeche Sterkrade als mit dem Volkspark Sterkrade als gemeinsamer Grünzug ein wenig verschönert werden. Mehr Sitzbänke, Spielplatz, Streichelzoo, ein kleines Café, tägliche Öffnung des Denkmals mit wechselnden Ausstellungen, ein Kiosk, ein Minigolfplatz für die Freizeitgestaltung ohne tief zu buddeln und noch mehr Altlasten hervorzuholen, die es dort mit Sicherheit noch geben wird. 

Dann würde das Industriedenkmal auf jeden Fall ein Alleinstellungsmerkmal bleiben in einer wundervollen Parklandschaft, wo es sich lohnt sich aufzuhalten und zu erholen. Ein Brücke könnte den Volkspark Sterkrade verbinden und auch einen kürzeren Weg zu Sterkrader City bringen. Diese hätte schon hätte längst gebaut werden können. Es hätte den Ruhrradweg vor Ort attraktiver gemacht.

Sieht alles schick aus, aber…. (Plakatwand der Stadt Oberhausen für die Bebauung)

Zudem ist im Zuge der Bebauung angedacht den Alsbach zu renaturieren, der unter Tage in Betonröhren fließt seit über 100 Jahren. Das soll das Wohnen im Quartier aufwerten. Warum wertet es nicht das Naherholungsgebiet auf? Ganz einfach: Damit kann man kein Geld verdienen, sondern gibt nur Geld aus, was die Stadt nicht hat! Zur Renaturierung können auch Landesmittel oder sogar EU-Fördermittel beantragt werden. Wurde das schon gemacht?

Das Geldverdienen soll kein Argument sein zu bebauen, denn ein Naherholungsgebiet kann auch mehr Tourismus anlocken, somit auch Publikum für den Volkspark oder die Sterkrader City.

Übrigens sollten nach der Schließung der Zeche Sterkrade alle übrig gebliebenen Gebäude, wie die historische Waschkaue und Bürogebäuden aus den gleichen Jahren, wie die Fördertürme von Schacht 1 und 2 als ganzes Ensemble denkmalgeschützt werden, aber sie wurden alle bis auf Schacht 1 dem Erdboden gleichgemacht. Zu groß wären wohl die Kosten gewesen den Denkmalschutz auszuführen. Man hat eben nicht an mögliche Zukunftsprojekte gedacht zum damaligen Zeitpunkt, sondern eher an eine neue Bebauung. Jedoch ist ein Neubau jeglicher Art auf einem alten Kokerei- und Zechengelände mit viel mehr als nur 3 Meter Tiefe Altlasten verbunden. Es gab ja schon Pläne 2004 den Platz zu bebauen, aber aus welchen Gründen auch immer sind sie gescheitert. Das hat die Natur auch zu diesem unbändigen schönen Wachstum gebracht, der nun von Menschenhand wieder gerodet und umgestaltet werden soll.

Sollte das Quartier Wirklichkeit werden, wird das atemberaubende historische Industriedenkmal für die Anwohner ein toller Anblick sein, aber nicht mehr, wie bisher allein stehen. Nur noch der Kopf des Fördergerüsts würde, wie Godzilla, über die in ähnlicher Bauweise wie das historische Maschinenhaus stehenden Gebäude ragen. Der einzige Unterschied ist, dass dieser kein Feuer speien kann, um sie zu zerstören. Das passiert eher umgekehrt. Die Sicht auf das unverbaute Denkmal wird eingegrenzt und verliert dadurch an immense Attraktivität.

Die Plakatwerbung für die Bebauung des Geländes seitens Stadt Oberhausen

Zudem ist klar, dass auf dem natureroberten Gelände, wo früher die Zwangsarbeiter der Zeche im zweiten Weltkrieg hausen mussten oder für den Nazi-Krieg gestorben sind, höchstwahrscheinlich radikal entfernt werden. Es sind noch kleine Abgrenzungen der Zwangsarbeiterhäuser in der Natur zu sehen.

Bewachsenes Zwangsarbeitergelände auf der Zeche Sterkrade

Dort wird dann auch in einem neuen Gebäude gearbeitet. Die Hinweistafel wird dann nur noch allein stehen, ws dort an Unrecht geschehen ist. Darüber wird in den Bauvorschlägen kaum gesprochen. Diese Erinnerungskultur muss bleiben! Zuviel ist schon einfach hinfort gewischt worden!

Hinweistafel auf die Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg

Vor Ort sollen am Maschinenhaus Gastronomie-Angebote sein. Das bedeutet nicht nur Radfahrer kommen, sondern auch Autofahrer, um sie zu besuchen. Oder liege ich falsch?

Mehr Grün und Vorschläge

Nochmals mein Vorschlag und das der Bürgerinitiative für das stillgelegte Zechengelände: Eine kleine Gastronomie könnte in der Parklandschaft von heute längst stehen. 

Ein kleines Café oder Kiosk vor Ort, mehr Sitzgelegenheiten und eine ständige Öffnung des Denkmals, nicht nur einmal im Monat, könnte die Attraktivität der Parklandschaft erhöhen. Ein neuer Minigolfplatz, ein Spielplatz, ein Streichelzoo, ein Barfußpfad, ein Naturlehrpfad, eine Naturhütte für Naturfreunde, ein Gebäude für Fahrradstellplätze, ein paar Pfade durch das Gelände würden reichen, um es attraktiver zu machen. 

Es wird mir jeder zustimmen, der das Gelände kennt oder kennenlernt. Doch geplant ist ein zentraler Wiesenplatz vor dem Maschinenhaus zwischen den Häusern, die ein Wasserbecken enthält für den Regen, das als Teich dienen würde. Für den nahliegenden Kinderspielplatz jedoch ist das Wasserbecken im KI-Bild nicht abgesichert und könnten somit eine Gefahr für die spielenden Kinder sein. Wir wissen ja, dass immer mehr Schwimmkurse geschlossen werden, weil dafür kein Geld ausgegeben wird…

400 bis 600 Wohneinheiten sollen entstehen. Die AnwohnerInnen würden es nicht mehr als Naherholung so nutzen, wie bisher. Das Gelände würde fast komplett gerodet und umgegraben werden.

Zeche Sterkrade Schacht 1 vom Volkspark Sterkrade aus gesehen

Die Altlasten wurden nur in bis zu 3 Metern Tiefe abgetragen. Meist müssen auf ehemaligen Kokerei- und Zechengeländen mehr als 10 Meter abgetragen werden. Bergsenkungen sollen angeblich nicht passieren, weil ja alles gut verfüllt wurde. Wir wissen, dass es eben nicht so ist. Im ganzen Ruhrgebiet senken sich hier und da die Gebirge. Allein in Bochum platzen plötzlich immer wieder Straßen und Plätze auf, die nie richtig verfüllt wurden. Dort gibt es seit 1973 keinen Bergbau mehr. Das Gelände der Zeche Constantin wurde mehr ausgebaggert als nur 3 Meter. Mehr als 15 Meter musste ausgebaggert werden, um auch die in den Plänen nicht vorhandenen, aber gefundenen Rohre und Altlasten abzutragen, bevor dort eine Wohnsiedlung entstehen konnte, die aber bewußt aus Vorsicht nur einen kleinen Teil des Geländes bebaut wurde.

Die Preise für die Wohnungen werden nicht preiswert sein. Auch die Mietpreise in der Umgebung werden sich anpassen und Oberhausen zu einer teureren Stadt im Ruhrgebiet machen, als es bisher der Fall war, obwohl es laut Alexander Galk, noch genug Leerstand gibt von Miet- und Kaufobjekten, die täglich im Internet nachzusehen sind. Was jedoch die Stadt nicht genug rechtlich ausschöpft, so Jens Carstensen. Denn unsanierter Leerstand kann die Stadt mittlerweile rechtlich etwas unternehmen. Es wird allerdings kaum angewandt.

Auch das Möbelhaus Finke könnte schon lange abgerissen sein und neuen Wohnraum geschaffen haben im Innenstadtbereich von Sterkrade, dass wie viele Städte und Stadtteile ebenfalls genug Ladenleerstand hat. Hier gibt es laut Jens Carstensen leider im Moment noch einen Erbstreit, der erst geklärt werden muss.

Außerdem hat sich der Einwohneranteil in Oberhausen sogar verringert, so Jens Carstensen von der Bürgerinitiative. Ein Zuzug aus Düsseldorf nach Oberhausen als Argument ist weit hergeholt.

Sarah Dragon hat das Gelände seit ihrer Kindheit wachsen sehen und würde es tatsächlich in Betracht ziehen bei einer Bebauung weg zu ziehen.

Andrea Hegemann ist die Gründerin der Bürgerinitiative und kämpft mit allen Mitteln gegen die Bebauung, die zum Teil ja schon passiert ist. Im nördlichen Bereich bekam Lekkerland und Edeka große Gewerbeflächen. Stück für Stück wurde das Gelände bisher verringert.

Das Mikroklima in Sterkrade würde durch die Bebauung weiter erhitzt werden, denn in unmittelbarer Nähe ist auch das Autobahnkreuz Sterkrade, das der Bundesverkehrsminister weiter ausgebaut sehen möchte.

Der halbe Wald würde vernichtet für weitere Asphaltierungen und Flächenversiegelungen. Von Klimaschutz wird geredet, aber trotzdem wird Fläche versiegelt und noch mehr Autos auf die Straße gelockt. Damit wird weiterhin der Artenschutz mit Füßen getreten. Die lobbylose Natur wird weiter eingeengt und bedrängt in ihrer Entfaltungsmöglichkeiten.

Ich werde weiter die Bürgerinitiative begleiten. Denn dieser Kampf ist auch ein Kampf in anderen Städten, nicht nur im Ruhrgebiet. Es ist auch ein Aufbäumen gegen das „Weiter so“. Damit kritisiere ich auch die Grünen, die mir zu viele Kompromisse eingehen in Sachen Klimaschutz, um regieren zu können! Ein Nein, kann manchmal eben auch Wunder bewirken, als ein Ja mit schäbigen Kompromissen für den Klimaschutz, der nicht konsequent durchgesetzt wird dadurch.

Vor 30 Jahren habe ich selbst schon mit der Robin Wood Gruppe für mehr Klimaschutz gekämpft in Bottrop. Wenn im Kleinen das nicht geschafft wird, dann hat der Kampf im Großen keine gute Chancen.

Wo sind BUND, der Naturschutzbund, Fridays for Future oder die Letzte Generation, wenn es darum geht die Natur zu schützen, wo sie sich entwickelt hat und damit auch etwas für das Klima tut? Sie können die Bürgerinitiative ebenso vehement unterstützen!

Laut demografischen Wandel würden bis 2050 über 10000 Menschen weniger in Oberhausen leben, wo ist da also der Sinn solche Wohnungsbauten noch durchzusetzen?

Die großen Parteien sagen, dass die Bebauung eine Weiterentwicklung sei, während die BI eher sagt, der Erhalt der Grünfläche im Zuge von Klimaschutz ist eine Weiterentwicklung.

Ein möglicher Plan von Green Zero das Gelände zu kaufen, wäre auch möglich. Dr. Dirk Gratzel hat die grüne Null hinterlassen und kauft für grüne Projekte alte Zechengelände. Mit ihm könnte eine mögliche bessere alternative Umbaumöglichkeit genutzt werden. Allerdings wird das von Seiten der Planer abgelehnt.

Der nächste Schritt zum Verhindern der Bebauungspläne wird der Rat der Stadt sein, die in der 12. Woche 2025 den Aufstellungsbeschluss befassen wird. Da können anschließend Bürger und Bürgerinnen ihre Meinungen dazu äußern, Gutachten beauftragen und den endgültigen Beschluss einer Bebauung verhindern. Ansonsten würde der Bau 2027 losgehen, falls nicht dagegen geklagt wird. Die Mühlen in Deutschland mahlen langsam.

Bis dahin kann das Gelände besucht werden und an jedem ersten Sonntag im Monat ist das Maschinenhaus für Besucher und Besucherinnen geöffnet mit öffentlicher Führung. Nutzt das Gelände wie es ist, bevor es eventuell bebaut wird!

Ich hoffe, dass die Bürgerinitiative es schafft, genauso wie die andere Sterkrader Bürgerinitiative gegen die Erweiterung des Autobahnkreuz, denn es bedeutet noch mehr Verkehr, noch weniger Grün, noch mehr Erhitzung durch Flächenversiegelung in Zeiten von Klimawandel. 

Die Zeiten haben sich geändert. Das sollte endlich auch in der lokalen Politik angelangt sein, die Entscheidungsträger sind und für eine bessere Lebensqualität der vorhandenen Wählerschaft sorgen sollte, bevor sie abwandern oder abgewählt werden.

Bürgerinitiative Zeche Sterkrade vs. Stadt Oberhausen/RAG Montan Immobilien/Thelen Gruppe

Links

Öffnungszeiten mit Öffentlicher Führung des Industriedenkmals „Zeche Sterkrade“

Jeden 1. Sonntag im Monat um 14 Uhr

Dauer: ca. 90 Minuten

Kosten: 8 € / unter 18 Jahre frei

Treffpunkt: Eingang Radweg Von-Trotha-Straße, Oberhausen-Sterkrade

Es wird über die Geschichte der Zeche und der Menschen vor Ort, ihr Leben und Arbeiten erzählt.

Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichteskultur

Emscheralle q11

44369 Dortmund

0241/931122-33

info@industriedenkmal-stifung.de

www.industriedenkmal-stiftung.de

***

Mehr Infos von der Bürgerinitiative „Zeche Sterkrade“

www.zeche-sterkrade.de

Infos zur Bebauung:

www.neue-zeche-sterkrade.de

***

Green Zero

www.greenzero.eu

GREENZERO: Sei dabei und gestalte mit uns eine nachhaltige Zukunft! 

Neuer Podcast startet! Ruhrgebiet erklärt #1 I Der Bergbau und seine Heiligen I Städte, Geschichte, Geschichten und Persönlichkeiten mit Jack Tengo I +Buchempfehlung I Licht im Schacht von Manfred Keller I +Videopodcast I +Podcast

Mit „Ruhrgebiet erklärt“ erscheint eine neue Podcastreihe zusammen mit Jack Tengo. Sie startet ihre Premiere am 31.8. um 12 Uhr und kommt ab sofort nun alle zwei Wochen auf Youtube und den Podcast – Kanälen.

Wir nehmen es auf Zoom für das lieber zuschauende Publikum auf und laden es auch gleichzeitig als Podcast hoch:

 

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Collage: Manfred Keller. Licht im Schacht I Titelcover und Rückseite mit ISBN-Nummer (C) F.A. Gimmerthal KG Verlag

Schon lange wollte ich das ein oder andere von und über das Ruhrgebiet im Podcast erzählen. Es macht aber mehr Lust, wenn man jemand Gleichgesinnten trifft. Mit Jack Tengo habe ich zusammen schon den Quasselsalat bzw. Quasselkompott gemacht. Allerdings haben wir uns da über alltägliche Nachrichten mit Humor und Aufregung ausgelassen. So lustig und manchmal auch spannend das war, wir stellen diesen Podcast ab sofort ein. Zumal wir den nur sporadisch gemacht haben. In der ganzen Zeit hatten wir leider Todesfälle in der Familie und mussten uns um andere Dinge kümmern. Also lag es nahe nach seinem Schicksalsschlag von diesem Jahr abwartend nun zusammen diesen Podcast zu kreieren.

Nun starten wir neu mit dem Thema, was mich als Ruhrpottologe schon seit drei Jahren umtreibt und machen nun den weitaus spannenderen Podcast über das Ruhrgebiet auf.

Wir beginnen mit einer Buchbesprechung und nehmen das Thema abschließend nach unserem gemeinsamen Podcast über die Heilige Barbara nochmal auf und sprechen über die anderen vorhergehenden Schutzpatronen der Bergleute: Daniel, Anna, Christophorus und Andreas.

zu Hören als Folge Nummer 77 in der Podcast-Reihe „Ruhrpottologe unterwegs“ zu hören:

Als neue eigenständige Reihe “Ruhrgebiet erklärt“ zu hören und abonnieren:

Zum Autor und Buch

Manfred Keller, geboren 1940, ist Doktor der Theologie und war langjähriger Leiter der Evangelischen Stadtakademie in Bochum. Er hat ein knapp 50 seitiges Buch über die Verbindung der Heiligen mit dem Bergbau, darunter auch die schon von uns gepodcasteten Heilige Barbara, geschrieben.

Kurzweilig und spannend mit reichhaltigem Bildermaterial ist es zu lesen. Wir haben das Buch nicht nur zu empfehlen, sondern strickten mit den weiteren Informationen unter anderem den Podcast als Abschluss zur Heiligen Barbara, der größten Schutzpatronin der Bergleute.

Es ist neben einer Buchbesprechung, ein Thema, dass über die Jahrhunderte die Menschheit geprägt hat. Seit den menschlichen Aufzeichnungen haben die verschiedenen Berufszweige Götter gehabt, die bei den Römern Fruchtbarkeit für das Ackerland, den Wettergott oder auch bei Krankheiten einen unsichtbaren Gott angerufen. Die katholische Kirche hat das System durchaus sinnvoll ergänzt für ihre Art des Gottglaubens. Die Heiligen sind die „Vermittler“ zwischen dem Dies- und dem Jenseits, wenn man es so sagen kann.

Das Buch ist sehr empfehlenswert!*

Manfred Keller: Licht im Schacht – Heilige und Schutzpatrone der Bergleute

ISBN: 9783000606083

Verlag F.A. Gimmerthal KG

Licht im Schacht – Gimmerthal Verlag Bochum (gimmerthal-verlag.de)

Denn die katholische Kirche hatte im Gegensatz zum vorherigen römischen Vielgötterglaube ja nur einen einzigen Gott. Die Heiligen traten nun im Vergleich zu den alten Römern als Vermittler auf und wurden angerufen.

Bei steigendem Grubenwasser und drohendem Ertrinken wurde z.B. der Andreas angerufen, bevor es die Barbara wurde. Um einen dicken Flöz zu finden, rief man den Daniel an, den Visionär, dessen Überleben in der Löwengrube im alten Babylon auch „Gruben“-Namensgeber wurde in vielerlei bergbauworttechnischer Hinsicht.

Das Buch hat nur 48 Seiten und erzählt in einer extremen Kurzform die Geschichten der Heiligen und ihre Verbindung zum Bergbau. Dies ist aber so anschaulich gewesen, dass ich kurzerhand beschlossen habe, den ersten Podcast geschichtlich zu nutzen. Denn ohne die Heiligen wäre hier auch der Bergbau anders gelaufen. Auch die Architektur wäre eine andere. Die Barbara taucht in vielen alten Häusern als Relief oder in einer Ecke eingesenkte Statue auf.

Ohne Bergbau kein Ruhrgebiet. Dabei fing der Bergbau eher im Harz und Erzgebirge an, um Eisenerze, Kupfer, Salz und Silber abzubauen statt Steinkohle. Das kam alles hier erst viel später. Auch darüber werden wir berichten. Das Ruhrgebiet ist eine spannende Region.

Es umspannt interessante zusammenhängende Informationen. Es hat tolle Menschen hervorgebracht, auch prominente Persönlichkeiten, die wir besprechen werden, wie Heinz Rühmann.

Wir haben unzählige Themen auf der Agenda und ich bin erfreut diese nun nicht alleine den Zuhörern und Zuhörerinnen zu erzählen, sondern im Zwiegespräch mit dem sympathischen Jack Tengo, der aus dem Osten des Ruhrgebiets aus Werne an der Lippe kommt.

Mit ihm habe ich sozusagen meinen allerersten „Gast“-Podcast gemacht in meinen Anfängen als Ruhrpottologe vor drei Jahren. Wir sind gute Freunde geworden.

Freut euch also auf einen sehr interessanten Podcast über die Heiligen im Bergbau mit einer ordentlichen Prise Humor. Anfangs bei der Vorstellung erzählen wir aber auch, warum dieser Podcast in seiner Form längere Wartezeit hatte und wir nur sehr unregelmäßig podcasten konnten. Aber dann geht’s los. Die nächsten zwei sind auch schon fertig gestellt und werden nach unserem Intermezzo mit der Geschichte und Gegenwartsproblematik zur Zeche Sterkrade alle zwei Wochen Samstags um 12 Uhr erscheinen, auch im Youtube – Kanal bei  mir und bei Jack Tengo. Dazwischen kommen meine eigenen mit Gästen oder ohne.

Wir haben aber nicht immer den Bergbau auf dem Schirm! Die nächsten befassen sich mit dem Thema „Früher war alles besser?“ und „Warum und woher der Begriff Ruhrpott?“

Viel Spaß also mit dem ersten und den Heiligen, der in meiner Podcast – Reihe „Ruhrpottologe unterwegs“ einfach nur nicht der erste, sondern der mittlerweile 77. Podcast sein wird!

Eine Bitte haben wir dennoch:

Schreibt uns Kritik !

Macht Vorschläge über die Dinge, die ihr gerne hören oder und sehen wollt !

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Wir freuen uns auf jeden Fall auf das Feedback !

Glück auf

*Die Buchempfehlung ist keinerlei bezahlte Werbung, sondern war unaufgefordert und ein gern gelesenes Buch!

Sahin Aydin, der Imker, der kein Honig mag I +Videopodcast I +Podcast I +Fotogalerie

Imker sein und Honig dann NICHT zu essen ist schon ungewöhnlich. Sahin Aydin ist nicht als Kind in einen Honigtopf gefallen, wie Obelix in den Zaubertrank. 1968 in der Türkei geboren, kam er mit seiner Familie aus dem Dorf Samiskan, Kreisstadt Arxa nach Deutschland. Der gebürtige Kurde wuchs in Gronau auf. 

Der Honig, der ihm irgendwann aus den Ohren kam, kaufte sein Vater in der Delikatessenabteilung der örtlichen Karstadt. Dennoch hat Sahin seitdem seine Liebe für die Bienen nicht aufgegeben. Er züchtet sie traditionell, wie es sein Großvater schon getan hat als es noch Bienenkörbe gab.

Zum Videopodcast, teils mit Bildern, teils mit Videoaufnahmen, weil ich ursprünglich nur einen Podcast zum Hören aufnehmen wollte und ich mittendrin meine Meinung geändert habe:

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Sahin Aydin ist ein besonderer Name. Sahin heißt Falke und Aydin Weisheit oder Herrlichkeit. Sahin hat schon einige grauweiße Haare, so kommt im Alter der Name nah dran. Ein Falke ist er nicht mehr, denn für seine Augen braucht er eine Brille. Seit Jahrzehnten wohnt er nun in Bottrop. Seine Hobbies sind neben seinen Forschungen zur Heimatgeschichte über Bottrop seine Bienen.

Die Bienenstöcke sind unweit seiner Wohnung auf dem Gelände des Westfriedhofs in Bottrop aufgestellt. Die Stadt hat ihm diesen Platz gegeben. Der Honig, der aus den Blüten der Friedhofspflanzen gesammelt wird und den dort stehenden Bäumen, wie die Linde, schmeckt sehr natürlich und hat einen erfrischenden Minzgeschmack. Er zergeht förmlich auf der Zunge.

Podcast:

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Sahin erklärt, dass Bienen drei Wochen leben und jeden Tag fast ohne Pause für einen Löffel Honig arbeitet unter sehr schweren Umweltbedingungen. Wir kennen alle die Problematik der Wildbienen, die durch die zugepflasterten Straßen, Wege und Vorgärten, die in eine Steinwüste, statt bunten Kleeblüten umgewandelt werden.

Am Wasserkran auf dem Friedhof wird getrunken

Auch die gezüchteten Pflanzen aus der Gärtnerei haben meist keine Honigblüte. Ich selbst habe den Klee in meinen Blumenkästen wachsen lassen. Jede Menge Bienen kommen, um den Honig zu ernten, denn ein weiteres Problem ist ja ebenfalls für alle Bienen sichtbar: Es wird viel zu oft der Rasen gemäht. Wo Roboter jeden Tag den Rasen kurz halten, wächst kein Gänseblümchen, kein Klee, kein Löwenzahn mehr und die Bienen haben kaum noch eine Chance sich aus der Nähe den Honig zu holen. Denn es ist ja nicht nur für den Menschen wichtig, sondern auch für den Erhalt eines Bienenstocks, wenn er nach herkömmlicher alter Tradition ohne Chemie betrieben wird. Und dabei werden die wichtigen Wildbienen immer vergessen, die Bestäuber der Pflanzen sind. Ihr Lebensraum wird immer weniger.

Wir sehen viel Grün, aber halten unsere Gärten eher Grün statt bunt, vielfältig und blumenträchtig. Mehr Blumen, die Bienen anlocken, sind für unsere Artenvielfalt sehr wichtig.

Sahins Bienenhäuser

Wabenhonig wird gern gegessen mittlerweile. In vielen modernen Bienenstöcken, werden Plastikwaben genutzt, die dann nicht essbar sind. Das wird zur Honigproduktion unterstützend genommen. Wenn Sahin den Honig herausgenommen und bearbeitet hat, lässt er ein wenig zurück, damit die Bienen selbst die wichtigen B-Vitamine aus dem Honig zehren können und gestärkt in den Wintermodus gehen können.

Auf Tuchfühlung im Gespräch erstmal Tee und dazu Wabenhonig

Ein deutscher Friedhof hat große Vorteile gegenüber polnischen und französischen Friedhöfen. Die Verstorbenen bekommen meist eine große Steinplatte aufgelegt. Darauf stehen entweder Schnitt- oder Plastikblumen. In Deutschland werden falls die verstorbene Person nicht verbrannt wurde und in eine Stele gestellt wird, noch oft genug Gräber mit Bepflanzung oder auf einer grünen Wiese, wie meine Eltern, begraben. Dort können die Wild- und Zuchtbienen noch reichlich Honig sammeln. Außerdem gibt es zahlreiche Wasserstellen, wo sie sich stärken können an heißen Tagen.

So können Sahins Bienen sich den „Schnaps“, wie der Bergmann früher in der Kneipe, abholen, bevor der Tag sich zur Nacht neigt. Sie brauchen keine Stempelkarte. Sie fliegen einfach rein und raus. Sobald es wieder hell wird, gehen sie auf die Stempel der nächsten Blumen.

Wenn wir die kleinen Beinchen mit Pollen voll sehen, dann wissen wir nicht, dass es für die fliegende Biene umgerechnet viele Kilos sind, die sie tragen müssen. Sie brauchen keinen Muskeltraining in den bekannten Fitnessstudios. Sie trainieren drei Wochen unentwegt.

Leckerer Wabenhonig

Sahin war früher in einem Imkerverein, wie es normal ist, wenn man mit dem Imkern anfängt ohne große Ahnung zu haben. Er hat dem Verein erzählt, wie sein Großvater früher die Bienen auf natürliche Art und Weise gehalten. Von zehn Rähmchen aus seinem Bienenstöcken, läßt Sahin drei oder vier mit Honig übrig, damit die Bienen im Winter eigenen Honig essen können. Diese Variante kommt bei einem Verein nicht gut an. So hat es aber schon sein Großvater erfolgreich angewendet.

Die Bienenkönigin legt Eier. Sie wird gefüttert. Die Bienen sammeln sich. Sechs bis Sieben Stück kauen dann den Honig und füttern die Königin. So kann sie vier bis fünf Jahre leben. Bildlich und unvorstellbar für einen Menschen ist, dass eine Biene einmal um die Erde fliegt, dabei Honig sammelt und dann stirbt. Der Nektar wird auf bis zu 4 km gesammelt. Wildbienen können solche große Entfernungen nicht schaffen. Sie sterben allerdings auch früher.

Melisse als Anlockmittel zum Bienenstock und Bienentränken

Sahin hat als Tipp das Anpflanzen von Melisse bekommen, die zwischen seinen Bienenhäusern gedeihen. Der Geruch ähnelt der von Bienenköniginnen. Das regt die Arbeiterbienen dazu an, dass sie sich nicht zu weit entfernen. Da sie bei den weiten Wegen hier und da auch verenden können, wenn es zu heiß zum Beispiel ist.  

Verschiedene Pflanzen sind wichtig, um Beinen zu füttern. Wenn man nur eine Pflanze hat, wie Raps, dann leben die Bienen auch nicht so lange. Wie für Menschen gilt es auch für Bienen: Einseitiges Essen kann lebensgefährlich werden.

Einmal wurden Sahins Bienen vom Veterinäramt verbrannt. „Ich habe sie schreien hören“, sagte Sahin fast zu Tränen gerührt

Anfang August ist das Honigsammeln vorbei. Zwei Mal im Jahr kann man ernten. Einmal im Mai und einmal im August. In der ersten Augustwoche ist dann Schluss. Die Bienen bereiten sich auf den Winterschlaf vor. Die letzten milden Winter jedoch, lässt sie nicht ruhen. Sie verbrauchen mehr Energie. Wenn im Bau nicht genug Futter ist, können die Bienen auch verhungern. Imker geben dann Spezialfutter, damit sie überleben können.

Schaukasten zum Bienen gucken

Sahin macht ab und zu für Schüler und Schülerinnen kleine Vorträge und zeigt ihnen die Bienenstöcke. Ich hatte keine Angst vor den Bienen. Auch nicht vor den Wespen, die sich ebenfalls den Honig holen. Zwei klebten gierig an der Wabe, die ich eigentlich essen wollte. Man muss ihnen einfach nur was geben, dann lassen sie einen zufrieden.

Sahin hat keine Angst gestochen zu werden

Es war ein besonderer Podcast, den ich ursprünglich nur hörbar machen wollte. Als ich jedoch gefilmt habe, wie Sahins Bienenstöcke aussehen und was er macht, um zu „ernten“, da habe ich einfach draufgehalten. Die Tonqualität schwankt von daher stark, weil es entweder von der Kamera oder dem Smartphone aus aufgenommen wurde.

Nichtsdestotrotz war ich begeistert seine Imkerfreude von Nahem zu sehen. Mit Sahin bin ich in Kontakt geblieben, weil er sich auch für Stolpersteine und die Geschichte meiner Heimatstadt interessiert.

Ich wünsche Sahin und seinen Bienen alles Gute und viel Honig!

Glück auf! Biene summ summ!

FOTOGALERIE

Künstliches Wabenwachs
Vitamine für die Vögel

Vorbild „Garteninitiative“ in Bochum – Goldhamme I Alternative zu Wilder Müllkippe I Interview mit Christoph Bast I Projekttag 3 I +Video I +Podcast

Zwischen den Häuserschluchten in Goldhamme in der Vereinsstraße wurde ein Stück verwildertes vermülltes Grün mit einer gemeinschaftlichen Kraftanstrengung der „Garteninitiative“ in eine wunderschöne kleine nachbarschaftliche Gartenoase für Alle umgewandelt. Ich spreche mit Christoph Bast und der Soziologin „Jenny“, die sich der losen Nachbarschaftsgruppe angeschlossen hat, über die Geschichte und der heutigen Gartenlandschaft. Das sogenannte Urban-Gardening-Projekt stammte als Idee des Bochumer städtischen Grünflächenamt. Und ist heute eine grüne generationenübergreifende Begegnungsstätte.

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Die triste Grünfläche sollte in ein bürgerschaftliches Gartenprojekt umgewandelt werden. Interessierte wurden schnell gefunden in der Anwohnerschaft, aus Vereinen und Institutionen aus dem Stadtteil. Auch eine Frauengruppe aus dem Seniorenheim an der Bayernstraße half tatkräftig mit. Durch eine Förderung über die Bezirksvertretung Mitte konnte in Eigenarbeit ein Staketenzaun aufgebaut werden. Die meisten Utensilien stammen kostenlos aus Ebay Kleinanzeigen. Nachbarn spendeten Samen, Pflanzen und Kräuter zum Anpflanzen.

Regentonnen, Kompost, Totholzhaufen, selbstgebastelte Hochbeete, auch eins aus dem Förderprogramm der Stadt Bochum und eine Sitzecke mit Tisch und Stühlen sind nun auf der kleinen Grünfläche zu sehen. Wo anfangs Zweifel waren, dass es klappt, ist heute Anerkennung und Freude in strahlende Gesichter zu sehen.

Im Zuge meiner Projektwoche bei der von der Stadt Bochum aus dem Westend-Fonds geförderten Ausstellung „Flaschengefühle“ im Juli 2023 im Schaubüdchen an der Ursulastraße bekam ich den Tipp die Garteninitiative zu dieser tollen Gartengeschichte aufzusuchen. So konnte ich das Gegenteil von „Vermüllung der Stadt“ im Video zeigen.

Nun ein Jahr danach entschied ich nicht nur das Video auf Youtube zu zeigen, sondern es als Podcast hochzuladen, um eine höhere Reichweite für diese besondere Aktion zu bieten. Damit möchte ich diese wunderbare gemeinschaftliche Arbeit zeigen und mitteilen, dass alles geht, wenn man es nur will. Wenn viele an einem Strang ziehen, dann geht noch viel mehr. Die Garteninitiative hat hier definitiv gezeigt, dass eine besondere Idee, das gemeinsame Zusammenarbeiten einen gemeinschaftlicher schöner Garten entstehen kann, den alle nun nutzen können.

Christoph Bast, sozusagen der Sprecher der Gemeinschaft, tätig bei der IFAK e.V., und die Soziologin Jenny erzählen den Werdegang der wilden Müllkippe, die auch als Parkplatz „missbraucht“ wurde. Bevor der Garten in seiner jetzigen Form entstehen konnte, mussten auch zwei Bäume leider gefällt werden. Die Stadt unterstützte das Vorhaben.

Unterschiedlichster Müll wurde ausgeräumt. Viele Glasflaschen und Kronkorken, Betonplatten und viel „Kleinmüll“ wurden gefunden. Beim Umgraben kam sogar bitumenhaltiger Bauschutt hervor. Die Vermutung liegt nahe, dass es vor langer Zeit dort hingekommen sein muss. Entweder zur Zeit des Wiederaufbaus oder noch viel früher, als die Jahrhunderthalle dort entstand. Ob das alter Müll aus der Zeit ohne Umweltschutzregeln ist, kann nicht nachvollzogen werden.

Das unansehnliche Stück Natur wurde mit Hilfe der Nachbarschaft in einer großen Kraftanstrengung umgegraben und umgestaltet, so dass dort nun wirklich eine schöne Gartenoase zum Ausruhen und Gärtnern entstand zwischen den hohen Mietskasernen von Goldhamme.

Goldhamme besitzt als kleiner Stadtteil nicht viel Grün. Die Straßen innerhalb Goldhamme – Mitte sind eng bebaut durch Mietskasernen aus der Jahrhundertwende (1900) und Neubauten aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.  Die Straßen sind eng und besitzen nur wenige Bäume, die den Staub der Autoabgase der Hauptverbindungsstraßen zwischen Bochum Innenstadt und Wattenscheid plus den Autobahnen A448 und A40 filtern können.

Die meisten Häuser besitzen keine Balkone, geschweige denn einen Garten. Interessierte Anwohner und Anwohnerinnen, die den wilden Garten nicht mehr so dahinvegetieren sehen wollten, nahmen nun selbst die Initiative in die Hand.

Eine große gemeinschaftliche Kraftanstrengung von über einem Jahr war nötig, um es so herzurichten, wie es nun aussieht. Es hat sich aber gelohnt. Ich konnte auf den Fotos die Bauphase sehen, wie es vorher war, währenddessen und nun abschließend entstanden ist.

Nur wenige 100 Meter von der Jahrhunderthalle entfernt, gibt es nun einen kleinen Garten für Jung und Alt. Jeden Sonntag um 15 Uhr ist ein offener Treff im Garten für die Nachbarschaft. Die Kinder können im Sandkasten spielen und die Älteren tauschen sich aus über Gott und die Welt. Aus dem nahe gelegenen Seniorenheim kommen gelegentlich auch die ein oder anderen, um etwas mit anzupacken, zu plaudern oder Tipps für die Gartenarbeit zu geben.

Wer möchte, kann sich aus den Hochbeeten Tomaten, verschiedene Beerensorten, Salate, Gemüse, Bohnen, Gurken und Kräuter für die eigene Küche mitnehmen oder auch anbauen und entsprechend pflegen. Alles basiert auf Freiwilligkeit. Es gibt keinen starren Verein mit Satzungen oder sonstigen Verpflichtungen. Alles kann kostenlos abgeerntet werden oder genutzt werden.

Nebenbei kann der Alltagsstress beim Chillen oder Unkraut jäten bewältigt werden. Der Garten ist nun ein wunderbarer Treffpunkt für die Nachbarschaft geworden. Es werden keine Unterschiede nach Herkunft, Alter oder Wohnstätte innerhalb von Goldhamme gemacht.

Jenny erklärte die „Broken Windows“ – Theorie. In dem Moment setzt sie ein, wenn ein Mensch Müll anfängt hinzuwerfen, meinten andere dies ebenfalls dort tun zu können. Erst wenn dieser Müll weg ist und auch weg bleibt, bleibt der Bereich sauber und ohne Müll. Genau das ist mit dem Garten passiert.

Die Theorie ist in der Soziopsychologie erstmals 1982 in einer US-amerikanischen Zeitschrift  „The Atlantic Monthly“ aufgetaucht und basiert auf einem sozialpsychologischen Experiment von Philip Zimbardo.

Die US-amerikanischen Sozialforscher James Q. Wilson und George L. Kelling erklärten darin, dass zerstörte Fensterscheiben schnellstens wieder repariert werden sollten, damit weitere Zerstörungen verhindert werden können. Sie erforschten die Bandenkriminalität von Chicago und konnten die Zerstörungen mit noch mehr Zerstörungen belegen.

So meint Jenny es ebenfalls und belegt mit der Theorie die Situation, wie es z.B. unweit der Garteninitiative auf der Essener Straße war. Ohne Zaunabsperrung wurde ein Müllhaufen nach dem nächsten gemacht. Immer mehr füllte sich der Haufen, den ich in meinem Bild „Versteckt“ festgehalten habe.

„Versteckt“ aus der Flaschengefühle-Ausstellung fotografiert gegenüber dem Straßenbahndepot Engelsburg der BOGESTRA an der Essener Straße – jetzt ist alles abgeholt worden und das Gelände wird bebaut

Irgendwo musste sich die Flasche unter dem vielen Müll versteckt haben. So ironisch, wie ich mit der Situation umgegangen bin, so habe ich bei frischer Tat ein Ehepaar angehalten, dort nicht ihren Müll zu entsorgen, weil es eine strafbare Handlung ist.

Nach vielen Querelen mit dem Grundstückseigentümer, der Stadt und auch genervten Anwohnern und mir (hatte einen Film gemacht und bei Facebook so einiges damit losgelöst) ist nun nicht nur der Müll weg, sondern auch der Zaun. Die Fläche wird nun für Neubauten vorbereitet.

Die LKWs, die dort ebenfalls immer parkten, sind verschwunden, weil dort nun ein sehr breiter Radweg aufgemalt wurde. Also alles ist nun in die richtige Richtung gegangen! So hatte Jenny hatte auch mit ihrer Theorie recht. Denn seit dem Entfernen des Mülls gegenüber des Betriebshofes Engelsburg von der BOGESTRA ist kein neuer Müll dazu gekommen.

Die Oase mitten in Goldhamme ist ebenfalls entstanden. Die Stadt hat auch einen Abfallbehälter direkt vor den Garten gestellt, damit vorbeigehende Bewohner ihren Müll dort entsorgen und nicht in den Garten werfen.

So sollte es immer sein! Mit gemeinsamer Kraft und wenigen bürokratischen Hürden kann so etwas überall gemacht werden. Für mich ist die Garteninitiative ein Vorbild auch für andere Stadtteile – egal, wo in Deutschland, nicht nur in Bochum bzw. Ruhrgebiet!

 

Links

Urban Gardening im Westend – Bewegung in Bochum (bo-alternativ.de)

Neues Gartenprojekt in Goldhamme wächst rasant – DreiViertel (dreiviertel-bochum.de)

Broken-Windows-Theorie – Wikipedia

Stolperstein Ernst Ender in Bottrop I Interview mit Sahin Aydin, Initiator, Stadthistoriker & Autor I +Säuberungsaktion zur Ehrung I +Videos I +Podcast I Sonderfolge #3 „Stolpersteine Ruhrgebiet“

Ernst Ender war eine schillernde Person seiner Zeit. Er setzte sich immer für seine Kollegen und Kumpels ein. Er war Arbeiter und Gewerkschafter. Er war in drei Parteien umtriebig: SPD, USPD (Unabhängige Sozialistische Partei Deutschland) und SAPD (Sozialistische Arbeiter Partei Deutschland). Seine Politik war immer Sozialismus, war aber nie Mitglied der KPD (Kommunistische Partei Deutschland).

Er war Aktivist im Bergarbeiterstreik von 1912, Mitbegründer der SPD in Osterfeld, auch revolutionär im Arbeiter- und Soldatenrat in Bottrop tätig nach dem ersten Weltkrieg. War im „Vollzugsrat“ gegen den Kapp-Putsch im Jahr 1920. Er war Mitbegründer der Bottroper SAPD-Partei und nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten (NSDAP) im Widerstand und dadurch auch als Politischer Häftling in Buchenwald gelandet.

Zur Würdigung und Ehrung von Ernst Ender und seinem ihm gewidmeten Stolpersteins bin ich mit Sahin Aydin zusammengekommen, nicht nur über sein Buch geschriebenes Buch über Ernst Ender zu sprechen, sondern den Stolperstein auch zu säubern und zu gedenken.

Videopodcast:

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Würdigung und Säuberungsaktion

Lange Fassung:

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Ernst Ender war ein Schlichter, ein Vermittler und gewandter Redner. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er von den Alliierten als Oberbürgermeister in Bottrop eingesetzt. Durch einen Unfall musste er sein Amt jedoch nach acht Monaten wieder niederlegen. In dieser schweren Neuanfangszeit, wo kurz vorher noch eine faschistische Diktatur regiert hatte, war er mit Sicherheit durch seine politische Lebenserfahrung der richtige Mann an der richtigen Stelle, um zu vermitteln und die Stadt neu aufleben zu lassen, noch bevor überhaupt die Bundesrepublik gegründet wurde. Sein Wirken wurde bisher wahrscheinlich stark unterschätzt.

Sahin Aydin, der Bottroper Lokalhistoriker, traf zufällig bei Recherchen über den Rathaussturm in Bottrop von 1919 auf Ernst Ender. Nach dem Abschluss der Forschung und das Buch über Alois Fulneczek arbeitete er an einer Biographie über Ernst Ender. Er fand nicht nur heraus, dass er im Widerstand gegen die Nationalsozialisten war, sondern dadurch auch in einem KZ als Politischer Häftling landete, aus dem er glücklicherweise lebendig herauskam.

Am 9.11.2021 ließ er mit Unterstützung des Vereins „7 Freunde e.V.“ den Stolperstein für Ernst Ender an seiner letzten Wohnstätte, Fuchsstraße 2, verlegen. Ein halbes Jahr darauf meldete sich ein Stiefsohn. Er übergab Sahin Aydin weitere Unterlagen und Fotos, die er für die Erstellung des jetzt erschienenen Buches verwenden konnte. Ein Exemplar wurde dem amtierenden Oberbürgermeister Bernd Tischler überreicht.

Das Leben Ernst Enders beinhaltet eine reichhaltige spannende politische und kämpferische Geschichte. Er setzte sich immer für ein soziales Miteinander, für mehr Mitbestimmung und für die „kleinen“ Menschen ein. Ernst Ender muss eine besondere Persönlichkeit gehabt haben, die wahrscheinlich herzlich und offen gewesen sein musste. Das gebürtige am 4.7.1881 geborene Thüringer in Haina/Stadt Römhild nach dem Zweiten Weltkrieg Oberbürgermeister von Bottrop werden würde, hatte er Zeit seines Lebens bestimmt nicht geahnt.

Bis dahin floß viel Wasser durch die Emscher. Sein Arbeitsleben begann in einer Ziegelsteinfabrik in Thüringen. Dort hatte er die erste Berührung mit der hohen Politik beim Beitritt in die Gewerkschaft. Dann lockte das Ruhrgebiet mit höheren Löhnen.

So zog er 1900 nach Sodingen (heute Stadtteil von Herne), wo er am 25.6.1904 seine Freundin Karoline Schwertmann aus Verl heiratete. Nach fünf Jahren als Hauer auf Zeche „Mont-Cenis“ ging das Ehepaar nach Hamborn (heute Stadtteil von Duisburg). Die Schachtstraße wurde damals „Klein-Warschau“ genannt, weil dort viele Polen wohnten, arbeiteten und ihre Sprache bewahrten. Dort trat er in den Bergarbeiter-Verband ein und arbeitete auf der Zeche „Deutscher Kaiser“ (heute noch bekannt als Zeche „Friedrich Thyssen“).

Short zum Buch:

Ernst Ender – Ein Sozialist wird Bottroper Oberbürgermeister:

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Der Thüringer Ernst Ender kann nun als echter Ruhrgebietler bezeichnet werden. Denn nach Herne und Duisburg, landete er für ein Jahr in der Zeche „Graf Moltke“ in Gladbeck – Butendorf. Dann lockte die Zeche „Osterfeld“ wahrscheinlich mit mehr Lohn. Dann passierte etwas Entscheidendes in seinem Leben: Er politisierte sich immer mehr! Er wollte etwas bewegen für die Menschen.

Er gründete 1911 den SPD-Ortsverband. Das Kaiserreich beäugte die SPD als mögliche Umsturzpartei, immer noch sehr argwöhnisch. So wurde auch Ernst Ender überwacht. Das hielt ihn nicht davon ab beim größten Bergarbeiterstreik, den das Deutsche Kaiserreich je erlebte, im März 1912 als Streiksprecher zu unterstützen. Er kämpfte mit den Streikenden für eine Achtstunden-Schicht. Das ist heute über 100 Jahre kaum vorstellbar. Die junge Generation weiß nicht unter welchen schrecklichen Zuständen in der Zeit der Industrialisierung und Bevormundung des monarchischen Staates gearbeitet wurde.

Und sie weiß auch nicht, das dieser Arbeitskampf einer der Ursprünge aller zukünftigen Arbeitskämpfe war, die zum heutigen Wohlstand in ganz Deutschland wurde. Heute zehren wir von einem Achtstunden-Tag und zwei freien Wochentagen. Damals üblich waren 10 oder 12 Stunden an sechs Tagen die Woche unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen. Arbeitsschutz gab es so gut wie nicht!

Umso wichtiger waren die Streiks auf die missliche Lage hinzuweisen. Doch der große Bergarbeiterstreik mit seinen entsprechenden Forderungen war eine sehr gefährliche Angelegenheit. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. forderte den preußischen Innenminister auf mit Militär und Polizei scharf schießen zu lassen. Dem Kaiser waren sozialistische Umtriebe ein Dorn im Auge. Vier Arbeiter starben. 2000 Arbeiter wurden angeklagt. Ernst Ender wurde in Osterfeld entlassen.

Ernst Ender gab jedoch nicht auf. Er hatte eine Verantwortung für seine Familie, denn er hatte seine Frau und bald vier Kinder zu ernähren. Am 2.5.1912 landete er auf der Zeche Rheinbaben in Bottrop, wo er auch mit Unterbrechungen durch einen Unfall während des Ersten Weltkriegs bis 1932 arbeitete. Dort wurde er in den Betriebsrat gewählt. In Bottrop wurde sein Leben noch umtriebiger und belebter durch die revolutionären Zeiten, die folgten nach der Gründung der Weimarer Republik. 1918 wechselte er von der SPD in die abgespaltene mehr linksgerichtete USPD ein und unterstützte den Arbeiter- und Soldatenrat (ASR) als Leiter der Sicherheitswehr von Bottrop. Er blieb in der Situation jedoch immer auch ein Schlichter und Vermittler zwischen den verschiedenen politischen Gruppierungen.

Beim brutalen „Rathaussturm“ in Bottrop in der Nacht vom 17./18.11.1919 durch den Freikorps Lichtschlag geführt von Wilhelm Höffer von Loewenfeld, wo nach Aydins Forschungen mehr als 120 Menschen umgekommen sind,  wurde Ernst Ender festgenommen. Ender wurde entlassen. Er kandidierte anschließend als Mitglied der USPD  für den Bottroper Gemeinderat und bekam einen der vier Sitze.

1931 gründete er mit Alois Saffert die Ortsgruppe der SAPD (Sozialistische Arbeiter Partei Deutschlands) in Bottrop. Eine mehr links liegende Partei von der SPD. Das allerdings war später für die NSDAP nach ihrer Machtergreifung ein Dorn im Auge. Nach seiner Entlassung als Invalide aus der Zeche „Rheinbaben“ und die folgende Nazi-Übernahme der Stadt 1933, war Ernst Ender entschlossen in den Widerstand zu gehen. Er unterstütze Flugblattaktionen. Am 13.4.36 wurde er verhaftet, in der Duisburger Strafanstalt eingesperrt zur Strafanstalt Herford überstellt.

Am 9.7.36 wurde er als Hochverräter verurteilt zu einem Jahr und acht Monate Zuchthaus. Nach seiner Entlassung am 10.1.38 wurde er nur einen Monat später erneut verhaftet und zum Konzentrationslager Buchenwald als Politischer Häftling überstellt mit der Häftlingsnummer 1082. Glücklicherweise wurde Ernst Ender am 18.2.1941 entlassen und schaffte es die Macht der Nazis zu überstehen.

Nach dem zweiten Weltkrieg entschied sich Ernst Ender, genauso wie Willy Brandt, wieder in die SPD einzutreten, weil das Programm sich von den Parteien kaum unterschied.

Die Alliierten setzten Ernst Ender als erfahrenen Schlichter, Redner und Politiker als ersten Oberbürgermeister von Bottrop ein. Durch einen Autounfall allerdings musste er seine Arbeit nach 8 Monaten abbrechen.

Seine restliche Lebenszeit nach dem Tod seiner Frau Karoline verbrachte er mit Elisabeth Grossinski, die 1959 heiratete.

1958 bekam Ernst Ender ein Bundesverdienstkreuz für sein ablehnendes Verhalten gegenüber der NSDAP und seine Verdienste als Politiker der Stadt Bottrop.

Am 20.6.1963 starb er und wurde in allen Zeitungen und von Politikern gewürdigt für seine Arbeit als Gewerkschafter und Politiker.

Am 3.2.1978 hat die Stadt Bottrop die ursprüngliche Raiffeisenstraße in „Ernst-Ender-Straße“ umbenannt, um ihn eine besondere Würdigung zu geben. Die Straße führt an seinem letzten Wohnhaus Ecke Fuchsstraße 2, dran vorbei.

Der Stolperstein ist ein besonderer Stein für eine besonderen Menschen, der als besonnener Vermittler, als Helfer für Kumpels, als Mensch im Kampf um die Freiheit gegen die Diktatur der Nazis steht.

Sahin Aydin hat mit seiner Ernst-Ender-Biographie und dem Initiieren des Verlegens des Stolpersteins eine wichtige über die Stadtgrenzen hinaus wichtige Entscheidung und Arbeit getan.

Sahin Aydin mit seiner Biographie über Ernst Ender – Ein Sozialist wird Bottroper Oberbürgermeister

 

Nie wieder ist Jetzt! 

Es zeigt, dass es Mutige geben muss, um in der Zeit von populistischer Politik aufzustehen und Widerstand zu leisten. 

Zuzuhören, schlichten und vermitteln gehören dazu. 

Das konnte Ernst Ender mit Sicherheit in seinem langen bewegten Leben!

Ruhe in Frieden!

Glück auf!

Quelle: Sahin Aydin: Ernst Ender – Ein Sozialist wird Bottroper Oberbürgermeister

Wichtige Links

Zum Buch:
Sahin Aydin: Ernst Ender – Ein Sozialist wird Bottroper Oberbürgermeister
https://shop.tredition.com/booktitle/Ernst_Ender_Ein_Sozialist_wird_Bottroper_Oberb%3frgermeister/W-119-797-712

Softcover – ISBN: 978-3-347-51545-1
Hardcover – ISBN: 978-3-347-51548-2


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Zum Autor/Lokalhistoriker:
https://www.sahinaydin.de/
Email: sahinaydin1968@googlemail.com
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Zur Information des Stolperstein vom Stadtarchiv Bottrop:
https://www.bottrop.de/kultur-und-bildung/stadt-_und_zeitgeschichte/stolpersteine/ernst-ender.php
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Greeter Gruppe Bottrop – Kostenlose Führungen durch Bottrop
https://www.deutschland-greeter.de/bottrop/
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Weitere Informationen und Videos zur Würdigung in der Rubrik Stolpersteine, auch Führungen der Greeter Gruppe Bottrop:
www.ruhrpottologe.de
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