Ruhr-Prim-Haiku in 9 Absätzen und 23 Silben zum Wolkenbruch über Bottrop ab 18 Uhr
Es bräute sich zusammen Grau in Grau Blitze zuckten den Himmel herab die Zitzen der Kirchturmspitzen erhellten. Schauer kam trocken geblieben Glück gehabt.
In Ruhrdeutsch :
Grau in Grau gebräuts
das Gewölk
Blitze pitschen die Zitzen der Kirchturmspitzen die Tauben lassen federn draußen plästerts
drinnen trocknet Pilsken
die Kehle.
Was ist ein Haiku?
Das ist eine japanische Gedichtform. Ich hab sie etwas angepasst.
9 Zeilen mit 23 Wörtern sind nicht einfach, aber fordert die Gedanken zu einem Thema.
Ins Ruhrdeutsche geschrieben, kann es auch zu einem lecker Pilsken kommen.
Mit „Ruhrgebiet erklärt“ erscheint eine neue Podcastreihe zusammen mit Jack Tengo. Sie startet ihre Premiere am 31.8. um 12 Uhr und kommt ab sofort nun alle zwei Wochen auf Youtube und den Podcast – Kanälen.
Wir nehmen es auf Zoom für das lieber zuschauende Publikum auf und laden es auch gleichzeitig als Podcast hoch:
zu Sehen als Video im Youtube-Kanal :
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Schon lange wollte ich das ein oder andere von und über das Ruhrgebiet im Podcast erzählen. Es macht aber mehr Lust, wenn man jemand Gleichgesinnten trifft. Mit Jack Tengo habe ich zusammen schon den Quasselsalat bzw. Quasselkompott gemacht. Allerdings haben wir uns da über alltägliche Nachrichten mit Humor und Aufregung ausgelassen. So lustig und manchmal auch spannend das war, wir stellen diesen Podcast ab sofort ein. Zumal wir den nur sporadisch gemacht haben. In der ganzen Zeit hatten wir leider Todesfälle in der Familie und mussten uns um andere Dinge kümmern. Also lag es nahe nach seinem Schicksalsschlag von diesem Jahr abwartend nun zusammen diesen Podcast zu kreieren.
Nun starten wir neu mit dem Thema, was mich als Ruhrpottologe schon seit drei Jahren umtreibt und machen nun den weitaus spannenderen Podcast über das Ruhrgebiet auf.
Wir beginnen mit einer Buchbesprechung und nehmen das Thema abschließend nach unserem gemeinsamen Podcast über die Heilige Barbara nochmal auf und sprechen über die anderen vorhergehenden Schutzpatronen der Bergleute: Daniel, Anna, Christophorus und Andreas.
zu Hören als Folge Nummer 77 in der Podcast-Reihe „Ruhrpottologe unterwegs“ zu hören:
Als neue eigenständige Reihe “Ruhrgebiet erklärt“ zu hören und abonnieren:
Zum Autor und Buch
Manfred Keller, geboren 1940, ist Doktor der Theologie und war langjähriger Leiter der Evangelischen Stadtakademie in Bochum. Er hat ein knapp 50 seitiges Buch über die Verbindung der Heiligen mit dem Bergbau, darunter auch die schon von uns gepodcasteten Heilige Barbara, geschrieben.
Kurzweilig und spannend mit reichhaltigem Bildermaterial ist es zu lesen. Wir haben das Buch nicht nur zu empfehlen, sondern strickten mit den weiteren Informationen unter anderem den Podcast als Abschluss zur Heiligen Barbara, der größten Schutzpatronin der Bergleute.
Es ist neben einer Buchbesprechung, ein Thema, dass über die Jahrhunderte die Menschheit geprägt hat. Seit den menschlichen Aufzeichnungen haben die verschiedenen Berufszweige Götter gehabt, die bei den Römern Fruchtbarkeit für das Ackerland, den Wettergott oder auch bei Krankheiten einen unsichtbaren Gott angerufen. Die katholische Kirche hat das System durchaus sinnvoll ergänzt für ihre Art des Gottglaubens. Die Heiligen sind die „Vermittler“ zwischen dem Dies- und dem Jenseits, wenn man es so sagen kann.
Das Buch ist sehr empfehlenswert!*
Manfred Keller: Licht im Schacht – Heilige und Schutzpatrone der Bergleute
Denn die katholische Kirche hatte im Gegensatz zum vorherigen römischen Vielgötterglaube ja nur einen einzigen Gott. Die Heiligen traten nun im Vergleich zu den alten Römern als Vermittler auf und wurden angerufen.
Bei steigendem Grubenwasser und drohendem Ertrinken wurde z.B. der Andreas angerufen, bevor es die Barbara wurde. Um einen dicken Flöz zu finden, rief man den Daniel an, den Visionär, dessen Überleben in der Löwengrube im alten Babylon auch „Gruben“-Namensgeber wurde in vielerlei bergbauworttechnischer Hinsicht.
Das Buch hat nur 48 Seiten und erzählt in einer extremen Kurzform die Geschichten der Heiligen und ihre Verbindung zum Bergbau. Dies ist aber so anschaulich gewesen, dass ich kurzerhand beschlossen habe, den ersten Podcast geschichtlich zu nutzen. Denn ohne die Heiligen wäre hier auch der Bergbau anders gelaufen. Auch die Architektur wäre eine andere. Die Barbara taucht in vielen alten Häusern als Relief oder in einer Ecke eingesenkte Statue auf.
Ohne Bergbau kein Ruhrgebiet. Dabei fing der Bergbau eher im Harz und Erzgebirge an, um Eisenerze, Kupfer, Salz und Silber abzubauen statt Steinkohle. Das kam alles hier erst viel später. Auch darüber werden wir berichten. Das Ruhrgebiet ist eine spannende Region.
Es umspannt interessante zusammenhängende Informationen. Es hat tolle Menschen hervorgebracht, auch prominente Persönlichkeiten, die wir besprechen werden, wie Heinz Rühmann.
Wir haben unzählige Themen auf der Agenda und ich bin erfreut diese nun nicht alleine den Zuhörern und Zuhörerinnen zu erzählen, sondern im Zwiegespräch mit dem sympathischen Jack Tengo, der aus dem Osten des Ruhrgebiets aus Werne an der Lippe kommt.
Mit ihm habe ich sozusagen meinen allerersten „Gast“-Podcast gemacht in meinen Anfängen als Ruhrpottologe vor drei Jahren. Wir sind gute Freunde geworden.
Freut euch also auf einen sehr interessanten Podcast über die Heiligen im Bergbau mit einer ordentlichen Prise Humor. Anfangs bei der Vorstellung erzählen wir aber auch, warum dieser Podcast in seiner Form längere Wartezeit hatte und wir nur sehr unregelmäßig podcasten konnten. Aber dann geht’s los. Die nächsten zwei sind auch schon fertig gestellt und werden nach unserem Intermezzo mit der Geschichte und Gegenwartsproblematik zur Zeche Sterkrade alle zwei Wochen Samstags um 12 Uhr erscheinen, auch im Youtube – Kanal bei mir und bei Jack Tengo. Dazwischen kommen meine eigenen mit Gästen oder ohne.
Wir haben aber nicht immer den Bergbau auf dem Schirm! Die nächsten befassen sich mit dem Thema „Früher war alles besser?“ und „Warum und woher der Begriff Ruhrpott?“
Viel Spaß also mit dem ersten und den Heiligen, der in meiner Podcast – Reihe „Ruhrpottologe unterwegs“ einfach nur nicht der erste, sondern der mittlerweile 77. Podcast sein wird!
Eine Bitte haben wir dennoch:
Schreibt uns Kritik !
Macht Vorschläge über die Dinge, die ihr gerne hören oder und sehen wollt !
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Wir freuen uns auf jeden Fall auf das Feedback !
Glück auf
*Die Buchempfehlung ist keinerlei bezahlte Werbung, sondern war unaufgefordert und ein gern gelesenes Buch!
Seit 1987 ist Monika Grawe für den Verein aus Bochum unterwegs. Im Jahr 2000 eingetreten ist sie auch mit 73 Jahren unermüdlich im Einsatz für die Ukraine und der Bochumer Partnerstadt Donezk, lange bevor der Einmarsch der russischen Truppen am 24.2.2022 begann.
So eine willensstarke und sympathische Frau an der Seite in einem humanen Kampf der Errichtung und Erhaltung von Krankenstationen und Kinderheimbetreuung in der Ferne an der Spitze dieses Vereins zu wissen, bedeutet für alle im Team und in der Ukraine einen besonderen Engel zu haben.
Mit ihrer Art mit Menschen zu sprechen und die Dinge zu organisieren, baut sie eine besondere starke Brücke zwischen zwei Staaten auf.
Monika Grawe wird weiter agil den Verein und das Team unterstützen.
Sie hat nicht nur die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, also für mich im einfachen Sprachgebrauch ‚Bundesverdienstkreuz‘ verdient, sondern damit auch der Stadt Bochum ein Vorbild für Männer und Frauen gegeben, was geschafft werden kann in unmöglichsten Situationen.
Sie ist für das gesamte Ruhrgebiet ein leuchtendes Beispiel, wie mit wenig Menschen vielen Tausenden weit entfernt unter widrigen Umständen aus Krieg und Leid geholfen werden kann.
Ich bin glücklich sie kennengelernt zu haben und diesen Verein unterstützen zu können.
Sie hat das Bundesverdienstkreuz mehr als verdient. Nicht nur um eine Frauenquote zu erfüllen. Denn überwiegend werden Männer überwiegend mit einem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Wer den Verein, die Ukraine, ihre Menschen und damit Monika Grawe unterstützen möchte in ihrem Tun, kann sich gerne melden:
Herbert Schröer wirkt auf mich so alt wie das Grundgesetz, aber zugleich jünger, wie dessen neueste Auflage. Es ist unglaublich, dass dieser 75-jährige Mann noch immer den Sprinter mit Anhänger seelenruhig über viele Kilometer nach Bosnien hinweg lenkt. Als Beifahrer saß ich beim Hilfstransport am 22. Mai 2024 nach Bihac, Bosanska Krupa, Fojnica inklusive der staatlichen Einrichtung für Menschen mit Behinderungen Drin, Sarajevo und Velagici.
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Herbert Schröers beruflicher Werdegang begann nach der Volksschule, gefolgt von einer Ausbildung zum Heizungsbauer. Nach vier Jahren erlebte er eine Wirtschaftskrise und fand als Schlosser und Schweißer im Bergbau Arbeit.
Dann entschied er sich für den zweiten Bildungsweg und absolvierte sein Fachabitur. Er arbeitete in einer Werkstatt für Behinderte bevor er Sozialarbeit studierte. Zuletzt war er Leiter (geändert) der Werkstatt Constantin in Bochum, nur zwei Kilometer von meinem damaligen Wohnort entfernt, als ich 1995 von Bottrop nach Bochum zog.
Sein Schwager gründete die Stiftung „Aktion Stiftung – Menschen in Not“ in Castrop-Rauxel, die Menschen in Armut unterstützt, beispielsweise bei nicht bezahlbaren Stromrechungen und anderes mehr. Die Stiftung unterstützt auch die Bosnienhilfe. Herbert Schröer war im Verein dort Vorstandsvorsitzender.
Als Podcast hören:
Warum berichte ich über Bosnien und einen Verein, der sich mit Hilfstransporte der besonderen Art beschäftigt?
Es gibt viele Gründe!
Wir haben viele Bosnier im Ruhrgebiet, die geflüchtet sind durch den Krieg und hier ein neues Leben angefangen haben.
Ich habe auch nach 1995 durch meinen Umzug nach Bochum, noch jahrelang die Container gegenüber des Trainingsplatzes vom VfL Bochum gesehen, die Menschen aus dem Land beherbergten bis sie wieder entweder zurück gegangen sind, ihr Asylantrag abgelehnt wurde oder eine Arbeit und Wohnung beziehen konnten. Irgendwann waren die Container nicht mehr da.
Ist es ein besonderer Verein im Ruhrgebiet, der mit viel Enthusiasmus Hilfe zur Selbsthilfe schaffen will bei den kleinsten und ärmsten des europäischen Landes, die sich nicht selber helfen können: Die Kinder!
Ich wollte selbst sehen, was der Verein vor Ort macht und mir ein Bild machen.
Wollte ich drüber schreiben, einen Podcast machen und Freundschaften in einem fernen Land schließen
Ich bin neugierig auf das Leben. Bosnien-Herzegowina ist somit irgendwie stark verbunden mit dem Ruhrgebiet, zusätzlich mit dem Verein, so dass ich das mir noch unbekannte Land kennenlernen wollte.
Hilfe zur Selbsthilfe ist ein sehr gutes Motto für diesen Verein. So etwas unterstützte ich gern.
Habe ich Fojnica besucht. In der Stadt wurde über Jahrhunderte Silber abgebaut und Münzen daraus hergestellt. Indirekt hat die Stadt indirekt ein ähnliches Schicksal erlebt, wie die Städte des Ruhrgebiets, nur etwas anders. Bergbauinteressierte Menschen werden deswegen auch von mir hierüber informiert.
Die Idee der Gründung
Amela Halilovic hatte die Idee zu dem Verein „Aktion Bosnien“. Sie sah, wie auch mit Fördergeldern Entwicklungsprojekte im Ausland ins Laufen gebracht werden konnten, wie z.B. in Rumänien. Sie unterstützte in ihrer Heimatstadt Bosanska Krupa mit vielen kleinen Hilfsprojekten. Entscheidend war eine Bitte einer Schulleiterin „Druga Osnovna skola“ beim Kauf und Einbau einer Heizkesselanlage zu helfen. Eine Flutkatastrophe hatte die Keller überflutet und die Kinder hätten zuhause bleiben müssen vor der Kälte, die in den Räumen drohte. Herbert Schröer unterstützte mit der Stiftung ohne lange Nachzudenken dieses Projekt. So gründete sich zur Verbesserung der sozialen Situation und Bildungsmöglichkeiten, mit dem Ziel zur Selbsthilfe am 15.11. 2014 der Verein „Aktion-Leben und Lernen in Bosnien“. Hilfe zur Selbsthilfe ist das Motto.
Zum besseren Verständnis – Ein kleiner Abriss der bosnischen Geschichte
Bosnien-Herzegowina hat eine reichhaltige wechselvolle Geschichte seit der römischen Besetzung. Eine Zeitlang gab es einen eigenen König, dann fiel es an das Königreich Ungarn, auch der kroatische König und das Byzantinische Reich herrschte über das Gebiet. Von 1230 bis zum Erlöschen der Dynastie des Hauses Komaric 1463 gab es einen Ban, einen Bosnischen König, bevor die Osmanen das Land eroberten. Sie beherrschten das Land bis zur österreichisch-ungarischen Annexion 1908.
Nachfolgendend tauchten Unruhen, Krisen und Nationalkämpfe tauchten auf. Am 28.7.1914 gab es den folgenschweren tödlichen Schuss in Sarajevo durch die serbische Terrororganisation Schwarze Hand. Der junge Terrorist Gavrilo Princip tötete den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau während eines Besuchs. Der erste Weltkrieg entbrannte und zeigt seine Spuren bis heute. Danach gründete sich Jugoslawien.
Unter Jozip Broz Tito wurde nach dem Zweiten Weltkrieg der Vielvölkerstaat Jugoslawien mit harter Hand bis zu seinem Tod zusammengehalten. Er hat das Land etwas gemäßigter und offener regiert als die östlichen kommunistisch beherrschten Länder unter der sowjetrussischen Vorgabe. Es gab Reisefreiheit.
Aber nach dem Zusammenbruch des Kommunismus und Titos Tod, kamen die bisher friedlich zusammenlebenden Nachbarn Serben und Kroaten nicht zu einer guten Lösung, sondern griffen nach den Waffen. Der Nationalismus forderte viele Todesopfer.
In Bosnien – Herzegowina gab die Bevölkerung über 99 %ige Zustimmung bei einem demokratischen Referendum zur Gründung eines eigenen Staates unabhängig von Jugoslawien. Die Serben boykottierten weitgehend ihr Kreuz zu setzen. Das verhinderte aber nicht, dass mit über 63 % Einverständnis der Bevölkerung am 3.3.1992 die Unabhängigkeitserklärung von Jugoslawien bekannt gegeben wurde.
Sobald die Bekanntgabe war, begann die Gewalt. Ein unvorstellbarer Genozid gegenüber der bosnischen Bevölkerung begann. Noch heute sind nicht alle Massengräber gefunden worden.
Es gab Konzentrationslager, wo Menschen verhungerten, fast wie in Auschwitz wurden sie hinter Stacheldraht gehalten.
Kaum vorstellbar, dass es nach dem zweiten Weltkrieg wieder so eine Situation geben sollte. Leider wiederholte die Geschichte sich in gewisser Form in diesem Krieg.
Schlimm waren auch die Scharfschützen, die nur darauf warteten Menschen zu erschießen, die nur kurz einkaufen gingen. So war es leider im Land von 1992-1995. Die Spuren sind bis heute zu sehen, wie bei uns in Berlin am Reichstagsgebäude: Einschusslöcher, Granattrichter und sichtbare Mauerschäden. Europa suchte viel zu lange nach Lösungen. Die Diplomatie erreichte dann endlich am 14.12.1995 mit dem Dayton-Vertrag in den USA unter der Leitung von US-Präsident Bill Clinton und Beteiligung der Europäischen Union endlich einen ersten Schritt zum Frieden. Aber der Vertrag erreichte auch, dass es nun einen Staat gab, der mit den drei Ethnien und entsprechenden drei wechselnden Staatsoberhäuptern klar kommen musste, die alle ein eigenes Kabinett haben.
Kriegsschäden aus den 190ern am Haus 2024
Durch den Krieg brachen viele Industriezweige zusammen, die im jugoslawischen Staat zur Produktion von Industriegüter, zur Stromerzeugung und für den wirtschaftlichen Handel wichtig waren. Dies führte zu einer hohen Arbeitslosigkeit. Herbert betont im Podcast, dass aufkeimender Nationalismus immer schädlich für ein Land ist.
Besonders in den Kantonen hat er erlebt, wie schwierig es ist, Projekte wie die barrierefreie Gestaltung von Schulen für Kinder mit Behinderungen umzusetzen. Und das ist nur ein Beispiel. Die Menschen helfen sich meist selbst irgendwie, und dass sie enttäuscht sind von der Politik, egal wer wie dort regiert. Das ist ein fatales Zeichen an die Politik. Sie ist wichtig, um ein Land zu repräsentieren und seine Bevölkerung zu hören und entsprechend zu unterstützen. Doch es passiert nicht viel.
Mir reichte ein Blick auf die Schulräume und ich habe gedacht, dass ich da sitzen könnte in dem Klassenraum von 1987. Der gleiche alte Fernseher. Ein Computer von Anfang bzw. Mitte der 1990er und Stühle, die schon bessere Zeiten gesehen haben. Wer die Schulen sieht, sieht dass im Land was nicht stimmt. Und das kann man übrigens ohne die PISA – Studie auch in Deutschland sehen. Die föderale Struktur lähmt auch hierzulande die Bildung in meinen Augen. Aber das ist ein anderes Thema.
Gastfreundschaft wird hoch angesehen in Bosanska Krupa
Daten von Bosnien-Herzegowina
Die Staatsflagge von Bosnien-Herzegowina ähnelt der europäischen Flagge. (Foto aus Wikipedia). Das gelbe Dreieck symbolisiert geographisch abstrakt die Umrisse des Landes, aber auch gleichzeitig die drei Ethnien der Serben, Kroaten und Bosniaken. Die Farbe Gold steht für Frieden und die Sonne. Das Blau steht für die Europäische Union. Dieser Flaggenentwurf des bosnischen Künstlers Mladen Kolobaric wurde durch den ersten hohen Repräsentanten Carlos Westendorp durchgesetzt, nachdem das Parlament natürlich wieder stritt, wie es auszusehen hatte.
Die Sterne stehen für die Kantone. Allerdings sind es nur 9 Sterne, die das andeuten. Die Nähe zur Europäischen Fahne mit den Farben und Sternen ist eindeutig zu sehen. Diese Flagge gilt solange, bis sich das Parlament auf eine neue einigen würde. Scheinbar hat man sie jetzt akzeptiert. Ich finde sie passend zum Land.
Fun Fact (wie es heute so schön heißt) am Rande: Mladen Kolobaric war auch künstlerischer Leiter für die Olympischen Spiele 1984 in Sarajevo. Die Bobbahn in Sarajevo haben wir am letzten Tag noch besucht.
Die Truppe des Hilfstransports nach Bosnien an der Grenzstation
Politik, Statistik und Kritik
Für mich ist das eher wie ein Kabarett, denn alle wollen irgendwie nur sich selbst repräsentieren und nicht das Land, die Schönheiten und die Menschen, die dort leben. So ist mein Eindruck von dem, was ich sah und was ich erfahren habe, als ich mich mehr mit Bosnien beschäftigt habe. Politische Verhältnisse möchte man vor der Kamera lieber nicht sagen, damit keine Probleme auftauchen. Eine freie Meinungsäußerung oder öffentliche Kritik sehen zuständige Politiker scheinbar nicht gern. Dabei ist offene Kritik auch eine mögliche Verbesserung für die Dinge, die wirklich sinnvoll sind getan zu werden. Dafür sollte Politik auch offen sein und entsprechend handeln. Das ist Politik: Reagieren und Handeln, so wie es die Basis nötig hat, und nicht wie es der Politik oder dem Parteiprogramm in den Kram passt. Ich war selbst in der Politik eine gewisse Zeit. Ich weiß wovon ich rede. In Deutschland gibt es in gewisser Form ähnliche Probleme. Aber auch das ist ein anderes Thema.
Die Republik Srpska, in der überwiegend Serben leben, umfasst 49 % des Landes. In den anderen 51% sind die Kroaten und Bosniaken, die wiederum in Kantone, wie unsere Bundesländer aufgeteilt sind. Jedes Kanton hat auch politische Repräsentanten. Auch diese empfinden scheinbar es sinnvoll das Land still stehen zu lassen. Ich übe Kritik in dem, was ich sah. So gern ich diplomatisch sein möchte, so möchte ich aber klipp und klar sagen, warum sind denn die Schulen in einem Zustand, der kurz nach dem Ende des Krieges aussieht?
Erster Eindruck in der wundervollen Landschaft sind die ehrwürdigen Minarette auf einem Hügel gewesen
Warum wird da nicht Geld für die Bildung in die Hand genommen? Warum werden die Kinder und die Eltern der Kinder nicht gefördert? Das sind Punkte, die einen sprachlos machen. Das Geld ist ja eine Investition in die Zukunft des Landes. Und alle Parteien sehen scheinbar nur sich selbst, aber nicht eine friedliche Koexistenz mit einem hohen Bildungsstand. Oder will man den hohen Bildungsstand nicht?
Nun, dann werden die Eltern ihre Kinder nehmen und ins Ausland gehen. Jedes Jahr leert sich eine Klasse in Velagici, also Eltern nehmen ihr Kind für eine bessere Ausbildung und bessere eigene Arbeit ins Ausland, meist nach Deutschland, so eine Lehrerin, die wieder zurück gegangen ist nach Bosnien, weil sie ihrer Heimat helfen wollte, genau wie Jasmin, der in Wuppertal aufgewachsen ist zur Zeit des Krieges. Seine Eltern sind nach Deutschland geflüchtet. Er ist aber zurück gegangen und freut sich über jede Hilfe für die Schule, denn Gelder für Bälle oder Computer für den Unterricht müssen sehr hart erkämpft werden und sind oft aussichtslos zu bekommen. Zu ihm werde ich extra berichten in einem der nächsten Beiträge wegen der Dokumentationsfilme, die noch nicht veröffentlicht sind.
Statistisch gesehen leben mittlerweile mehr als 226000 Bosnier allein in Deutschland seit dem Gründen der Republik.
Bis 2050 vermuten Statistiker durch das Anhalten von Auswandererzahlen und dem demografischen Wandel ein Rückgang der über 4,5 Mio Einwohner auf die Hälfte davon. Das ist ein katastrophaler Zustand für ein Land. Es sieht sogar eher nach einem natürlichen Rückgang der Einwohner aus. Und je weniger Einwohner, desto katastrophaler auch der Einspareffekt für den übriggebliebenen Teil.
Eine weitere Statistik zeigt eine Stagnierung der Wirtschaft. Je mehr Auswandern, je weniger wird die Wirtschaft durch den Binnenmarkt gestärkt. Hier ist höchstens die Hoffnung mehr Einwanderung zu schaffen oder durch Tourismus Geld ins Land zu bringen. Ansonsten wird der Staat zusammenbrechen. Das klingt pessimistisch von meiner Seite, aber wenn die Politik sich dort nicht zusammenrauft und visionär nach vorne schaut, sieht es eher mau aus statt blühende Landschaften. Das macht die Natur allein, dafür braucht sie den Menschen nicht.
Der Verein „Aktion Leben und Lernen in Bosnien e.V.“
Der Verein wurde vor zehn Jahren, 2014, gegründet und führt regelmäßige Hilfstransporte, ein bis zwei Mal im Jahr, nach Bosnien durch. Diese Transporte unterscheiden sich von den aktuellen Hilfsaktionen für die Ukraine. In Deutschland werden oft Dinge aus gesetzlichen oder anderen Gründen nicht mehr genutzt, die dann nach Bosnien gebracht werden. Das sind ausgemusterte Computer, auch Spielzeug für Kinder und Jugendliche, für Kinderheime entsprechende Kinderkleidung, oder auch für den Sportunterricht Bälle, Schultornister oder Schreibzeug, Druckerpapier, Laptops. Alles Dinge, die Schulen dem Verein mitteilen, was sie brauchen, das besorgt dann der Verein.
Vor acht Jahren fuhr Herbert zum ersten Mal mit seinem LKW-Führerschein bei einem Hilfskonvoi vom Roten Kreuz aus Ahrweiler mit. Der Verein Labdoo.org in Deutschland, den der Verein bei einem Ruhr-Dax-Treffen fand, rüstet alte Computer auf und sendet sie an Schulen in Entwicklungsländern. Das war so die Idee es ähnlich zu machen für die Bildung in Bosnien. Es geht darum Leben in Bosnien und das durch Lernen bzw. Bildung zu schaffen. Bisher hat der bosnische Verein mehr als 700 Computer ins Land gebracht und zig Schulen sowie Hilfsorganisationen unterstützt. Ein- bis zweimal im Jahr werden Hilfstransporte durchgeführt, die Planung und Organisation dauert in der Regel ein halbes Jahr.
Herausforderungen und Projekte
Es ist schwierig, neue Mitglieder zu finden, und Infostände in Fußgängerzonen sind oft wenig erfolgreich, da die Menschen die Notwendigkeit von Hilfstransporten nach Bosnien nicht verstehen. Deshalb entstand die Idee, ein Filmfestival zu organisieren, um mehr Aufmerksamkeit zu generieren. Seit sechs Jahren gibt es das in Deutschland einmalige bosnische Filmfestival in Bottrop. Ich nenne sie die „Bosnische Bottropiale“. Es heißt aber richtig:
Dort wird auch die Politik eingeladen, Schauspieler*innen und Regisseure*innen. Ein großes Netzwerken durch viele Filme an drei Tagen entsteht und kann auch dem Verein nützlich sein bei dem ein oder anderen Projekt. 2024 findet es zwischen dem 22 und 24. November statt.
Kurzer Bericht über die Fahrt nach Bosnien
Am 22. Mai wollten wir um 12 Uhr losfahren, mussten aber noch die Zollpapiere fertigstellen. Schließlich fuhren wir um 14 Uhr los und erreichten mit Pausen um 8:36 Uhr die Grenze. Es dauerte noch zwei Stunden, um die Zollpapiere zu überprüfen, was 425 € kostete. In Deutschland hatten wir bereits 45 € Bearbeitungsgebühren bezahlt. Wenn die Zollgebühren in das bosnische Bildungssystem fließen würden, wäre das sehr sinnvoll. Lustig waren die herumstreundenden Hunde. Alle waren frei und bellten bis zur Grenze, die reinkommenden Fahrzeuge an. Niemand von ihnen ging über die Grenze nach Kroatien. Sie legten sich in den Schatten vom Zollhaus und schliefen. Versorgt werden sie hier bestens von den Mitarbeitern und anhaltenden Autofahrern. Von Radfahrern hielten sie nichts, sie bellten zwei junge Radfahrerinnen an und begleiteten sie eine zeitlang. Ob das Freude war, konnten wir nicht rausfinden. An der Grenze warteten auch der von der Caritas St. Theresien bereitgestellte Personentransporter mit der Truppe vom Berufskolleg. Jan Lachnicht und Dennis Homann, die Lehrer und die Schülerin Merle und Schüler Markus und Can. Sie waren von der Sonne schon wie Spiegeleier gut gebraten worden, während sie warten mussten. Nach einem gemeinsamen Foto und die zwei Stunden Wartezeit, ging es dann zur ersten Station Bihac.
Übrigens war ich verwundert, dass der Kaffee eine Mark kostete in der Zollkantine. Ich dachte, ich müsste jetzt meine alten DM-Münzen wieder aus der Geldbörse holen. Aber die bosnische Währung, die Konvertible Mark, wurde angelehnt an die Deutsche Mark. Beim Umrechnungsfakter 2:1, kam rechnerisch der gleiche Kurs, wie damals die DM getauscht wurde.
Bihac ist die Kantonshauptstadt von Una-Sana und liegt nah an der Kroatischen bzw. EU-Grenze. Dort besuchten wir die Tageseinrichtung für Menschen mit Behinderungen, „Radosti Druzenja„, wo uns die Leiterin Mirsada Hozic schon mit einem leckeren traditionellen Süppchen und selbstgemachte Burek erwartete. Diese Einrichtung ähnelt der Lebenshilfe in Deutschland und wird von einem Verein unterstützt, der aus Eltern von Kindern mit Behinderungen besteht.
Erster Eindruck in der wundervollen Landschaft von Bosnien, waren die ehrwürdigen Minarette einer Moschee auf einem Hügel
Am gleichen Tag fuhren wir zum Kinderheim nach Bosanska Krupa, um das meiste gespendete Material von Kinderkleidung, Spielzeug und auch Stofftiere abzugeben. Die Stofftiere hatte ich über eine von mir wegen ihrer Hilfe im Ahrtal gepodcastet. Monika Waterkamp hat eine Stofftiersammelaktion in Dorsten gestartet. Erfolgreich kamen so über 25 Kisten und Säcke Stofftiere zusammen, die allerdings nicht im Ahrtal gewünscht waren. Ich bot die Lösung an, an verschiedenen Hilfsorganisationen sie abzugeben. Ein Teil ist im Waisenhaus in der Ukraine über die Gesellschaft Bochum Donezk, die ich unterstütze, ein Teil bei der Triker Gemeinschaft NRW, die Spendenfahrten machen mit Kindern und Senioren und nun ist ein Teil in Bosanska Krupa gelandet. Aus hygienischen Gründen wurde es abgelehnt. Diese Gründe hörte ich auch bei einem angefragten Kinderheim in Deutschland. Merkwürdig, dass Stofftiere gewaschen in Second-Hand-Läden für Kinder weiterverkauft werden. Ich verstehe solche Aussagen einfach überhaupt nicht. In meinen Augen sollen die Kinder sich doch freuen! Das tun sie jetzt da, wo ich sie abgegeben habe mit Sicherheit!
Die Kindersachen, Stofftiere und Spielzeug sind am Kinderheim in Bosanska Krupa gelandet
In Bosanska Krupa wurden wir wieder gastfreundschaftlich empfangen. Der Tisch wurde mit den letzten Keksen und frischen Kaffee gedeckt. Die Schüler des Berufskolleg bereiteten hier ihr erstes Interview vor mit dem Lehrer Jan Lachnicht und dann fuhren wird zurück. Kamen nicht rechtzeitig an, denn der Lehrer Jasmin aus Velagici konnte nicht noch länger warten in Bihac. Für ihn waren Computer, Bälle und noch andere Dinge vorgesehen. Da er nicht alle Sachen mitnehmen konnte, waren wir am nächsten Tag nochmal da. Velagici liegt auf der Durchreise nach Fojnica, genau wie Jajce.
Eine Auszeichnung für den Verein bzw. Herbert Schröer
Die Schule in Velagici, wo wir Papier, Bälle für den Sportunterricht und Computer übergaben. Er lud uns natürlich an der Sana in einem dortigen Hotel Restaurant zu einem bosnischen Mokka ein und erzählte uns von spanischen Urlaubern, die extra zum Fliegenfischen zur kristallklaren Sana nach Bosnien kommen.
Die Natur ist das größte, was Bosnien zu bieten hat. Viele unberührte Landschaften von Bergen, Tälern und türkisfarbenen Flüssen, alte Geschichte, auch die erschreckende Neuzeitliche begegnet überall einen Touristen. Ein Land, dass es wahrlich zu erkunden gilt, so auch die alte Krönungsstadt Jajce.
Berglandschaft in Bosnien
Wir besuchten in Jajce eine Schule und übergaben eine besondere Spende übergaben: Ein Spender finanziert jedes Jahr ein Jahr lang das Frühstück für Kinder, deren Eltern es sich nicht leisten können.
Ein abendlicher Blick auf Bihac
In der schönen Kleinstadt Fojnica, wo auch eine sehr bekannte Rheumaklinik ist und ein altes Franziskanerkloster auf einem Hügel über der Stadt thront, wurden wir von Lehrer und Lehrerinnen aus der Republik Srbska und Sarajevo empfangen, die den Großteil der Computer verteilt bekommen haben, die sie auf ihrer Liste hatten. Alle waren sehr herzlich und auch bereit ein Interview zu machen mit Merle vom Berufskolleg. Nach dem herzlichen Händeschütteln das ein doppelter Regenbogen begleitet hat. Beim Verein wird ethnisch kein Unterschied gemacht. Allen im Land soll geholfen werden ohne Vorurteile oder Ethnie.
Einblick in die größte Einrichtung von Bosnien-Herzegowina für behinderte Menschen „Drin“
In Fojnica steht nah der Stadt die Staatliche Einrichtung „Drin“ für Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen. Sie stand auf dem Plan genauer kennenzulernen. Ziada empfing uns herzlich. Sie ist nicht nur eine Dolmetscherin vor Ort gewesen, sondern auch eine Freundin für Herbert und in sehr kurzer Zeit auch bei allen Anwesenden geworden. Sie zeigte uns Fojnica und ging auch mit uns durch die Einrichtung.
Dort haben wir u.a. die Werkstatt besucht, die aus den Skoda – Werk in Sarajevo Textilreste bekommen, die einige aus der Einrichtung wiederum zu Pantoffeln umnähen mit schicken Mustern oder für einen Schlüsselbund zurecht stanzen. Jeder von uns durfte sich ein Teil als Geschenk aussuchen.
Allgemein erinnert der jetzige Zustand des Hauses eher an deutsche Einrichtungen in den 1970er Jahren. Es gibt abgeschlossene Abteilungen, wenig Spielmaterialien und einen riesigen Fernseher im Gemeinschaftsraum. Mit den Menschen, die eher wie Gefängnisinsassen dort wohnen, werden Tag und Nacht von enthusiastischen Pfleger und Pflegerinnen betreut. Fachkräftemangel gibt es natürlich auch hier. Viele sind bekanntlich ausgewandert. Die noch hier sind müssen starke Nerven haben. Und es ist wirklich eine Berufung hier den Job zu machen. Doch mehr als Pflege und Essen ist nicht machbar zum jetzigen Zeitpunkt. Mit mehr Teilhabe am Leben, und einfachen Heilpädagogischen Hilfen, können die Kinder und Jugendlichen vor Ort schon mehr angeregt werden.
Für den Besuch von Drin hat sich auch Barbara Jäger mit ihrem Mann aus Bochum angemeldet. Sie ist Heilpädagogin und hatte sich sehr dafür interessiert. Witzig ist wie klein die Welt wirklich ist, denn sie wohnt nicht mal 500 Meter von mir entfernt. Das wir uns nicht in Bochum kennenlernen, sondern im fernen Bosnien, ist schon eine erstaunliche lustige Anekdote.
Der neue Leiter des Hauses, ein Jurist, und der Psychologische Berater vom Haus führte uns durch die Einrichtung. Es durften nur Aufnahmen ohne Menschen gemacht werden.
Ein Neubau für die uralten Gebäude, in denen sehr schwere psychische Fälle betreut werden, wird mit staatlicher Hilfe errichtet. Es bleibt abzuwarten, wie die Organisation dort künftig aussehen wird. Der Verein plant, zusammen mit Barbara Jäger und der Fachhochschule für Heilpädagogik in Bochum, mehr Unterstützung zu leisten. Es wird geprüft, welche Möglichkeiten es gibt.
Zum Abschluss Sarajevo
Am letzten Tag besuchten wir die wunderbare Hauptstadt Sarajevo, um uns von allen Eindrücken etwas zu „erholen“. Drin hat allen etwas Schwermut gebracht. Die Altstadt in Sarajevo war allein ein sehr sehenswerter Besuch. Wir sind auch die Seilbahn zum „Olympischen Berg“ gefahren. Oben besichtigten wir den Anfang der Bobbahn, die im Krieg natürlich auch Schaden nahm. Dort oben kann man sehr viel wandern. Seit 2017 fahren wieder nach langen Jahren der Kriegsschäden wieder ein Seilbahn hoch. Der nachmittägliche Starkregen forderte uns leider auf, wieder zurück zu fahren.
Abreise
Er letzte Tag war ein langer Reisetag. Wir fuhren am 28. Mai los und waren am nächsten Tag um 7 Uhr morgens zurück. Mit leerem Sprinter und Anhänger ging es trotzdem nicht so schnell. Ich machte mich auf den Weg von Bottrop nach Bochum nach dem herzlichen Verabschieden zwischen Herbert, Dorothée und mir. Die Lehrer Jan Lachnicht, Dennis Homann und die Schüler Markus, Can und die Schülerin Merle vom Berufskolleg Bottrop, dem Beruflichen Gymnasium, waren schon eher da gewesen. Ich fuhr direkt zur Gesellschaft Bochum Donezk um dort für den Hilfstransport in die Ukraine wieder mit anzupacken.
Die schlafenden Hunde im Schatten der Grenzstation
Fazit
Alles in Allem war diese Reise für alle sehr besonders gewesen. Wir haben überaus große Gastfreundschaft erlebt. Wir haben die Freude in den Gesichtern gesehen, wenn wir die entsprechenden Hilfsgüter überreicht haben. Wir haben die Landschaft bewundert und das Essen und den Mokka genossen. Bosnien war auf jeden Fall wert besucht zu werden. Ich bin in den Verein eingetreten und werde die schwere Reise wieder auf mich nehmen, wenn es meine Zeit erlaubt.
Herbert wünsche ich auf jeden Fall weiterhin gutes Gelingen in seinem Tun. Der nächste Weg ist nun das Filmfestival am 22. bis 24. November 2024, das ich auch besuchen werde. Ich möchte schließlich die Dokumentation vom Berufskolleg sehen. Alle kommen in bestimmten Interviews vor mit unseren Eindrücken, die wir vor Ort hatten.
Hinweis
Zu der Reise werden einzelne Videos und Fotogalerien im Blog in der Vereinsrubrik entstehen mit einer ausführlicheren Reportage-Beschreibung. Der Podcast mit Herbert Schröer war der Auftakt zur weiteren Information. Deswegen scheint vielleicht dem ein oder anderen der Text zu kurz oder nicht informativ genug. Entweder abwarten bis alles nach und nach erscheint und schauen, oder einfach auf „Abonnieren“ gehen und den Newsletter erhalten. Die Daten werden von mir nicht verwendet!
Auch hier sehe ich, dass der Bottroper Verein überregional bekannter sein muss und deswegen auch von mir speziell gefördert wird. Menschen aus einer Stadt, können aus anderen Städten Hand in Hand gehen, um mehr zu bewegen. Ich denke über die Stadtgrenzen hinaus. Denn nur Gemeinsam können wir solidarisch die Probleme der Welt vielleicht nicht lösen, aber zumindest eindämmen und unterstützen. Ein Schritt dazu macht der Verein „Aktion Leben und Lernen in Bosnien e.V.“, ein anderer die Stiftung für Menschen in Not in Castrop-Rauxel und es gibt weiterer Vereine, die viel Gutes tun, die ich auch nach und nach aufsuche und mit einem Podcast beehren werde, egal, wo sie im Ruhrgebiet sind.
Schaut euch die Videos und ausführlicheren Beiträgen zu den anderen Tagen an, um ein Gesamtbild der Reise, den Menschen und den Vereinstätigkeiten zu bekommen! Sie folgen nun nach und nach im Blog bzw. im Youtube-Kanal von mir einzeln pro Tag und als Gesamtvideo etwas gekürzt und von mir eingesprochen.
Dafür und natürlich für alle anderen Artikel und Informationen könnt ihr meine Internetseite abonnieren, denn bei neuen Aktivitäten des Vereins „Aktion Leben und Lernen in Bosnien e.V.“ wird es kundgetan in einer eigenen Rubrik, die ich eingerichtet habe.
Ich werde, so wie es meine Zeit erlaubt, den Verein unterstützen und wieder mitfahren, auch mit meinem eigenen neuen Transporter. Natürlich wird dann alles neue wieder berichtet werden.
Kreativität und Kunst machen gehören zu den wichtigsten Dingen im menschlichen Leben. Ohne die ersten Höhlenzeichnungen von vor 10000 Jahren wüßten wir nichts aus dieser Zeit. Man mag über Sinn und Unsinn streiten, dass macht Kunst aber aus. Jetzt soll ein wichtiger Standort für die Zusammenkunft verschiedener Kreativen von der Stadt Essen nicht mehr weiter gefördert werden. Ich sehe das nicht positiv für Essen, weil da viel mehr zusammenhängt. Es ist wichtig Fördermittel anteilig zu behalten aus vielerlei Hinsicht.
Kunst kann bewegen, politisch einwirken und Menschen begeistern, auch die sich nicht dafür interessieren. Sie ist International, über alle Grenzen hinweg und fördert das Zusammenleben, interpretiert das Leben in all ihren Facetten, ob abstrakt oder in der Natur. Es geht eben nicht nur um gemalte Kunst. Kunst ist Grafik, Musik, Literatur, Innovation in neuen Medien und Techniken. Das Atelierhaus Schützenbahn gehört zu einem „Open Space“ dieser Zusammenkünfte von Kreativität. Hier treffen Grafiker*innen, Musiker*innen, Maler*innen, Bildhauer*innen, Fotografen*innen und auch Designer*innen für Mode und Objekte zusammen.
Kreativität, aus Kunst, Basteln, Bauen, Musik und Literatur machen, kann einen Menschen psychisch unterstützen und sich offen ausdrücken. Es wird in staatlichen und sozialen Einrichtungen als eine wichtige Maßnahme zur menschlichen Entwicklung, einem Neustart nach Erkrankungen und auch als Kuranwendung bei Entziehung von Drogen oder bei Rehabilitation genutzt. Kunst kann als kreatives Heilmittel in meinen Augen angesehen werden. Allein deswegen ist es wichtig jede Art davon zu fördern und zu unterstützen!
Natürlich müssen Deutschlands Städte mittlerweile sparen. Die Stadt Essen ist genau, wie andere Ruhrgebietsstädte Pleite und versucht Gelder einzusparen. Jedoch, wie meistens eben, am falschen Ende. Es trotzdem werden massiv Gelder weiterhin oft genug in Prestigeobjekte eingesetzt oder unsinnigen Gutachten. Wie so oft, wird am falschen Ende gespart. Wie auch bei öffentlichen Badeanstalten gespart wird und sich alle wundern, warum immer mehr Kinder ertrinken. Aber das ist ein anderes Thema, obwohl es dazu gehört. Alles gehört irgendwie zusammen.
Vergessen wird auch von den Städten, das es ‚Kunsttouristik‘ gibt. Es ist nicht immer sinnvoll Geld in Museen zu pumpen, die so oder so ein Touristenmagnet sind, wie z.B. das Folkwangmuseum oder Zeche Zollverein. Das lebt mittlerweile international schon fast ohne Fördermittel.
Auswärtige, auch internationale Gäste kommen, um sich Kunst, Geschichte und Museen anzuschauen. Manche beziehen ein Hotel, gehen in ein Café oder Restaurant, andere in die Fußgängerzone oder ins nachbarschaftliche Geschäft, um ein Souvenir oder eine schicke Kleidung zu kaufen. Kunst ist also auch das Verweben der Städtischen Gewerbesteuer.
Ich sehe das große Ganze mit einer Drohne von oben.
Ein Atelier, eine mit wechselnde Ausstellungen kann Menschen in andere Städte bringen, Kreativität fördern, Begegnungen schaffen, und ganz nebenbei auch ein wenig eine Stadt erkunden, die vorher nicht auf dem Plan stand.
Das Atelierhaus gehört zu vielen kleinen offenen Begegnungsstätten innerhalb des Ruhrgebiets in der Stadt Essen. Wenn Fördermittel zur Unterstützung wegfallen, können sich die dortigen Aktivitäten nicht mehr unbedingt so erhalten, wie bisher.
Ein neuer Leerstand droht. Die Vermieter können den Raum steuerlich absetzen. Denen ist es meist egal. Aber die Kreativen müssen sich neu erfinden, neue Räume finden oder im kleinen für sich bleiben in teuren Einzelateliers.
Ihre Entfaltung, ihre Kreativität und ihre Kunst wird dann in Essen womöglich fehlen oder nur eingeschränkt gezeigt werden.
Ein Kleinod verkümmert dann zu einem Leerstand auch in den Köpfen vor Ort.
Die Künstler und Künstlerinnen, egal von welcher kreativen Richtung sie kommen, können oft die Mieten allein nicht stemmen.
Das Atelierhaus Schützenbahn ist einer der Entfaltungsorte mit Ausstellungen, Veranstaltungen und Treffpunkte für Künstler, Künstlerinnen und Interessierte in Essen.
Ich bin für den Erhalt und gegen das Sparen der Fördermittel. Sei dabei und verschicke den angegebenen Link für die Verbreitung der Petition! Danke!
Ich habe die Petition sofort unterschrieben und möchte es hiermit weiter empfehlen zu tun, denn das kann der Anfang von Sparmaßnahmen sein, die bald in den Haushaltsplanungen aller Städte kommen wird:
Das Atelierhaus Schützenbahn in Essen I Screenshot aus der Change.org Petition
Bisher hat die Stadt Essen auf ihrer eigenen Seite für die Förderung von Atelierhäuser ein positives Bild geschickt. Sie teilt auch eine zeitlich Begrenzung der Mittel, die zur Verfügung stehen mit. Aber das bedeutet, dass das bisherige „Open Space“ der Kreativen vor Ort im Atelierhaus wahrscheinlich aus ihren Eigenmitteln wahrscheinlich nicht unbedingt bestehen bleiben wird. Wie gesagt, es droht ein neuer Leerstand in der Stadt.
Kein gutes Signal für die Menschen, die in Essen leben, kreativ sein möchten oder diese Kreativstätte gern besuchen oder mitgestalten!
9 Buden in 6 Städten im Schnelldurchgang am Tag der Trinkhallen!
Gern hätte ich alle 40 Trinkhallen aufgesucht in den Ruhrgebiets-Städten, aber dafür müsste dieses Fest drei Tage gehen. Wäre zumindest eine schöne Maßnahme, um für alle einen Mehrwert zu schaffen. Neun erreicht zu haben an einem Tag ist schon ein großer Teil gewesen, obwohl ich an jeder gern das ganze Event über geblieben wäre.
Ich habe leidenschaftliche Betreiber- und Betreiberinnen, nette Menschen und ein Menge Kultur kennengelernt und gesehen. Kabarett, Comedy, Musik, Tanz bei kühlen Getränken und gegrillten fetthaltigen Klümbkes in Form von überzogenen Darm aus Freilandtierhaltung wurde im Wechsel an vielen Stellen dem Publikum geboten.
Zum VIDEO:
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Als es um 15 Uhr los ging, war ich gerade in Herten und begleitete den musikalischen Abriss des singenden Bürgermeisters Matthias Müller vom Affen und seiner Kokosnuss. Gestartet bin ich aber in Castrop-Rauxel, fuhr von dort nach Herne, dann Herten, Gelsenkirchen und Bottrop. Zuletzt musst ich unbedingt noch in Bochum den All In Kiosk besuchen. Leider verpasste ich Geier Sturzflugs Saxophonisten und den „VfL Jesus“. Überall sein, geht halt nicht, oder wat.
Alle zwei Jahre ist der Tag der Trinkhallen seit 2016 mit Corona-Unterbrechung. Ich wollte mich nicht festlegen. Meine Frau und ich holten unseren neuen Wagen in Castrop-Rauxel ab, den ich für touristische Führungen vorgesehen habe (das kommt ab Anfang nächstes Jahr!). Dann haben wir in den Plan geschaut und sind losgefahren.
Kadir 2.v.R. mit Ehefrau Rechts und Verwandtschaft
Nur 10 Minuten über eine wunderschöne Ackerlandschaft hinweg zwischen Castrop und Herne gelangten wir dann nach Sodingen. Die Eingemeindung zu Herne am 1.4.1928 war kein Aprilscherz. Jedoch besaß sie ein eigenes Amtshaus. Deswegen heißt dort auch zur Erinnerung die am Kiosk anliegende Straße so: „Zum Amtshaus“.
Heikes Kiosk in Herne – Sodingen
Auf dem Kurt – Edelhagen – Platz unweit vom ehemaligen Bunker, der als Wohnhaus umgebaut wurde, entstand am 7.2.1922 die Bedürfnisanstalt und Erfrischungshalle. Wahrscheinlich wollte man schon damals die langen behördlichen Wartezeiten mit Getränken abmildern. So ließ die Gemeinde die schicke Trinkhalle bauen, auch um gleichzeitig das Toilettengeschäft nach dem Genuß von Kaffee und Bier anzubieten.
Nun 102 Jahre später feiert die langjährige Besitzerin Heike Chuchra den Tag der Trinkhallen mit lauter Musik an dem denkmalgeschützten Kiosk.
Die offizielle Eröffnung war noch nicht losgegangen, aber schon mehr als 100 Personen warteten auf die Würste vom Grill. Rondoprinz mit Christian Bigos sollten hier Gitarrenpop und Post-Punk-Revival-Klänge ab 15 Uhr interpretieren.
Heike nahm sich zwei Minuten Zeit, um eine zu quarzen und mit mir zu plaudern. Es war eine kurze Pause für sie. Heike hat nicht die 102 Jahre mitgemischt, aber schon mehr als ein Vierteljahrhundert davon. Insgesamt arbeitet sie schon 34 Jahre davon in der Trinkhalle. Vor 24 Jahren übernahm sie die Bude und wird sie wahrscheinlich nur tragend verlassen. Ihre Leidenschaft für den Kiosk und die Menschen vor Ort ist sehr groß, wie ich es bei allen Besitzer und Besitzerinnen an dem Tag feststellen konnte. Sie wirkte auf mich, wie eine Mutti, mit der man alles bequatschen kann. Bestimmt ist sie auch eine Art zuhörende Psychologin, wenn es mal einem nicht gut geht. Ich werde auf jeden Fall auch bei ihr nochmal vorbeischauen!
Heike Chuchra
Heikes Kiosk
Am Amtshaus 1
44627 Herne
Zur Historie gibt es eine tolle Internetseite von Herne und Wanne:
Von Heike bis zum Kiosk „Am Stadtpark“ waren es auch nur etwa 10 Minuten. Der Grill bebte schon, die rosa Luftballons schwebten an den Wäscheleinen. Rosa ist die Farbe der Bonbons und die Mottofarbe vom Tag der Trinkhallen.
Der Sohn des Kioskbetreibers Benkubi (hab den Namen so verstanden. Ich hoffe, er ist richtig geschrieben, wenn nicht entschuldige ich mich für die falsche Schreibweise) erzählte mir, wie es vor Ort abläuft mit den Wertmarken.
Benkubi (wenn der Name so richtig ist), Sohn des Betreibers von der Trinkhalle
Die Bude wird von der ganzen Familie im Schichtdienst betreut. Es fehlt nur eine Weiß- und eine Schwarzkaue. Der Verkaufsraum ist nicht klein. Die Regale sind mit allerlei verschiedenen wichtigen Lebensmitteln gefüllt. Sogar Toilettenpapier fehlt nicht. Den Herner Stadtpark habe ich noch nie besucht. Der ist bestimmt auch mal ein Besuch wert..
Verpasst habe ich jedoch Kioomars Musayyebi und Andreas Heuser vom Transorient Orchestra. Sie spielten auf der persischen Santur mit Gitarren verbindende Elemente von Orient und Okzident. Auch hier wäre ich gern geblieben, um mir das anzusehen.
Anschließend war ich in Herten beim Pick Up Snack & Services Kiosk von Thorsten Beckmann. Er übernahm die Bude 2015 von seinen Eltern. Sie wirkt wie ein kleiner Tante Emma – Laden. Auch er feiert dieses Jahr noch einmal, denn insgesamt gibt es die Trinkhalle schon 25 Jahre.
Zufällig war ich bei der offiziellen Eröffnung vom Tag der Trinkhallen dabei. Ich wußte ja nicht, dass der Bürgermeister singen und Gitarre spielen kann! Mit großer Inbrunst sang er „Die Affen rasen durch den Wald“ mit einer geklauten Kokosnuss…äh Gitarre und lud alle Anwesenden ein mitzusingen. Der Text wurde vorher herumgereicht. Das war mal sehr originell.
Pick Up Kiosk und Mehr
Aber ich wollte ja noch weiter und habe nicht die anschließenden Auftritte sehen können von
Im weiteren Verlauf sollten Songs aus den letzten 25 Jahren gespielt werden. Hier in Herten wurde das Publikum und die Kinder direkt angesprochen. Das Programm enthielt Überraschungen, Wimmelbuchgeschichten und auch Informationen zum 25. Geburtstag der Route der Industriekultur.
Bürgermeister Matthias Müller spielt das Affenlied mit der Gitarre
Der Kiosk Mummel war der nächste Punkt auf der Liste in Gelsenkirchen – Erle, der in einem kleinen Häuschen zu finden ist. Die Eröffnung wurde vom Kabarettisten Özgur Cebe gemacht. Er erzählte über Steinmeiers Dönerdiplomatie während ich Linda, die Mummel-Besitzerin, kurz sprach. Hier ertrank ich förmlich schon in einer Menschenmenge.
Özgur Cebe
Erst seit einem Jahr betreiben sie den Kiosk und gehörte jetzt schon vor dem Tag der Trinkhallen zu den berühmteren Buden im Ruhrgebiet. In ihrem Internetshop können die gemischten Tüten in verschiedenen Größen ebenso gekauft werden, wie am schnuckeligen Schalter. Das ist so erfolgreich auf Instagram vermarktet worden, dass der Westdeutsche Rundfunk, RTL und die Zeitung darauf aufmerksam wurde. So sind sie schon im Fernsehen gelandet und freuen sich jeden Tag aufs Neue über die vielen Menschen, die mit Rad oder zu Fuß kommen.
Kiosk Mummel ertrinkt im Menschenmeer
Vor der Bude war eine automatische Cocktailbar. Nur Tom Cruise fehlte, um den Sunrise von mir richtig durchzuschütteln, aber die Bardame war vergleichbar und nicht so überheblich wie der kleine Hollywooddarsteller.
Auch hier werde ich nochmal hin. Denn Erle ist architektonisch ein Juwel in Gelsenkirchen.
Dann ging es nach Scholven. Kenan und Ingi (ich hoffe, ich habe den Vornamen richtig geschrieben, wenn nicht: Entschuldigung!) betreiben den Kiosk „An der Ecke“ auch schon 8 Jahre. Sie erzählen auch über den Ablauf des Tages, ihre Anmeldung zum Tag der Trinkhallen und wie überwältigt sie sind.
Kiosk an der Ecke in Scholven
Sie haben vor Ort Prominenz aufgefahren bekommen: der Cartoonist Oli Hilbrich und Reviersport-Autor Ulrich Homann lamentierten über Schalke 04 . Oli zeigt auf Dia-Fotos seine Cartoons und erzählt die Entstehungsgeschichten dazu. Leider waren die Bilder wegen des Sonnenlichts nicht so gut erkennbar. Aber Oli war wichtiger als die Bilder. Daneben traf ich auf den sympathischen Pressemann Axel Bitterlich vom Klartext Verlag. Kontakt ist aufgenommen für so manche Buchbesprechung in meinen zukünftigem Podcastformat.
Nach einem Mini-Gespräch lud Oli mich wieder zu seinem zweiten Teil um 20 Uhr ein. Aber ich wollte ja noch weiter. So lud ich ihn im Gegensatz dazu ein mal in meinem Podcast zu sein.
Sie haben vor Ort Prominenz aufgefahren bekommen: der Cartoonist Oli Hilbring und Reviersport-Autor Ulrich Hohmann lamentierten über Schalke 04 . Oli zeigt auf Dia-Fotos seine Cartoons und erzählt die Entstehungsgeschichten dazu. Leider waren die Bilder wegen des Sonnenlichts nicht so gut erkennbar. Aber Oli war wichtiger als die Bilder. Daneben traf ich auf den sympathischen Pressemann Axel Bitterlich vom Klartext Verlag. Kontakt ist aufgenommen für so manche Buchbesprechung in meinen zukünftigem Podcastformat.
Cartoonist Oli Hilbring
Oli und sein neuer Schalke 04 Kalender Cartoon
Nach einem Mini-Gespräch lud Oli mich wieder zu seinem zweiten Teil um 20 Uhr ein. Aber ich wollte ja noch weiter. So lud ich ihn im Gegensatz dazu ein mal in meinem Podcast zu sein. Mal sehen, wann das was wird. Ich fuhr auf jeden Fall über die Grenze nach Bottrop. Wichtig: Ein Einreisevisum nach Bottrop braucht man nicht!
Jennas ersten Kiosk hab ich vor zwei Jahren beim Tag der Trinkhallen besucht und sie dort kennengelernt. Ihren zweiten Kiosk hat sie vor einem Jahr eröffnet (2023). Und dieses Jahr (2024) feiert sie den Tag der Trinkhallen nun im 2ten. Da musste ich doch unbedingt vorbeischauen.
Die Hüpfburg bei Jenna Kelm
Sie war voll im Stress. Das Bier wurde nachgefüllt. Ich hab mitgeholfen Getränkekisten zu schleppen. Und dann war das Fassbier plötzlich alle. Ein neues musste angezapft werden.
Jenna verwandelte den Rübenkamp im Stadtteil Eigen von Bottrop zu einer Partymeile mit einer Hüpfburg und Bierwagen.
The Grillman - Würstchen Superheld
Die Bottroper Band „Dirty Tigers“ traten auf, kurz nachdem ich wieder gegangen bin, denn ich wollte noch zu Aylin Park-Kiosk im Stadtteil Batenbrock. Das war ja nur ein paar Minuten weiter mit dem Auto.
Die Hölle war bei Jenna
Die Bottroper Band „Dirty Tigers“ traten auf, kurz nachdem ich wieder gegangen bin, denn ich wollte noch zu Aylin Park-Kiosk im Stadtteil Batenbrock. Das war ja nur ein paar Minuten weiter mit dem Auto.
An der Bude „Am Park“ von Aylin bin ich letztens schon vorbeigefahren. Vor einem Jahr übernahm sie den Kiosk, der am neu gestalteten Stadtteil-Volkspark ist. Aylin ist eine Frohnatur und war von dem Tag der Trinkhallen hin und weg. Özlem von „Kiosk ist Kult“, die ich auch am Tag der Trinkhallen vor zwei Jahren kennengelernt hatte, unterstützte sie vor Ort. Hier unterstützen sich die Budenbesitzer gegenseitig.
Özlem von Kiosk ist Kult
Auf der Kleinkunstbühne erzählte singend die Berlinerin Alice Köfer, bekannt aus Ladies Night, von einer Wärmepumpe, deren Röhrensystem besser von französischen Chansonsängerinnen ausgetauscht werden sollten. Edith Piaf kann singend Kälte zu Wärme umwandeln. Nachdem wir den isländischen Schlussakkord aufgesagt bekommen haben und Alice das Budenhopping machte, schwang der Bauch von Julia durch über die Horster Straße. Autos hupten ab und zu im Takt der orientalischen Klänge mit.
Julia, die Bauchtänzerin schwingt das Schwert
Es waren intensive 15 Minuten Bauchtanz-Begeisterung bei allen Anwenden zu sehen. Julia reckte die Arme hoch und balancierte bauchmuskelzuckend mit einem Schwert auf dem Kopf über den Bürgersteig.
Bei der orientalischen Musik musste ich einfach mitmachen. Da hat man die Vielfalt des Ruhrgebiets live gesehen: Orient trifft Okzident. Der musikalische Kabarettist Matthias Reuter bot anschließend noch einen Auftritt. Er tritt auch oft bei Comedy im Saal bei Benjamin Eisenberg auf.
Sie haben eine Versteigerung für einen guten Zweck vor Ort veranstaltet. Ich hätte nicht so lange den Bauchtanz mitmachen sollen. Ich wäre gern dabei gewesen. Man kann nicht alles haben. Aber den Inhaber Timo Wulfmeyer hab ich doch kurz noch ans Handy bekommen. Es wurde noch kräftig gefeiert um 20 Uhr. Die Straße war auch verkehrsberuhigt mit Security-Service worden.
Timo war begeistert vom Tag und völlig überwältigt. Seine Eindrücke waren so vielfältig, dass er nicht mal mehr alles auf die Reihe bekam es zu erzählen. Der Ruhrpott-Sympathikus wird von mir im Nachgang nochmal besucht. Soll er erstmal alles sacken lassen.
Ich freue mich, dass dieses einmalige in Deutschland ausgeführte Event viele Freunde gefunden und die totgeglaubte Budenkultur im Ruhrgebiet seitdem wieder Aufwind bekommen hat.
Meine Frau Ewa war genauso begeistert
Alle interviewten Betreiber und Betreiberinnen machen ihre Trinkhalle mit viel Leidenschaft, besonders für die Menschen in der Region. Die braucht man auch. Denn es zeigt, dass trotz der großen Supermärkte und die dortige unpersönliche Art des Einkaufens ein Kiosk, eine Trinkhalle oder Bude noch das I-Tüpfelchen in der Nachbarschaft ist, wo noch was nett plaudernd mit dem Inhaber persönlich kaufen kann. Das ist gelebte Nachbarschaft, das ist Ruhrpott, das ist das Leben im Ruhrgebiet auf vielfältige Art!
Wir sehen uns in zwei Jahren wieder beim nächsten Buden-Marathon! In der Zwischenzeit mache ich für den Blog die ein oder andere Bude klar und besuche sie.
Natürlich besuche ich nach und nach auch nochmal alle kurz interviewten Trinkhallenbesitzer und – Besitzerinnen. Ich will auch wissen, wie sie den Tag genossen haben oder auch nicht.
Hier nochmal die Übersicht der 40 teilnehmenden Trinkhallen, die im ganzen Ruhrgebiet verteilt waren per Link:
Meine Frau und ich warfen trotz der ca. 5000 durchgeschleusten Gäste mal selbst einen Blick in das Event in der alten Lohnhalle, die von 18 und 2 Uhr offen hatte.
Eingang zum ARTelier P2
In den Backsteingebäuden auf dem Gelände der alten Zeche Concordia finden seit 1996 auf fünf verschiedenen Bühnen Kabarett, Theater- und Musicalveranstaltungen statt. Über das Jahr verteilt sind in der Niebuhrg immer wieder Events zu sehen, wie z.B. der besondere Weihnachtsmarkt namens Printenbuhrg. Da gehe ich aber nochmal extra hin, um es euch vorzustellen.
Shorts / Teaser I & 2:
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Ausgerechnet an dem Tag der Extraschicht hatte Borussia Dortmund im Finale der Champions League gegen Real Madrid gestanden und verloren. Wenn sie den Pott in den Pott geholt hätten, wäre es noch ein I-Tüpfelchen auf die besondere Ausstellung „Licht“ gewesen.
Ewa versemmelt ihre GB für Dortmund
Als Erstes stärkten wir uns vor Ort mit einem schmackhaften „Ruhrpott“-Flammkuchen.
Anschließend gingen wir in den Keller der Lohnhalle, wo das Grundwasser hochsprudelte. Mir teilte die dortige Helferin mit, dass es das erste Mal seit Bestehen war aus der Anlage Grundwasser abzupumpen, weil es die Tage davor so viel geregnet hatte, wie nie zuvor.
Da gehts zum Gott Hades
Das Sprudeln des Grundwassers wurde rosarot bestrahlt. Es wirkte bedrohlich, wie ein kurz zuvor bestehender Vulkanausbruch. Auf einem Quader standen Kerzen, die scheinbar eher die Überfahrt ins Jenseits mit dem Gott Hades darstellten sollte. Das war nicht das erste und einzige faszinierende an der Ausstellung in der Niebuhrg.
Im Eingangsbereich sind unterschiedliche Skulpturen aus historischen Telefonen, einer „Gasanlage“, Schaufensterpuppenköpfe und andere Dinge speziell beleuchtet worden. Einige Künstler waren von der Galerie KiR aus Oberhausen dabei, die Räume mit Fotos, Bildern und Skulpturen beeindruckend zum vorgegebenen Thema Licht auszustatten. Die Skulpturen des ersten Raums stammen aus dem Kreativquartier RuhrKunstOrt aus Duisburg-Ruhrort.
Wie aus einer Steampunk-Szenerie entsprungen
Phosphoreszierende Bilder hingen an den Wänden. Es gab zwei Dunkelräume, wo die Menschen Schlange gestanden haben. Einen Raum haben wir uns angesehen. Der abgedunkelte Raum wurde von den phosphoreszierenden Stühlen, Tisch, Skulpturen und Malereien lichttechnisch erhellt.
Quallen in verschiedenen Farben beleuchteten die Übergänge zum nächsten Raum, bis zur Ausstellung im ARTelier bei Frank Gebauer und Nicole Tenge, wo auch der Bottblicker Stephan Hütte und meine Wenigkeit Fotos, Bilder und Kunstwerke im Gang und Atelier hängen hatten.
Stephan Hütte alias Bottblick bei seinen Fotokunstwerken
Stephan Hütte hat Nachtfotos von Bottroper Motiven, wie das Tetraeder. Frank Gebauer zeigte Fotos auf Leinwand den Mond von innen beleuchtet. In verschiedenen Räumen hingen Fotos von Persönlichkeiten, die er in besonderen Porträts aufgenommen hatte. Im ARTelier selbst hingen eher die bunten Bilder des Künstlers hell erleuchtet und machte die Besucher neugierig.
Ich hatte ein paar Fotos aus der Regenscheibe-Reihe, die das graue Licht des Tages repräsentierte, das sich auf den Regentropfen der Frontscheibe im Auto widerspiegelt. Ich hatte aber auch das Tetraeder im knalligen Bunt hängen oder die Kokerei Prosper im Dunkel des Abends.
Vor Ort produzierte ich „Flaschengefühle“ – Fotos als „Lichtblick“, denn tatsächlich waren die Menschen vor Ort sehr empfindsam während der Ausstellung. Sie haben kaum Müll in den Ecken und auf dem Gelände gelassen und haben ihre Flaschen zum Kiosk in die Pfandkästen zurück gestellt. Ich hab mein Bild mit meiner eigenen Flasche ausnahmsweise improvisieren müssen.
Stephan und ich haben die großformatigen Bilder mit Acrylglasbeschichtung bei Signworks in Oberhausen anfertigen lassen.
Insgesamt habe ich jedoch nicht auf die Künstlernamen geachtet, sondern die jeweiligen Bilder auf mich wirken lassen. Zudem ließ der Strom von Besuchern kein langes Verweilen an den Bildern zu. Viele sind ja auch nur auf der Durchreise zu den nächsten Extraschichtorten gewesen und schauten sich alles im Vorbeigehen an, um entweder positiv überrascht, kopfschüttelnd je nach Geschmack oder begeisternd vom Eindruck wieder die Gänge zu entlassen.
Ich habe die Bilder in der Halle eher in Ruhe nochmal mir anschauen können am späten Abend, wo es ein wenig ruhiger wurde. Dort waren hauptsächlich Motive des Ruhrgebiets und seiner Industriekultur zu entdecken. Entweder fotografiert oder gemalt in Acryl oder Öl. Bilder, die ich gern in einer Villa aufgehängt hätte, wenn ich eine hätte…
Wir gingen ins schnuckelige Café, um selbstgebackene Kuchen in einer Atmosphäre von meiner Oma und ihrem Gelsenkirchener Biedermeierstil. Der Schrank, die Stühle, das Sofa und die komplette Plüsch- und Kissen-Dekoration kann einen in die Kindheit bei den Großeltern zurück versetzen. Anschließend sind wir in die Vorstellung gegenüber gegangen.
Der Zauberer Alexander Merk aus Berlin hielt mit seiner dreißigminütigen Showeinlage das Publikum in Atem. Der Deutsche Meister der Zauberkunst verzauberte mit seiner süffisanten Art auch schnell sein Publikum.
Nach der kurzen Show war es kein Problem ihn anzusprechen. Er signierte mir sein Buch und hat sich auch mit mir und meiner Frau fotografieren lassen. Einmal pro Stunde zeigte er, was er kann. Natürlich habe ich das nicht gefilmt. Nur ein paar Fotos gemacht. Er machte eine sehenswerte Show. Sehr empfehlenswert mal ihn auf Tour zu besuchen!
Alexander Merk ist ein genialer Typ und Zauberer oder umgekehrt
Martina Lichter, die auch bei einer meiner Ausstellungen für die musikalische Begleitung anwesend war, gab mit ihrer Stimme, ihrem Bassisten und Drummer alles, die Gänge mit improvisierten Songs über Gärten, Nacht und Dunkelheit zu untermalen.
Martina Lichter singt was das Zeug hältBass and Drum in den Fingern und Ohren
Einige Künstler und Künstlerinnen haben Kleidung getragen mit Lampen an Engelsflügeln oder großen Kleidern. Ein Engelwesen hatte ich vor meinen Bildern kurz fotografisch einfangen können.
Wo früher malocht wurde, ist heute ein großer Kulturraum. Das Gelände der Zeche Concordia ist auf jeden Fall ein Besuch wert. Sie wird nochmal extra von mir in Augenschein genommen.
Faszinierend waren insgesamt die verschiedenen heimatverbundenen Kunstwerke in allen Räumen, ob Fördertürme, Industriearchitektur oder Szenerien vom Kohleabbau Untertage, u.a. von Valentina Maldinger und ihrem Sohn Florian Maldinger, der mit Industriefotografien das Auge erfreute. Da sind Bilder bei, die ich für eine ständige Ausstellung sehr sehenswert finde, was in der folgenden Fotogalerie zu sehen ist!
So kann ich nur sagen: Glück auf und bis zur nächsten Extraschicht 2025!
Mal sehen, welches Ziel ich dann in Augenschein nehme. Letztes Jahr war es in Dorsten Zeche Fürst Leopold und die Zeche Westerholt in Herten.
P.S.: Wenn ich einige Künstler und Künstlerinnen, die ich nicht mir notiert habe, hier gern einen Link sehen möchten und in der Niebuhrg ausgestellt hatte, kann mich kontaktieren. Ich füge sie hinzu.
Alle Fotos und Video im Beitrag (c) André Brune
FOTOGALERIE
Das Duo Stephan Hütte und Andre Brune während der Ausstellung
Sieht wie die Enterprise aus. Bild ist von Frank Gebauer
Auschwitz in blaues Licht gehüllt
Meine Drahtkorbtigerinstgallation zwischen Frank Gebauers Bildern
Dunkler Weg zum Cafe
Bergbau zu Grabe getragen im Wäschekorb der Kaue. Foto ist extra leicht verschwommen als Darstellung, wie die Vergangenheit nun langsam vergessen werden kann. Foto und Installation André Brune
Wir lieben die Extraschicht, selbst dabei gewesen zu sein und natürlich uns und die Heimat
Der erste Blick ist bunt – knallbunt. Ein großes weibliches Gesicht mit einer Brille schaut aus dem hinteren Bereich der kleinen Galerie benetzt mit verschiedenen knalligen Farben von Gelb bis Blau in Richtung Ausgang auf die weitgehend ausgestorbene Hansastraße hinaus, wo etwa fünfzig Personen die Vernissage besuchen am 21.7.24.
Die Ausstellung hat nicht nur knallbunte Farben durch die KI-Bildern, wie die Frau mit abblätternder Haut unter der Brille von Dirk M. Lohrbach. Sie hat herausragende Zeichnungen berühmter Persönlichkeiten der Musikwelt von Hans-Günter Masa und der autoaffinen Künstlerin Anita Morr, die ihre Bilder aus Collagen und mit Resin erstellt.
Zum Video mit Interviews:
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Petrol steht in großen Lettern auf einem Kunstwerk von Anita Morr. Sie spielt mit eigenen Fotos von großen amerikanischen Autoschlitten der 1950er und 1960er Jahre. Um aus den Fotomotiven dieser besonderen Fahrzeuge die Collagen zusammen zu stellen und mit Resin zu überziehen, fährt sie zu einem Händler nach Holland hinter Dinxperlo: RD-Classics.
Ein Motor ist in einer Nahaufnahme zu sehen. Die goldene Farbe spiegelt die goldene Zeit der Automobile wider, als solche Fahrzeuge noch Status Symbole waren und der Ruf nach Freiheit und grenzenlosen bequemen Fahrten durch die amerikanische Wüste auf der Route 66 groß wurde.
Anita Morr vor ihrem Petrol
Anita Morr liebt scheinbar das knallige Rot, das in einigen ausgestellten Werken zu sehen ist. Rot ist die Wärme der Motoren und lässt einen an die pfeilschnellen Ferraris erinnern, die in diesen Zeiten Autorennen dominierten. Im grauschwarzen Bild daneben, das mich an die Augen des Superhelden „Spawn“ erinnert, dominiert eine farbliche Abkühlung oder vielleicht der Tod eines Motoren und seine Zündkerzen…. Alle diese Bilder sind mit Resin überzogen und halten das Bild fest.
Zwei Bilder von Anita Morr (Foto (C) André Brune)
Wer sich für Anita Morr und ihre Kunst interessiert:
Der Künstler hat eine Reihe prominenter Musiker, David Bowie, die Rolling Stones, Lady Gaga, Amy Winehouse in Schwarz-Weiß zwischen den knalligen Bildern gehängt. Das fährt die Farbexplosion ein wenig runter und Betrachter können ihre Augen an sich an den Konturen der Berühmten beruhigen. Und das alles KI-Frei. Leider hab ich keine Chance mehr gehabt ihn zu interviewen. Aber die Bilder sagen genug aus, wer sie im Video sich anschaut.
Im Atelier direkt auf der Gladbecker Straße 20 in Bottrop erhältlich.
Dirk M. Lohrbach vor seinem knalligen KI-Frauenbildnis (Foto (C) André Brune)
Dirk M. Lohrbach ist Rentner mittlerweile. Als Grafiker und Fotograf hat er sich immer mit Kunst und Fotografie beschäftigt. Vor zwei Jahren entdeckte er Chat GPT und beschäftigte sich mit der Künstlichen Intelligenz und was sie bildtechnisch hervorrufen kann.
Ein KI-Berg von Dirk Lohrbach (Foto (C) André Brune)
2023 besuchte ich schon einmal eine KI-Ausstellung, wo seine Werke hingen. Die Frage damals war: Was wäre, wenn die Dinosaurier überlebt hätten. Wie sehen denn heute die Persönlichkeiten von dem ersten Mann auf dem Mond oder die Queen von England aus. Diesmal spielte er mit Frauengesichtern und Farben.
Das andere knallige KI-Frauenbildnis von Dirk Lohrbach (Foto (C) André Brune)
Auf den großformatigen Bildern auf Acrylglas sind verschiedene Frauen, die einem bekannt vorkommen können. Nena scheint aus einem Bild auf die Betrachter herabzuschauen. Auf einem anderen könnte eine bekannte Schauspielerin in eine Kameralinse geblickt haben. Ohne es zu wollen, kreiert die KI entsprechende uns vielleicht schon bekannte prominente Gesichter. Sie sind nicht echt, sie wirken aber so. Aber ohne Dirk Lohrbach wird die KI die entsprechende Figur nicht entstehen können.
Bild von Dirk M. Lohrbach (Foto (C) André Brune)
Auf anderen Bildern spielt Lohrbach mit der Tiefe und Weite einer scheinbaren Wüste. Eine Figur, die wie ein Mensch oder Außerirdischer auf einem Hügel steht und kein Gesicht hat, lässt mich trotzdem mit ihm verschmelzen und in die Ferne schauen, wo nichts außer einer möglichen Halluzination ist. Oder sie steht auf Wasser oder auch nicht. Dirk Lohrbach spielt mit Landschaften, menschlichen Figuren und Frauengesichter und in einigen Bildern mit der Farbe Rot, die eine gewisse Wärme in dieser Ausstellung voller unterschiedlicher Eindrücke ausstrahlt, wie auch Anita Morrs Bilder.
Die KI-Ballerina von Dirk Lohrbach (Foto (C) André Brune)
Die Ballerina wirkt in ihrem Tanz in Bewegung so echt, dass ich kaum glauben kann, dass dort nur reine Programmierung von Dirk M. Lohrbach zu sehen ist.
Lohrbach erklärt, dass bei genauer Betrachtung eines KI-Menschen auf Bildern immer sechs Finger zu sehen sind. Scheinbar programmiert die KI einen Fehler ein, damit man die echten von falschen Menschen unterscheiden kann. Doch wo war der Anfang? Wer hat es so einprogrammiert? Die KI selbst?
Die Programmierung muss so umgestaltet werden, wie bei der Ballerina, damit die sechs Finger zumindest halbiert sind.
Die Meereswelle von Dirk Lohrbach (Foto (C) André Brune)
Das Bild darunter hat mich am meisten fasziniert. Die KI hat so genau eine Meereswelle abgebildet, wie es nur gehen kann. Die Welle ist in Bewegung so stehen geblieben, so dass es aussieht als wenn ein Glas Wasser umgekippt wurde und die Zeit dabei stehengeblieben ist.
Genauerer Blick aufs Bild (Foto (C) André Brune)
Insgesamt ist KI-Kunst ein kleiner Schritt, der aber immer noch von einem Künstler entsprechend einprogrammiert werden muss. Ein Bild von einem Bild von einem Bild um die KI zu immer besseren Bildern anspornt. Naja, sie wird nicht angespornt, aber für uns Menschen ist es fast, als wenn wir der KI Futter geben, damit sie sich anstrengt es jedes Mal besser zu machen.
Ein faszinierendes KI – Bild von Dirk Lohrbach, das eine starke Tiefe zeigt (Foto (C) André Brune)
Wer sich für die KI-Bilder von Dirk M. Lohrbach interessiert: info@netup.de
Emotionen in den Bildern kann nur der programmierende Künstler erzeugen, so wie es in den analogen Bildern von Morr und Masa zu sehen ist: angedeutete rasende schicke Autos oder verschmitzt schauende Musiker, die ihr Publikum auf der Bühne bis zur Extase bringen können.
Alle Besucher waren sehr beeindruckt. (Foto (C) André Brune)
Die KI-Bilder sind allesamt bei Signworks in Oberhausen auf der Wehrstraße 62 a entstanden. Die Agentur und Manufaktur für Werbung und Digitaldruck hat auch einige Fotos auf Acryl für die Extraschicht im Juni 2024 hergestellt. Hochwertig, schnell und zuverlässig waren sie.
Die Qualität ist sehr gut. Die Farben kommen sehr stark ins Auge des Betrachters. Doch mein Video oder die Fotografien haben die Bilder allesamt durch die LED-Beleuchtung in der Galerie tatsächlich dunkler und blasser aufgenommen, als sie in Wahrheit sind. Kameraaufnahmen verfälschen die Kunst im Raum je nach Beleuchtung. Wie der Künstler Ralf Opiol immer sagt: Zur Kunst musst du hingehen!
Fazit: Die Ausstellung lohnt sich!
Die Ausstellung in der Popup-Galerie in Bottrop hat, wie voriges Jahr Wolfgang Eickwinkel auf den Weg gebracht als Kurator. Über ihn sind die Künstler auch zu erreichen:
Man trifft so den ein oder anderen bekannten Künstler, wie Stefan Hütte (Bottblick). Mit ihm hatte ich in der Extraschicht zusammen die Ausstellung in der Oberhausener Nieburgh
KI-Porträt von Dirk Lohrbach I Foto (c) André Brune
Am 10.6.24 bekamen die ersten elf prominenten Gelsenkirchener offiziell ihren persönlichen Ehrenstein auf dem „Walk of Fame“. Oberbürgermeisterin Karin Welge hielt eine humorvolle würdige Rede. Verwandte, Freunde und Bekannte der geehrten Persönlichkeiten waren anwesend.
Das alles live zu erleben war, dank Roland Szejstecki, der mir den Hinweis gab und mich einlud, eine wirklich besondere Sache, die ich hier im Blog über die Grenzen von Gelsenkirchen hinaus tragen und anregen möchte, sich das selbst anzusehen.
Die Einweihungsrede wurde in der ehrwürdigen Schauburg, dem kommunalen Kino von Buer, gehalten. Draußen war es ungewöhnlich kühl an diesem Junitag und es regnete während ich die Interviews mit dem Designer und Leiter der Ehrensteine Uwe Gelesch, mit Roland Szejstecki, dem Sohn des Künstlers Many Szejstecki und dem Kunsthistoriker Lukas Schepers führte. So konnte ich einen kleinen Einblick bekommen in die Herstellung der Steine und auch kurz hören, wie ein direkter Verwandter sich nun fühlt seinen Vater „eingemeiselt“ in einem Gehweg zu sehen:
Roland Szejstecki wird mir in einigen Wochen in einem Podcast über seinen Vater mehr erzählen.
Wie entstand die Idee?
Die Idee ging von Bürgern aus Buer aus. 2021 stellte die FDP-Ratsfraktion einen Antrag, damit diese Ehrung Gelsenkirchener Bürger umgesetzt werden konnte. Weitere Jahre gingen ins Land. Corona beschäftigte die Stadt noch ein wenig, die nicht so reich an Geldschätzen mehr ist, wie früher. Aber dieses Projekt umzusetzen, war ein Muss auf der Agenda für ihre Persönlichkeiten etwas zu tun, trotz aller Widrigkeiten. Nun wurde er am 10.6.24 eingeweiht.
Oberbürgermeisterin Karin Welge (Vierte v.l. oben) mit allen Verwandten und Bekannten der Persönlichkeiten aus Gelsenkirchen und Designer Uwe Gelesch (rechts)
Wie und wer entscheidet über die Persönlichkeit auf dem Walk of Fame?
Jeder Bürger und jede Bürgerin kann online, telefonisch, per Post oder Email Personen-Vorschläge einreichen. Zuständige Sachbearbeiter der Stadt Gelsenkirchen prüfen diese und übergeben sie einer Kommission aus Zivilgesellschaft, Kulturszene und Verwaltung. Die Kommission übergibt dann die festgelegten Personen dem Ausschuss für Kultur, Tourismus und urbane Szene. Der Ausschuss entscheidet in einer letzten Beratung über die Personen der Ehrensteine. Wer am Ende einen Ehrenstein bekommt, segnet die Bezirksvertretung-Nord mehrheitlich ab. So wurden die ersten zehn rutschfesten Ehrensteine am 15.11.2023 beschlossen, die den Walk of Fame auf der Horster Straße beginnen sollten.
Horster Straße mit Rathaus Buer
Jeder Ehrenstein trägt Name, Beruf, Auszeichnung, Geburts- und Sterbedatum, sowie ein Foto, falls vorhanden.
Der Entwurf der Ehrensteine basiert auf einer Idee des Künstlers und Designers Uwe Gelesch. Er gewann einen von der Stadt Gelsenkirchen ausgeschriebenen Wettbewerb für die Gestaltung im Sommer 2023.
Er erklärte mir im Interview das spezielle neuartige Drucktechnikverfahren auf Betonstein, das auch relativ preisgünstig gegenüber anderen Möglichkeiten gewesen ist. Die Kosten liegen im untersten dreistelligen Bereich. Voraussichtlich werden jedes Jahr weitere zehn Würdenträger und Würdenträgerinnen auf der Kulturmeile eingesetzt werden. Sie werden den Bürgersteig der Horster Straße rutschfester machen zwischen dem Rathaus Buer, der Schauburg, dem Kunstmuseum und Goldbergplatz machen und damit auch Gelsenkirchen ehrenvoll aufwerten.
Bei der Einweihungsrede in der Schauburg
Welche Gelsenkirchener Persönlichkeiten haben einen Ehrenstein bekommen?
Wer hätte gewußt, dass das gewürdigte Ehepaar Rudolf und Maria Rempel eine der wichtigsten Erfindungen der Menschheit machten?
Weltweit bekannt und wichtig für unsere langfristige gesunde Ernährung und bis heute genutzt wird das Verfahren zum Einmachen in Weckgläsern durch das Gelsenkirchener Ehepaar, das statt Foto den Patenteintrag zur Würdigung eingedruckt bekommen hat. Der Gehirnmus stammte aus Gelsenkirchen!
Nun nicht nur das Ehepaar Rempel aus dem 19. Jahrhundert hat diesen Denkmal-Stolperstein verdient, sondern noch neun andere wichtige Persönlichkeiten:
Das es Elf Personen durch das Ehepaar Rempel geworden sind, die geehrt wurden, könnte auch ein Fingerzeig auf die startende Europameisterschaft sein, die mit drei Spielen in Gelsenkirchen gastiert oder einfach nur ein Zufall, dass nun auch am 10.6.24 zwei große der Gelsenkirchener Fußballgeschichte mit geehrt werden:
(Ich widme jedem einzelnen auch einen kleinen Podcast mit Würdigung im Blog nach und nach)
Kritik & Anregung
Jede Persönlichkeit ist mit einem Foto sichtbar auf dem Stein, bis auf das Ehepaar Rempel aus dem 19. Jahrhundert. Sie haben den Originaleintrag ihres Patentverfahrens auf dem Stein. Geburts- und Sterbejahrgang zeigt die Epoche ihres Wirkens. Auch die Angabe des Berufs oder Berufung ihrer Tätigkeit als Autor, Künstler, Fotograf, Manager oder Nobelpreisträger, sowie eine besondere Auszeichnung für den Einsatz für die Menschen. Die Ehrensteine sind rutschfest. Das alles ist sehr positiv.
Der abgebildete Schuhabdruck unten rechts mit dem Gelsenkirchenzeichen sollte eher ein QR-Code sein, den interessierte Fußgänger aufrufen können, um über die Personen mehr zu erfahren.
In einem QR-Code kann trotzdem immer noch das G stehen. Oder es sollte eine Tafel stehen am Beginn des Weges, um dann mit einem QR-Code darauf hinzuweisen.
Noch besser wäre es, wenn auf der Internetseite der Persönlichkeiten gesprochene Texte in internationaler Sprache zu hören wären. Ob jetzt viele oder wenige Touristen da entlang laufen spielt für keine Rolle, aber es würde auf jeden Fall jede einzelne Persönlichkeit auch außerhalb der Grenzen von Gelsenkirchen noch bekannter machen und vor allem nicht vergessen werden.
Als gelernter Sprecher sehe ich diese Dinge im Internet leider als viel zu wenig. Erst recht fehlt es oft an den anderen Sprachen. Auch die benachteiligten Sehbehinderten würden auch wissen, warum sie genau auf diesem Stein plötzlich nicht ausrutschen vor dem Kino. Sie sollten hörbar erfahren, wer dort eingemeiselt in Stein liegt..
Das sind Verbesserungsvorschläge ohne schlechte Kritik an Uwe Geleschs Design zu üben. Sein Entwurf ist wirklich gelungen!
Deswegen von mir eine Anregung für alle Städte des Ruhrgebiets:
NACHMACHEN!
Jede Stadt im Ruhrgebiet hat Persönlichkeiten, die verstorben sind, die ohne eine große Würdigung zu bekommen begraben wurden. So ein „Walk of Fame“ sollte in allen Ruhrgebietsstädten gemacht werden. Das würde auch Stadtführungen und Tourismus aufwerten, die das Wohnen, Wirken und Tun der Persönlichkeiten erzählen und zeigen könnten. Also eine WIN-WIN-WIN – Situation für alle Städte des Ruhrgebiets!
Waldfegen heißt nicht den Wald abreißen, sondern sauber machen vom Unrat der Menschen, die einen Wald als Müllkippe nutzen. Nach langer Zeit war ich wieder beim Verein tätig, der einmal jeden letzten Sonntag im Monat an einem bestimmten Ort in der Stadt Bottrop zum „Waldputzen“ bzw. „Stadtputzen“ zum Mitmachen aufruft. Ich hatte zusätzlich vor, wie versprochen, die Gesamtsumme als Spende für den Verein aus dem Verkauf der „Flaschengefühle“-Fotos von der Nacht der 1000 Bilder zu überbringen.
Nach langer Zeit der Abstinenz vom Mithelfen war es ein Tag, den alle lieber Zuhause verbracht hätten mit Familie und Freunde. Aber hier geht man aus Überzeugung die Natur „sauber machen“, weil leider immer noch viele Leute unachtsam ihren Müll, ob Zigarettenkippe, Bierflasche, Reifen oder einen ganzen Sack Hausmüll einfach wegwerfen. Das ist nicht nur unansehnlich, sondern belastet auch die Umwelt, das Grundwasser und am Ende auch die Meere.
Am Infozelt befindet sich immer der Startpunkt. Alle wichtigen Utensilien, wie Eimer, Bollerwagen, Waldfegen-Warnweste oder auch Greifzangen befinden sich dort. Vor Ort ist immer jemand, um sich auszutauschen oder sich über das Thema Müll zu unterhalten.
Daneben ist der Container von der Bottroper Entsorgungsfirma BEST, der jedesmal zum Befüllen aufgestellt wird. Er wird am nächsten Tag gewogen, um die gesammelten Kilos mitzuteilen.
Diesmal steht eine komplette Gartensitzbank mit Tisch und Stühlen, wie abgesprochen davor. Und nur 50 Meter weiter lag eine Tischtennisplatte unter der sich schon Ameisen heimelig ein Häuschen gebaut haben.
Bevor ich Carmen Böhm, die 2. Vorsitzende und Mitbegründerin, begrüßt habe, ging ich gegenüber meines Parkplatzes ins Grün und machte schon den ersten Eimer mit Müll voll. Zigarettenkippen, Plastikblumentöpfe, Bauschutt, Kunststofffolien und andere Unappetitlichkeiten.
Spendenübergabe aus dem Flaschengefühle-Bilderverkauf an Waldfegen e.V. I Von links: Jessy Schmidt (Schatzmeisterin), Silke Richterich (1. Vorsitzende), Ruhrpottologe André Brune, Carmen Böhm (2. Vorsitzende) I Foto: (c) Carmen Böhm
Carmen Böhm startete 2019 in ihrer Wohnortnähe am Köllnischen Wald. Sie nahm beim Spaziergang gefundenen Müll mit. Dann lief alles von selbst. Es kamen viele Gleichgesinnte dazu, so dass beim Neustart nach der Corona-Pandemie mit genügend Mitgliedern ein gemeinnütziger Verein gegründet wurde. Waldfegen e.V. ist durch einen Lokalzeit-Beitrag im WDR seit 2023 überregional bekannt. Mit zur Zeit 72 Mitgliedern wurden insgesamt bisher unglaubliche 26 Tonnen Müll gesammelt.
Heute am 29.4. waren etwa 30 Helfer und Helferinnen vor Ort. Es war verdammt nochmal nicht wenig an der B224 am Wäldchen, was wir alle zusammen gefunden haben und in den Container gelandet ist.
An dem Tag zogen mich Flaschen wahrscheinlich magisch an. Als ich vor etwa vor zwei Jahren meine Fotoreihe „Flaschengefühle“ angefangen habe, um über Müll in der Natur und Stadt auch mit Kunst, Literatur und Politikern vor Ort eine „Mülldiskussion“ anzuregen, hatte ich nie an Flaschen gedacht.
Ein Dank für den Kauf der zwei Bilder, die als Spende für Waldfegen vorgesehen waren, geht an die Käufer der Bilder Mario Holubek und Rebecca Bujnowski.
Mario HolubekRebecca Bujnowski
Schon auf den ersten Metern über die B224-Fußgängerbrücke, die schon einige Mitglieder entlanggegangen sind, entdeckte ich Flaschen, die andere übersehen haben. Ein Blick ins Efeu-Gestrüpp genügte und ich sah direkt hinter der Brücke einen ersten braunen Schimmer: Eine alte Bierflasche wahrscheinlich. Der Aufkleber ist vom Regen schon abwaschen worden.
Beim Herausholen, entdeckte ich noch mehr. Daneben lagen unverkennber ein kleiner Feigling, ein geleerter Kräuterlikör und diverse andere Sorten Flaschen, insgesamt sechs Stück und eine Vorrichtung aus Kunststoff für einen Gartenschlauch, der dort auch schon länger lag.
Voller Flascheneimer
Alles im Efeu gefundene
Wieder sauber!
Ich pickte alles auf: während mir ein frischer großer Hundehaufen am Wegesrand in der Nase hing. Leider überlassen unverständlicherweise einige Hundebesitzer die vollgemachten Tüten gern der Natur, die auch immer wieder vom Team gefunden werden. Kürzlich habe ich eine Übersicht von Zerfallszeit im Allwetterzoo Münster gesehen.
Flaschen können ewig als Müll erhalten bleiben.
Was mich natürlich mehr denn je anspornt, dass nicht in der Natur liegen bleiben dürfen! Sie müssen dem Recycling zugeführt werden. Flaschen sind bestens recyclingfähig. Viele Male mehr als jede Kunststoffflasche!
Die Hundetüten brauchen in der Natur und im Meer etwa 10-20 Jahre, um sich zu zersetzen.
.Wir haben Müll gefunden, der zeigt, dass 30 Jahre alter Plastikmüll in der Erde wie neu aussieht. Nicht mal ein Wurm interessiert sich brennend dafür.
Mülltafel Allwetterzoo Münster im Robbenhavenhaus
Der Eimer war also schon zwei Mal voll, bevor ich überhaupt richtig loslegen konnte. Dann gab es einen Hilferuf per Whatsapp-Nachricht in der Waldfegen-Gruppe. Im Wald wurde am Wegesrand, 50 Meter von der Bundesstraße entfernt, ein Haufen Reifen plus Kunststoffflasche gefunden.
Vorher einfach nur häßlich!Nachher ist wieder schön!
Der kleine Elektrolieferwagen, den ein Mitglied zum Transport für große Teile mitbrachte, brauchte seine Zeit dahin zum Ort der Reifen. Ich brachte sie in der Zwischenzeit zur Straße. Bei den letzten Reifen, dachte ich mir die Absperrung mal zu prüfen, ob man auch mit dem Wagen hätte reinfahren können. Denn irgendwie mussten die Reifen ja reingekommen sein. Hätte ich das mal sofort gemacht, hätte ich mir die Schlepperei der schweren Reifen sparen können. So hab ich mir an dem Tag zumindest den Besuch im Fitness-Studio gespart.
Sieht geschlossen aus
Mutwillig zerstört, um wahrscheinlich Müll immer wieder abladen zu können
Hätte ich mal eher umgeklappt…
Kaum waren sie aufgeladen, kam in der Gruppe der nächste Hilferuf. Gegenüber von meinem Autostandplatz war ein Pfad hoch in den Wald.
Zwei Waldfegerinnen fanden durch ein zufälliges Blitzen nicht nur eine Flasche, sondern ganze Reste von einem ehemaligen Auto. Wahrscheinlich war es ein BMW aus den 1980er oder 1990er Jahren, dessen Sitze, Tankdeckel und Stoßstange dort mit Efeu, Moos und wilden Brombeeren verwachsen war. Die Autositze lagen dort, wie die Kunstinstallation im Wittringer Park von Gladbeck „Dinner im Wald“, aber das hier war keine Kunstinstallation, eher eine Art Rückzugsort für Jugendliche gewesen oder einfach ein Müllabladeplatz. Denn es fand sich auch Hausmüll unter einer dünnen Erdschicht.
Silke Richterich vom Vorstand des Vereins zeigt die mossbewachsenen Autositze
Die Verpackungen waren kaum verrottet, obwohl sie aus einer Zeit stammten als es noch die vierstellige Postleitzahl gab. Das war der Beweis, dass 30 Jahre Kunststoffmüll aussehen kann, als wäre er einen Tag zuvor vergraben worden.
Der gefundene MüllhaufenVierstellige Postleitzahl ist drauf – ca 30 Jahre alter MüllDornröschenschlafflascheAutofahren im Wald
Vier Bollerwagen wurden vollgepackt. Im Winter müsste dort noch einmal nachgeschaut werden, denn durch das überwuchernde Grün, konnte das ein oder andere nicht mitgenommen werden.
Zwei von vier vollen Bollerwagen aus dem Horrorfund im Wald I Foto: (c) Susanne K.Der nächste volle Bollerwagen I Foto: (c) Susanne K.
Natürlich wurden Lachgasflaschen auf einem Parkplatz unweit der Müllsammelstelle gefunden und am Container extra abgestellt. Wegen Explosionsgefahr können die Gasflaschen nicht einfach so in den Container entsorgt werden. Das Metall ist natürlich auch ein besonderes Recyclingmaterial.
Lachgasflaschen werden immer mehr. Ich selbst bin bei meiner eigenen Müllsammelaktion während der Projektwoche meiner „Flaschengefühle“-Ausstellung in Bochum im Juli 2023 zum ersten Mal auf dieses Müllproblem gestoßen.
Ich wußte noch nicht, was es ist, bis mir mein Interviewpartner Kai Braun damals am Bochumer Musikforum erzählte, was es eigentlich ist.
Nach der Einnahme des Lachgases fühlt man sich lockerer. Es wirkt wie eine leichte Droge. Abfeiern geht dann so richtig gut. Allerdings sind nach der Einnahme schon tödliche Autounfälle passiert, weil Lachgas Lähmungserscheinungen und Halluzinationen verursachen kann.
Die kommunale Politik nimmt das Thema nun in den Städtetagen auf, um etwas dagegen zu unternehmen. Ein allgemeingültiges Verbotsgesetz in der Bundesrepublik wird angeregt. In anderen Ländern sind sie schon verboten. Deutsche Politik braucht ihre Zeit…
Diejenigen, die meinen sich eine „gesunde“ Droge reinzuschieben, sollten definitiv wissen, dass der Konsum von „Exotic Whip“ gefährlicher ist als gedacht.
Foto (c) Carmen Böhm
Warten wir mal ab und hoffen, das die Politik diesen Konsum unterbindet oder zumindest besser regelt. Bis jetzt ist nichts geregelt. Es gibt keinen Pfand oder eine Rücknahmepflicht. Besser wäre einfach ein Verbot für den Normalverkauf. So jedenfalls geht es nicht weiter. Auch die Entsorgung ist ein Problem und es werden wertvolle Rohstoffe für ein unsinniges Konsumgut genutzt.
Mehr Infos zum Lachgas:
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Interessant war für mich, als ich kürzlich einige dieser Lachgaspatronen zum Entsorgen zur Sammelstelle des Umweltservice in Bochum gebracht habe, das niemand der Angestellten genau wußte, wo und wie sie zu entsorgen sind. Es befindet sich immer ein Restgasanteil, der hochexplosiv sein kann. Das ist eine besondere Gefahr, falls Kinder damit spielen. Ich will mir nicht mal ausmalen, was alles passieren kann mit diesen Mistdingern!
Um 15 Uhr war der Container voll. Ich konnte den Deckel gerade noch schließen. Wir quetschten nur die Autositze rein. Ein paar Tage später kam die Meldung vom Bottroper Entsorgungsunternehmen BEST, dass der Container unglaubliche 850 kg wog. Dazu berechnet wurden noch die schweren Altreifen, die Gartenmöbel, die Lachgaspatronen, die Tischtennisplatte mit ungefähr 100 kg. Also fast eine Tonne, die in den wenigen Stunden vom Verein Waldfegen zwischen der Straße „Im Dorbusch“ und der B224 im Stadtteil Bottrop-Boy, gesammelt wurde.
Diesen Tag des Waldfegens kann der Verein durchaus als Erfolgreich bezeichnen für die Natur. Trotzdem ist es eine traurige Entwicklung, die scheinbar nicht besser wird, wenn weiterhin politisch zugelassen wird so viel Verpackungen herzustellen, die nicht gebraucht werden.
Eine starke politische gesetzliche Veränderung für mehr Müllvermeidung, strengere Gesetze und teurere Bußgelder müssten her und nicht die Gelbe Tonne, die von Anfang an für die Industrie Mittel zum Zweck des Geldverdienens auf allen Ebenen war. Schon vor dreißig Jahren war ich als Ver- und Entsorger in verschiedenen Praktika während meiner Ausbildung in der Ruhrkohle und meiner Zeit als Aktivist von Robin Wood auf diese Problematik gestoßen und haben vor mehr Verpackungsmüll damals in Gesprächen mit Bürgern in der Fußgängerzone gewarnt. Klaus Töpfer für eine bessere Umweltpolitik der Müllvermeidung animieren wollen mit Aktionen und Briefen als es eben noch kein Internet gab.
Der Müll aus der Gelbe Tonne wurde nach der Verarbeitung nicht etwa in großem Maße recycelt, sondern der Stahlherstellung als billigeres Verbrennungsmaterial gegenüber dem schon damals immer teurer werdendem Öl nach Bremerhaven geschickt. Da wurde gut Geld verdient und es wurden auch Subventionsgelder genutzt.
BMW Tankdeckel, oder wat? I (c) Carmen Böhm
Ich hab in einer Firma gearbeitet, die Müll aus der Gelben Tonne zu einer Masse zerkleinert haben und zu Pellets verformt haben. Ich besitze immer noch eins aus der Zeit als Beweismittel. Seitdem hat Deutschland statistisch mehr Müll produziert statt weniger. Die Recyclingquote ist zwar höher, aber eben nicht 100 %, weil es auch nicht geht. Die Meere sind überlastet. Die Produktion von Glasflaschen sind in der Zwischenzeit bei vielen Getränkeherstellern auf Plastik umgestellt worden, weil es ja so leicht und billig herzustellen ist und als Konsumgut leicht zu tragen ist. Ganz ehrlich: Es schmeckt abscheulich aus Plastikflaschen!
Am Ende bezahlt wieder einmal der Verbraucher und gleichzeitig auch Steuerzahler, niemals eine verantwortlich zu machende Firma. Und genau da muss ein Hebel dran gesetzt werden. Die Lobby muss endlich einsehen, dass es so nicht mehr weitergeht.
Kaba-Relikt
Bei Waldfegen wird weitergemacht. Jeden letzten Sonntag im Monat wird, außer in der Sommerpause, Müll aus den Ecken von Wald und Wiese an bestimmten Stellen geangelt, weil der Mensch ist, wie er ist, obwohl es schönere Dinge gibt, nämlich die Natur ohne Müll zu genießen. Und das haben wir alle am Nachmittag der Sammelaktion gemacht bei schönstem Aprilwetter.
Das Motto von Waldfegen ist: Nicht reden! Machen!
Vom Sitzen und Gucken wären sonst seit dem Neustart nach der Coronapandemie 2021 nicht die beachtlichen über 26 Tonnen Müll gesammelt worden, also wer aktiv mitmachen möchte oder Passiv den Verein unterstützten möchte: