Waddisch – dat echte Ruhrdeutsch aus Essen-Werden I Interview mit Marc Real & Peter Gabka I +Videopodcast I +Podcast I +Fotos

Spannende Sprachgeschichte erlebte ich mit Marc Real & Peter Gabka in Essen-Werden! Waddisch ist ein seltener übrig gebliebener Dialekt inmitten des Regiolekts Ruhrdeutsch. Gesprochen wurde er über ein Jahrtausend im Werdener Bereich. 

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Schon über die Ruhr hinweg gab es einen etwas anderen Dialekt des niederdeutschen Platt. Er teilte sich im Raum des Ruhrgebiets, wie die Regierungsbezirke in drei „Platt“-Bereiche: Münsterländischer Sandplatt, dem Sauerländischen und dem Rheinländischen Platt.

Schon über die Ruhr hinweg gab es einen etwas anderen Dialekt des niederdeutschen Platt. Er teilte sich im Raum des Ruhrgebiets, wie die Regierungsbezirke in drei „Platt“-Bereiche: Münsterländischer Sandplatt, dem Sauerländischen und dem Rheinländischen Platt.

In Werden hat sich aus dem Platt eine Sprachinsel erhalten, die bis nach Heisingen gesprochen wurde: Waddisch. Doch hinter Heisingen hörten sich viele Wörter und die Mundart schon wieder etwas anders an.

Der Umbau der deutschen Sprache zu einer einheitlichen hochdeutschen Sprache durch die Industrialisierung, die Einführung der deutschen Rechtschreibung, die Schulpflicht und natürlich auch die Tatsache, das sich immer weniger für die alte Heimatsprache interessierten gab den Dialekten überall kaum noch Möglichkeiten sich zu entfalten bzw. zu erhalten.

Noch bis vor 50 Jahren gab es im Ruhrgebiet zig Vereine und Gruppen, die sich dem Erhalt ihres regionalen Dialekts zusammen getan haben. Jedoch ist das Interesse beim jüngeren Publikum, wie bei vielen traditionellen Vereinen kaum vorhanden, so dass auch dort ein Aussterben begann.

Das Waddisch hat sich bis jetzt als einer der wenigen erhalten können. Es sind sogar einige neuere Interessenten dazu gekommen, so dass 20 Mitglieder und Mitgliederinnen mittlerweile sich gegen das Aussterben der über Jahrhunderte gesprochenen Sprache aus dem Niederdeutschen Platt in Werden stemmen.

Waddisch ist im Ruhrgebiet wie eine Sprachinsel. Natürlich gibt es noch einige Vereine, wie in Datteln oder Mülheim, auch in Bottrop-Kirchhellen, die ebenso versuchen, das Aussterben des dortigen Ur-Dialekts zu verhindern. Aber oft sind sie überaltert und haben keinen Nachwuchs.

Ein Gedicht auf Waddisch aus dem Essener Anzeiger Zeitung von 1937

Es ist leider eine Frage der Zeit, wann auch sie verschwinden im Sprachgebrauch und nur noch Digital erhalten sein werden. Waddisch jedoch wird zumnindest noch länger überdauern. Denn mit dem 26 jährigen Marc Real, haben sie eine realistische Chance, langfristig Waddisch erhalten zu können.

In den „Werdener Nachrichten“, einer regionalen Zeitung, die immer noch wöchentlich erscheint, ist Waddisch und die Geschichte von Werden generell immer ein Thema seit der Gründung und wird weiterhin bestand haben. Marc Real schreibt in Waddisch und ist freiberuflich für die Zeitung unterwegs neben seinem Studium. Die Zeitung ist ein mittlerweile von der Funke Medien Gruppe übernommenes Anzeigenblatt kann immer noch erscheinen. Für den humanen Preis von nur 4,99 € im Monat erfährt man nicht nur aktuelle Nachrichten aus Werden, sondern auch reichhaltige Geschichte und immer ein in Waddisch geschriebener Artikel, ein Gedicht oder eine Geschichte.

Am 13.10.1927 habe sich die Gleichgesinnten zusammengesetzt und haben der Welt mitgeteilt, dass sie das Aussterben des Waddischen verhindern wollen. Bis heute und auch für die nahe Zukunft ist das vorerst gesichert worden.

Viele Vereine oder historische Gesellschaften, die sich mit der alten Geschichte befassen, haben keinen Nachwuchs. Sie sind in der jetzigen Zeit dabei sich „abzuwickeln“. Bisherige Förderer sterben. Nachfolger oder Nachfolgerinnen werden nicht mehr gefunden. Auch die Prioritäten haben sich verändert. Alte Sprachdialekte werden mittlerweile digital aufgezeichnet, um für die Nachwelt zu erhalten, aber sterben im Sprachgebrauch nach und nach. Das Internet, die Abkürzungen mit Emojis, auch die Verenglischung so mancher Wörter und der oberflächlichere Sprachgebrauch können so manchen Dialekt zum Sterben bringen ohne den mangelnden Nachwuchs zur Pflege der Dialekte einzurechnen, der in vielen Bereichen und Vereinen fehlt.

Einblick in Marc Reals Buch Brambulle on Imseike - eine Waddisch - Fibel

Marc Real ist noch keine 30. Er ist eine Ausnahme. Er studiert Sprachwissenschaft und Geschichte und ist begeisterter Anhänger der plattdeutschen Sprache, die da war, bevor die Industrialisierung begann. Einige Wörter, die im Ruhrdeutschen Regiolekt uns bekannt sind, stammen aus dem Platt. Viele jedoch sind eben kaum noch bekannt oder werden so nicht mehr gesprochen, auch nicht in Ruhrdeutsch. Das liegt auch z.T. daran, dass durch „Migranten“ aus allen Teilen des Deutschen Reichs, und auch den damals polnischen und österreichischen Gebieten vor dem ersten Weltkrieg gekommen sind, um Arbeit zu finden und auch ihre Sprache hier einfloss.

Peter Gabka ist nicht nur ein langjähriger Unterstützer des Waddischen, obwohl er aus der Lüneburger Heide stammt. Er war lange Jahre Präsident des Werdener Karnevalvereins. Waddisch und Karneval gehören in Werden zusammen, wie eineiige Zwillinge.

Peter hat die ein oder andere augenöffnende Anekdote vom Ende und Neuanfang des Werdener Karneval auf Lager und liest uns zwei Texte mit Niederdeutschem Platt vor. Der eine ist zum Teil mit Waddischen Wörtern gespickt und das „Tischgebet“ vom Niederrhein.

v.l.: Peter Gabka, André Brune, Marc Real (c) André Brune

Die Sprache ist spannend und müsste mehr als einen kleinen Rahmen bekommen. Wenn sie ausstirbt, stirbt die wahre Geschichte des ursprünglichen Ruhrgebiets, die vor der Industrialisierung war und immer Bestand hatte bis in die jetzige Neuzeit. Waddisch sprachen hier die Äbte, die Mönche im Kloster, die jeden Tag die eingehenden Gelder verwalteten, die zum Bistum Köln gingen, denen das halbe westliche Ruhrgebiet, z.T. gebietstechnisch gehörte und natürlich die unzähligen Tuchmacher.

Mit Marc werde ich auf jeden Fall für das ein oder andere in Kontakt bleiben. Über Werden möchte ich auf jeden Fall mehr erfahren. Die ehemalige selbstständige Stadt und heutiger Essener Stadtteil war eine Tuchmacherstadt. Sie lebte nicht vom Bergbau und hat den Krieg fast unbeschadet überstanden. Erst die Stadtsanierung in den 1960er Jahren führte zu Abriss von vielen historisch wichtigen Häusern. Das ist ebenso auf meiner Agenda für den Bereich Essen. Da wird mir Peter Gabka, Marc Real und auch Thomas Schwarzkopf, der in einem Instagramaccount Fotos über Werden von Gestern und Heute zeigt, mit Sicherheit eine Unterstützung geben.

Das Tor nach Werden mit den Türmen der St. Ludgerus-Basilika (c) André Brune

Die Altstadt und der Flair an der Ruhr, trotz der stark befahrenen Bundesstraße, die quer durch die Ortschaft in den 1960er Jahren geprügelt wurde, ist definitiv ein Besuch wert. Wichtig ist auch der Besuch des Werdener Doms mit der Grabstätte des Gründers Liudgeri. 

Der Bistum Essen – Wanderweg führt logischerweise hier an drei markanten Kirchen vorbei. Doch nicht die Abtei in Werden ist der wichtigste Kirchbau, sondern die unscheinbare romanische St. Lucius-Kirche. Sie gehört zu der ältesten geweihten Kirche nördlich der Alpen. Erbaut ab 995 n.Chr. und von Erzbischof Anno II. von Köln 1063 geweiht. Also zu Entdecken gibt es hier viele Dinge!

Tipp für ein besonderes Kennenlernen:

Die „Feier der Heimatsprache“ ist am 12. Oktober ab 13 Uhr.

Waddisch und wir feiern die Heimatsprache | Facebook

Werden hat also neben der Sprache eine reichhaltige Geschichte, die man kennenlernen muss!

Wer das Waddisch näher kennenlernen möchte:

 www.waddisch.de

Instagram: Waddisch Platt (@waddisch.de)

Facebook: Facebook.com/waddisch.de

Youtube:  @waddischplatt7642 

Jeden 2. & 4. Sonntag von 14 – 16.30 Uhr im Monat ab dem 27. Oktober trifft sich der Verein:

Zentrum 60plus Heckstraße 27 in Essen-Werden

Mobil: 01786861026

Email: real@waddisch.de

www.waddisch.de

Ein drei Jahre altes Video zeigt Marc, wie er an der Ruhr in Waddisch erzählt:

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Ein britischer Youtube-Kanal hat was über Waddisch rausgebracht, allerdings als Ost-Bergischen – Dialekt bezeichnet:

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Büchertipps

Real, Marc & Dirk Uhlenbrock. 2024. Bramballe on Imseike. Fibel op Waddisch (Wadden Kladden 6). Essen: Erste Liga. ISBN ./. (Buch erscheint bald)

Schütte, Heinz. 2002. Waddisch Platt. Essen: Eigenverlag. ISBN 3000103392

Einziges Wörterbuch über Waddisch Platt von Heinz Schulte

Butenberg, Franz Ludger. 1913/1994. Waddische Quatereien. Eine Lese ergötzlicher wahrhaftiger Geschichten in Werdener Platt. Essen: Schmitz. ISBN 3980219879

Döres (August Hahn) : Blömkes ut minen Gaden

Göbels, Hubert. 1991. Die kleine Hex op Waddisch Platt. Essen: Schmitz. ISBN 3980219844

Göbels, Hubert. 1989. Max on Moritz. Essen: Schmitz. ISBN 398021981X („)

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DIALEKT in Deiner Region

Wer sich für die eigene Ursprungssprache in seiner Region interessiert, dem empfehle ich folgende Ansprechpartner, die ich dankenswerterweise von Marc mitgeteilt bekommen habe und für Interessierte hier veröffentliche:

Für Werden gibt es noch den Heimatverein:

https://www.heimatverein-werden.de/b/kommomend-waddisch-platt-freunde

Hamminkeln (Kreis Wesel)

Dingden: Heimatverien Dingden https://heimatvereindingden.de/

Rheinberg (Kreis Wesel)

Rhinberkse Sprookverein Ohmen Hendrek: https://ohmen-hendrek.de/

Dinslaken (Kreis Wesel)

Interessengemeinschaft Altstadt Dinslaken http://www.altstadt-dinslaken.de/

Verein für Heimatpflege Land Dinslaken https://land-dinslaken.de/

Hünxe (Kreis Wesel)

Heimat- und Verkehrsverein Hünxe https://www.heimatverein-huenxe.de/

Haltern am See (Kreis Recklinghausen)

Plattdeutsche Bühne https://plattdeutschebuehnehaltern.jimdofree.com/

Marl (Kreis Recklinghausen)

Heimatverein Marl https://www.heimatverein-marl.de/

Datteln (Kreis Recklinghausen)
Plattdeutscher Sprach- und Heimatverein Datteln https://www.heimatverein-datteln.de/

Recklinghausen

Plattdeutsche Bühne http://www.plattdeutsche-buehne-re-ev.de/

Werne (Kreis Unna)

Heimatverein Werne https://www.heimatverein-werne.de/

Kolpingsfamilie Werne https://vor-ort.kolping.de/kolpingsfamilie-werne-an-der-lippe/

Hamm

Heessen: Heimatverein Heessen https://www.heimatverein-heessen.de/

Holzwickede (Kreis Unna)
Plattdeutscher Club Dorpdisch „Fi kürt Platt“ https://www.holzwickede.de/verzeichnis/mandat.php?mandat=152196&kategorie=99&browser=1

Bottrop

Fuhlenbrock: Plattdütsche ut Waold un Hei http://www.plattdütsche.de/

Kirchhellen: Verein für Orts- und Heimatkunde https://www.heimatverein-kirchhellen.de/

Mülheim an der Ruhr

Geschichtsverein Mülheim an der Ruhr https://www.geschichtsverein-muelheim.ruhr/

Altstadt: Bürgergesellschaft Mausefalle https://mausefalle.jimdosite.com/

Saarn: Stammtisch Aul Ssaan https://www.aulssaan.de/

Bochum

Stiepel: Stiepeler Verein für Heimatforschung https://www.hvb-stiepel.de/

Dortmund

Berghofen: Heimatverein Berghofen https://www.heimatverein-berghofen.de/

Hombruch: Hombrucher Sprach- und Heimatfreunde https://vexilli.net/w/Hombrucher_Sprach-_und_Heimatfreunde

Gevelsberg (Ennepe-Ruhr-Kreis)

Heimatverein Gevelsberg https://heimatverein-gevelsberg.de/

Hattingen (Ennepe-Ruhr-Kreis)
Heimatverein Hattingen/Ruhr https://buegeleisenhaushattingen.wordpress.com/

 

Sprockhövel (Ennepe-Ruhr-Kreis)

Heimat- und Geschichtsverein Sprockhövel https://www.hgv-sprockhoevel.de/

Übern Tellerrand vom Ruhrgebiet geguckt: 

Velbert (Kreis Mettmann)
Offers-Kompeneï https://www.velberter-platt.de/

Viel Spaß beim echten Dialektsprechen!

Glück auf und Adjüs!

Ruhrgebiet-Künstler Many Szejstecki aus Gelsenkirchen I Interview mit den Nachlassverwaltern Roland Szejstecki & Lukas Schepers I +Videopodcast I +Fotogalerie I +Podcast Folge #80

Many Szejstecki, Erschaffer von einer besonderen Bergbaupanorama-Kunst, war ein über die Grenzen der Stadt Gelsenkirchen hinaus bekannter Künstler und Bergmann, der 2016 verstarb. 2024 bekam er von der Stadt Gelsenkirchen, wie ich sie nenne, einen Ehrenstein.

Vor Ort sprach ich mit seinen Sohn Roland und Kunsthistoriker Lukas Schepers, die seinen Nachlass verwalten, über deren Gefühle bei diesem Anlass, der noch nie stattgefundenen Ehrung. Innerhalb einer Stadt des Ruhrgebiets ist diese Aktion für ihre über die Stadtgrenze hinaus bekannten Bürger und Bürgerinnen etwas einmalig Besonderes.

Dort schlug ich beiden auch vor, Many Szejstecki einen kompletten Podcast zu widmen mit ihnen als Gesprächspartner. Seine unnachahmlichen Bergbaupanoramawerke hängen in wichtigen Museen innerhalb des Ruhrgebiets und lassen Betrachter und Betrachterinnen erstaunen, wie er über und unter Tage in verschiedenen Perspektiven in seinen Werken inszenierte.

Der Videopodcast mit einigem Bonus-Bildmaterial und dem Hinweis von Roland Szejstecki zu einer besonderen Projektidee im Anhang:

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Der Podcast zum Hören:

Erst bei der Extraschicht 2023 stolperte ich über die faszinierenden Werke von Many. Ich habe mir damals den beeindruckenden Film der 3D-Künstler aus Dortmund mehrmals angesehen. Der Verein dersalon.ruhr.e.V.  unterstützte das 3D-Projekt more.many maßgeblich.  Roland hat mich damals beim herausgehen erkannt. Er folgte mir seit längerem auf Instagram. Wir gingen nochmal in die Extraschicht-Ausstellung, wo er mir das Panorama-Bild der Zeche Westerholt kurz erklärte. Zufällig entdeckte er mit mir noch ein ihm unbekanntes Bild seines Vaters an der Wand. Anschließend arrangierte er ein Interview mit den 3D-Künstlern „Tremoniacs“. Wir blieben seitdem in Kontakt.

Warum ist der Künstler Many Szejstecki für das Ruhrgebiet so wichtig?

Many Szejstecki war nicht nur Künstler, sondern von Beruf Bergmann. Ohne seine Ausbildung zum Bergmann wäre er nicht der Künstler geworden, der er wurde.

1931 wurde er in Breslau geboren. Mit 15 kam er nach dem zweiten Weltkrieg nach Dortmund und fing als Bergmann auf Minister Stein für ein Kilo Schweinefleisch an. Mit 24 wurde er schon Reviersteiger und hatte 200 Bergleute unter sich. Nach 40 Jahren ging er in Pension und war stolz niemanden auf Schicht durch Unfälle verloren zu haben. Das ist äußerst selten in einer Zeit, wo der Arbeitsschutz noch nicht so hoch war, wie es heute der Fall ist bzw. in Deutschland im Steinkohlebergbau zuletzt bis 2018 war.

Mitte der 1950er Jahre begann er zu zeichnen. 1976 gründete er mit befreundeten Künstlern die „Werkstatt“ in Buer um Kunst zu machen und gleichzeitig zu präsentieren. Mit seiner Leidenschaft als Autodidakt Kunstwerke zu erstellen, befreite er sich vom täglichen harten Job unter Tage. In seinem privaten Atelier, nur 100 Meter von seiner Arbeitsstelle Zeche Westerholt entfernt, werkelte er oft genug bis tief in der Nacht an seinen Bildern.

Als Reviersteiger waren auch Markscheidepläne wichtige Dokumente, die für die Arbeit Unter Tage wichtig waren. Ab Anfang der 1980er Jahre wurden genau diese Pläne in Manys Kunst mit einbezogen und die ersten Bergbaupanoramen entstanden.

In diesen Bergbaupanoramabildern befreite er die Schichten unter uns von Gestein und ermöglichte den Betrachtern einen ganz anderen Blick auf die Ruhrgebietslandschaft. Nie zuvor hatte jemand so weit gedacht. Seine Werke waren keine Phantasie, sondern bis ins letzte Detail berechnet. 2024 legte die Stadt Gelsenkirchen Many Szejstecki einen Ehrenstein auf den Walk of Fame.

Many hat unglaubliche technische Bilder zur Veranschaulichung von Schachtanlagen, dem Gestein und die Ruhrgebietsstäde darüber mathematisch und filigran heraus gestaltet, wie niemand anderer sonst vor oder nach ihm.

Seine Kunst ist nicht nur für Kunstinteressierte sehenswert. Sie sind ein Geniestreich und Hingucker für Architekten, Geologen, Ingenieure, Bergleute, Touristen und Laien, die sich für das Ruhrgebiet interessieren, um bildlich zu sehen, was sich unter der Erde befindet und wie es aufgebaut ist und das ganz ohne KI oder anderen modernen Schnickschnack-Hilfsmitteln.

Das Ziel der Nachlassverwalter Roland Szejstecki und Lukas Schepers ist eine Dauerausstellung in die Zeche Westerholt zu bringen, wo Many Szejstecki, wie erwähnt bis zur Pension als Bergmann und Reviersteiger gearbeitet hat. Diese Idee und dieses Ziel wird mit Sicherheit weltweites Interesse erzeugen und Tourismus vor Ort bringen. Deswegen ist gerade Many Szejstecki für mich ein wichtiger Ruhrgebietsmensch, den ich hier im Blog bringen wollte und den ich leider persönlich nie kennenlernen konnte. Umso wichtiger ist es im nun nach dem Tod gebührend im Ruhrgebiet zu feiern für sein Wirken über die Jahrzehnte in unserem Revier.

Die „Werkstatt“

Für die Aufnahmen des Podcast haben wir drei uns in der „Werkstatt“ auf der Hagenstraße 34 in Gelsenkirchen-Buer getroffen. Seit 1980 ist die „Werkstatt“ zu einer wichtigen und bekannten Kultureinrichtung in Buer geworden. Der ursprüngliche Platz musste einem Supermarkt weichen, den es heute nicht mehr gibt.

Mittlerweile ist die „Werkstatt“ ein Verein geworden, der über das Jahr neben den wechselnden Ausstellungen, auch Musik- und Theateraufführungen inszeniert.

In der „Werkstatt“, wo unsere Videopodcastaufnahme im Juli stattfand, gab es zu diesem Zeitpunkt eine Ausstellung von Harald Lange. Der Verein macht im Jahr fünf bis sechs Ausstellungen.

Einmal im Jahr gibt es ununterbrochen seit 1977 immer einen „Werkstatt-Kalender“. Ein wichtiger Bestandteil um die Werkstatt zu finanzieren.

Die Bilder sind auf hochwertigem Büttenpapier gedruckt. Sie können einzeln herausgenommen werden und eingerahmt an der Wand aufgehängt werden.  Das Many so populär geworden ist, hilft auch der  Werkstatt mit ihren heutigen Künstler und Künstlerinnen.

Nachlassverwaltung Many Szejstecki

Many Szejsteckis Sohn Roland und der Kunsthistoriker Lukas Schepers verwalten den Nachlass. Zufällig traf Lukas Schepers 2020 auf Manys Werke als er seine Tante besuchte. Die Panoramen mit den filigranen Linien faszinierten ihn so, dass er mehr erfahren wollte über Manys Kunst. Ein Wikipedia – Eintrag machte ihn neugierig. Doch es gab keine vernünftigen Informationen über Many Szejstecki.

Er kontaktierte über die Werkstatt Roland. Sie waren sofort auf einer Wellenlänge und steckten fortan das Ziel Manys Kunst wieder in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Lukas erste Auseinandersetzung mit Many Szejstecki war ein ausführlicher Wikipedia-Eintrag. (Manfred Szejstecki – Wikipedia)

 
Kunsthistoriker Lukas Schepers

Lukas schrieb in seinem Studium eine wissenschaftliche Hausarbeit über Many Szejstecki. Er überarbeitete und ergänzte den ursprünglichen Wikipediaeintrag mit seinen neuesten Erkenntnissen.

Einige Panoramen hängen in renommierten Museen im Ruhrgebiet. Im Gladbecker Heimatmuseum auf Schloss Wittringen, im Bergbaumuseum Bochum und Ruhrmuseum Essen können die Werke bewundert werden. Außerdem entstanden Radierungen, Netzzeichnungen, Spiegelobjekte und vieles mehr. Genügend Kunst um über den Arbeiterkünstler Many Szejstecki eine Dauerausstellung einzurichten. Dieses Ziel verfolgen Schepers und Szejstecki intensiv. Auch Manys Witwe Brigitte würde sich darüber mit ihren 90. Jahren sehr freuen.

Roland Szejstecki erklärt Betrachtern sehr gern die Bilder seines Vaters Many

Lukas Schepers traf bei seinen Recherchen auf einen Berliner Architekten, der sein Bild für eine Dauerausstellung gern zur Verfügung stellen würde. Allerdings müsste es leider vorher erst restauriert werden, da es Transportschäden bekam.

Die breiten Panoramabilder drücken nicht nur einfach ein Landschaftsbild ab, sondern verbindet die Oberfläche mit der untertägigen Landschaft mit viel Phantasie, so doziert Lukas Schepers über die Bilder Many Szejsteckis.

Die Gesteinsbereiche, Stollen und Flöze unter einer Ruhrgebietsstadt darzustellen ohne ein modernes 3D-Meßgerät für Geologie besessen zu haben, zeigt die einmalige Genialität des Künstlers Many Szejstecki.

Die Bilder sind exakt ohne GPS berechnet. Das gab es zu dem Zeitpunkt auch noch gar nicht. Er hat mit den Markscheidern zusammen gearbeitet. Im Markscheidearchiven wurde über Jahrhunderte jeder Millimeter Unter Tage dokumentiert. Es wurde nicht einfach wahllos in die Erde gebohrt. Es musste exakt so abgeteuft werden, damit der Abbau von Kohle sofort an Ort und Stelle geschehen konnte. Es ist ja auch eine Geldfrage gewesen. Nur ein paar Meter daneben abgeteuft, war ein Schacht unrentabel. Als gelernter Reviersteiger konnte Many die Markscheidedokumente lesen und dreidimensional denken. Das verhalf ihm letztendlich zu den großartigen Bildern.

Als Laie kann man sich das nicht vorstellen, wie der Gedanke zur künstlerischen Verarbeitung kam. Allein in Gelsenkirchen haben ca 50000 Menschen unter Tage gearbeitet. Das künstlerisch zu erfassen und darzustellen ist einmalig!

Seine Bilder wurden bis nach Nottingham in Großbritannien, ins Deutsche Museum in München und in die Schweiz zu Einzelausstellung gebracht. Wenn es um Bergbau ging, war Many der künstlerische Ansprechpartner.

Zu seinem 77 . Geburtstag schrieb Many für seine Familie eine Autobiographie. Lukas wird sie irgendwann für die Allgemeinheit zugänglich machen.  Zur Zeit stellen sie eine Projektbroschüre mit dem Thema „Das Panorama des Ruhrgebiets“.

Austellungen werden weiter vorbereitet, wie 2023 in Oberhausen. In ganz Deutschland haben sie Werke wiedergefunden, zuletzt in Mainz. Die älteste gefundene Zeichnung stammt aus dem Jahr 1956.

Rolands Vater wäre stolz, was aus der Werkstatt geworden ist. Er war bekannt und beliebt bei den Gelsenkirchenern. Für die Nachlassverwaltung hat Many gebührende Personen gefunden. Sein Sohn Roland ist der Organisator und Netzwerker, während Lukas eher am Schreibtisch sitzt, alles gefundene verarbeitet, schreibt und Vorträge hält. Ihre jeweiligen Ideen ergänzen sich.

Der Kreis schließt sich, denn während wir im Podcast über Many sprachen, spürte ich sein damaliges Wirken in den Räumlichkeiten.

Möge er lange in den Gedächtnissen aller sein als künstlerischer Chronist der lebendigen Bergwelt des Ruhrgebiets!

Dafür werden die Nachlassverwalter Lukas Schepers und Roland Szejstecki in Zukunft sorgen mit einem Konzept für eine Dauerausstellung, der Veröffentlichung einer Biographie und dem Zusammentragen seines kompletten Werks.

Ich hoffe mit meinem Blogbeitrag und Podcast auch Menschen für Many Szejstecki Kunst zu begeistern, die sich bisher weniger dafür interessieren. Das Fotomaterial von Roland macht vielleicht so manchen Neugierig mehr über Many zu erfahren.

Möge er in Frieden ruhen! Seine Anhänger und Anhängerinnen ruhen nicht eher bis es zu einer  Dauerausstellung  gekommen ist. 

Ich hoffe, dass die Stadt Gelsenkirchen, Herten und auch der Regionalverband Ruhr und einige Sponsoren Interesse haben an dem Projekt der Dauerausstellung von Many Szejsteckis Kunst die weltweite Beachtung haben sollte und haben wird!

Glück auf im wahrsten Sinne des Wortes

Nachlassverwalter Lukas Schepers (links) und Roland Szejstecki (rechts) (c)André Brune

 

Links

 

Manfred Szejstecki – Wikipedia

***

www.gelsenkirchen.de – Manfred Szejstecki

***

Manfred Szejstecki – Gelsenkirchener Geschichten Wiki (gelsenkirchener-geschichten.de)

***

www.gelsenkirchen.de – Walk of Fame

***

dersalon.ruhr e.V.

Scherlebeckerstr. 399

45701 Herten

info@dersalon.ruhr

www.derSalon.ruhr

***

TREMONIACS (@tremoniacs.fbx) • Instagram-Fotos und -Videos

***

werkstatt – Verein zur Förderung von Kunst und Kultur e.V. / Hagenstr. 34 / 45894 Gelsenkirchen / info@werkstatt-ev.de

Nachlass Many Szejstecki – werkstatt (werkstatt-ev.de)

***

Roland Szejstecki (@nachlass.many.szejstecki) • Instagram-Fotos und -Videos

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Wer weitere Fragen zur Kunst von Many Szejstecki hat, kann sich direkt an Roland Szejstecki und Lukas Schepers wenden:

Roland Szejstecki
0178 2384447
szejsteckiroland@gmail.com

Lukas Schepers
0178 2819046
Lukas.schepers@googlemail.com

Das Projekt wird fortgeführt: Das Panorama des Ruhrgebiets

https://www.werkstatt-ev.de/wp-content/uploads/2024/09/Panorama-des-Ruhrgebiets.pdf
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Zum Ausstellungskonzept:

Many Szejstecki: „Die Zeche hat mich geprägt“ – Ein Ausstellungskonzept für die Neue Zeche Westerholt

https://www.werkstatt-ev.de/wp-content/uploads/2022/09/Flyer_Many-Westerholt.jpg

https://www.werkstatt-ev.de/wp-content/uploads/2022/09/Flyer_Many-Westerholt2.jpg

Hier befinden sich jeweils Panoramabilder von Many:

Deutsches Bergbaumuseum Bochum

Museum der Stadt Gladbeck (im Eingangsbereich)

Ruhrmuseum Essen

U Bahn Station Trinenkamp Gelsenkirchen  Linie 301

Buch Stillstand Corona – Krise in Buer von Jürgen Nobel

Fotos von (C) Roland Szejstecki – Vielen Dank für das Bildmaterial!

Wer nochmal in das Video mit den Interviews schauen möchte von der Extraschicht 2023:

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Oder das Video zur Eröffnung der Ehrensteine auf dem Walk of Fame-Boulevard in Gelsenkirchen-Buer:

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Wilfried Bartscherer – Ein Bottroper Maler wird beehrt vom Künstler Kollektiv im DRK-Seniorenzentrum

Ein besonderer Besuch zu einer Ausstellung der besonderen Art im Seniorenzentrum vom DRK Rottmannsmühle in Bottrop organisierte ich für Interessierte des Künstler.Kollektiv.Bottrop zum bekannten Bottroper Maler Wilfried Bartscherer.  

Teaser:

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Nun kann er nicht mehr malen, aber seine Bilder hängen dort und in seinem Zimmer und geben ihm eine Alltagsstruktur und Erinnerungen. Sein Lächeln über diesen Überraschungsbesuch hat jedem genauso viel Freude gebracht, wie ihm selbst.

Das Beehren eines noch lebenden Künstlers ist höher anzusiedeln als die Ehre nach dem Leben. Deswegen habe ich die Aktion in die Wege geleitet.

Wie ist es zu diesem Besuch gekommen? Wer ist und was malt Wilfried Bartscherer?

Kürzlich bin ich bei einem Bild über Heinz Rühmann im Pflegeheim des Deutschen Roten Kreuz gestolpert. Als ich erfuhr, wer das Bild gemalt hatte, wollte ich etwas besonderes machen für den besonderen Maler der Stadt Bottrop.

Schauspieler Heinz Rühmann

Kurzerhand habe ich im Chat des Künstler.Kollektiv.Bottrop eine Umfrage gestartet, ob Interesse besteht ihn zu besuchen. Die Umfrage stieß auf ein sehr positives Ergebnis.

Wir einigten uns auf einen Nachmittag in der Woche. Neun Personen aus dem Kreis waren anwesend und schüttelten die Hände von Wilfried Bartscherer, lauschten seinen und der Worte seiner Tochter Jutta Kubitza, die einiges über den Werdegang und Höhepunkte ihres Vaters zu erzählen wußte. 

Video:

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Für ihn war es eine gelungene Überraschung. Er war überwältigt. Auch wenn es ihm schwer fiel zu erzählen, er weiß heute noch ganz genau, mit welchem Pinsel er die Leinwand berührte und warum er gerade diese Farbe ausgewählt hatte. Heute kann er nicht mehr malen. 

Sein Zimmer und auch die Wände in der Wohnetage hängt voll mit seinen Bildern. Sie bringen ihn die Erinnerung an seine Zeit des Malens und Sehnsüchte. Die Rahmen hatte seine leider schon verstorbene Frau ausgesucht. Auch das ist eine Erinnerung, die wichtig ist. Denn seine Frau war der Schlüssel für seinen „Kunstweg“. Sie wählte nicht nur den Rahmen, sie war auch diejenige, die ihn während seiner Arbeitslosigkeit in die Volkshochschule zum Malen lernen trieb. Von da an war sein Hobby, seine Leidenschaft geworden.

Die Bilder im Gang geben Wilfried Bartscherer auch eine Sicherheit und Erinnerung

Zur Veranstaltung nahm ich über die Leiterin Beatrice Werner Kontakt zur Tochter Jutta Kubitza auf, die noch einige Bilder im Haus besitzt. Frau Werner und auch die Tochter waren von der Idee sehr angetan. Es ist ja auch immens wichtig Menschen mit einer Altersdemenz eine große Freude zu machen und immer wieder in Aktion zu bringen, damit sie nicht teilnahmslos werden und die Erkrankung schneller fortschreitet. Möge er also noch lange so fit bleiben, wie es geht.

Tochter Jutta Kubitza erzählt über Wilfried Bartscherers Kunst im Café des Seniorenzentrums

Im Seniorenzentrum des DRK Rottmannsmühle arbeite ich schon länger als selbstständiger Fußpfleger und sehe, wieviel getan wird für die über sechzig Bewohner und Bewohnerinnen. Es ist nicht einfach ein gutes Haus zu finden. Hier fühlen sich die Menschen wohl, die nicht mehr fähig sind, ihr Leben allein in einem Haushalt zu führen. Wilfried Bartscherer kam 2024 in dieses Haus.

1990 war ein Schicksalsjahr, wo Arbeitslosigkeit ihn zurückwarf. Lange Jahre war er Kaufmännischer Leiter bei Dieler. In die Kunstgemeinschaft Bottrop 1969 e.V. ging er 1995. In dem Jahr zog ich nach Bochum. So schließt sich ein besonderer Kreislauf, denn ich entdeckte ihn erst jetzt und konnte sehen, welche Kunst er geschaffen hatte im Laufe der Jahrzehnte, die er mit der Kunstgemeinschaft in Bottrop auch zum Teil in ganz Deutschland oder auch ab und an im Josef-Albers – Museum Quadrat ausgestellt hatte. Sogar im Düsseldorfer Landtag oder auf Sylt sind Bilder von dem 1936 geborenen Wilfried Bartscherer schon gelandet.

Bergbau-Motive fehlen neben abstrakter Kunst und Landschaftsmalerei, sowie Stilleben, nicht. Er ist und bleibt der vielseitige Maler aus Bottrop, der sich Motive vornahm, die bekannt oder weniger bekannt sind, aber mit eigener Interpretation auf die Leinwand brachte. Wilfried Bartscherer ist ein „optischer“ Maler.

Er sucht sich seine Motive aus, dann wandelt er sie ab, interpretiert sie selbst mit anderen Farben, anderen Blickwinkel. Ein besonderes Bild ist der Transrapid der scheinbar das ganze Ruhrgebiet verkehrstechnisch anschließt. Die Magnetschwebebahn war mal ein Verkehrskonzept, dass die Politik als zu teuer eingestuft hatte, statt visionär in die Zukunft zu blicken und sie zu bauen. Sie hätte so manchen Stau im Ruhrgebiet mit den kaputten Brücken ersparen können. Auf jeden Fall ist wenigstens das Bild von Wilfried Bartscherer übrig:

Die Magnetschwebebahn „Adolf Tegtmeier“ verbindet das Ruhrgebiet
Mit Stilleben fing die Malerei von Wilfried Bartscherer an

 

Seine Bilder aus seinem Zimmer im Pflegeheim und von Zuhause sind exklusiv mit Genehmigung von Jutta Kubitza und Wilfried Bartscherer hier in der Fotogalerie im Blog nun zu sehen, die nicht bei der Begehung zu sehen waren. Sie sind aus seinem Zimmer und dem Haus abfotografiert. Das Copyright liegt also bei Wilfried Bartscherer, der mir seine Erlaubnis gab auch Heinz Rühmann für den Podcast als Bild nehmen zu dürfen, sobald er im Herbst erscheint. Das Bild war der Anstoß zu diesem schönen Nachmittag für Wilfried. Denn im Ruhrgebiet weiß man von der berühmten deutschen Schauspiellegende, dass er aus dem Ruhrgebiet stammte. Doch darüber wird ein anderes Mal geschrieben und gesprochen.

Ralf Opiol (rechts) ist Gründer des über die Stadtgrenzen hinaus gehenden Künstlerkollektivnetzwerks

 

Ralf Opiol und Nolin Wischermann verfolgen die Idee zu diesem einmaligen Künstler Kollektiv eher als ein einfaches loses Netzwerk zwischen allen Künstler und Künstlerinnen in Bottrop. Mittlerweile ist das Kollektiv auf über 70 Personen aus unterschiedlichen Bereichen gewachsen. Im Netzwerk werden z.B. Termine, Vorschläge, gemeinsame Art.Walks, Austausch von Utensilien oder Ausstellungen organisiert. Das alles läuft ohne einen Verein zu gründen und ohne Zwang und weiteren Verpflichtungen. Gegenseitige Besuche und Aufmerksamkeit von Ausstellungen, die sonst eventuell untergegangen wären, werden zusammen vorgeschlagen und ausgeführt. Ein Art.Walk, heißt gemeinsam wer Zeit und Lust hat, zu einem gemeinsamen Termin zu gehen, wird regelmäßig angeboten, sowie auch der interessante Künstler.Dialog, wo über Dinge, wie z.B. kann Kunst politisch sein oder KI in der Kunst besprochen werden. So entsteht ein Synergieeffekt, der auch mehr Besucher und Besucherinnen in Einzelausstellungen ziehen kann und es spricht sich mehr herum. 

Ralf Opiol war beim besonderen Art.Walk für Wilfried Bartscherer begeistert dabei. Ohne ihn und Nolin Wischermann wäre das in der Form mit dem Netzwerken so nicht möglich gewesen. Nur einer muss den Stein ins Rollen bringen, damit Interessierte zu diesem Besuch bei Wilfried Bartscherer, die ihn zum Teil kannten oder noch nicht, besuchen konnten.

So hoffe ich, dass er seine Freude an diesem Besuch noch lange behalten wird.

Abstrakte Kunst von Wilfried Bartscherer

Und ich hoffe, er hat mit diesem Tag viel mitgenommen. Ich habe es für mich auf jeden Fall. Ich freue mich, dass ich ein Lächeln auf seinem Gesicht zeichnen konnte, und das er noch lange von seinen Bildern zehren kann mit klaren Gedanken und schönen Erinnerungen.

Glück auf Wilfried Bartscherer, bleib wie du bist!

Wilfried Bartscherer in Farbe! Foto von Ralf Opiol, fotografiert von Jutta Kubitza, nachbearbeitet von André Brune

Zur Biographie:

Biografie aus dem Heft 40 Jahre - Das Revier sind wir von der Kunstgemeinschaft Bottrop 1969 e.V.
Bilder aus dem Haus zur Exklusiv - Kollektiv-Ausstellung im Seniorenzentrum
Ausstellung in der 1. Etage des Seniorenzentrum DRK Rottmannsmühle

Exklusive Bilder aus seinem Wohnraum im DRK - Pflegeheim

Bilder aus dem Haus mit Genehmigung der Tochter Jutta Kubitza fotografiert - Vielen Dank!

WATTE Gedanke I WAT – Ein Lieblingswortgedicht in Ruhrdeutsch I +Audio

Wat ist dein Lieblingswort?

Mit WAT

kannse

WAT

mit

anfangen?

Mal is WAT!

Dann soll WAT

passiern!

Oder WAT soll DAT?

fracht der Eine.

WAT soll WAT?

der Andere.

Keiner weiß Bescheid,

wenn WAT im Spiel is.

Mal holse WAT.

Könnt auch WAT

anderet sein.

Mal könntese dem einen WAT

aufe Gurke geben.

Mal könntese auch WAT

dir zwischen die Kiemen schieben.

Mal WAT sehen

is auch nich schwea.

Ab in WAT

mit Räder

willse Gesalz

im Gummel

fahr gleich ans WATT.

Mal WAT kochen

oder WAT bescheid geben,

damit andere WAT wissen tun.

Dat macht WAT aus

oder WAT

son Bochumer Jesus sacht

nach jedem Satz,

oder WAT.

Hauptsache WAT

bringt Spaß.

In WAT

gibbet WAT

auch auf Autos

vorn und hinten

SCHWAT auf Weiß.

Is dir auch manchmal WAT

egal?

Schlürf ne schwatte Tasse Kaffe

WAT warmet bringt

so manch WATTE Gedanke.

Text und Sprecher (C) André Brune

Schreibt euer Lieblingswort in die Kommentare. Damit kann man dann WAT mit anfangen.

Grau in Grau I Ruhrprimhaiku 9/23

Ruhr-Prim-Haiku in 9 Absätzen und 23 Silben zum Wolkenbruch über Bottrop ab 18 Uhr

Es bräute sich zusammen
Grau in Grau
Blitze zuckten
den Himmel herab
die Zitzen
der Kirchturmspitzen
erhellten.
Schauer kam
trocken geblieben
Glück gehabt.

In Ruhrdeutsch :

Grau in Grau gebräuts

das Gewölk

Blitze pitschen
die Zitzen
der Kirchturmspitzen
die Tauben lassen federn
draußen plästerts

drinnen trocknet Pilsken

die Kehle.

Was ist ein Haiku?

Das ist eine japanische Gedichtform. Ich hab sie etwas angepasst.

9 Zeilen mit 23 Wörtern sind nicht einfach, aber fordert die Gedanken zu einem Thema.

Ins Ruhrdeutsche geschrieben, kann es auch zu einem lecker Pilsken kommen.

Schreibt mir doch mal auch einen Haiku.

Wolkenbruchfotos über Bottrop I Foto und Texte ©André Brune

Neuer Podcast startet! Ruhrgebiet erklärt #1 I Der Bergbau und seine Heiligen I Städte, Geschichte, Geschichten und Persönlichkeiten mit Jack Tengo I +Buchempfehlung I Licht im Schacht von Manfred Keller I +Videopodcast I +Podcast

Mit „Ruhrgebiet erklärt“ erscheint eine neue Podcastreihe zusammen mit Jack Tengo. Sie startet ihre Premiere am 31.8. um 12 Uhr und kommt ab sofort nun alle zwei Wochen auf Youtube und den Podcast – Kanälen.

Wir nehmen es auf Zoom für das lieber zuschauende Publikum auf und laden es auch gleichzeitig als Podcast hoch:

 

zu Sehen als Video im Youtube-Kanal :

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Collage: Manfred Keller. Licht im Schacht I Titelcover und Rückseite mit ISBN-Nummer (C) F.A. Gimmerthal KG Verlag

Schon lange wollte ich das ein oder andere von und über das Ruhrgebiet im Podcast erzählen. Es macht aber mehr Lust, wenn man jemand Gleichgesinnten trifft. Mit Jack Tengo habe ich zusammen schon den Quasselsalat bzw. Quasselkompott gemacht. Allerdings haben wir uns da über alltägliche Nachrichten mit Humor und Aufregung ausgelassen. So lustig und manchmal auch spannend das war, wir stellen diesen Podcast ab sofort ein. Zumal wir den nur sporadisch gemacht haben. In der ganzen Zeit hatten wir leider Todesfälle in der Familie und mussten uns um andere Dinge kümmern. Also lag es nahe nach seinem Schicksalsschlag von diesem Jahr abwartend nun zusammen diesen Podcast zu kreieren.

Nun starten wir neu mit dem Thema, was mich als Ruhrpottologe schon seit drei Jahren umtreibt und machen nun den weitaus spannenderen Podcast über das Ruhrgebiet auf.

Wir beginnen mit einer Buchbesprechung und nehmen das Thema abschließend nach unserem gemeinsamen Podcast über die Heilige Barbara nochmal auf und sprechen über die anderen vorhergehenden Schutzpatronen der Bergleute: Daniel, Anna, Christophorus und Andreas.

zu Hören als Folge Nummer 77 in der Podcast-Reihe „Ruhrpottologe unterwegs“ zu hören:

Als neue eigenständige Reihe “Ruhrgebiet erklärt“ zu hören und abonnieren:

Zum Autor und Buch

Manfred Keller, geboren 1940, ist Doktor der Theologie und war langjähriger Leiter der Evangelischen Stadtakademie in Bochum. Er hat ein knapp 50 seitiges Buch über die Verbindung der Heiligen mit dem Bergbau, darunter auch die schon von uns gepodcasteten Heilige Barbara, geschrieben.

Kurzweilig und spannend mit reichhaltigem Bildermaterial ist es zu lesen. Wir haben das Buch nicht nur zu empfehlen, sondern strickten mit den weiteren Informationen unter anderem den Podcast als Abschluss zur Heiligen Barbara, der größten Schutzpatronin der Bergleute.

Es ist neben einer Buchbesprechung, ein Thema, dass über die Jahrhunderte die Menschheit geprägt hat. Seit den menschlichen Aufzeichnungen haben die verschiedenen Berufszweige Götter gehabt, die bei den Römern Fruchtbarkeit für das Ackerland, den Wettergott oder auch bei Krankheiten einen unsichtbaren Gott angerufen. Die katholische Kirche hat das System durchaus sinnvoll ergänzt für ihre Art des Gottglaubens. Die Heiligen sind die „Vermittler“ zwischen dem Dies- und dem Jenseits, wenn man es so sagen kann.

Das Buch ist sehr empfehlenswert!*

Manfred Keller: Licht im Schacht – Heilige und Schutzpatrone der Bergleute

ISBN: 9783000606083

Verlag F.A. Gimmerthal KG

Licht im Schacht – Gimmerthal Verlag Bochum (gimmerthal-verlag.de)

Denn die katholische Kirche hatte im Gegensatz zum vorherigen römischen Vielgötterglaube ja nur einen einzigen Gott. Die Heiligen traten nun im Vergleich zu den alten Römern als Vermittler auf und wurden angerufen.

Bei steigendem Grubenwasser und drohendem Ertrinken wurde z.B. der Andreas angerufen, bevor es die Barbara wurde. Um einen dicken Flöz zu finden, rief man den Daniel an, den Visionär, dessen Überleben in der Löwengrube im alten Babylon auch „Gruben“-Namensgeber wurde in vielerlei bergbauworttechnischer Hinsicht.

Das Buch hat nur 48 Seiten und erzählt in einer extremen Kurzform die Geschichten der Heiligen und ihre Verbindung zum Bergbau. Dies ist aber so anschaulich gewesen, dass ich kurzerhand beschlossen habe, den ersten Podcast geschichtlich zu nutzen. Denn ohne die Heiligen wäre hier auch der Bergbau anders gelaufen. Auch die Architektur wäre eine andere. Die Barbara taucht in vielen alten Häusern als Relief oder in einer Ecke eingesenkte Statue auf.

Ohne Bergbau kein Ruhrgebiet. Dabei fing der Bergbau eher im Harz und Erzgebirge an, um Eisenerze, Kupfer, Salz und Silber abzubauen statt Steinkohle. Das kam alles hier erst viel später. Auch darüber werden wir berichten. Das Ruhrgebiet ist eine spannende Region.

Es umspannt interessante zusammenhängende Informationen. Es hat tolle Menschen hervorgebracht, auch prominente Persönlichkeiten, die wir besprechen werden, wie Heinz Rühmann.

Wir haben unzählige Themen auf der Agenda und ich bin erfreut diese nun nicht alleine den Zuhörern und Zuhörerinnen zu erzählen, sondern im Zwiegespräch mit dem sympathischen Jack Tengo, der aus dem Osten des Ruhrgebiets aus Werne an der Lippe kommt.

Mit ihm habe ich sozusagen meinen allerersten „Gast“-Podcast gemacht in meinen Anfängen als Ruhrpottologe vor drei Jahren. Wir sind gute Freunde geworden.

Freut euch also auf einen sehr interessanten Podcast über die Heiligen im Bergbau mit einer ordentlichen Prise Humor. Anfangs bei der Vorstellung erzählen wir aber auch, warum dieser Podcast in seiner Form längere Wartezeit hatte und wir nur sehr unregelmäßig podcasten konnten. Aber dann geht’s los. Die nächsten zwei sind auch schon fertig gestellt und werden nach unserem Intermezzo mit der Geschichte und Gegenwartsproblematik zur Zeche Sterkrade alle zwei Wochen Samstags um 12 Uhr erscheinen, auch im Youtube – Kanal bei  mir und bei Jack Tengo. Dazwischen kommen meine eigenen mit Gästen oder ohne.

Wir haben aber nicht immer den Bergbau auf dem Schirm! Die nächsten befassen sich mit dem Thema „Früher war alles besser?“ und „Warum und woher der Begriff Ruhrpott?“

Viel Spaß also mit dem ersten und den Heiligen, der in meiner Podcast – Reihe „Ruhrpottologe unterwegs“ einfach nur nicht der erste, sondern der mittlerweile 77. Podcast sein wird!

Eine Bitte haben wir dennoch:

Schreibt uns Kritik !

Macht Vorschläge über die Dinge, die ihr gerne hören oder und sehen wollt !

Liked uns und teilt uns !

Wir freuen uns auf jeden Fall auf das Feedback !

Glück auf

*Die Buchempfehlung ist keinerlei bezahlte Werbung, sondern war unaufgefordert und ein gern gelesenes Buch!

Foto der Woche I Verleihung Bundesverdienstkreuz für Monika Grawe in Bochum

Das besondere, was ich empfinde? Ich habe ganz klar gesagt:
Wir sind hier ein Team und bleiben immer ein Team.

Monika Grawe vor ihren Vereinsmitgliedern der Gesellschaft Bochum Donezk e.V. & den vor Krieg geflüchteten vor Ort in Bochum lebenden Ukrainer und Ukrainerinnen und ihren Kindern

Seit 1987 ist Monika Grawe für den Verein aus Bochum unterwegs. Im Jahr 2000 eingetreten ist sie auch mit 73 Jahren unermüdlich im Einsatz für die Ukraine und der Bochumer Partnerstadt Donezk, lange bevor der Einmarsch der russischen Truppen am 24.2.2022 begann.

So eine willensstarke und sympathische Frau an der Seite in einem humanen Kampf der Errichtung und Erhaltung von Krankenstationen und Kinderheimbetreuung in der Ferne an der Spitze dieses Vereins zu wissen, bedeutet für alle im Team und in der Ukraine einen besonderen Engel zu haben.

Mit ihrer Art mit Menschen zu sprechen und die Dinge zu organisieren, baut sie eine besondere starke Brücke zwischen zwei Staaten auf.

Monika Grawe wird weiter agil den Verein und das Team unterstützen.

Sie hat nicht nur die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, also für mich im einfachen Sprachgebrauch ‚Bundesverdienstkreuz‘ verdient, sondern damit auch der Stadt Bochum ein Vorbild für Männer und Frauen gegeben, was geschafft werden kann in unmöglichsten Situationen.

Sie ist für das gesamte Ruhrgebiet ein leuchtendes Beispiel, wie mit wenig Menschen vielen Tausenden weit entfernt unter widrigen Umständen aus Krieg und Leid geholfen werden kann.

Ich bin glücklich sie kennengelernt zu haben und diesen Verein unterstützen zu können.

Sie hat das Bundesverdienstkreuz mehr als verdient. Nicht nur um eine Frauenquote zu erfüllen. Denn überwiegend werden Männer überwiegend mit einem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Wer den Verein, die Ukraine, ihre Menschen und damit Monika Grawe unterstützen möchte in ihrem Tun, kann sich gerne melden:

www.bochum-donezk.de

(ein Video der Sammelstellen – Feier und dem Empfang folgt in einem Extrabeitrag)

Herbert Schröer von Aktion Leben & Lernen in Bosnien & der Hilfstransport im Mai 2024 I +Videopodcast I +Podcast I +Fotos

Herbert Schröer wirkt auf mich so alt wie das Grundgesetz, aber zugleich jünger, wie dessen neueste Auflage. Es ist unglaublich, dass dieser 75-jährige Mann noch immer den Sprinter mit Anhänger seelenruhig über viele Kilometer nach Bosnien hinweg lenkt. Als Beifahrer saß ich beim Hilfstransport am 22. Mai 2024 nach Bihac, Bosanska Krupa, Fojnica inklusive der staatlichen Einrichtung für Menschen mit Behinderungen Drin, Sarajevo und Velagici.

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Herbert Schröers beruflicher Werdegang begann nach der Volksschule, gefolgt von einer Ausbildung zum Heizungsbauer. Nach vier Jahren erlebte er eine Wirtschaftskrise und fand als Schlosser und Schweißer im Bergbau Arbeit.

Dann entschied er sich für den zweiten Bildungsweg und absolvierte sein Fachabitur. Er arbeitete in einer Werkstatt für Behinderte bevor er Sozialarbeit studierte. Zuletzt war er Leiter   (geändert) der Werkstatt Constantin in Bochum, nur zwei Kilometer von meinem damaligen Wohnort entfernt, als ich 1995 von Bottrop nach Bochum zog.

Sein Schwager gründete die Stiftung „Aktion Stiftung – Menschen in Not“ in Castrop-Rauxel, die Menschen in Armut unterstützt, beispielsweise bei nicht bezahlbaren Stromrechungen und  anderes mehr. Die Stiftung unterstützt auch die Bosnienhilfe. Herbert Schröer war im Verein dort Vorstandsvorsitzender.

Als Podcast hören:

Warum berichte ich über Bosnien und einen Verein, der sich mit Hilfstransporte der besonderen Art beschäftigt?

Es gibt viele Gründe!

  1. Wir haben viele Bosnier im Ruhrgebiet, die geflüchtet sind durch den Krieg und hier ein neues Leben angefangen haben.
  2. Ich habe auch nach 1995 durch meinen Umzug nach Bochum, noch jahrelang die Container gegenüber des Trainingsplatzes vom VfL Bochum gesehen, die Menschen aus dem Land beherbergten bis sie wieder entweder zurück gegangen sind, ihr Asylantrag abgelehnt wurde oder eine Arbeit und Wohnung beziehen konnten. Irgendwann waren die Container nicht mehr da.
  3. Ist es ein besonderer Verein im Ruhrgebiet, der mit viel Enthusiasmus Hilfe zur Selbsthilfe schaffen will bei den kleinsten und ärmsten des europäischen Landes, die sich nicht selber helfen können: Die Kinder!
  4. Ich wollte selbst sehen, was der Verein vor Ort macht und mir ein Bild machen.
  5. Wollte ich drüber schreiben, einen Podcast machen und Freundschaften in einem fernen Land schließen
  6. Ich bin neugierig auf das Leben. Bosnien-Herzegowina ist somit irgendwie stark verbunden mit dem Ruhrgebiet, zusätzlich mit dem Verein, so dass ich das mir noch unbekannte Land kennenlernen wollte.
  7.  Hilfe zur Selbsthilfe ist ein sehr gutes Motto für diesen Verein. So etwas unterstützte ich gern.
  8. Habe ich Fojnica besucht. In der Stadt wurde über Jahrhunderte Silber abgebaut und Münzen daraus hergestellt. Indirekt hat die Stadt indirekt ein ähnliches Schicksal erlebt, wie die Städte des Ruhrgebiets, nur etwas anders. Bergbauinteressierte Menschen werden deswegen auch von mir hierüber informiert.

Die Idee der Gründung

Amela Halilovic hatte die Idee zu dem Verein „Aktion Bosnien“. Sie sah, wie auch mit Fördergeldern Entwicklungsprojekte im Ausland ins Laufen gebracht werden konnten, wie z.B. in Rumänien. Sie unterstützte in ihrer Heimatstadt Bosanska Krupa mit vielen kleinen Hilfsprojekten. Entscheidend war eine Bitte einer Schulleiterin „Druga Osnovna skola“ beim Kauf und Einbau einer Heizkesselanlage zu helfen. Eine Flutkatastrophe hatte die Keller überflutet und die Kinder hätten zuhause bleiben müssen vor der Kälte, die in den Räumen drohte. Herbert Schröer unterstützte mit der Stiftung ohne lange Nachzudenken dieses Projekt. So gründete sich zur Verbesserung der sozialen Situation und Bildungsmöglichkeiten, mit dem Ziel zur Selbsthilfe am 15.11. 2014 der Verein „Aktion-Leben und Lernen in Bosnien“. Hilfe zur Selbsthilfe ist das Motto.

Zum besseren Verständnis – Ein kleiner Abriss der bosnischen Geschichte

Bosnien-Herzegowina hat eine reichhaltige wechselvolle Geschichte seit der römischen Besetzung. Eine Zeitlang gab es einen eigenen König, dann fiel es an das Königreich Ungarn, auch der kroatische König und das Byzantinische Reich herrschte über das Gebiet. Von 1230 bis zum Erlöschen der Dynastie des Hauses Komaric 1463 gab es einen Ban, einen Bosnischen König, bevor die Osmanen das Land eroberten. Sie beherrschten das Land bis zur österreichisch-ungarischen Annexion 1908.

Nachfolgendend tauchten Unruhen, Krisen und  Nationalkämpfe tauchten auf. Am 28.7.1914 gab es den folgenschweren tödlichen Schuss in Sarajevo durch die serbische Terrororganisation Schwarze Hand. Der junge Terrorist Gavrilo Princip tötete den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau während eines Besuchs. Der erste Weltkrieg entbrannte und zeigt seine Spuren bis heute. Danach gründete sich Jugoslawien.

File:Gavrilloprincip.jpg
Für Europa Urheberschutzfrei aus Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Gavrilo_Princip

Unter Jozip Broz Tito wurde nach dem Zweiten Weltkrieg der Vielvölkerstaat Jugoslawien mit harter Hand bis zu seinem Tod  zusammengehalten. Er hat das Land etwas gemäßigter und offener regiert als die östlichen  kommunistisch beherrschten Länder unter der sowjetrussischen Vorgabe. Es gab Reisefreiheit.

Jozip Broz Tito I Foto aus Wikipedia Urheberschutzrechtfrei: https://de.wikipedia.org/wiki/Josip_Broz_Tito

Aber nach dem Zusammenbruch des Kommunismus und Titos Tod, kamen die bisher friedlich zusammenlebenden Nachbarn Serben und Kroaten nicht zu einer guten Lösung, sondern griffen nach den Waffen. Der Nationalismus forderte viele Todesopfer.

In Bosnien – Herzegowina gab die Bevölkerung über 99 %ige Zustimmung bei einem demokratischen Referendum zur Gründung eines eigenen Staates unabhängig von Jugoslawien. Die Serben boykottierten weitgehend ihr Kreuz zu setzen. Das verhinderte aber nicht, dass mit über 63 % Einverständnis der Bevölkerung am 3.3.1992 die Unabhängigkeitserklärung von Jugoslawien bekannt gegeben wurde.

Sobald die Bekanntgabe war, begann die Gewalt. Ein unvorstellbarer Genozid gegenüber der bosnischen Bevölkerung begann. Noch heute sind nicht alle Massengräber gefunden worden.

Es gab Konzentrationslager, wo Menschen verhungerten, fast wie in Auschwitz wurden sie hinter Stacheldraht gehalten.

Kaum vorstellbar, dass es nach dem zweiten Weltkrieg wieder so eine Situation geben sollte. Leider wiederholte die Geschichte sich in gewisser Form in diesem Krieg.

Schlimm waren auch die Scharfschützen, die nur darauf warteten Menschen zu erschießen, die nur kurz einkaufen gingen. So war es leider im Land von 1992-1995. Die Spuren sind bis heute zu sehen, wie bei uns in Berlin am Reichstagsgebäude: Einschusslöcher, Granattrichter und sichtbare Mauerschäden. Europa suchte viel zu lange nach Lösungen. Die Diplomatie erreichte dann endlich am 14.12.1995 mit dem Dayton-Vertrag in den USA unter der Leitung von US-Präsident Bill Clinton und Beteiligung der Europäischen Union endlich einen ersten Schritt zum Frieden. Aber der Vertrag erreichte auch, dass es nun einen Staat gab, der mit den drei Ethnien und entsprechenden drei wechselnden Staatsoberhäuptern klar kommen musste, die alle ein eigenes Kabinett haben.

Kriegsschäden aus den 190ern am Haus 2024

Durch den Krieg brachen viele Industriezweige zusammen, die im jugoslawischen Staat zur Produktion von Industriegüter, zur Stromerzeugung und für den wirtschaftlichen Handel wichtig waren. Dies führte zu einer hohen Arbeitslosigkeit. Herbert betont im Podcast, dass aufkeimender Nationalismus immer schädlich für ein Land ist.

Besonders in den Kantonen hat er erlebt, wie schwierig es ist, Projekte wie die barrierefreie Gestaltung von Schulen für Kinder mit Behinderungen umzusetzen. Und das ist nur ein Beispiel. Die Menschen helfen sich meist selbst irgendwie, und dass sie enttäuscht sind von der Politik, egal wer wie dort regiert. Das ist ein fatales Zeichen an die Politik. Sie ist wichtig, um ein Land zu repräsentieren und seine Bevölkerung zu hören und entsprechend zu unterstützen. Doch es passiert nicht viel. 

Mir reichte ein Blick auf die Schulräume und ich habe gedacht, dass ich da sitzen könnte in dem Klassenraum von 1987. Der gleiche alte Fernseher. Ein Computer von Anfang bzw. Mitte der 1990er und Stühle, die schon bessere Zeiten gesehen haben. Wer die Schulen sieht, sieht dass im Land was nicht stimmt. Und das kann man übrigens ohne die PISA – Studie auch in Deutschland sehen. Die föderale Struktur lähmt auch hierzulande die Bildung in meinen Augen. Aber das ist ein anderes Thema.

Gastfreundschaft wird hoch angesehen in Bosanska Krupa

Daten von Bosnien-Herzegowina

Die Staatsflagge von Bosnien-Herzegowina ähnelt der europäischen Flagge. (Foto aus Wikipedia). Das gelbe Dreieck symbolisiert geographisch abstrakt die Umrisse des Landes, aber auch gleichzeitig die drei Ethnien der Serben, Kroaten und Bosniaken. Die Farbe Gold steht für Frieden und die Sonne. Das Blau steht für die Europäische Union. Dieser Flaggenentwurf des bosnischen Künstlers Mladen Kolobaric wurde durch den ersten hohen Repräsentanten Carlos Westendorp durchgesetzt, nachdem das Parlament natürlich wieder stritt, wie es auszusehen hatte. 

Die Sterne stehen für die Kantone. Allerdings sind es nur 9 Sterne, die das andeuten. Die Nähe zur Europäischen Fahne mit den Farben und Sternen ist eindeutig zu sehen. Diese Flagge gilt solange, bis sich das Parlament auf eine neue einigen würde. Scheinbar hat man sie jetzt akzeptiert. Ich finde sie passend zum Land. 

Fun Fact (wie es heute so schön heißt) am Rande: Mladen Kolobaric war auch künstlerischer Leiter für die Olympischen Spiele 1984 in Sarajevo. Die Bobbahn in Sarajevo haben wir am letzten Tag noch besucht.

File:Flag of Bosnia and Herzegovina.svg

Wichtige Daten des Landes /Quelle Wikipedia:

Größe: 51.197[3] km² 

Einwohnerzahl: 3.233.526 (2022)

Bevölkerungsdichte: 69 Einwohner pro km²

Hauptstadt: Sarajevo

Gründung: 1.3.1992 von Jugoslawien 

Währung: Konvertible Mark (KM/BAM)

Telefonvorwahl: +387

KfZZeichen: BIH

Der Vorsitz des Staatsoberhaupts wechselt alle acht Monate zwischen, den Serben, Kroaten und Bosniaken:
Denis Bećirović (aktuell) (bosniakischSDP)
Željka Cvijanović (serbischSNSD),
Željko Komšić (kroatischDF BH)
 
Religion: 50,7% muslimische Bosniaken, 30.7 % serbisch -orthodoxe Christen, 15,2 % kroatische römisch-katholische Christen (2013) 

10 Kantone: 

1.Kanton Una-Sana (Unsko-sanski kanton)4.125,0273.26166,2Bihać
2.Kanton Posavina (Posavski kanton/Posavska županija)324,643.453133,9Orašje
3.Kanton Tuzla (Tuzlanski kanton)2.649445.028168Tuzla
4.Kanton Zenica-Doboj (Zeničko-dobojski kanton)3.343,3364.433109Zenica
5.Kanton Bosnisches Podrinje (Bosansko-podrinjski kanton)504,623.73447Goražde
6.Kanton Zentralbosnien/Mittelbosnien (Srednjobosanski kanton/Srednjobosanska županija)3.189,0254.68679,9Travnik
7.Kanton Herzegowina-Neretva (Hercegovačko-neretvanski kanton/Hercegovačko-neretvanska županija)4.401,0222.00750,4Mostar
8.Kanton West-Herzegowina (Zapadno-hercegovački kanton / Zapadno-hercegovačka županija)1.362,294.89869,7Široki Brijeg
9.Kanton Sarajevo (Sarajevski kanton)1.276,9413.593323,9Sarajevo
10.Kanton 10 (Hercegbosanska županija/Livanjski kanton/Zapadnobosanski kanton)4.934,984.127

Bosnien und Herzegowina (Bosnien und Herzegowina)

QuelleTopographischer Hintergrund: NASA Shuttle Radar Topography Mission (public domain). SRTM3 v.2.
Urheber
Die Truppe des Hilfstransports nach Bosnien an der Grenzstation

Politik, Statistik und Kritik

Für mich ist das eher wie ein Kabarett, denn alle wollen irgendwie nur sich selbst repräsentieren und nicht das Land, die Schönheiten und die Menschen, die dort leben. So ist mein Eindruck von dem, was ich sah und was ich erfahren habe, als ich mich mehr mit Bosnien beschäftigt habe. Politische Verhältnisse möchte man vor der Kamera lieber nicht sagen, damit keine Probleme auftauchen. Eine freie Meinungsäußerung oder öffentliche Kritik sehen zuständige Politiker scheinbar nicht gern. Dabei ist offene Kritik auch eine mögliche Verbesserung für die Dinge, die wirklich sinnvoll sind getan zu werden. Dafür sollte Politik auch offen sein und entsprechend handeln. Das ist Politik: Reagieren und Handeln, so wie es die Basis nötig hat, und nicht wie es der Politik oder dem Parteiprogramm in den Kram passt. Ich war selbst in der Politik eine gewisse Zeit. Ich weiß wovon ich rede. In Deutschland gibt es in gewisser Form ähnliche Probleme. Aber auch das ist ein anderes Thema.

Die Republik Srpska, in der überwiegend Serben leben, umfasst 49 % des Landes. In den anderen 51% sind die Kroaten und Bosniaken, die wiederum in Kantone, wie unsere Bundesländer aufgeteilt sind. Jedes Kanton hat auch politische Repräsentanten. Auch diese empfinden scheinbar es sinnvoll das Land still stehen zu lassen. Ich übe Kritik in dem, was ich sah. So gern ich diplomatisch sein möchte, so möchte ich aber klipp und klar sagen, warum sind denn die Schulen in einem Zustand, der kurz nach dem Ende des Krieges aussieht?

Erster Eindruck in der wundervollen Landschaft sind die ehrwürdigen Minarette auf einem Hügel gewesen

Warum wird da nicht Geld für die Bildung in die Hand genommen? Warum werden die Kinder und die Eltern der Kinder nicht gefördert? Das sind Punkte, die einen sprachlos machen. Das Geld ist ja eine Investition in die Zukunft des Landes. Und alle Parteien sehen scheinbar nur sich selbst, aber nicht eine friedliche Koexistenz mit einem hohen Bildungsstand. Oder will man den hohen Bildungsstand nicht?

Nun, dann werden die Eltern ihre Kinder nehmen und ins Ausland gehen. Jedes Jahr leert sich eine Klasse in Velagici, also Eltern nehmen ihr Kind für eine bessere Ausbildung und bessere eigene Arbeit ins Ausland, meist nach Deutschland, so eine Lehrerin, die wieder zurück gegangen ist nach Bosnien, weil sie ihrer Heimat helfen wollte, genau wie Jasmin, der in Wuppertal aufgewachsen ist zur Zeit des Krieges. Seine Eltern sind nach Deutschland geflüchtet. Er ist aber zurück gegangen und freut sich über jede Hilfe für die Schule, denn Gelder für Bälle oder Computer für den Unterricht müssen sehr hart erkämpft werden und sind oft aussichtslos zu bekommen. Zu ihm werde ich extra berichten in einem der nächsten Beiträge wegen der Dokumentationsfilme, die noch nicht veröffentlicht sind.

Statistisch gesehen leben mittlerweile mehr als 226000 Bosnier allein in Deutschland seit dem Gründen der Republik.

Bosnien und Herzegowina – Bosnische Staatsbürger in der EU | Statista

Bis 2050 vermuten Statistiker durch das Anhalten von Auswandererzahlen und dem demografischen Wandel ein Rückgang der über 4,5 Mio Einwohner auf die Hälfte davon. Das ist ein katastrophaler Zustand für ein Land. Es sieht sogar eher nach einem natürlichen Rückgang der Einwohner aus. Und je weniger Einwohner, desto katastrophaler auch der Einspareffekt für den übriggebliebenen Teil.

Bosnien und Herzegowina – Gesamtbevölkerung bis 2050 | Statista

Eine weitere Statistik zeigt eine Stagnierung der Wirtschaft. Je mehr Auswandern, je weniger wird die Wirtschaft durch den Binnenmarkt gestärkt. Hier ist höchstens die Hoffnung mehr Einwanderung zu schaffen oder durch Tourismus Geld ins Land zu bringen. Ansonsten wird der Staat zusammenbrechen. Das klingt pessimistisch von meiner Seite, aber wenn die Politik sich dort nicht zusammenrauft und visionär nach vorne schaut, sieht es eher mau aus statt blühende Landschaften. Das macht die Natur allein, dafür braucht sie den Menschen nicht.

Bosnien und Herzegowina – Bewertung im Bertelsmann Transformationsindex (BTI) bis 2024 | Statista

Der Verein „Aktion Leben und Lernen in Bosnien e.V.“

Der Verein wurde vor zehn Jahren, 2014, gegründet und führt regelmäßige Hilfstransporte, ein bis zwei Mal im Jahr, nach Bosnien durch. Diese Transporte unterscheiden sich von den aktuellen Hilfsaktionen für die Ukraine. In Deutschland werden oft Dinge aus gesetzlichen oder anderen Gründen nicht mehr genutzt, die dann nach Bosnien gebracht werden. Das sind ausgemusterte Computer, auch Spielzeug für Kinder und Jugendliche, für Kinderheime entsprechende Kinderkleidung, oder auch für den Sportunterricht Bälle, Schultornister oder Schreibzeug, Druckerpapier, Laptops. Alles Dinge, die Schulen dem Verein mitteilen, was sie brauchen, das besorgt dann der Verein.

Vor acht Jahren fuhr Herbert zum ersten Mal mit seinem LKW-Führerschein bei einem Hilfskonvoi vom Roten Kreuz aus Ahrweiler mit. Der Verein Labdoo.org in Deutschland, den der Verein bei einem Ruhr-Dax-Treffen fand, rüstet alte Computer auf und sendet sie an Schulen in Entwicklungsländern. Das war so die Idee es ähnlich zu machen für die Bildung in Bosnien. Es geht darum Leben in Bosnien und das durch Lernen bzw. Bildung zu schaffen. Bisher hat der bosnische Verein mehr als  700 Computer ins Land gebracht und zig Schulen sowie  Hilfsorganisationen unterstützt. Ein- bis zweimal im Jahr werden Hilfstransporte durchgeführt, die Planung und Organisation dauert in der Regel ein halbes Jahr.

Herausforderungen und Projekte

Es ist schwierig, neue Mitglieder zu finden, und Infostände in Fußgängerzonen sind oft wenig erfolgreich, da die Menschen die Notwendigkeit von Hilfstransporten nach Bosnien nicht verstehen. Deshalb entstand die Idee, ein Filmfestival zu organisieren, um mehr Aufmerksamkeit zu generieren. Seit sechs Jahren gibt es das in Deutschland einmalige bosnische Filmfestival in Bottrop. Ich nenne sie die „Bosnische Bottropiale“. Es heißt aber richtig:

Bosnia Herzegovina Looks Around Festival (bih-looksaround-festival.eu)

Dort wird auch die Politik eingeladen, Schauspieler*innen und Regisseure*innen. Ein großes Netzwerken durch viele Filme an drei Tagen entsteht und kann auch dem Verein nützlich sein bei dem ein oder anderen Projekt. 2024 findet es zwischen dem 22 und 24. November statt.

Kurzer Bericht über die Fahrt nach Bosnien

Am 22. Mai wollten wir um 12 Uhr losfahren, mussten aber noch die Zollpapiere fertigstellen. Schließlich fuhren wir um 14 Uhr los und erreichten mit Pausen um 8:36 Uhr die Grenze. Es dauerte noch zwei Stunden, um die Zollpapiere zu überprüfen, was 425 € kostete. In Deutschland hatten wir bereits 45 € Bearbeitungsgebühren bezahlt. Wenn die Zollgebühren in das bosnische Bildungssystem fließen würden, wäre das sehr sinnvoll. Lustig waren die herumstreundenden Hunde. Alle waren frei und bellten bis zur Grenze, die reinkommenden Fahrzeuge an. Niemand von ihnen ging über die Grenze nach Kroatien. Sie legten sich in den Schatten vom Zollhaus und schliefen. Versorgt werden sie hier bestens von den Mitarbeitern und anhaltenden Autofahrern. Von Radfahrern hielten sie nichts, sie bellten zwei junge Radfahrerinnen an und begleiteten sie eine zeitlang. Ob das Freude war, konnten wir nicht rausfinden. An der Grenze warteten auch der von der Caritas St. Theresien bereitgestellte Personentransporter mit der Truppe vom Berufskolleg. Jan Lachnicht und Dennis Homann, die Lehrer und die Schülerin Merle und Schüler Markus und Can. Sie waren von der Sonne schon wie Spiegeleier gut gebraten worden, während sie warten mussten. Nach einem gemeinsamen Foto und die zwei Stunden Wartezeit, ging es dann zur ersten Station Bihac.

Übrigens war ich verwundert, dass der Kaffee eine Mark kostete in der Zollkantine. Ich dachte, ich müsste jetzt meine alten DM-Münzen wieder aus der Geldbörse holen. Aber die bosnische Währung, die Konvertible Mark, wurde angelehnt an die Deutsche Mark. Beim Umrechnungsfakter 2:1, kam rechnerisch der gleiche Kurs, wie damals die DM getauscht wurde.

Bihac ist die Kantonshauptstadt von Una-Sana und liegt nah an der Kroatischen bzw. EU-Grenze. Dort besuchten wir die Tageseinrichtung für Menschen mit Behinderungen, „Radosti Druzenja„, wo uns die Leiterin Mirsada Hozic schon mit einem leckeren traditionellen Süppchen und selbstgemachte Burek erwartete. Diese Einrichtung ähnelt der Lebenshilfe in Deutschland und wird von einem Verein unterstützt, der aus Eltern von Kindern mit Behinderungen besteht.

Erster Eindruck in der wundervollen Landschaft von Bosnien, waren die ehrwürdigen Minarette einer Moschee auf einem Hügel

Am gleichen Tag fuhren wir zum Kinderheim nach Bosanska Krupa, um das meiste gespendete Material von Kinderkleidung, Spielzeug und auch Stofftiere abzugeben. Die Stofftiere hatte ich über eine von mir wegen ihrer Hilfe im Ahrtal gepodcastet. Monika Waterkamp hat eine Stofftiersammelaktion in Dorsten gestartet. Erfolgreich kamen so über 25 Kisten und Säcke Stofftiere zusammen, die allerdings nicht im Ahrtal gewünscht waren. Ich bot die Lösung an, an verschiedenen Hilfsorganisationen sie abzugeben. Ein Teil ist im Waisenhaus in der Ukraine über die Gesellschaft Bochum Donezk, die ich unterstütze, ein Teil bei der Triker Gemeinschaft NRW, die Spendenfahrten machen mit Kindern und Senioren und nun ist ein Teil in Bosanska Krupa gelandet. Aus hygienischen Gründen wurde es abgelehnt. Diese Gründe hörte ich auch bei einem angefragten Kinderheim in Deutschland. Merkwürdig, dass Stofftiere gewaschen in Second-Hand-Läden für Kinder weiterverkauft werden. Ich verstehe solche Aussagen einfach überhaupt nicht. In meinen Augen sollen die Kinder sich doch freuen! Das tun sie jetzt da, wo ich sie abgegeben habe mit Sicherheit!

Die Kindersachen, Stofftiere und Spielzeug sind am Kinderheim in Bosanska Krupa gelandet

In Bosanska Krupa wurden wir wieder gastfreundschaftlich empfangen. Der Tisch wurde mit den letzten Keksen und frischen Kaffee gedeckt. Die Schüler des Berufskolleg bereiteten hier ihr erstes Interview vor mit dem Lehrer Jan Lachnicht und dann fuhren wird zurück. Kamen nicht rechtzeitig an, denn der Lehrer Jasmin aus Velagici konnte nicht noch länger warten in Bihac. Für ihn waren Computer, Bälle und noch andere Dinge vorgesehen. Da er nicht alle Sachen mitnehmen konnte, waren wir am nächsten Tag nochmal da. Velagici liegt auf der Durchreise nach Fojnica, genau wie Jajce.

Eine Auszeichnung für den Verein bzw. Herbert Schröer

Die Schule in Velagici, wo wir Papier, Bälle für den Sportunterricht und Computer übergaben. Er lud uns natürlich an der Sana in einem dortigen Hotel Restaurant zu einem bosnischen Mokka ein und erzählte uns von spanischen Urlaubern, die extra zum Fliegenfischen zur kristallklaren Sana nach Bosnien kommen.

Die Natur ist das größte, was Bosnien zu bieten hat. Viele unberührte Landschaften von Bergen, Tälern und türkisfarbenen Flüssen, alte Geschichte, auch die erschreckende Neuzeitliche begegnet überall einen Touristen. Ein Land, dass es wahrlich zu erkunden gilt, so auch die alte Krönungsstadt Jajce.

Berglandschaft in Bosnien

Wir besuchten in Jajce eine Schule und übergaben eine besondere Spende übergaben: Ein Spender finanziert jedes Jahr ein Jahr lang das Frühstück für Kinder, deren Eltern es sich nicht leisten können.

Ein abendlicher Blick auf Bihac

In der schönen Kleinstadt Fojnica, wo auch eine sehr bekannte Rheumaklinik ist und ein altes Franziskanerkloster auf einem Hügel über der Stadt thront, wurden wir von Lehrer und Lehrerinnen aus der Republik Srbska und Sarajevo empfangen, die den Großteil der Computer verteilt bekommen haben, die sie auf ihrer Liste hatten. Alle waren sehr herzlich und auch bereit ein Interview zu machen mit Merle vom Berufskolleg. Nach dem herzlichen Händeschütteln das ein doppelter Regenbogen begleitet hat. Beim Verein wird ethnisch kein Unterschied gemacht. Allen im Land soll geholfen werden ohne Vorurteile oder Ethnie.

Einblick in die größte Einrichtung von Bosnien-Herzegowina für behinderte Menschen „Drin“

In Fojnica steht nah der Stadt die Staatliche Einrichtung „Drin“ für Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen. Sie stand auf dem Plan genauer kennenzulernen. Ziada empfing uns herzlich. Sie ist nicht nur eine Dolmetscherin vor Ort gewesen, sondern auch eine Freundin für Herbert und in sehr kurzer Zeit auch bei allen Anwesenden geworden. Sie zeigte uns Fojnica und ging auch mit uns durch die Einrichtung.

Dort haben wir u.a. die Werkstatt besucht, die aus den Skoda – Werk in Sarajevo Textilreste bekommen, die einige aus der Einrichtung wiederum zu Pantoffeln umnähen mit schicken Mustern oder für einen Schlüsselbund zurecht stanzen. Jeder von uns durfte sich ein Teil als Geschenk aussuchen.

Allgemein erinnert der jetzige Zustand des Hauses eher an deutsche Einrichtungen in den 1970er Jahren. Es gibt abgeschlossene Abteilungen, wenig Spielmaterialien und einen riesigen Fernseher im Gemeinschaftsraum. Mit den Menschen, die eher wie Gefängnisinsassen dort wohnen, werden Tag und Nacht von enthusiastischen Pfleger und Pflegerinnen betreut. Fachkräftemangel gibt es natürlich auch hier. Viele sind bekanntlich ausgewandert. Die noch hier sind müssen starke Nerven haben. Und es ist wirklich eine Berufung hier den Job zu machen. Doch mehr als Pflege und Essen ist nicht machbar zum jetzigen Zeitpunkt. Mit mehr Teilhabe am Leben, und einfachen Heilpädagogischen Hilfen, können die Kinder und Jugendlichen vor Ort schon mehr angeregt werden.

Für den Besuch von Drin hat sich auch Barbara Jäger mit ihrem Mann aus Bochum angemeldet. Sie ist Heilpädagogin und hatte sich sehr dafür interessiert. Witzig ist wie klein die Welt wirklich ist, denn sie wohnt nicht mal 500 Meter von mir entfernt. Das wir uns nicht in Bochum kennenlernen, sondern im fernen Bosnien, ist schon eine erstaunliche lustige Anekdote.

Der neue Leiter des Hauses, ein Jurist, und der Psychologische  Berater vom Haus  führte uns durch die Einrichtung. Es durften nur Aufnahmen ohne Menschen gemacht werden.

Ein Neubau für die uralten Gebäude, in denen sehr schwere psychische Fälle betreut werden, wird mit staatlicher Hilfe errichtet. Es bleibt abzuwarten, wie die Organisation dort künftig aussehen wird. Der Verein plant, zusammen mit Barbara Jäger und der Fachhochschule für Heilpädagogik in Bochum, mehr Unterstützung zu leisten. Es wird geprüft, welche Möglichkeiten es gibt.

Zum Abschluss Sarajevo

Am letzten Tag besuchten wir die wunderbare Hauptstadt Sarajevo, um uns von allen Eindrücken etwas zu „erholen“. Drin hat allen etwas Schwermut gebracht. Die Altstadt in Sarajevo war allein ein sehr sehenswerter Besuch. Wir sind auch die Seilbahn zum „Olympischen Berg“ gefahren. Oben besichtigten wir den Anfang der Bobbahn, die im Krieg natürlich auch Schaden nahm. Dort oben kann man sehr viel wandern. Seit 2017 fahren wieder nach langen Jahren der Kriegsschäden wieder ein Seilbahn hoch. Der nachmittägliche Starkregen forderte uns leider auf, wieder zurück zu fahren.

Abreise

Er letzte Tag war ein langer Reisetag. Wir fuhren am 28. Mai los und waren am nächsten Tag um 7 Uhr morgens zurück. Mit leerem Sprinter und Anhänger ging es trotzdem nicht so schnell. Ich machte mich auf den Weg von Bottrop nach Bochum nach dem herzlichen Verabschieden zwischen Herbert, Dorothée und mir. Die Lehrer Jan Lachnicht, Dennis Homann und die Schüler Markus, Can und die Schülerin Merle vom Berufskolleg Bottrop, dem Beruflichen Gymnasium, waren schon eher da gewesen. Ich fuhr direkt zur Gesellschaft Bochum Donezk um dort für den Hilfstransport in die Ukraine wieder mit anzupacken.

Die schlafenden Hunde im Schatten der Grenzstation

Fazit

Alles in Allem war diese Reise für alle sehr besonders gewesen. Wir haben überaus große Gastfreundschaft erlebt. Wir haben die Freude in den Gesichtern gesehen, wenn wir die entsprechenden Hilfsgüter überreicht haben. Wir haben die Landschaft bewundert und das Essen und den Mokka genossen. Bosnien war auf jeden Fall wert besucht zu werden. Ich bin in den Verein eingetreten und werde die schwere Reise wieder auf mich nehmen, wenn es meine Zeit erlaubt.

Herbert wünsche ich auf jeden Fall weiterhin gutes Gelingen in seinem Tun. Der nächste Weg ist nun das Filmfestival am 22. bis 24. November 2024, das ich auch besuchen werde. Ich möchte schließlich die Dokumentation vom Berufskolleg sehen. Alle kommen in bestimmten Interviews vor mit unseren Eindrücken, die wir vor Ort hatten.

Hinweis

Zu der Reise werden einzelne Videos und Fotogalerien im Blog in der Vereinsrubrik entstehen mit einer ausführlicheren Reportage-Beschreibung. Der Podcast mit Herbert Schröer war der Auftakt zur weiteren Information. Deswegen scheint vielleicht dem ein oder anderen der Text zu kurz oder nicht informativ genug. Entweder abwarten bis alles nach und nach erscheint und schauen, oder einfach auf „Abonnieren“ gehen und den Newsletter erhalten. Die Daten werden von mir nicht verwendet!

Links

Zur Geschichte Bosnien-Herzegowina: Bosnien und Herzegowina – Wikipedia

***

Mehr Informationen gibt es auf der Seite des Vereins:
http://aktion-bosnien.eu
***
Facebook.com/aktion.bosnien
***
Instagram:
***
#aktionbosnien
***
Filmfestival in Bottrop:
https://bih-looksaround-festival.eu I Bosnia Herzegovina Looks Around Festival

Instagram: bihlooksaround (@bihlooksaround_filmfestival) • Instagram-Fotos und -Videos
***
https://filmfreeway.com/Bosnia-HerzegowinaLooksAroundFestival
***

Aktion-Bosnien
Gerichtsstraße 3
46236 Bottrop, Germany
 +49 2041 23019
 info@aktion-bosnien.eu

Öffnungszeiten: Freitag 10-12 Uhr

***

Stiftung Menschen in Not in Castrop-Rauxel

Aktionen – Stiftung für Menschen in Not (stiftung-min.de)

***

Auch hier sehe ich, dass der Bottroper Verein überregional bekannter sein muss und deswegen auch von mir speziell gefördert wird. Menschen aus einer Stadt, können aus anderen Städten Hand in Hand gehen, um mehr zu bewegen. Ich denke über die Stadtgrenzen hinaus. Denn nur Gemeinsam können wir solidarisch die Probleme der Welt vielleicht nicht lösen, aber zumindest eindämmen und unterstützen. Ein Schritt dazu macht der Verein „Aktion Leben und Lernen in Bosnien e.V.“, ein anderer die Stiftung für Menschen in Not in Castrop-Rauxel und es gibt weiterer Vereine, die viel Gutes tun, die ich auch nach und nach aufsuche und mit einem Podcast beehren werde, egal, wo sie im Ruhrgebiet sind.

Schaut euch die Videos und ausführlicheren Beiträgen zu den anderen Tagen an, um ein Gesamtbild der Reise, den Menschen und den Vereinstätigkeiten zu bekommen! Sie folgen nun nach und nach im Blog bzw. im Youtube-Kanal von mir einzeln pro Tag und als Gesamtvideo etwas gekürzt und von mir eingesprochen.

Dafür und natürlich für alle anderen Artikel und Informationen könnt ihr meine Internetseite abonnieren, denn bei neuen Aktivitäten des Vereins „Aktion Leben und Lernen in Bosnien e.V.“ wird es kundgetan in einer eigenen Rubrik, die ich eingerichtet habe.

Ich werde, so wie es meine Zeit erlaubt, den Verein unterstützen und wieder mitfahren, auch mit meinem eigenen neuen Transporter. Natürlich wird dann alles neue wieder berichtet werden.

Glück auf

Kolumne & Aktion I Was bleibt, wenn Kreativität kein öffentlicher Auftrag mehr für klamme Städte ist? I Aufruf zur Unterstützung der Petition für das Bleiben vom Atelierhaus Schützenbahn in Essen

Kreativität und Kunst machen gehören zu den wichtigsten Dingen im menschlichen Leben. Ohne die ersten Höhlenzeichnungen von vor 10000 Jahren wüßten wir nichts aus dieser Zeit. Man mag über Sinn und Unsinn streiten, dass macht Kunst aber aus. Jetzt soll ein wichtiger Standort für die Zusammenkunft verschiedener Kreativen von der Stadt Essen nicht mehr weiter gefördert werden. Ich sehe das nicht positiv für Essen, weil da viel mehr zusammenhängt. Es ist wichtig Fördermittel anteilig zu behalten aus vielerlei Hinsicht.

Kunst kann bewegen, politisch einwirken und Menschen begeistern, auch die sich nicht dafür interessieren. Sie ist International, über alle Grenzen hinweg und fördert das Zusammenleben, interpretiert das Leben in all ihren Facetten, ob abstrakt oder in der Natur. Es geht eben nicht nur um gemalte Kunst. Kunst ist Grafik, Musik, Literatur, Innovation in neuen Medien und Techniken. Das Atelierhaus Schützenbahn gehört zu einem „Open Space“ dieser Zusammenkünfte von Kreativität. Hier treffen Grafiker*innen, Musiker*innen, Maler*innen, Bildhauer*innen, Fotografen*innen und auch Designer*innen für Mode und Objekte zusammen.

Kreativität, aus Kunst, Basteln, Bauen, Musik und Literatur machen, kann einen Menschen psychisch unterstützen und sich offen ausdrücken. Es wird in staatlichen und sozialen Einrichtungen als eine wichtige Maßnahme zur menschlichen Entwicklung, einem Neustart nach Erkrankungen und auch als Kuranwendung bei Entziehung von Drogen oder bei Rehabilitation genutzt. Kunst kann als kreatives Heilmittel in meinen Augen angesehen werden. Allein deswegen ist es wichtig jede Art davon zu fördern und zu unterstützen!

Natürlich müssen Deutschlands Städte mittlerweile sparen. Die Stadt Essen ist genau, wie andere Ruhrgebietsstädte Pleite und versucht Gelder einzusparen. Jedoch, wie meistens eben, am falschen Ende. Es trotzdem werden massiv Gelder weiterhin oft genug in Prestigeobjekte eingesetzt oder unsinnigen Gutachten. Wie so oft, wird am falschen Ende gespart. Wie auch bei öffentlichen Badeanstalten gespart wird und sich alle wundern, warum immer mehr Kinder ertrinken. Aber das ist ein anderes Thema, obwohl es dazu gehört. Alles gehört irgendwie zusammen.

Vergessen wird auch von den Städten, das es ‚Kunsttouristik‘ gibt. Es ist nicht immer sinnvoll Geld in Museen zu pumpen, die so oder so ein Touristenmagnet sind, wie z.B. das Folkwangmuseum oder Zeche Zollverein. Das lebt mittlerweile international schon fast ohne Fördermittel. 

Auswärtige, auch internationale Gäste kommen, um sich Kunst, Geschichte und Museen anzuschauen. Manche beziehen ein Hotel, gehen in ein Café oder Restaurant, andere in die Fußgängerzone oder ins nachbarschaftliche Geschäft, um ein Souvenir oder eine schicke Kleidung zu kaufen. Kunst ist also auch das Verweben der Städtischen Gewerbesteuer.

Ich sehe das große Ganze mit einer Drohne von oben.

Ein Atelier, eine mit wechselnde Ausstellungen kann Menschen in andere Städte bringen, Kreativität fördern, Begegnungen schaffen, und ganz nebenbei auch ein wenig eine Stadt erkunden, die vorher nicht auf dem Plan stand.

Das Atelierhaus gehört zu vielen kleinen offenen Begegnungsstätten innerhalb des Ruhrgebiets in der Stadt Essen. Wenn Fördermittel zur Unterstützung wegfallen, können sich die dortigen Aktivitäten nicht mehr unbedingt so erhalten, wie bisher.

Ein neuer Leerstand droht. Die Vermieter können den Raum steuerlich absetzen. Denen ist es meist egal. Aber die Kreativen müssen sich neu erfinden, neue Räume finden oder im kleinen für sich bleiben in teuren Einzelateliers.

Ihre Entfaltung, ihre Kreativität und ihre Kunst wird dann in Essen womöglich fehlen oder nur eingeschränkt gezeigt werden.

Ein Kleinod verkümmert dann zu einem Leerstand auch in den Köpfen vor Ort.

Die Künstler und Künstlerinnen, egal von welcher kreativen Richtung sie kommen, können oft die Mieten allein nicht stemmen.

Das Atelierhaus Schützenbahn ist einer der Entfaltungsorte mit Ausstellungen, Veranstaltungen und Treffpunkte für Künstler, Künstlerinnen und Interessierte in Essen.

Ich bin für den Erhalt und gegen das Sparen der Fördermittel. Sei dabei und verschicke den angegebenen Link für die Verbreitung der Petition! Danke!

Ich habe die Petition sofort unterschrieben und möchte es hiermit weiter empfehlen zu tun, denn das kann der Anfang von Sparmaßnahmen sein, die bald in den Haushaltsplanungen aller Städte kommen wird:

https://chng.it/Vp98fwBY7W

 

Das Atelierhaus Schützenbahn in Essen I Screenshot aus der Change.org Petition

Bisher hat die Stadt Essen auf ihrer eigenen Seite für die Förderung von Atelierhäuser ein positives Bild geschickt. Sie teilt auch eine zeitlich Begrenzung der Mittel, die zur Verfügung stehen mit. Aber das bedeutet, dass das bisherige „Open Space“ der Kreativen vor Ort im Atelierhaus wahrscheinlich aus ihren Eigenmitteln wahrscheinlich nicht unbedingt bestehen bleiben wird. Wie gesagt, es droht ein neuer Leerstand in der Stadt.

Kein gutes Signal für die Menschen, die in Essen leben, kreativ sein möchten oder diese Kreativstätte gern besuchen oder mitgestalten!

Weitere Links:

Atelierhaus Schützenbahn (@ath.essen) • Instagram-Fotos und -Videos

Atelierhaus Essen e.V. i.G. (ath-essen.de) (befindet sich im Neuaufbau)

Atelierförderung (essen.de) (bisherige öffentliche Förderung von der Stadt Essen)

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Buden-Marathon zum Tag der Trinkhallen 2024 I +Video I +Fotogalerie

9 Buden in 6 Städten im Schnelldurchgang am Tag der Trinkhallen!

Gern hätte ich alle 40 Trinkhallen aufgesucht in den Ruhrgebiets-Städten, aber dafür müsste dieses Fest drei Tage gehen. Wäre zumindest eine schöne Maßnahme, um für alle einen Mehrwert zu schaffen. Neun erreicht zu haben an einem Tag ist schon ein großer Teil gewesen, obwohl ich an jeder gern das ganze Event über geblieben wäre.

Ich habe leidenschaftliche Betreiber- und Betreiberinnen, nette Menschen und ein Menge Kultur kennengelernt und gesehen. Kabarett, Comedy, Musik, Tanz bei kühlen Getränken und gegrillten fetthaltigen Klümbkes in Form von überzogenen Darm aus Freilandtierhaltung wurde im Wechsel an vielen Stellen dem Publikum geboten.

Zum VIDEO:

YouTube

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Als es um 15 Uhr los ging, war ich gerade in Herten und begleitete den musikalischen Abriss des singenden Bürgermeisters Matthias Müller vom Affen und seiner Kokosnuss. Gestartet bin ich aber in Castrop-Rauxel, fuhr von dort nach Herne, dann Herten, Gelsenkirchen und Bottrop. Zuletzt musst ich unbedingt noch in Bochum den All In Kiosk besuchen. Leider verpasste ich Geier Sturzflugs Saxophonisten und den „VfL Jesus“. Überall sein, geht halt nicht, oder wat.

Short: https://youtube.com/shorts/fsMteXNU5KY?si=Yj-c-TM_6eIh9pjR

Alle zwei Jahre ist der Tag der Trinkhallen seit 2016 mit Corona-Unterbrechung. Ich wollte mich nicht festlegen. Meine Frau und ich holten unseren neuen Wagen in Castrop-Rauxel ab, den ich für touristische Führungen vorgesehen habe (das kommt ab Anfang nächstes Jahr!). Dann haben wir in den Plan geschaut und sind losgefahren.

Kadir 2.v.R. mit Ehefrau Rechts und Verwandtschaft

Markt Kiosk

Am Markt 15

44575 Castrop-Rauxel

Facebook.com/MarktKioskCastroprauxel

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Nur 10 Minuten über eine wunderschöne Ackerlandschaft hinweg zwischen Castrop und Herne gelangten wir dann nach Sodingen. Die Eingemeindung zu Herne am 1.4.1928 war kein Aprilscherz. Jedoch besaß sie ein eigenes Amtshaus. Deswegen heißt dort auch zur Erinnerung die am Kiosk anliegende Straße so: „Zum Amtshaus“.

Heikes Kiosk in Herne – Sodingen

Auf dem Kurt – Edelhagen – Platz unweit vom ehemaligen Bunker, der als Wohnhaus umgebaut wurde, entstand am 7.2.1922 die Bedürfnisanstalt und Erfrischungshalle. Wahrscheinlich wollte man schon damals die langen behördlichen Wartezeiten mit Getränken abmildern. So ließ die Gemeinde die schicke Trinkhalle bauen, auch um gleichzeitig das Toilettengeschäft nach dem Genuß von Kaffee und Bier anzubieten.

Nun 102 Jahre später feiert die langjährige Besitzerin Heike Chuchra den Tag der Trinkhallen mit lauter Musik an dem denkmalgeschützten Kiosk.

Die offizielle Eröffnung war noch nicht losgegangen, aber schon mehr als 100 Personen warteten auf die Würste vom Grill. Rondoprinz mit Christian Bigos sollten hier Gitarrenpop und Post-Punk-Revival-Klänge ab 15 Uhr interpretieren.

Heike nahm sich zwei Minuten Zeit, um eine zu quarzen und mit mir zu plaudern. Es war eine kurze Pause für sie. Heike hat nicht die 102 Jahre mitgemischt, aber schon mehr als ein Vierteljahrhundert davon. Insgesamt arbeitet sie schon 34 Jahre davon in der Trinkhalle. Vor 24 Jahren übernahm sie die Bude und wird sie wahrscheinlich nur tragend verlassen. Ihre Leidenschaft für den Kiosk und die Menschen vor Ort ist sehr groß, wie ich es bei allen Besitzer und Besitzerinnen an dem Tag feststellen konnte. Sie wirkte auf mich, wie eine Mutti, mit der man alles bequatschen kann. Bestimmt ist sie auch eine Art zuhörende Psychologin, wenn es mal einem nicht gut geht. Ich werde auf jeden Fall auch bei ihr nochmal vorbeischauen!

Heike Chuchra

Heikes Kiosk

Am Amtshaus 1

44627 Herne

Zur Historie gibt es eine tolle Internetseite von Herne und Wanne:

Heike’s Kiosk – Herne von damals bis heute (herne-damals-heute.de)

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Trinkhalle Am Stadtpark in Herne

Von Heike bis zum Kiosk „Am Stadtpark“ waren es auch nur etwa 10 Minuten. Der Grill bebte schon, die rosa Luftballons schwebten an den Wäscheleinen. Rosa ist die Farbe der Bonbons und die Mottofarbe vom Tag der Trinkhallen.

Der Sohn des Kioskbetreibers Benkubi (hab den Namen so verstanden. Ich hoffe, er ist richtig geschrieben, wenn nicht entschuldige ich mich für die falsche Schreibweise) erzählte mir, wie es vor Ort abläuft mit den Wertmarken.

Benkubi (wenn der Name so richtig ist), Sohn des Betreibers von der Trinkhalle

Die Bude wird von der ganzen Familie im Schichtdienst betreut. Es fehlt nur eine Weiß- und eine Schwarzkaue. Der Verkaufsraum ist nicht klein. Die Regale sind mit allerlei verschiedenen wichtigen Lebensmitteln gefüllt. Sogar Toilettenpapier fehlt nicht. Den Herner Stadtpark habe ich noch nie besucht. Der ist bestimmt auch mal ein Besuch wert..

Verpasst habe ich jedoch Kioomars Musayyebi und Andreas Heuser vom Transorient Orchestra. Sie spielten auf der persischen Santur mit Gitarren verbindende Elemente von Orient und Okzident. Auch hier wäre ich gern geblieben, um mir das anzusehen.

Trinkhalle am Stadtgarten

Vienkestraße 93

44623 Herne

0177 7360002

(keine Internetseite)

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Pick Up Snack & Service Kiosk in Herten

Anschließend war ich in Herten beim Pick Up Snack & Services Kiosk von Thorsten Beckmann. Er übernahm die Bude 2015 von seinen Eltern. Sie wirkt wie ein kleiner Tante Emma – Laden. Auch er feiert dieses Jahr noch einmal, denn insgesamt gibt es die Trinkhalle schon 25 Jahre.

Zufällig war ich bei der offiziellen Eröffnung vom Tag der Trinkhallen dabei. Ich wußte ja nicht, dass der Bürgermeister singen und Gitarre spielen kann! Mit großer Inbrunst sang er „Die Affen rasen durch den Wald“ mit einer geklauten Kokosnuss…äh Gitarre und lud alle Anwesenden ein mitzusingen. Der Text wurde vorher herumgereicht. Das war mal sehr originell.

Pick Up Kiosk und Mehr

Aber ich wollte ja noch weiter und habe nicht die anschließenden Auftritte sehen können von

Im weiteren Verlauf sollten Songs aus den letzten 25 Jahren gespielt werden. Hier in Herten wurde das Publikum und die Kinder direkt angesprochen. Das Programm enthielt Überraschungen, Wimmelbuchgeschichten und auch Informationen zum 25. Geburtstag der Route der Industriekultur.

Bürgermeister Matthias Müller spielt das Affenlied mit der Gitarre
Thorsten Beckmann, der Chef der Trinkhalle

Pick Up Snack & Services Kiosk & mehr

Ewaldstr. 124

45699 Herten

Internet: PICK UP SNACK & SERVICES – KIOSK UND MEHR… (pick-up-kiosk.de)

Leider musste ich schon wieder weiter, auch wenn der Geruch von Waffeln in der Luft lag…

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Kiosk Mummel in Gelsenkirchen-Erle

Der Kiosk Mummel war der nächste Punkt auf der Liste in Gelsenkirchen – Erle, der in einem kleinen Häuschen zu finden ist. Die Eröffnung wurde vom Kabarettisten Özgur Cebe gemacht. Er erzählte über Steinmeiers Dönerdiplomatie während ich Linda, die Mummel-Besitzerin, kurz sprach. Hier ertrank ich förmlich schon in einer Menschenmenge.

Özgur Cebe

Erst seit einem Jahr betreiben sie den Kiosk und gehörte jetzt schon vor dem Tag der Trinkhallen zu den berühmteren Buden im Ruhrgebiet. In ihrem Internetshop können die gemischten Tüten in verschiedenen Größen ebenso gekauft werden, wie am schnuckeligen Schalter. Das ist so erfolgreich auf Instagram vermarktet worden, dass der Westdeutsche Rundfunk, RTL und die Zeitung darauf aufmerksam wurde. So sind sie schon im Fernsehen gelandet und freuen sich jeden Tag aufs Neue über die vielen Menschen, die mit Rad oder zu Fuß kommen.

Kiosk Mummel ertrinkt im Menschenmeer

Vor der Bude war eine automatische Cocktailbar. Nur Tom Cruise fehlte, um den Sunrise von mir richtig durchzuschütteln, aber die Bardame war vergleichbar und nicht so überheblich wie der kleine Hollywooddarsteller.

Auch hier werde ich nochmal hin. Denn Erle ist architektonisch ein Juwel in Gelsenkirchen.

Linda vom Kiosk Mummel

Kiosk Mummel

Gartmannshof 19a

45891 Gelsenkirchen

Glück Auf | Kiosk Mummel (kiosk-mummel.de)

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Kiosk An der Ecke in Gelsenkirchen – Scholven

Dann ging es nach Scholven. Kenan und Ingi (ich hoffe, ich habe den Vornamen richtig geschrieben, wenn nicht: Entschuldigung!) betreiben den Kiosk „An der Ecke“ auch schon 8 Jahre. Sie erzählen auch über den Ablauf des Tages, ihre Anmeldung zum Tag der Trinkhallen und wie überwältigt sie sind.  

Kiosk an der Ecke in Scholven

Sie haben vor Ort Prominenz aufgefahren bekommen: der Cartoonist Oli Hilbrich und Reviersport-Autor Ulrich Homann lamentierten über Schalke 04 . Oli zeigt auf Dia-Fotos seine Cartoons und erzählt die Entstehungsgeschichten dazu. Leider waren die Bilder wegen des Sonnenlichts nicht so gut erkennbar. Aber Oli war wichtiger als die Bilder. Daneben traf ich auf den sympathischen Pressemann Axel Bitterlich vom Klartext Verlag. Kontakt ist aufgenommen für so manche Buchbesprechung in meinen zukünftigem Podcastformat.  

Nach einem Mini-Gespräch lud Oli mich wieder zu seinem zweiten Teil um 20 Uhr ein. Aber ich wollte ja noch weiter. So lud ich ihn im Gegensatz dazu ein mal in meinem Podcast zu sein.

Sie haben vor Ort Prominenz aufgefahren bekommen: der Cartoonist Oli Hilbring und Reviersport-Autor Ulrich Hohmann lamentierten über Schalke 04 . Oli zeigt auf Dia-Fotos seine Cartoons und erzählt die Entstehungsgeschichten dazu. Leider waren die Bilder wegen des Sonnenlichts nicht so gut erkennbar. Aber Oli war wichtiger als die Bilder. Daneben traf ich auf den sympathischen Pressemann Axel Bitterlich vom Klartext Verlag. Kontakt ist aufgenommen für so manche Buchbesprechung in meinen zukünftigem Podcastformat.  

Cartoonist Oli Hilbring
Oli und sein neuer Schalke 04 Kalender Cartoon

Nach einem Mini-Gespräch lud Oli mich wieder zu seinem zweiten Teil um 20 Uhr ein. Aber ich wollte ja noch weiter. So lud ich ihn im Gegensatz dazu ein mal in meinem Podcast zu sein. Mal sehen, wann das was wird. Ich fuhr auf jeden Fall über die Grenze nach Bottrop. Wichtig: Ein Einreisevisum nach Bottrop braucht man nicht!

Kiosk An der Ecke

Feldhauser Straße 219a

45896 Gelsenkirchen

+49 1577 1344647

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Kelm die 2te in Bottrop – Eigen

Jennas ersten Kiosk hab ich vor zwei Jahren beim Tag der Trinkhallen besucht und sie dort kennengelernt. Ihren zweiten Kiosk hat sie vor einem Jahr eröffnet (2023). Und dieses Jahr (2024) feiert sie den Tag der Trinkhallen nun im 2ten. Da musste ich doch unbedingt vorbeischauen.

Die Hüpfburg bei Jenna Kelm

Sie war voll im Stress. Das Bier wurde nachgefüllt. Ich hab mitgeholfen Getränkekisten zu schleppen. Und dann war das Fassbier plötzlich alle. Ein neues musste angezapft werden.

Jenna verwandelte den Rübenkamp im Stadtteil Eigen von Bottrop zu einer Partymeile mit einer Hüpfburg und Bierwagen. 

The Grillman - Würstchen Superheld

Die Bottroper Band „Dirty Tigers“ traten auf, kurz nachdem ich wieder gegangen bin, denn ich wollte noch zu Aylin Park-Kiosk im Stadtteil Batenbrock. Das war ja nur ein paar Minuten weiter mit dem Auto.

Die Hölle war bei Jenna

Die Bottroper Band „Dirty Tigers“ traten auf, kurz nachdem ich wieder gegangen bin, denn ich wollte noch zu Aylin Park-Kiosk im Stadtteil Batenbrock. Das war ja nur ein paar Minuten weiter mit dem Auto.

Jenna Kelm

Trinkhalle Kelm die 2te

Vienkenstraße 41a

46240 Bottrop

Facebook.com/people/Trinkhalle-Kelm/100066863555389/

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Aylins Kiosk Am Park in Bottrop – Batenbrock

An der Bude „Am Park“ von Aylin bin ich letztens schon vorbeigefahren. Vor einem Jahr übernahm sie den Kiosk, der am neu gestalteten Stadtteil-Volkspark ist. Aylin ist eine Frohnatur und war von dem Tag der Trinkhallen hin und weg. Özlem von „Kiosk ist Kult“, die ich auch am Tag der Trinkhallen vor zwei Jahren kennengelernt hatte, unterstützte sie vor Ort. Hier unterstützen sich die Budenbesitzer gegenseitig.

Özlem von Kiosk ist Kult

Auf der Kleinkunstbühne erzählte singend die Berlinerin Alice Köfer, bekannt aus Ladies Night, von einer Wärmepumpe, deren Röhrensystem besser von französischen Chansonsängerinnen ausgetauscht werden sollten. Edith Piaf kann singend Kälte zu Wärme umwandeln. Nachdem wir den isländischen Schlussakkord aufgesagt bekommen haben und Alice das Budenhopping machte, schwang der Bauch von Julia durch über die Horster Straße. Autos hupten ab und zu im Takt der orientalischen Klänge mit.

Julia, die Bauchtänzerin schwingt das Schwert

Es waren intensive 15 Minuten Bauchtanz-Begeisterung bei allen Anwenden zu sehen. Julia reckte die Arme hoch und balancierte bauchmuskelzuckend mit einem Schwert auf dem Kopf über den Bürgersteig.

Bei der orientalischen Musik musste ich einfach mitmachen. Da hat man die Vielfalt des Ruhrgebiets live gesehen: Orient trifft Okzident. Der musikalische Kabarettist Matthias Reuter bot anschließend noch einen Auftritt. Er tritt auch oft bei Comedy im Saal bei Benjamin Eisenberg auf.

Aylin ist überwältigt vom Tag der Trinkhallen

Trinkhalle Am Park – Aylins Kiosk

Horster Straße 185

46238 Bottrop

Links:

www.bauchtaenzerin-julia.de

Matthias Reuter | Kabarett mit Klavier

Alice Köfer: Gesang, Musik und lustig aus Berlin (alice-koefer.de)

Dann allerdings ging es weiter nach Bochum, zurück nach Hause, aber nicht ganz. Denn ich wollte unbedingt noch eine besondere Bochumer Bude mitnehmen.

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Riesenfete am All In Kiosk

All In Kiosk in Bochum – Ehrenfeld

Nah der Innenstadt ist an der Ecke Weiherstraße/Joachimstraße einer der bekanntesten Kioske in Bochum. Mit Giampiero Piria habe ich auf seiner Kiosk-Tour den All In Kiosk, aber ohne Inhaber kennenlernen können. Heute wollte ich unbedingt ein Interview ergattern.

Die Auftritte vom Saxophonisten von Geier Sturzflug, Klaus Fiehe, den Schauspieler Uwe Fellensiek und die Pottoriginale Gerrit Starczewski und den VfL-Jesus Thomas Dragunski habe ich nicht mehr mitbekommen.

Sie haben eine Versteigerung für einen guten Zweck vor Ort veranstaltet. Ich hätte nicht so lange den Bauchtanz mitmachen sollen. Ich wäre gern dabei gewesen. Man kann nicht alles haben. Aber den Inhaber Timo Wulfmeyer hab ich doch kurz noch ans Handy bekommen. Es wurde noch kräftig gefeiert um 20 Uhr. Die Straße war auch verkehrsberuhigt mit Security-Service worden.

Timo war begeistert vom Tag und völlig überwältigt. Seine Eindrücke waren so vielfältig, dass er nicht mal mehr alles auf die Reihe bekam es zu erzählen. Der Ruhrpott-Sympathikus wird von mir im Nachgang nochmal besucht. Soll er erstmal alles sacken lassen.

Timo vom All In Kiosk

All in Kiosk

Joachimstraße 19

44787 Bochum

https://www.all-in-kiosk-bochum.de/

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Ich freue mich, dass dieses einmalige in Deutschland ausgeführte Event viele Freunde gefunden und die totgeglaubte Budenkultur im Ruhrgebiet seitdem wieder Aufwind bekommen hat.

Meine Frau Ewa war genauso begeistert

Alle interviewten Betreiber und Betreiberinnen machen ihre Trinkhalle mit viel Leidenschaft, besonders für die Menschen in der Region. Die braucht man auch. Denn es zeigt, dass trotz der großen Supermärkte und die dortige unpersönliche Art des Einkaufens ein Kiosk, eine Trinkhalle oder Bude noch das I-Tüpfelchen in der Nachbarschaft ist, wo noch was nett plaudernd mit dem Inhaber persönlich kaufen kann. Das ist gelebte Nachbarschaft, das ist Ruhrpott, das ist das Leben im Ruhrgebiet auf vielfältige Art!

Wir sehen uns in zwei Jahren wieder beim nächsten Buden-Marathon! In der Zwischenzeit mache ich für den Blog die ein oder andere Bude klar und besuche sie.

Natürlich besuche ich nach und nach auch nochmal alle kurz interviewten Trinkhallenbesitzer und – Besitzerinnen. Ich will auch wissen, wie sie den Tag genossen haben oder auch nicht.

Hier nochmal die Übersicht der 40 teilnehmenden Trinkhallen, die im ganzen Ruhrgebiet verteilt waren per Link:

www.tagdertrinkhallen.ruhr

Faltkarte: 061924_TdT24_Faltkarte_594x420_HR_RZ.indd (tagdertrinkhallen.ruhr)

Glück auf! Klümbkes drin!

FOTOGALERIE:

Flaschengefühle am Tag der Trinkhallen
Jenna zapft selba
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