Ungefilterte Supernase I Tagebucheintrag 14.1.25

Nase kommt aus dem indogermanischen Nas. Wahrscheinlich weil sie in den regnerischen Wäldern Germaniens – damals war das noch alles Urwald hier – immer Nass war.

Ich denke jetzt immer an Nasen, wenn in den Wetternachrichten von Nässe gesprochen wird. Ich sehe griechische und römische Nasen auf dem Asphalt mit und ohne Tropfen.

Und bevor ich zu den Supernasen komme, frage ich mich, was Google so über die Ruhrdeutsche Schreibweise zu finden hat. Da fand ich den Mister Dialekt. Allerdings glaube ich, dass Mr. Dialekt eine komplette Werbeseite ist und wahrscheinlich von eine KI Möglichkeiten nass ausspuckt:

Im Ruhrpottdeutsch gibt es einige umgangssprachliche Varianten für „Nase“. Hier sind ein paar mögliche Übersetzungen: 1. „Nase“ bleibt oft einfach „Nase“. 2. „Nüschte“ 3. „Nöß“

https://mr-dialect.com/deutscher-dialekt-uebersetzer/deutsch-ruhrpottdeutsch/#google_vignette

Vestibule olfactorius, so der wissenschaftliche lateinische Ausdruck der einfachen mitten im Gesicht hängenden wichtigen Menschenteils, den man auf femden Toiletten lieber ausschalten möchte, hat hier Ausdrucksweisen, die ich absolut noch nirgends im Ruhrgebiet gehört habe.

Ich kenne es als ‚Rüssel‘, bei größeren Nasen, ‚Gummel‘ bei fleischigen Exemplaren, ‚Riechkolben‘ bei extrem guten Nasen.

Was habt ihr noch für Ausdrücke?

Man könnte bestimmt noch so einige finden. Aber ‚Nüschte‘ habe ich noch nüscht gehört. Und ‚Nöß‘ ist gar zu lächerlich.

Nüscht sagt ein Berlin für Nichts. Also nichts mitten im Gesicht zu haben, ist wohl eher weniger der Fall außer man lebte im Mittelalter und sie wurde aus irgendeinem Grund abgeschnitten. Da iset mit Riechen dann doch ein wenig schwierig. Da könnte ich mir den Ausdruck ‚Nüschte‘ vorstellen.

Nene. Das kann ja nicht sein. Der heutige Tag ist einfach ein Arbeitstag gewesen, wo ich nun ein paar Zeilen schreibe, die mir eingefallen sind, weil ich den Podcast ‚Die Supernasen‘ mit Mike Krüger und Thomas Gottschalk reingehört habe.

Für Kunst muss man eigentlich auch eine gute Nase haben. Das klingt eigentlich nach Wissen oder Geschmack, denn die Nase entscheidet eigentlich nicht den Willen ein Bild gut zu finden. Mit Ralf Opiol habe ich nach Nase allerdings die letzte Jahresausstellung im Videopodcast besprochen. Uns wurden die richtigen Riecher für diesen Podcast schon bestätigt.

Gestern war ein Gedenktag mit wenig Humor. Heute musste ein wenig Humor her und endlich mal auch wieder was über das Ruhrgebiet und nicht wieder Politik. Ich habe heute weitgehend auf Durchzug gestellt. Das tut der Seele auch mal gut.

Also hab ich in den Apostel (so nennen sie die Fans) Podcast reingehört. Manches war lustig, manches war Schleichwerbung für Produkte, besonders das Buch von Thomas Gottschalk, das ständig beworben wurde, die Beweihräucherung des Senders RTL +, das wohl immer wiederholend genannt wurde.

In den 1980ern hatten sie lustige Filme rausgebracht. Darunter eben ‚Die Supernasen‘. Das trifft den heutigen Humor wahrscheinlich eher nicht mehr. Aber das ist egal. Die beiden haben jeweils auf ihre Art und Weise meine Kindheit und das Erwachsenwerden geprägt.

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Egal, ob was gut oder schlecht war. So manche Sachen muss man nicht akzeptieren von den beiden. Aber in den letzten Podcasts, die RTL+ mit ihnen produziert haben, habe ich mir gedacht, dass jetzt so eher die Rente angedacht werden könnte.

Im vorletzten allerdings hauen Mike und Thomas die Gründung einer Partei, die EWP, raus. Sie stellen die Prominenten vor, die ihre entsprechenden Ministerämter bekommen. Es ist natürlich alles eine Parodie. Oder doch nicht?

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Politik ist ja irgendwie ein Showbusiness. Sie bekriegen sich und trinken hinterher einen Kaffee zusammen. So wie es früher jedenfalls. Heute bleibt der Krieg untereinander und von manchen geht eine arrogante Haltung aus.

Die Supernasen werden von den jetzigen Entertainer im Comedybereich auch auseinander genommen. Die beiden nehmen es Humor. Den haben sie nie verloren.

Trailer zum Podcast :

https://youtube.com/shorts/rwQ2C3qc3ik?si=NSF7CchUFnXssvU_

https://plus.rtl.de/podcast/die-supernasen-mit-thomas-gottschalk-und-mike-krueger

Allerdings ging mir das ständige Erwähnen von Thomas Gottschalks Buch auf den Keks und dass sie mehr Follower haben wollen. Viel Selbstbeweihräucherung ist dabei. Aber nun ist auch die letzte Folge weg. Sie machen es vorerst nicht weiter. War das alles vorher abgesprochen? Sind die Infos von den Beiden oder von dem RTL-Team für die Moderation hinterlegt worden?

Und was hat das wiederum mit dem Ruhrgebiet zu tun?

Nun, wer hat damals nicht vor den Fernseher gesessen als Thomas Gottschalk mit seiner selbsterstellten Kollektion Augenkrebs verursacht hat?

Sicherlich waren viele meiner Generation vorher in der Badewanne. Das war normal. Wetten dass,… Alle baden waren um 19.30 Uhr und dann Thomas gesehen haben?

Mike Krüger hatte eine Spielesendung. Ich fand sie gut. Die Zuschauer nicht so. Aber dafür war er bei 7 Tage – 7 Köpfe einer der witzigsten Personen.

Das war noch Humor, der zwar unter der Gürtellinie war, aber immer noch etwas verdeckt. Heute wird alles ‚offen‘ gelegt.

Und wer hat die Grugahalle in Essen oder Westfalenhalle in Dortmund schon mal voll gemacht?

Genau: Wetten dass…? Thomas Gottschalk. Mit seinen 75 Jahren mag er sein, wie er ist. Er wirkt immer noch recht jugendlich für sein Alter. Mike ebenfalls. Aber alles muss man sich nicht mehr antun.

Empfohlen hat Mike Krüger den Youtuber Podcaster Tim Gabel. Und ich werde da mal reinhören. Er lässt sich Zeit mit seinen Gästen genau wie ich. Die Bandbreite ist groß. Und so empfehle ich ihn auch als Supernase für Podcast, der genau wie die beiden alten Entertainer ungefiltert sagt und fragt, was er denkt.

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Ich bin auch eine ungefilterte Nase. Sie ist nicht so groß, aber sie kann riechen und schniefen, mehr braucht sie nicht. Ich nenne ihn Gummel.

Ich habe nicht viele Follower. Mich kann man nicht in eine Schublade stecken und ich sage und schreibe, was ich denke und empfinde.

Follower sagen kaum was aus. Denn du kannst 40000 haben und davon liken vielleicht nur wenige 100. Bei knapp 1000 ist die Relation mit knapp 20 Likes wesentlich höher. Aber es sagt nicht aus, ob es ein Gefallen war oder es Gefallen hat.

Ich kann es nicht riechen. So weit kann mein Riechkolben nicht reagieren. Da wirkt er wie eine von Kohlestaub verdreckte Nas, das auch Nasenloch heißen konnte im germanischen Sprachgebrauch.

Rapunzel I Lesung im Dialekt I Märchen auf Ruhrpottisch Band 1 von Michael Göbel

Is ma widda sowait, dat ich statt einen Podcast zu erstellen, einfach ma wat lesen tu.

Diesmal ist dat Märchen vonne Dubaihaare dran: Rappunzel.

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Teaser zur Lesung

Michael Göbel hatse mit zwei P geschrieben. So hab ich ma einfach bisken getappt dabei.

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Viel Spaß beim Zuhören oder Schauen!

Glück auf

Schneewittken I Lesung im Dialekt I Märchen auf Ruhrpottisch Band 1 von Michael Göbel

Et wa eima… mitn Schneewittken… Weiter geht’s mit meiner vom Autor genehmigten Lesung aus Michael Göbel im Ruhrgebiet-Dialekt umgeschriebenen Grimmschen Märchen „Mäachen auf Ruhrpottisch“ Band 1 mitn Spiegelken, der bösen Schwiegamudder und den sieben Zwergn ihrm Kabachel im Grafenwalde hinter den sieben Halden.

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Hömma! Dat is unbezahlte Werbung, wenne dat so genau wissen wills. Ich mach dat aus Spässken!

Glück auf und bis zum nächsten, dat wird Rapunzel sein mit ihre Haare. Weiß Bescheid!

Wer dat Buch sich aneignen möchte, kann dat selbs bestellen:

https://buchshop.bod.de/maerchen-auf-ruhrpottisch-michael-goebel-9783741222849

P.S.: Viele sind schon auf dem Youtube-Kanal zu sehen, sind hier im Blog noch nicht verewigt. Aber hier gibts die Playlist:

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Waddisch – dat echte Ruhrdeutsch aus Essen-Werden I Interview mit Marc Real & Peter Gabka I +Videopodcast I +Podcast I +Fotos

Spannende Sprachgeschichte erlebte ich mit Marc Real & Peter Gabka in Essen-Werden! Waddisch ist ein seltener übrig gebliebener Dialekt inmitten des Regiolekts Ruhrdeutsch. Gesprochen wurde er über ein Jahrtausend im Werdener Bereich. 

Zum Videopodcast:

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Schon über die Ruhr hinweg gab es einen etwas anderen Dialekt des niederdeutschen Platt. Er teilte sich im Raum des Ruhrgebiets, wie die Regierungsbezirke in drei „Platt“-Bereiche: Münsterländischer Sandplatt, dem Sauerländischen und dem Rheinländischen Platt.

Schon über die Ruhr hinweg gab es einen etwas anderen Dialekt des niederdeutschen Platt. Er teilte sich im Raum des Ruhrgebiets, wie die Regierungsbezirke in drei „Platt“-Bereiche: Münsterländischer Sandplatt, dem Sauerländischen und dem Rheinländischen Platt.

In Werden hat sich aus dem Platt eine Sprachinsel erhalten, die bis nach Heisingen gesprochen wurde: Waddisch. Doch hinter Heisingen hörten sich viele Wörter und die Mundart schon wieder etwas anders an.

Der Umbau der deutschen Sprache zu einer einheitlichen hochdeutschen Sprache durch die Industrialisierung, die Einführung der deutschen Rechtschreibung, die Schulpflicht und natürlich auch die Tatsache, das sich immer weniger für die alte Heimatsprache interessierten gab den Dialekten überall kaum noch Möglichkeiten sich zu entfalten bzw. zu erhalten.

Noch bis vor 50 Jahren gab es im Ruhrgebiet zig Vereine und Gruppen, die sich dem Erhalt ihres regionalen Dialekts zusammen getan haben. Jedoch ist das Interesse beim jüngeren Publikum, wie bei vielen traditionellen Vereinen kaum vorhanden, so dass auch dort ein Aussterben begann.

Das Waddisch hat sich bis jetzt als einer der wenigen erhalten können. Es sind sogar einige neuere Interessenten dazu gekommen, so dass 20 Mitglieder und Mitgliederinnen mittlerweile sich gegen das Aussterben der über Jahrhunderte gesprochenen Sprache aus dem Niederdeutschen Platt in Werden stemmen.

Waddisch ist im Ruhrgebiet wie eine Sprachinsel. Natürlich gibt es noch einige Vereine, wie in Datteln oder Mülheim, auch in Bottrop-Kirchhellen, die ebenso versuchen, das Aussterben des dortigen Ur-Dialekts zu verhindern. Aber oft sind sie überaltert und haben keinen Nachwuchs.

Ein Gedicht auf Waddisch aus dem Essener Anzeiger Zeitung von 1937

Es ist leider eine Frage der Zeit, wann auch sie verschwinden im Sprachgebrauch und nur noch Digital erhalten sein werden. Waddisch jedoch wird zumnindest noch länger überdauern. Denn mit dem 26 jährigen Marc Real, haben sie eine realistische Chance, langfristig Waddisch erhalten zu können.

In den „Werdener Nachrichten“, einer regionalen Zeitung, die immer noch wöchentlich erscheint, ist Waddisch und die Geschichte von Werden generell immer ein Thema seit der Gründung und wird weiterhin bestand haben. Marc Real schreibt in Waddisch und ist freiberuflich für die Zeitung unterwegs neben seinem Studium. Die Zeitung ist ein mittlerweile von der Funke Medien Gruppe übernommenes Anzeigenblatt kann immer noch erscheinen. Für den humanen Preis von nur 4,99 € im Monat erfährt man nicht nur aktuelle Nachrichten aus Werden, sondern auch reichhaltige Geschichte und immer ein in Waddisch geschriebener Artikel, ein Gedicht oder eine Geschichte.

Am 13.10.1927 habe sich die Gleichgesinnten zusammengesetzt und haben der Welt mitgeteilt, dass sie das Aussterben des Waddischen verhindern wollen. Bis heute und auch für die nahe Zukunft ist das vorerst gesichert worden.

Viele Vereine oder historische Gesellschaften, die sich mit der alten Geschichte befassen, haben keinen Nachwuchs. Sie sind in der jetzigen Zeit dabei sich „abzuwickeln“. Bisherige Förderer sterben. Nachfolger oder Nachfolgerinnen werden nicht mehr gefunden. Auch die Prioritäten haben sich verändert. Alte Sprachdialekte werden mittlerweile digital aufgezeichnet, um für die Nachwelt zu erhalten, aber sterben im Sprachgebrauch nach und nach. Das Internet, die Abkürzungen mit Emojis, auch die Verenglischung so mancher Wörter und der oberflächlichere Sprachgebrauch können so manchen Dialekt zum Sterben bringen ohne den mangelnden Nachwuchs zur Pflege der Dialekte einzurechnen, der in vielen Bereichen und Vereinen fehlt.

Einblick in Marc Reals Buch Brambulle on Imseike - eine Waddisch - Fibel

Marc Real ist noch keine 30. Er ist eine Ausnahme. Er studiert Sprachwissenschaft und Geschichte und ist begeisterter Anhänger der plattdeutschen Sprache, die da war, bevor die Industrialisierung begann. Einige Wörter, die im Ruhrdeutschen Regiolekt uns bekannt sind, stammen aus dem Platt. Viele jedoch sind eben kaum noch bekannt oder werden so nicht mehr gesprochen, auch nicht in Ruhrdeutsch. Das liegt auch z.T. daran, dass durch „Migranten“ aus allen Teilen des Deutschen Reichs, und auch den damals polnischen und österreichischen Gebieten vor dem ersten Weltkrieg gekommen sind, um Arbeit zu finden und auch ihre Sprache hier einfloss.

Peter Gabka ist nicht nur ein langjähriger Unterstützer des Waddischen, obwohl er aus der Lüneburger Heide stammt. Er war lange Jahre Präsident des Werdener Karnevalvereins. Waddisch und Karneval gehören in Werden zusammen, wie eineiige Zwillinge.

Peter hat die ein oder andere augenöffnende Anekdote vom Ende und Neuanfang des Werdener Karneval auf Lager und liest uns zwei Texte mit Niederdeutschem Platt vor. Der eine ist zum Teil mit Waddischen Wörtern gespickt und das „Tischgebet“ vom Niederrhein.

v.l.: Peter Gabka, André Brune, Marc Real (c) André Brune

Die Sprache ist spannend und müsste mehr als einen kleinen Rahmen bekommen. Wenn sie ausstirbt, stirbt die wahre Geschichte des ursprünglichen Ruhrgebiets, die vor der Industrialisierung war und immer Bestand hatte bis in die jetzige Neuzeit. Waddisch sprachen hier die Äbte, die Mönche im Kloster, die jeden Tag die eingehenden Gelder verwalteten, die zum Bistum Köln gingen, denen das halbe westliche Ruhrgebiet, z.T. gebietstechnisch gehörte und natürlich die unzähligen Tuchmacher.

Mit Marc werde ich auf jeden Fall für das ein oder andere in Kontakt bleiben. Über Werden möchte ich auf jeden Fall mehr erfahren. Die ehemalige selbstständige Stadt und heutiger Essener Stadtteil war eine Tuchmacherstadt. Sie lebte nicht vom Bergbau und hat den Krieg fast unbeschadet überstanden. Erst die Stadtsanierung in den 1960er Jahren führte zu Abriss von vielen historisch wichtigen Häusern. Das ist ebenso auf meiner Agenda für den Bereich Essen. Da wird mir Peter Gabka, Marc Real und auch Thomas Schwarzkopf, der in einem Instagramaccount Fotos über Werden von Gestern und Heute zeigt, mit Sicherheit eine Unterstützung geben.

Das Tor nach Werden mit den Türmen der St. Ludgerus-Basilika (c) André Brune

Die Altstadt und der Flair an der Ruhr, trotz der stark befahrenen Bundesstraße, die quer durch die Ortschaft in den 1960er Jahren geprügelt wurde, ist definitiv ein Besuch wert. Wichtig ist auch der Besuch des Werdener Doms mit der Grabstätte des Gründers Liudgeri. 

Der Bistum Essen – Wanderweg führt logischerweise hier an drei markanten Kirchen vorbei. Doch nicht die Abtei in Werden ist der wichtigste Kirchbau, sondern die unscheinbare romanische St. Lucius-Kirche. Sie gehört zu der ältesten geweihten Kirche nördlich der Alpen. Erbaut ab 995 n.Chr. und von Erzbischof Anno II. von Köln 1063 geweiht. Also zu Entdecken gibt es hier viele Dinge!

Tipp für ein besonderes Kennenlernen:

Die „Feier der Heimatsprache“ ist am 12. Oktober ab 13 Uhr.

Waddisch und wir feiern die Heimatsprache | Facebook

Werden hat also neben der Sprache eine reichhaltige Geschichte, die man kennenlernen muss!

Wer das Waddisch näher kennenlernen möchte:

 www.waddisch.de

Instagram: Waddisch Platt (@waddisch.de)

Facebook: Facebook.com/waddisch.de

Youtube:  @waddischplatt7642 

Jeden 2. & 4. Sonntag von 14 – 16.30 Uhr im Monat ab dem 27. Oktober trifft sich der Verein:

Zentrum 60plus Heckstraße 27 in Essen-Werden

Mobil: 01786861026

Email: real@waddisch.de

www.waddisch.de

Ein drei Jahre altes Video zeigt Marc, wie er an der Ruhr in Waddisch erzählt:

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Ein britischer Youtube-Kanal hat was über Waddisch rausgebracht, allerdings als Ost-Bergischen – Dialekt bezeichnet:

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***

Büchertipps

Real, Marc & Dirk Uhlenbrock. 2024. Bramballe on Imseike. Fibel op Waddisch (Wadden Kladden 6). Essen: Erste Liga. ISBN ./. (Buch erscheint bald)

Schütte, Heinz. 2002. Waddisch Platt. Essen: Eigenverlag. ISBN 3000103392

Einziges Wörterbuch über Waddisch Platt von Heinz Schulte

Butenberg, Franz Ludger. 1913/1994. Waddische Quatereien. Eine Lese ergötzlicher wahrhaftiger Geschichten in Werdener Platt. Essen: Schmitz. ISBN 3980219879

Döres (August Hahn) : Blömkes ut minen Gaden

Göbels, Hubert. 1991. Die kleine Hex op Waddisch Platt. Essen: Schmitz. ISBN 3980219844

Göbels, Hubert. 1989. Max on Moritz. Essen: Schmitz. ISBN 398021981X („)

***

DIALEKT in Deiner Region

Wer sich für die eigene Ursprungssprache in seiner Region interessiert, dem empfehle ich folgende Ansprechpartner, die ich dankenswerterweise von Marc mitgeteilt bekommen habe und für Interessierte hier veröffentliche:

Für Werden gibt es noch den Heimatverein:

https://www.heimatverein-werden.de/b/kommomend-waddisch-platt-freunde

Hamminkeln (Kreis Wesel)

Dingden: Heimatverien Dingden https://heimatvereindingden.de/

Rheinberg (Kreis Wesel)

Rhinberkse Sprookverein Ohmen Hendrek: https://ohmen-hendrek.de/

Dinslaken (Kreis Wesel)

Interessengemeinschaft Altstadt Dinslaken http://www.altstadt-dinslaken.de/

Verein für Heimatpflege Land Dinslaken https://land-dinslaken.de/

Hünxe (Kreis Wesel)

Heimat- und Verkehrsverein Hünxe https://www.heimatverein-huenxe.de/

Haltern am See (Kreis Recklinghausen)

Plattdeutsche Bühne https://plattdeutschebuehnehaltern.jimdofree.com/

Marl (Kreis Recklinghausen)

Heimatverein Marl https://www.heimatverein-marl.de/

Datteln (Kreis Recklinghausen)
Plattdeutscher Sprach- und Heimatverein Datteln https://www.heimatverein-datteln.de/

Recklinghausen

Plattdeutsche Bühne http://www.plattdeutsche-buehne-re-ev.de/

Werne (Kreis Unna)

Heimatverein Werne https://www.heimatverein-werne.de/

Kolpingsfamilie Werne https://vor-ort.kolping.de/kolpingsfamilie-werne-an-der-lippe/

Hamm

Heessen: Heimatverein Heessen https://www.heimatverein-heessen.de/

Holzwickede (Kreis Unna)
Plattdeutscher Club Dorpdisch „Fi kürt Platt“ https://www.holzwickede.de/verzeichnis/mandat.php?mandat=152196&kategorie=99&browser=1

Bottrop

Fuhlenbrock: Plattdütsche ut Waold un Hei http://www.plattdütsche.de/

Kirchhellen: Verein für Orts- und Heimatkunde https://www.heimatverein-kirchhellen.de/

Mülheim an der Ruhr

Geschichtsverein Mülheim an der Ruhr https://www.geschichtsverein-muelheim.ruhr/

Altstadt: Bürgergesellschaft Mausefalle https://mausefalle.jimdosite.com/

Saarn: Stammtisch Aul Ssaan https://www.aulssaan.de/

Bochum

Stiepel: Stiepeler Verein für Heimatforschung https://www.hvb-stiepel.de/

Dortmund

Berghofen: Heimatverein Berghofen https://www.heimatverein-berghofen.de/

Hombruch: Hombrucher Sprach- und Heimatfreunde https://vexilli.net/w/Hombrucher_Sprach-_und_Heimatfreunde

Gevelsberg (Ennepe-Ruhr-Kreis)

Heimatverein Gevelsberg https://heimatverein-gevelsberg.de/

Hattingen (Ennepe-Ruhr-Kreis)
Heimatverein Hattingen/Ruhr https://buegeleisenhaushattingen.wordpress.com/

 

Sprockhövel (Ennepe-Ruhr-Kreis)

Heimat- und Geschichtsverein Sprockhövel https://www.hgv-sprockhoevel.de/

Übern Tellerrand vom Ruhrgebiet geguckt: 

Velbert (Kreis Mettmann)
Offers-Kompeneï https://www.velberter-platt.de/

Viel Spaß beim echten Dialektsprechen!

Glück auf und Adjüs!

Kolumne I Luftgucker, Wandersammler und Ruhrrührer I auf Ruhrdeutsch I +Audio

Nenne drei Jobs, die du ausüben würdes, wenn Geld keine Rolle spielt.

Wat machse, wenne genuch Kohle hass? 

Nich so einfach für sich dat Richtige zu finden. Ich hab gleich neue Berufe erfunden :

 

Luftgucker

 

Der Luftgucker is derjenige, der nach den Kumuluswolken glotzt, damit die Wetterapps bessa funktionieren als bisher.

 

Oft genuch guckse rein und sachs dir: „Mist, schon widda Regen.“

 

Und dann is doch Sonne zu 70% und du machs keinen Ausfluch mitte Familie nach Haltern zum See, um zu baden oda im Wildpark Rehe füttern.

 

Ein Luftgucker muss eine Ausbildung nach dem Wolken-Wetter – Kompass gemacht haben. Die IHK macht dann widda sonne tolle Zertifizierung, die 1000 € kostet, damit die Bürogebäude erhalten bleiben mit den vielen überflüssigen Arbeitsstellen.

 

Ein findiger Coach macht dich dann auch fit für die Prüfung nach einem Jahr. Darin kannste dann die Wolken blind auf nem Blatt Papier zeichnen und aufsagen, obet Regen in eine Stunde gibt oda nich.

 

Jede noch so teure, wie kostenlose Wetterapp, die sowieso nich genau is, obwohl et da gefühlt tausende Funkstationen und Satelliten im All für die Vorhersagen gibt, wird überflüssich und is dann sozusagen ein energiesparender Beruf und sehr kostengünstich.

 

Weil is ja bekannt, dat tätsächlich für jeden Datenstrom so viel Strom produziert werden muss, datte von dem Geld und Rohstoffverbrauch die ganze dritte Welt davon auf Vordermann bringen könntes.

 

Mit dem teuren Zusatzskurs kannse dann anhand von mittelalterlichen Bauerweisheiten, die in Zeiten von Klimawandel nich mehr zu 100% funktionieren und Rüssel-inne-Luft-halten geruchstechnisch, neben langen Dürrezeiten, auch Gewitter und Schnee bestimmen.

 

Wandersammler

 

Ein Wandersammler is eigentlich ein Müllsammler, der beim wandern Müll sammelt. Aber Wandern klingt schöna!

 

Die Ausbildung is nur drei Tage. Richtige Bedienung der Städtischen Mängelmelder App oder Internetseite und Anwählen von Polizei, Ordnungsamt und politischen Parteien, damit die ‚Mülldetektive‘, auch handtechnisch unterstützt werden. Die sind viel zu wenige. Die versuchen allein in Bochum jährlich die 4500 wie durch ein kosmisches Wurmloch auftauchenden Wilden Müllkippen den Verursachern zurück zu führen und auch Bußgelder über dat Ordnungsamt inne Wege leiten zu können.

 

Der Wandersammler is eine Verschönerung des Namens eines einfachen Müllsammlers. Er bekommt allerdings die Ermächtigung bei direkten Tätigkeiten nicht nur Bußgelder zu verteilen, sondern auch den Verursachern den Müll umme Ohren zu haun, vor die Tür die Hundekotbeutel zu legen oder so manche Zigarettenkippen heimlich ins Essen unterzumischen.

 

Ruhrrührer

 

Als letztes is der Ruhrrührer natürlich am Schönsten und nich so gefährlich wie der Wandersammler. Da weisse ja nich, wie son Verursacher mit deinem Kopp so umgehen wird.

 

Auch der Luftgucker kann bei falschen Vorhersagen einen aufn Deckel kriegn oda seine freiberufliche Selbstständigkeit verliern.

 

Der Ruhrrührer is speziell für die Ruhr ausgebildet. Er guckt nache Wanderzeichen und machtse sauber von Graffiti.

 

In der Ruhr guckt er nach Fischen und Fröschen, die sich neu ansiedeln und zählt sie für dat Landesministerium für Natur – und Umweltschutz und den Naturschutzbund.

 

Doch so einfach iset nich! Versuch die Fische ersma zu finden. Dann müssen die still schwimmen auf eine Stelle. Kanns dich sons schnell verzählen. Und dat is für so manch wichtige Statistik wat für n hohlen Zahn. Ich würd ja Arsch schreiben, abba ich wollt nich ausfallend werden.

 

Der Job allerdings is entspannend. Biss immer anne frischen Luft. Und wenne kluch bis, dann kannse alle drei Jobs verbinden zu einem:

 

Du riechs dat kommende Hochwasser, zähls die neue dreiäugige Grauforelle, die irgendwie eingewanderte Art von Tschernobyl inne Ruhr und haus den Freiluft – Feierbiestern den Müll umme Ohren.

 

Entspannung pur beim Fischezählen plus Genuchtuung für die Umwelt als Wutausgleich und kanns dat Wetter besser erklärn als Donald im Morgenmagazin mitn Rüssel.

 

Drei Jobs in einem kann nur dat Überraschungsei toppen wegen der Schoklade. Ich geh jetz anne Bude…

 

Ohne gegendert zu haben. Dat können auch Frauen erledigen, die keinen Bock mehr haben sich vonne beruflichen Männerwelt weiter unterdrücken zu lassen.

 

Dabei können sie vor allem als Wandersammler so richtich die Sau rauslassen, wenne weiß, wat ich mein…

 

Wir sehen uns nächstet Jahr anne Ruhr!

WATTE Gedanke I WAT – Ein Lieblingswortgedicht in Ruhrdeutsch I +Audio

Wat ist dein Lieblingswort?

Mit WAT

kannse

WAT

mit

anfangen?

Mal is WAT!

Dann soll WAT

passiern!

Oder WAT soll DAT?

fracht der Eine.

WAT soll WAT?

der Andere.

Keiner weiß Bescheid,

wenn WAT im Spiel is.

Mal holse WAT.

Könnt auch WAT

anderet sein.

Mal könntese dem einen WAT

aufe Gurke geben.

Mal könntese auch WAT

dir zwischen die Kiemen schieben.

Mal WAT sehen

is auch nich schwea.

Ab in WAT

mit Räder

willse Gesalz

im Gummel

fahr gleich ans WATT.

Mal WAT kochen

oder WAT bescheid geben,

damit andere WAT wissen tun.

Dat macht WAT aus

oder WAT

son Bochumer Jesus sacht

nach jedem Satz,

oder WAT.

Hauptsache WAT

bringt Spaß.

In WAT

gibbet WAT

auch auf Autos

vorn und hinten

SCHWAT auf Weiß.

Is dir auch manchmal WAT

egal?

Schlürf ne schwatte Tasse Kaffe

WAT warmet bringt

so manch WATTE Gedanke.

Text und Sprecher (C) André Brune

Schreibt euer Lieblingswort in die Kommentare. Damit kann man dann WAT mit anfangen.

Grau in Grau I Ruhrprimhaiku 9/23

Ruhr-Prim-Haiku in 9 Absätzen und 23 Silben zum Wolkenbruch über Bottrop ab 18 Uhr

Es bräute sich zusammen
Grau in Grau
Blitze zuckten
den Himmel herab
die Zitzen
der Kirchturmspitzen
erhellten.
Schauer kam
trocken geblieben
Glück gehabt.

In Ruhrdeutsch :

Grau in Grau gebräuts

das Gewölk

Blitze pitschen
die Zitzen
der Kirchturmspitzen
die Tauben lassen federn
draußen plästerts

drinnen trocknet Pilsken

die Kehle.

Was ist ein Haiku?

Das ist eine japanische Gedichtform. Ich hab sie etwas angepasst.

9 Zeilen mit 23 Wörtern sind nicht einfach, aber fordert die Gedanken zu einem Thema.

Ins Ruhrdeutsche geschrieben, kann es auch zu einem lecker Pilsken kommen.

Schreibt mir doch mal auch einen Haiku.

Wolkenbruchfotos über Bottrop I Foto und Texte ©André Brune

+Erklärvideo I +Hörlesung I +Hörspiel I POTTwort KASALLA – da krisse gleich Prügel

Wat is Kasalla und wo kommt dat denn überhaupt her?

Kasalla – ein Wort, wo du Prügel einstecks, verteils, also Ärger machs oder per Befehl den Müll rausbrings

Warum dat so is, erfährse jetz:

Kasalla – im Ruhrpottischen, auch Rheinischen: Jetz gibbet abba Prügel (humorvoll) oder Jetzt geht’s los!

Wenne unterwechs bis, kannse den Text auch hören oder als Hörspiel hören, gelesen is schneller und unten nachm Text is mein Video dazu:

Kasalla is nich wirklich Ruhrpottisch, abba hier irgendswie gelandet. Es sei denn man hat unartige Blagen. Da komm ich später drauf zurück, denn berühmt wurde dat Wort „Kasalla“ deutschlandweit durch einen bekannten deutschen Fußballspieler, einem jetzigen Ballrentner, der nache Karriere im Dschungelcamp Kunduhoden futterte oder ne Tarantel streichelte: Thorsten Legat. Der sachte damals: „Ich gucke mir das jetzt noch ein oder zwei Tage an. Dann gibt es Kasalla von mir!“

Legendentechnisch is dat Wort von Duisburg bis Hamm und auch Kölner Sprachraum verankert. Im Rheinland iset besonders durch ein banalet Fußballspiel rausgehaun worden, wo die Malocherlegende Schalke 04 in Köln vor einigen Jahren inne ersten Bundesliga vom FC „ordentlich Kasalla gekricht“ hat. Der Sieg der Kölner wurde da so nich nur mit Toren, sondern auch mit dem Wort Kasalla zelebriert.

Der ehemalige Bochumer Fußballer Thorsten Legat, der mittlerweile kein Stadionbett mehr hütet, sondern eher für paar Wochen auf Bananenbaumbättern im Dschungelcamp sich gemütlich machte, führte dat Wort dann deutschlandweit inne Bekanntheit.

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Trailer Nummer 2 für die Hörspielfassung von Kasalla – Prügel und Ärger im VfL Stadion in Bochum

Wat bedeutet „Kasalla“ denn überhaupt?

Kasalla bedeutet Prügel, Schläge, Ärger machen oder Abreibung bekommen im Rheinischen und Ruhrpottischen Dialekt. Abba mehr auf humorvolle Art. Jetz verstehse die Schalker Situation, die ja inne letzten Saison zuletzt inne ersten Liga wirklich ordentlich nich nur vonne Kölner Kasalla bekommen haben. Wolln wa ma dat Spiel gegen Bayern libba ausblenden. Abba woher kannte der Thorsten dat Wort überhaupt und warum krich ich dat jetz öfters zu hören…?

Gut wenn ich ma widda auf hundertachtzich bin, weil mir wat nich passt, da kann da dat Persönchen schon ma mit mir Kasalla kriegn. Früher hab ich eher Kirmes im Zusammenhang gesacht.

Achtung! Dialektmäßich is dat jetz interessant wat kommt!

Kasalla is tatsächlich im Saarländischen Dialekt fest verankert. Dort sacht man, wenne ein Wein zuviel intus hass, denn die sind ja dort eher Delikatesssäufer statt ordentliche Trinker mit Pils und Co wie hier: „Na? Hast Du ordentlich Casalla gehabt?“

Und dat wird im Saarländischen mit C geschreibselt. Dat heißt da so viel wie „sich ordentlich die Kante gegeben haben“, wie wir dat hier so sagen würden und hat nachfolgend oft mit Kopfschmerzen und Migräne mitten Alkoholentzuch zu tun, als wie hier mit Tor- oder Faustprügel.

Der Ursprung is nich ganz so einfach zu erklären, abba könnte ausse Jugendsprache inne fuffziger vom letzten Jahrhundert sein.

Denn bis inne 1950er hatten meist die männlichen Blagen, die oft genuch unartich aufn Schulhof und mitte Lehrers waren, mitten Zeigestock Prügel einstecken müssen. Die mussten sich übern Schultisch bäuchlings beugen. Und dann gabet ne Tracht Kasalla. Nach dem die Schläge aufgehört haben, der Hintern sich beruhigt und die Augen wieder geradeaus auf die Autorität am Schulaltar gerichtet warn, blieb ein kleinet dreieckiget Schildchen mitten Name des Herstellers, wat du vorher unterm Tisch fixiert hass während der Prügelstrafe, in bleibender Erinnerung: „Casala“.

Belegen kann dat keiner so richtich. Doch et is naheliegend, denn die Tische sind in ganz Deutschland inne Pennen zwischen 1920 und 1965 geliefert worden. Im Rheinland gabet definitiv in vielen Schulen Tische und Stühle aus Lauenau, wo der Firmensitz war. Und in Pulheim gabet ein Auslieferungslager. Und ich kann mich nich erinnern, ob dat auch nich bei uns im Pott noch inne 1970er und 1980er inne Pennen war. Die alten Holz- und Tischmöbel waren sehr stabil und haben unsere Hintern und Rücken arg malträtiert. Dat kann ich dir sagen. Ich kann mich an ein Schild erinnern, abba nich mehr wat da drauf stand.

Dat Firmenschild allerdings auf den kompletten Sitz- und Tischmöglichkeiten zeichte einen sitzenden Schüler mit dem Schriftzuch der Firma „Casala“, dat war die Abkürzung für die Initialen des Firmenbesitzers „Carl Sasse Lauenau“.

Und wennet also demnächst ma widda „Kasalla“ gibt, kannse in Anlehnung ma versuchen, dat in kompletter Aussage zu machen, vielleicht beruhigt sich die Lage widda:

„Ey! Wat willse? Nerv mich nich! Ich gib dir sons gleich ordentlich Carl Sasse Lauenau!“

„Wat?“

„Kasalla!“

Dann gibbet vielleicht eher Lacherei als Prügelei. Ich willet ma hoffen, wenne dir die drei Wörters merken kanns: Carl Sasse Lauenau

Und dann gibbet doch noch wat zum Rheinischen zu klären, denn dort gibbet in Köln nämlich in Anlehnung an dat Wort „Kasalla“ seit 2011 auch eine Rockband, die im Dialekt wie BAP, abba ma so richtig laute Musik macht. Sind auch im Karneval sehr aktiv. Im Rheinischen heißt Kasalla eher Ärger oder Krawall machen. Und dat machen die mit ihrer Art von Schunkelmusik mit Sicherheit!

Und ich hab letztens ja einen Podcast mit der Coachingtante Jennifer Ganser gemacht. Und siehe da: Die hat dann dat Wort benutzt. Nich nur weilse Gelsenkirchenerin is, sondern weil se mit mir dat im Podcast dann auch gemacht hat. Ne nich, watte jetz denks mit Prügel oder Ärger. Ne, dat war einfach als Wort gemeint, dat se mit mir jetz ma loslegen wird mittn coachen. Und dat verändert deine Sichtweise, wenne dat hinter dir hast, wie als wenne einen aufen Kopp gekricht has mitten Fußball. Also et öffnet sozusagen deine Prioritäten. Kannse ja reinhören in die Podcasts. Sind ja drei. Hörse auch wat von mir persönlich.

So und dann sach ich meiner polnischen Gattin, ob se den Text gut findet, den ich nun innen Blog packen möchte. Und siehe da: Kasalla? Dat sagen wir im Polnischen auch. Ist ein Befehlswort und viel im Sprachgebrauch.

Also kommt dat Wort ausm Polnischen frach ich?

Dort schreibt man et so: Kazała

Nicht mit Doppel-l, sondern mit einem durchgestrichenen l, wat wie w ausgegesprochen wird und nich mit s, sondern mit z, wird abba als normales „s“ ausgesprochen. Also so: Kasawa

Wat bedeutet Kazała im Polnischen?

Et is ein zwiespältiget Wort. Manchmal iset eher eine Bitte etwas zu tun oder auch eine Art Befehl, wie:“ Jetzt räum endlich dein Kinderzimmer auf!“ Mit ner Betonung auf Ausrufezeichen und Groll im Gesicht (dann iset eher ein Befehl, weniger Bitte).

Ein Beispiel:

Mama kazala mi trzymac sie z daleka od dziewczyn takich jak ty

Meine Mama brachte mir bei, mich von Mädchen wie dir fernzuhalten.

Geht auch, wennet um eine heimliche Liebschaft geht seitens der Moder, die ihren Sohn nich abgeben will.

Kazała wird abba im polnischen Militär vonne Feldwebels und höher natürlich gern angewandt oder inne Ausbildung fordert dein Ausbilder oder Chef dat du ma ordenlich Kazała machen solltes, sonst wird dat nix und die Kündigung folgt, wenne weiß, wat ich mein.

Nochma im Kontext, wenn meine Frau mir wat von Kazała auf polnisch, is dat übersetzt, wenne dich beim kühlen Bier anne Theke üba sie beschwers: „Sie hat mir befohlen die Küche sauber zu machen und den Müll wegzubringen“. Dann nimmse nochn tiefen Schluck ausm Glas und erkenns die gewisse Autorität dahinter an, wat früher ers die Eltern warn, dann dat Militär und der Ausbilder, ist heute Chef und Ehefrau.

Et gibt auch wörtliche Ableitungen durch Kazała und da is dat schon irgendwie naheliegender, dat Kasalla ausm polnischen kommt:

Zakazac – verbieten – Nakazac – Verbot

Kazanie – polnisch: Predigt halten, wenn du was „verbrochen hast“

Hat nix mit ner Kastanie zu tun. Abba wenn du den Müll nich runtergebracht hass, kannse dich auf ner Predigt von deiner Ollen einstellen. Dat is dann „kazanie“, wat ausm polnischen Kazała stammt

So könnte Kasalla tatsächlich durch polnische Einwanderung stammen und nich ausm Werk von Carl Sasse in Lauenau?

Klären kann man dat nich unbedingt. Abba vonne Wortbedeutung is dat schon eher naheliegender als ein kleinet dreieckiget Schild von einer Firma.

Und wie is die Variante?

Es war einmal Arbeitskräftemangel und die Firma Carl Sasse hat den einen oder anderen polnischen Handwerker eingestellt für die Schreinerei, weil die Polen einfach sehr gute Handwerker sind. Und einer von denen hat ne große Pranke gehabt. Und als der ein oder andere Pole bei zu tief in dat Wodka-Pinnchen reingeguckt hat und der andere dem anderen eine Predigt gehalten hat, hat der andere Prügel befehlstechnisch angedroht. So entstand im Werk dat Wort Kasalla, weil die Polen dat durchgestrichene l eher wie ein normalet L ausgesprochen haben. Sie waren wohl zu eingedeutscht.

Zumindest könnte bei Carl Sasse in Lauenauer Werk doch die verschiedenen Auslegungsmöglichkeiten entstanden sein, die ich entdeckt hab. Is so gesehen ja nich wissenschaftlich nachvollziehbar. Abba mit viel Fantasie dann doch.

Vielleicht wird dat im ruhrpottischen sich so weiterentwickeln. Würde mich freun, wenn dat Wort „Kasalla“ sich auf seine Art und Weise auf humorvolle Art „Prügel bekommen“ oder „Predigt halten“ im Dialektischen hängen bleibt.

Glück auf

Der Ruhrpottologe André Brune

Youtube-Erklär-Video:

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Quelle:

Buch:

Peter Honnen: Wo kommt dat her? Greven Verlag Köln

Internet:

Polnische Kontextbedeutung: https://context.reverso.net/tłumaczenie/polski-niemiecki/kazała

Legende von Thorsten Legat:

www.bedeutungonline.de/kasalla-bedeutung-wortherkunft-definition-thorsten-legat

www.giga.de/events/dschungelcamp/specials/was-heisst-kasalla-neuer-kultbegriff-aus-dem-dschungelcamp/

Die Band Kasalla aus Köln:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kasalla

www.kasallamusik.de

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+Hörlesung I +Hörspiel I+Video I POTTwort Paselacke

Herkunft und Bedeutung eines ganz ungewöhnlichen Wortes, wat nich im Duden steht

Paselacke/Paselak – Die Hör-Vorlesung-Variante auf Ruhrpottisch – Text/Lesung: André Brune

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TRAILER zum Hörspiel „Paselacke – Erwin und Kalle erklären dat Ruhrpottwort“ – Sprecher/Text: André Brune

Kannse auch ohne c schreiben: auch Paselake, wenne einen meins. Bei Paselacken ist dat wie ein Völkchen, also die Mehrzahl inne Deutschen Grammatik

Da habbich abba gestaunt. Paselacke steht nich im Duden. Dabei is dat im Ruhrgebiet schon ein Begriff, der sich besonders inne zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Pott durchgesetzt hat, obwohl et schon viel älter is inne gewissen Hinsicht.

Wat bedeutet Paselacke überhaupt?

Jeder kennt et hier im Pott. Früher hat man dat sehr abfällich gesacht zu einem, bei dem et schlimmer aussah als bei Hempels unterm Sofa. Und wenne dir den Dachboden angeguckt hass, dann denkse an die neuen Geschichten über Messis, die den Müll sammeln. So ungefähr kannse dir son Paselacken ja vorstellen.

Wenne dat Wort „Paselacken“ liest, könntes dir ja auch vorstellen, dat du mitten inne Wüste bei de Mamelucken stehs und dat is son lustiget Nachbarvölkchen, die aufe Tische tanzen und hinterher nach dem Gelage mitte Nachbarn einfach nich aufräumen, weil dat nich in ihre Wiege gelecht wurde. Abba dat würde auch nich gehen, denn die Mamelucken sind kein Völkchen, dat is ne Bezeichnung für Militärsklaven. Also genauer und damit schweif ich kurz ab: Ein Mamluck is im Mittelalter bei den Osmanen meist ein Kind christlicher Herkunft als Sklave zu eine Art Reiterkämpfer, Leibstandarte des Sultans und Soldat für die Eroberungskämpfe ausgebildet worden. Dat is ne Geschichte für sich selbs. Musse in Wikipedia nachlesen. Hier geht et um die Paselacken.

Die Paselacken sind keine ausgebildete Krieger, sondern Gesocks. Dat wiederum hat nix mit Socken zu tun. Eher mit Abschaum, mit minderbemittelten, ungepflegten und ungehobelten Menschen.

Erinnerse Dich noch an meinen Hinweis aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts?

Da gabet sonne Zeit mit Einwanderern mit anderer Sprache und auch braunerem Hautton. Und siehe da, schon is ein harmloses Wort aus dem alten preussischen Masuren und Schlesien, wat wohl durch die polnischen Einwanderer mitgebracht wurde, zu einem rassistischem Wort mutiert.

Wat ? Polnisch?

Ja sicher dat!

Ein „Paslack“ war in der preussischen und schlesischen Mundartsprache ein „bereitwilliger Diener“, ein dienstbeflissener Knecht. Also fast wie ein Mamelucke, der als Soldatenknecht seine Ämter ausübte, war ein Paslack ein bereitwilliger bäuerlicher Knecht, der für die Großbauern aufe Felder seinen Körper malträtierte für wenich Moos.

Doch der Paselack is höchstwahrscheinlich aussa polnischen Sprache von posłać, wat inne Übersetzung „senden“ heißt. Daraus hat sich der posłaniec entwickelt. Dat is ein „Bote“.

So wurde da inne polnischen großen Weite ein Bote gesendet, später is dat ein Fronarbeiter oder Hilfsdienstleister geworden und hat sich sprachlich rübergeschwappt im Pott zu einem „Herumtreiber“, also Boten ohne wat zu bringen, entwickelt. Im Bergischen Land sprach dat Volk soga von „Klatschsüchtiges Weib“. Also wie dat alles so zusammenhängen tut, kann dir ja keiner so richtich nachvollziehend erklären.

Geh zu Omma paslacken!

Als Tuwort hatten die Westfalen und im Pott paslacken benutzt für „mühsam gehen“, „laufen“ oder „durch Schmutz waten“. Da is schon ein kleiner Hinweis, dat et höchstwahrscheinlich durch polnische, schlesische bzw. preussische Worteinwanderung vom posłać stammt, wenne an folgende Situation denks: Im 19. Jahrhundert gabet keine befestigten Straßen. Die sind mitte Pferde rumgetrabt oder mit einfachen Holzschuhen. Überall Matsche, Pferdeäppel und Löcher gefüllt mit Wasser vom letzten Plästern. Da kannse die berggeschädigten Schlaglöcher vonne asphaltierten Autorennstrecken von Heute im Ruhrpott nich mit vergleichen. Dat war viel Schlimmer. Wenn jetz die Moder Dich mitn Stück selbstgebackenen Brot zu Omma geschickt hat eine Straße weiter, dann bisse paslacken gegangen. Also erstens hasse dat Stück Brot als Bote überbracht, die Moder hattet gesendet, und du bis dann auch noch durch den Schmutz gegangen, dene mühsam durchwatet has.

Wat sich dann aufgetan hat inne Spracheentwicklung is echt erschreckend, dat nun ein Paselack ause bestimmen Straße fast ein ganzes Völkchen beschreibt. Wenn dann einer sachte: „Kumma, den da, der kommt ausse Paselackensiedlung.“ Dann wusstese Bescheid. Da wollte keiner hin. Da gabet Mord und Totschlach. Ausgeraubt wurdese auf jeden Fall und dat galt dann nich nur für die Paselackenstraßen, wo die alle gewohnt haben, die anders aussahen als Blond und Blauäugich. Dat waren eben nich nur die Polaken vorm ersten Weltkrieg, sondern später auch die ause Türkei, Jugoslawien, Portugal, Spanien, Griechenland, Italien und wat weiß ich woher sonst noch. Die polnischen Zuwanderer, die haben dat Wort entweder mitgebracht oder mitte Vermengung ihres Wortbildes und den der alten Westfalen, wo dat der Paslack als Fronarbeiter aufm Feld wohl auch schon Mitte des 19. Jahrhunderts bezeichnet wurde, eine andere Bedeutung bekommen.

So is ausm Boten bzw. dem paslacken (durch Schmutz waten) ein Schimpfwort, für einen uselich aussehenden Menschen, geworden. Du kanns dir jetz dat folgende Bild zusammenreimen: Sozialschmarotzer, Hartz-IV-Empfänger, Unsaubere Straßen, Ghettohafte Siedlungen, Türkenvolk, Polen, Diebesvolk, Obdachlose bzw. Herumtreiber und familiäre Unstimmichkeiten wenne et um Geldleihen geht, z.B. sachte Omma kürzlich: „Geh mir wech mittn Udo, den Paselacken, der kommt doch nur, wenna widda Kohle brauch für sein Moped, weil der sich dat teure Benzin nich mehr leisten kann.“ Dat Wort hat sich sozusagen vom Botenjungen, der nur Stück Brot zu Omma bringt, zu einem volksverhetzenden Schimpfwort entwickelt, datte ins Gefängnis wandern kanns ohne über Los zu gehen.

Mittlerweile taucht dat Wort eher im humorvollen Bereich auf. Heute meint der ein oder andere dat eher witzich.

Wenn ich zum Kollegen fahr um Mensch ärgere dich nich zu spielen, dann sach ich imma: „Keal, dat sieht hier ja aus wie bei de Paselacken!“

Gut, der is Junggeselle, da musse nich aufräumen. Wir lachen imma und schieben die Wäsche inne einen Ecke und die Krümel vom Boden bekommen vom Pizzaservice gebrachte Diavolo Hoch Drei geschärft Gesellschaft.

Wenn auch dat Wort nich mehr im Duden steht, dann is dat, weil et nur regional mittlerweile genutzt, abba auch imma weniger gesprochen und vor allem inne Zeit rassistisch genutzt wurde.

Dat et fast verschwunden is, is eher dem Verschwinden vom Winter- und Sommerschlussverkauf zu zählen, denn da gabet dat berühmte „Paselackenflachrennen“. Die Hausfrauen mitte Kopftücher, die sich beim Öffnen der Tür sich als Erstes auf die Kleider gestürzt haben, um dat Kleid fürn paar Tacken zu kriegen oder dat paar Socken fürn Alten für zwei.

Und als aller Letztes wird der Mamluke (auch Mamelucke zu schreiben/sagen) nomma erwähnt. Die Steigerung vom Paselack is der Pasemalucke. Ich weiß zwar nich, wie Unwissenheit von zwei verschiedenen Wörters eine Verschweißung bekommen hat, denn dat is die Bezeichnung eines Menschen der untersten Schicht, also z.B. ein Obdachloser, der Herumtreiber, hat die Bezeichnung oder einer der in Abwasserkanäle rumkriecht, wie die in Indien, die der untersten Kaste angehören. Die Bezeichneten sind abba erstens keine Boten und zweitens keine Sultansoldatensklaven, sondern Menschen.

Dat Wort Paselacke is kein schönet Wort in der heutigen Zeit. Abba erinnert euch an dat schöne polnische Wort „posłać“ und schon schreibse ne Postkarte oder Email. Dann machse posłać (senden) und weiß, du hass wat Schönet geschrieben anne Liebste, wenne eine hass. Und die is bestimmt keine Paselacke und noch weniga Pasemalucke.

Glück auf und bis zum nächsten Wort !

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Youtube-Video „Paselacke“ – Herkunft und Bedeutung eines Ruhrpottwortes – Video/Text/Sprecher: André Brune
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Quelle:

Bochumer Wortschätzchen, 7. Auflage, Jahr 2000, Verlag Mayersche Buchhandlung

Peter Honnen: Wo kommt dat her?, Greven Verlag Köln

www.ruhrgebietssprache.de/lexikon/paselacken

https://de.wikipedia.org/wiki/Mamluken

Zuschriften, Kritik und Verbesserungen sind erwünscht. Sie können jederzeit ergänzt werden, falls jemand zusätzliche Informationen hat. Im Internet gab es zum Wort leider sehr sehr wenig zu finden, was ich erstaunlich fand. Falls sich jemand angegriffen fühlt: Ich habe versucht den Text so entschärft und neutral zu verfassen. Sollte sich trotzdem jemand aus welchem Milieu oder Gesellschaftsschicht oder MitbürgerInnen, egal woher, sich auf die Füße getreten fühlen, bitte ich um Nachsicht und mir das Mitzuteilen, damit ich den Text entsprechend umformulieren kann. Beleidigen will ich niemanden, nur erklären. Dies ist ja leider ein eher schwieriges Wort und kann auch schnell missverstanden werden. Also bitte nur Humorvoll verwenden, wie ich beim Junggesellen, der seine Bude nicht aufräumt…

Göre – Ein Ruhrpottwort?

Göre – Ein Ruhrpottwort? – Das kleine Hörspiel zum nachfolgenden Text erklärt….

Ne, wat hasse denn geglaubt? Dat Wort Göre is schon lange unterwegs im Sprachgebrauch. Abba is kein Ruhrpottwort, auch wenn der Oppa nebenan zum ungezogenen Blach weiblicher Natur rumkrakeelt, dat die Göre sich verziehn soll, weilse sich weigert dem Oppa einen Sitzplatz inne Straßenbahn freizumachen. Dat is schließlich doch kein kurzer Wech vom Berchmannsheil nach Gelsenkirchen Mitte vorbei annem Schalker Stadion. Auch wenn er höflich fracht. Heutzutage kricht son alter Mann dann gleich zurückgebrüllt: „Wat willse, Alter Sack, ey!“ Freundliche Konwersatzion is anders.

Da hat der Alte eben heutzutage nix mehr zu melden, weiss Bescheid. Die Gören sind eben selbstbewusster heute und, wie heißt dat nomma? Emanzepiert. Richtich. Sonne Emanze, mit der willse dat lieba nich aufnehmen. Die haut dich unangespitzt wortwörtlich innen Boden.

Abba vielleicht hilft dat dem alten Mann bei de Konwersatzion ja, wenna bisken wat Geschichtlichet zum Wort raushaut, so dat die Göre doof ausse Wäsche guckt und emanzepatorisch wörtlich technisch die Spucke wechbleibt. So wie ungefähr wie dat, wat ich jetz mitteile zur Erklärung des Wortes. Musse nur vorher auswendich lernen, wie früha die Glocken vom Schiller, weiss Bescheid:

Hömma ! Du Göre, kannse mir als alten Mann nich ma ein Platz anbieten? Ich soll nicht beleidigend werden? Pass ma auf! Denn Göre is ja nich unbedingt beleidigend. Ich klär dich ma auf! Göre, da weisse dattu ausm 16. Jahrhundert ungefähr komms.

Dat is ein Wort wat von “gorag” abstammt, wat soga noch älter is, nämlich ausm 9. Jahrhundert ausm Althochdeutschen, wat soviel wie „gering“ oder „armselig“ heißt!

Später gabet dat immer noch im Mittelhochdeutschen als „gorrig“, wat nich gäriges Bier, obwohl is schon naheliegend. Denn wenne drüba nachdenks, gärt dat schon in sone Göre. Rech dich nich auf. Ich verklär dir dat ja nur! Also „gorrig“ is ein Wort für „die Kleine“. Dat hat man also für kleine Mädken gesacht so bis zum 16. Jahrhundert etwa. Du, die waren eh alle klein, musse wissen. Da war die Ernährung nich so reichhaltich mit Vitamine und Fleisch und so wie heute. Da waren die höchstens ein Meter fuffzich. Deswegen hieß der Kaiser Karl ja Groß, weil der knapp anne zwei Meter kam. Dat war schon ungewöhnlich damals. Abba der war ja Kaiser. Der konnte als Blach ja futtern, watta wollte. Dat konnte son kleinet Mädken ja nich und musste ackern aufn Feld und Früchte sammeln und so, weiss Bescheid.

Sei doch nich so ungeduldich. Jetz kommt et ja. Et gab ja auch noch die Abwandlung „gorec“ für „mager“. Und im Westfälischen, wo wir ja so westlich von wohnen im Pott und auch im Rheinischen, wo wir so östlich von wohnen, da haben die Leute dat mitn J verkleidet. Etwa so: „jörrich“ oder „jorrich“. Heißt abba imma noch „Kleines armseliges Wesen“.

Nein, dat heißt noch nich Göre, dat kommt ja jetz. Pass auf!

Da is so ein Wort aufgetaucht, wat „Gurre“ hieß, so in etwa um dat 13. Jahrhundert ausm Mittelhochdeutschen. Dat hat sich dann wohl im Niederdeutschen, wat so nördlich in Deutschland bis nach Holland hin gesprochen wurde in Göre umgewandelt. So jetz kommt dat, wasse wissen muss!

Ja klar, spann ich dich aufe Folter, wat „gurre“ heißt. Dat is ja dat spannende. Also Augen und Ohren auf: “Gurre” steht für “schlechte Stute”.

Jetz komma runter! Siehse aus wie n Pferd? Na also!

Ach du liebst Pferde? Na, dann is dat doch nich so schlimm. Denn im Mittelalter, sind die weiblichen Pferde nich so beliebt, wennse nich gebären. Dat is fürn Bauern oder auch Ritter, die jeweils Pferde für die Feldarbeit oder Soldaten brauchte, keine gute Sache. Und wenn die Frauen zuhause…. Na, du muss wissen, dat die Männer früher dat sagen hatten….naja, wenn die Frauen rumgezickt haben, so wie du, also faul oder schlecht fürt Gemüt, verzogen, unfug treibend waren, dann waren dat auch „Gurren“. Dat is ja meist so, wennse inne Pubertät sind. Keine Angst, hatte meine auch. Du wills nich wissen, wie ich mich früha benommen hab, als ich Vierzehn bis Sechzehn war…

Also ausm Wort „Gurre“ für „schlechte Stute“ hat sich dat inne Männerwelt durchgesetzt die verzogenen Mädels als „Göre“ dann zu bezeichnen.

Jetz ma ruhich, Braune. Ich hab dich doch noch nich als Göre bezeichnet. Ich will dir dat doch nur erklären. Eine Minute noch, denn et kommt jetz wat Besonderet. Denn wenne dich ma zu wat Besonderem entwickeln tus, dann wirse vielleicht so eine Grant Dam, wie die Franziska zu Reventlow.

Wat Grant Dam is?

Dat is ausm Französischem. Heißt so viel wie Große Frau übersetzt. Moment mal! Klugscheißer bin ich nich. Hab mich einfach ma schlau gemacht. Bisse nich neugierich, wer die Grant Dam war, also Franziska von und zu?

Also die Franziska zu Reventlow war eine selbstbewusste, kesse und abgebrühte junge Frau. Die hat Bücher geschrieben. Romane und Bühnenstücke, die vor allem im Berliner Miliö spielten. Keine Ahnung, ob du da nochn Roman von der kriss. Da musse ma inne Buchhandlung oder im, wie man so schön sacht: Internet gugeln.

Also die Romane und Stücke von der spielten in den wilden 1920er und 1930er Jahren, als nachm großen ersten Weltkriech, die Frauen alle selbstbewußter wurden, weil die anne Heimatfront überall ran mussten, weil die Männer innen Kriech zogen. Die wurden Schaffner, schraubten Bomben zusammen anne Werkbank, wurden Apothekerinnen, die ersten studierten besondere Fächer, wie Medizin und eröffneten Hotels oder eine Bank. Bevor da die Nazis kamen, war da für Frauen schon ein Weg offen nach oben. Dann sollten die nur noch gebären… Abba ich komm vom Thema ab. Also die spielten im Berliner Miliö der Mittelschicht und ärmeren Proletariats.

Wat Proletariat is? Na, hasse nich inne Schule zugehört? Die Proleten waren die Arbeitsklasse und die Mittelschicht eher die Angestellten und Kleinbürger, die ein gemütlichet Zuhause haben wollten. Da gabet schon ma Reibereien zwischen die, wennse zusammen anne Theke standen, weil die einen wollten eben Regieren, während die Mittelschicht eher regiert werden wollte, abba nich vom Proleten, deswegen… Ja, ja. Ich soll aufn Punkt kommen. Ich weiß…

Du muss auf jeden Fall noch von einer Bescheid wissen: Claire Waldorff !

Die kam echt von hier! Die is geboren bei dir umme Ecke in Gelsenkirchen 1884, als Claire Wortmann! Nein, die lebt nich mehr. Die hättse gern kennengelernt, klar. Die is alt geworden, abba starb 1957 in Bad Reichenhall. Keine Ahnung, ob die da zuviel Kurwasser gesoffen hat. Abba wat wichtich is, is, dat die eine Volkssängerin der Kleinkunst wurde. Sie war die deutsche Interpretin verschiedener Genres, also von Proletentum bis Großbürgerschaft, die Texte von Kurt Tucholski und Eduard Künecke, um nur zwei berühmte Persönlichkeiten aus der Zeit mit treffenden Vertonungen zur Zeit des Vulkanischen Umtriebs in Wort und Ton zu nennen.

Und wenne ne „Goldene Göre“ werden wills, dann musse wissen, dat die seit 2003 dat „Deutsche Kinderhilfswerk“ als Preis verleiht. Dat is einer der höchstdotierten Preise für wenne dich da für Kinder und Jugendbeteiligung beteilichst. Wat man da machen muss?

Da gehse ma schön brav gugeln. Und dann tusse ein gutet Werk für deine Altersklasse und kriss nochn Preis dafür, Du „Göre“!

Geht doch! Danke dir für den Platz, abba jetz muss ich leider aussteigen ausse Straßenbahn. Denk ma drüba nach, wenne nächstet Mal einen alten Sack wie mir, keinen Platz inne Straßenbahn anbietes. Ich kann im Gegensatz zu dir nich mehr so lange stehen und meine Augen können dat daddeln da mit deiner Fingerfertichkeit auch nich mehr hinkriegn.

Ja, danke für die Besserungswünsche, wennet noch wat wird. Bis nächstet Mal und vielleicht les ich ma wat inne Zeitung von dir! Wat ne Zeitung is? Dat erzähl ich de nächsten Fahrt, wenn ich sitze, dat is ein längeret Thema und jetz muss ich abba. Tschüskes!

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Göre – Erklärvideo bei der Ruhrpottgöre in „Heimatliebe Ruhrgebiet“, Essen – LImbecker Platz 1

Weitere Informationen/Buchtipps/CD-Tipps:

Claire Waldorff:

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Franziska von Rewentlow:

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Zur „GOLDENEN GÖRE“ vom DEUTSCHEN KINDERHILFSWERK:

ZUM ANMELDEN des AKTIONSPREISES (Anmeldeschluss ist der 31.01.2022):

https://www.dkhw.de/aktionen/deutscher-kinder-und-jugendpreis/

BISHERIGE PROJEKTE: Impressionen der letzten Jahre | Deutsches Kinderhilfswerk (dkhw.de)

Wer dem Kinderhilfswerk etwas spenden möchte: Ihre Spende für Kinder | Deutsches Kinderhilfswerk (dkhw.de)

Quelle:

Peter Honnen: Wo kommt dat her? Greven Verlag

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www.de.wikipedia.org/wiki/Göre

www.de.wikipedia.org/wiki/Fanny_zu_Reventlow

www.de.wikipedia.org/wiki/Claire_Waldoff

www.dwds.de/wb/Göre