Göre – Ein Ruhrpottwort?

Göre – Ein Ruhrpottwort? – Das kleine Hörspiel zum nachfolgenden Text erklärt….

Ne, wat hasse denn geglaubt? Dat Wort Göre is schon lange unterwegs im Sprachgebrauch. Abba is kein Ruhrpottwort, auch wenn der Oppa nebenan zum ungezogenen Blach weiblicher Natur rumkrakeelt, dat die Göre sich verziehn soll, weilse sich weigert dem Oppa einen Sitzplatz inne Straßenbahn freizumachen. Dat is schließlich doch kein kurzer Wech vom Berchmannsheil nach Gelsenkirchen Mitte vorbei annem Schalker Stadion. Auch wenn er höflich fracht. Heutzutage kricht son alter Mann dann gleich zurückgebrüllt: „Wat willse, Alter Sack, ey!“ Freundliche Konwersatzion is anders.

Da hat der Alte eben heutzutage nix mehr zu melden, weiss Bescheid. Die Gören sind eben selbstbewusster heute und, wie heißt dat nomma? Emanzepiert. Richtich. Sonne Emanze, mit der willse dat lieba nich aufnehmen. Die haut dich unangespitzt wortwörtlich innen Boden.

Abba vielleicht hilft dat dem alten Mann bei de Konwersatzion ja, wenna bisken wat Geschichtlichet zum Wort raushaut, so dat die Göre doof ausse Wäsche guckt und emanzepatorisch wörtlich technisch die Spucke wechbleibt. So wie ungefähr wie dat, wat ich jetz mitteile zur Erklärung des Wortes. Musse nur vorher auswendich lernen, wie früha die Glocken vom Schiller, weiss Bescheid:

Hömma ! Du Göre, kannse mir als alten Mann nich ma ein Platz anbieten? Ich soll nicht beleidigend werden? Pass ma auf! Denn Göre is ja nich unbedingt beleidigend. Ich klär dich ma auf! Göre, da weisse dattu ausm 16. Jahrhundert ungefähr komms.

Dat is ein Wort wat von “gorag” abstammt, wat soga noch älter is, nämlich ausm 9. Jahrhundert ausm Althochdeutschen, wat soviel wie „gering“ oder „armselig“ heißt!

Später gabet dat immer noch im Mittelhochdeutschen als „gorrig“, wat nich gäriges Bier, obwohl is schon naheliegend. Denn wenne drüba nachdenks, gärt dat schon in sone Göre. Rech dich nich auf. Ich verklär dir dat ja nur! Also „gorrig“ is ein Wort für „die Kleine“. Dat hat man also für kleine Mädken gesacht so bis zum 16. Jahrhundert etwa. Du, die waren eh alle klein, musse wissen. Da war die Ernährung nich so reichhaltich mit Vitamine und Fleisch und so wie heute. Da waren die höchstens ein Meter fuffzich. Deswegen hieß der Kaiser Karl ja Groß, weil der knapp anne zwei Meter kam. Dat war schon ungewöhnlich damals. Abba der war ja Kaiser. Der konnte als Blach ja futtern, watta wollte. Dat konnte son kleinet Mädken ja nich und musste ackern aufn Feld und Früchte sammeln und so, weiss Bescheid.

Sei doch nich so ungeduldich. Jetz kommt et ja. Et gab ja auch noch die Abwandlung „gorec“ für „mager“. Und im Westfälischen, wo wir ja so westlich von wohnen im Pott und auch im Rheinischen, wo wir so östlich von wohnen, da haben die Leute dat mitn J verkleidet. Etwa so: „jörrich“ oder „jorrich“. Heißt abba imma noch „Kleines armseliges Wesen“.

Nein, dat heißt noch nich Göre, dat kommt ja jetz. Pass auf!

Da is so ein Wort aufgetaucht, wat „Gurre“ hieß, so in etwa um dat 13. Jahrhundert ausm Mittelhochdeutschen. Dat hat sich dann wohl im Niederdeutschen, wat so nördlich in Deutschland bis nach Holland hin gesprochen wurde in Göre umgewandelt. So jetz kommt dat, wasse wissen muss!

Ja klar, spann ich dich aufe Folter, wat „gurre“ heißt. Dat is ja dat spannende. Also Augen und Ohren auf: “Gurre” steht für “schlechte Stute”.

Jetz komma runter! Siehse aus wie n Pferd? Na also!

Ach du liebst Pferde? Na, dann is dat doch nich so schlimm. Denn im Mittelalter, sind die weiblichen Pferde nich so beliebt, wennse nich gebären. Dat is fürn Bauern oder auch Ritter, die jeweils Pferde für die Feldarbeit oder Soldaten brauchte, keine gute Sache. Und wenn die Frauen zuhause…. Na, du muss wissen, dat die Männer früher dat sagen hatten….naja, wenn die Frauen rumgezickt haben, so wie du, also faul oder schlecht fürt Gemüt, verzogen, unfug treibend waren, dann waren dat auch „Gurren“. Dat is ja meist so, wennse inne Pubertät sind. Keine Angst, hatte meine auch. Du wills nich wissen, wie ich mich früha benommen hab, als ich Vierzehn bis Sechzehn war…

Also ausm Wort „Gurre“ für „schlechte Stute“ hat sich dat inne Männerwelt durchgesetzt die verzogenen Mädels als „Göre“ dann zu bezeichnen.

Jetz ma ruhich, Braune. Ich hab dich doch noch nich als Göre bezeichnet. Ich will dir dat doch nur erklären. Eine Minute noch, denn et kommt jetz wat Besonderet. Denn wenne dich ma zu wat Besonderem entwickeln tus, dann wirse vielleicht so eine Grant Dam, wie die Franziska zu Reventlow.

Wat Grant Dam is?

Dat is ausm Französischem. Heißt so viel wie Große Frau übersetzt. Moment mal! Klugscheißer bin ich nich. Hab mich einfach ma schlau gemacht. Bisse nich neugierich, wer die Grant Dam war, also Franziska von und zu?

Also die Franziska zu Reventlow war eine selbstbewusste, kesse und abgebrühte junge Frau. Die hat Bücher geschrieben. Romane und Bühnenstücke, die vor allem im Berliner Miliö spielten. Keine Ahnung, ob du da nochn Roman von der kriss. Da musse ma inne Buchhandlung oder im, wie man so schön sacht: Internet gugeln.

Also die Romane und Stücke von der spielten in den wilden 1920er und 1930er Jahren, als nachm großen ersten Weltkriech, die Frauen alle selbstbewußter wurden, weil die anne Heimatfront überall ran mussten, weil die Männer innen Kriech zogen. Die wurden Schaffner, schraubten Bomben zusammen anne Werkbank, wurden Apothekerinnen, die ersten studierten besondere Fächer, wie Medizin und eröffneten Hotels oder eine Bank. Bevor da die Nazis kamen, war da für Frauen schon ein Weg offen nach oben. Dann sollten die nur noch gebären… Abba ich komm vom Thema ab. Also die spielten im Berliner Miliö der Mittelschicht und ärmeren Proletariats.

Wat Proletariat is? Na, hasse nich inne Schule zugehört? Die Proleten waren die Arbeitsklasse und die Mittelschicht eher die Angestellten und Kleinbürger, die ein gemütlichet Zuhause haben wollten. Da gabet schon ma Reibereien zwischen die, wennse zusammen anne Theke standen, weil die einen wollten eben Regieren, während die Mittelschicht eher regiert werden wollte, abba nich vom Proleten, deswegen… Ja, ja. Ich soll aufn Punkt kommen. Ich weiß…

Du muss auf jeden Fall noch von einer Bescheid wissen: Claire Waldorff !

Die kam echt von hier! Die is geboren bei dir umme Ecke in Gelsenkirchen 1884, als Claire Wortmann! Nein, die lebt nich mehr. Die hättse gern kennengelernt, klar. Die is alt geworden, abba starb 1957 in Bad Reichenhall. Keine Ahnung, ob die da zuviel Kurwasser gesoffen hat. Abba wat wichtich is, is, dat die eine Volkssängerin der Kleinkunst wurde. Sie war die deutsche Interpretin verschiedener Genres, also von Proletentum bis Großbürgerschaft, die Texte von Kurt Tucholski und Eduard Künecke, um nur zwei berühmte Persönlichkeiten aus der Zeit mit treffenden Vertonungen zur Zeit des Vulkanischen Umtriebs in Wort und Ton zu nennen.

Und wenne ne „Goldene Göre“ werden wills, dann musse wissen, dat die seit 2003 dat „Deutsche Kinderhilfswerk“ als Preis verleiht. Dat is einer der höchstdotierten Preise für wenne dich da für Kinder und Jugendbeteiligung beteilichst. Wat man da machen muss?

Da gehse ma schön brav gugeln. Und dann tusse ein gutet Werk für deine Altersklasse und kriss nochn Preis dafür, Du „Göre“!

Geht doch! Danke dir für den Platz, abba jetz muss ich leider aussteigen ausse Straßenbahn. Denk ma drüba nach, wenne nächstet Mal einen alten Sack wie mir, keinen Platz inne Straßenbahn anbietes. Ich kann im Gegensatz zu dir nich mehr so lange stehen und meine Augen können dat daddeln da mit deiner Fingerfertichkeit auch nich mehr hinkriegn.

Ja, danke für die Besserungswünsche, wennet noch wat wird. Bis nächstet Mal und vielleicht les ich ma wat inne Zeitung von dir! Wat ne Zeitung is? Dat erzähl ich de nächsten Fahrt, wenn ich sitze, dat is ein längeret Thema und jetz muss ich abba. Tschüskes!

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Göre – Erklärvideo bei der Ruhrpottgöre in „Heimatliebe Ruhrgebiet“, Essen – LImbecker Platz 1

Weitere Informationen/Buchtipps/CD-Tipps:

Claire Waldorff:

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Franziska von Rewentlow:

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Zur „GOLDENEN GÖRE“ vom DEUTSCHEN KINDERHILFSWERK:

ZUM ANMELDEN des AKTIONSPREISES (Anmeldeschluss ist der 31.01.2022):

https://www.dkhw.de/aktionen/deutscher-kinder-und-jugendpreis/

BISHERIGE PROJEKTE: Impressionen der letzten Jahre | Deutsches Kinderhilfswerk (dkhw.de)

Wer dem Kinderhilfswerk etwas spenden möchte: Ihre Spende für Kinder | Deutsches Kinderhilfswerk (dkhw.de)

Quelle:

Peter Honnen: Wo kommt dat her? Greven Verlag

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www.de.wikipedia.org/wiki/Göre

www.de.wikipedia.org/wiki/Fanny_zu_Reventlow

www.de.wikipedia.org/wiki/Claire_Waldoff

www.dwds.de/wb/Göre

+Podcast I +Fotos I Patrick Paulick, ein Freund von Lochnagar – im Gedenken an die Gefallenen des I. Weltkrieg aus dem Ruhrgebiet

Zum Gedenken an den Tag des Waffenstillstands am 11.11.1918 habe ich ein besonderes Interview mit Patrick Paulick, ein Mitglied und Helfer im Verein „Friends of Lochnagar“, geführt.

Er erzählt seine Gedanken und Verbindung zu einem besonderen Tag, der jedes Jahr in England und Frankreich bewußt gefeiert wird und sich immer am 11.11. eines jeden Jahres jährt. Normal wird in Deutschland der Beginn der Karnevalszeit gefeiert. England und Frankreich feiern dagegen mit Feuerwerk das Ende des Ersten Weltkriegs. Sie finden es traurig, dass die Deutschen trotz verlorenen Krieges in dieser Form den Waffenstillstand nicht mitfeiern, der verhindert hat, dass noch viele mehr im Kriegsfeld ihr Leben verloren hätten. Deutschland gedenkt bedächtig den Toten des ersten Weltkriegs seit 1919 durch den staatlich eingeführten Volkstrauertag ohne Feuerwerk und ohne Franzosen und Engländer. Aber den noch größeren II. Weltkrieg mit 60 Millionen Opfern inklusive des Holocausts, wird der Tag eher mittlerweile zu einem Gedenktag für Opfer von Gewaltherrschaft der Nazis.

Nur wenige, gerade aus der jungen Generation, empfinden kaum einen Bezug zu der Zeit, dessen Krieg der Ursprung von Tod und Leiden des II. Weltkriegs ist. Darunter zählen auch für den verlorenen I. Weltkrieg einfach propagandistisch von den Nationalsozialisten verantwortlich gemachten Juden. Sechs Millionen Juden wurden systematisch im Holocaust getötet. Es darf auch nicht vergessen werden, dass die Osmanische Regierung im I. Weltkrieg den Holocaust von Armeniern veranlasst hat. Der heute immer noch sehr umstritten im türkischen Parlament diskutiert wird. Und bis heute nicht richtig aufgearbeitet wurde. Das die damaligen Kolonien ebenfalls schon vor dem I. Weltkrieg Holocausts in Teilen von bestimmten Völkern, wie z.B. die Hereros durch die Deutschen Kolonisten, hinter sich haben und Soldaten herangezogen wurden, die für die Länderherren in den Krieg gezogen wurden, für den sie bestimmt nichts konnten und auch in Verdun auf den Schlachtfeldern ihr Leben verloren haben, wird ebenfalls vergessen.

Deutschland bereitet sich am 11.11. eher für den Karneval eines jeden Jahres vor. Karneval ist in Deutschland heute wichtiger als ein unrühmliches Waffenstillstandsabkommen eines verlorenen Krieges. Aber es darf nicht vergessen werden, dass eben durch den damals schrecklichen Krieg mit all seinen Konsequenzen für das 20. Jahrhundert, die heutige Freiheit entstanden ist, die wiederum vom heutigen Terror von Außen bewahrt werden muss.

Der Präsident der Franzosen Charles de Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer schüttelten sich die Hände und begannen die jahrhundertealte Feindschaft zu einer Freundschaft umzufunktionieren, um diese Kriege nicht wiederholen zu lassen. Der Freundschaftsvertrag vom 22.1.1963 sollte der Anfang einer gemeinsamen friedlichen Gestaltung von Europa sein. Denn wenn man in den Gängen der in der französischen, britischen oder deutschen Gräben mit noch vorhandenen verrosteten Stacheldraht steht, dann waren sie alle Brüder im Feld, die sich gegenseitig umgebracht haben. Sie haben ihr Leben verloren oder gerade noch überlebt für Machtansprüche von hohen Militärs und Politikern, egal von welcher Seite.

Engländer und Franzosen würden sich über mehr BesucherInnen aus Deutschland freuen, um den Waffenstillstand am 11.11. eines jeden Jahres gemeinsam mit einem Glas Wein, Sekt oder Bier zu feiern und sich über den heutigen gemeinsamen Frieden freuen. Denn die Front verlief nie durch Deutschland, sondern durch Frankreich.

Der Bottroper Patrick Paulick fühlt mit den Franzosen und Engländern. Er hat es sich zur lebenslangen Aufgabe gemacht diesen friedlichen Zusammenhalt zwischen den Ländern durch Ausgrabungen und Instandsetzung von Gegenständen, Gräben und Stollen des ersten Weltkriegs sichtbar zu erhalten. Die Schrecken der vier Jahre anhaltenden Kriegswirren mit über 15 Mio Toten weltweit sollen vorzeigbar bleiben und erinnern. Im Podcast berichtet er über seine Vereinstätigkeit bei „Friends of Lochnagar“ und seine Leidenschaft, das kleine eigene Museum, und wie er durch seinen Vater dazu bewegt wurde:

Video-Podcast bei Youtube mit eingebauter Schweigeminute am Ende:

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Das Bild zeigt von oben nicht unbedingt die Auswirkung der Untertagemine. 90 Meter Breite hat der vulkanartige Kegel. Drumherum findet auf dem ehemaligen Schlachtfeld, wo tausende von Soldatenleichen lagen ganz normale Landwirtschaft statt. Beim Umgraben der Erde findet sich immer wieder etwas aus der Zeit der Schlacht des I. Weltkriegs. Z.T. werden auch Chemiebomben, wie Senfgas, gefunden, die von Deutschen erstmals angewendet wurden – Foto: „Friends of Lochnagar“

Keine 25 Jahre alt und irgendwie anders als seine Generation, das ist Patrick Paulick. Als Knirps wurde er von seinen Eltern nicht nach Mallorca mitgenommen, sondern nach Verdun und an die Somme. Nicht um sich in die Sonne zu legen, sondern um Knochen und Munition aus dem ersten Weltkrieg auszugraben. Seine Generation interessiert sich sehr wenig für Historische Dinge die im Zusammenhang mit dem ersten Weltkrieg stehen. Doch es ist seine Herzensangelegenheit auch Soldaten aus dem Ruhrgebiet, die noch als Vermisst gelten zurückzuführen zu den Familien. Dies hat Patrick mit seinem Vater und Bruder insgesamt fünf Mal geschafft, was nicht einfach ist, wenn man die Narben der Landschaft immer noch sieht. Wege dürfen nach über 100 Jahren nicht verlassen werden. Granaten und auch Minen oder Chemiebomben sind immer noch zu finden, obwohl schon die Wehrmacht im zweiten Weltkrieg durchmarschiert ist.

Patrick Paulick als Kind an der Somme bei seinen ersten Berührungspunkten – Foto: Paulick

Patrick kann französisch sprechen und hat in Frankreich Freunde gefunden. Frankreich ist seine zweite Heimat geworden. Er gehört 100 Jahre nach dem Waffenstillstandsabkommen von 1918 einer Generation an, die in Frieden und Freiheit leben können. Wäre er um 1890 geboren, hätte er sich im zeitgemäßen Patriotismus vielleicht freiwillig gemeldet und für Kaiser und Vaterland gekämpft. Vielleicht wäre er auch im Feld geblieben, zerfetzt von Maschinengewehrkugeln, Minen, Granaten, Chemiebomben oder durch Luftangriffe. Heute kann er mit den Briten und Franzosen lachend am Tisch sitzen in Frieden und Freiheit.

Unbewußt wurde im ersten Weltkrieg um die Freiheit von Heute gekämpft. Doch die Auswirkungen waren erst einmal das Aufblühen von Antisemitismus. Die Juden wurden mit der Dolchstoßlegende, dass die jüdische Heimatfront den Krieg den deutschen Militärs in den Rücken gefallen wären, belegt. Der Nationalsozialismus wurde stark mit einer verabscheuungswürdigen Ideologie, die in einen zweiten Weltkrieg mit 60 Millionen Toten mündete, wovon akribisch mit deutscher Gründlichkeit (Stichwort Wannseekonferenz) der Holocaust, also die sogenannte Endlösung der Juden verfolgt. 6 Millionen wurden in Augen der Nazis vernichtet. Schon die deutsche Worterfindung ist ein Schrecken für die Nachwelt. Doch es gibt weiterhin Leugner und Menschen, die diese Taten der damaligen Generation als ein Kürzel in der Geschichte bezeichnen und endlich ein Schlusstrich gemacht werden müsse.

Die Auswirkungen durch den verlorenen I. Weltkrieg, die wirtschaftlichen Probleme durch die hohen Reparationszahlungen an die Alliierten, weil Deutschland die komplette Schuld auferlegt wurde, ließ diese Ideologie erblühen. Und wie im Mittelalter wurden neben den Juden, Romas und Sintis, Homosexuelle oder politisch anders denkende Personen, für den verlorenen I. Weltkrieg verantwortlich gemacht. Natürlich ist der alte Feind Frankreich und Großbritannien weiter Schuld an dem Leid der Deutschen gewesen. So gesehen ist allein wegen dieser ideologischen Verblendung schon der I. Weltkrieg die Urkatastrophe des 20. Jahrhundert, die sich nach dem II. Weltkrieg noch in die ideologische Aufteilung der demokratischen und den kommunistischen Staaten mit dem Kalten Krieg auswirkte. Heute wirkt sich diese Ideologie weiter in der Verantwortungsverschiebung in der Pandemie, das gewählte Regierungen Freiheiten entnehmen, die jedoch nur die Gesundheit der Bevölkerung schützen möchten.

Die Nazis nutzen diese Verordnungen und drehen den Spieß um. Sie reden von Freiheit für das Volk, das sie selbst unterdrücken würden mit unmenschlichen Verordnungen und eingerichteten neuen Konzentrationslager für Personen die nicht in den ideologischen Kram passte. Hätten die Nazis gesiegt mit ihrer Ideologie, würden wir nicht in dieser Freiheit von Heute leben. Die Zeit der 1920er waren geprägt von Unruhen, Terroranschläge auf unterschiedliche politische Lager und Hunger durch eine horrende Inflation 1923 und Weltwirtschaftskrise von 1929. Der Weg für eine Gewaltherrschaft unter Adolf Hitler wurde geebnet. Der verlorene I. Weltkrieg hat seinen unrühmlichen Teil dazu beigetragen, Freiheit und Demokratie im jungen Deutschland im Keim zu ersticken, aber auch nach 12 Jahren Naziherrschaft und dem II. Weltkrieg, eine neue Möglichkeit, den Weg von Heute, den endgültigen Weg der Weimarer Republik weiter zu gehen, nämlich in Freiheit und Demokratie, die wir heute erleben dürfen. Dafür setzt sich Patrick und seine Familie auch in Zukunft mit Ihrem Tun ein.

Gedenkstein für die Opfer der beiden Weltkriege und dem Rathauskampf 1919 auf dem Westfriedhof in Bottrop – Foto: André Brune

Der Rathaussturm in Bottrop am 19.2.1919 sind Auswirkungen vom I. Weltkrieg und in vielen Teilen der jungen Republik Deutschland passiert
– Foto: André Brune

Der Ruhrpottologe möchte nicht in eine Schublade gesteckt werden. Der Blog soll nicht nur humorvoll Ruhrpottwörter erklären und tolle Menschen, die das Ruhrgebiet von Heute prägen, sondern auch Dinge ansprechen auf Hochdeutsch, wenn es sein muss, die ebenso wichtig in der Geschichte des Ruhrgebiets waren und sind. Deswegen habe ich einen Podcast mit Patrick Paulick zum zweiten Mal gemacht, weil er diesen besonderen Verein unterstützt: „Friends Of Lochnagar“.

Einige Ausgrabungsutensilien und eine französische Uniform des I. Weltkriegs – Foto: Patrick Paulick
Patrick Paulicks Vater Markus bei einem Vortrag über eine Ausgrabungssituation – Foto: Patrick Paulick
Patrick Paulick bei Instandsetzungarbeiten an der Somme mit Vater Markus und Bruder Marcel – Foto: Markus Paulick

Das beeindruckte mich, das ein junger Mann, der mein Sohn sein könnte, sich entschieden hat, das Feld des Todes aufzusuchen, zu graben, aufzuräumen und anderen zu zeigen, wie es war und nicht mehr wiederholt werden sollte. Er baut mit französischen Freunden alte Gräben zu Anschauungszwecke wieder auf. Er zeigt damit die schrecklichen Seiten des Krieges. Und mit unserem Geplauder über den Weltkrieg, Einsichten und Ansichten, machte er mich neugierig, so dass ich vorhabe, obwohl ich schon mal vor Ort war und vor dem Beinhaus von Verdun stand, wo 700000 Soldaten in einem halben Jahr gestorben sind, mitzufahren und zu helfen, wenn es die Zeit erlaubt.

Lochnagar – ein 90 Meter breites Loch und 21 Meter Tiefe mitten in der französischen Landschaft durch eine britische Untertagemine erzeugt. Die Teile sind bis zu 1 km in den Himmel geflogen, berichteten Augenzeugen – Foto: „Friends of Lochnagar“
Der Friedhof und das Beinhaus von Verdun, wo insgesamt auf beiden Seiten der Fronten um die 700000 Soldaten ihr Leben verloren haben – Foto: „Oussaire Douamont“
Im Beinhaus liegen unzählige Knochen und Schädel von gestorbenen nicht mehr auf dem normalen Friedhof zu beerdigenden Soldaten aus der Verdunschlacht zwischen 21.2.1916 und 18.12.1916 – Foto: „Oussuaire Douaumont“
Das Beinhaus der Gedenkstätte für die Opfer von Verdun von Innen – Foto: „Oussuaire Douaumont“
Die Grabenanlage und Stollen „Kronprinz“ in den Argonnen restauriert wieder zugänglich für BesucherInnen. Schülergruppen richteten die Holzwände her – Foto: Michael Prisille
Noch nicht zugänglicher Stollen „Eduard“ – Foto: Michael Prisille

Wer mehr wissen will kann sich folgende Filme auf Youtube ansehen:

Interessante Links und Shownotes zum Podcast:

Patrick Paulick engagiert sich mit seinem Vater im Verein „Friends of Lochnagar“
https://lochnagarcrater.org/conserve/friends-of-lochnagar/
***

Eine interessante Internetseite über die Schlacht um Verdun von Michael Prisille:

https://www.verdun14-18.de

***
Interessante Youtube-Filme zum Thema

über den Lochnagar:

Mine Explosion – YouTube

Lochnagar Crater – Mines – YouTube

Lochnagar Crater – Attack on La Boisselle – YouTube

This WWI Explosion Left a Hole 70 Feet Deep | Lochnagar Crater – YouTube

The Blast that Obliterated 10,000 Germans – YouTube

 The First World War – Lochnagar Crater – YouTube#

 Der Waffenstillstand 1918 | Karambolage | ARTE – YouTube

über die Schlacht von Verdun:

Verdun is a Human Slaughterhouse | Apocalypse: WWI – YouTube
Verdun Battle Scenes (1916) – YouTube
Schatten von Verdun – YouTube
German Werth – Augenzeugen berichten über: Verdun 1916 (Teil 1) – YouTube
100 Jahre Schlacht von Verdun – YouTube
Verdun – Sie werden nicht durchkommen! Doku (2014) – YouTube
Fort Douaumont – YouTube
The First World War – Verdun – Fort Douaumont – YouTube

VERDUN Heute | Dieser Ort forderte 700000 Opfer – Vlog #8 – YouTube

Allgemeine sehenswerte Dokumentationen über den I. Weltkrieg:
Der Film von Peter Jackson:  They Shall Not Grow Old (OmU) – YouTube

DIE WELT – Die Narbe. 100 Jahre Erster Weltkrieg – Eine Reise an die Front – YouTube
Apokalypse – DER ERSTE WELTKRIEG (1): Pulverfass Europa | HD Doku – YouTube
Apokalypse – DER ERSTE WELTKRIEG (2): Stellungskrieg | HD Doku – YouTube
Apokalypse – DER ERSTE WELTKRIEG (3): Die Hölle der Front | HD Doku – YouTube
Apokalypse – DER ERSTE WELTKRIEG (4): Kriegseintritt der USA | HD Doku – YouTube
Mit Jubel in die Hölle 100 Jahre Erster Weltkrieg Doku HD – YouTube
Der Erste Weltkrieg – Die Gashölle oder auch Apltraum Ypern – Dokumentation – YouTube
***
Weitere Informationen im Youtube-Kanal:  Ruhrpottologe André Brune – YouTube 

Eröffnung der Rubrik POTTsteine mit der Verlegung der Stolpersteine in Bottrop am 9.11.2021

Zum Erhalt der geschichtlichen Erinnerung und Mahnung, damit sich die Geschichte der ideologischen Tötungsmaschinerie der Nationalsozialisten nicht wiederholt widme ich als Blogger dieses ernste Thema den POTTmenschen, die zum Großteil dieses Regimes nicht überlebt oder nur knapp entkommen konnten. Es ist mir eine Herzensangelegenheit dies in diesem Sinne zu tun für alle Ruhrgebietsstädte.

In den ersten Erwähnungen finden sich die am 9.11.2021 neu verlegten Stolpersteine

In der Nacht vom 9.11.1938 auf den 10.11.1938 wurden in ganz Deutschland Synagogen und Bethäuser von Juden verbrannt oder verwüstet, Geschäfte zerstört und geplündert, Jüdische Männer und Frauen geschlagen und auch getötet. In Bottrop wurde das Bethaus an der Tourneaustraße von Innen zerstört. Nach dem Krieg wurde es ein Möbelhandel. Bottrop gehörte zu den Judenfreien Städten Deutschlands. Das Ziel Menschen anderen Glaubens verantwortlich für einen verlorenen Weltkrieg zu machen, den sie nicht verursacht haben und mit herangezogenen jahrhundertealter Vorurteile gegenüber dem Judentum. Die Juden, aber auch Sinti und Roma wurden innerhalb der zwölf Jahre andauernden Herrschaft der Nationalsozialisten ideologisch systematisch diskreditiert, erniedrigt, verurteilt, entmündigt, zur Flucht gezwungen oder am Ende einer Tötungsmaschinerie zugeführt, die in der Weltgeschichte einmalig in dieser Form war.  

Stolperstein für August Steinsiek vor dem Einlass in den Boden – Foto : André Brune

Der Ruhrpottologe André Brune behandelt diesen erinnerungswürdigen Tag als eine Herzensangelegenheit mit dem Aufruf gegen terroristischen Nationalismus und für das Hochhalten der Erinnerung, dass sich diese Geschichte nicht noch einmal wiederholt. Die Geschichte aller auf den Stolpersteinen im Ruhrgebiet muss erzählt und erhalten werden, deswegen wird dieser Bericht für die einzelnen Stolpersteinmenschen auch unter der neuen Rubrik POTTsteine als Würdigung in den Blog einfließen und erhalten bleiben. Da dies eine eher humorlose Angelegenheit ist, aber dennoch wichtig für die Geschichte des Ruhrgebiets, hielt ich es für wichtig, dies in den Blog mit einzubauen und auch auszubauen. Mit den Bottroper Stolpersteinen fange ich an.

Am Haus Overbeckstr. 35 ist der Stolperstein von August Steinsiek

Exakt am 9.11.2021 wurde die im letzten Jahr wegen der Pandemie ausgesetzte Stolpersteinverlegung für weitere BottroperInnen, die unter dem nationalsozialistischen Regime gelitten und gestorben oder geflüchtet sind, ausgeführt. Ob Jüdischen Glaubens, einer im Sinne der NSDAP falschen Partei zugehörig oder einfach nur regimekritische Äußerungen getätigt haben wurden vier neue und fünf ältere nach neuesten Nachforschungen ersetzt, wie z.B. der Stolperstein für Julius Dortort.

Ich war anwesend bei der Stolpersteinverlegung für August Steinsiek, geb. 1889, verhaftet 1939 nach Sachsenhausen und dann Dachau geschickt, dort am 10.11.1940 ermordet. Er war kein Jude, hat sich keiner Widerstandsbewegung angeschlossen, jedoch sagte er seine Meinung offen. August Steinsiek, war kein Jude, aber wahrscheinlich nahm er sie in Schutz und kritisierte das Umgehen mit Menschen im Land. Bis Nachbarn ihn denunziert haben. Er war der Erbauer der Stadtteiche in Bottrop und als angesehener Bottroper Bauunternehmer dann plötzlich „einfach weg“ aus der Wohnung der Overbeckstr. 35. Oberbürgermeister Bernd Tischler übernahm die Patenschaft des Stolpersteins und würdigte ihn in einer Rede. August Steinsieks Enkel Hans-Joachim Steinsiek hielt abschließend eine kritische Anmerkung über den Umgang mit der Bottroper Geschichte. Bestimmte beamtete Personen wurden entnazifiziert und konnten unbehelligt ihren Lebensabend verbringen, obwohl sie als Schreibtischtäter mitverantwortlich waren für das Leid nicht weniger BottroperInnen.

Enkel Hans-Joachim Steinsiek mit Familie, der Leiterin des Bottroper Stadtarchivs Heike Biskup und dem Paten des Stolpersteins Oberbürgermeister Bernd Tischler vor dem Einlass des Stolpersteins – Foto: André Brune

Die etwa 50 Anwesenden, darunter auch ein Urenkel von August Steinsiek, Jöran Steinsiek, bekannt von den Essener Stadtgesprächen oder auch aus Sonnenklar TV, lauschten der folgenden Rede vom Oberbürgermeister Bernd Tischler, der mir seine Originalrede aus der Manteltasche heraus zur Verfügung für den Blog schenkte und hier als Original nun bildlich abzulesen ist:

Die Originalrede des Stolpersteinpatens Oberbürgermeister Bernd Tischler Seite 1 – Foto : André Brune
Die Originalrede von Bernd Tischler Seite 2 – Mit herzlichem Dank an den Bottroper Oberbürgermeister , das sie hier bildlich festgehalten werden kann für die Nachwelt und Leserschaft! Foto : André Brune (leider etwas zerknittert durch die Manteltasche des Oberbürgermeisters)
Rede des Enkels von August Steinsiek: Hans-Joachim Steinsiek

Anschließend besuchte ich die anderen Stolpersteinverlegungsstellen und machte für die Nachwelt Fotos für den Blog. Da sind die folgenden Personen zu nennen:

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Foto-Film – Zusammenstellung der Stolpersteinverlegungen in Bottrop am 9.11.2021 mit Teil der Rede vom Oberbürgermeister Bernd Tischler

Julius Dortort, geb. 1891 in Zydaczow geboren, deportiert 1942 nach Riga, dann über Kowno nach Dachau Ermordet am 18.1.1945

Stolpersteine für die Familie Dortort – Foto : André Brune

Emil Dortort, geb. 1924 in Zydaczow, Flucht 1939 nach Belgien und Frankreich, ermordet im KZ Majdanek

Martha Dortort, geb. 1922, deportiert 1942 nach Riga, 1944 Stutthoff ermordet

Joseph Dortort, geb. 1928, Flucht nach Belgien und Frankreich, überlebte als einziger der Familie, die ein Bekleidungsgeschäft in Bottrop hatten und es erweiterten mit einer Möbelhandlung. Sie wohnten auf der Kirchhellener Straße 46 unweit des jüdischen Bethauses. Als gebürtige Ostpolen, die sich in Bottrop ein neues Leben aufgebaut haben, bekamen sie von den Schlägertrupps das Geschäft und die Wohnung stark verwüstet.

In der Bergstr. 1 wurden fünf Stolpersteine für die Familie von Adolf Krauthammer verlegt, bzw neuverlegt nach neuesten Erkenntnissen, wie bei der Familie Dortort:

Wohnhaus der Familie Krauthammer – Foto : André Brune

Chilli Krauthammer, geb. 1885, aus Galizien, eingewiesen 1937 in die Heilanstalt Münster wegen chronischer Hirnhautentzündung. Verlegt und ermordet am 27.9.1940 in der Euthanasie-„Aktion T4“, gehörte sie zu den ersten „Proben“ für die großgeplante Judenvernichtung mit Gas.

Adolf Krauthammer, geb. 1883 in Nizniow (Galizien) gedemütigt und entrechtet, starb am 13.1.1941 in Bottrop: lebte seit 1913 in Bottrop. Startete mit einer Eierhandlung, dann mit einem Möbelgeschäft mit Osias Häusler. Er war von 1919 bis 1932 Vorstandsmitglied der Synagogenuntergemeinde Bottrop und ab 1932 stellvertretender Repräsentant der Synagogenhauptgemeinde Bottrop.

Die Stolpersteine der Familie Krauthammer – Foto : André Brune

Max Krauthammer, geb. 1910 in Velbert, konnte 1934 über Frankreich nach Palästina fliehen, genau wie sein Bruder Walter, geb. 1912, der die Flucht 1936 nach Palästina schaffte.

Heinz Krauthammer, geb. 1925 in Bottrop, wohnte ab dem Tod seines Vaters Adolf im Februar 1941 bei seinem Okeln Josef. Er wurde 1942 nach Riga deportiert, 1943 Riga-Kaiserwald, 1944 nach Stutthof. Am 16.9.1944 kam er in das Außenlager von Buchenwald „Bochumer Verein“ ganz in der Nähe von Bottrop. Die Spur verliert sich im Hauptlager Buchenwald, wo er am 21.3.1945 zurückgebracht wurde. Die Befreiung am 11.4. hat er wahrscheinlich nicht erleben können.

Ein weiterer besonderer Stolperstein ist

Ernst Ender, geb. 1891 war im Widerstand und bei der SPD. Wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ wurde er am 13.7.1936. verhaftet und kam ins Zuchthaus Herford. In „Schutzhaft“ genommen 1938 nach Buchenwald überführt, wurde er am 18.2.1941 entlassen. Von der Militärregierung wurde er am 1. Juli 1946 zum „Stadtverordneten-Vorsteher“ und Nachfolger von Oberbürgermeister Franz Reckmann ernannt bis zu den Wahlen am 13.10.1946. Aus gesundheitlichen Gründen und ein Autounfall wollte er sich nicht zur Oberbürgermeisterwahl aufstellen lassen.

Stolperstein für Ernst Ender

Hier der komplette Textinhalt mit Urheber und entsprechenden Stolperstein-Paten im Original mit freundlicher Genehmigung vom Stadtarchiv Bottrop:

Gesamtzusammenstellung Stadtarchiv Bottrop

BOTTROPER STRASSENNAMEN – Teil 4: Tourneaustraße

Herkunft, Bedeutung, Gegenwart

Straßennamen begleiten uns unser ganzes Leben. Dort erleben wir unsere Kindheit, Heiraten, Arbeiten, Besuchen, Leben und Sterben. Das sind unsere Heimatstraßen. Doch die Straßennamenbedeutung ist für uns eher nebensächlich. Woher stammt der Name, was oder wer steckt dahinter und manche würden mit einer Zeitreise gerne sehen, wie sie vor 100 oder 50 Jahren ausgesehen haben mag.

Tourneaustraße, früher Helenenstraße

Eine besondere Bedeutung aller Straßennamen in Bottrop besitzt die Tourneaustraße in Bottrop. Keine 200 Meter lang verbindet sie die Ortbergstraße mit der Kirchhellener Straße und liegt parallel zur Böckenhoffstraße und „Am Lamperfeld“.

Herkunft und Namenserklärung

Bevor sie am 16.03.1938 durch den Rat der Stadt nach dem Bürgermeister und Amtmann Wilhelm Tourneau benannt wurde, hieß sie Helenenstraße. Es ist jedoch nicht herauszufinden seit wann es diese Straße gibt. Schon 1906 ist sie eingezeichnet im Stadtplan. Allerdings gibt es nur am Rand zur Kirchheller Straße Gebäude, der Rest der Straße sind wahrscheinlich Selbstversorgergärten, aber schon eingezeichnete Flurstücke zur Bebauung. Im Stadtplan von 1929 ist auch das Gelände eingezeichnet, wo das jüdische Bethaus gestanden hat.

1906 hieß die Tourneaustraße noch Helenenstraße – in der Mitte ist ein Gebäude eingezeichnet, das von der Lage wie das Bethaus aussieht
Tourneaustraße im Stadtplan von 1938 mit der Hausnummer 5 – das Jüdische Bethaus
Heutige Stadtplan mit der Tourneaustraße – Kartenausschnitte mit freundlicher Genehmigung der Stadt Bottrop

Wilhelm Tourneau wurde geboren in Duisburg am 14.11.1794. Er begann seine Karriere als Bürgermeister von Kirchhellen schon mit 22 Jahren von 1816 bis 1853. Ab 1821 bis 1851 übernahm er dieses Amt auch zusätzlich in Bottrop und Osterfeld. Der Name Tourneau stammt wahrscheinlich aus einer protestantischen Exilantenfamilie aus Frankreich, die zu tausenden im Zuge der Hugenottenunterdrückung nach Preussen flüchteten. In den Befreiungskriegen kämpfte er gegen Napoloen als freiwilliger Jäger.

Wilhelm Tourneau

Nach 1821 verlegte er den  Amtssitz von der Burg Vondern ins Dorf Bottrop, das damals durch die Napoleonischen Kriege schwer verschuldet und verwüstet war. Seiner leidenschaftlichen Tätigkeit als Amtmann ist es zu verdanken, dass aus Bottrop eine aufblühende Landgemeinde wurde. Er setzte sich für eine verbesserte Infrastruktur in die Nachbarstädte ein. Im Winter waren die unbefestigten Straßen oft ein Hindernis und konnten den örtlichen Handel- und Warenaustausch stark verringern. Die in Bottrop ansässigen Bauern sollten dadurch bessere Verkaufsmöglichkeiten bekommen. Auch der Markt in der Dorfmitte florierte unter seiner Führung und wurde zu einer besonderen Institution, fast vergleichbar mit Volksfesten. Tourneau war mit seinen ausführlichen Berichten über die Entwicklung der drei Gemeinden und Finanzen im Regierungsbezirk hoch angesehen. Er ließ die älteste Dorfschule sanieren und baute eine neue in der Boy.

Am 24.8.1851 wurde er jedoch nicht mehr wiedergewählt. Wahrscheinlich dem Alter geschuldet, wurde seine Amtsführung in Augen der Gemeindevertretung nicht mehr zeitgemäß, so wurde sein bisheriger Sekretär Morgenstern als sein Nachfolger gewählt. Nach noch zwei Jahren Bürgermeisteramt in Kirchhellen zog er mitsamt seiner Familie nach Sterkrade, wo er finanzell verarmt mit 66 Jahren verstarb.

Die besondere Bedeutung der Tourneaustraße für Bottrop

Auf der geraden Seite entstand in den 1920er Jahren eine große Backsteinbebauung der „Gemeinnützigen Baugenossenschaft Eigenheim“. Insgesamt gibt es nur 6 zusammenhängende Gebäudekomplexe mit 16 Hausnummern.

Gebäude der „Gemeinnützigen Genossenschaft Eigenheim“ aus den 1920er Jahren auf der geraden Hausnummerseite – Foto: André Brune
Architektonisches Kleinod mit den Holzblenden – Foto: André Brune
Der nach dem Abriss des Bethauses im Jahr 2007 entstandene imposante Neubau mit schönen aufgeteilten Wohnungen – Foto: André Brune

Auf der Ungeraden konnte sich zur gleichen Zeit in Höhe der Hausnummerseite 5-11, die etwa 225 Personen umfassende jüdische Bevölkerung Bottrops ein Bethaus einrichten, wo ungefähr 50 Juden ihren Glauben gleichzeitig ausüben konnten. Das Bethaus wurde bis zur Verwüstung in der „Reichsprogromnacht“ vom 9. auf den 10.11.1938 genutzt. Danach wurde es zu einem Lager umfunktioniert. Zuletzt bis zum Abriss war dort das Möbellager Dümpel & Spörlein.

Der Möbelhandel von Dümpel & Spörlein bis 2007
Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung des Stadtarchivs Bottrop aus Manfred Lück: Juden in Bottrop

Es gibt keine Fotos aus der aktiven Zeit des Bethauses. Eine Synagoge konnte sich die kleine Gemeinde nicht leisten. 1932 vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten lebten in Bottrop 225 Menschen jüdischen Glaubens. Große feierliche Messen wurden entweder in den Synagogen Essen oder Gelsenkirchen-Buer besucht. In einem abgetrennten Raum lag die Thorarolle, ein Schrank zur Aufbewahrung der Schriftrolle und ein Tisch für Kantor und Vorbeter. Daran konnten sich Oskar und Jenny Kleinberger, Nachfahren des Möbelhausbesitzers am Pferdemarkt, bei einem Besuch 1989 noch erinnern.

Grundriss des Bethauses in Bottrop auf der Tourneaustraße 11

Ein besonderes Datum gilt in Bottrop der 27.01.2015. Am Tag genau siebzig Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz wurde gegenüber des ehemaligen Bethauses eine Stele des Künstler Guido Hofmann für jeden Vorbeigehenden sichtbar in Form des Davidsterns aufgestellt. Eine Bronzetafel erinnert an das Bethaus und das Leid der Bottroper Juden und Jüdinnen. Die Stele wurde vom Künstler bewußt aus 100 Jahre alten Ziegelsteine aus einem abgebrochenen Kotten in Feldhausen errichtet. Die Ziegelsteine stammen aus einer Zeit, als die Bottroper Juden hier eine eine rege Gemeinde hatten und ohne Probleme ihren Glauben ausüben konnten.

Zeitungsausschnitt der Bottroper Volkszeitung vom 10.11.1938 über die Reichsprogromnacht.
Besonders makaber ist die Ehrung der darunter geschriebene Beitrag über ein 40jähriges Ehejubiläum

Am Tag der Aufstellung der Stele und Holocaust-Gedenktag kamen rund 250 BottroperInnen, darunter zahlreiche SchülerInnen. Die Männer trugen aus Respekt der jüdischen Religionskultur einen Hut. Oberbürgermeisters Bernd Tischler mahnte mit besonderen Worten, dass die schrecklichen Ereignisse in der Stadt nicht vergessen werden dürfen: „Wir stellen uns gegen alle, die unsere offene und freie Gesellschaft attackieren. Nur wenn wir uns der Geschichte stellen, können wir dafür sorgen, dass sich so etwas nicht wiederholt“. Anschließend sang der Rabbiner der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen-Bottrop-Gladbeck, Chaim Kornblum, das Gebet für alle ca. 6 Millionen ermordeten Juden Europas im zweiten Weltkrieg, zu denen auch der Großteil der Bottroper Juden gehörte.

Der Standort der Stele wurde mit Bedacht und einem Kompromissentscheid gewählt und befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite, wo der Sturm „Ela“ 2013 einen Baum umgeknickt hat und eine leere Stelle hinterließ. Wer die Inschrift liest, schaut nun auf die andere Seite mit einem besonderen Blickwinkel genau auf den früheren Standort des Bethauses, denn die Neu-Eigentümer des Gebäudes 5-11 lehnten mehrheitlich, trotz Zusage des Erbauers Heinrich Jockenhöfer, die Erinnerungstafel an das neue Haus anzubringen ab.

Was passierte in der Tourneaustraße in der Reichprogromnacht am 9./10.11.1938?

Durchgetrichene jüdische Gewerbe im Gewerbeverzeichnis im Adressbuch Bottrop 1938

Die organisierten Schlägertrupps der SA, die Abkürzung für Sturmabteilung, in allen Teilen Deutschlands haben in Bottrop das Bethaus nicht abgebrannt, sondern von Innen verwüstet. Vielleicht entschied die Truppe sich gegen das übliche Verbrennen jüdischer Bethäusern und Synagogen durch die Lage zur Nähe des Rathauses und umliegende Haussiedlungen. Anschließend wurde das Bethaus zu einem Lager umfunktioniert und verfiel bis zum Abriss 2007. Aus dem Inneren des Bethauses und späteren Lagers gibt es leider keinerlei fotografischen Aufnahmen. Im Jahr 2000 wurde eine Tafel zur Erinnerung an die ursprüngliche Funktion und Situation der Bottroper Juden an das ehemalige Bethaus angebracht. Vor dem Abriss wurde sie abgenommen, aufbewahrt und nach dem Einschmelzen mit einer Erweiterung der Inschrift auf die Davidstern-Stele neu angebracht. Es darf nicht vergessen werden, dass auch Bottrop zu den „Judenfreien“ Städten in Deutschland durch die unnachahmlichen und unglaublichen Taten zahlreicher BürgerInnen der damaligen Zeit wurde.

Es darf nicht verschwiegen werden, dass auch am 9.11.1938, in der von den Nationalsozialisten bezeichnete „Reichskristallnacht“ wegen der zerstörten Fensterscheiben unzählige Geschäfte eben auch in Bottrop Zerstörung und Erniedrigung angesehener Bürger, Bürgerinnen und auch lieben Nachbarn brachte. Im Adressbuch von 1938 sind jüdische Gewerbe schon mit einem Lineal durchgestrichen, während auf einer anderen Seite die Parteistruktur der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei ganzseitig aufgelistet ist mit Anschrift und Fernsprechnummer, so hieß früher die „Telefonnummer“ im Verzeichnis:

NSDAP- Gliederung mit Anschrift und Telefonnummer im Adressbuch Bottrop 1938

Verdrängen und Vergessen, Schweigen und Angst

Verwüstetes Möbelhaus von Reichenstein – Bildrechte Stadtarchiv / Stadt Bottrop

Antje Herbst (Admin von der Facebookgruppe Bottrop Geschichte und Geschichten) sagt zum Bild: „So sah es nach der Reichskristallnacht aus. Meine Familie konnte sich noch gut an das Geschäft erinnern. Der Besitzer Reichenstein soll nicht nur ein sehr liebenswerter und wie man sagt „feiner“ Mensch gewesen sein. Er hat es ärmeren Leuten auch ermöglicht, bei ihm günstig Möbel zu kaufen“

Verdrängung und Vergessen und der Verfall des ehemaligen Bethauses ging einher in einer ganzen Generation. Nur wenige Menschen können und wollten sich erinnern und erzählen über das Schicksal der Bottroper Juden. So blieb mir persönlich eine Geschichte einer schon verstorbenen alten Bottroperin im Kopf hängen:

Mein Vater war in der SPD. Wir durften am Tisch nur flüstern, damit er nicht zur Gestapo und am Ende nach der Folter noch ins KZ landete. Wir hatten jüdische Nachbarn. Ich war damals 12 Jahre alt, als ich eines Nachts einen LKW hörte, wie er an der Gladbecker Straße hielt, wo ich früher wohnte. Ich traute mich nicht aus dem Fenster zu sehen, damit mich niemand sah. Wir hatten Angst. Am nächsten Tag sah ich die leere Wohnung unserer lieben jüdischen Nachbarn. Was hätten wir tun sollen?

Sie hatte einen traurigen Blick bei der Erzählung. Sie war damals jung. Hätte sich der Vater gegen die Abholung gestellt, wäre er vielleicht selbst ins KZ mitgenommen worden und hätte seine Familie gefährdet oder zurückgelassen. Die Situation war damals für keine Seite positiv. Jeder und Jede hätte in der gleichen Nacht an die Wand gestellt werden können, wenn gegen die Partei gesprochen wurde. Angst und Verzweiflung auf der einen Seite und Spott, Hohn und Profit auf der anderen Seite, wenn die leeren Wohnungen und Geschäfte mitsamt Inhalt und Vermögen „Volksdeutschen“ zugeführt wurden.

Die andere Geschichte ist auch diese: Als meine Mutter 9 Jahre alt war, endete der Krieg und ein Schweigen und bewußtes Vergessen und Verdrängen legte sich auf die Generation. Ein Nachbar war bei der NSDAP. Ihr wurde eingetrichtert nicht über ihn zu reden. Er lebte unbehelligt und entnazifiziert bis an sein Lebensende. Es war die Angst, die in der Familie immer noch in den Knochen saß und lieber schweigen wollte, statt zu denunzieren. So hat man Menschen geschützt, die anderen vorher geschadet haben.

Antje Herbst : Auch meine Familie hat immer wieder von den Nazis aus der Nachbarschaft (Lehmkuhle) erzählt. Und allen, die in braunen Uniformen durch die Gegend gelaufen sind. Und nach Kriegsende waren sie alle immer gegen das Regime gewesen. Viele von ihnen waren dann ganz aktiv in der Gemeinde St. Barbara und haben bei Prozessionen dann „den Himmel“ getragen.

Was war die SA?

Der national gesinnte Schlägertrupp, der sich in terroristische Straßenkämpfe gegen SPD und KPD-Mitglieder und Juden organisierte, wurde im November 1920 als Turn- und Sportabteilung gegründet und am 5.Oktober 1921 in Sturmabteilung (abgekürzt SA) geändert. Bis zum Kriegsende besaß die SA 4,5 Mio Mitglieder (Quelle: WDR5 – Zeitzeichen am 4.11.2021). Niemand von ihnen wurde für seine Untaten, auch nicht für die Reichsprogromnacht, vor Gericht gestellt. Gesetzlich hat ein Schlägertrupp nicht gemordet und Schläge und Zerstörung wurden als verjährt eingestuft. Unglaublich klingt, das die Gründer unbescholtene protestantische Pastorensöhne waren. Auf manchen Fotos von zerstörten Läden schauen lächelnd einige Personen in die Kamera, als freuten sie sich, diese Zerstörung miterlebt oder mitgemacht zu haben.

Mehr Informationen gibt es hier: Sturmabteilung – Wikipedia

Das Bethaus ist nun verschwunden, aber die Stele erinnert an diese zu Bottrop gehörende Kultur und Religionszugehörigkeit der Juden. Heute leben etwa zehn BürgerInnen jüdischen Glaubens in Bottrop. Ihr Weg zur religiösen Ausübung des jüdischen Glaubens geht in die Februar 2007 mit etwa 400 GemeindemitgliederInnen neu erbaute traditionell-orthodoxen Gelsenkirchener Synagoge in der Georgstraße 2. Die offene Gemeinde, die zum Großteil aus Menschen aus der Russischen Föderation besteht, freut sich über jeden Besucher. Rundgänge für Schulklassen, Vereine oder Privatpersonen sind gern gesehen.

In der alten Synagoge Gelsenkirchens ist der alte Betsaal ein Ort der Begegnung und des Lernens zu einem Seminarraum umgebaut worden. Unternehmen, Schulklassen und Vereine können in einem schönen geschichtsträchtigem Ambiente Sitzungen und Seminare abhalten und gleichzeitig etwas über den jüdischen Glauben lernen. Es gibt seit 2000 den Sportverein „Makkabi“ in der Gemeinde. Quelle: https://iggelsenkirchen.de

Ein kleines Flämmchen jüdischer Kultur und Lebens in den drei Städten Gelsenkirchen, Gladbeck und Bottrop leuchtet. Lieber Leser, Liebe Leserin lasst nicht zu, dass diese Flamme wieder erstickt wird!

Haltet die Stele in der Tourneaustraße in Bottrop und die verlegten „Stolpersteine“ in Ehren, die in Messing eingraviertes jüdisches, aber auch antifaschistisch, regimekritisches Leben und Tod und an ihre ehemaligen Wohnplätze erinnern. Sie bleiben ein kleines Zeugnis für zukünftige Generationen im Ort Bottrop, was passiert ist, damit es sich nicht wiederholt!

In der Bronzetafel der Stele auf der Tourneaustraße ist folgender Text eingraviert:

Die Bronzetafel der Erinnerungsstele auf der Tourneaustraße – Foto: André Brune

Den jüdischen Bürgerinnen und Bürger der Stadt Bottrop zum Gedächtnis, die im Hause Tourneaustraße 3-5 (früher Helenenstraße) ihren Betsaal hatten. Er wurde in der Progromnacht des 9. November 1938 von den Nationalsozialisten verwüstet. Zum Gedenken an unsere jüdischen Bürgerinnen und Bürger, die in den Jahren 1933-1945 gedemütigt, vertrieben und ermordet wurden. Ihr alle, die ihr vorübergeht, kommt und seht, ob ein Schmerz sei wie mein Schmerz, den man mir angetan. (Klagelieder 1,12)

So ist die kleine Tourneaustraße, die ausgerechnet die Nationalsozialisten am 16.3.1938, also knapp ein halbes Jahr vor der Reichsprogromnacht so umbeannt hatten, eine ganz besondere erinnerungswürdige Straße mit doppelter Bedeutung eines hoch angesehenen ersten Bürgermeisters, der Bottrops Weg in die Moderne des 19. Jahrhunderts ebnete und einem Denkmal für ehrenvolle Bürgerinnen und Bürger des jüdischen Glaubens, das an das dort ehemals vorhandene Bethaus, erinnern soll.

Wer nun durch diese Straße geht, kann Gedanken schweifen lassen an eine Zeit des Umbruchs kurz vor der industriellen Revolution mit dem ersten Abteufen der Zechen im Ort und knapp 100 Jahre später ein weiterer Umbruch innerhalb der Bevölkerung Bottrops, wo Nationalismus Tod und Verderben für eine religiöse Minderheit, aber auch Regimekritiker, Andersdenkende und auch viele Zivilisten und ZwangsarbeiterInnen haben durch den Bombenhagel der Alliierten ihr Leben verloren. Diese kleine Straße zeigt in kleinen Schritten den zum Glück nur 12 Jahre andauernden Terror in Stadt und Land. Und heute einen glänzenden Neubau gegenüberliegend des noch wunderbar erhaltenen und sanierten Genossenschaftswohnhauses aus den 1920er Jahren, als das Bethaus in voller Funktion genutzt wurde.

Eingang von der Ortbergstraße aus – Foto: André Brune
Blick von der Kirchhellener Straße in die Tourneaustraße – Foto: André Brune

Inne halten

Wer an der Erinnerungsstele einen Halt macht, sollte die Augen schließen und an diese Umbruchszeiten denken, eine Minute inne halten und dann auf den Rathausturm blicken. Er zeigt mit der Uhr kilometerweit eine neue Zeit: Innovation und Zukunft mit dem Blick nach Vorn ohne je die Vergangenheit zu vergessen, was Bottrop groß, aber auch gleichzeitig klein gemacht hat.

Die Erinnerungsstele mit Blick auf den Bottroper Rathausturm und das Gelände des früheren Jüdischen Bethauses – Foto: André Brune

Quellen:

WAZ vom 7.6.2014, 10.09.2014, 26.11.2014, 23.1.2015, 27.1.2015 – Autor: Dirk Aschendorf

Manfred Lück: Juden in Bottrop Band 1 und 2 – Bildnachweis des Bethauses aus Band 1 mit Freundlicher Genehmigung des Stadtarchivs Bottrop

Josef Bucksteeg: Bottrops Straßen und woran die Namen erinnern – Bildnachweis: Wilhelm Tourneau mit freundlicher Genehmigung des Stadtarchivs Bottrop

Bildnachweise: Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Bottrop, Vermessungs- und Katasteramt und das Stadtarchiv

Fotos: André Brune

Mit Dennis Peter im Flug über Bottrop Radieschen von oben angucken I +Podcast #12 I +Video I Bottrop von oben I +Videopodcast

Bottrop als faszinierender Film von Oben – und wie dat geht!

Hömma! Vor ein paar Wochen habbich zufällich den kleinen Filmausschnitt „Bottrop von Oben“ von Dennis und Marie Peter gesehen. Den Jung musste ich vors Mikro kriegen für einen kleinen Podcast. Wie ist er denn zu der Idee gekommen die kleine Drohne, einer „DJI Mavic Air“,  über Bottrop fliegen zu lassen? 

So entstand vor der Filmpremiere der kleine Podcast, den ich auch mit dem Original-Video mit seiner Erlaubnis verweben durfte als Videopodcast.

Unser Termin war kurz vor der öffentlichen Filmpremiere auf Youtube im Kino „Filmforum“ von Bottrop.

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„Bottrop von Oben“ im Original sehen und staunen:

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Dennis Peter und ich haben uns dann vor der Vorstellung von „Bottrop von oben“ gesehen und gequatscht. Haben uns gemütlich inne Polster vom Kino gefläzt und hatten tatsächlich schon erste Unterbrechnungen nach 20 Minuten. Die ersten wollten sich dat auch schon gemütlich machen. Wir haben die Kürze nochmal draußen genutzt, denn es ging um den Film, der für die anderen Ruhrpott-Städte genauso interessant ist. Doch das Filmen mit einer Drohne ist nicht ganz so einfach!

 

 

 

Dennis Peter mit seiner Filmdrohen „DJI Mavic Air“ im Eingangsbereich vom Filmforum Bottrop – Foto: André Brune

 

Wer etwas filmen will, muss jede Menge Gesetze achten und sich Genehmigungen einholen. Dennis Peters Leidenschaft und Willen diesen Film zu machen war so groß, dass er ihn trotzdem gemacht hat zusammen mit seiner Frau. Es kamen viele Stunden Filmmaterial zusammen. Am Ende wurden es glatte sehenswerte 30 Minuten. In der Zwischenzeit der Dreharbeiten wurde er auch noch Vater. Herzlichen Glückwunsch!

 

Er erzählt von der Premiere vom Kumpel Christos Tsourakis als Sprecher. Der hatte einfach mal die Stimme ans Mikro gehalten und gefühlvoll die Sätze abgelassen. Er hört sich an, wie ein stolzer Steiger, der sacht, wie schön dat is Bottrop von oben zu sehen. Hendrik Schoebel dagegen hat ebenfalls für Lau ein wahres Orchester in der richtigen Tonlage für jede Sequenz erschaffen. Vom Ende kann ich ja spoilern, hier stirbt ja kein Geheimagent.

 

In Bottrop spielt Goldfinger! Die Kamera macht einen Schwenk über den perfekt geschnittenen Rasen hin zur Windkraftanlage, der Zukunft vom Kohlegebiet. Bottrop ist richtig grün geworden, auch wenn in der Anfangssequenz im Süden der Stadt die Kokerei oft genug Unmut erzeugt. Die Musik am Ende war so ergreifend, dat ich einen Klos im Hals hatte.

 

Erstmal weil ich nicht die Kohle bisher hatte den Schläger selber zu nutzen, um zu zeigen, wie dat mit dem Hüftschwung und Putten geht, und weil die Szene auch die grüne Natur gänsehautmäßig rüberbringt. Es ist nicht mehr alles so, wie es mal war. Auch wenn die Kohle und der Stahl dat Ruhrgebiet groß gemacht hat und auch immer noch dat ein oder andere Werk Arbeitsplätze schafft, so is dat doch hier sehr lebenswert.

 

Der Film sollte definitiv auch von Auswärtige außerhalb vom Ruhrpott angesehen werden, wie die Bayern, Sachsen, auch die Angler, also Angelsachsen oder Franzosen. Der Film setzt ein Zeichen, das es sich lohnt nicht nur nach Bottrop zu kommen, wo es tatsächlich zwei Freizeitparkanlagen gibt.

 

 

Filmplakat am Filmforum Bottrop – Foto: André Brune

 

Dennis und Marie und seine Freunde hatten von Anfang an nicht die Absicht damit Geld zu verdienen. Die Werbeeinnahmen von Youtube oder auch die Abgabe des Filmmaterials an die Stadt Bottrop is für Alle eine Herzensangelegenheit. Sie wollen nix damit zu verdienen, sondern nur die Heimat, speziell Bottrop den Bottroper*Innen und auch Touristen aus Oberhausen, Gladbeck und darüber hinaus zeigen, wie schön die Heimat im Ruhrpott ist. Man muss nicht nach Malle oder inne Alpen fahren. Dafür gibts hier Stenkhoffbad und die Halden, wo du Apres-Ski haben kannst.

 

Nach dem Üben in der ersten Indoor-Skydiving-Halle, kannst du dir beim Paragliden von der Halde aus den Hintern über der Kokerei wärmen.

 

Kostenlos auf Youtube ist nun der Film „Bottrop von Oben“ von Dennis Peter zu sehen:

 

 

Dennis Priorität ist jetzt sein Kind. Vielleicht lässt er die Drohne noch über Gelsenkirchen fliegen oder Oberhausen. Wichtig zu wissen ist, das filmen nicht so einfach ist über den Dächern einer Stadt. Die Stadt Bottrop hat ihn dabei unterstützt, wenn es um die Genehmigung der Bezirksregierung ging.

 

Die Hochschule zum Beispiel war auch nicht einfach mal eben zu filmen, denn es mussten erst Genehmigungen der Privatleute eingeholt werden, die in unmittelbarer Nachbarschaft wohnen. Die vielbefahrenen Straßen sind auch ein schwieriges Terrain, weil stürzt eine Drohne ab, gibt es folgenschweres Theater.

 

Trotz einiger nicht gefilmter wichtiger Stadtteilbereiche, ist es filmtechnisch gelungen. Wer den Film gesehen hat, wird es mit Sicherheit als Gesamtbild der Stadt loben.

 

 

Das letzte und einzige Kino vorerst in Bottrop: Das Programmkino Filmforum an der Volkshochschule in Bottrop – Foto: André Brune

 

Dennis Peter ist migrierter Gelsenkirchener. Er ist mittlerweile durch und durch Bottroper und engagiert sich auch politisch für die Stadt mit Herz und Elan.

 

 

 

Der Eingangsbereich zum Kinosaal mit kleinem Restaurant – Foto: André Brune

 

Der Film „Bottrop von oben“ ist eine schöne Geste, eine tolle Idee, ein mit Liebe und Leidenschaft gemachter Film nich nur für BottroperInnen. Man höre und staune: Es gibt erstklassige Hotels, die durch diesen Film kommerziell nur noch auf Gäste warten und sich die Hände reiben. Der freiwillige Erlös am Abend der Kinovorstellung (ich hab da auch den normalen Eintritt in den Schlitz der Förderturm-Spardose von Prosper Haniel reingepackt) ging an den Kinderschutzbund. Danke Dennis für Dein Engagement!

 

 

Als POTTmensch für sein Engagement gehört Dennis Peter mit seiner Frau Marie auf jeden Fall in die Rubrik meines Blogs: https://ruhrpottologe.de/pottmensch

 

 

Neben der digitalen Filmtechnik von Heute, können hier auch alte Klassiker-Filmrollen eingelegt werden – Foto: André Brune

 

Und nun noch auf Ruhrpottisch ein kurzer Abriss, im wahrsten Sinne des Wortes über die Vielzahl auf Einzahl von Bottroper Kinos:

 

Bis inne 1970er gabet hier ne rieisige Kinokultur! Sage und schreibe 11 Kinos mit 1,63 Mio Besuchen zählte man im Jahr 1956. Bis dann der bezahlbare Farbbildfernseher die Wohnzimmer eroberte und die Videokassetten den Kinos schon Anfang der 1970er den Garaus machten. Für dat junge Leserpublikum: Dat sind so rechteckige Teile mit einem Band auf dem aufgenommene Filme abgespielt wurden in einem Gerät, wat aussieht wie ein übergroßet Stück Mauerstein mit einem Schlitz. Da kam die Kassette rein und man musste so ein Pfeil drücken. Dat hieß „Play“ und dann konntese dir „Beverly Hills Cop“ und anderen Kram reinziehen. Manche haben ganze Wände voll mit so Kassetten gehabt, dann kamen inne 1990er die dünneren DVD-Scheiben und is ja davon fast gar nix mehr übrich. Allet nur noch auf irgendwelche großen Computerservern irgendwo inne Karpaten. Kanns dir jetz schöne Bilder anne Wand hängen, Popcorn machen und dann streamen. Kanns abba auch nix mehr aufn Flohmarkt verdienen. Et sei denn, du wills dat Bild weiterverkaufen, wat jetz anne leeren Wand hängt. Regale brauchse ja noch nich mehr für Bücher. Die kannse mittlerweile auch im Smartphone lesen. Und jetz gibbet seit fast 30 Jahren in Bottrop nur noch dat kleine Filmforum-Kino. Et soll abba inne ehrwürdigen Hansa-Center-Hallen widda wat Popcornartiges reingebaut werden. Ich weiß zwar nich wie, abba Bottrop soll widda ein großet Kino bekommen. Und inne leeren Kinosäle kam Schlecker, Friseure, Casinos, C&A und ne Moschee in die Häuser oder ganz wech. Dat nur ma am Rande bisken Kinogeschichte vonne Pottstadt Bottrop.

 

 

Gemütlichet Kino „Filmforum Bottrop“ – Coronabedingt nich voll gemacht worden – Foto: Dennis Peter

 

Irgendwann vielleicht dürfen wir uns dann auch über einen zweiten Teil oder auch andere Dinge mit der Drohne freuen.

 

In diesem Sinne Glück auf Dennis und Marie für Eure weitere Zukunft und Euer Kind!

 

Und Euch liebe RuhrpottlerInnen viel Spaß beim Filmglotzen und Podcasthören!

 

Glück auf!

Der Ruhrpottologe is fast aufgehängt worden im Horrorgarten von Baron Tosun

Hömma! Da sacht mir die Gräfin Beck: Da zu den Tosuns, da musse hin! Da war ich direkt eingeladen zum Horrorgarten. Die Familie Cengiz und Oya Tosun machten sich drei Wochen lang mit inklusive eine Woche Urlaub richtich Mühe für die paar Tage bunten Horror für die Blagen inne Umgebung. Cengiz will immer wat Besonderet zeigen und sucht nach Halloween schon widda wat für dat nächste Jahr.

Der Eingangsbereich bei Familie Tosun – Foto: André Brune

 Von Weitem siehse schon die bunten Lichter und schwebenden Zauberhüte ausm Harry Potter Film. Riesige Figuren, wie Hexen, Kürbisse, Geister, Grinsekatzen und Grabplatten hell beleuchtet und mit Luft aufgepumpt sind aufgereiht und laden zum Augenschmaus bei Klein und Groß ein.

Der Ruhrpottologe André Brune bedankt sich für die Besichtigung im Horrorgarten von Cengiz und Oya Tosun – Foto: André Brune

Du gehs durch dat quitschende Eisentor, wat ganzjährig vonne Bewohner genutzt wird. (Ich will ja nich wissen, wat da so wohnt hinter die vier Wände, wenn dat Tor schon quitscht…) Und kanns dir die Reihe ma in Ruhe ansehen. Rechts is der Eingang in den Horrorgarten um dat Mietshaus herum gebaut.

Gruselich gemütlich gehse durch dat nächste quitschende Tor anne hochgehängten Vogelscheuche vorbei unterm Galgen, an dem ich mich beim durchlaufen fast erhängt hab. Links kannse die Ausstellung „So sieht dat aus, wenne dir ein Atomkraftwerk leistes und explodieren tut“, rechts am brenndenden Skelett stehen gruselige gesichtslose Hexen am grünen Pott und versuchen die Ampel zu kochen mit der Haupthexe namens Annalena. Man hat die sich abba verändert.

Hexe Annalena rührt am Ampelkochtopf – Foto: André Brune
Fukushima im Horrorgarten – Foto: André Brune

Im Horrorhäusken kannse dann im Käfich dat schreiende Blag dir antun und den aufn Tisch liegenden grünem Zaubertrank aus dem Blut von Glibber ansehen. Plötzlich schreit da im Hintergrund die gruselige Hexe. Trotzdem wirkt dat hier so gemütlich mitn Kamin, wenne reinkomms. Is fast wie Hänsel und Gretel ohne Backofen und Lebkuchen aus Menschenfleisch.

Im Horrorhaus – Foto: André Brune

Dann geht’s an einem Horrorbaum vorbei durch den nächsten Gang. Du weiß ja nich, wat dich erwartet. Und dat nächste Zelt steht da mit Horrorclowns jeder Art. Da denkse der Pennywise is da drin, so wie dich die Masken da anglotzen. Wenne aufn Boden irgendwo draufkomms, lacht dich der ein oder andere böse aus.

Der Horrorbaum – Foto: André Brune

Da haben die sich ja richtich viel Mühe gegeben und freuen sich über die vielen Blagen, die da schon um 20 Uhr inne Dunkelheit rumgeistern und gibbeln, wie toll dat is.

Ein Horrorclown im Clownshaus – Foto: André Brune

Süßes und Saures gibbet auf jeden Fall. Und schon seh ich eine Halloween-Familie mit Liebe und Leidenschaft zu Horror und Kindern, richtige Halloweenfetischisten. Respekt für diese Einstellung auch im schlimmsten Sturm und Regen allet fröhlich aufzustellen und die Freude in den Gesichtern von Groß und Klein zu sehen und sich mitzufreuen. Ich hab mich clownsmäßich gefreut dabei gewesen zu sein und freue mich auf dat nächste Jahr, denn da gibbet bestimmt die ein oder andere neue Überraschung.

Ein Blick in den Horrorgarten der Tosuns – Foto: André Brune

Natürlich freu ich mich auf Zuschriften, wenn Ihr da weitere Halloween-Enthusiasten für mich empfehlen könnt für dat nächste Jahr. Dann komm ich abba mit Kostüm, nich dat ich da mitn Messer im Kopp irgendwo im Topf wander, wie bei Walking Dead.

Nach den Dreharbeiten musste ich mich ersma ausruhn. Und da umarmt mich da so eine schrille alte Tote und erschreckt mich. Ne, musste danach ersma wat Bitteres saufen. Bottroper Bier sach ich nur.

Knapp die Pause überlebt – Foto: André Brune
oder doch nicht… – Foto: André Brune

So bedank ich mich bei den Tosuns gewesen zu sein und freu mich für sie und auf die vielen Personen, die dat da sehen wollen, denn et lohnt sich. Leider ist die Tonqualität nicht ganz so wie von mir gewünscht und nicht reparabel. Deswegen komm ich nächstet Jahr widda zu den Tosuns um dat noch besser zu machen bei den Horrorweihnachtsmännern!

Glück auf und ein schönet Halloween-Fest wünscht Euch Euer Ruhrpottologe André Brune

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Der Horrorgarten der Familie Tosun – Durchgang und Interview – Film und Fotos: André Brune

P.S.: Halloweenfetischisten ausm ganzen Ruhrpott bitte hier melden für nächstes Jahr: ruhrpottologe@gmail.com . Kommse auf ne Liste. Die Besten wähl ich aus. Ich kann mich ja schlecht zerreissen. Dann kannse mich da auch irgendwo gerädert aufstellen im Horrorgarten.

Der Ruhrpottologe hat jetzt sechs Beine und mag lecker Mücken im Dungeon von Tanja Siegel

Boah! Wat soll ich sagen? Halloween is ja noch und da muss ich doch gebührenden Respekt an so einige Enthusiasten zollen. Zollgebühr braucht ich nich bezahlen. Aber ich hab da reingucken können voller Begeisterung und landete bei Tanja Siegel im Spinnenhaus.

Der Eingangsbereich ins Dungeon – Foto: André Brune

Voller Inbrunst hat mich die Größte unter ihnen gleich unter ihre Fittiche genommen und mich umgewandelt. Jetz habbich sechs Beine, denn zwei sind mir als achtbeinige Spinne, schon rausgerissen worden im Kampf um die nächste Beute. Trotzdem bin ich schneller als ein Schädlingsbekämpfer mitn Transporter im Stau aufen Ruhrschleichweg. Also ruf mich an und lass ma paar Mücken übrich!

Platz is für Dich noch da! – Foto: André Brune

Im Ernst jetz, da kommse aufe Insel hinter die B224 Richtung Gelsenkirchen – Horst, die Insel, die Bottrop so stiefmütterlich behandelt, obwohl dat noch inne Boy liegt, und denks dir, hier könntese dich zur Ruhe betten. So schön beleuchtet. Und da hat die Tanja mir dat extra um 0.30 Uhr allet nochma angemacht. War schon aufn Wech zu Bett als die Freundin Gräfin Beck sachte, mensch dat muss der Ruhrpottologe doch in sein Blog aufnehmen. Und ich leicht übermüdet, hab mir gedacht, bevor ich widda nach Hause fahr, schnell hin. Morgen habbich keine Zeit nich.

Aufn halben Weg musste ich nochma zurück, weil ich die Hundeleine vergessen hatte… Die Arme musste noch warten. Aussage: Typisch Männer! Na, dat nimm ich nich für krumm. Ich vergesse schon mal dat ein oder andere. Hauptsache die Hosen sind an, wenn ich ausse Tür geh zum Arbeiten. Bis jetz hat dat ja geklappt. Wenn nich mehr, weiß Bescheid, Alzheimer lässt grüßen…

Torwächter – Foto: André Brune

Nu komm ich da durch dat Tor, werd überschwenglich begeistert begrüßt und mir bleibt bei der Mühe vonne Tanja, die da sechs Wochen geackert hat, die Spucke wech. So detailltreu son Friedhof vor die Haustür zu legen. Besser hätt dat die Bottroper Friedhofsverwaltung auch nich hingekricht.

Dann gehse an flammende Totenköpfe an leuchtenden Grabplatten vorbei in dat übern Türrahmen bezeichnete Dungeon und ab geht dat Koppkino vorbei an gruselige Skelette, an Wände angelehnte Styroporwände, die bemalt sind, wie in sonem alten Kerkerhaus von Monte Christo und dann geht et die Treppen hinab.

Ab in den Horrorkeller – Foto: André Brune

Spinnen, Fledermäuse und Netze kitzeln dich fast inne Nase. Du weiß gar nich, wo du zuerst hingucken solls. Dat is allet so toll gemacht, da brauchse keine Geisterbahn auf Crange mehr.

Unten angekommen lacht dich dat nächste Skelett aus mit funkelnden Augen, rechts denkse, die Ähnlichkeit mit Tanja is ja fast nich zu übersehen. Aber die steht da echt im Dunkeln und macht ersm Licht.

Klopfgeräusche können schon erschreckend sein… – Foto: André Brune

Dann kommt son unheimlichet Klopfen aus einer Tür mit einer Skletthand und der Tod steht mit Sense daneben. Ein Eisenhänger zeigt dir, dat du dich hier am Kragen aufhängen kanns, wenne dat nich überstehs seelisch. Gegenüber is ein einmalich interessanter Spinnenraum. Große und kleine Spinnen hängen in riesigen Netzen mit Totenköpfen, die Medusa grinst dich teuflisch an, dat du zu Stein erstarrst.

Der Spinnenraum – eigentlich Waschraum – traut sich keiner mehr rein… – Foto: André Brune

Hier hat mich dann die Spinne gebissen und hab mir dat dann gemütlich gemacht. Ursprünglich is dat hier der Waschraum. Die Tochter will ersma keine Wäsche mehr waschen. Sie hat Spinnenphobie bekommen. Dat hier allerdings die Gäste futtern wollen, hat ne besondere Bewandnis. Wenn die abba hören, dat die am Amazonas in Bananenblatt eingewickelte Vogelspinnen futtern, dann werden die wohl alle in andere Räumlichkeiten gehen, schneller als denen lieb is.

Und dann kommt der Partykeller: Ein Gruselbutler empfängt die Gäste. Drumherum is allet sehr schön dekoriert mit Wänden wie im „Untergang des Hauses Usher“ von Edgar Allen Poe. Skellete, unheimliche Bilder und eine Lampe gehalten von einer Skeletthand zieren Wände und Tische.

Der Partykeller mit dem Gruselbutler – Foto: André Brune
Die Horrorbar – Foto: André Brune

Anne Bar is da der Rocknroller von ACDC mit ner Gitarre und röhrenden Stimme. Nur tanzen tut er nich mehr. Dat macht nix. Hab schon Laune mitzutanzen.

Rückblick in den Raum – Einfach nur genial – Foto: André Brune

Wenne zur Party komms, is entsprechende Kostümpflicht, sachtse. Abba ein Ketchupfleck aufn T-Shirt würde Tanja reichen. Bei mir kein Problem. Denn ich hab die Schlabbersucht geerbt. Bei Pommes Rot-Weiß is dat immer mit Flecken verbunden bei mir. Und frach bloß nich, wat bei ner Currywurst passiert.

Kinder erwarten hier Süßes und Saures! Also nix wie hin !

Ich kann nur sagen: Großer Respekt an die Tanja Siegel für den genialen Horrorkeller und -Vorgarten. Bestimmt komm ich nächstet Jahr widda und freu mich auch auf Zuschriften ausm Ruhrpott um noch andere Halloween-Enthusiasten nächstet Jahr pünktlich zu besuchen. Ich komme dann abba mit Kostüm! Nich gleich schießen und mitn Messer in Kopp stechen wie bei Walking Dead. Ich lebe dann hoffentlich noch nachm 31.10.22.

So feiert ma schön Halloween! Ich wünsch Euch wat Euer Ruhrpottologe André Brune

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P.S: Wenn Ihr für nächstet Jahr spannende Häuser, Keller oder Gärten zeigen möchtet oder wisst, wer sowat hat, einfach mal bei mir melden per Mail: ruhrpottologe@gmail.com

Ich komm dann rechtzeitich zum Filmen und mit Kostüm zum Spaß an der Sache! Happy Halloween !

Ihr findet den Bericht auch im Lokalkompass : Der Ruhrpottologe ist jetzt Aushilfsspinne im Horrorkeller: +VIDEO I Der Ruhrpottologe hat jetzt sechs Beine im Dungeon bei Tanja Siegel – Bottrop (lokalkompass.de)

Und in der Bottroper Zeitung:

Der Ruhrpottologe war fast ein Kopp kürzer im Horrorhaus von Gräfin Beck

Boah glaubse! Da les ich dat inne unterschiedlichen Zeitungen online, wie offline. Da habbich mir gedacht, dat musse mit eigenen Augen gesehen haben dat Horrorhaus. Wenne schon nich dat Grusellabyrinth geschafft hass, wat jetz dicht is, denn die Pandemie hat dem Dingen den Rest gegeben. Da habbich mir gedacht, son kleinet bisken mehr hinter die Kulissen zu glotzen wat die Kerstin Beck so macht, die Ideenzünderin neben Stephen King lesen und einen Monat lang dat Horrorlabyrinth aufstellen mit ihrem Mann.

Ersma denkse, dat kann doch nich sein. Hier is doch außen nix zu sehen. Is auch gut so. Stell dir vor, da hält alle fünf Minuten son Dööskopp an, blockiert die Straße nur um die Eloise am Garagentor sehen zu wollen. Dat ganze is versteckt. Nebenan is auch noch ein Kindergarten. Da sind die Rolladen für die Kleinblagen dicht. Sons haben die Alpträume fürs Leben. Dann kommse umme Ecke. Neben der grünen koboldhaften Hexe anne Wand, einem großen Spinnennetz am Haus is rechts am Haus schon so einiges zu bestaunen. Zum Bleistift die japanische Frau, die ausm Brunnen steigt und Dir an den Kragen geht. Eine Skelettehand mit Mittelfingerfunktion und ganz viele andere Kleinigkeiten. Aber auch große sind da, wie die Grinsekatze in Riesich. Dann geht’s durch den Schlauchgang auf den Eingang zu., wo Frankensteins Monster Wache schiebt. Effektiv wäre ja die Dunkelheit gewesen. Abba dat geht da bei denen, wie im Fledermaushaus zu. Ich war noch im Hellen da. Da gehen gerade Leute raus, dann komm ich, dann schon widda 30 Minuten später der DPA, ein Pressemann. Ja, isset denn? Aufmerksamkeit fürs Frühstücksfernsehen mit großer Kamera, während ich die Beiden nur mitn Smartphone belästigt hab. Bei mir fühlten sie sich neben den unzähligen Figuren, die auf Klatschgeräusche reagieren und rote Augen davon kriegen, wohl. Überall Spinnenweben, große und kleine Spinnen, kleine und große Skelette. Lampeneffekte, die als Epileptiker zu einem Anfall führen können. Als Horrorliebhaber machen mir die Buh-Effekte weniger. Ich find dat lustig und drücke die Daumen für ganz viel Publikum, damit sich die viele Arbeit dat auzustellen auch gelohnt hat. Und wenn die dat in zwei Jahren widda machen, habbich nen Vorschlag zu machen:

Wenn dat Hans-Center noch leer is, könnt ihr da euch ausbreiten!

Leerstand inne Stadt, wo sich manche Bewohner schon ne Wildwest-Geisterstadt vorstellen, wo diese Grasbüschel ausse Wüste zusammengerollt durch die Fußgängerzone rollen und dann libba Richtung Centro sich wehen lassen, können ebenfalls genutzt werden. Da wird die Kerstin wohl Monate vorher anfangen müssen zu dekorieren

Als NichtbottroperIn musse wissen, dat dort ein großet Einkaufszentrum inne 1980er gebaut wurde. Jetzt seit knapp 8 Jahren, eine gefühlte Ewigkeit für die EinwohnerInnen, geschlossen is. Durch Fiesematenten mit unterschiedlichen Firmen, die an dem Bau wahrscheinlich nur gescheitert sind wegen der Betonbauweise zieht sich dat hin, wie der Berliner Flughafen. Und wenn nun die FAKT AG mit dem Neu-Umbau auch scheitern sollte, habbich den Vorschlach gemacht, dat die Kerstin doch einfach ma beim Oberbürgermeister nachfragen sollte, ob die nich da reingehen können. Atmosphäre wäre ja genial dafür. Dat Grusellabyrinth gibbet ja auch nich mehr. Die könnten als Sponsoren und Werbeträger für dat neue Progamm doch einfach „Hallo!“ sagen. Da kriecht die Innenstadt ne ganz neue Bedeutung. Jetz siehtse eher leer aus.

Die Senioren mit Rollatoren, wenne sie jetzt inne Winterzeit da inne leeren Fußgängerzone begechnes, dann denkse schon, du biss im Gruselkabinett von Dr. Moreau oder in Frankensteins Labor, zumindest im Dunkeln. Sollte sich dat herausstellen, dat deine Omma dabei war, um zum Arzt zu kommen, sei ma froh, dat Du da keinen Unsinn veranstaltet hass oder dich tatsächlich vonne eigenen Blutsverwandte erschreckt hass.

Als Blagen haben wir kein Halloween gekannt, sind abba durch den Rohbau vonnem Hansa-Center irgendswie gekommen und haben da Abenteuerspielplatz gehabt und uns allet angesehen, bevor dat zum Einkaufstempel wurde. Gegruselt haben wir uns definitiv bei die vielen Gänge.

Ich kann nur empfehlen bei die Kerstin ma anzufragen. Dat ganze gedenken die so eine Woche noch nach Halloween zu lassen. Gebt denen ma ein Trinkgeld, denn die ganze Schose hat ja auch ne Menge Kohle gekostet. Hut ab für so ein besonderet Arrangement für die Pottis!

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Kontaktdaten von Kerstin Beck sind über mich zu bekommen: ruhrpottologe@gmail.com

Glück auf und bis zum nächsten Mal, denn ich hab dat tatsächlich überlebt, auch wenn dat aufn Foto nich so überzeugend wirken tut.

Euer Ruhrpottologe André Frankenstein-Brune

Lasst die Ruhrpottspiele beginnen

Der Ruhrpottologe unterwegs ….aufe Spielemesse 2021 inne Essener Grugahallen

Hömma! Da bin ich schon so ein altet Blach und bin immer noch nich aufe Spielemesse gewesen. Letztet Jahr is die ausgefallen, weisse ja, warum. Dieset Jahr musstese mit Mundschutz überall rumrennen. Und ehrlich gesacht, war ich überrascht, wie voll dat war. Internationalet Publikum war da, die sprachen Englisch. Ich konnt dat nich glauben.

Nun die Amis waren nich da, abba aus vielen Europäischen Ländern tauchten die die Köppe untereinander um an einem der Spiele miteinander zu wetteifern, wer der schnellste, schönste, beste und größte GewinnerIn is.

Ich fand dat ma spannend zu sehen. Und ich werd wohl jetz jedes Jahr hinmüssen. Et wird immer mehr Ruhrpottspiele geben. Drei konnte ich entdecken. Und mit zwei konnte ich sprechen. Einer, der dat Morden in Wanne-Eickel unterm Mond entwickelt hat, der war im Stress. Mal gucken, ob der nache Messe sich meldet, sons weiß ich ja, wo ich gucken muss, denn ich hab dat Spiel fürn Zwani gekauft. Und werde dat ma Testen mitte Jungs und Mädels von Gamefeature. Die auch da auftauchten und sich bei ner Halbzeit ersma den Wagen aufn Parkplatz vollgepackt haben, um widda von vorne inne Hallen wat Geld loszuwerden.

Die Podcasts werdet Ihr dann, wie immer in meinem Blog und dann parallel auch bei Gamefeature hören können. Ich bin selbs gespannt, wat die Entwickler vom Morden in Wanne-Eickel und Schichtwechsel, da so über die Zeit der Entwicklung bequaseln werden mit mir. Termin is abba noch unbestimmt. Die müssen ja ersm nache Messe runterkommen. Is ja stressich genuch.

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Also gesehen habbich so einiget. Abba ich erzähl euch ma jetz nur vonne drei gefundenen Ruhrpottspiele:

„18Do Dortmund“ vom Spieleentwickler Wolfram Januch im Verlag Marflow Games – Da geht et um Aktienkäufe und -Verkäufe, Anleihen und Kauf, Ankauf von Bier und den Transport von Bochum nach Dortmund über Herne oder Recklinghausen oder umgekehrt. Da kannse Schienen legen, wo du denks, da würdese dat doch normalerweise gar nich  nutzen. Abba ne, geht. Und den Rest kannich gar nich beschreiben, dat is zu kompliziert in Kurzform. Et is ein Strategiespiel, wat in Amerika wohl mit einem Dreistundenfilm belohnt wird und dort auch sehr gern gespielt wird. Denn dort verkauft et sich rattendoll. Kannse dir auf Youtube anglotzen. Links und Video hier:

Spiele-Verlag und Shop: https://18xx-marflow-games.de/deutsch/spiele/18do-dortmund.html

3-stündiger Spiele-Rezensionsvideo aus den USA: https://www.youtube.com/watch?v=3ocwtAXo_HE

Bestellbar per Mail: customer@18xx-Marflow-Games.de

Amerikanische Rezension: https://gamefound.com/projects/marflow/18do-dortmund

Spiele-Check: https://www.spiele-check.de/38600-18DO_Dortmund.html

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„Schichtwechsel“ von Thomas Spitzer – Sieht genauso kompliziert aus. Da musse ersma gefühlte 30 Minuten dat Spielfeld aufbauen. Da gibbet graue Holzkügelchen, wat der Abraum sein soll, der auf Halde geht. Die Schwatten sind natürlich Kohle, die kannse auch verkoksen. Nich durche Nase, sondern wirklich innem Koksofen, abba nich in echt, sondern aufn Bild aufn Brett. Dat is n Gesellschaftsspiel, noch ma zur Erinnerung, Manno! Da musse dat Video zu gucken. Der Tom erklärt dat ganz gut. Sehr detailreich allet so gezeichnet und herausgebracht von „SpieleFaible“. Links und Video hier:

Spiele-Verlag: https://spielefaible.de

Spiele-Rezension von PottGamer: https://youtu.be/yRi7qMxmmYU

Spiele-Anleitung: https://spielefaible.de/files/downloads/rules/Schichtwechsel-Anleitung-DE.pdf

Shop: : https://spielefaible.de/shop/schichtwechsel/

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„Mord in Wanne-Eickel“ vom Spiele-Autor Thomas Moder:

Kann ich nur soviel sagen, dat et wohl eine Art Cluedo is, abba als Rollenspiel. Die Zeit zu spielen hatte ich noch nich, kommt aber noch, wie ich dat mit die Gamefeature—Leute spielen werde. Den Autoren konnte ich mir nich krallen, weil der war gestresst und auf Tralafitti aufe Messe als ich am Stand war. Aber ich hab ma meine Visitenkarte da gelassen und hoffe auf nen Podcast mit ihm. Der Hammer is, dat sich da dat Stadtmarketing Herne wegen 2 Jahre Cranger-Kirmes – Ausfall sich gedacht hat: Dann kommt et als Kopfkirmes wenigstens aufn Tisch im Kreis der Familie und Freunde zum Spielen!

Ich freu mich auf den Podcast mit ihm, wennet denn zustande kommt. Schaun mer mal, sacht der Kaiser, dat war ma son genialer Fußballerspieler und Trainer. Links:

Stadtmarketing Herne: https://www.stadtmarketing-herne.de/2021/10/11/krimispiel/

Pressemitteilung: https://www.herne.de/Meldungen/News-Detailansicht_177600.html

Abba der Sonderpreis  ging für mich an ein Spiel von Eisenhüttenstadt:

„Coronarr“ von Matthias Zirnsack. Klar, will con Corona und die Sache mit den Toilettenrollen nich mehr wissen. Abba dat is ein witziges einfachet Spiel für die ganze Familie. Du musse nur genuch Toilettenrollen sammeln, dann bisse Sieger, denn damit bezahlse dann Schutzmasken, Abwehr- oder Verbotsschilder. Geniale Idee. Der Euro is eh überbewertet…

Dat Brettspiel is komplett ökologisch hergestellt. Auch die Figuren sind handgemacht. Die suchen nach einem entsprechenden komplett ökologischen Hersteller. Im Moment is die Auflage auf 1000 Stück limitiert. Jetzt nur noch 999. Ich hab mir eins gekrallt. Bin gespannt, ob die da noch wat hinbekommen. Vielleicht verhilft ja meine Info dazu. Gibbet nich im Ruhrpott eine Firma, die sich dafür interessiert?

Hier gibbet Links dazu:

Spiel: www.coronarr.de /Email: info@coronarr.de

Interview von jemand anderen: https://www.youtube.com/watch?v=mjafrQirJQw

Wat soll ich noch sagen? Die ganze Messe war super interessant! Ich kann nur empfehlen einfach mal nächstet Jahr die zu besuchen. Da kannse dir inne Vitrine auch mal die Erstauflage von „Monopoly“ und „Mensch ärgere Dich nicht“ ansehen. Da war sogar eine Rechnung von 1923 ausse Inflationszeit  zu sehen. 13800 Reichsmark hat man dafür hingelegt. Wenne dir heute ein Brettspiel kaufs, sind die Preise abba auch schon inflationär. Tut dem abba kein Abbruch. Die Leute kaufen wie wild und jetz, wo man sich widda treffen kann, wird auch dat Zocken miteinander widda sehr stark anziehen.

Ich denke nächstet Jahr wirse inne Messe erschlagen von Infos, Themen und vor allem Menschen aus aller Welt, die dir aufe Füße treten. Abba dat macht nix, sobald ein Tisch frei wird, krall dir ein Spiel und zock um dein Leben oder freunde dich mit neuen Spielbegeisterten an. Denn dat gemeinsame Spielen is gemeinsamer Spaß. Ob du verliers oder gewinns, dat spielt keine Rolle. Hauptsache  Familie und Freunde kommen zu einem besonderen gemeinsamen Hobby zusammen: Gesellschaftsspiel – heißt ja nicht umsonst so.

Viel Spaß dabei und so sehen wir uns vielleicht zusammen auf der Messe 20222 in Essen. Ich würd mich freuen!

Glück auf ! (Mit ganz besonderer Bedeutung bei Spaß und Spiel!) Euer Ruhrpottologe André Brune

P.S.: Hömma! Is allet unbezahlte Werbung ! Nich datte denks, ich kriech dafür Kohle !

Kolumne I Petition I Bisse Bottrop oder schon ohne Sportplatz?

Der Ruhrpottologe André Brune hat eine eigene Meinung zum Thema Sportplatzschließung inne Stadtteile von Bottrop, wat auch woanders schon Schule macht…

Dressurreiten aufn Sportplatz Ebel empfiehlt der Ruhrpottologe

Hömma! Da les ich die Aufrufe zum Erhalt vonnem Ebeler Sportplatz, wo sich die Polen die Kickerehre geben, also der VfR Polonia Bottrop-Ebel und auch der TSV Feldhausen soll bald ohne Sportplatz sein. Auch der Schulsportplatz anne Paßstraße (hat sich noch keine Realschule aus Interesse für den Erhalt eingesetzt?) is gefährdet. Ich sach Euch ma jetz wat zum Nachdenken, lieber Sport- und Bäderbetriebsverein vonne Stadt Bottrop:

Also ersma komm ich zum Sportplatz anne Paßstraße. Inne Marie-Curie habbich meinen Realschulabschluss erlernt. Wenn wir Sport draußen für die Bundesjugendspiele geübt haben, sind wir inne Sporthalle oder im Keller im Sportraum, umziehen, raus einmal ummen Platz die Lunge ausgehustet und haben die Bälle hinter uns geworfen, wenn der Arm nich so wollte, wie der Wille den nach vorne zu werfen.

Gesprungen sind wa bis die Bänder vonne Knie die Schenkel gesucht haben. Und am besten war dat, dat wir wirklich unsere knappe zwei Stunden da sportlich uns betätigen konnten. Et machte Spaß draußen inne Sonne die Schenkel zu bräunen und über die Unsportlichen zu gackern, wie dat so üblich is inne Welt der Blagen.

Jetz stellt euch ma vor, der fällt für die Realschulen allein schon mal wech. Erstma is dat ein sehr alter Sportplatz, fast schon ein traditioneller. Ich glaub, die SS hat da sogar schon trainiert inne 1930er, denn da is ja auch noch die ehemalige Bullenbude, wo wir auch Schulräume später inne 1980er hatten. Ich weiß, is eine nich so schöne Anekdote. Geht mir hier nur um dat Alter vom Sportplatz. Ich seh dat so demnächst: Du gehs als Realschul-Blach inne Sporthalle umziehen, dann steigse innen Bus, fährs 5 bis 10 Minuten bis Alle drin sind und gezählt sind ab zum Jahnstadion. Dann bisse da, drehs eine Lungenaufpumprunde, springs einmal weit durchn Sand, schmeisst im Akkord drei Bälle auf 30 Meter und steichs widda innen Bus, schnell umziehen, damite rechtzeitich zum Unterricht zurückkomms. Da is ja schon der Horror mitn Schwimmbad, wo wir früher auch zu Fuß laufen konnten. Und wat machen die dann mitn Platz? Bauen schicke Eigentumshäuser hin mit Steinvorgärten und 15 Quadratmeter Rasenfläche. Ne, dat is doch Quatsch.

Noch Quatscher is dat mit Ebel und Feldhausen. Gut die Pandemie hat den Vereinen zugesetzt, abba da können die Vereine doch nix zu. Und Feldhausen und Ebel sind Stadtteile, die sich weiterentwickeln. In Ebel soll neuer Wohnraum erschlossen werden, wenn die Emscher renaturiert wurde, wat ja so in cirka 10 Jahren der Fall is. In Feldhausen selbs, is dat früher oder später ebenfalls der Fall. Kirchhellen platzt ja schon aus den Nähten. Jedet Acker wird erschlossen und die Bauern werden noch reicher als Immobilienhaie, alse gucken kanns.

Und dann is da plötzlich kein Sportplatz mehr. Wat machen da wohl die Blagen, die da vorher Sport getrieben haben? Die suchen sich ein anderet Ventil. Die gehen dann widda Wände ansprühen, wat ja jetz schon ein Leid is in Feldhausen. Da war doch kürzlich die Kapelle besprüht worden. Da kann der Reinigungsdienst dann jede Woche antanzen. Oder die gehen inne politischen Anarchiegruppe oder machen die Wegekreuze kaputt, denn Telefonzellen gibbet ja so gesehen nich mehr, die früher die Leidgeplagten waren. Inne Innenstadt hab ich Anfang der 1990er von fünf Telefonzellen eine noch gefunden, wo der Hörer noch funkionierte und der Münzschlitz nich vertopft war. Dat war schon nervich. Ja da gabet noch kein Handy und obwohl et die Sportplätze gab. Nur wat gibbet in Zukunft für Zerstörungsmöglichkeiten? Die werden schon wat finden, glaub ma.

Dann hasse auch als Verein in Feldhausen und Ebel nochn Problem: Du muss dich hinten anstellen, wennet um Trainingszeiten geht aufn anderen Platz. Und du muss ja irgendswie hin! Jetz gehnse noch zu Fuß, abba dann fahren die alle wahrscheinlich nich mitn Fahrrad, sondern mitte Karre mit Auspuff hin. Dat heißt natürlich eine Erhöhung der CO2-Bilanz. Weitere Flächenversiegelung durch Parkraum. Und auch Flächenversiegelung durch die Bebauung der Sportplätze, statt grünen Rasen drauf zu machen, der die Luft filtert und entsprechend pflegen lassen.

Natürlich spart die Stadt 80000 € und dat is ja dat Hauptanliegen. Und die Stadt hätte dann auch Grundsteuereinnahmen, die dat wahrscheinlich auch bei 80000 € einpendeln lassen tut. Und dann? Dann haben die Stadtteile keinen Sportplatz mehr. Und die neu zugezogenen werden nich unbedingt freundlich aufgenommen werden, wenne so drüber nachdenks. In meinen Augen müssen die traditionellen Fußballvereine, wie TSV Feldhausen und VfR Polonia Bottrop-Ebel ihre Sportplätze behalten. Punkt!

Ne, also für mich gibbet kein Wenn und Abba, wenn ich auch keine Kinder hab und in Bochum wohne. Ich seh dat ja im ganzen Ruhrgebiet die Tendenz. Ich guck ja übern Tellerrand. Und in allen Ruhrgebietsstädten bewegt et sich rückschrittlich im Strukturwandel für die Vereine. Die Pandemie war nur die Spitze, die genutzt wurde, um genau die Möchlichkeit zu finden, Sportplätze umzunutzen.

Traurige Entwicklung sehe ich da. Und rufe damit auch auf, die Petitionen zu unterstützen. Sportplätze müssen für nachfolgende Generationen erhalten bleiben. Sportplätze dienen ja nich nur für den Fußball Möglichkeiten. Leichtathletik gehört auch dazu. Und sie sollten für andere Vereine vor Ort zugänglich gemacht werden. Wie isset denn ma mit Bogenschießen? Oder Boccia? Oder Dressurreiten? Oder wat auch immer? Da gibbet doch noch andere olympische Spielmöglichkeiten! Irgendwann is dann ma einer bei der nächsten Olympiade, der aus Ebel oder Feldhausen kommt oder sogar vonne Marie-Curie, der oder die anne Paßstraße fette Oberschenkel antrainiert hat für den Weltrekord in 100-Meter-Lauf.

Ihr braucht jetz nix weiter zu machen, als die Petitionen zu unterschreiben. Da brauchts nur einen Meter um den Stift ausse Schublade oder vom Tisch zu nehmen. Ich hab mein Kreuz und mein Vatter auch gemacht!

Hier der Link zur Petition für den Erhalt des Sportplatzes in Ebel: Fortbestand der Bezirkssportanlage Bottrop-Ebel! – Online-Petition (openpetition.de)

Hier kannse ma wat über die Polnischen Kicker von Ebel erfahren: https://poloniaebel.com/

Hier der Link zur Petition für den Erhalt des Sportplatzes in Feldhausen: Der Fußballplatz in Feldhausen muss bleiben – Online-Petition (openpetition.de)

(Hier is wat übba die Feldhausener Kicker: TSV Feldhausen 66 e.V. (fussball.de) – Hier trainieren abba auch die Leichtathleten von Feldhausen: DJK TSV Feldhausen Leichtathletikverein)

Für den Erhalt des Sportplatzes auf der Paßstraße gibt es leider noch keine Petition. Wenn sich kein Bottroper findet, werde ich sie im November starten und hoffe auf Unterstützung! Gerade von Seiten der Realschulen sollte da großes Interesse sein, diesen zu erhalten!

Hier die Weiterverbreitung der Petition auf weitere Kanäle:

Lokalkompass Bottrop: https://www.lokalkompass.de/bottrop/c-sport/der-ruhrpottologe-andr-brune-hat-eine-eigene-meinung-zum-thema-sportplatzschliessung-inne-stadtteile-von-bottrop-wat-auch-woanders-schon-schule-macht_a1643863


Bottroper Zeitung : https://bottroper-zeitung.de/kolumne-i-petition-i-bisse-bottrop-oder-schon-ohne-sportplatz/?preview_id=507557&preview_nonce=33a5e0718a&preview=true&_thumbnail_id=507558

So kann ich nur noch ein „Glück auf“ für die Sportler und Sportlerinnen inne Stadtteile wünschen dat die erhalten bleiben!

Euer Ruhrpottologe André Brune