Osama Aljabr – gebürtiger Syrer, seine Flucht, das Ankommen und die Arbeit im Kinderschutzbund Bottrop I +Videopodcast I +Podcast #94 Teil 1 & 2 I +Fotogalerie

Osama Aljabr habe ich auf der Kundgebung vom Bündnis Buntes Bottrop gegen die AfD gehört und ihn sofort gefragt, dass ich seine Geschichte gern in einem Podcast herausbringen möchte. Er sagte sofort zu. Der Podcast ist zwar lang, aber ungekürzt. Er beinhaltet seine Geschichte von Anfang an und seine Arbeit im Kinderschutzbund Bottrop. Seine Geschichte ist bewegend und emotional. Im zweiten Teil zeigt er mir das Haus vom Kinderschutzbund und die Arbeit vor Ort. Ein Moment der Vielfalt vor Ort, denn hier sind keine Grenzen gesetzt, welcher Religionszugehörigkeit oder Nationalität die Kinder entstammen. Allen wird geholfen mit viel Liebe, Wissen und Wärme bei Hausaufgaben, mit einer vernünftigen Mahlzeit und viel Spielen.

 

Videopodcast Teil 1 Krieg, Flucht und Ankommen:

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Videopodcast Teil 2 Osama und der Kinderschutzbund Bottrop:
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Ich hoffe, ich kann auch Zuhörer und Zuhörerinnen gewinnen, die vielleicht anders denken, wenn sie Osamas Ausführungen gehört haben. Denn im Moment ist die Stimmung im Land vor den Wahlen mit unberechenbaren Denkzetteln gepflastert. Denn die rechten Gesinnungskräfte werden immer mehr, obwohl wir doch alle irgendwie Migranten sind. Wir wissen ganz genau, was eben die Deutschen verursacht haben im 20. Jahrhundert. Für mich gibt und darf es keinen Schlussstrich unter der Erinnerungskultur geben! Es können dadurch unberechenbare weitere rassistische Übergriffe möglich sein ohne Aufklärung. Die Kinder, egal welcher Religion oder Nationalität, leiden am meisten darunter. Sie werden nicht gesehen in den ganzen Diskussionen. Rassistische Übergriffe sind nach der aktuellen Statistik stark gestiegen.

 

Zahlen des Bundesinnenministeriums: Mehr rechtsextreme Straftaten | tagesschau.de

 

Podcast Teil 1:

Fragen Fragen Fragen

Ich stellte viele Fragen im Podcast, den ich bewusst nicht gekürzt habe, denn er sollte zu Wort kommen, sollte sich öffnen, sollte erklären, damit man als Außenstehender verstehen kann. Ich habe sehr wohl verstanden, warum er geflüchtet ist. Ich spreche mich nicht frei davon. In dieser Situation, in der er steckte, würde ich wahrscheinlich auch mich entscheiden zu flüchten, um eine neues Leben in Frieden leben zu wollen.

Wie war denn das Leben in Syrien, fragte ich ihn. Wie ist es im Krieg, weil wir keine Vorstellung mehr haben. Die älteren haben noch den Bombenhagel der Alliierten im Kopf, aber wir leben in Frieden seit fast 80 Jahren und können das nicht mehr nachvollziehen.

Was passierte auf der Flucht und wie war denn das Ankommen? Hatte er noch den Mut weiterzugehen? Und wie war es die Familie wieder in die Arme nehmen zu können? Das sind einige Fragen, die ich gestellt habe. Doch es war noch viel mehr.

Wir lachen auch mal, weil Osama wieder lachen kann. Osama hatte lange Zeit das Lachen verloren. Heute ist er ein lebenslustiger Mann geworden, der es weitergeben kann. Das sieht man bei der Arbeit mit den Kindern beim Kinderschutzbund.

Viele weitere Fragen begegneten mir im Laufe des Gesprächs. Nichts war vorbereitet. Ich habe mit ihm, wie mit einem Freund gesprochen und Fragen gestellt, die er vor knapp 7 Jahren wahrscheinlich so noch nicht beantwortet hätte können.

Schmelztiegel und Fluchtburg Ruhrgebiet

Schon vor 170 Jahren begann durch die Industrialisierung die Entwicklung durch Einwanderung ins Ruhrgebiet. Menschen kamen von überall her, weil es hier Arbeit gab. Menschen, die als Knechte auf Bauernhöfe gearbeitet haben für einen kargen Lohn unter miesen Bedingungen, die einer Sklaverei ähnelte, suchten nach Verbesserungen im Leben und für ihre Familie. So kamen viele Landarbeiter aus dem Osten ins Ruhrgebiet. Allein Bottrop hatte fast 80% Migranten aus Polen. Klein-Warschau sagte man damals.

Dazu kamen über die Jahrzehnte Kriegsflüchtlinge nach dem zweiten Weltkrieg aus Ostpreussen und Wirtschaftsflüchtlinge aus der DDR, sowie Polen, Russen, Ukrainer, Italiener, Griechen, Portugiesen, Spanier, Türken, Bosnien-Herzegowina, Serben, Kroaten, Albaner, Rumänen, Bulgaren ins Ruhrgebiet. Das Ruhrgebiet wurde zu einem Schmelztiegel von Nationalitäten, die heute allein in Bochum 180 erreicht haben durch die Universität. Alle sind hier friedlich zusammen gekommen und leben auch friedlich zusammen, ergänzen sich und bereichern sich mit ihrer Kultur. Multikulti funktioniert, wenn es zugelassen wird. Vieles ist neu entstanden, anderes ist gegangen. Heute prägen Dönerbuden und nicht die Pommesbuden den Stadtraum als Beispiel. Das macht das Ruhrgebiet aus: Eine bunte Vielfalt. Osama Aljabr verkörpert sie in einer Person mit Tragik und Optimismus für eine bessere Welt, die wir doch wollen, oder nicht?

Ohne Migration kein Ruhrgebiet

Ohne Migration wäre das Ruhrgebiet von heute nicht das, was es heute ist und wir nicht hier. Syrer, egal welcher Religionszugehörigkeit (wichtige Erwähnung, denn Syrer sind nicht alle muslimischen Glaubens, sondern es gibt auch Christen und Drusen!) sind nun auch Teil der Migration und Integration. Sie sind in einen Bürgerkrieg geraten zwischen vielen Fronten. Viele sind geflüchtet und haben sich nach Europa retten können.

Das dabei auch „Schwarze Schafe“ mit ins Boot gekommen oder geworden sind, bedeutet nicht, dass eben ALLE zu welche geworden sind. So wie es in den Medien und einer bestimmten neueren Partei täglich durchgekaut wird. Ich betone, dass auch wir schwarze Schafe in der deutschen Bevölkerungsstruktur haben. Deswegen sind DIE Syrer für mich nicht alle über einen Kamm zu scheren. Es besteht kein Zweifel, dass mit Verbrechern und Terroristen im gesetzlichen Rahmen der Verfassung umgangen werden muss. Sie müssen dann nach unserer Verfassung und Gesetzesmöglichkeit abgeschoben werden oder ins Gefängnis gehen. Das nur kurz dazu, damit nicht die Meinung entsteht ich würde Terroristen und Verbrecher verteidigen. Auch Geflüchtete grenzen sich von diesen Personen ab. Sie werden eben gleich gesetzt mit den schlechten Menschen aus ihrem Land.

Kriegsflüchtling oder Wirtschaftsflüchtling?

In der heutigen Debatte um Flucht und Vertreibung werden „Kriegsflüchtlinge“ zu „Wirtschaftsflüchtlinge“. Sie könnten ja zurück und mit der Waffe kämpfen, um dann ihr Land wieder aufbauen zu können, so einige Meinungen die in den Sozialen Medien herumgeistern. Aber das ist einfacher gesagt als getan. Denn dazu gibt es viele Argumente, um zu verstehen, dass es eben nicht so einfach ist. Das ist am Beispiel Syriens eben nicht zu sagen, wenn auch Assad mittlerweile kein Präsident ist.

Heute haben viele Syrer, die allein 2015 gekommen sind, als der Krieg bestialischer denn je wurde, entweder eine Arbeit gefunden oder haben sich erfolgreich Selbstständig gemacht. Sie hatten in Syrien schon ein Leben vor dem Krieg. Hier wollen sie dieses Leben nur in Frieden ohne Waffe leben. Ausnahmen bestätigen die Regel. Natürlich gibt es welche, die sich nicht integrieren wollen, die nicht Deutsch lernen wollen, auch gegen das Gesetz verstoßen und dafür ins Gefängnis landen oder abgeschoben werden. Aber wir haben genug Deutsche, die nur vom Sozialsystem leben wollen, Gesetze brechen, sogar ihre Frauen zu Hause schlagen. Wir müssen uns immer erst an die eigene Nase fassen, bevor wir mit dem Finger auf andere zeigen.

Der überwiegende Teil der damaligen Flüchtlinge hat eine Arbeit gefunden, zahlen mittlerweile Steuern und in die Sozialsysteme ein. Es wächst schon eine neue Generation an, die alle einen deutschen Pass haben, die keine syrische Sprache mehr beherrschen. Und es gibt auch viele, die sich Selbstständig gemacht haben mit einer Konditorei zum Beispiel. In Bochum gibt es neben einer syrischen Konditorei auch eine Parfumerie und ein Schnellrestaurant mit syrischen Speisen.

Jetzt haben wir hier nach fast 80 Jahren Wohlstand und Frieden. Deutschland hat durch die Erfahrungen mit den Nationalsozialisten ein Grundgesetz und eine einmalige Verfassung geschaffen, die seit 75 Jahren Bestand hat und den Frieden, die Freiheit bewahrt und eine Wiederholung der Nazi-Regierung verhindern soll. Menschen, die aus Ländern mit Krieg kommen, wo Folter und Totschlag, die Freiheit des Einzelnen Lebens gefährdet ist, weil sie eine andere Meinung, eine andere Religion haben, können Asyl beantragen.

Arabischer Frühling und Syrien

2010 begann der Arabische Frühling. In den arabischen Ländern ist es damals wie heute wirtschaftlich nicht zum Besten gestellt. In einigen Ländern, wie Syrien und Libyen herrschten Diktatoren, die ihr Volk unterdrückten. In anderen regierten Personen, die ihr Volk auspressten mit hohen Steuern und wenig taten, um die Wirtschaft anzukurbeln, damit die jungen Menschen Arbeit haben. Zwangsweise suchen diese nach neuen Lösungen, nach einer Lebensperspektive, wenn die Heimat es nicht bieten kann.

Studierte junge Menschen kamen nicht in gute Jobs. Korruption und Willkür herrschte und herrscht noch heute in Ländern wie Tunesien, Algerien Ägypten und Libyen. Die Völker standen auf. So auch in Syrien. Doch dort passierte mehr als in den anderen Ländern, denn in Syrien leben verschiedene Glaubensrichtungen und Kulturen. Assad regierte noch bis kurz nach der Podcastaufnahme Ende November mit harter Hand, presste sein Volk aus und hatte Russland als Beistand, als die Revolution begann, die zu einem nicht enden wollenden Bürgerkrieg wurde.

Damaskus war schon früher zur Zeit des Kalten Krieges eine Bastion des sowjetischen Geheimdiensts KGB als Drehscheibe für den Nahen Osten. In die Tiefe dieses Themas zu gehen, würde jetzt zu weit gehen. In Syrien kämpften verschiedene Gruppen nun mit- oder gegeneinander, während Assad immer noch in seinem Präsidentensessel saß ohne Rücksicht auf das Volk mit Putins Segen. Assad hat Putin wegen den mittlerweile drei Jahre andauernden Krieg mit der Ukraine fallen gelassen, weil er die Kräfte vor Ort braucht. Assads Fall hängt also unmittelbar mit der Situation Putins zusammen.

Was bedeutet Flucht?

Wir, die wir in Sicherheit hier leben und jeden Tag im Supermarkt ein Überangebot von Lebensmitteln bekommen, die verschiedenste Arbeit bekommen, sich selbständig machen können, eine Meinungs- und Demonstrationsfreiheit genießen, ein Auto kaufen können, leben jetzt 80 Jahren in Frieden. Wir sind heute umringt von befreundeten Ländern, die Deutschland damals völkerrechtswidrig besetzt hatten. Gemeinsam setzen heute Deutschland und die heute befreundeten Länder mit der EU sich für Frieden, Freiheit und Wohlstand in Europa ein. Dafür kämpfe ich auch als kleines Rad am Wagen und vergesse dabei nicht, woher ich komme, warum es mir gut geht und was mich bedroht. Natürlich ist nicht alles rosig. Man kann einiges kritisieren, aber es geht uns verdammt nochmal besser als den Menschen eben in Syrien oder sonst wo.

Woanders ist Krieg, woanders leben die Menschen unter dem Existenzminimum. Woanders hat unser zivilisiertes und fortschrittliches Leben auch leider den Grund, warum Kriege entstehen. Wir haben die Länder ausgebeutet oder beuten sie immer noch aus. Haben sie politisch in Richtungen gelenkt, um uns freudig zu stimmen, um Rohstoffe billig zu liefern. Es gibt so viele Dinge, die ich aufzählen kann.

Es gibt nur drei Gründe zu fliehen: Familie, Sicherheit, Frieden. Was folgt ist Leben in Sicherheit und Frieden. Die Sprache lernen und dann den Wohlstand und die Sicherheit mit Gründung, sowie Erhalt der Familie in Zukunft in einer neuen Heimat zu sichern. Gerade die Rechten sagen dann: Klar Sicherheit! Die wollen nur unser Bürgergeld. Und wir zahlen das mit unseren Steuern. Erstens haben wir deswegen nicht weniger Butter auf dem Brot. Die wird nicht teurer, weil Ausländer zu uns kommen. Das sind wirtschaftliche und inflationäre, sowie Angebot und Nachfrage-Gründe. Außerdem wollen zu mindestens 98% alle so schnell wie möglich ein Leben aufbauen mit Arbeit und Wohnung. Es gibt auch da Ausnahmen. Aber die behördlichen Wartezeiten bis zur Anerkennung ist ein Spiel mit dem Leben. Der psychische Druck wächst, je länger die Menschen warten müssen, ob Asyl anerkannt wird oder nicht. Dann dürfen sie nicht arbeiten in der Zeit, bekommen eben nicht die Summe von Bürgergeld. Sie sind Spielball für Politik in diesem Moment. Es ist pervers mit Menschenleben zu spielen, die eine lange Flucht voller Gefahren hinter sich haben. Das wird mir beim Podcasten immer mehr bewusster.

Flüchtlingswelle Generation Zweiter Weltkrieg vs. Schlauchboot heute

Viele deutsche Familien haben das auch erlebt nach dem Zweiten Weltkrieg. Es leben noch Kinder des zweiten Weltkriegs, die jedoch langsam aussterben. Sie wissen, was Flucht und Vertreibung, Krieg und Hass bedeutet nach 80 Jahren. Doch wir unsere Generation und die Generation nach uns, kennt es nicht, hat es nicht am eigenen Leib erlebt. Und genau das ist das traurige, wenn ich Demonstrationen sehe für Remigration oder bei den Gegendemonstrationen zu wenige, die aufstehen gegen diese rechte Gesinnung. Sie alle, auch die Zuschauer und Schweigenden würde ich gern in ein Schlauchboot in die Region schicken, wo Bürgerkrieg herrscht, mal einen Monat lang leben lassen. Sie sollen es kennenlernen, ob es dort besser ist zu leben. Wer schweigt hat auch den zweiten Weltkrieg zugelassen, sowie den Holocaust und es hinterher auch akzeptiert. Ich schicke sie gern an die Front in die Ukraine, damit sie die Ängste der in den Kellern sitzenden Kinder und Mütter erfahren können. Was sind schon 1500 km Entfernung bis zur Grenze eines Landes, das schon mehr als 10 Jahre im Krieg lebt?

Geht zum Spiegel! Wer von uns selbst würde nicht auch flüchten, wenn hier Bomben, Granaten und Maschinengewehrsalven jeden Tag, jede Nacht fallen, man nicht kämpfen möchte für die Ansichten des Staates oder der Gruppierung und die Familie kaum was zu essen hat? Das alles hatten die Deutschen selbst schon durch zwei Weltkriege nicht nur verursacht, sondern auch selbst durch Vertreibung aus den Ostgebieten erfahren. Viele sind auch von ihnen im Ruhrgebiet gelandet.

Wer als Mann, aber auch Frau, flieht statt selbst die Waffe in die Hand zu nehmen um zu kämpfen, der/die ist mutig, aber wird seine Familie in Stich lassen, wenn er/sie stirbt. Und wofür wäre man dann gestorben in einem Bürgerkrieg, wenn die Situation unübersichtlich ist, wie in Syrien?

Genau das hat Osama erlebt. Es geht um Osama Aljabr, sozusagen stellvertretend für die Syrer, die einfach ein neues und friedliches Leben mit Arbeit in einem anderen Land führen wollte. Er gehört nicht zu diesem großen Kamm, der von Populisten gern aus der Gesäßtasche hervorgeholt wird um den rechten Scheitel zu striegeln.

Er gehört zu den Drusen, einer Glaubensrichtung, die von den islamischen Kriegern vor Ort nicht gern gesehen wird. Würde er überleben? Das konnte niemand vorhersagen. Er ist nur einer von vielen.

Drusen – Wikipedia

Jeder hat und hatte ein Motiv zu flüchten. Viele Familien sind gemeinsam geflüchtet. Mir brannte sich 2015 das Fotos eines ertrunkenen Kindes am Strand ein, das weltweit um die Welt ging. Das Symbol für Krieg, Flucht oder Vertreibung, aber auch der Festung Europa. Ein Kind, dass auch unser Kind sein könnte, wenn wir flüchten würden. Doch die Wahrnehmung war eine andere zu Sylvester 2015. Auch das spreche ich an. Die Situation hat sich für das schlechte Verhalten junger Männer auch in der Medienlandschaft verschlechtert, so dass die rechte Partei AfD mehr Stimmen bekam, vor allem im Osten. Sogar Italiener wurden wegen ihres Aussehens nicht nur von der Polizei angehalten, sondern auch beschimpft ohne zu wissen, woher sie stammten. Hätte ich schwarz gelockte Haare, wäre ich wahrscheinlich auch verhaftet worden, wenn ich zum gleichen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen wäre ohne zu wissen, was da war.

Der Lehrer und sein Schlüsselerlebnis

Osama Aljabr war Lehrer an einer Schule in einer kleineren Nachbarstadt der Hauptstadt Damaskus. Er sah den täglichen Wahnsinn des Krieges. Er gründete eine Familie und blieb in seiner Heimat bis ein schlimmes Schlüsselerlebnis ihn dazu brachte, seine Eltern zu verlassen und zu flüchten.

Jeden Tag konnte jemand an die Tür klopfen, um ihn entweder zu erschießen oder ihm eine Waffe in die Hand zu drücken, um ihn zum Mitmachen zu zwingen. Er würde seine Familie dann wahrscheinlich nicht mehr wiedersehen. Niemand weiß, wie der nächste Tag weitergegangen wäre. Er wollte seine Familie beschützen. Er wäre vielleicht geblieben, wäre sein Bruder nicht gestorben in den Wirren des Bürgerkriegs. Er liebte seinen Bruder. Er packte mit seiner Frau die Koffer. Dann flohen sie, um auch seinen fünf Monate alten Sohn vor den Kriegswirren zu schützen.

Im Podcast besprechen wir weitgehend alle Einzelheiten, die er mitgemacht hat und starten mit dem Kennenlernen seines Geburtslandes und die Sprache. Denn für mich ist wichtig nicht nur den Menschen, sondern auch seine Umgebung näher kennenzulernen. Das ist in einem kleinen Rahmen von 30 bis 60 Minuten nicht machbar gewesen und deswegen ist der Podcast auch sehr lang. Er ist nur von der Begehung des Kinderschutzbundhauses getrennt worden.

Die Flucht – Eine Odysee

Sie flogen nach Indien, dann in die Türkei. Osama trennte sich von seiner Familie und begann eine Odysseereise nach Deutschland, wo er einen Bekannten hatte. Er hatte nur das Ziel seine Familie in Sicherheit nach Deutschland bringen zu können.

Osama erzählt über die langen Wege, das Fahren mit dem Schlauchboot, die Gefahren und die Gewalt, die er bei seiner Flucht erfahren hatte. Er kam in Deutschland an, bevor Angela Merkel ihre Willkommensgrüße an die über eine Million Flüchtlinge in Ungarn und den an den Grenzen der Balkanstaaten richtete, und unter unmenschlichen Bedingungen ausharrten. Es gab einzelne Menschen, die unter Drohung von Gefängnisstrafen trotzdem geholfen haben.

Das Ankommen

Dann kam er in Deutschland an. Zuerst in eine Flüchtlingsunterkunft in Halberstadt für eineinhalb Monate. Dann begann eine Reise durch verschiedene Städte. In Bremen begann er Deutsch zu lernen. Vor Ort wollte er nicht mehr rumliegen und auf neue Möglichkeiten warten.

Die Wahl der neuen Heimat

Er wollte etwas machen, nicht still im Asylantenhaus rumhängen und ging zur dortigen Caritas. Die Bremer haben sich nicht die Zeit genommen und waren recht unfreundlich. Dann kam er 2016 zu Besuch bei einem Bekannten nach Bottrop. Die Stadt gefiel ihm. Sie war ähnlich groß, wie die Heimatstadt bei Damaskus. Bottrop liegt an der großen Stadt Essen, so fühlte er sich fast wie „Zuhause“ und entschied ins Ruhrgebiet in diese Stadt zu ziehen. Er stellte auch fest, dass er hier freundlichere Menschen als in Bremen kennenlernte. Das man offen mit ihm umging.

In Bottrop suchte er nach Arbeit. Der Kinderschutzbund gab ihm eine Woche zum Probearbeiten. Dann wurde es ein Vertrag auf Dauer bis heute. Er machte noch eine Ausbildung als Erzieher und wurde Pädagogischer Leiter als die Vorgängerin in Rente ging. Seit dem Zuzug nach Bottrop macht er seinen Weg im Kinderschutzbund Bottrop. Das Kapitel Syrien ist für ihn abgeschlossen, egal, ob Assad noch regieren würde oder nicht. Die Aufnahme war einige Wochen vor dem Sturz von Assad. Nach einem Jahr und acht Monaten konnte er seine Familie wieder in die Arme schließen. Ein Datum, dass ihm ins Gehirn eingebrannt wurde.

Osama Aljabr und der Bürgerdialog der AfD

Wie erwähnt habe ich Osama Aljabr im September 2024 auf der Bühne bei einer Demonstration gegen den Bürgerdialog der AfD in der Aula der Berufsschule Bottrop erlebt. Viele Personen, die längst in der Gesellschaft nicht nur angekommen sind und sich integriert haben, erzählten ihre Geschichte und Ängste, die von den Remigrationsplänen der Partei geschürt werden. Sie erzählten von ihrer Flucht und das Ankommen. Darunter war auch Osama Aljabr. Nach der Kundgebung suchte ich ihn auf und machte einen Termin für einen Podcast über ihn, seine Flucht, sein Ankommen und seine Arbeit im Kinderschutzbund Bottrop, den er mittlerweile als Pädagogischer Leiter mit viel Herz betreut.

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Was fühlt man?

Was fühlt nun ein integrierter Mensch mit Deutschem Pass, um es hart zu sagen, was fühlt ein Mensch, der die Gefahren der Flucht auf sich genommen hatte und nun ein politischer Spielball einer Partei wurde. Sie sprechen von Remigration und wollen sie durchführen, wenn sie an die Macht kommen würden. Was denkt ein Mensch, der in der Gesellschaft nicht nur angekommen ist, sondern eine wichtige Funktion hat, genauso ins Rentensystem und in die Krankenkassen einzahlt, wenn die AfD mit mehr als 30% im Osten Deutschlands gewählt wird. Und was denkt ein Syrer, der gerade Assads Sturz mit einer Freude erleben konnte (der passierte zufällig nun nach dem Podcast und vor der Veröffentlichung), der von Politikern der CDU mitgeteilt bekommt, dass sie nun schon prüfen würden, wie eine Rückführung stattfinden kann. Da war keine Stunde nach der Meldung vergangen. Was macht das mit den Menschen, die wissen, dass da noch lange kein Frieden herrscht und dass sie nach fast zehn Jahre mit einem neuen Leben hier leben?

Abscheulichkeiten der Politik

Meine persönliche Meinung: Diese Politiker sich schämen. Sie spielen rhetorisch mit der menschlichen Psyche und Menschenleben. Man muss erstmal abwarten, wie sich das alles in Syrien entwickelt, was da passiert und dann prüfen, wer noch zurück kann. Aber wer will noch zurück, der hier im Frieden leben kann und dort nur Krieg erfahren hat?

Der erste Teil des Podcasts war bewegend und emotional für mich. Ich musste schlucken, man sieht es mir vielleicht nicht an und machte dennoch weiter, denn im zweiten Teil wollte ich die Arbeit im Kinderschutzbund sehen.

Angst vor Remigration

Wenn er das Wort „Remigration“ von der AfD hört, kommen neue Ängste. Viele glauben sich nun eher in Sicherheit, als das sie es wissen. Keiner weiß, wie es sein wird, falls die Pläne von Remigration der AfD, wenn sie denn machtpolitisch an den Hebeln sitzen können nach der nächsten Bundestagswahl Wirklichkeit werden.

Der Bottroper Kinderschutzbund und sein Leiter

Als Pädagogischer Leiter ist Osama Aljabr für alles verantwortlich. Er betreut die Spendenannahme und Umsetzung, die Organisation seines Teams für die Betreuung der Kinder, Ausflüge und das Lernen, das Annehmen von Ehrenamtlichen und die Abrechnungen im Büro. Er zeigte mir die Räumlichkeiten vom Ruheraum, wo Kinder sich auch öffnen können, wenn sie etwas belastet, den Spielraum, die Lernräume, die Küche mit dem Aufenthaltsraum, wo auch gelernt wird. Ich war dabei, hab mit den Kindern zusammen Crepes gegessen und einen Kaffee getrunken. Habe sogar einem Mädchen bei der Mathematik geholfen.

Ich habe sie im Spielraum rumtollen sehen und war begeistert wieviel Platz sie haben in dem neu renovierten Haus, das vorher als Wohnhaus mit einem Kiosk noch den alten Grauputz mit Kokereischmutz hatte. Der Verein Wunschzauberer hat es gekauft und renoviert für den Kinderschutzbund. Über den Wunschzauberer habe ich jedoch nicht gesprochen, weil ich das extra behandeln wollte, was es ist und wer es initiiert hat.

Der „Pottmensch“ Osama Aljabr

Ich freue mich Osama Aljabr als einen „Pottmenschen“ zu zeigen, der eine Institution zu führen, die für Kinder da ist, der selbst Krieg und Flucht hinter sich bringen konnte, um ein neues Leben hier im Ruhrgebiet zu starten.

Mit Sicherheit bleibe ich mit ihm in Kontakt. Meine erste Handlung war, dass ich erfahren habe, dass der Kinderschutzbund auch Lebensmittelspenden gern erhalten möchte, damit die Kinder Mittagessen bekommen können.

Podcast zum Hören:

Öffnungszeiten beim Kinderschutzbund

montags und donnerstags, 11-17 Uhr dienstags, 8–17 Uhr mittwochs, 8– 19 Uhr freitags: besondere Veranstaltungen und Projekte, kurzfristige Terminierungen
Zielgruppe6-14 Jahre
Anfahrt ÖPNVBus 268 Richtung Klopriesstraße, Haltestelle Brinkstraße, 1 min Fußweg / Bus 263 Richtung Essen Boyer Straße, Haltestelle Brinkstraße, 1 min Fußweg

Entnommen von der Städtischen Internetseite www.bottrop.de

Der Dt. Kinderschutzbund Bottrop e.V. stellt sich vor:

Unser Motto lautet „Der Kinderschutzbund ist bunt! Jeder ist hier herzlich willkommen!“ Der Kinderschutzbund liegt zentral in Stadtnähe an der Prosperstraße in Bottrop.

Wir fördern Kinder im Grundschulalter mit unterschiedlichen Projekten und stehen Eltern mit Rat und Tat zur Seite. Wir scheuen uns nicht vor Problemlagen, sondern möchten für Familien im Stadtteil ein aktiver Ansprechpartner sein.

Im Kinderschutzbund gibt es keine unlösbaren Probleme, sondern nur praktische Lösungen. Ob Sprachförderung, Erziehungsberatung oder Hausaufgabenhilfe – wir sind für euch da. Wir haben einen Blick für kleine und große Talente und möchten über das Medium Theater, Tanz und Musik Kindern Selbstbewusstsein mit auf ihren Lebensweg geben.

Das Team des Kinderschutzbundes leistet auf Nachfrage jegliche Hilfestellung im Umgang mit Ämtern. Wir möchten auf diesem Weg dazu beitragen, Ängste und Vorurteile gegenüber Behörden abzubauen und Familien dadurch stärken.

Dt. Kinderschutzbund e.V. (DKSB)

Osama Aljabr

Anschrift

Prosperstraße 99
46238 Bottrop

Karte öffnen (Google Maps)ÖPNV-Verbindung

Kontakt

Tel.: 02041 684477
E-Mail-Adresse: kinderschutzbundbottrop@t-onlinede
Website: https://www.kinderschutzbund-bottrop.de (Öffnet in einem neuen Tab)

Links:

https://www.bottrop.de/jugend-und-schule/freizeiteinrichtungen/kinderschutzbund_neu.php

(Die Internetseite ist noch in der Überarbeitung)

Startseite – Der Kinderschutzbund e.V. Deutschland

Facebook: Deutscher-Kinderschutzbund-Ortsverband-Bottrop-eV

Weihnachtslesung und Spenden

Ich habe kurz vor Weihnachten eine Lesung mit Genehmigung von Jack Tengo gemacht mit der Geschichte „Otto und der heilige Abend“, habe sie mit meinen Kunstfiguren „Kalle und Erwin“ abgeändert und die Huteinnahmen in der Rathausschänke mit einem Hut verdoppelt und ihm noch kurz vor meinem Urlaub vorbeigebracht.

Die Freude war groß 50 € zu erhalten. Da können schon mal wieder zwei Essen gestaltet werden. Außerdem werde ich mit ihm zusammen eine touristische Führung für die Kinder 2025 planen. Also ich werde hin und wieder anklopfen und was mitmachen. Alle Infos im Link:

Live – Weihnachts-Spendenlesung für den Kinderschutzbund Bottrop I +Video I +Podcast – Ruhrpottologe – André Brune

Es ist, wie zu einem Freund zu kommen und zu Kindern, die ich selbst nicht habe. Es ist eine Freude zu sehen, wie sie sich freuen.

So kann ich nur aufrufen, dass ihr euch an den örtlichen Kinderschutzbund wenden könnt, bei euch in der Stadt. Oder werdet Mitglied im Landesverband. Ihr könnt auch Lebensmittel vorbeibringen, damit die Kinder was zum Essen zubereitet bekommen. Eine Liste hab ich abfotografiert:

Jetzt kann ich nur Glück auf sagen und hoffen, dass durch diese offene Fluchtgeschichte von Osama Aljabr Menschen nicht mehr auf den Populismuskram der AfD reinfallen und zur Vernunft kommen. Das war es mir wert und wird es immer wieder sein, wenn ich solche Geschichten immer wieder finde. Die nächste ich schon in Planung, denn ich habe eine junge Frau kennengelernt, die aus dem Iran flüchtete.

Wer solche Geschichten zu erzählen hat, kann sich gern bei mir melden. Auch Fluchtgeschichten aus der europäischen Kriegszeit, wie von Schlesien ins Ruhrgebiet interessieren mich und möchte ich eine Stimme geben. Ihr könnt euch gern melden.

Nun wünsche ich friedliche Tage und verbleibe mit einem lächelnden Gesicht Kinder spielen zu sehen in diesem schönen neuen Haus vom Kinderschutzbund.

Euer Ruhrpottologe André Brune

Fotogalerie vom Kinderschutzbund Bottrop (Kinder durften fotografiert werden mit Genehmigung vom Kinderschutzbund Bottrop!)

 

Das gelbe Haus vom Kinderschutzbund Bottrop

Der Flur

 

Ein Willkommensgruß im Haus

 

Pinnwand für Infos

 

Regal für Schultornister

Links vom Eingang der Aufenthaltsraum zum Lernen an der Küche und den Toiletten

 

Lern- und Aufenthaltsraum

Der Spielraum im Erdgeschoss

 

Vor dem Treppenaufgang eine Vorher-Nachher-Ansicht vom Haus und dem Spender Wunschzauberer und Projektentwickler Oliver Helmke

 

Treppenaufgang zum Büro und diversen anderen Räumlichkeiten

 

Erster Blick fällt auf ein besonderes Bild – nähere Infos im Podcast

 

Direkt links der Treppe ein Lern- und Spielraum

 

Wieder hängt dort ein besonderes Bild

 

Rechts der Treppe geht es in den Ruheraum. Dort stehen auch die Fotoalben seit Gründung des Kinderschutzbundes von Bottrop – Hier können Kinder sich auch im Gespräch öffnen, wenn sie etwas bedrückt oder sich einfach zurückziehen

 

Da ist auch die Schatzkiste

 

Daneben ist noch ein Spiel – und Besprechungsraum

 

Zur Straße hinaus ist das Büro. Auch dort wird gelernt. Gäste empfangen und mit Spendern gesprochen, Buchhaltung gemacht und Organisiert.

 

Hinten rechts ist Osamas hauptsächlicher Arbeitsplatz

 

Unterlagen zum Lernen. Der Sieger bekommt ein Schatzkistengeschenk

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