Tagebucheintrag 7.1.25 I Filzstifte unter der Hood

Was soll ich schreiben, wenn es der erste Arbeitstag im neuen Jahr ist?

Eine Menge, nur nicht über Arbeit : Denn erstens hab ich gestern vergessen mitzuteilen, dass ich, bevor ich zum Suppenhuhn im Bioladen besorgt habe, einen Fuß in die Weitmarer Post gesetzt habe.

Was kauft man in einer Post, wenn man nix verschickt?

Briefmarken, Briefumschläge oder auch einen Lottoschein, denn da drin ist auch die hiesige Lottoannahmestelle, aber ich spiele eher PlayStation, obwohl man dabei kein Geld gewinnen kann. Naja, beim Lotto ist es schließlich auch nicht möglich bei 1: 10 Mio.

Ich habe mir Bleistifte und Filzstifte gekauft, denn eine besondere Bilderreihe in der Jahresausstellung im Josef-Albers-Museum hat mich inspiriert.

Umso mehr hat es mich inspiriert, als ich erfahren habe, dass es aus der Künstlerwerkstatt der Rheinbabenwerkstatt aus Bottrop stammt. Das habe ich nicht gewusst, als ich es mit Ralf Opiol besprochen habe. Einige Bilder stammten in der Ausstellung eben von geistig behinderten Künstler und Künstlerinnen. Und genau diese haben mich inspiriert ausgerechnet an meine Kindheit zu denken und einfach was zu machen. Warum eigentlich nicht?

Mal sehen, was draus wird. Vielleicht hängt mein Godzilla, der das Tetraeder umhaut in Regenbogenfarben nächstes Jahr im Guggenheim Museum in New York.

Von Desislawa Georgieva

Heute war nicht nur der Arbeitstag lang. Früh genug aufgestanden, losgefahren und  unterwegs den Podcast ‚Alle Zeit der Welt‘ gehört und war fasziniert über die Geschichte Preußens, während auf der Rückfahrt Bismarcks Einfluß auf die Zukunft des Deutschen Reiches und auch über die erste Zollunion der deutschen Länder 1834 erzählt wurde, so was wie der Vorbote der Europäischen Union mit Schengener Abkommen. Vorher hat man an den Grenzen der Kleinstaaten Zoll bezahlt. Das kostete der deutschen Wirtschaft viel Geld und der armen Bevölkerung letztendlich auch. Die Gründung einer deutschen Nation kam dann zwangsläufig knapp 50 Jahre später. Bei der EU gibt’s größere Sprachprobleme und neu aufkommender Nationalismus. Dat wird nix, zumindest noch nicht.

Jetzt nehme ich mal das Ruhrgebiet und sehe Kleinstädterei, fehlt nur der Zoll, den es hier damals zumindest auf den Brücken über die Emscher gab.

Ich lese von dem Radschnellweg, der es einfach nicht schafft nach zehn Jahren fertig zu werden.

Ich lese von Gladbeckern, die einen Radschnellweg von sich mit Bottrop bis nach Oberhausen über die Hauptverkehrsachse vorschlugen, aber die Bottroper abgelehnt haben, weil da auf der zweispurigen Straße rechts eh immer lieber geparkt wird, um Brötchen zu holen und sich die Haare zu machen, während der Radweg zu klein ist und gefährlich angelegt.

Ich lese von zehn Jahre anhaltenden Diskussionen bis dann endlich fünfhundert Meter Schienen gebaut werden, damit Horster aus Gelsenkirchen nicht mehr in eine extra Bus einsteigen müssen, weil die Essener Bahn keine Schmalspurbahn ist, wie die Gelsenkirchener Straßenbahn. Die Gladbecker wollen einen Deckel auf drn zukünftigen Ausbau der A52, eine Bottroper Bürgerinitiative will alles so lassen, doch die Politik will Stau ohne Ampel.

Ich könnte ewig so weitermachen, aber diese Kleinstädterei im Ruhrgebiet geht mir auf den Sack. Statt zusammen zu arbeiten und politisch an einem Strang zu ziehen, leben wir hier immer noch im frühen 19. Jahrhundert, wo es keine Industrie gab. Ist ja auch wieder so. Die Industrie ist fast wieder verschwunden aus dem Ruhrgebiet.

Es gibt Dinge am Himmel und der Erde, die nur mit Kopfschütteln zu ertragen sind. Solche Dinge gehen mir dann ohne Humor durch den Kopf. Die Mehrheit hat aber im Moment nur die ehemalige Ampel im Kopf und sorgt sich um Einwanderer, die wir ja eigentlich für die Gastwirte und Pflege doch so dringend brauchen. Also statt so schnell wie möglich zu integrieren, umzuschulen, wird auch von Remigration von langjährigen Arbeitnehmern gesprochen, die schon lange hier in die Sozialkassen einzahlen. Die arbeiten alle für die in Rente gehenden Babyboomer. Wer soll denn das sonst bezahlen?

Dann höre ich die Geschichte der Pickelhaube und erfahre, dass sie deswegen auf dem preußischen Helm kam, weil sie innovativ als Abwehrmechanismus gegen Säbelangriffe war. Nun im ersten Weltkrieg wurde der Lederhelm mit eisernen Winkzeichen dann 1915 ausgetauscht, weil die für Scharfschützen ein Willkommensgruß war.

Nachmittags rief mich Matthias Kersting an. Er ist Vorsitzender im Verein Ihr Pfand hilft Obdachlosen. Da plauderten wir solange, dass meine Kundin dachte, ich komm nicht mehr.

Definitiv werde ich bei einem Aktionstag mitmachen und meine Flaschengefühle – Kunstaktion mit integrieren. Darüber und in einem Podcast im Februar / März werden wir reden. Bin gespannt!

Wer sich mal direkt informieren möchte oder spenden, hier ist die Visitenkarte!

Bevor ich allerdings um 19.30 Uhr aus dem Auto stieg, erfuhr ich dass Gelsenkirchen 150 Jahre Stadtwerdung feiert mit einem Leitspruch, das mir die Haare zu Berge standen :

Gelsenkirchen – Meine Hood

Wo ist Robin, fragte ich mich. Und was um Himmels Willen hat eine Haube mit Gelsenkirchen zu tun?

Ich schwebte mit dem Bus über die Schalker Meile und erwischte ein paar blaue Lampen mit Regentropfen für die Fotoreihe ‚REGENSCHEIBE‘.

Schalker Regen I ©André Brune

Ich beschloss im Podcast über The Hood mit Jack zu sprechen. Ebenso über Wattenscheid, das eher 50 Jahre Stadt Bochum feiert, weil die Rechte aberkannt wurden.

So fliegen die Themen mir zu und die Lust darüber zu schreiben und sprechen steigt von Tag zu Tag. Das Ruhrgebiet hat viel zu bieten, denn…

Dann erreichte mich noch ein Lob von Hitradio Ruhr, die wir im letzten Ruhrgebiet erklärt #8 Podcast erwähnt haben, weil sie uns immer liken. Sie finden unseren Podcast diesmal so gut, dass sie es kommentiert hatten. Im Februar habe ich dort einen Podcast – Termin und rede mit dem Internetradio. Ich bin gespannt!

Der Tag ist noch nicht zu Ende, denn ich werde noch den Beitrag für Osama Aljabr fertig stellen, einem syrischen Flüchtling, der beim Kinderschutzbund in Bottrop nun pädagogischer Leiter ist. Da hat er die Pickelhaube auf, aber der Helm muss schon aus Stahl sein, wenn die Kinder dort rumtoben…

Links

Podcast Alle Zeit der Welt

Das 2. Preussen und die Pickelhaube (1790-1848)

https://open.spotify.com/episode/19v9VXsuCuT7IPfWLO8ev2?si=PQkdUx0OTNuo-NN7GLuIeQ

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