Der Pott, das Brettspiel & Spieleerfinder Burkhard von Prondzynski über Tacken, Tauben & A40 I +Videos I +Videopodcast I +Podcast I +Fotos

Dat Brettspiel um Tacken, Tauben und staufreie A40 ist eine Hommage an dat Ruhrgebiet, annen Ruhrpott allgemein vom ausgewanderten Burkhard von Prondzynski. In der neuen Podcastfolge erzählt der Mann mit dem richtigen Herz zur alten Heimat aus dem Nähkästchen und seinem Lebensweg, der ihn nach Sardinien gebracht hat. Der Podcast wird ergänzt durch das Videointerview von der Spiel Messe in Essen 2023. 

 

Der Besuch der Spiel Messe ist immer eine Besonderheit im Ruhrgebiet. Denn sie ist in dieser Form die größte Brettspiel-Messe der Welt. Burkhard von Prondzynski hatte mich für eine außergewöhnliche Aktion angefragt. Er schrieb mir ein Jahr zuvor, ob ich doch mal bei seinem Brettspiel „Der Pott“ ein wenig dialektmäßig unterstützen könnte, denn er lebe schon zu lange auf Sardinien. Kein Problem für mich als Eingeborener. Also hab ich ihn wortwörtlich unterstützt. Die im Spiel vorkommene Duzform von „kannste“  statt „kannse“ machen akzeptiert. 

Es hat nicht nur Spaß gemacht, sondern bin auch dafür namentlich in der Gebrauchsanweisung verewigt worden. Denn es sind ja nicht nur einzelne Wörter, sondern ganze Sätze, die auch verewigt werden sollten im Spiel. 

Vielen Dank, dass ich dabei sein durfte!

Zum Videopodcast:

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Podcast „Ruhrpottologe unterwegs“ Folge 93:

Mittlerweile ist ein weiteres Jahr vergangen bis ich nach dem letzten Messeaufeinandertreffen ein weiteres kleines schon früher geplantes Interview durchführen konnte. Sonst fahre ich ja immer zu den Leuten hin. Aber mal eben nach Sardinien fliegen für eine Stunde Quatschen, ist schon eine nicht ganz so günstige Situation für ein Interview.

Wir haben ein sehr fruchtbares Gespräch geführt. Burkhard erzählte, dass er nicht im Ruhrgebiet geboren wurde. In Bochum studierte er Bauingenieurwesen und wohnte von da an im „Königreich“ und Stadtteil Stiepel. Dort blieb er auch nach seinem Studium mit seiner Ehefrau und Kind, während er bei der Essener Firma Hochtief hart arbeitete. Dann kam eine Entscheidung, die ihn bis heute komplett veränderte. Er entschied sich mit seiner Frau zu ihrer Heimat nach Sardinien auszuwandern. Als Bauingenieur dort eine Stelle zu finden, war weniger einfach als gedacht. 

Burkhard ist stolz auf seine tolle Spieleidee, die schon viele begeisterte Spieler gefunden hat

Für das Kind fehlte den Eltern jedoch ein Spieleladen, wie das bekannte Bochumer „Brummbär“. Sie haben die Idee aufgegriffen und kurzerhand selbst einen eigenen Laden eröffnet. Nach der erfolgreichen Schließung der Marktlücke, kam die Beteiligung an dem Spieleverlag Demoela mit Sitz in Genua. Dann kam irgendwann der Funke bei Burkhard etwas für die alte Heimat zu kreieren. Eine bleibende Erinnerung hat der Spieleverlag für das Ruhrgebiet auf jeden Fall geschafft!

Wer selbst Spieleideen hat, kann diese dem Verlag per Mail mitteilen. Sie prüfen, ob es eine machbare Spielvariante ist. Da spielt nicht nur die Idee, sondern auch die Wirtschaftlichkeit ein große Rolle. Außerdem kann man bei dem Demoela Verlag Spiele mit eigenem Firmenaufdruck herstellen lassen:

Spiele für Unternehmen & Werbekunden – Demoela.de

***

„Der Pott“ ist auf jeden Fall ein gelungenes Brettspiel! Freunde und meine Frau haben es mit mir am Sylvesterabend 2023 getestet. Wir waren alle begeistert. 

Warum ich beim ersten Spiel ausgerechnet bei den gemischten Karten meine Geburtsstadt Bottrop und dann auch noch Bochum, meine zweite Heimatstadt plus Herten und eine Trinkhalle als Start bekommen habe, ist mir schleierhaft. Sebastian Mersch, der Kirchheller Spielejunkie von Game Feature, hat gut gemischt. Hätte ja Gelsenkirchen und Dortmund sein können. Aber nein. 

„Der Pott“ ist ähnlich wie Monopoly, aber doch nicht. Jeder vergleicht es mit dem traditionellen Ellebogenspiel. Aber „Der Pott“ ist anders, denn Tauben darf man zu einem Rennen nutzen und wetten, wie es im Taubensport im Ruhrgebiet früher der Fall war. Auch die A 40 ist auf dem Spielbrett staufrei und kann als Abkürzung quer über das Spielfeld genutzt werden.

Man zahlt mit Tacken nicht mit Dollars. Es ist zwar nicht ganz der Ausdruck für die vielen hohen Geldbeträge, aber er hört sich witziger an als ein Heiermann. Der hätte auch wörtlich nicht auf die Scheine gepasst. So oder so, wären die Leute bestimmt dabei eher eingeschlafen (Heia gehen = schlafen gehen).

Das Spiel

Das Familienspiel ist nicht ganz allein von Burkhard von Prondzynski entwickelt worden. Dino Sechi und Simone Riggo hatten ihre Finger mit im Spiel.

2 – 6 Spielende ab 8 Jahren können die Reise durch den Ruhrpott machen. Natürlich geht es darum Immobilien und Vermögen anzusammeln. Anders als bei Monopoly ist hier neben Investition, auch Verhandeln wichtig.

Vor dem Start wird die Zeit des Spiels ausgemacht. Ob 60, 90 Minuten oder bis fast keiner mehr Kohle hat gespielt wird, entscheiden alle als Team. Es gibt Bietkarten, paar erste Tacken und Besitzkarten. 

Hier im Pott muss keiner ins Gefängnis, aber ins Museum Folkwang und der „Eintritt“ ist nicht billig…Ansonsten finden Versteigerungen, Aktionsfelder mit Aktionskarten und Taubenrennen zum Wetten statt.

Die Spielregeln sind einfach, kurz beschrieben und es kann relativ zügig losgelegt werden. Der Pott macht auf jeden Fall Spaß, wie im kurzen Blick aufs Spiel bei mir Zuhause:

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Video zum Spiel mit Interview auf der Spiel Messe und eine Familie, die vom Spiel begeistert ist:

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Interview mit Jan – Phillip, einem Spieler:

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Video von der Spiel Messe 2023:

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Im Jahr 2024 hatte ich leider keine Zeit gehabt, wieder bei der Spiel Messe vorbei zu schauen. Aber die Essener Messe ist ja jedes Jahr. Wir werden uns also wiedersehen!

Alle Links zum Demoela Spieleverlag:

Demoela Spieleverlag
Viale Franchini 24/2 – 16167, Genova

info@demoela.com

https://demoela.de – Karten- und Brettspiele

Wo kann ich dat kaufen?

Das Spiel könnt ihr im Shop von Demoela direkt kaufen, oder aber auch in ausgesuchte Kioske, im Bergbaumuseum in Bochum, beim VfL Bochum Shop und natürlich in gut geführten Spieleläden in eurer Stadt. Geht mal hin und schaut, was es da noch gutes Andere zum Spielen gibt und unterstützt auch mal die kleinen Händler, damit die Leerstände nicht größer werden, die im Ruhrgebiet immer mehr werden statt die großen amerikanischen Nichtsteuerzahler zu unterstützen. Danke!

Zum Shop von Demoela, wer es nicht abwarten kann in einen Spieleladen zu gehen:

Shop – Demoela.de

Dies ist unbezahlte Werbung! Ich bin ein kleiner Teil des Pott-Universums von Burkhard von Prondzynski, das ist mir genug und freut mich auch sehr. Ich habe dafür auch kein Geld genommen, weil ich das Projekt allein schon toll gefunden habe. 

Ich hätte nicht zugesagt, wenn das Spiel nicht das gewesen wäre, als es erklärt wurde. Mit schon 2000  verkauften Exemplaren ist das Spiel zu einem Bestsellerspiel im deutschsprachigen Raum geworden Aus allen Teilen Deutschlands wird „Der Pott“ sogar gekauft, um das Ruhrgebiet auf spielerische Weise kennenzulernen. Eine tolle Art Menschen für das Ruhrgebiet zu begeistern. Schön, dass ich davon ein kleiner Teil sein durfte. Ich hoffe, dass es noch ganz viele kaufen und dadurch auch in unsere Gegend kommen werden. Sozusagen über das Brettspiel hinaus gehen und unsere Region touristisch erkunden. Denn es gibt viel zu sehen, mehr als die Industriekultur. Viel Spaß beim Spielen wünsche ich allen !

AUKTION eines Spiels „Der Pott“

Wer bei der Auktion mitmachen möchte, sollte meinen Instagram-Kanal abonnieren. Dort wird die Auktion für das Tierheim Bochum laufen im neuen Jahr.

VERLOSUNGSAKTION bis zum 5.1.2025

Wer die Verlosungsaktion mitmacht bis zum 5.1.2025, der kann ein Spiel „Der Pott“ gewinnen. Dazu sollte der Podcast gehört oder gesehen werden, denn da steckt die Antwort auf die Frage:

Wo ist Burkhard von Prondzynski geboren worden?

Die Antwort bitte zu meiner Email schicken: ruhrpottologe@gmail.com 

Am 6.1.2025 wird die Verlosung stattfinden. 

Nun hab ich „Der Pott“ noch als letzte Idee auch für ein Weihnachtsgeschenk rausgebracht…

Ich freue mich auf weitere Spielvarianten von „Der Pott“, wie das geplante „Berlin“. Der Demoela Verlag wird spannend bleiben und Burkhard von Prondzynski wird bestimmt noch die ein oder andere Idee haben nochmal auf seine Heimat in Nordrhein-Westfalen zurück zu kommen.

Glück auf!

FOTOGALERIE (c) André Brune

Foto der Woche I Herbst im Spiegelbild

Im Spiegel der Einheit aus drei gleichen Volumen des Künstlers Max Bill, habe ich die Verschiedenheit des Herbstes fotografieren können, als die Bäume kaum noch Blätter hatten.

Das ist mein eigenes Favoritfoto, weil es alles enthält, was ein Herbst im Spiegelbild ausmacht.

Welches das schönste ist, kann ich nicht entscheiden, sondern ist für meine Blog Leser und Leserinnen frei zu entscheiden.

Unterhalb der Spiegelflächen lag der Laub. Der Himmel war blau. Ein besseres Wetter für dieses Foto hätte es nicht geben können. Max Bill: Einheit aus drei gleichen Volumen

Auf der Internetseite über die Skulptur aus Chrom-Nickel – Stahl steht wahrlich genau das, was ich empfunden habe und immer wieder empfinde :
„Wenn Sie das Kunstwerk umkreisen, eröffnen sich immer wieder neue überraschende Ausschnitte auf die Umgebung. Mit Hilfe der Spiegelungen macht der Künstler die Beziehung von Kunst, Natur und uns als Betrachter*innen umso deutlicher.“

Das kann ich nur bestätigen. Egal zu welcher Jahreszeit! Einfach nur eine wahnsinnig tolle Skulptur!

https://quadrat.bottrop.de/museen-und-park/skulpturenpark.php

Filmjuwelen, Auszeichnungen & Erlebnisse mit Botschaftern, Regisseuren und Schauspielern beim Bosnien-Herzegowina Looks Around Film Festival 2024 in Bottrop I +Videos I +Podcast I +Fotos I +Links

Ein Filmfestival in Bottrop? Mitten im Ruhrgebiet? Im einzigen Kino der Stadt? Und dann noch für Filme von und über ein Land, dass hier eher wieder untergeht in den Gesprächen, wie Bosnien-Herzegowina? Geht das überhaupt? Es geht, und wie!

Nicht nur Schauspielerinnen, Produzenten und Regisseure von dem ein oder anderen Film, sondern auch bosnische Politprominenz fläzten sich in den gemütlichen Kinosesseln vom Bottroper Filmforum. Sie gaben auch auf der Bühne in Gesprächen Auskunft über Projekte, Film und Politik des Landes Bosnien-Herzegowina, einem Land, dass wir kaum noch auf dem Schirm haben, obwohl wir sehr viele Einwanderer und Einwanderinnen durch den Krieg von 1992 bis 1995 im Ruhrgebiet noch heute haben.

Die Hauptarbeit Filme zu gucken hatten allerdings die JurymitgliederInnen aus dem Studentischen und dem Hauptwettbewerb. Sie mussten unter den jeweiligen 11 bzw. 12 Filmen den besten Film und die besondere Erwähnung, sowie im Hauptwettbewerb den besten Regisseur auswählen. Das war nicht einfach, denn ich selbst habe alle gesehen und war weitgehend begeistert. Der Eintritt war auch kostenlos.

Hier in diesem Beitrag sind alle Interviews und ein Video-Podcast über das Filmfestival, die alle in meinem Youtube-Kanal gesehen werden können.

Wie ich vermutet habe, waren da richtige Filmjuwelen dabei. Für die Jurys war es bestimmt nicht so einfach. Mich stimmt eher traurig, dass es wenig Publikum gab am 2. Tag des Wettbewerbs. Nur wenige Filminteressierte aus dem Ruhrgebiet kamen zu den Filmaufführungen, die ab 12 bis abends 22 Uhr gingen. Doch die Anwesenden, so wie ich, waren auf jeden Fall begeistert. Wenig deutsches Publikum war vor Ort, dabei gibt es doch viele Programmkinobesucher und oder auch Kurzfilm-Begeisterte. Und das Wetter war mehr als bescheiden, kalt und regnerisch. Sie lade ich definitiv beim nächsten Mal herzlich ein dabei zu sein, denn es lohnt sich wirklich!

Die Filme zeigten zum Großteil die Alltagsprobleme, sowie die Seele der Menschen, die in Bosnien-Herzegowina und den Nachbarstaaten, wie Slowenien, Kroatien, Serbien, Mazedonien, also Länder des ehemaligen Jugoslawien, zur Zeit bewegen. Man könnte meinen, dass ist dort anders als bei uns. Aber eigentlich unterscheidet uns nur unwesentlich etwas von der Geschichte und den Einfluß der Religionen und des in den 1990ern aufkommenden Nationalismus. Der Krieg prägt die damals heranwachsende Generation, die es entweder durchlitten haben oder mit den Eltern geflüchtet sind. Fast jede Familie hat im Krieg Tote durch Kugel, Granaten, Mord und Genozid zu beklagen. 

Die Kinder dieser Zeit haben durch Vertreibung und Flucht, aber auch durch das Verlieren der Heimat ein Trauma, dass Jede und Jeder auf seine eigene Art und Weise bewältigt. Die heutige Generation, die nicht im Krieg aufgewachsen ist, durchlebt Frieden, aber sucht ihren Weg in der modernen Gesellschaft, die noch immer vom damaligen Krieg und Nationalismus beeinflusst wird. Die Filme können unterschiedlicher nicht sein. Umso spannender sind sie und regen zum Nachdenken an. Es gibt natürlich auch Filme über die nicht nachgedacht werden muss. Es gibt Filme, die gleiche Probleme, wie bei uns aufzeigen, ob das ein schlechter Handyempfang ist oder die Bewältigung von Tod in der Familie, sowie auch Depression oder Homophobie innerhalb der Familie.

Moderatorin am dritten Tag des Filmfestivals: Aida Demirovic – Krebs mit mir am Plakat

 

Die Filme beinhalten immer wieder das Thema des Krieges, sowie auch deutsche Filme zur Erinnerungskultur immer wieder die Schrecken der Naziherrschaft, den Zweiten Weltkrieg und den Nachwirkungen produziert werden. Die Filme der „Balkan-Länder“ zeigen auch die typischen Alltagsprobleme, die wir auch hier haben. Sie zeigen nicht nur Traumabewältigungen und politischen Anspannungen, sowie Schwierigkeiten im jeweiligen Land. Der Umgang mit Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Borderline, Homophobie, Sucht, Verlust, Mobbing, Angst und Verrat, um nur einige Beispiele zu nennen, ist in diesen Ländern auch präsent. Die filmische Verarbeitung von Studenten der Akademie der bildenden Künste, sowie auch von den schon bekannten Regisseuren, Animateurfilmern, Drehbuchautoren, sowie auch die glänzenden Schauspieler und Schauspielerinnen.

Neben der vielen kraftvollen Schauspielkunst, gab es auch Animationsfilme mit Puppen, digitale Tricktechnik oder hoher zeichnerischer Qualität. Am Ende des Tages waren meine Augen auch schwer und die Gedanken schwirrten. Welcher Film da noch um 13 Uhr war oder wie der um 14.45 Uhr hieß, das konnte ich nicht mehr behalten. Ein Film nach dem anderen jagte die Gehirnwindungen.

Der engagierte Wilfried, Vereinsmitglied und Filmvorführer beim Filmfestival

 

Ich gehe meist nur noch ins Kino um mir tricktechnische Filme auf der großen Leinwand anzusehen. Solche Programmkinofilme oder Kurzfilme laufen bei mir eher über den Fernsehbildschirm, aber ich war so begeistert, dass ich nun öfter wieder ins Programmkino gehe und das 8. Filmfestival steht bei mir auf der Agenda wieder zu besuchen 2025.

Filme, die nicht von Hollywood produziert werden, sind mehr als nur Gleichwertig anzusehen. Meist sind sie um Längen besser. Besonders Kurzfilme können in wenigen Minuten einen 90 Minuten Hollywoodschinken mehr als ausstechen. Der einzige Nachteil an der Sache ist, dass diese Filme meist in der Versenkung landen. Sie sind auf Youtube im Gemengelage oder werden eventuell im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, wie auch Arte gezeigt, entweder um 23 Uhr oder gar nicht. Man muss schon gezielt in der Mediathek suchen oder Googlen und hoffen, dass was passendes Interessantes gefunden wird. Aber wer es nicht weiß, der kann es nicht suchen. 

Deswegen habe ich mir vorgenommen diesen Beitrag über das komplette im Ruhrgebiet stattgefundene Filmfestival zu machen und weil die Einwanderer und Einwanderinnen aus Bosnien-Herzegowina mittlerweile unser Ruhrgebiet auch kulturell nicht nur bereichert haben, sondern sie sind eine Stütze in vielen Arbeitsfeldern, engagieren sich politisch und sind hier angekommen mit offenen Armen, die sie uns selbst entgegenstrecken. Wer in Bosnien-Herzegowina noch nicht war, kann die Gastfreundschaft der Menschen dort nicht nachempfinden. Das haben sie auch nach hierhin mitgebracht.

Allgemeine Kritik an amerikanischen Filmproduktionen

Viele produzierten Filme aus dem Ausland werden durch Streaming und Youtube meist verheizt. Sie sind nicht im sogenannten „Mainstream – Blockbuster“ zu finden, werden kaum bis gar nicht beworben, auch aus Geldmangel. Filme aus dem Osten und Südosten Europas, aber auch aus Afrika haben in Deutschland kaum eine Lobby, dabei sind da mit Sicherheit viele tolle Sachen dabei. Doch in Deutschland bestimmt Hollywood die Kinolandschaft und beherrscht auch mit ihrer Prominenz die deutschen Fernsehsender seit Jahrzehnten. Ich finde, dass da ein Umdenken stattfinden sollte. Aber das ist ein langer Weg, denn auch im Streaming bestimmt Hollywood, wie Disney, Amazon und auch der amerikanische Streamingdienst Netflix, was geguckt werden soll. Dennoch ist eine Hollywoodproduktion ein Muss, denn Matt Damon und Ben Affleck sind auch für kritische Filme innerhalb der verkrusteten Geldmaschinerie mit Programmkinofilmen bekannt. Der ein oder andere hat auch hohe Anerkennung bekommen und bricht auch mit den üblichen Filmen. Beim Filmfestival wird ihr produzierter Film „Kiss the Future“ auf jeden Fall den Abschluss machen.

Der Kinosaal bevor es los ging noch schnell ein Foto aus dem Vorführraum

 

Das Bosnien-Herzegowina Looks Around Film Festival Tag 1, Freitag, 22.11.2024, 18 Uhr

Fälschlicherweise dachte ich, dass es um 14 Uhr los ging, aber in der eisigen Kälte vor verschlossener Tür stand nicht nur ich. Auch Jan Lachnicht war sich sicher, dass es früher losging. Der Lehrer vom Berufskolleg Bottrop, der mit seinen Schülern den tollen Bosnien-Hilfsfahrtfilm gemacht hat, den wir am Abend sehen würden, dachte ebenfalls, dass dort schon Leute sind. Er ging dann zu seinen Schülern, die noch die Filme jurymäßig auswerteten und ich nebenan in eine Postkartenausstellung meiner Geburtsstadt im August – Everding – Kulturzentrum. (Darüber berichte ich extra)

Zurück aus dem warmen Gebäude und begeisternden Ausstellung bin ich dann so gegen 17.30 Uhr in das Filmforum zurück gegangen. Da waren schon eine Menge Leute. Einige Mitglieder des Vereins Aktion Leben und Lernen in Bosnien e.V. waren schon da. Aber ich sah auch streßiges Entsetzen beim künstlerischen Leiter Samir Corkadi. Denn die Schauspielerin und Regisseurin der Abendvorstellung und Jurymitglied des Hauptwettbewerbs Mersiha Husagic sollte eigentlich mit dem Zug anreisen, aber bei Aachen war ein Zug entgleist. Sie musste kurzfristig einen Flieger nach Düsseldorf steigen, um noch pünktlich zum Ende ihres Films zu kommen, weil sie anschließend auch zu ihrem Film „Cherry Juice“ Fragen von Jasmina Music und dem Publikum beantworten sollte.

Spendenaktion für Hochwasserschäden in der Einrichtung für behinderte Menschen „Drin“

Im Eingangsbereich zum Kino stand eine Spendenbox neben der Garderobe, denn der das Filmfestival ausrichtende Verein „Aktion Lernen und Leben in Bosnien e.V.“ sammelte bis zum Ende der Vorstellungen Geld für die Einrichtung Drin in Fojnica für geistig und körperlich behinderte Menschen. Die betreuten Häuser und das Haupthaus erlitten durch Hochwasser immense Schäden. Die Heizung ist ausgefallen. Betten, Möbel und die Böden sind in den unteren Etagen alle durch das Wasser zerstört. 

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Ich habe beim Hilfstransport Ende Mai 2024 die Einrichtung auch besucht und kenne die Gegebenheiten, so dass ich einen kleinen Clip zur Unterstützung gemacht habe, der immer wieder während des Filmfestivals auch gezeigt wurde und für Spenden aufgerufen hatte. Der Verein wollte schnelle Hilfe zu Selbsthilfe machen und rief zu Geldspenden auf. Ich kreierte zwei kleine Videos mit Fotos, die mir zugeschickt wurden.

Hier ist er noch einmal der Link zum Blogbeitrag mit den Filmen, falls noch jemand den Verein mit einer Geldspende für die Hilfe zur Selbsthilfe vor Ort unterstützten möchte: 

Spendenaktion für Flutopfer von Drin I Einrichtung für geistig behinderte Menschen in Bosnien

Das Konto zur Direktüberweisung:

DE 10424 51220 00000 37549

Paypal: socialmedia@aktion-bosnien.eu

Insgesamt kamen bis kurz nach dem Filmfestival tatsächlich über 13000 € zusammen. 

DAAANNNKKKEEE im Namen der Betroffenen!!!

Eröffnungsrede

Ein wenig Bottroper Kommunalpolitik – Prominenz war vor Ort: Von der SPD war die Ausschussvorsitzende für Integration und im Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Familie Hajra Dorow, selbst geboren im ehemaligen Jugoslawien, 50 km entfernt von Sarajevo, in Donji – Kakanj. Sie wuchs in einem multikulturellen Haus auf, wo die Religionen sich die Türklinke in die Hand gaben. Kein Krieg, sondern ein multikulturelles miteinander spielen war angesagt zwischen den 60 Kindern. Ob Orthodox, Katholisch oder Muslimisch, es gab keine Probleme, sondern auch kultureller Austausch im Hausflur. Für sie ist Multikulti ein Geschen. Sie hatte Glück am 27. Juli 1992 nach Deutschland flüchten zu können, als der Krieg das Land ethnisch durchpflügt wurde. Heute wird sie nach der Eröffnungsrede des künstlerischen Leiters Samir Corkadi die politische Eröffnungsrede halten.

Hajra Dorow – frauen/ruhr/geschichte

Der Schirmherr und Patron Oberbürgermeister Bernd Tischler ließ über die Leinwand Grußworte flimmern. Anwesend  waren noch zwei Kommunalpolitiker der  Grünen: Andrea Swoboda, die Fraktionsvorsitzende  in Bottrop und Vorsitzende im Kulturausschuss, sowie Joachim Gutsche, Ratsherr und Sprecher für Kulturpolitik und Jugendhilfe.

Andrea Swoboda Stadtrat-Mitglieder – Grüne in Bottrop

Ansonsten niemand und das stimmt mich traurig, dass sich andere Kommunalpolitiker, sowie auch Landes- und Bundestagspolitiker hier nicht haben sehen lassen, vor allem nicht am dritten Abend, wo gleich zwei Botschafter des Landes Bosnien-Herzegowina anwesend waren. Denn dieses Filmfestival ist schon eine Kultur- und Landesaustauschinstitution geworden und das zum siebten Mal!

Andrea Swoboda von den Grünen stärkt sich erstmal vor dem Kinofilm

Von anderen kommunalen Parteien hab ich leider niemanden gesehen. Von daher sind sie auch nicht erwähnenswert.

Die Reden von Samir Corkadi und Hajra Dorow wurden natürlich auch in ihrer Landessprache gehalten. Ich habe mir allerdings erlaubt sie aus meinem ersten Video über das Filmfestival herauszuschneiden, um es nicht zu lang werden zu lassen. Ich erzähle über den ersten Tag und das Filmfestival und lasse es mit den Reden der beiden enden in Teil 1.

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Danach folgte die Ankündigung des Bosnien-Hilfsfahrt – Films vom Berufskolleg Bottrop. Lehrer Jan Lachnicht, sowie Lehrer Dennis Homann begleiteten mit drei Schülern Merle Hoffjan, Cagin Arslaner und Markus Gubanow den Hilfstransport, den auch ich mit Dorothea Bromkamp, dem zweiten Vorsitzenden des Vereins Herbert Schröer und Monika Zellmer begleitet habe.

v.l.: Dennis Homann (Lehrer am Berufskolleg Bottrop), Herbert Schröer (Aktion Leben und Lernen in Bosnien e.V.), Dorothea Bromkamp (Unterstützerin), Jan Lachnicht (Lehrer am Berufskolleg Bottrop), Merle Hoffjan, Markus Gubanow, Cargin Arslaner (alle drei Schüler am Berufskolleg Bottrop)

Der Film zeigt gut geschnitten, in guter Spiegelreflexkamera – Qualität und mit Drohnenaufnahmen das Tun des Vereins vor Ort und die wundervolle Landschaft des Landes. Sie machten Interviews mit den Menschen in den Schulen, die wir besuchten und am Kinderheim, wo wir Kinderkleidung, Spielzeug, meine zwei Umzugskisten Stofftiere (dazu im Extrabeitrag über die Hilfsfahrtbegleitung von mir in einigen Wochen) sowie Computer, Drucker, Schulmaterialien gespendet haben. Auf der Bühne bekamen alle anwesenden Hilfstransportbegleiter*Innen vom Verein ein Geschenktüte in die Hand gedrückt mit einem großen Dankeschön.

Der Film vom Berufskolleg hatte eine tolle Qualität. Da aber Innenaufnahmen und Interviews innerhalb der Einrichtung Drin für körperlich und geistig behinderte Menschen nicht erlaubt waren, außer Fotos ohne den Bewohnern, konnte sich keiner so richtig vorstellen, was nun für durch die Hochwasserschäden verloren gegangen ist. Ein verständlicher Kritikpunkt aus dem Publikum. Ich kann wenigstens mit meinen Fotos im Nachhinein etwas darüber zeigen. Sie folgen in meinem Beitrag über die Hilfsfahrt.

In knappen vierzig Minuten konnte das Publikum trotzdem einiges an Informationen bekommen, wie die Arbeit vor Ort bei den Einrichtungs- und Schulleitern ist und was für eine wertvolle Arbeit der Verein macht. Auch die Interviews mit den begleitenden Personen sind wertvoll in diesem Film, um zu verstehen, warum es gemacht wird und was es aus einem macht. Natürlich wird auch der kleine Tagesausflug nach Sarajevo schön in Szene gesetzt. Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft hinterließ Zuschauenden einen bleibenden Eindruck und machte mit Sicherheit auch neugierig auf eine Mitfahrt beim nächsten Transport Ende Mai 2025. Der Film vom Berufskolleg Bottrop wurde entsprechend mit tosendem Applaus gefeiert.

Wer den Film sehen möchte, kann es auf der Youtube-Plattform des Berufskolleg Bottrop tun. Hier ist der Link:

Herzegowina Hilfsfahrt Bosnien-2024 – YouTube 

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Der Hilfsfahrt-Film bekommt wahrscheinlich 2025 eine Fortsetzung, denn das Berufskolleg hat mit dem Verein Aktion Leben und Lernen in Bosnien einen Kooperationsvertrag gemacht. Die Schüler und Schülerinnen lernen vor Ort nicht nur die Gegebenheiten kennen, sondern auch die Arbeit des Vereins und wie mit den Mediengerätschaften umgegangen wird: Vorbereitung und Durchführen von Interviews, Filmen, sowie Schnitt und Fertigstellung. Sie sammeln Erfahrung und nehmen für ihr zukünftiges Leben auf jeden Fall etwas besonderes mit.

Nicht nur das ist im Kooperationsvertrag, sondern auch die Ausführung als Jury für den Studentenwettbewerb beim Filmfestival. Unterstützt werden die Schüler und Schülerinnen vom Bochumer Kulturwissenschaftler Patrick Ritter, der auch schon mehrere Male dabei war und auch einen Hilfstransport begleitet hat. 

Mehr über Patrick Ritter:

Projektbüro für Wesenhaftes – Klima&Kunst, Diversität, Kulturwissenschaft: https://patrickritter.net

Insgesamt ist dieser Kooperationsvertrag eine gute Sache für eine gute Sache. Eine mehrfache Win-Win-Win – Situation, wie ich finde, die eben wie der Name zufälligerweise ergibt „Schule“ machen sollte! So etwas kann auch andere Vereine, nicht nur im Ruhrgebiet, eine Möglichkeit sein, jüngere Menschen für die Arbeit eines Vereins zu begeistern, sondern auch für die eigenen Arbeit zu gewinnen.

Kirschsaft mit Mersiha Husagic

Es folgte der eigentliche Erföffnungsfilm: „Cherry Juice“

Ein beeindruckender tragikkomischer Film, der von der Schauspielerin und dem diesjährigen Jury-Mitglied des Hauptwettbewerbs Mersiha Husagic in Szene gesetzt wurde. Sie hat nicht nur die Hauptrolle unglaublich überzeugend gespielt, sondern das Drehbuch dazu geschrieben und auch die Regie geführt. Der Film will vieles auf einmal bearbeiten. Mersiha Husagic spielt mit Wut, Trauma, Liebe, Queer und dem Alltag in zwei verschiedenen Ländern, sowie mit Gegenständen, die das Festhalten an Vergangenheit beinhalten. Beide Hauptdarsteller brennen für das Filmen, jede allerdings in einem anderen Bereich.

„Cherry Juice“, also Kirschsaft, ist das Problem, dass die Hauptdarstellerin Selma aus der Vergangenheit umtreibt. Ein von ihr geschriebenes Drehbuch sollte verfilmt werden, aber der Dreh ist abgesetzt worden, weil der Produzent wegen Steuerhinterziehung, wenn ich es noch richtig in Erinnerung habe, hinter Gitter kommt. 

Der deutsche Schauspieler Niklas Löffler spielt den lebensfrohen Hamburger Schauspieler Niklas Dietrich. Er kommt extra eingeflogen nach Sarajevo. Er hat das Drehbuch begeistert gelesen, bereitet sich akribisch in der queeren Szene von Hamburg vor und freut sich riesig auf den Film. Doch als er ankommt, holt ihn keiner ab. Er kommt in die Bar, wo er die pessimistisch eingestellte Selma aushilft und damit ihren Lebensunterhalt hauptsächlich verdient. Sie hatte das Drehbuch geschrieben und ist stark enttäuscht, dass der Film nun nicht gedreht wird, so dass sie völlig vergaß den deutschen Schauspieler abzusagen. 

Nach dem Begrüßungswodka, um das Passierte runterzuspülen, nimmt Selma ihn an die Hand. Sie streifen durch die Stadt, gehen tanzen, essen im Imbiss und lamentieren über den Film und das Leben. Es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen der Bosnierin und dem Deutschen. Durch ein verliebtes Raufen entwickelt sich Glück im Unglück. 

Beide entledigen sich dadurch dem Festhalten ihrer Symbole der Vergangenheit und es beginnt ein Neuanfang. Das ist so eine knappe inhaltliche Angabe des Films, den die Darsteller humorvoll und sympathisch rüberbringen. Der Film lässt einen bei den echten Super 8 – Aufnahmen aus der Zeit des Krieges bedrückend im Kinosessel zurück, aber der Film geht damit sehr gut um. Die Kriegsszenen sind wichtig für den Kirschsaft, denn Selmas Vater ist von einem Scharfschützen umgebracht worden, während er für seine Tochter ihr Lieblingsgetränk einkaufen wollte. Selma macht sich deswegen ihr Leben lang Vorwürfe.

Die seelische Verarbeitung hat Mersiha Husagic wunderbar in Szene gesetzt. Ich denke, da wird noch viel mehr kommen von der jungen Schauspielerin und Regisseurin, die im deutschen Fernsehen schon in vielen Serien zu sehen war, u.a. im Münsteraner Tatort „Ein Fuß kommt selten allein“.

Mersiha Husagic – Wikipedia

Mersiha Husagic (@mersihahusagic) • Instagram

Mersiha Husagic Foto: (C) André Brune

 

Anschließend war sie mit Maja Zeco im Interview bei Jasmina Music auf der Bühne. Sie erzählte über ihren Film. Maja Zeco ist leidenschaftliche Theaterschauspielerin, auch sie war zwar kürzlich in einem Tatort zu sehen. Sie bereichert aber eher die Berliner Theaterlandschaft. 

Maja Zećo – Wikipedia

Maja Zeco – Instagram

Maja Zeco Foto: (C) André Brune

Maja Zeco hat zur Zeit ein besonderes Theaterprojekt, dass sie leider nicht so einfach in Deutschland auf die Bühne bekommt. Mit dem Projekt „Libera Me“, das sie zusammen mit dem russischen Musiker und Komponisten Roman Stolyar entwickelt hat, ist sie auf Gastspielreisen durch Europa. „Libera Me“ vereint multimedial Stimmen von Kriegserfahrung aus Bosnien und der Ukraine. 

Libera me – Projekt -Instagram

Liegt es am russischen Musiker, der sich für Frieden zwischen den Ländern Ukraine und Russland einsetzt? Er kann nicht nach Russland zurück. Wahrscheinlich wird er sofort verhaftet oder an die Front als Kanonenfutter geschickt. Einmal im Jahr kann er nur seine Familie sehen in einem Land, wo Russen noch hin können.

Ich finde es traurig, dass das Stück nicht mit Handkuss aufgeführt wird. Ich hoffe, dass Maja und Roman doch noch genügend Möglichkeiten bekommen ihr Stück „Libera Me“ aufführen zu können. Es ist bestimmt ein wichtiges Projekt, dass nachhallende Wirkung hinterlassen wird. Beide Schauspielerinnen sitzen in der Jury für den Hauptwettbewerb neben dem Bottroper Kameramann Ferdinand Fries. Darüber mehr bei Tag 3. 

v.l.: Maja Zeco, Jasmina Music, Mersiha Husagic Foto: (C) André Brune

Das Interview mit den beiden Schauspielerinnen kann in Teil 2 gesehen werden:

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Der Abend war mit viel Applaus, tollen Gesprächen, schon zwei tollen Filmen und anschließenden gemeinsamen Klönen im Kino-Bistro „Kurz vorm Kino“ gefüllt. Ich wäre gern länger geblieben, aber am nächsten Tag war Filmmarathon angesagt. Ich wollte alles sehen und nicht dabei einschlafen.

Tag 2

Um 12 Uhr ging es los. In vier Blöcken mit dazwischen liegenden Gesprächen und Interviews wurde  Ich war gepannt, ob die Filme mich umhauen werden oder langweilen. Ich wurde nicht enttäuscht. Direkt der erste Film hatte es in sich:

Sutra Cemo Kupiti Ribice / We´ll Buy the Fish tomorrow

Asja trifft zufällig nach einigen Jahren ihre ältere Schwester wieder in einem Nachtclub. Sie ist lesbisch und die Eltern kamen mit ihr nicht mehr klar, als sie es herausbekommen haben. Sie wurde von der Mutter herausgeworfen. Ihre kleine Schwester liebte sie und konnte es nicht verstehen, was da passierte und warum sich auch die Schwester so verhielt gegenüber ihren Eltern. Ihre Psyche litt darunter, dass sie nun allein war und machte der Schwester Vorwürfe. Deswegen gab es auch eine starke Spannung bei dem ersten Wiedersehen nach Jahren. Selbst der Kindheit entwachsen versucht die große Schwester der kleinen nun die Situation zu erklären, was damals geschah. Der Film zeigt, dass es wichtig ist miteinander zu kommunizieren, statt sich einzusperren. Der Film hat ein großes Spannungsfeld innerhalb einer Familie bearbeitet, die überall sein könnte. Reden und Kommunikation bringen beide wieder näher. Homophobie, Borderline, Unverständnis, Familienbande innerhalb von erstaunlichen 18 Minuten verpackt und erstklassig umgesetzt.

Der Film von Sara Ristic aus Bosnien-Herzegowina, 2024 gedreht, schafft es das Publikum in Staunen zu versetzten, sich fragen zu stellen, was wir anderes hätten gemacht. Vor allem wie gehen wir mit der Situation selber um, wenn es im familiären Umfeld zu so einer Situation kommen wird. Welcher Film wird den ersten noch toppen können?

Hier hätte man jetzt sagen können: Der gewinnt bestimmt, ich gehe nach Hause. Aber da kamen noch ganz viele starke Filme. Doch tatsächlich hat dieser Film die Jury vom Berufskolleg Bottrop als „Mention Winner“ die besondere Erwähnung bekommen. Das Prädikat „sehr wertvoll“ hätte ich ebenfalls vergeben. Hat der Film auf jeden Fall verdient!

Herzlichen Glückwunsch!

Auch wenn der erste Film schon sehr stark war, erwähne ich nun alle anderen Filme ebenfalls, denn es lohnte sich dabei gewesen zu sein! Der nächste hat es auch in sich gehabt, denn es ging um #Metoo, Sex am Arbeitsplatz und Voyeurismus in einem Theater.

Mentor von Tinkara Klipsteter aus Slowenien wurde 2023 gedreht. Zuerst sieht man sich ins 18. Jahrhundert zurück versetzt, dann bemerkt man, dass es auf einer Theaterbühne spielt und das von Moliere bekannte Stück Tartuffe geprobt wird. Darin gibt es eine Verführungsrolle, worin das im wahren Leben spielende Schauspielerpaar, ein Paar ist, und eigentlich kein großes Problem haben sollten es zu spielen, aber es geht nicht. Beide kommen mit der Situation nicht klar und schaffen es nicht die Verführungssituation gegenüber der Regisseurin und dem beisitzenden Professor der Schauspielschule überzeugend darzustellen.

Darauf greift der Professor ein. Er tritt auf die Bühne und macht es vor aller Augen vor. Er umgarnt die junge Darstellerin so, wie es ablaufen könnte. Was wir Zuschauer nicht sehen ist, was er da genau mit seinen Händen tut. Alle sind gelähmt und schauen entsetzt, aber auch fasziniert über die Art und Weise zu, wie er es macht. Die Schauspielstudentin ist wie gelähmt. Sie wehrt sich nicht und fühlt sich anschließend schlecht und benutzt. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz war hier das Arbeitsthema. Und man denkt sich, ob es so in der Schauspielschule hier und da wirklich so abläuft.  

Das Publikum stellt sich so manche Frage oder ist man dann selbst gelähmt? Wieso hat der Partner nicht involviert und das echte Schauspiel nicht unterbrochen? Wieso ließ die Schauspielerin das Begrabschen vom Professor zu und wehrte sich nicht? Wollte sie selbst ergründen, wie weit das Schauspiel geht oder war sie gelähmt, weil es ihr gefallen hat? Wird ihr Schauspielen wirklich dadurch besser oder ab dem Zeitpunkt eher schlechter? Fakt ist, dass niemand aufschreit, sondern zuschaut, als wenn es dazu gehört.

Der Film wirft zwar viele Fragen auf, zeigt aber wie Männer mit Macht und Wissen sich im Bereich der Schauspielerei positionieren und die jungen unerfahrenen Schauspieler und Schauspielerinnen ausnutzen können. Auch ein sehr starker Film, der die MeToo-Bewegung in den Vordergrund stellt. Es kann wirklich überall passieren, sogar offen auf der Bühne.

Die nächsten 14 Minuten gehörten Nada Petrovic. Der Film Miris Sveze Farbe / Smell of Fresh Paint aus Serbien hinterlässt einen faden Beigeschmack. Der Film ist eine Mischung aus verlorener Kindheit, Obdachlosigkeit und der Versuch die Kindheit, das Geborgensein wiederzufinden. 

Die neunzehnjährige Emma will noch einmal in die elterliche Wohnung, die durch die Spielsucht des Vaters verloren gegangen ist, sowie auch der Absturz der Familie in die soziale Schieflage. Sie versucht den älteren Käufer der Wohnung zu verführen und kann dadurch noch einmal schöne Erinnerungen erleben. Der Film zeigt am Ende auch, dass egal, wie schlecht es dir geht, du schöne Erinnerungen wachrütteln und hervorholen sollst, ob ein Aufkleber, ein Geruch oder Erlebtes, um sich in schlechten Situationen am Leben zu erhalten. Ich fand den Film sehr aufwühlend, hatte den Sinn auch verstanden. Ein schwieriger und beachtlicher Film, der einen die eigene Verantwortung gegenüber der nächsten Generation überdenken lässt, aber auch die Zukunft der Generation, die vom Spiel der Erwachsenen abhängt und hier als Metapher angedeutet sein kann. Das Ende hat mir sehr gefallen. Er war jedoch nicht stark genug, um bei mir in die engere Wahl zu kommen, wenn ich Jury-Mitglied gewesen wäre. Nada Petrovic wird bestimmt noch viele tolle Sachen produzieren.

Der nur neunminütige Film „Pressing“ von Milica Vujasin aus Bosnien-Herzegowina 2024 ist ebenfalls ein sehr starker Film. In einem Frauen-Baskettball-Verein sind Anja und Jelena beste Freundinnen. Doch Anja entscheidet sich für die Mehrheit, die Jelena mobben, weil sie die beste des Teams ist. Denn am Abend gehen sie zu einer Geburtstagsparty, wo ihr Schwarm teilnehmen wird, den sie dort näher kennenlernen kann. Jelena freute sich auf das Schauen des Baskettballspiels am Abend, wofür sie Karten hatte, und fühlt sich nun von Anja verraten.

Das Mobbing innerhalb der jungen Frauentruppe gegenüber Jelena geht über in Gewalt und Anja entscheidet sich für die Gruppe und nicht für Jelena. Der Film bleibt einem im Hals stecken, wie stark Mobbing sein kann. Die menschliche Psyche des Menschen, die Kränkung können verheerende Lebensveränderungen verursachen. Verräter und Täter können trotz der Situation miteinander klar kommen und das Getane übergehen. Doch das Opfer wird verändert. Eine Situation, die überall stattfinden kann in unserer Gesellschaft. Der Film zeigt auch, dass es von jedem Einzelnen abhängt, wie wir uns entscheiden, ob mit den Wölfen heulen oder uns auflehnen gegen die große Gruppe, aufzustehen und zu helfen für die Unterdrückten oder einfach mal „NEIN. Bis hier hin und nicht weiter“ sagen. Ein sehr starker Film, der bei mir noch lange nachhallte.

Der nächste Filmblock studentischer Filme

Ist der erste Filmblock wirklich noch zu toppen? Alle ersten vier Filme könnten Favoriten sein im Studentenwettbewerb. Alle haben starke gesellschaftliche Fragen aufgeworfen und bearbeitet. Alle Filme sind erwähnenswert und sollten mehr Aufmerksamkeit bekommen. Welcher Film wird schwächer sein oder noch mehr Begeisterung auslösen? Welcher Film wird die Jury des Berufskolleg Bottrop auswählen? Nach einer 30 Minütigen Pause ging es erstmal weiter.

Die 15 Minuten von Jaksa Minic postapokalyptischen Science – Fiction – Kurzfilm Skloniste / Shelter hinterließen bei mir vielleicht auch absichtlich mehr Fragen als Antworten. Ich hatte mir vor der Ansage tatsächlich mehr versprochen. 

Nach der Apokalypse versucht Vidoje tagelang Radiosignale im Atombunker zu empfangen. Er hegt die Hoffnung auf ein normales Leben als im Dunkeln des Bunkers. Da entdeckt er einen Käfer in der Toilette. Sein Bruder und Vater wollen ihm nicht glauben. Für Vidoje ist es ein Zeichen, dass oben vielleicht alles in Ordnung ist. Er beginnt zu zweifeln an dem Leben im Bunker und entscheidet sich für die Oberfläche. Sein Vater verbietet ihn nach oben zu gehen, aber er hört nicht auf ihn. Sein Bruder verfolgt ihn. Als sich die Tür hinter Vidoje verschließt, weiß ich als Zuschauer, dass sich der Horizont auftun kann, jedoch hinter einem die Wahl zurück zu kommen sich verschließen kann – für immer. Der blaue Himmel, die Natur stehen noch immer, aber der Mensch verkriecht sich in seinem Bunker und will nichts darüber hinaus erfahren. Die „Insassen“ können einem auch das Leben zerstören und fehlleiten. 

All das sind Metaphern für die Zeit der Covid-Pandemie, die wir erlebt haben, aber auch das Leben in den heutigen Social-Media-Blasen von eingegrenztem Algorhythmus. Je mehr ich über den doch sehr dunklen Film nachdenke, desto mehr gefällt er mir mit seinen Anspielungen. Er wird nicht viel gefallen gefunden haben, denke ich. Aber er war mehr als nur ein Science-Fiction-Film. Er war ein philosophischer nachdenklich machender Film, der als ein neunzigminütiger Hollywoodstreifen mit bisschen mehr Licht bestimmt eine noch größere Möglichkeit hätte das Publikum mit Spannung zu füllen und zu erreichen.

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, aber sie wird von der denkenden Mehrheit, die diese nicht hegen erschossen. Ein übler Punkt, der dann eine wirklich düstere Zukunft unserer Gegenwart schafft. Und in dieser Hinsicht ist der eher im nervigen Dunkel mit wenig Kerzenlicht spielende Film, einem hustenden Vater, den man kaum erkennt, dann wiederum ein starker Film, der erst im Nachgang ein Verständnis zeigen kann für die Gedankenwelt des jungen Regisseurs. Aber genau deswegen beeindruckt er mich nachhaltig doch mehr als ursprünglich gedacht.

Auf der Leinwand fragt man sich anschließend 23 Minuten lang wirklich, wo der Hase läuft. In Where is the Bunny? von Petar Djurakovic aus Serbien aus dem Jahr 2024 stellt eine wirklich große Frage in den Vordergrund, denn es ist nicht klar, was uns der Film wirklich sagen will, der in den wenigen Minuten einen 24 Stundentag eines jungen Serben zeigt. Der Film hoppelt nicht, er galoppiert eher über die den Stoff. Und am Ende weiß man trotzdem nicht, was der Sinn des Protagonisten war durch den Film zu hetzen. Aber vielleicht war das ja so gewollt, den wahrscheinlich spielsüchtigen arbeitslosen ausgelernten Studenten (hatte er schon einen Abschluß?) zu zeigen, wie er überleben muss in der Gesellschaft.

 

Der junge Mann geht von einem Ort zum anderen, wird zusammen geschlagen, weil er anderen Geld schuldet und nimmt Geld ein, indem er die Studentenarbeit eines anderen übernimmt.

Der Film will zu viel in diesen wenigen Minuten. Zwei Mal taucht eine Person auf, die auch gleich wieder verschwindet. Es ist nicht erkennbar, ob er ein imaginärer Freund ist, weil er plötzlich wieder verschwindet.

Ich verstehe zwar, was der Film aussagen will. Aber genau da hakt es. Es sind zu viele Dinge, die in den wenigen Minuten gezeigt werden wollen. Er braucht Geld zum tagtäglichen Überleben und gibt es gleich wieder aus. So leid es mir tut gehört der Film zu den schwächeren Kurzfilmen in meinen Augen. Wenn daraus allerdings ein 90 – Minütiger Film geworden wäre, würde er bestimmt verständlicher, hätte die Chance sich genauer auf die wesentlichen Merkmale des Inhalts zu stützen. Er würde aufwühlender wirken als in diesen paar Minuten, die nur genutzt werden konnten. Ausbaufähig ist er deswegen auf jeden Fall und könnte auch die Schwierigkeiten der Jugend in Serbien aufzeigen mit dem sie sich tagtäglich rumschlagen müssen.

Navid von Janick Entremont wurde in Deutschland 2024 produziert. Im Filmfestival werden eben auch Filme von emigrierten Bosniern gezeigt. Der Regisseur ist gebürtiger Österreicher. Er fand in Navid wahrscheinlich sein Alter Ego, denn in diesen Zeiten, wo die jungen Menschen mit vielen Krisen zubombadiert werden, ist es nicht einfach sich in der die Gesellschaft wieder zu finden. Insgesamt lastet ein großer Druck auf jeden einzelnen von uns jeden Tag und es wirkt sich auf viele Menschen so aus, dass sie keinen Halt mehr finden und in Depression versinken, das zu einer Krankheit wird, die von der Gesellschaft wiederum nur schwer erkennbar ist und anerkannt ist. 

Der depressive Navid ist in der Warteschleife einer möglichen Psychotherapie in Deutschland. Doch zur Zeit stehen viele Menschen auf der Liste, die immer länger wird. Wieviele auf der Liste stehen, die sich in der Zwischenzeit das Leben nehmen, weil sie keine schnelle Hilfe bekommen, ist eine Geschichte, über die man nicht so einfach nachdenken will. Manche finden irgendwie einen Halt im Leben. Im Film hat Navid eine Freundin, die ihm ein wenig Halt gibt. Sie fahren zu einem Ferienhaus am See. 

Depressionen und ihre Tiefen sind ein schwer verfilmbares Material. Trotzdem schafft es der kleine Fünfzehnminüter die Stimmung rüberzubringen, aber auch die leichte Hoffnung auf Heilung in der Natur. Auch hier sehe ich eher ein Potential eines großen Films. Denn in diesen wenigen Minuten ist es nicht einfach das Thema auszubreiten. Es braucht mehr Aufmerksamkeit, um bei der jungen Generation besser erschlossen werden kann in diesen unsicheren Krisenzeiten. Wie Navid mit der eigenen Situation umgeht könnte ohne langweilig zu wirken eine größere Bandbreite bekommen. Denn das Thema steckt noch in den Kinderschuhen.

Zanzibar 4K Kolorizovano von Lea Tosic aus Bosnien-Herzegowina ist einer der wenigen humorvollen Beiträge, der in einem eskalierenden Eifersuchtsdrama endet. Eine junge Regisseurin versucht mit ihrem Filmteam eine Szene schnell abzudrehen, doch sie muss sich rumschlagen mit der Eifersucht ihres zufällig auftauchenden Freundes rumschlagen, den Verführungen des Kameramanns, die zickige bekannte Schauspielerin, das unorganisierte Team, das hin und her läuft. Die 4K-Kamera läuft hinter der Regisseurin hinterher. Man ist direkt bei ihr und kann schmunzeln. Der Film ist durch die humorvolle Musik und das unkoordinierte Wirken lustig, endet aber tragikomisch. Für die junge Regisseurin stellt sich die Frage, ob es wirklich so toll ist, in der Filmbranche zu arbeiten oder lieber nach Sansibar zu fliehen.

Der Film hätte jeden Berufszweig nutzen können. Überall herrscht beruflicher und gesellschaftlicher Druck. Auch in der Partnerschaft kann es zu unerwarteten Problemen durch Missverständnisse kommen.

In 15 Minuten will auch dieser Film sehr viel vom Publikum. Ich wurde selbst hektisch. Die Augen folgten dem schnellen Geschehen. Der Schuss war allerdings unerwartet. Als eine 90-Minütige Komödie wird er mit Sicherheit ein lachendes Publikum ins Kino locken. Er war nach den schweren Themen vorher erfrischend gut. Wäre ich Jurymitglied gewesen, hätte ich ihn leider nicht in die engere Wahl genommen. 

The Stranger von Milorad Milatovic aus Kroatien ist im Studentenwettbewerb der Gewinner geworden. Ein wirklich starker Film über einen Taxifahrer, der sich in der Nachtschicht mit unterschiedlichen Menschen rumschlagen muss. Trotzdem bewahrt er seine Menschlichkeit, bewahrt Ruhe und hilft in den schwierigsten Situationen seiner Fahrgäste, ob das eine üble Scheidung oder ein besoffener Jurastudent ist, der seinen Abschluss kotzend abfeierte.

Der Film zeigt, dass jeder Einzelne im Leben seine Menschlichkeit und Hilfe anbieten kann, auch unter den widrigsten Umständen. Solche Menschen, wie diesen Taxifahrer braucht es einfach mehr. Der Film hatte starke Schauspieler und Schauspielerinnen. Die Kameraführung war erstklassig. Auch der Humor kam nicht zu kurz. Der Film hatte alles, was ein langer Film auch braucht. Es war naheliegend, dass die Jury vom Berufskolleg Bottrop im Studentenwettbewerb sich für diesen Film als „Best Film“ des 7. Bosnien-Herzegowina Looks Around Film Festival 2024 entschieden hat. Auch in meinen Augen, trotz vieler guter Studentenfilmbeiträge gehört er zu den stärksten Filmen beim diesjährigen Filmfestival. Grundsätzlich hatte er es verdient ausgewählt zu werden

Herzlichen Glückwunsch!

Aber der Studentische Wettbewerb ist ja noch nicht zu Ende, denn als nächstes kam wieder mal ein humorvoller Filmbeitrag:

Dostava von Nivana Delic aus Bosnien-Herzegowina war der witzigste Film unter den Beiträgen. Ein junger Mann verdient seinen Lebensunterhalt als Radkurier für einen Burgerladen. Seine letzte Bestellung sollte doch bitte möglichst schnell zur angegebener Adresse gebracht werden. Es folgen natürlich unaufhaltsam typische Probleme. Mit dem Internet wurde die richtige Straße nicht gefunden, auch der Funk ist nicht immer da. Ein Anruf bei dem Besteller, lässt den Radkurier noch fraglicher zurück. Er fragt sich bei den wenigen Menschen durch, die sich zu dieser späten dunklen Stunde noch auf der Straße aufhalten. Die einen wissen es, die anderen nicht.  Ausgerechnet die Hausnummer 13 ist es. Sie taucht immer wieder im Film auf, aber es ist nie die richtige Adresse. Verzweifelt stellt er die Bestellung ab und will aufgeben, als die Tüte mit dem Essen geklaut wird und er hinterher rennt. Tatsächlich ergibt es sich, dass der Dieb direkt vor der Tür des schon ungeduldigen Bestellers vom Radkurier gefasst wird, doch das Essen fällt hinunter. So lustig es bis dahin war, so endet der Film jedoch unerwartet mit einem nicht hassenden rumkrakelenden Besteller, wie wir es immer erwarten würden, sondern mit einem ruhigen Besteller, der seine versaute Bestellung trotzdem bezahlt und hofft, dass es nächstes Mal besser laufen wird.

So wünschen wir uns das gern, dass eben nicht immer gleich alles schlecht gemacht wird, sondern auch mal Verständnis für Unwägbarkeiten gezeigt wird. Ein großartiger lustiger Film mit Tiefe!

Le Mani de la Citta von Emir Solakovic ist eine Co-Produktion aus Italien mit Bosnien-Herzegowina und einer der wenigen Dokumentarfilme. Er hätte es auch verdient gehabt zu gewinnen oder eine besondere Erwähnung bekommen können, denn allein die Arbeit an den 20 Minuten hatten die Studenten der Academy of Performing Arts Sarajevo in Rekordzeit vollzogen. 

Drei Tage Recherche und 10 Tage Filmproduktion zeigen die kleine italienische Stadt Presaro an der Adria, die unter dem Mantel UNESCO – Welterbe steht. Der Film zeigt die Menschen hinter den traditionellen Dingen, die den Ort ausmachen, aber die auch mangels dableibender Jugend aussterben können. 

Die Dokumentation zeigt, wer den Ort kulturell groß gemacht hat. Ein Fischer, der nach alter Tradition auf der Adria fischen geht. Die Herstellung besonderer örtlicher Keramik, die nur dort zu finden ist. In Gesprächen mit den Menschen vor Ort, spürt man, dass sie nicht weggehen würden, die Tradition bewahren würden, aber irgendwann kann es aussterben. Die jungen Leute ziehen weg, dahin wo es Arbeit gibt. Mit Tradition kann man kaum großes Geld verdienen. Eine Traurigkeit legt sich über diese besondere schöne Stadt und die Adria, wer an die Zukunft denkt. Wird das Erbe noch so bewahrt werden können? 

Diese Frage wird sich in Europa viele stellen in den verschiedensten Branchen und Städten, die ausbluten werden. Es findet ein Wandel statt, den wir einfach noch nicht abschätzen können.

Nach vier Postproduktionstagen konnte der Film zur Feier der 60. Ausgabe des Pesaro Filmfestival gezeigt werden und begeisterte das Publikum. Vielleicht war es ja bei der Jury in der engeren Filmauswahl. Der Dokumentarfilm war erfrischend und mal was anderes nach den vielen eher harten menschlichen Themen. In 20 Minuten waren wir eingetaucht in eine kleine italienische Stadt an der Adria und das Tun und Denken der Menschen dort.

Mit der sehenswerten Dokumentation endete um 15.30 Uhr der Studentenwettbewerb, doch nicht das Komplettprogramm. Bevor der Hauptwettbewerb los ging, gab es noch ein Gespräch auf der Bühne über die Zukunftsperspektiven der Kinematographie in Bosnien-Herzegowina mit Bojana Vidosavljevic von der Vereinigung der Filmemacher des Landes. Tamara Tabakovic-Halilovic führte das Gespräch mit ihr.
Das Publikum diskutierte am Ende auch heiß mit, denn die Schwierigkeiten der Filmförderung im Land Bosnien-Herzegowina sind auch unterschiedlich in Sarajevo und der Republik Srbska. 

Wir schauen meist nicht über den Tellerrand, aber es lohnt sich, es zu tun. In gewisser Weise geht die deutsche Filmförderung mit ihren Mitteln nicht wesentlich anders um und fördert Filmprojekte, die meist das Thema Rassismus und den Zweiten Weltkrieg behandeln. Frische Ideen werden meist nicht angepackt. Die Filmförderung wird in jedem Land wahrscheinlich ähnlich ablaufen. Bojana erzählt einiges darüber. Wer sich dafür interessiert, kann in die Aufzeichnung des Gesprächs gehen:

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Nach einer kleinen Pause ging es um 17 Uhr mit dem Hauptwettbewerb weiter. Diese Filme wurden dann von der Jury mit  Ferdinand Fries, Mersiha Husagic und Maja Zeco. Sie hatten es ebenso schwer. Ferdinand Fries hätte hier vielen Filmen einen Preis verliehen, wie er mir nach der Preisverleihung mitgeteilt hatte.

Auch hier waren unglaublich gute starke Filme dabei. Ich stelle die Personen hier nochmal vor:

Ferdinand Fries

Ferdinand Fries begann schon als Schüler mit einer Super-8-Kamera des Vaters praktische Filmarbeiten zu erschaffen. Er studierte Deutsch und Kunst an der Universität – Gesamthochschule Essen und besuchte die Filmklasse von Claudia von Alemann an der Fachhochschule Dortmund.

Mit der bildenden Künstlerin Irmelin Sansen gründete er 1986 eine eigene Videoproduktion in Bottrop. Seitdem ist er als Kameramann und Editor unterwegs. Zahllose Kunstvideos, Dokumentationen und Auftragsarbeiten, sowie auch Kooperationen mit der Kinemathek im Ruhrgebiet. Für das Ruhr Museum in Essen gestaltet er auch seit vielen Jahren die Ausstellungsvideos.

Maja Zećo

Die zur Zeit in Berlin lebende Maja Zećo ist eine bosnisch-deutsche Schauspielerin spezialisierte sich eher auf Theater als auf Film. Sie hat schon zahlreiche Auszeichnungen für ihre Darbietungen bekommen. An der Akademie der Darstellenden Künste in Sarajevo hat sie ihren Bachelor – Abschluss erworben. In Bosnien-Herzegowina hat sie auch auf verschiedenen Theaterbühnen gearbeitet. Das Stück „Der Wolf verliebt sich“ ist aus Maja Zecos besonderes Projekt „Inklusion von Kindern mit besonderen Bedürfnissen“, das Kinder aus verschiedenen ethnischen Hintergründen zusammenbrachte. Zuletzt war sie im Tatort Ludwigshafen „Lenas Tante“ als Krankenschwester Simona Ferizaj zu sehen. Mit dem Grips Theater, Theater Morgenstern und Theater unterm Dach spielt sie im Stück „T4. Ophelias Garten“ als Gertrud sowie in dem Stück „Deutschland: Einzelgänger, Einzelfall“. Sie beschäftigt sich auch mit Theaterpädagogik und macht auch Workshops für Kinder in Berlin, sowie in Bosnien-Herzegowina. Mit dem Projekt „Libera Me“, das sie zusammen mit dem russischen Musiker und Komponisten Roman Stolyar entwickelt hat, ist sie auf Gastspielreisen durch Europa. „Libera Me“ ist eine bahnbrechende multimediale Performance, die die Stimmen von Kriegserfahrung aus Bosnien und der Ukraine vereint. Derzeit aber in Deutschland leider nicht so angenommen wird, wie erhofft.

Mersiha Husagić

Mersiha Husagic ist in Bosnien-Herzegowina geboren und als Kind wegen des Krieges mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen. Schon mit 16 begann ihre Karriere in verschiedensten Fernsehserien, wie „Die Pfefferkörner“, in einigen Krimis, wie Tatort, Morden im Norden, Mordkommission Istanbul oder auch Das Traumschiff und Inga Lindström: Einfach nur Liebe. In der Zwischenzeit hat sie Film an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg studiert und ihre Leidenschaft für Regieführen entdeckt. Sie schreibt auch Drehbücher und dreht Kurzfilme. Der Eröffnungsfilm „Cherry Juice“ von und mit ihr bekam für das beste Produktionsdesign einen RED Movie Awards.

vl.: Ferdinand Fries, Mersiha Husagic, Maja Zeco
 
Die Filme des Hauptwettbewerbs

Der erste Film fing schon gut an: Neka Cvjeta Rosno Cvijece von Ivan Bakrac, Montenegro-Serbische Coproduktion von 2023.

Nikola möchte seinen Freund verabschieden und im Meer verstreuen, aber sein Auto verreckt. Maja fährt ihn freiwillig ohne nachzudenken an die Küste. 17 Minuten sehen wir einen allein schon landschaftlich besonderen Film. Steinige Felsen begleiten uns während der Fahrt, brechen das Meer und zeigen, dass sie bleiben, während das Leben vergänglich ist als Metapher für das Bleiben und Vergehen des Lebens. Der Film philosophiert Road Movie durch die Landschaft über das Leben und Sterben. Was macht man nach einem Verlust? Wie geht man damit um? Ein Filmjuwel direkt am Anfang in meinen Augen.

Man denkt über das eigene Leben nach oder eigene Verluste, die wir alle irgendwie irgendwo erleiden im Laufe der Zeit. Abschiede können auch neue Anfänge bedeuten. Ivan Bakrac hat schon an vielen internationalen Festivals teilgenommen und Preise gewonnen. Er ist auch Mitglied der Europäischen Filmakademie. Wie weit er in der Jury gekommen ist, hätte ich gern gewußt.

OVO JE BIO GRAFIT / THIS WAS A GRAFFITI von Valeriya Boyko ist eine Co-Produktion der Ukraine mit Bosnien – Herzegowina aus dem Jahr 2024.

“Ovo je Srbija. Ovo je pošta, budalo” „Das ist Serbien!“ schrieb jemand kurz vor dem Ausbruch des Krieges auf eine Wand. In der nächsten Nacht soll „Dies ist ein Postamt, du Idiot“ darunter geschrieben worden sein und Serbien durchgestrichen. Die Graffiti konnte man natürlich heute nach über 30 Jahren nicht mehr finden. Die Regisseurin hinterfragt lokale Persönlichkeiten, denn so ganz sicher ist sich niemand, ob das wirklich dort gestanden hat an einer Wand. Es wurde zu einer Legende, die der Film ans Licht bringen wollte.

Eine Dokumentation, die Legende und Wahrheit versucht herauszufinden, in dem sie mit Menschen spricht, die damals den Krieg in Sarajevo erlebt haben. Viele Spuren sind verwischt, auch gedanklich. So ganz sicher ist sich niemand mehr, ob es überhaupt mal an der Wand gestanden hat. Der Humor, den die Antwort auf den nationalistischen Ausruf, untermalte, muss für drei Jahre zumindest damals erstmal im Hals stecken geblieben sein. Er gehörte für mich zur engeren Auswahl der Filme. Aber es ging schon weiter und auch dieser Film war beeindruckend.

Der preiswürdeige Film Svrha / Purpose / Zweck von Tvrtko Karacic aus Kroatien ist ein beeindruckender Animationsfilm. In neun Minuten wird mir ein Großbauernhof gezeigt, wo alle Figuren sich im Takt ihrer Arbeit bewegen. Wichtige bäuerliche Arbeit verrichten die Holzfiguren über die Jahreszeit, während auf einem Stuhl oberhalb der arbeitenden Menschen wahrscheinlich der Großgrundbesitzer sitzt und krank zu sein scheint.

Am Ende des Winters muss er einen Tropfen Öl bekommen, weil er sich nicht richtig bewegen kann. Ein Teil des Tropfens rinnt ihm als Träne herunter in das Zahnradgetriebe, das die Figuren kurz vorher Bewegungsunfähig gemacht haben. Es wird von neuem „ankurbelt“ und das Leben geht seinen gewohnten Gang. Ein philosophischer genialer Animationsfilm den ich mir hundert Mal angeschaut hätte.

Wir sind alle im Zahnrad des Lebens gefangen. Jedes Jahr aufs Gleiche. Der Animationsfilm zeigt in aufwendiger Form das typische menschliche Leben, das immer wieder von morgens bis abends im Wechsel der Jahreszeit von neuem losgeht. Immer im gleichen Rhythmus. Das Getriebe muss nur von außen geölt werden, damit es weitergehen kann. Und so funktioniert auch unser eigenes Leben. Irgendwer ölt das Getriebe irgendwo, damit alles weiter funktioniert, egal ob es auf einem Bauernhof ist oder in einer Fabrik, einem Büro oder kleinem Betrieb.Viele philosophische und menschliche Gedanken fließen in diesen Film hinein. Wahrlich ein Filmjuwel hat Karacic da erschaffen!

Als nächstes folgte ebenfalls eine imponierende Tragikomödie, die für mich ebenfalls in den engeren Kreis der Jury gehört hätte:

Victory von Zulfikar Filandra aus Bosnien-Herzegowina spielt in einem Betrieb in der Nähe von Gorazde. Velid wird mit einigen Kollegen entlassen. Während sie demonstrieren und streiken, geht er allein durch die Stadt. Er ist kein Kämpfer, mischt sich nicht ein, genießt das Nichtstun, denkt nicht drüber nach, was als nächstes passiert.

Zwei junge Filmregisseure, die Gorazde besuchen, treffen ihn. Sie wollen den Streik zu einem besonderen Film herausputzen und engagieren ihn als Schauspieler. Sie lassen ihn von einer attraktiven Schauspielerin in einem Hotelzimmer verführen, dann soll er den Streik befeuern mit einem Megafon. Doch er kann es nicht. Er will Schauspieler werden, aber er will nicht die Anweisung befolgen. Er weigert sich und wird sich dann der Situation bewusst. Velid verfällt in eine Depression und will sich im Fluß ertränken, wo er von einem Arbeitskollegen gerettet wird. Hier ist das Hin- und Hergerissen sein in der Gesellschaft ein Thema. Viele verfallen in Depressionen und einige begehen Selbstmord in den Krisen unserer Zeit. Jeder kann arbeitslos werden, aber das ist nicht das Ende und es gibt immer noch jemanden, der einen auffängt. Ich denke, der Film wollte diese Hoffnung mitteilen. Für mich gehörte der Film in den engeren Kreis der Wahl zum besten Film, aber er war nicht der stärkste. Der Schauspieler hat genial die Situationen gespielt. Zulfikar Filandra hat sich in der nächsten Pause in einem Gespräch zu seinem Film auf die Bühne hingesetzt und mit Tamara Tabakovic-Halilovic über seinen Film und Projekte geplaudert. Ein interessanter Regisseur, von dem wir bestimmt noch so einiges zu sehen bekommen werden.

Der trockene Humor wird am Ende im Hals erstickt. Alltägliche Situationen, die in Bosnien-Herzegowina vorkommen, wie Selbstmord, tragen dazu bei. Das filmische Gesamtkonzept gefiel mir sehr gut.

Das Video zum Gespräch:

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Um 19 Uhr ging es weiter. Leider hab ich ein paar Minuten verpasst, weil ich mir schnell eine Pizza reinschieben musste. Beim Bistro „Kurz vorm Kino“ hab ich so viel Geld da gelassen, da hätte ich auch gleich den ganzen Laden kaufen können. Nein. Scherz! Ich hab nur die Karte von oben nach unten gegessen und getrunken, weil der Tag so lang war. Filme machen hungrig und durstig und es war Abendessenzeit!

Ich kam noch halbkauend in den Kinosaal. Doch der letzte Rest der Pizza blieb mir im Hals stecken, denn ich sah ein Paar rumkopulieren in der wunderschönen Natur und einen jungen Mann, wie er es beobachtete und dann anfing zu onanieren. Dann war der Wind stärker geworden und die Grillen zirpten und Vögel zwitscherten lauter, die Blätter wurden gezeigt und die Bäume, eine sich bewegende kalte Schulter, dann Schnitt ist er auf dem Weg zu seinem Boot, um zurück zum Campingplatz zu fahren. Ein Blick auf die herrliche Meerlandschaft, wo ein Gewitter in der Ferne grollte, ein Kuss auf den Mund seiner lesenden Freundin, die danach fragte, ob das Meer schön war, dann verschwand er in das Haus, die Frau folgte ihm. Und was sagt mir der Film Bonaca von Luka Vlaho aus Bosnien-Herzegowina?

Alltägliches! Der Film zeigte die Natur, das Abstellen der umgebenden Geräusche rundherum,  wenn Sex an erster Stelle steht. Im Film war die Natur das Gegenteil. Das Stöhnen des Paares verschwand und die Natur wurde laut. Der Film zeigt mir das die Natur es ist, die täglich Sex hat und der Mensch eigentlich seinen natürlichen Weg geht. Die Natur ist Voyeur und die Menschen begehen täglich weltweit millionenfacher Voyeurismus auf den Bildschirmen.

Naja, warum eigentlich nicht, dachte ich, denn das kann ja auch mal erfrischend sein nach den vielen philosophischen und gesellschaftskritischen Filmen. Allerdings gehörte der Film trotz der wundervollen „Landschaftsaufnahmen“ zu den schwächeren des Hauptwettbewerbs. Das Publikum fläzte sich auf jeden Fall etwas unruhig im Kinosessel herum. Es war dunkel…Hab ich da was verpasst? Hier wehten zumindest keine lauten Blätter… (Scherz!)

Es folgte GAIA , ein Animationsfilm, der sehr stark an den Blade Runner Film von 1982 erinnert.

2040 ist Sarajevo von dichten Wolken umhüllt. Keine Pflanze wächst mehr, weil die Sonne fehlt. Sara versucht unterschiedliche Pflanzen mit Hilfe von künstlichem Licht zu züchten und hofft, dass eine es davon schafft. Doch bevor sie zur Arbeit geht, verwelkt die zuletzt eingepflanzte Blume. Jede Pflanze, die verwelkt, tätowiert sie sich auf die Arme. Beim Einsetzen der nächsten Samen verletzt sie sich und Blut vermengt sich mit der Terrarienerde.

Auf der Arbeit repariert sie VR-Brillen. Zahlendes Publikum wird eine schöne Wald- oder Meereslandschaft mit Sonne suggeriert. Plötzlich gibt es eine Explosion, gleichzeitig wächst durch ihr Blut, das als Düngemittel wirkt, eine neue Pflanze aus dem Terrarium.

Im eingestürzten Hochhaus, in dem sie arbeitet, erwächst eine schwarze Pflanze aus dem Boden. Als sie sich ihr nähert entzieht diese der jungen Frau die Tätowierungen. Aus Sara strömen bunte Pflanzen und neues Leben erwacht. Der Animationsfilm wirkt wir die moderne Version der Zauberbohnen aus den Grimmschen Märchen. Die Pflanze wächst zu einem riesigen Baum und bricht den Himmel auf. Sie war der Schlüssel zur Wiedergeburt der Natur. Ich war begeistert von der Art und Weise des animierten Science-Fiction-Films, der mit den Motiven von Blade Runner spielt. Enis Cisic ist verantwortlich für diese besondere Art und Weise der Zeichnungen. Er begann schon in den 1980er Jahren mit einer großen Karriere in der Werbung bis er für Marvel Spiderman, Iron Man und Hulk zeichnete. Die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Nermin Hamzagic schuf diesen besonderen Film, den ich durch die Aktualität des immer noch politisch unterschätzten Klimawandels im engen Kreis der Favoritenfilme gesehen habe. Ein sehr philosophischer Film wieder, der mit einem Märchen koketiert. Hoffen wir, dass diese Zukunft uns erspart bleiben wird, wie sie dargestellt wird. Denn in ewiger Dunkelheit ohne Pflanzen zu leben ist wahrlich keine gute Zukunft.

Es folgte ein weiterer besonderer Animationsfilm, der von der Jury auch als eine besondere Erwähnung ausgewählt wurde:

Chronicity von Aleta Rajic aus Bosnien-Herzegowina schafft es in nur 4 Minuten von einem friedlichen Zusammenleben, durch den Flügelschlag einer Fliege in Sarajevoe einen Dominoeffekt auszulösen, der zum ersten Weltkrieg führt. Mein höchster Respekt für diese einzigartige Filmkunstwerk, das sie ganz allein erschaffen hat! Der Preis für die besondere Erwähnung ist mehr als verdient!

Mia San Mia von Sabahet Dzafica. Die Co-Produktion aus Bosnien-Herzegowina und Serbien ist ein ans Herz gehende Dokumentation über eine Familie in Bihac, die ein 100% behindertes Kind zuhause betreuen. Sie werden jeden Tag aufs Neue schwer geprüft, denn das bosnische Gesundheitssystem ist selbst schwer krank und lässt solche Fälle allein. Die staatliche Unterstützung ist weit unter den Möglichkeiten. Wenn Hilfe kommt, dann aus dem Ausland durch Crowdfunding und Spendenaufrufe. Eine beschämende Situation eines Landes. Wenn Nationalismen wichtiger als jeder einzelne Mensch ist egal, welcher Religion oder Nationalität er oder sie angehört, dann ist das System kaputt. Es sollte nicht mit dem Finger auf andere gezeigt werden, sondern Menschlichkeit, Hilfe angeboten werden. Dieser Film ist ein Aufschrei für die Situation für viele in dem Land.

Mia tut einem sehr leid. Die Eltern, die ihr Leben nach Mia ausgerichtet haben, dadurch auch Freunde verloren haben, brauchen jeden Tag Kraft, um die Situation zu überstehen in der sie bei der täglichen Pflege stecken. Jeder Tag ist eine neue Prüfung im Leben der Familie.

Sabahet hat sie begleitet und hat einen eindringlichen Film gemacht, der hoffentlich mehr bewegen wird in Bosnien-Herzegowina und in den Köpfen der starrsinnigen Politik. Natürlich ist das Kritik meinerseits. Kritik muss ausgehalten werden können. Man muss damit umgehen können und sollte zu denken geben, etwas zu ändern, für die Menschen, denn das sind die Menschen, die einen wählen bei der nächsten demokratischen Wahl wahrscheinlich oder auch nicht, wenn sie nicht beachtet werden. Der Film jedoch wird dort nicht gezeigt. Trotz schon einiger Auszeichnungen hat auch das österreichische, schweizerische und auch das deutsche öffentliche Fernsehen eine Ausstrahlung abgelehnt. Die Gründe sind für mich unergründlich. Sie können mehr als einen europäischen Aufschrei geben und die Diskussion erneuern mit möglichen Verbesserungen auch in anderen Staaten innerhalb Europas, die ähnlich mit ihren Menschen umgehen. Denn Pflege wird in fast allen Ländern eher an den Rand geschoben, weil es Geld kostet. Aber wo ist da die Menschlichkeit? Für diese Menschen ist die Pflege innerhalb der Familie das wichtigste. Für einen Staat sollte die Pflege seiner Familie, also seinen Bewohnern, ebenfalls wichtig sein. Ansonsten werden die Politiker ihre Abwahl sehen.  

Vielleicht hilft die Auszeichnung „Beste Regie“ von der Jury diesem besonderen Dokumentarfilm einen Schub zu gehen. Diese Auszeichnung hat er auch mehr als verdient. Gut zu wissen ist, dass der Film auch nicht nur 30 Minuten hat, sondern auch eine 60 Minuten – Fassung, sowie eine Kurzfassung für Kurz-Dokumentationen.

Herzlichen Glückwunsch! Viel Erfolg mit dem Film weiterhin ans Filmteam!

Der Familie in Bihac wünsche ich viel Kraft und Mia noch viel Freude im Leben trotz der Behinderung!

Nach dem Film war Sabehet Dzafica und Borislav Banjac beim sichtlich erschütternden künstlerischen Leiter Samir Corkadi im Gespräch. Auch das Publikum hat Fragen gestellt, die beide sehr gern beantwortet haben:

 

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Nach einer letzten kurzen Pause konnten wir die letzten vier Filme kaum noch erwarten. Der Tag war lang. Viele besondere und diskussionsfreudige Filme waren bisher auf der Leinwand zu entdecken. Meine Augen waren schon rechteckig, die Lider schwer, aber die Erwartungshaltung, was noch kommt hoch. Und es sollte noch einiges kommen, was die anderen toppen konnte. Als nächstes war ein Film aus Slowenien auf der Leinwand von Barbara Zemlijic, der uns nach dem aufwühlenden mit Tränen in den Augen füllenden Film Mia San Mia etwas humorvolleres bot.

KAKO SAM NAUCILA DA PROSTIREM VES war wieder etwas zum emotionalen Runterkommen. Ein erfrischender witziger Film über eine junge Frau, die in eine Siedlung kommt und dort in den Hof nach einer Frau ruft, die scheinbar nicht dort wohnt. Vielleicht war es auch nur ein Vorwand, um irgendwo wohnen zu können. Sie landet mit dem großen Koffer in einer naheliegenden Gaststätte, wo sie auf den Mann trifft, der ihr im Hausflur eines Hauses mitteilte, dass er diese Frau nicht kennt und dort auch nicht wohnen würde. Der attraktive Mann nimmt sie erstmal auf, weil sie scheinbar nicht weiß, wo sie hin soll. Während er als Groupier im Casino arbeitet, hält sie sich zu Hause auf und faulenzt herum. Sie fühlt sich aber irgendwie allein gelassen und einsam. Mit dem Mann wohnt sie für einige Tage, wie mit einer Wohngemeinschaft zusammen, sie gehen aus ins Kino, aber es passiert sonst nichts.

Sie fühlt sich zu ihm hingezogen. Sie weiß aber nicht, was sie tun soll, muss sich aber bald entscheiden. Sie weiß nicht, wie lange er sie da wohnen lässt, bemerkt aber, dass sie ausgenutzt wird bis er eine andere Frau mitbringt und sie ihm Wein bringen soll. Sie entscheidet sich für das Weiterziehen. Nach 23 Minuten endet der Film auf einem Bahnhof. Es ist ein nettes Beziehungsfilmchen mit Humor, der vielleicht in einem langen Streifen noch mehr Witz und Wendungen gehabt hätte.

Wer beim nächsten Film nicht gedacht hat, was ich gedacht habe, der hat den Film nicht verstanden.

THE MAN WHO COULD NOT REMAIN SILENT war sofort mein Favorit für den besten Film. Ohne mit der Wimper zu zucken, wußte ich dass er es werden konnte0. Er hatte alles, was eine so typische Situation in Zeiten von Krieg hervorrufen kann: Angst, Verrat, Mitleid, Hass, sowie auch blinde Befehlsausführung.

Es geht um eine wahre Geschichte, die sich in jeder Zeit abspielen hätte können, wie aktuell wieder in der Ukraine im Donbass, aber dieser Film zeigt eben eine Begebenheit in einem Zugabteil, die sich in Wirklichkeit so zugetragen haben muss.

Der Regisseur Nebojsa Slijepcevic hat den 27.2.1993 in Stripci in Bosnien-Herzegowina wach werden lassen. Ein Personenzug von Belgrad nach Bar wird gestoppt. Paramilitärische Einheiten holen wahllos hauptsächlich Männer aus den Abteilen, die sich nicht ausweisen können oder einen Ausweis hatten, die ein Todesurteil für sie bedeuteten ohne es zu wissen.

Die ethnischen Säuberungsaktionen waren unbeugsam. Die Soldaten gehen relativ harmlos nett um mit den Menschen. Sie fordern nur aufzustehen und mitzugehen. Sie würden ja gleich wieder in den Zug einsteigen. Ein Mann im Abteil kann sich nicht ausweisen und hat Angst mitgenommen zu werden. Der Mann gegenüber sagt ihm, dass er keine Angst haben müsse. Doch als er selbst von dem Soldaten nach den Papieren gefragt wird, sind Schweißperlen auf der Stirn. Die Angst steht ihm ins Gesicht geschrieben. Und als der junge Mann, der sich nicht ausweisen kann, bedroht wurde mitgenommen zu werden, schwieg er, der vorher noch großspurig mitgeteilt hatte, dass er doch keine Angst zu haben brauche. Im Hintergrund des Abteils steht dann ein Mann auf und wehrt sich über diese Art der Behandlung. Er konnte nicht schweigen. Er war selbst Offizier und stellte sich dem Soldaten in den Weg. Er ließ sich mitnehmen für den jungen Mann, der sich nicht ausweisen konnte. Es gab kein Erbarmen. Ein Film, der von der Jury als „Bester Film“ ausgewählt wurde und das auch hochverdient in diesen Zeiten der neuen Kriege auf der Erde! Dieser Film ist eine Erinnerung an das Aufstehen, sich wehren und auch an das wahllose Sterben von unschuldigen Zivilisten in Zeiten des Krieges!

Ferdinand Fries zitiert Martin Niemöller, der geschwiegen hatte als die Nazis die Menschen abholten. Als der Theologe abgeholt wurde, war keiner mehr da, der protestierten konnte. Ein bewegendes Zitat. Das Publikum hatte es schweigend verarbeitet. Niemöllers Worte waren an der richtigen Stelle angekommen. 

Die Auszeichnung als „Best Film“ – Bester Film – ist hochverdient! 

Herzlichen Glückwunsch!

Trotz allem hätte auch der nächste Titel gewinnen können, den dieser Animationsfilm hatte es ebenfalls in sich:

BEYOND THE FACE von der Slowenin Anja Resman. In knapp 10 Minuten entfaltet sich eine gesichtslose Puppenlandschaft. Die Erwachsenen waren allesamt gesichtslos, während der Sohn Augen hatte und einen Mund mit dem er sprechen konnte. Das wiederum sahen die Erwachsenen nicht gern. Eines Tages schenkt der Vater dem Sohn eine gesichtslose Maske und zwingt sie ihn aufzusetzen. Als der Vater stirbt und der Sohn im Alter die Wohnung auflösen muss, schaut er in den Spiegel und reißt sein Gesicht ab. Er sieht sich als Junge wieder und verschwindet in den Spiegel, wie bei Narnia in eine andere Welt.

Dieser fantastische besondere Animationsfilm ist sehr philosphisch. Allein die Idee der gesichtslosen Erwachsenen hatte mir gleich mitteilen wollen, dass es irgendwie auch stimmt. Viele Erwachsene meinen zu wissen, was sie tun. Die junge Generation wächst heran, muss sich den Erwachsenen fügen und in ihre Fußstapfen treten. Sie verlieren ihre Kindheit und sind gefangen im Erwachsensein. So richtig können sie keine eigene Entscheidungen treffen oder dürfen es nicht. Im Alter denkt man dann an die nostalgische Zeit zurück und hofft auf eine Rückkehr zur Kindheit, die aber verloren ist. Man sollte eben das Kind im Körper nicht verlieren, dann bewahrt man Frieden mit sich selbst und der Welt. Aber viele haben es wahrlich verloren. Nicht umsonst beherrscht wieder Krieg und Unordnung in vielen Teilen der Welt.

DUHOVI NA MOJIM LEDIMA von Nikola Stojanovic aus Serbien war noch ein letztes Drama auf dem Filmfestival, das sich mit dem Erwachsenwerden auseinander gesetzt hat.

Eine Teenagerin kommt mit der Situation nicht klar, dass ihre Großmutter gestorben ist, die sie abgöttisch geliebt hat. Gleichzeitig weiß sie nicht mit ihrem pubertären Körper und dem Tod umzugehen. Die laute Baustelle, die den Bau einer Autobahn direkt neben dem Friedhof wirkt metaphorisch auf das unordentliche innere Dasein ihres Körpers und ihre Gedanken.

Im Körper eines Jugendlichen ist es immer aufgewühlt. Mit vielen Dingen ist es schwer umzugehen, wie mit dem Tod enger Familienangehörigen. Gleichzeitig kommen Gefühle sich in jemanden unbedingt verlieben zu müssen oder hat es getan und will es halten. Viele Dinge prasseln auf einen ein. Der Film hat es in 14 Minuten geschafft das Leben eines pubertären Mädchens auf unnachahmlicher Art zu verpacken. Sara kommt ins Reine mit sich und ihrem Körper, als sie am Abend einen Teller für ihre Oma auf den Tisch stellt und alle Familienmitglieder etwas zum Essen hineinlegen. Ein beeindruckender Kurzfilm, der auch nach vielen schweren Filmen noch einmal ein kleiner philosophischer frischer Happen war.

Dann um 22 Uhr war Schluß im Wettbewerb. Einige blieben noch im Bistro. Ich war erstmal froh nach Hause fahren zu können. Ich hätte nicht gedacht, dass es doch sehr anstrengend sein kann zwölf Stunden im Kino zu verbringen, wo ich Kinos schon seit Kindheit liebe. Ich habe jeden Film genossen und kann das Filmfestival nur jedem empfehlen. Denn es war sichtlich anstrengend. Aber ich habe jeden Film genossen und würde es wiederholen. Und das Filmfestival war ja noch nicht zu ende. Der Höhepunkt kam am Tag 3 bei der Verleihung und den nachfolgendem Programm.

Tag 3

Um 15 Uhr begann die Preisverleihung und Abschlusszeremonie für den Studentenwettbewerb und für den Hauptwettbewerb. Die Filme waren nicht einfach auszuwählen gewesen, aber gut von beiden Jurys gut gewählt worden.

Gewinner des Studentenwettbewerb:

Bosnia Herzegovina Looks Around Festiva-Student Award

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Die Schüler und Schülerinnen vom Berufskolleg Bottrop

Von links: Phil Kupka, Marijana Aleksic, Dimitrios Lallos, Ahmad Amo, Max Beyer

haben folgende Auswahl getroffen:

SUTRA ĆEMO KUPITI RIBICE / WE’LL BUY THE FISH TOMORROW von Sara Ristić

Begründung der Jury:

Diese Auszeichnung geht an einen Film, der sich mit familiären Konflikten und der Suche nach Akzeptanz in einer schwierigen Lebenssituation auseinandersetzt. „We’ll Buy the Fish Tomorrow“ thematisiert die Auswirkungen von Vorurteilen und familiären Zerwürfnissen und zeigt, wie diese die Beziehung zweier Schwestern prägen. Besonders bewegend ist die Auflösung durch die Perspektive der älteren Schwester, die ihre Ausgrenzung und ihren Schmerz nachvollziehbar macht. Solche Geschichten sind wichtig, da sie Einblicke in die Herausforderungen marginalisierter Menschen geben. Die kreative Umsetzung der Geschichte hat uns insgesamt überzeugt. Für ihre Leistung möchten wir dem gesamten Team um die Regisseurin Sara Ristić herzlich gratulieren. Die „Besondere Erwähnung“ an: „We’ll Buy the Fish Tomorrow“!

THE STRANGER von Milorad Milatović

Begründung der Jury:

„The Stranger“ ist ein Film, der die kleinen, oft übersehenen Momente des Alltags einfängt und dabei das Mitgefühl und die Verbundenheit zwischen Menschen betont. Besonders beeindruckend wirkte der Film durch
die schauspielerische Professionalität und Überzeugungskraft der Darsteller, die jede Szene authentisch und emotional greifbar gemacht haben. Ein Taxifahrer, den wir durch seine Nachtschicht hindurch begleiten, begegnet den Problemen seiner Fahrgäste mit Verständnis und Fürsorge, wodurch der Film eine starke Botschaft der Menschlichkeit und Solidarität vermittelt. In einer Zeit, in der oft Anonymität und Gleichgültigkeit dominieren, erinnert dieser Film daran, wie wichtig es ist, einander zuzuhören und Unterstützung zu leisten. Diese Kombination aus schauspielerischer Qualität, emotionaler Tiefe, technischer Präzision und gelungene Regiearbeit macht „The Stranger“ für uns zum besten Film der diesjährigen Auswahl. Der Preis für den besten
studentischen Kurzfilm geht an den Regisseur Milorad Milatović und sein Team!

Gewinner des Hauptwettbewerb:

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THE MAN WHO COULD NO REMAIN SILENT von Nebojša Slijepčević

Begründung der Jury:

In nur 14 Minuten entfaltet der Film die universelle Kraft von Mut, Angst und vor allem Menschlichkeit. Mit subtiler Regie und kraftvoller Erzählkunst, unterstützt von beeindruckenden schauspielerischen Leistungen, wird dieses Werk zu einer bewegenden Hommage an TomQ Buzoy Regisseur Slijepčević hält uns aus der Perspektive eines zögernden Beobachters einen Spiegel vor und fordert uns auf, unsere eigene Verantwortung in Momenten der Ungerechtigkeit zu hinterfragen: Erheben wir unsere Stimme oder bleiben wir schweigende Zuschauer? Der Film hat uns tief berührt und uns den Mut gegeben, heute hier zu sprechen. Wir möchten unser Mitgefühl für alle Menschen ausdrücken, die momentan unter den Schrecken des Krieges leiden. Wir sehnen uns nach Frieden und hoffen darauf, dass Gerechtigkeit ihren Weg findet und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

MIA SAN MIA von Sabahet Džafica

Begründung der Jury:

Von Anfang an waren wir uns einig: Dieser Film verdient eine Auszeichnung. Er hat uns alle tief berührt und hinterlässt einen bleibenden Eindruck, den wir nicht so schnell vergessen werden. Einstimmig waren wir der Meinung: Dieser Film muss gesehen werden. Mit diesem Preis möchten wir die Aufmerksamkeit auf ein Werk lenken, das so wertvoll wie schmerzhaft ist- und doch, trotz aller Schwere, Hoffnung schenkt. Die Entscheidung des Regisseurs, der Familie in ihrer intimsten und verletzlichsten Situation so nah und sensibel zu begegnen, dabei stets einfach und direkt zu bleiben und bewusst auf Effekte zu verzichten, verleiht dem Film eine ungekünstelte Ehrlichkeit. Es ist genau dieser authentische Ton, der das Werk so kraftvoll und zutiefst menschlich macht.

CHRONICITY von Aleta Rajić

Begründung der Jury:

In nur vier Minuten entfaltet sich in rasantem Tempo eine visuell beeindruckende Kettenreaktion aus einer scheinbaren Banalität hin zu nichts Geringerem als dem Ersten Weltkrieg. Mit meisterhaft inszenierten Übergängen zeigt der Film, wie alltägliche – und vor allem menschliche – Handlungen unaufhaltsam von einer zur nächsten führen. Der Regisseurin, die die Animationen sellbst geschaffen hat, gelingt es, mit ihren skizzenhaften Zeichnungen eine beeindruckende Fragilität und Unvorhersehbarkeit des Lebens darzustellen. Dieses Werk erinnert uns daran, wie zerbrechlich die Welt ist und wie unwillkürlich oft der Lauf der Dinge erschein

Anschließend gab es nach einer kleinen besonderen Rede von Samir Corkadi und seiner Liebe zu U2 und die Jugend der von Matt Damon und Ben Affleck produzierte Dokumentarfilm „Kiss the Future“.

Der Dokumentarfilm behandelte Sarajevo in Zeiten des dreijährigen Krieges und der Belagerung durch serbische Truppen, die wahllos Zivilisten umgebracht haben, die nur zum Einkaufen gingen. Permanent waren die Einwohner und Einwohnerinnen dem Krieg ausgesetzt. Aber sie haben es geschafft. Der Westen hat viel zu lange gewartet um zu helfen und ist bis heute die Meinung in Bosnien-Herzegowina. Das lange Warten bis zum Eingreifen hat viele überflüssige Tote gegeben. Auch heute wartet Europa wieder viel zu lange, statt zu unterstützen.

Während der ganzen Zeit der Belagerung hat Vesna Andree Zaimovic als Journalistin für die Welt draußen über Sarajevo berichtet und dabei auch ihren zukünftigen Mann Senad kennengelernt. Ihre Liebesgeschichte wurde in der Dokumentation verarbeitet und waren der rote Faden neben der Band U2. Sie hatten eine Welttournee zu der Zeit und entschieden ein Sprachrohr zu werden für die Bewohner von Sarajevo bis die Fernsehgesellschaft nicht mehr mitspielen wollte. Bono gab aber auch nicht auf. Jedes Konzert war emotional für die Band die Menschen zu sehen, wie sie dort dem Terror ausgesetzt sind und so entschieden sie nach dem Ende des Krieges in Sarajevo im Stadion zu spielen. Sie versprachen, dass wenn der Krieg zu Ende ist, nach Sarajevo zu kommen, um im Stadion aufzutreten. Für die Menschen aus Sarajevo war die Band in dem Moment der Phönix, der aus der Asche aufsteigen lässt. Bono und seine Band U2 waren der Neuanfang, der von den Bürger und Bürgerinnen in ganz Bosnien-Herzegowina gefeiert haben. Ein Neuanfang in Frieden war möglich. Das Paar Zaimovic heiratete noch während der Belagerung. Die Hochzeit hätte auch blutig enden können. Über die Situation und ihre Zeit, auch während der Filmaufnahmen sprechen sie nach der Aufführung auf der Bühne mit Aida Demirovic-Krebs.

Die damalige Journalistin in Sarajevo und heutige Botschafterin von Bosnien-Herzegowina Vesna Andree Zaimovic mit ihrem Mann Senad, sowie auch den Botschafter von Bosnien-Herzegowina in Berlin Dr. Damir Arnaut erklärten auch ihre Gedanken über die Gegenwart und Zukunft des Landes.

Auf der Bühne war auch Professor Dr. Markus Koller für Osmanische Geschichte und Türkei an der Ruhr-Universität in Bochum. Er erklärte, dass vieles aus der Vergangenheit wichtig ist zu wissen, um solche Situationen, wie der Krieg in den 1990ern nicht neu entstehen zu lassen. Es war ein interessanter Austausch, der im Bistro weitergeführt wurde.

Alle auf der Bühne beteiligten Gäste und Moderatoren vereint auf einem Foto

Zum Video der Gesprächsrunde:

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Zum Film “Kiss the Future”:

Trailer: Kiss the Future | Official Trailer (2024)

Zum Film : Prime Video: Kiss The Future

Auf der Berlinale 2023: „Kiss the Future“ | Press Conference Highlights | Berlinale 2023

Nach der Preisverleihung und vor dem Film konnten die Schüler und Schülerinnen des Mediengestalter-Kurs des Berufskolleg mit Jan Lachnicht noch einige Interviews führen, die ich als Making Of mit in meine Aufnahmen reingepackt habe. Irgendwann sind sie auch auf dem Youtube-Kanal des Berufskolleg zu sehen. Und vielleicht macht eine andere Schule im Ruhrgebiet das in der Form auch nach. Ich finde es innovativ und spannend für die Jugendlichen sich in einer solchen Form engagieren zu können.

Ich war am Abend genauso durch wie Samir Corkadi, aber ich hab ihn noch um ein paar Worte gebeten. Nach dem Filmfestival ist vor dem nächsten Filmfestival. Die Fühler werden schon ausgestreckt. Ich werde ihn auf jeden Fall im Frühjahr nochmal für einen Podcast krallen, um über die Nachwehen des letzten und Vorwehen des nächsten Bosnien-Herzegowina Looks Around Filmfestival zu sprechen. Ich kann nur hoffen, dass nächstes Mal auch hohe Persönlichkeiten aus der Deutschen Politik sich zeigen und mehr Filmpublikum anwesend sein werden. Das hätte ich gern schon bei den Botschaftern von Bosnien-Herzegowina gehabt.

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FAZIT

Alles im Allem war ich überrascht über die Filme. Ich habe die bosnische Herzlichkeit aller Anwesenden gespürt. Selfies machen, war überhaupt kein Problem. Keine Eitelkeiten, keine Prominenteneitelkeit. Jeder war nahbar, auch die Botschafter. Es war ein besonderes Fest mit tollen Filmen, das ich nächstes Jahr mir mit Sicherheit wieder ansehen werde, nach dem ich es erst dieses Jahr erfahren habe, dass es das im Ruhrgebiet gibt. Ich empfehle jeden Filmliebhaber einfach mal vorbei zu schauen. Kritisch habe ich jedoch die Technik gesehen. Denn am ersten, wie am zweiten Tag gab es mehrere Male technischen Ausfall, auch funktionierten leider nicht die Untertitelfunktionen bei MIA SAN MIA. Aber ich habe schon mitbekommen, dass es neue Geräte geben wird. Das Filmforum wird saniert und den modernen Gegebenheiten angepaßt. Na für das einzige Kino der Stadt sollte es doch wohl möglich sein da mal ein paar Kröten übrig zu haben. Allein aus „innovativen“ Gründen für die Innovation City sollte es trotz Schuldenberge doch möglich sein. Und das tut es. Vom Leiter der VHS habe ich erfahren, dass es besser wird. Insgesamt sollte da noch die Mikrofontechnik verbessert werden und ansonsten bin ich zufrieden gewesen. Also es lohnt sich nächstes Jahr mit mir in die Kinosessel zu pupsen und sich an die neuen Filme aus Bosnien-Herzegowina und Umgebung zu erfreuen!

Ich bin ein Kinogänger, ein Filmnarr, schon als Kind war ich auf einer Fußbank von meinem Vater in der Bottroper Schauburg hochgestellt worden, damit ich Godzilla auf der großen Leinwand von der Sicht der Kamera aus sehen konnte. Ich bin kein Regisseur, Filmschauspieler, Drehbuchautor oder Kameramann geworden. Die Filmindustrie ist ein weites, auch schwieriges Feld. Kleine Länder haben es nicht einfach. Aber mit Kunst und Kultur kann ein Land sich darstellen, sich zeigen in der Welt, was die Bevölkerung fühlt, denkt, welche Dinge sie ausmachen, was sie bewegt. Wir selbst drehen uns in Deutschland hauptsächlich nur noch im Kreis von Tatort, Wasserschutzpolizei, Arztfilme, Big Brother und Soko, die 5000. Folge von Gute Zeiten, Schlechte Zeiten. Aber es gibt so viele andere wichtige Dinge, die gezeigt werden können. Die Filme des Festivals haben es vorgemacht. Und sie sollten definitiv irgendwo ausgestrahlt werden, einem Publikum näher gebracht werden, nicht nur die Siegerfilme.

Und als letztes Fazit muss ich noch das Publikum ansprechen, dass trotz der vielen Werbung eher fern blieb. Nochmal: Es sind tolle Filme dabei. Man muss bei freiem Eintritt nicht den ganzen Tag sein, aber sich an einigen Filmen erfreuen und nachher mit Freunden und Bekannten drüber diskutieren, lohnt sich. Achja: Bitte noch ein paar hohe Politiker und Politikerinnen auf die Bühne aus Deutschland, dann bin ich zufrieden.

Wer den Videopodcast von mir über das Filmfestival sehen oder den Podcast hören möchte:

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Ich würde mich freuen, wenn wir uns beim 8. Bosnien-Herzegowina – Filmfestival wieder sehen werden! Ich bin schon jetzt gespannt, was sich die Regisseure, Drehbuchautoren einfallen lassen und welche Filme Samir Corkadi auswählen wird.

Unterschätzt wird wahrscheinlich auch der Pool der Sponsoren & Kooperationspartner. Natürlich ist der Verein Aktion Leben und Lernen in Bosnien e.V. an erster Stelle und die Stadt Bottrop mit Oberbürgermeister Bernd Tischler als Schirmherr, sowie das Kulturamt der Stadt Bottrop, aber auch Firmen und weitere Institutionen und Vereine, wie AMANET – Deutsch-Bosnische Initiative NRW e.V., BingoSystems, die bosnische Bäckerei Alisa, Dorstener Str. 550 in Oberhausen, sowie Edeka Abaza, das Theater Oberhausen, natürlich das Berufskolleg der Stadt Bottrop und der Regionalverband Ruhr mit dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft, nicht zu vergessen ist das Filmforum der VHS Bottrop und die finanzielle Spritze von der Stadtsparkasse Bottrop. Und auch die katholische Kirche mit dem Bistum Münster unterstützt das Filmfestival. Als Unternehmer werde ich das nächste Mal mit auf der Liste der Sponsoren sein.

Weitere Infos direkt auf der Seite des Vereins Aktion Leben und Lernen in Bosnien e.V.

www.aktion-bosnien.eu

und dem Bosnien-Herzegowina Looksaround Filmfestival:

www.bih-looksaround-festival.eu/Festivals/bihlaff-2024

Ich muss aber noch herzlich die Inhaberin Melanie Kurz-Meusel und ihr Personal vom Bistro im Filmforum Bottrop erwähnen. Immer lächelnd, immer nett, immer ein offenes Ohr, kompetent und sofort waren die Leckereien auf dem Tisch von Nüssen bis zum Flammkuchen, Pizza oder die hauseigene vegane Chilli Con Carne. Alles war lecker auch die Gemischte Tüte! Alle haben sich wohlgefühlt und mochten das große Jausenbrett, denn die Inhaberin ist gebürtige Österreicherin und bringt einen Alpenhauch in die Haldenberge des Ruhrgebiets. Ich fühlte mich dort sehr wohl. Da kann man auch mal hin ohne das ein Kinofilm läuft: „Kurz vorm Kino“

Öffnungszeiten:

Donnerstags bis Samstags von 18:00 Uhr bis mindestens 23:00 Uhr

Bei Reservierungen, Fragen oder Anregungen erreicht ihr uns unter:

Blumenstraße 12-14

46236 Bottrop

Tel: +49 151 684 648 31
info@kurzvormkino.de

www.kurzvormkino.de

Melanie Kurz-Meusel und ihr Jausenbrett
Sie haben den dritten Abend gemeinsam gerockt! Danke!

P.S.:

Ich entschuldige die Schreibeweise der bosnischen Namen ohne Haken, Dachzeichen etc, Ich wollte einen flüssigen Text auch für die Google-Suche machen in Deutschland. Die richtige Schreibweise ist auf der Internetseite des Filmfestivals zu sehen.
Die Filmposter sind ebenfalls zur bildlichen Untermalung des Blogbeitrags und der jeweiligen Filme mit freundlicher Genehmigung von Samir Corkadi übernommen worden von der Internetseite des Filmfestivals.

FOTOS von den drei besonderen Tagen:

Zwischen der Botschafterin von Bosnien-Herzegowina aus Spanien Vesna Andree Zaimovic (rechts) & ihrem Ehemann Senad
Mit Botschafter von Bosnien-Herzegowina aus Berlin Dr. Damir Arnaut
Mit Bojana Vidosavljevic & Moderatorin Jasmina Music (rechts)
mit Borislav Banjac und Sabehet Dzafica (rechts, Regisseur von Mia San Mia)
Künstlerischer Leiter Samir Corkadi und seine Lieblingsband U2
Anregende Diskussionen im Kinosaal vom Filmforum
Die Schüler vom Berufskolleg machen noch Interviews. Hier mit Regisseur von Mia San Mia Sabahet Dzafica
Die Deutsche Welle interviewt den künstlerischen Leiter Samir Corkadi
Flaschengefühle im Kinosaal, beim Zuschauen des Interviews mit den Schülern vom Berufskolleg. Jan Lachnicht warf einen fragenden Blick zur Flasche, die alles in sich aufsaugte aus der ich anschließend trank

Die Migranten – Wurst aufm Weihnachtsmarkt Bochum I Freitag = Kalletag I +Video

Erwin und Kalle trennen kulinarisch Welten. Während Erwin auch gern mal Raclette und Knoblauchbrot futtert, isst Kalle lieber Currywurst.

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Eine Satire auf den für Kalle überbewertet Weihnachtsmarkt während Erwin ihn kulinarisch liebt.

Schönes Wochenende und bis zum nächsten Freitag!

Weihnachtsmärkte im Ruhrgebiet erklärt I Bonus #7.5 Folge 91 I +Videopodcast I +Podcast

FRÜHER WAR MEHR LAMETTA:

In unserer kurzfristig aufgenommenen knapp einstündigen Bonusfolge sprechen der Ruhrpottologe und Tengologe über die Weihnachtsmärkte im Ruhrgebiet und geben noch aktuelle Daten raus, die für Besucher und Besucherinnen ab dem 14.12.2024 noch interessant sein könnten.

Wir lassen so gut wie keine Stadt aus, außer die schon waren am ersten Adventwochenende, sezieren und empfehlen so manchen Weihnachtsmarkt, wie den Hagener, wo es Steampunkt-Weihnachten gibt, die Bottroper Grubennacht neben dem Weihnachtsmarkt am 21.12, den umstrittenen Dortmunder Weihnachtsbaum und den fliegenden Bochumer Weihnachtsmann und vieles mehr.

Am Ende könnte ihr noch die Hoppenstedts von Jack sehen bzw. hören.

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Der nächste Weihnachtspodcast wird wohl in Anbetracht der Tatsache der Überterminierung von einzelnen Weihnachtsmärkten und vorhandenen Spekulatiussen wahrscheinlich schon im Sommer 2025 kommen…

Glück auf und schönes Weihnachtsfest wünschen

Ruhrpottologe André Brune

&

Tengologe Jack Tengo

Shownotes

Jack Tengo erklärt in der Folge 9 Warum eine Tanne oder ein Baum zu Weihnachten:

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Jack Tengo feat. Opa Hoppenstedt „Früher war mehr Lametta“

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Wer nur dem „Ruhrgebiet erklärt“ – Podcast folgen möchte: