Foto der Woche I Fackel-Ingwer im Leipziger Zoo & ihre rosarote Vielfalt

Eine wahnsinnig schöne Pflanze haben wir entdeckt während unseres Aufenthalts im Gondwanaland des Leipziger Zoos. Sie heißt Fackel-Ingwer.

Unscheinbar stand sie zwischen zwei Wegen. Sie blüht rosarot. Ein Geruch war kaum wahrnehmbar. Sie ist eine schicke Schnittblume in den Asiatischen Ländern, wie Thailand, auch China und sogar Hawaii. Da kann unsere Rose, die auch noch aus Kenia kommt einpacken.

Sie gehört zu den Ingwergewächsen und wird vielseitig verwendet. Aus den bis zu fünf Meter hoch wachsenden Stämmen können aus den Fasern Matten hergestellt werden. Die Kerne können roh gegessen werden, aus dem weißen Saft des Stammes wird die Chili-Sauce „Sambal Bongkot“ und aus den knosprigen Blütenständen „Sambal Kecicang“ zubereitet. Eine besondere Pflanze, die keiner beachtet hat. Obwohl ohne Pflanzen gäbe es diese Artenvielfalt in der Welt nicht und die Chili-Sauce so oder so nicht. Die Farbe Rosa hat hierzulande auch noch ein Geschmäckle bekommen, wie der Schwabe sagen würde. Dabei ist sie endlich in Mode gekommen weltweit und zeigt als Farbe Toleranz und Vielfalt, die auch bei der Fußball-Europameisterschaft der Herren ihre Wirkung erzielt hatte.

Rosarot ist die neue Farbe des deutschen Fußball- Nationaltrikots. Verpönt wurde es meist von rechter Ecke. Als Rosa Tore während der Europameisterschaft vor einigen Wochen fielen, haben sie diese Diskussion vergessen.

Rosa ist dieses Jahr auch bei der Olympiade überall zu sehen. Auch die Eröffnungsfeier, die der Vatikan am liebsten verboten hätte, und durch den Kakao gerade zieht, hatte Rosa im Spiel. Der Vatikan hat selbst so viele Leichen im Keller. Sie sollten sich erstmal an die eigene Nase fassen. Außerdem tragen Bischöfe auch noch Purpur. Was soll mir das wohl sagen?…

Der Planer der Eröffnungszeremonie wollte bewußt zeigen, wie offen unsere Gesellschaft geworden ist, und das Toleranz vorherrschen soll bei den Olympischen Spielen statt Grenzen im Kopf. Nun auch wenn ich die Olympischen Spiele wegen des IOC kritisiert habe in meiner letzten Kolumne, sehe ich das durchaus als Fortschritt. Denn wir gehören eigentlich alle zusammen, stammen von einer Art ab, sind irgendwo in Afrika ursprünglich erstmals aufgerichtet gegangen. 

Die Fackel-Ingwer findet sich in der botanischen Vielfalt im asiatischen Dschungel, lustwandelt jedoch hier in bis zu schwindelerregender Höhe von fast fünf Meter im Leipziger Zoo. So ist nur eins zu sagen: Ohne die Vielfalt und der verschiedenen Farbgestaltung in der Natur, würde die Evolution eins zum anderen zusammenbrechen. Wir Menschen holzen den Regenwald weltweit ab aus Geldgier und wirtschaftlichen Gründen für sauberen Benzin, mehr Weide- und Anbauland mehr Veganes Essen und Rinder für den Fleischmarkt und merken durch die weite Entfernung gar nicht, wie diese Doppelmoral eben auch dort am Amazonas diese Vegetation zerstört.

Dabei zeigt diese Pflanze Toleranz. Ihre Schönheit zeigt uns, dass wir sie achten und ehren sollten, obwohl wir sie sogar nutzen können. Mit Ewa, meiner Frau, haben wir fünf Minuten dort gestanden. Kein Mensch, kein Elternteil mit ihren Kindern ist stehengeblieben, um diese wunderbare Blüte zu bewundern. Alle waren fixiert auf die vielen Tiere, die im Leipziger Zoo tatsächlich eine wunderbare Möglichkeit bekommen haben länger als in der wahren unerbittlichen Natur zu überleben. Auch diese Pflanze kann hier eher überleben, weil sie im Zoo steht, wenn die Klimaanlage nicht ausfällt…

Möge sie lange Leben und sich vervielfältigen und zeigen, was Toleranz und Natur zeigen kann. Diese Pflanze müsste ein Wahrzeichen dafür werden. Ich fände es schon besser, wenn die Menschen wenigstens einmal kurz anhalten würden, um sie wahrzunehmen. Aber wir sind durch die Sozialen Medien immer oberflächlicher geworden: 

Das Bild der Fackel-Ingwer wird gezeigt. In zwei Sekunden entscheiden wir, ob es gelikt wird, weil wir es schön finden, oder weil wir jemanden unterstützen wollen oder auch nicht, weil wir zu faul sind ein Like zu geben oder weil weil wir es grundsätzlich nicht machen oder weil wir die Pflanze und den Kontext mit ihr einfach nur blödsinnig finden. 

Egal, welche Antwort der Leser oder die Leserin nun sich selbst gibt. Ich bin tolerant genug, um darüber hinwegzusehen, denn ich finde die Pflanze toll und wollte ihr mehr Aufmerksamkeit geben, als die Menschen, die achtlos an ihr vorbeigegangen sind. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist. Zumindest für mich im Inneren ganz allein ist es gelungen. Aber auch für meine Frau Ewa, denn sie hat sie zuerst gesehen, weil ich noch mit dem fotografieren eines anderen Dschungelteils beschäftigt war. Wer weiß, vielleicht wäre ich auch achtlos an ihr vorbeigegangen, weil ich ständig nach Motiven Ausschau gehalten habe. So ist die Welt geworden: Flüchtig und Einmalig im Hier und Jetzt. 

Genießt also das Schauen auf das Bild. Oder lest die interessanten Informationen zur Fackel-Ingwer auf Wikipedia zusätzlich:

Fackel-Ingwer – Wikipedia

Danke Euch für eure Toleranz diesen Beitrag bis zum Ende gelesen zu haben, auch wenn es nichts mit dem Ruhrgebiet zu hat. Manchmal gehören solche Dinge eben doch zum Ruhrgebiet. Ersten schaue ich so oder so über den Tellerrand und Leipzig gehört auch zu einem Bergbaugebiet an, nämlich Braunkohle. Zweitens gibt es in Bochum auch einen Botanischen Garten, wo die Fackel-Ingwer einen Platz irgendwo hat, den ich noch nicht entdeckt habe. So werde ich es als Ruhrpottologe wieder aufsuchen und danach suchen.

Crowdfunding – Spendenaktion für kranken Esel Paul in der Bauspielfarm Recklinghausen I +Link für Spende

Die Schlundverstopfung vom Esel Paul hat hohe Tierarztrechnungen erfordert. Die Rechnungen sind für die Bauspielfarm zu hoch.

Deswegen habe ich eine eigene Spendenaktion eingerichtet, damit die Bauspielfarm sich auf die Arbeit als pädagogische Spieleinrichtung für Kinder und Jugendliche weiter konzentrieren kann.

Ich brauche nur 3500 Menschen, die bereit sind 1 € oder 100 Personen, die 35 € spenden, damit Pauls hohe Tierarztrechnungen bezahlt werden können.

 

Direkter Link zu meiner Crowdfunding-Spendenaktion für die Bauspielfarm:

Tierarztrechnungen von Esel Paul unterstützen für die – Crowdfunding Spendenaktion 

 

Instagramnachricht für einen Spendenaufruf I Foto: Bauspielfarm Recklinghausen I Screenshot von mir für den Spendenaufruf

Auf der Bauspielfarm leben Esel, die aus schlechter Tierhaltung kommen. Lisa Hoffmann bietet in ihrer Freizeit Eselwanderungen an. Das unterstützt auch die Bezahlung der Tierhaltung. 

Paul ist einer der ältesten Esel von ihnen. Niemand weiß woher er kommt. Schnell anhänglich und ein lieber Kerl. 

Zuletzt jedoch hat er kaum gegessen und er musste wegen einer Schlundverstopfung tierärztlich in der Tierklinik behandelt werden. 

Die Rechnungen betragen nun leider die hohe Summe von 3500 €.

Das kann die Bauspielfarm in Recklinghausen, die eine besondere Freizeiteinrichtung für Kinder und Jugendliche mit einem Hochseilpark, Wassergarten, großem Spielplatz und dem Streichelzoo mit Hühnern, Ziegen und eben Esel allein nicht stemmen.

Mit dieser von mir jetzt ins Leben gerufenen eigenen Spendenaktion, möchte ich Esel Paul individuell helfen, den ich mit meiner Frau vor einem Jahr bei einer Eselwanderung, die ich auch dokumentiert habe als Ruhrpottologe in meinem Blog, kennengelernt habe:

Wandern mit Esel-Liebe von Lisa Hoffmann in Recklinghausen trifft Kräuterwandern mit Nicole Heppert I +Videos I +Podcast I +Fotos – Ruhrpottologe – André Brune

Paul ist auch Namensgeber für “Paulihausen”, dem pädagogisch betreuten Kinder- und Jugendspielplatz, der in einem sicheren Umfeld Abenteuer und Kreativität bietet. Auf der Bauspielfarm können Kinder die Natur und Umwelt entdecken und schätzen lernen. Die körperliche Aktivität, soziale und emotionale Entwicklung der Kinder wird hier gefördert

Wenn ich 3500 Menschen finde, die nur einen Euro spenden oder 100, die 35 € spenden, dann hat die Bauspielfarm Luft für die Dinge, die ebenfalls viel Geld kosten, was meist von Spenden abhängig ist.

Spendet einen Euro für den lieben Paul! 

Meine Frau und ich selbst haben schon 150 € direkt gespendet. 

Vielen Dank im Namen von Esel Paul und der tollen Einrichtung der Bauspielfarm für die Kinder!

P.S.: Macht doch mal eine Eselwanderung bei Lisa. Es lohnt sich!

Links zur Bauspielfarm in Recklinghausen:

Bauspielfarm & Hochseilgarten Recklingausen | Eine Einrichtung der Falken Recklinghausen (bauspielfarm-re.de)

Zum Spendenaufruf der Bauspielfarm direkt:

Bauspielfarm Recklinghausen | Paul Update 🍀 Wir sind überglücklich euch mitteilen zu können, dass wir Paul wieder zu uns auf die Farm holen konnten 🎊 Es geht ihm schon v… | Instagram

Zur Situation von Esel Paul:

Bauspielfarm Recklinghausen (@bauspielfarm_recklinghausen) • Instagram-Fotos und -Videos

Wandern mit Eselliebe:

Lisa (@wandern_mit_eselliebe) • Instagram-Fotos und -Videos

Wer Paul in Aktion bei meiner gemeinsamen Eselwanderung sehen will:

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Paul isst langsam wieder I Instagramfoto von der Bauspielfarm Recklinghausen

Digitale trifft auf klassische Kunst in der Popup-Galerie in Bottrop I +Interviews mit Anita Morr & Dirk Lohrbach I +Videos I +Fotogalerie

Der erste Blick ist bunt – knallbunt. Ein großes weibliches Gesicht mit einer Brille schaut aus dem hinteren Bereich der kleinen Galerie benetzt mit verschiedenen knalligen Farben von Gelb bis Blau in Richtung Ausgang auf die weitgehend ausgestorbene Hansastraße hinaus, wo etwa fünfzig Personen die Vernissage besuchen am 21.7.24.

Die Ausstellung hat nicht nur knallbunte Farben durch die KI-Bildern, wie die Frau mit abblätternder Haut unter der Brille von Dirk M. Lohrbach. Sie hat herausragende Zeichnungen berühmter Persönlichkeiten der Musikwelt von Hans-Günter Masa und der autoaffinen Künstlerin Anita Morr, die ihre Bilder aus Collagen und mit Resin erstellt.

Zum Video mit Interviews:

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Teaser 1:

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Teaser 2:

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Anita Morr

Petrol steht in großen Lettern auf einem Kunstwerk von Anita Morr. Sie spielt mit eigenen Fotos von großen amerikanischen Autoschlitten der 1950er und 1960er Jahre. Um aus den Fotomotiven dieser besonderen Fahrzeuge die Collagen zusammen zu stellen und mit Resin zu überziehen, fährt sie zu einem Händler nach Holland hinter Dinxperlo: RD-Classics

Ein Motor ist in einer Nahaufnahme zu sehen. Die goldene Farbe spiegelt die goldene Zeit der Automobile wider, als solche Fahrzeuge noch Status Symbole waren und der Ruf nach Freiheit und grenzenlosen bequemen Fahrten durch die amerikanische Wüste auf der Route 66 groß wurde.

Anita Morr vor ihrem Petrol

Anita Morr liebt scheinbar das knallige Rot, das in einigen ausgestellten Werken zu sehen ist. Rot ist die Wärme der Motoren und lässt einen an die pfeilschnellen Ferraris erinnern, die in diesen Zeiten Autorennen dominierten. Im grauschwarzen Bild daneben, das mich an die Augen des Superhelden „Spawn“ erinnert, dominiert eine farbliche Abkühlung oder vielleicht der Tod eines Motoren und seine Zündkerzen…. Alle diese Bilder sind mit Resin überzogen und halten das Bild fest. 

Zwei Bilder von Anita Morr (Foto (C) André Brune)

Wer sich für Anita Morr und ihre Kunst interessiert:

Instagram @anita.morr.art

Mobil: 01733720066

Anita.morr@web.de

(Foto (C) André Brune)

Hans-Günter Masa

Der Künstler hat eine Reihe prominenter Musiker, David Bowie, die Rolling Stones, Lady Gaga, Amy Winehouse in Schwarz-Weiß zwischen den knalligen Bildern gehängt. Das fährt die Farbexplosion ein wenig runter und Betrachter können ihre Augen an sich an den Konturen der Berühmten beruhigen. Und das alles KI-Frei. Leider hab ich keine Chance mehr gehabt ihn zu interviewen. Aber die Bilder sagen genug aus, wer sie im Video sich anschaut.

Im Atelier direkt auf der Gladbecker Straße 20 in Bottrop erhältlich.

Als Kunstdruck auf Leinwand im Art Shop:

www.masaadvertising.de/art-shop

Mobil: 01634203305

Dirk M. Lohrbach vor seinem knalligen KI-Frauenbildnis (Foto (C) André Brune)

Dirk M. Lohrbach ist Rentner mittlerweile. Als Grafiker und Fotograf hat er sich immer mit Kunst und Fotografie beschäftigt. Vor zwei Jahren entdeckte er Chat GPT und beschäftigte sich mit der Künstlichen Intelligenz und was sie bildtechnisch hervorrufen kann.

Ein KI-Berg von Dirk Lohrbach (Foto (C) André Brune)

2023 besuchte ich schon einmal eine KI-Ausstellung, wo seine Werke hingen. Die Frage damals war: Was wäre, wenn die Dinosaurier überlebt hätten. Wie sehen denn heute die Persönlichkeiten von dem ersten Mann auf dem Mond oder die Queen von England aus. Diesmal spielte er mit Frauengesichtern und Farben.

Das andere knallige KI-Frauenbildnis von Dirk Lohrbach (Foto (C) André Brune)

Auf den großformatigen Bildern auf Acrylglas sind verschiedene Frauen, die einem bekannt vorkommen können. Nena scheint aus einem Bild auf die Betrachter herabzuschauen. Auf einem anderen könnte eine bekannte Schauspielerin in eine Kameralinse geblickt haben. Ohne es zu wollen, kreiert die KI entsprechende uns vielleicht schon bekannte prominente Gesichter. Sie sind nicht echt, sie wirken aber so. Aber ohne Dirk Lohrbach wird die KI die entsprechende Figur nicht entstehen können.

Bild von Dirk M. Lohrbach (Foto (C) André Brune)

Auf anderen Bildern spielt Lohrbach mit der Tiefe und Weite einer scheinbaren Wüste. Eine Figur, die wie ein Mensch oder Außerirdischer auf einem Hügel steht und kein Gesicht hat, lässt mich trotzdem mit ihm verschmelzen und in die Ferne schauen, wo nichts außer einer möglichen Halluzination ist. Oder sie steht auf Wasser oder auch nicht. Dirk Lohrbach spielt mit Landschaften, menschlichen Figuren und Frauengesichter und in einigen Bildern mit der Farbe Rot, die eine gewisse Wärme in dieser Ausstellung voller unterschiedlicher Eindrücke ausstrahlt, wie auch Anita Morrs Bilder.

Die KI-Ballerina von Dirk Lohrbach (Foto (C) André Brune)

Die Ballerina wirkt in ihrem Tanz in Bewegung so echt, dass ich kaum glauben kann, dass dort nur reine Programmierung von Dirk M. Lohrbach zu sehen ist.

Lohrbach erklärt, dass bei genauer Betrachtung eines KI-Menschen auf Bildern immer sechs Finger zu sehen sind. Scheinbar programmiert die KI einen Fehler ein, damit man die echten von falschen Menschen unterscheiden kann. Doch wo war der Anfang? Wer hat es so einprogrammiert? Die KI selbst? 

Die Programmierung muss so umgestaltet werden, wie bei der Ballerina, damit die sechs Finger zumindest halbiert sind. 

Die Meereswelle von Dirk Lohrbach (Foto (C) André Brune)

Das Bild darunter hat mich am meisten fasziniert. Die KI hat so genau eine Meereswelle abgebildet, wie es nur gehen kann. Die Welle ist in Bewegung so stehen geblieben, so dass es aussieht als wenn ein Glas Wasser umgekippt wurde und die Zeit dabei stehengeblieben ist.

Genauerer Blick aufs Bild (Foto (C) André Brune)

Insgesamt ist KI-Kunst ein kleiner Schritt, der aber immer noch von einem Künstler entsprechend einprogrammiert werden muss. Ein Bild von einem Bild von einem Bild um die KI zu immer besseren Bildern anspornt. Naja, sie wird nicht angespornt, aber für uns Menschen ist es fast, als wenn wir der KI Futter geben, damit sie sich anstrengt es jedes Mal besser zu machen.

Ein faszinierendes KI – Bild von Dirk Lohrbach, das eine starke Tiefe zeigt (Foto (C) André Brune)

Wer sich für die KI-Bilder von Dirk M. Lohrbach interessiert: info@netup.de

Emotionen in den Bildern kann nur der programmierende Künstler erzeugen, so wie es in den analogen Bildern von Morr und Masa zu sehen ist: angedeutete rasende schicke Autos oder verschmitzt schauende Musiker, die ihr Publikum auf der Bühne bis zur Extase bringen können.

Alle Besucher waren sehr beeindruckt. (Foto (C) André Brune)

Die KI-Bilder sind allesamt bei Signworks in Oberhausen auf der Wehrstraße 62 a entstanden. Die Agentur und Manufaktur für Werbung und Digitaldruck hat auch einige Fotos auf Acryl für die Extraschicht im Juni 2024 hergestellt. Hochwertig, schnell und zuverlässig waren sie. 

Die Qualität ist sehr gut. Die Farben kommen sehr stark ins Auge des Betrachters. Doch mein Video oder die Fotografien haben die Bilder allesamt durch die LED-Beleuchtung in der Galerie tatsächlich dunkler und blasser aufgenommen, als sie in Wahrheit sind. Kameraaufnahmen verfälschen die Kunst im Raum je nach Beleuchtung. Wie der Künstler Ralf Opiol immer sagt: Zur Kunst musst du hingehen!

Fazit: Die Ausstellung lohnt sich!

Die Ausstellung in der Popup-Galerie in Bottrop hat, wie voriges Jahr Wolfgang Eickwinkel auf den Weg gebracht als Kurator. Über ihn sind die Künstler auch zu erreichen:

Wolfgang Eickwinkel

eickwinkel@extrawerke.de

Mobil: 01735124504

Internet: www.extrawerke.de 

Bis zum 30.8.24 soll die Ausstellung gehen.

***

Öffnungszeiten

Mittwochs & Samstags 10-14 Uhr

***

Wo?

Popup-Galerie

Hansastraße 17 in Bottrop

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Wer mit der Digitaldruckerei ebenfalls etwas grandioses vorhat:

Signworks GmbH

Wehrstr. 62a

46047 Oberhausen

Sebastian Piatkowski

Telefon: 02084449994

Mobil: 01755236667

Mail: piatkowski@signworks.de

Internet: https://signworks.de

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Wer die amerikanischen Modelle sehen oder kaufen will:

Terborgseweg 61-C
7084AB
Breedenbroek
Niederlande

RD Classics – USA Classic Cars – 250+ Oldtimer Auf Lager!

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Man trifft so den ein oder anderen bekannten Künstler, wie Stefan Hütte (Bottblick). Mit ihm hatte ich in der Extraschicht zusammen die Ausstellung in der Oberhausener Nieburgh

KI-Porträt von Dirk Lohrbach I Foto (c) André Brune

Sahin Aydin, der Imker, der kein Honig mag I +Videopodcast I +Podcast I +Fotogalerie

Imker sein und Honig dann NICHT zu essen ist schon ungewöhnlich. Sahin Aydin ist nicht als Kind in einen Honigtopf gefallen, wie Obelix in den Zaubertrank. 1968 in der Türkei geboren, kam er mit seiner Familie aus dem Dorf Samiskan, Kreisstadt Arxa nach Deutschland. Der gebürtige Kurde wuchs in Gronau auf. 

Der Honig, der ihm irgendwann aus den Ohren kam, kaufte sein Vater in der Delikatessenabteilung der örtlichen Karstadt. Dennoch hat Sahin seitdem seine Liebe für die Bienen nicht aufgegeben. Er züchtet sie traditionell, wie es sein Großvater schon getan hat als es noch Bienenkörbe gab.

Zum Videopodcast, teils mit Bildern, teils mit Videoaufnahmen, weil ich ursprünglich nur einen Podcast zum Hören aufnehmen wollte und ich mittendrin meine Meinung geändert habe:

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Sahin Aydin ist ein besonderer Name. Sahin heißt Falke und Aydin Weisheit oder Herrlichkeit. Sahin hat schon einige grauweiße Haare, so kommt im Alter der Name nah dran. Ein Falke ist er nicht mehr, denn für seine Augen braucht er eine Brille. Seit Jahrzehnten wohnt er nun in Bottrop. Seine Hobbies sind neben seinen Forschungen zur Heimatgeschichte über Bottrop seine Bienen.

Die Bienenstöcke sind unweit seiner Wohnung auf dem Gelände des Westfriedhofs in Bottrop aufgestellt. Die Stadt hat ihm diesen Platz gegeben. Der Honig, der aus den Blüten der Friedhofspflanzen gesammelt wird und den dort stehenden Bäumen, wie die Linde, schmeckt sehr natürlich und hat einen erfrischenden Minzgeschmack. Er zergeht förmlich auf der Zunge.

Podcast:

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Sahin erklärt, dass Bienen drei Wochen leben und jeden Tag fast ohne Pause für einen Löffel Honig arbeitet unter sehr schweren Umweltbedingungen. Wir kennen alle die Problematik der Wildbienen, die durch die zugepflasterten Straßen, Wege und Vorgärten, die in eine Steinwüste, statt bunten Kleeblüten umgewandelt werden.

Am Wasserkran auf dem Friedhof wird getrunken

Auch die gezüchteten Pflanzen aus der Gärtnerei haben meist keine Honigblüte. Ich selbst habe den Klee in meinen Blumenkästen wachsen lassen. Jede Menge Bienen kommen, um den Honig zu ernten, denn ein weiteres Problem ist ja ebenfalls für alle Bienen sichtbar: Es wird viel zu oft der Rasen gemäht. Wo Roboter jeden Tag den Rasen kurz halten, wächst kein Gänseblümchen, kein Klee, kein Löwenzahn mehr und die Bienen haben kaum noch eine Chance sich aus der Nähe den Honig zu holen. Denn es ist ja nicht nur für den Menschen wichtig, sondern auch für den Erhalt eines Bienenstocks, wenn er nach herkömmlicher alter Tradition ohne Chemie betrieben wird. Und dabei werden die wichtigen Wildbienen immer vergessen, die Bestäuber der Pflanzen sind. Ihr Lebensraum wird immer weniger.

Wir sehen viel Grün, aber halten unsere Gärten eher Grün statt bunt, vielfältig und blumenträchtig. Mehr Blumen, die Bienen anlocken, sind für unsere Artenvielfalt sehr wichtig.

Sahins Bienenhäuser

Wabenhonig wird gern gegessen mittlerweile. In vielen modernen Bienenstöcken, werden Plastikwaben genutzt, die dann nicht essbar sind. Das wird zur Honigproduktion unterstützend genommen. Wenn Sahin den Honig herausgenommen und bearbeitet hat, lässt er ein wenig zurück, damit die Bienen selbst die wichtigen B-Vitamine aus dem Honig zehren können und gestärkt in den Wintermodus gehen können.

Auf Tuchfühlung im Gespräch erstmal Tee und dazu Wabenhonig

Ein deutscher Friedhof hat große Vorteile gegenüber polnischen und französischen Friedhöfen. Die Verstorbenen bekommen meist eine große Steinplatte aufgelegt. Darauf stehen entweder Schnitt- oder Plastikblumen. In Deutschland werden falls die verstorbene Person nicht verbrannt wurde und in eine Stele gestellt wird, noch oft genug Gräber mit Bepflanzung oder auf einer grünen Wiese, wie meine Eltern, begraben. Dort können die Wild- und Zuchtbienen noch reichlich Honig sammeln. Außerdem gibt es zahlreiche Wasserstellen, wo sie sich stärken können an heißen Tagen.

So können Sahins Bienen sich den „Schnaps“, wie der Bergmann früher in der Kneipe, abholen, bevor der Tag sich zur Nacht neigt. Sie brauchen keine Stempelkarte. Sie fliegen einfach rein und raus. Sobald es wieder hell wird, gehen sie auf die Stempel der nächsten Blumen.

Wenn wir die kleinen Beinchen mit Pollen voll sehen, dann wissen wir nicht, dass es für die fliegende Biene umgerechnet viele Kilos sind, die sie tragen müssen. Sie brauchen keinen Muskeltraining in den bekannten Fitnessstudios. Sie trainieren drei Wochen unentwegt.

Leckerer Wabenhonig

Sahin war früher in einem Imkerverein, wie es normal ist, wenn man mit dem Imkern anfängt ohne große Ahnung zu haben. Er hat dem Verein erzählt, wie sein Großvater früher die Bienen auf natürliche Art und Weise gehalten. Von zehn Rähmchen aus seinem Bienenstöcken, läßt Sahin drei oder vier mit Honig übrig, damit die Bienen im Winter eigenen Honig essen können. Diese Variante kommt bei einem Verein nicht gut an. So hat es aber schon sein Großvater erfolgreich angewendet.

Die Bienenkönigin legt Eier. Sie wird gefüttert. Die Bienen sammeln sich. Sechs bis Sieben Stück kauen dann den Honig und füttern die Königin. So kann sie vier bis fünf Jahre leben. Bildlich und unvorstellbar für einen Menschen ist, dass eine Biene einmal um die Erde fliegt, dabei Honig sammelt und dann stirbt. Der Nektar wird auf bis zu 4 km gesammelt. Wildbienen können solche große Entfernungen nicht schaffen. Sie sterben allerdings auch früher.

Melisse als Anlockmittel zum Bienenstock und Bienentränken

Sahin hat als Tipp das Anpflanzen von Melisse bekommen, die zwischen seinen Bienenhäusern gedeihen. Der Geruch ähnelt der von Bienenköniginnen. Das regt die Arbeiterbienen dazu an, dass sie sich nicht zu weit entfernen. Da sie bei den weiten Wegen hier und da auch verenden können, wenn es zu heiß zum Beispiel ist.  

Verschiedene Pflanzen sind wichtig, um Beinen zu füttern. Wenn man nur eine Pflanze hat, wie Raps, dann leben die Bienen auch nicht so lange. Wie für Menschen gilt es auch für Bienen: Einseitiges Essen kann lebensgefährlich werden.

Einmal wurden Sahins Bienen vom Veterinäramt verbrannt. „Ich habe sie schreien hören“, sagte Sahin fast zu Tränen gerührt

Anfang August ist das Honigsammeln vorbei. Zwei Mal im Jahr kann man ernten. Einmal im Mai und einmal im August. In der ersten Augustwoche ist dann Schluss. Die Bienen bereiten sich auf den Winterschlaf vor. Die letzten milden Winter jedoch, lässt sie nicht ruhen. Sie verbrauchen mehr Energie. Wenn im Bau nicht genug Futter ist, können die Bienen auch verhungern. Imker geben dann Spezialfutter, damit sie überleben können.

Schaukasten zum Bienen gucken

Sahin macht ab und zu für Schüler und Schülerinnen kleine Vorträge und zeigt ihnen die Bienenstöcke. Ich hatte keine Angst vor den Bienen. Auch nicht vor den Wespen, die sich ebenfalls den Honig holen. Zwei klebten gierig an der Wabe, die ich eigentlich essen wollte. Man muss ihnen einfach nur was geben, dann lassen sie einen zufrieden.

Sahin hat keine Angst gestochen zu werden

Es war ein besonderer Podcast, den ich ursprünglich nur hörbar machen wollte. Als ich jedoch gefilmt habe, wie Sahins Bienenstöcke aussehen und was er macht, um zu „ernten“, da habe ich einfach draufgehalten. Die Tonqualität schwankt von daher stark, weil es entweder von der Kamera oder dem Smartphone aus aufgenommen wurde.

Nichtsdestotrotz war ich begeistert seine Imkerfreude von Nahem zu sehen. Mit Sahin bin ich in Kontakt geblieben, weil er sich auch für Stolpersteine und die Geschichte meiner Heimatstadt interessiert.

Ich wünsche Sahin und seinen Bienen alles Gute und viel Honig!

Glück auf! Biene summ summ!

FOTOGALERIE

Künstliches Wabenwachs
Vitamine für die Vögel

Olympia in Paris beginnt – Einmalige Spiele oder mehr Schein als Sein auch im Ruhrgebiet? I Kolumne

Es ist der 26.7.24. Die Olympischen Spiele beginnen in Paris. Die Stadt der Liebe ist ganz auf Sport und Sicherheit für die Millionen zahlenden Gäste hergerichtet. 

Was bringen uns die Spiele? Was bringt es der Stadt? Was der Bevölkerung? Und was würde im Ruhrgebiet passieren, wenn es hier kommen würde?

Vor 341 Tagen war ich vor dem Eiffelturm und habe vor der minutenzählenden Uhr gestanden. Es war nicht einfach ein Foto ohne die vielen Touristen hinzubekommen, aber es hat geklappt, wie das Foto-Ergebnis zeigt.

 

Paris zu entdecken, wenn man noch nie da war, ist schon ein besonderes Erlebnis im Leben. Immer schon wollte ich die Stadt der Liebe sehen. Die seit den Römern bekannte Stadt, die Napoleon beherrschte, der durch das Ruhrgebiet zog und die ollen Bezirksregierungen bis heute geschaffen hat und die Hausnummern, und das kölnische Parfüm, was mit beidem zusammenhängt: 4711

Meine Oma hatte es. Ich liebe es bis heute. Es erfrischt und duftet jedenfalls besser als Mottenkugeln, wenn ein bestimmtes Alter erreicht ist. Ich bin ja auch schon über 50. Das heißt, ich kann mir jetzt so langsam ein Fläschchen gönnen…

Mottenkugeln hab ich höchstens im Hintern, denn ich hab noch viel vor. Aber im Moment muss ich mich über die Spiele von Olympia auslassen. Ich finde diese kleinen asiatischen Taschen einfach nur lecker! Ach, das hat mit Olympia nix zu tun?

Naja. Indirekt, wie der Napoleon durchs Ruhrgebiet marschiert ist und alles verändert hat im Deutschen Reiche, der damaligen Zeit. Fortschritt im Gleichmarsch bis nach Moskau. Nun da hat sich nix verändert. Ich marschiere gerade auch zu weit. Ich wollte doch…achja: Olympia.

Die Olympier sind ja der Vorsitzende Zeus, namens Beck, Poseidon ist bekanntlich Coca Cola (der reichste Verein der Welt, kann man sagen), Hera ist nicht der Kölnische Karnevalsverein, Demeter hat nix mit der Landwirtschaft zu tun in Deutschland, Apollon, wie das entsprechende teure Sprudelwasser, Artemis, war das nicht einer der drei Musketiere?, Athene, schau dir mal dein Olympia-Stadion an! Es verfällt, Ares, der Gott des Blutbades, der wahrscheinlich die ersten Zugausfälle wegen Anschläge vorbereitet hat…Aphrodite ist die Göttin, die jetzt mit Sicherheit über die Stadt Paris ihre Flügel, Hermes schickt unanständige Pakete Richtung IOC, Hephaistos schmiedet gerade das Schwert für die Populisten und Hestia hält die Olympische Fackel hoch, fordert aber die Frauen wieder an den Herd, wenn Hephaistos mit den Rechten in Europa wieder die Richtung von vor 100 Jahren geschmiedet hat.

Wer sich das Schauspiel der Geldmachenschaften anschaut zeigt, wer die wahre Macht ist, die den Daumen von Doping Ja oder Nein nach oben oder unten senkt. Brot und Spiele sind seit je her eine Möglichkeit von der Wirklichkeit abzulenken. Im Moment brauchen wir das auch. Egal, was die Spiele kosten, sie lenken uns für ein paar Wochen ab vom Kriegsalltag in der Ukraine, im Gaza, das Gezeter von Trump und die politischen Spiele der rechtsgerichteten Populisten in Europa und natürlich von Putin, der mit hochrotem Kopf in seinem Bunker sitzt, weil nicht ein Russe daran teilnehmen wird. Ich glaube nicht, dass wir sie vermissen werden, die gedopten russischen Sportler und Sportlerinnen, die gezielt immer schon entsprechende Spritzen und Mittelchen für die ein oder andere Goldmedaille bekommen haben.

Ich jedoch sehe die Sportler und Sportlerinnen, die darauf hinarbeiten und einige tolle Wochen in dem olympischen Dorf verbringen werden und mit oder ohne Medaille einfach glücklich sind, so gut gewesen zu sein für ihr Land anwesend gewesen zu sein. Da bin ich bei ihnen.

Ich bin bei den Politikern, die Paris so verbessert haben, um in der Seine die Spiele stattfinden lassen zu können. Nicht bei denen, die Schmiergelder für die Ausrichtung angenommen haben.

Das hätten wir auch im Rhein, Ruhr und bald erst Recht auch in der Emscher. Warum lassen wir die Spiele also nicht im Ruhrgebiet zu? 

Hier stehen die Stadien im guten alten Shithole von Deutschland. Wir können den Menschen draußen außerhalb der Ruhrgebietsgrenzen zeigen, dass wir hier die meisten Sportvereine haben in geballter Struktur als München. Wir mehr als Grün statt Grau und Schwarz sind. Wir hätten mit Düsseldorf zusammen als Rhein-Ruhrgebiet eine wunderbare Struktur für alle Spiele. Und man braucht nicht viel umbauen. Das olympische Dorf kann auf einem alten Zechengelände entstehen, das hinterher zu einem Seniorenzentrum umgebaut wird mit einer wunderbaren Grünanlage, die für alle zugänglich sein können. Das Geld würde hier zumindest gezielt die Schlaglöcher zu den Sportveranstaltungen von Hamm über Hagen, Dortmund, Recklinghausen, Bochum, Herne, Oberhausen, Bottrop, Witten, Ennepetal bis nach Duisburg, Kreis Wesel und auch eben Düsseldorf die Welt zu uns bringen, die zumindest in Teilen bei der kürzlich stattgefundenen Fußball-Europameisterschaft hier war.

Aber ist das wünschenswert? Würde wirklich alles zum Besseren kommen, wie es in Paris ist? Oder entsteht nur ein Schein statt Sein?

In einer ARD-Doku hat die Frankreich – Korrespondentin in Paris vieles gezeigt, was gut und was schlecht ist. In den Außenbezirken bekommt die ärmere Bevölkerung nichts von der Olympia mit. In einem Randbezirk jedoch, wo bisher Drogen reichlich verkauft wurde und die Obdachlosen sich rumtrieben, wurde das Olympische Dorf erstellt. 

Olympia 2024 – die Hintergründe: Paris – Die Stadt und die Spiele – hier anschauen (ardmediathek.de)

Das Dorf wird nach den zweieinhalb Wochen und den anschließenden Paralympics für die Stadtbevölkerung nutzbar gemacht. Es ist sozialer Wohnungsbau in Verbindung von Eigentumswohnungen. Der Stadtteil wird sich nachhaltig verändern oder auch nicht. Denn das kann auch wieder wie vorher werden. Alles wird getan, um für tolle Spiele in einer tollen Stadt zu zeigen. Die Obdachlosen sind nur an einer anderen Stelle in der Nähe. Ihnen wurde nicht geholfen. Sie wurden nur „verlegt“. Die Mieten sind explosionsartig angestiegen. Ein Obdachloser kann sich noch weniger leisten. Er wird in dem Strudel gefangen bleiben, da wird auch das olympische Dorf nichts dran ändern, wenn sie für soziale Nutzung umgesattelt wird.

Insgesamt sind die Olympischen Spiele natürlich ein Event der besonderen Art für jeden einzelnen Sportler und jede einzelne Sportlerin. Doch was ist mit denen, die vielleicht an dem Tag so stark psychischen Druck ausgesetzt sind und keine Medaille bekommen? Was ist, wenn diese auch noch das Problem haben nur Vierter oder Fünfter geworden zu sein. Sie waren dabei, aber ein Sponsor sagt, dass es ihm nicht reichen wird und verabschiedet sich. Die Leichtathletik hat herausragender Sportler und Sportlerinnen. Doch die wenigsten bekommen einen vernünftigen Sponsorvertrag. Sie verdienen so gut wie nichts im Gegensatz zu den Fußballern, die mit Tausenden bis Millionen Euros nach 90 Minuten nach Hause gehen. Eine ungerechte Sportwelt, wie ich finde.

Und dann gibt es noch die weltweit agierenden Aktienunternehmen, die Werbegelder reinbuttern und weiter absahnen, während die Werbung auf Trikot und bei der Pressekonferenz auf Mikros und davor für die TV-Kameras weltweit gezeigt wird und dann auch noch steuerlich absetzbar ist. Die Firmen sitzen in Luxemburg oder haben in Amsterdam eine Briefkastenfirma und bezahlen so gut wie keine Steuern. 

Gearscht sind in allen Zusammenhängen die Einwohner in Paris, die nichts von den Spielen haben außer mehr Lärm, mehr Verkehr, mehr Touristen und höhere Preise.  Das einzige ist vielleicht die saubere Seine, in der wahrscheinlich mehr Touristen schwimmen werden als die Einheimischen, die für ihre teuren Mieten mehr arbeiten müssen, als wir. Auch der Rest von Frankreich, der wahrscheinlich Stolz ist, die Spiele mit dem historischen Ambiente zu haben, hat jedoch selbst nichts davon. Das investierte Geld ist nicht in andere Regionen gewandert. Paris wurde auf Hochglanz poliert. Der Notre – Dame wurde nach dem Brand soweit hergerichtet, so dass die Olympia den Dom wieder feiern kann. 

Die Wirtschaft des Landes brummt jedoch nicht mehr. Die Bevölkerung ist geteilt in Links und Rechts, weil sie keine Fortschritte sehen und immer mehr bezahlen müssen. Touristen, die nach Paris für einen angenehmen Preis in die Hotels früher gekommen sind, werden in Zukunft wahrscheinlich mehr bezahlen. Und höchstwahrscheinlich wird Paris noch mehr von Touristen überschwemmt werden. Die Stadt lohnt sich aber auch. Sie ist es wert. Naja, knapp 30 € für die Fahrt mit dem Fahrstuhl auf den Eiffelturm war es mir in der Hitze damals und mehr als einer Stunde Wartezeit nicht wert. Ich habe verzichtet, obwohl ich es mein Leben lang wollte. Ich habe damals lieber das Geld für leckeres französischen Essen in den zahlreichen guten Restaurants ausgegeben. Tatsächlich kostete meist ein Essen mit Getränk genau so viel. Aber von Stahl und Blick auf die Stadt wird man nicht satt, sondern bei der Wartezeit eher hungrig.

Olympia im Ruhrgebiet? 

Mit einem skeptischen Blick sehe ich mich als Rentner, der sich schon jetzt kaum noch den Wohnraum leisten kann, der mit Sanierungsmaßnahmen unbezahlbarer wird. Ich werde wohl arbeiten bis ich umfalle. Das freut die Rentenkasse. 

Der skeptische Blick bleibt auf dem IOC, denn der bezahlt nichts für die Spiele, genau wie die FIFA. Sie stecken sich das Geld in die eigene Tasche. Wer weiß, wohin die fließen. Die Städte selbst und der Staat jeweils sind diejenigen, die für die Spiele, die nur ein paar Wochen gehen alle vier Jahre Geld ausgeben. Die Stadien oder Spielstätten verfallen meistens außer in München. Wobei die Winterspiele schlauerweise abgesagt haben. Denn es sind wir Steuerzahler, die ärmeren der Bevölkerungsschichten, die für die Spiele Geld ausgeben ohne sich eine mit Verlaub gesagt, beschissene Karte für irgendeine Veranstaltung leisten zu können, es sei denn, man spart es für den Zweck über Jahre an oder hat die Kohle. Und dann musse auch noch Glück habn, datte ne Kahte abkriss, weisse Bescheid, wie wir im Ruhrpott sagen.

Für die jungen Sportler und Sportlerinnen, die darauf hingearbeitet haben, freue ich mich einerseits, dass sie es dort hin geschafft haben. Doch auf die Geldmaschinerie mit allen anschließenden Nachteilen kann ich gut und gern verzichten. Mit Blick auf so viele olympische Dörfer und Stadien bei ausgerichteten Spielen oder Fußballmeisterschaften, wie in Griechenland, Brasilien, Sotschi, Sarajevo und so weiter, bin ich der Meinung, dass diese Spiele einfach nur viel Geld kosten, statt reinbringen. Es stellt sich wahrlich die Frage, ob es sinnvoll ist diesen Geist der Olympia weiterführen zu lassen. Ändern werden wir kleinen Leute nichts, denn es ist und wird eine Prestigeveranstaltung bleiben, so wie es Putin genutzt hat, ganz bewußt vor dem Einmarsch in die Ukraine Russland als weltoffen und Sportlich dazustellen. Dafür eine wunderschöne Stadt umgegraben hat, die eigentlich keine Winterspiele zulassen kann, weil es zu warm am Schwatten Meer is, weisse. Ich möchte gern wissen, ob die Bimmelbahn da noch in die Berge tuckert oder schon verfällt, wie das Stadion in Athen. Und außerdem wurde da gedopt, was das Zeug hält. Niemandem wurden die Medaillen aberkannt. Vielleicht bei paar Ausnahmen. Aber nein. Das würde ja den Geist der Spiele verändern. 

Ganz ehrlich, was ist mit den Sportler und Sportlerinnen, die sauber sind und bleiben, weil sie aus Überzeugung und für sich selbst und nicht für ein Vaterland und ihre Überschätzung das Reck nutzen bis die Oberschenkel brechen? Die Chinesen dopen ebenfalls. Das hat Peking gezeigt. 1992 haben die Spanier gedopt, damit sie ihr eigenes Land vorn im Medaillenspiegel sehen konnten. Die DDR hat fabrikmäßig gedopt, damit die besser als die Bundesrepublikanischen Sportler und Sportlerinnen waren. Was also hat das mit olympischen Geist zu tun? Soll man sich die Spiele wirklich anschauen, die voll sind mit Lug und Trug, wo nur einige wenige ihr Geld verdienen und Länder mit ihren Sportlern sich wichtig tun wollen, obwohl auch eine Rakete reicht, die alles zerstören kann?Ändern werde ich selbst an der Sache nichts, aber darüber nachdenken lassen, kann ich schon.

Auch die Fußball – Europameisterschaft hat mich nicht mehr so mitgerissen, weil ich hinter die Kulissen schaue. Da wird bei ARD und ZDF Millionen für die Übertragungsrechte von unseren GEZ-Gebühren rausgehauen, statt vernünftige Filme, Serien oder supertolle Dokus abzuliefern, die ihr Geld wirklich wert sind. Natürlich ist Sport ein großer Arbeitgeber geworden. Trotzdem kann darüber diskutiert werden, was sinnvoll ist und was nicht.

Ich persönlich bin eher begeistert eher von Dingen, die ich selbst erleben kann, um es anderen mitzuteilen statt vor der Glotze zu sitzen und zu sehen, wie alle sich auf dem Spielfeld quälen für ein paar Kröten von Sponsoren, die viel mehr Geld ausgeben könnten, wenn sie wollten. Sie sind schließlich Aktienunternehmen. Aber sie nutzen die Sportler nur für steuerlich absetzbare Werbemaßnahmen ein. Das ist Sportprostitution. Nichts anderes. Ich würde auch das Handgeld nehmen, wenn ich auf dem Strich des Hammerwerfers mehr bekommen würde, als ein Fußballer namens Messi. Aber bekomme ich nicht. Aber wenn ich eine Prämie und anschließende Werbeverträge für eine Buttermilch bekommen würde, dann natürlich, würde ich in der Situation das auch mit machen statt im Büro acht Stunden meine Arbeit abzusitzen. Doch wie schnell ist das sportliche Aus da. Kaum über 30 muss man sich schon wieder was anderes suchen oder die acht Stunden im Büro absitzen. Das Geld ist wahrscheinlich schon in ein Eigentumshaus eingeflossen oder ich hab mir einen Porsche geleistet und es ist weg. 

Hach, es gibt so viel Für und Wider. Lassen wir die Spiele beginnen! Sie werden immer da sein und die Reichen immer reicher, die Sportler immer ausgenutzter werden, wie die Gladiatoren seinerzeit in der Arena. Ich lass den Daumen oben, damit alle mit oder ohne Doping die Zeit überstehen in dieser wunderschönen Stadt. Den Daumen strecke ich nach unten für den IOC und die Aktienunternehmen und die Politiker, die Schmiergelder entgegen genommen haben. Doch ändern wird dieser Text nichts. Freuen wir uns also auf die nächsten Spiele, die wieder im Land der Coke stattfinden werden: Salt Lake City. Vielleicht finden da mal römische Gladiatorenkämpfe statt. Das war wesentlich spannender als jede Surferwelle in der Karibik in einer der noch immer vorhandenen französischen Kolonie.

Paris bleibt danach wieder als Weltstadt mit ihren historischen Wurzeln nicht nur eine sehenswerte, sondern auch begehrenswerte Besucherstadt. Bezahlbare Eiskugeln unter drei Euro wird es da nur nicht mehr geben, wenn ich wiederkommen sollte.

Ob unser Hotel nach den Spielen noch so relativ günstig ist?

155 € pro Nacht mit Frühstück im Doppelzimmer. Wir haben 544 € für vier Übernachtungen. Während der Olympischen Spiele zahlt man mit Sicherheit viel mehr, wenn überhaupt ein Zimmer zu bekommen ist. 

Réservez votre chambre à Paris Montmartre (hotel-montmartre-apolonia.com)

Das Hotel ist empfehlenswert und ein besonderer guter Platz nah einer Metrostation. Rundherum gibt es viele günstige empfehlenswerte Restaurants, die wir ausprobiert haben statt für teuer Geld auf dem Montmartre oder Innenstadt. Aber das ist ein anderes Thema. Und da guck ich für euch gern über den Tellerrand, denn ich habe tolle Tage dort verbracht und berichte nun aktuell wegen der Olympia über Paris und unsere Erlebnisse. (Rubrik: Über den Tellerrand)

Spiele im Ruhrgebiet? 

Ne, lass ma. Mein Eis will ich auch in meiner Rente noch bezahlen können!

Glück auf oder besser: Gold her!

 

Vorbild „Garteninitiative“ in Bochum – Goldhamme I Alternative zu Wilder Müllkippe I Interview mit Christoph Bast I Projekttag 3 I +Video I +Podcast

Zwischen den Häuserschluchten in Goldhamme in der Vereinsstraße wurde ein Stück verwildertes vermülltes Grün mit einer gemeinschaftlichen Kraftanstrengung der „Garteninitiative“ in eine wunderschöne kleine nachbarschaftliche Gartenoase für Alle umgewandelt. Ich spreche mit Christoph Bast und der Soziologin „Jenny“, die sich der losen Nachbarschaftsgruppe angeschlossen hat, über die Geschichte und der heutigen Gartenlandschaft. Das sogenannte Urban-Gardening-Projekt stammte als Idee des Bochumer städtischen Grünflächenamt. Und ist heute eine grüne generationenübergreifende Begegnungsstätte.

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Die triste Grünfläche sollte in ein bürgerschaftliches Gartenprojekt umgewandelt werden. Interessierte wurden schnell gefunden in der Anwohnerschaft, aus Vereinen und Institutionen aus dem Stadtteil. Auch eine Frauengruppe aus dem Seniorenheim an der Bayernstraße half tatkräftig mit. Durch eine Förderung über die Bezirksvertretung Mitte konnte in Eigenarbeit ein Staketenzaun aufgebaut werden. Die meisten Utensilien stammen kostenlos aus Ebay Kleinanzeigen. Nachbarn spendeten Samen, Pflanzen und Kräuter zum Anpflanzen.

Regentonnen, Kompost, Totholzhaufen, selbstgebastelte Hochbeete, auch eins aus dem Förderprogramm der Stadt Bochum und eine Sitzecke mit Tisch und Stühlen sind nun auf der kleinen Grünfläche zu sehen. Wo anfangs Zweifel waren, dass es klappt, ist heute Anerkennung und Freude in strahlende Gesichter zu sehen.

Im Zuge meiner Projektwoche bei der von der Stadt Bochum aus dem Westend-Fonds geförderten Ausstellung „Flaschengefühle“ im Juli 2023 im Schaubüdchen an der Ursulastraße bekam ich den Tipp die Garteninitiative zu dieser tollen Gartengeschichte aufzusuchen. So konnte ich das Gegenteil von „Vermüllung der Stadt“ im Video zeigen.

Nun ein Jahr danach entschied ich nicht nur das Video auf Youtube zu zeigen, sondern es als Podcast hochzuladen, um eine höhere Reichweite für diese besondere Aktion zu bieten. Damit möchte ich diese wunderbare gemeinschaftliche Arbeit zeigen und mitteilen, dass alles geht, wenn man es nur will. Wenn viele an einem Strang ziehen, dann geht noch viel mehr. Die Garteninitiative hat hier definitiv gezeigt, dass eine besondere Idee, das gemeinsame Zusammenarbeiten einen gemeinschaftlicher schöner Garten entstehen kann, den alle nun nutzen können.

Christoph Bast, sozusagen der Sprecher der Gemeinschaft, tätig bei der IFAK e.V., und die Soziologin Jenny erzählen den Werdegang der wilden Müllkippe, die auch als Parkplatz „missbraucht“ wurde. Bevor der Garten in seiner jetzigen Form entstehen konnte, mussten auch zwei Bäume leider gefällt werden. Die Stadt unterstützte das Vorhaben.

Unterschiedlichster Müll wurde ausgeräumt. Viele Glasflaschen und Kronkorken, Betonplatten und viel „Kleinmüll“ wurden gefunden. Beim Umgraben kam sogar bitumenhaltiger Bauschutt hervor. Die Vermutung liegt nahe, dass es vor langer Zeit dort hingekommen sein muss. Entweder zur Zeit des Wiederaufbaus oder noch viel früher, als die Jahrhunderthalle dort entstand. Ob das alter Müll aus der Zeit ohne Umweltschutzregeln ist, kann nicht nachvollzogen werden.

Das unansehnliche Stück Natur wurde mit Hilfe der Nachbarschaft in einer großen Kraftanstrengung umgegraben und umgestaltet, so dass dort nun wirklich eine schöne Gartenoase zum Ausruhen und Gärtnern entstand zwischen den hohen Mietskasernen von Goldhamme.

Goldhamme besitzt als kleiner Stadtteil nicht viel Grün. Die Straßen innerhalb Goldhamme – Mitte sind eng bebaut durch Mietskasernen aus der Jahrhundertwende (1900) und Neubauten aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.  Die Straßen sind eng und besitzen nur wenige Bäume, die den Staub der Autoabgase der Hauptverbindungsstraßen zwischen Bochum Innenstadt und Wattenscheid plus den Autobahnen A448 und A40 filtern können.

Die meisten Häuser besitzen keine Balkone, geschweige denn einen Garten. Interessierte Anwohner und Anwohnerinnen, die den wilden Garten nicht mehr so dahinvegetieren sehen wollten, nahmen nun selbst die Initiative in die Hand.

Eine große gemeinschaftliche Kraftanstrengung von über einem Jahr war nötig, um es so herzurichten, wie es nun aussieht. Es hat sich aber gelohnt. Ich konnte auf den Fotos die Bauphase sehen, wie es vorher war, währenddessen und nun abschließend entstanden ist.

Nur wenige 100 Meter von der Jahrhunderthalle entfernt, gibt es nun einen kleinen Garten für Jung und Alt. Jeden Sonntag um 15 Uhr ist ein offener Treff im Garten für die Nachbarschaft. Die Kinder können im Sandkasten spielen und die Älteren tauschen sich aus über Gott und die Welt. Aus dem nahe gelegenen Seniorenheim kommen gelegentlich auch die ein oder anderen, um etwas mit anzupacken, zu plaudern oder Tipps für die Gartenarbeit zu geben.

Wer möchte, kann sich aus den Hochbeeten Tomaten, verschiedene Beerensorten, Salate, Gemüse, Bohnen, Gurken und Kräuter für die eigene Küche mitnehmen oder auch anbauen und entsprechend pflegen. Alles basiert auf Freiwilligkeit. Es gibt keinen starren Verein mit Satzungen oder sonstigen Verpflichtungen. Alles kann kostenlos abgeerntet werden oder genutzt werden.

Nebenbei kann der Alltagsstress beim Chillen oder Unkraut jäten bewältigt werden. Der Garten ist nun ein wunderbarer Treffpunkt für die Nachbarschaft geworden. Es werden keine Unterschiede nach Herkunft, Alter oder Wohnstätte innerhalb von Goldhamme gemacht.

Jenny erklärte die „Broken Windows“ – Theorie. In dem Moment setzt sie ein, wenn ein Mensch Müll anfängt hinzuwerfen, meinten andere dies ebenfalls dort tun zu können. Erst wenn dieser Müll weg ist und auch weg bleibt, bleibt der Bereich sauber und ohne Müll. Genau das ist mit dem Garten passiert.

Die Theorie ist in der Soziopsychologie erstmals 1982 in einer US-amerikanischen Zeitschrift  „The Atlantic Monthly“ aufgetaucht und basiert auf einem sozialpsychologischen Experiment von Philip Zimbardo.

Die US-amerikanischen Sozialforscher James Q. Wilson und George L. Kelling erklärten darin, dass zerstörte Fensterscheiben schnellstens wieder repariert werden sollten, damit weitere Zerstörungen verhindert werden können. Sie erforschten die Bandenkriminalität von Chicago und konnten die Zerstörungen mit noch mehr Zerstörungen belegen.

So meint Jenny es ebenfalls und belegt mit der Theorie die Situation, wie es z.B. unweit der Garteninitiative auf der Essener Straße war. Ohne Zaunabsperrung wurde ein Müllhaufen nach dem nächsten gemacht. Immer mehr füllte sich der Haufen, den ich in meinem Bild „Versteckt“ festgehalten habe.

„Versteckt“ aus der Flaschengefühle-Ausstellung fotografiert gegenüber dem Straßenbahndepot Engelsburg der BOGESTRA an der Essener Straße – jetzt ist alles abgeholt worden und das Gelände wird bebaut

Irgendwo musste sich die Flasche unter dem vielen Müll versteckt haben. So ironisch, wie ich mit der Situation umgegangen bin, so habe ich bei frischer Tat ein Ehepaar angehalten, dort nicht ihren Müll zu entsorgen, weil es eine strafbare Handlung ist.

Nach vielen Querelen mit dem Grundstückseigentümer, der Stadt und auch genervten Anwohnern und mir (hatte einen Film gemacht und bei Facebook so einiges damit losgelöst) ist nun nicht nur der Müll weg, sondern auch der Zaun. Die Fläche wird nun für Neubauten vorbereitet.

Die LKWs, die dort ebenfalls immer parkten, sind verschwunden, weil dort nun ein sehr breiter Radweg aufgemalt wurde. Also alles ist nun in die richtige Richtung gegangen! So hatte Jenny hatte auch mit ihrer Theorie recht. Denn seit dem Entfernen des Mülls gegenüber des Betriebshofes Engelsburg von der BOGESTRA ist kein neuer Müll dazu gekommen.

Die Oase mitten in Goldhamme ist ebenfalls entstanden. Die Stadt hat auch einen Abfallbehälter direkt vor den Garten gestellt, damit vorbeigehende Bewohner ihren Müll dort entsorgen und nicht in den Garten werfen.

So sollte es immer sein! Mit gemeinsamer Kraft und wenigen bürokratischen Hürden kann so etwas überall gemacht werden. Für mich ist die Garteninitiative ein Vorbild auch für andere Stadtteile – egal, wo in Deutschland, nicht nur in Bochum bzw. Ruhrgebiet!

 

Links

Urban Gardening im Westend – Bewegung in Bochum (bo-alternativ.de)

Neues Gartenprojekt in Goldhamme wächst rasant – DreiViertel (dreiviertel-bochum.de)

Broken-Windows-Theorie – Wikipedia

„Historische Schilder säubern“ bei der Ausstellung „Flaschengefühle“ I Projekttag 2 I +Video I +Fotos

Im Rahmen meiner ersten „Flaschengefühle“ – Ausstellung habe ich den 17.7.23 als Projekttag vorgesehen für die Säuberung von Historischen Schildern.

Etwas, das ich zwischendurch auch mache in Städten, wenn ich an einem Schild vorbeifahre und es mit unsinnigen Graffitis beschmiert sehe. Das ist für mich ebenfalls Abfall. Abfall für die Augen.

Es geht nicht um die Verkehrsschilder, denn die darf man nicht saubermachen. Sie werden vom Straßenverkehrsamt gesäubert, wenn sie es denn mal machen. Fachkräftemangel, Stadt muss sparen oder Hemd in der Wäsche. Die Gründe, warum das Straßenverkehrsamt, egal in welcher Stadt, es nicht machen kann, sind höchstwahrscheinlich sehr vielfältig.

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Es geht um die Informationsschilder über Historische Orte von Industriekultur, Architektur bis hin zu Gedenkstätten, aus der Naziherrschaft, die für Einheimische und Touristen von Vereinen, Sponsoren, Gesellschaften oder der jeweiligen Stadt aufgestellt werden. Oft genug erlebe ich sie respektlos mit Aufklebern oder „Tags“ durch Edding- oder Sprayfarben beschmutzt bis hin zur Unlesbarkeit verschmiert. Oft genug wurden die Schutzschichten mit Werkzeugen beschädigt.

Bevor ich die Schilder im Westpark sauber gemacht habe, war das Denkmalschild von Louis Baare dran. Da waren es keine Menschen, sondern Tauben vom Baum, die drauf geschissen hatten. Auf Louis lass ich nix kommen. Er hat für seine Stahlarbeiter ganze Siedlungen gebaut. So entstand auch die Siedlung Stahlhausen. Oft im Radio wegen Staunachrichten A40 etc.

Die Beschmutzung ist für in meinen Augen auch eine Art „Müll“. Gehirnmüll, der doch an anderer Stelle hübsch angesehen werden kann, aber nicht auf den Schrifttafeln. Das Video zum Projekttag ist seit knapp einem Jahr auf Youtube in meinem Kanal ruhrpottologeTV zu sehen, aber es ist noch nicht im Blog entsprechend beschrieben worden. Ich finde es nun wichtiger denn je, weil ich die Ausstellung mit der Projektwoche in ähnlicher Weise in andere Städte bringen will. Der Umweltschutzgedanke, der dahinter steckt, ist mir sehr wichtig, weil ich nicht nur aus der Branche komme, sondern anders als die Fridays for Future-Kids, damals als ich so alt war in einer Umweltschutzgruppe namens Robin Wood gewesen war und mich für die Umwelt stark engagiert habe in meiner Heimatstadt Bottrop. Der Verein hat damals viel erreicht und wir waren nur eine Handvoll Personen. Mein Projekttag der Schilder-Säuberungsaktion gehört trotzdem dazu. Weil es wichtiger denn je ist, unsere Region schöner zu machen.

Louis lächelt wieder

Ich suchte mir also zum Projekttag einige Schilder aus in der Nähe vom Ausstellungsraum des Schaubüdchen, das an der Ursulastraße in Bochum liegt. Natürlich war es sinnvoll zum Westpark zu gehen. Dort befinden sich viele Hinweisschilder auf die Historie der Jahrhunderthalle und ihrem Gelände.

Natürlich waren fast alle beschmiert im wahrsten Sinne des Wortes. Auch Aufkleber vom Bochumer VfL fand ich auf einem. Wenn auch ich Mitglied des VfL Bochum bin, heißt es nicht, dass ich unbedingt einen Aufkleber genau darauf setzen muss. Da gehört aber keiner drauf!

 

Vier Sponsoren gab es für das Bild. Keiner fühlt sich nun verantwortlich für die Säuberung der Schilder. Wirklich beschämend!

Ich habe im Rahmen des Projekttages auch um Mithilfe gebeten im Internet, aber es scheint kaum jemanden zu interessieren, was mich noch mehr nervt. Wer durch die Landschaft des Ruhrgebiets geht und diese wichtigen historischen Schilder beschmiert sieht, findet es ebenso wie ich sehr negativ. Es kommen Aussagen wie: „Schrecklich! …. Wie kann man nur….? Diese Schweine….! Man müsste was tun….!

Wenn ich dann dabei bin mit einem Schwamm zu säubern, schauen sie interessiert hin. Sie gehen entweder nickend oder schweigend dran vorbei. Oder sie fangen ein Gespräch an. Manche sagen dann, dass es toll sei, dass es jemanden gibt, der das mal tut. Manche sagen auch, dass es schon so lange da draufsteht und niemand abputzt. Manche sprechen einen Lob aus und manche holen brachialen Wortschatz raus, um die Beschmierer zu beschimpfen. Aber niemand, wirklich niemand von ihnen ist selbst mal auf den Trichter gekommen mit einem Schwamm und etwas Putzmittel oder Brennspiritus, was ich verwende meist, je nach Schutzschicht, selbst Hand anzulegen. Auf dem Gelände des Westparks ist eigentlich der Kommunalverband Ruhrgebiet zuständig. Ich habe das dort auch mitgeteilt, dass ich das nicht in Ordnung finde. Wenn dort Schilder aufgestellt werden, dann sollten sie regelmäßig überprüft und von ihnen gesäubert werden. Das liegt leider in deren Verantwortung!

Natürlich kostet es Geld diese sauber zu machen bzw. halten. Aber es sind wichtige Elemente für den Tourismus auch für auswärtige Gäste, die sich für unsere Heimat und Region interessieren. Wenn ich nach Bayern fahre, sehe die Berge vom Berchtesgadener Land bin ich begeistert. Würde ich nun aus dem Bahnhof steigen, der voll versaut wäre, so wie es im Ruhrgebiet leider der Fall ist, und im nächsten Moment die erste historische Tafel voll verschmiert vorfinde, die mich über den Bahnhof informiert, seit wann er im welchem Stil und wie die Halle von wem gebaut wurde, weil es für die Stadt ein besonderer Bahnhof ist, dann würde ich den ersten Eindruck schon haben und mir denken: Das ist also Berchtesgaden. Klar, es sind schicke Berge rundherum, aber die Menschen scheinen hier wohl nicht ganz so toll zu sein. Da werde ich wohl das ein oder andere enttäuschende Erlebnis haben. Aber ich hab meinen Urlaub gebucht. Da muss ich wohl durch und erstmal hoffen, dass es etwas besser wird. Das ist so wahrscheinlich der Eindruck, den viele machen, so wie kürzlich bei der Europameisterschaft der Engländer, der Gelsenkirchen am Bahnhof einfach als „Shithole“ bezeichnet hat. Natürlich ist das der Eindruck. Die Menschen sind nicht alle so, wie die Beschmierer. Aber trotzdem wird die Stadt im Allgemeinen daran gemessen.

Ich habe etwa sieben Schilder an dem heißen sonnigen Tag sauber gemacht. Es war nicht viel los vor Ort und ich musste aufpassen das richtige Mittel zu nutzen, weil die Oberschicht eine andere ist, als bei anderen Schildern. Manche Dinge gingen nicht ab, was mich ärgerte. Aber am Ende war alles lesbar. Das war das wichtigste für mich.

Und so endete der Projekttag wieder erfolgreich. Ein Jahr ist es tatsächlich her, dass ich dort den Weg gemacht habe. Ich habe den KVR informiert über Instagram. Ich werde nun ein Jahr danach wieder dort nachschauen gehen, um nachzuforschen, ob die Schilder in Takt sind.

Beim historischen Bergbauwanderweg in Eppendorf fühlt sich niemand für zuständig. Ich habe mich hier und da informiert. Die Sparkasse Bochum, die Stadt und der Historische Bergbauverein haben die Schilder vor Jahren aufgestellt. Niemand fühlt sich für diese zuständig. Warum macht man da nicht einfach einen Schuh draus? Warum übernimmt die Stadt nicht einfach die Kosten und macht sie mit dem Grünflächenamt sauber? Dann wäre die Zuständigkeit erledigt. Aber eben da liegt der Hase im Pfeffer. Es kostet. Die Stadt hat kein Geld. Ehrenamtliche finden sich dafür nicht. Also bleiben die Schilder meist versaut, wenn es keine Freiwilligen gibt.

Ein Schild auf dem Höntroper Bergbauwanderweg in Eppendorf, das ich schon zwei Mal innerhalb von zwei Jahren sauber gemacht habe, ist seit sechs Monaten wieder beschmutzt worden. Es beschreibt die Pferdebahn, die vor über 100 Jahren hier herging mit einer schönen Grafik. Nur noch ein Weg ist davon noch übrig und wird von Obstbäumen gesäumt. Ich habe bewußt einfach abgewartet, ob es jemand anderer tut. Nein, es hat sich keiner dafür hingestellt mit einem Schwamm. Diese Arbeit von wenigen Minuten werde ich dann wieder übernehmen. Es ärgert mich zutiefst, wenn etwas nicht zu entfernen ist. Auf den Tafeln des KVR hatte ich das ein oder andere Problem nicht entfernen zu können.

Niemand versteht, dass diese Schmierereien natürlich auch ein schlechtes Bild nach Außen ist. Ich möchte das Bild nach Außen nicht kaschieren. Das Ruhrgebiet ist, wie es ist. Aber an einigen Stellen können wir alle schrauben. So schraube ich an meiner Aktion der „Schilderchallenge“, die ich immer noch alleine machen werde. Irgendwann folgen mir die Leute, um es zu tun, genau, wie es immer mehr gibt, die Müll sammeln gehen. Apropos habe ich neben dem Säubern der Schilder natürlich auch Müll sammeln können im Westpark. Zwei Fliegen mit einer Klappe erfolgreich zum Projekttag ausgeführt. Und die von der Stadt Bochum (vielen Dank dafür, trotz meiner Kritik an der Zuständigkeit wegen der Schilder!) geförderte Ausstellung hat wieder einen wichtigen Abschluss gefunden.

Wir sehen uns bei einer meiner nächsten „Flaschengefühle“-Ausstellung irgendwo im Ruhrgebiet, um wieder auf die Missstände aufmerksam zu machen und zu animieren es besser zu machen, denn das hat z.B. die Garteninitiative in Goldhamme gemacht, die ich an einem anderen Tag der Projektwoche besucht habe. Aus einer kleinen wilden Mülldeponie entstand ein nachbarschaftlicher für alle zugänglicher Anbaugarten, wo sich alle wer möchte Kräuter, Tomaten, Salat und Porree mitnehmen kann. Es geht eben auch anders. Aber darüber berichte ich nachfolgend.

Glück auf!

Stolperstein Ernst Ender in Bottrop I Interview mit Sahin Aydin, Initiator, Stadthistoriker & Autor I +Säuberungsaktion zur Ehrung I +Videos I +Podcast I Sonderfolge #3 „Stolpersteine Ruhrgebiet“

Ernst Ender war eine schillernde Person seiner Zeit. Er setzte sich immer für seine Kollegen und Kumpels ein. Er war Arbeiter und Gewerkschafter. Er war in drei Parteien umtriebig: SPD, USPD (Unabhängige Sozialistische Partei Deutschland) und SAPD (Sozialistische Arbeiter Partei Deutschland). Seine Politik war immer Sozialismus, war aber nie Mitglied der KPD (Kommunistische Partei Deutschland).

Er war Aktivist im Bergarbeiterstreik von 1912, Mitbegründer der SPD in Osterfeld, auch revolutionär im Arbeiter- und Soldatenrat in Bottrop tätig nach dem ersten Weltkrieg. War im „Vollzugsrat“ gegen den Kapp-Putsch im Jahr 1920. Er war Mitbegründer der Bottroper SAPD-Partei und nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten (NSDAP) im Widerstand und dadurch auch als Politischer Häftling in Buchenwald gelandet.

Zur Würdigung und Ehrung von Ernst Ender und seinem ihm gewidmeten Stolpersteins bin ich mit Sahin Aydin zusammengekommen, nicht nur über sein Buch geschriebenes Buch über Ernst Ender zu sprechen, sondern den Stolperstein auch zu säubern und zu gedenken.

Videopodcast:

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Würdigung und Säuberungsaktion

Lange Fassung:

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Ernst Ender war ein Schlichter, ein Vermittler und gewandter Redner. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er von den Alliierten als Oberbürgermeister in Bottrop eingesetzt. Durch einen Unfall musste er sein Amt jedoch nach acht Monaten wieder niederlegen. In dieser schweren Neuanfangszeit, wo kurz vorher noch eine faschistische Diktatur regiert hatte, war er mit Sicherheit durch seine politische Lebenserfahrung der richtige Mann an der richtigen Stelle, um zu vermitteln und die Stadt neu aufleben zu lassen, noch bevor überhaupt die Bundesrepublik gegründet wurde. Sein Wirken wurde bisher wahrscheinlich stark unterschätzt.

Sahin Aydin, der Bottroper Lokalhistoriker, traf zufällig bei Recherchen über den Rathaussturm in Bottrop von 1919 auf Ernst Ender. Nach dem Abschluss der Forschung und das Buch über Alois Fulneczek arbeitete er an einer Biographie über Ernst Ender. Er fand nicht nur heraus, dass er im Widerstand gegen die Nationalsozialisten war, sondern dadurch auch in einem KZ als Politischer Häftling landete, aus dem er glücklicherweise lebendig herauskam.

Am 9.11.2021 ließ er mit Unterstützung des Vereins „7 Freunde e.V.“ den Stolperstein für Ernst Ender an seiner letzten Wohnstätte, Fuchsstraße 2, verlegen. Ein halbes Jahr darauf meldete sich ein Stiefsohn. Er übergab Sahin Aydin weitere Unterlagen und Fotos, die er für die Erstellung des jetzt erschienenen Buches verwenden konnte. Ein Exemplar wurde dem amtierenden Oberbürgermeister Bernd Tischler überreicht.

Das Leben Ernst Enders beinhaltet eine reichhaltige spannende politische und kämpferische Geschichte. Er setzte sich immer für ein soziales Miteinander, für mehr Mitbestimmung und für die „kleinen“ Menschen ein. Ernst Ender muss eine besondere Persönlichkeit gehabt haben, die wahrscheinlich herzlich und offen gewesen sein musste. Das gebürtige am 4.7.1881 geborene Thüringer in Haina/Stadt Römhild nach dem Zweiten Weltkrieg Oberbürgermeister von Bottrop werden würde, hatte er Zeit seines Lebens bestimmt nicht geahnt.

Bis dahin floß viel Wasser durch die Emscher. Sein Arbeitsleben begann in einer Ziegelsteinfabrik in Thüringen. Dort hatte er die erste Berührung mit der hohen Politik beim Beitritt in die Gewerkschaft. Dann lockte das Ruhrgebiet mit höheren Löhnen.

So zog er 1900 nach Sodingen (heute Stadtteil von Herne), wo er am 25.6.1904 seine Freundin Karoline Schwertmann aus Verl heiratete. Nach fünf Jahren als Hauer auf Zeche „Mont-Cenis“ ging das Ehepaar nach Hamborn (heute Stadtteil von Duisburg). Die Schachtstraße wurde damals „Klein-Warschau“ genannt, weil dort viele Polen wohnten, arbeiteten und ihre Sprache bewahrten. Dort trat er in den Bergarbeiter-Verband ein und arbeitete auf der Zeche „Deutscher Kaiser“ (heute noch bekannt als Zeche „Friedrich Thyssen“).

Short zum Buch:

Ernst Ender – Ein Sozialist wird Bottroper Oberbürgermeister:

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Der Thüringer Ernst Ender kann nun als echter Ruhrgebietler bezeichnet werden. Denn nach Herne und Duisburg, landete er für ein Jahr in der Zeche „Graf Moltke“ in Gladbeck – Butendorf. Dann lockte die Zeche „Osterfeld“ wahrscheinlich mit mehr Lohn. Dann passierte etwas Entscheidendes in seinem Leben: Er politisierte sich immer mehr! Er wollte etwas bewegen für die Menschen.

Er gründete 1911 den SPD-Ortsverband. Das Kaiserreich beäugte die SPD als mögliche Umsturzpartei, immer noch sehr argwöhnisch. So wurde auch Ernst Ender überwacht. Das hielt ihn nicht davon ab beim größten Bergarbeiterstreik, den das Deutsche Kaiserreich je erlebte, im März 1912 als Streiksprecher zu unterstützen. Er kämpfte mit den Streikenden für eine Achtstunden-Schicht. Das ist heute über 100 Jahre kaum vorstellbar. Die junge Generation weiß nicht unter welchen schrecklichen Zuständen in der Zeit der Industrialisierung und Bevormundung des monarchischen Staates gearbeitet wurde.

Und sie weiß auch nicht, das dieser Arbeitskampf einer der Ursprünge aller zukünftigen Arbeitskämpfe war, die zum heutigen Wohlstand in ganz Deutschland wurde. Heute zehren wir von einem Achtstunden-Tag und zwei freien Wochentagen. Damals üblich waren 10 oder 12 Stunden an sechs Tagen die Woche unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen. Arbeitsschutz gab es so gut wie nicht!

Umso wichtiger waren die Streiks auf die missliche Lage hinzuweisen. Doch der große Bergarbeiterstreik mit seinen entsprechenden Forderungen war eine sehr gefährliche Angelegenheit. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. forderte den preußischen Innenminister auf mit Militär und Polizei scharf schießen zu lassen. Dem Kaiser waren sozialistische Umtriebe ein Dorn im Auge. Vier Arbeiter starben. 2000 Arbeiter wurden angeklagt. Ernst Ender wurde in Osterfeld entlassen.

Ernst Ender gab jedoch nicht auf. Er hatte eine Verantwortung für seine Familie, denn er hatte seine Frau und bald vier Kinder zu ernähren. Am 2.5.1912 landete er auf der Zeche Rheinbaben in Bottrop, wo er auch mit Unterbrechungen durch einen Unfall während des Ersten Weltkriegs bis 1932 arbeitete. Dort wurde er in den Betriebsrat gewählt. In Bottrop wurde sein Leben noch umtriebiger und belebter durch die revolutionären Zeiten, die folgten nach der Gründung der Weimarer Republik. 1918 wechselte er von der SPD in die abgespaltene mehr linksgerichtete USPD ein und unterstützte den Arbeiter- und Soldatenrat (ASR) als Leiter der Sicherheitswehr von Bottrop. Er blieb in der Situation jedoch immer auch ein Schlichter und Vermittler zwischen den verschiedenen politischen Gruppierungen.

Beim brutalen „Rathaussturm“ in Bottrop in der Nacht vom 17./18.11.1919 durch den Freikorps Lichtschlag geführt von Wilhelm Höffer von Loewenfeld, wo nach Aydins Forschungen mehr als 120 Menschen umgekommen sind,  wurde Ernst Ender festgenommen. Ender wurde entlassen. Er kandidierte anschließend als Mitglied der USPD  für den Bottroper Gemeinderat und bekam einen der vier Sitze.

1931 gründete er mit Alois Saffert die Ortsgruppe der SAPD (Sozialistische Arbeiter Partei Deutschlands) in Bottrop. Eine mehr links liegende Partei von der SPD. Das allerdings war später für die NSDAP nach ihrer Machtergreifung ein Dorn im Auge. Nach seiner Entlassung als Invalide aus der Zeche „Rheinbaben“ und die folgende Nazi-Übernahme der Stadt 1933, war Ernst Ender entschlossen in den Widerstand zu gehen. Er unterstütze Flugblattaktionen. Am 13.4.36 wurde er verhaftet, in der Duisburger Strafanstalt eingesperrt zur Strafanstalt Herford überstellt.

Am 9.7.36 wurde er als Hochverräter verurteilt zu einem Jahr und acht Monate Zuchthaus. Nach seiner Entlassung am 10.1.38 wurde er nur einen Monat später erneut verhaftet und zum Konzentrationslager Buchenwald als Politischer Häftling überstellt mit der Häftlingsnummer 1082. Glücklicherweise wurde Ernst Ender am 18.2.1941 entlassen und schaffte es die Macht der Nazis zu überstehen.

Nach dem zweiten Weltkrieg entschied sich Ernst Ender, genauso wie Willy Brandt, wieder in die SPD einzutreten, weil das Programm sich von den Parteien kaum unterschied.

Die Alliierten setzten Ernst Ender als erfahrenen Schlichter, Redner und Politiker als ersten Oberbürgermeister von Bottrop ein. Durch einen Autounfall allerdings musste er seine Arbeit nach 8 Monaten abbrechen.

Seine restliche Lebenszeit nach dem Tod seiner Frau Karoline verbrachte er mit Elisabeth Grossinski, die 1959 heiratete.

1958 bekam Ernst Ender ein Bundesverdienstkreuz für sein ablehnendes Verhalten gegenüber der NSDAP und seine Verdienste als Politiker der Stadt Bottrop.

Am 20.6.1963 starb er und wurde in allen Zeitungen und von Politikern gewürdigt für seine Arbeit als Gewerkschafter und Politiker.

Am 3.2.1978 hat die Stadt Bottrop die ursprüngliche Raiffeisenstraße in „Ernst-Ender-Straße“ umbenannt, um ihn eine besondere Würdigung zu geben. Die Straße führt an seinem letzten Wohnhaus Ecke Fuchsstraße 2, dran vorbei.

Der Stolperstein ist ein besonderer Stein für eine besonderen Menschen, der als besonnener Vermittler, als Helfer für Kumpels, als Mensch im Kampf um die Freiheit gegen die Diktatur der Nazis steht.

Sahin Aydin hat mit seiner Ernst-Ender-Biographie und dem Initiieren des Verlegens des Stolpersteins eine wichtige über die Stadtgrenzen hinaus wichtige Entscheidung und Arbeit getan.

Sahin Aydin mit seiner Biographie über Ernst Ender – Ein Sozialist wird Bottroper Oberbürgermeister

 

Nie wieder ist Jetzt! 

Es zeigt, dass es Mutige geben muss, um in der Zeit von populistischer Politik aufzustehen und Widerstand zu leisten. 

Zuzuhören, schlichten und vermitteln gehören dazu. 

Das konnte Ernst Ender mit Sicherheit in seinem langen bewegten Leben!

Ruhe in Frieden!

Glück auf!

Quelle: Sahin Aydin: Ernst Ender – Ein Sozialist wird Bottroper Oberbürgermeister

Wichtige Links

Zum Buch:
Sahin Aydin: Ernst Ender – Ein Sozialist wird Bottroper Oberbürgermeister
https://shop.tredition.com/booktitle/Ernst_Ender_Ein_Sozialist_wird_Bottroper_Oberb%3frgermeister/W-119-797-712

Softcover – ISBN: 978-3-347-51545-1
Hardcover – ISBN: 978-3-347-51548-2


***

Zum Autor/Lokalhistoriker:
https://www.sahinaydin.de/
Email: sahinaydin1968@googlemail.com
***

Zur Information des Stolperstein vom Stadtarchiv Bottrop:
https://www.bottrop.de/kultur-und-bildung/stadt-_und_zeitgeschichte/stolpersteine/ernst-ender.php
***

Greeter Gruppe Bottrop – Kostenlose Führungen durch Bottrop
https://www.deutschland-greeter.de/bottrop/
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Weitere Informationen und Videos zur Würdigung in der Rubrik Stolpersteine, auch Führungen der Greeter Gruppe Bottrop:
www.ruhrpottologe.de
***
 

Wandern mit Esel-Liebe von Lisa Hoffmann in Recklinghausen trifft Kräuterwandern mit Nicole Heppert I +Videos I +Podcast I +Fotos

Eselliebe empfindet jeder sofort beim Wandern mit den niedlichen Eseln bei Lisa Hoffmann von der Bauspielfarm in Recklinghausen-Suderwich. Nach einer kleinen Erfrischungspause hatten wir anschließend eine informative Kräuterwanderung mit Nicole Heppert.  

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Bei einer Verlosungsaktion, die ich mit Nicole zusammen gemacht habe, konnten die Gewinnerinnen Annika Baltrusch und Sibylle Bärsch kostenlos teilnehmen. Beide genossen mit der Gruppe den sonnigen Tag mit den pelzigen Tieren und den schmackhaften Blättern unterschiedlicher Pflanzen, die um die Bauspielfarm herum zu finden waren.

Annika Baltrusch & Sibylle Bärsch haben die Verlosungsaktion gewonnen

Sibylle Bärsch lief mit der kleinen Peach , während Annika Baltrusch mit dem tiefenentspannten Erwin lief. Wir hatten Paul an der Leine. Er ist wahrscheinlich der älteste Esel in der Bauspielfarm.

Es zeigt sich wieder, dass wir nicht aus dem Ruhrgebiet raus müssen, um tolle Dinge zu sehen und zu erleben. Die guten Dinge im Ruhrpott liegen ganz in der Nähe. Wir haben reichlich Naturerlebnismöglichkeiten. Der Dreck der Industrie ist sozusagen schon lange vom Efeu verschlungen worden. 

Der Erlebnistag machte allen Teilnehmern Spaß. Er endete mit mehr Respekt für Tiere, die wir nicht jeden Tag sehen und für Kräuter, die wir jeden Tag sehen, aber nicht wahrnehmen, wenn wir an einer einfachen Grünfläche vorbeigehen.

Paul war plötzlich unter mir durch gelaufen und ich kam nicht runter.

Unweit vom Ortskern Suderwich gibt es die Bauspielfarm. In dieser Farm leben Hühner, Hennen und Esel!

Während die Hühner im Hintergrund einiges zu erzählen haben, konzentrierten wir uns auf Lisas Erklärungen, wie ein Esel den Zaum bekommt. Alle Anwesenden bekommen einen Esel zugeteilt.

Lisa weiß nicht, wie alt unser zugeteilte Esel Paul ist. Er hatte keinen Ausweis, als er zu ihnen kam. Für Impfungen brauchen Esel auch einen Pass. Genau, wie beim Hund, müssen Esel einem Besitzer zugewiesen werden können.

Paul wollte erstmal essen, bevor wir gehen. In der Zwischenzeit wo Paul isst, wird er von uns gestriegelt. Dann bekommen Esel Vertrauen zum Menschen. Wir bürsten unter Hahnengeschrei und machen die Hufen ebenfalls etwas sauber.

Wichtig ist, dass er ihr ältere Hosen anzieht. Denn es kann sein, dass nicht nur Paul seine Nase an den Hosen abwischt. Scheinbar war es ein Akt der Anfreundung.

Lisa macht die Eselwanderungen jetzt seit 2021. Sie ist Tiermedizinische Fachangestellte. Auf der Bauspielfarm arbeitet sie nebenbei als Tierpflegerin. In jeder Minute ist ihr Lächeln zu sehen. Diese Arbeit mit den Eseln ist wirklich wahre Liebe. So ist sie auch auf den Namen gekommen: Wandern mit Esel-Liebe 

Von Frühjahr bis Herbst ist sie zwei bis drei Mal pro Woche unterwegs in Suderwich mit Paul, Peach und Co. Sie passt auf, dass die Esel unterwegs keine Eicheln essen. Sie können schwere Koliken verursachen und sogar tödlich enden. 

Am Gürtel schwingt ein Kehrblech mit, damit mögliche Kothaufen nicht auf der Straße oder Bürgersteig liegen bleiben. Sie hält die Gruppe zusammen und begleitet diejenigen intensiver, die mit ihren Eseln nicht klar kommen. 

Sie erklärt, dass manche Esel aus schlechter Tierhaltung kommen. Mit Sicherheit fühlen sie sich auf der Bauspielfarm sehr wohl, die für Kinder und Jugendliche eine ganz besondere Spielfläche ist. Außerdem gibt dort unterschiedliche Sorten an Hühnern. Alle können und wollen sogar gestreichelt werden. Eier können auch gegen einen kleine Spende mitgenommen werden. Davon wird wiederum die ein oder andere Arztrechnung bezahlt.

Wieviele Personen können bei einer Esel – Wanderung dabei sein?
 
Es gibt fünf Esel. Zwei Personen an einem Esel ist üblich. Es gingen auch schon Schulklassen mit. Dann gehen an einem ein oder zwei Personen mehr mit. Den Eseln macht das nichts aus. 

Ich frage mich natürlich, was ich bräuchte, wenn ich Eselwandern anbieten würde. Zuerst muss eine Gewerbeanmeldung gemacht werden. Aber da darf nicht vergessen werden, welche Unkosten auf einen Zukommen können: Hufpflege, Tierarztrechnungen, Futter, Freilauf etc. 

Die Gründe eine Eselwanderung anzubieten müssen schon gut bedacht sein. Bei schlechtem Wetter können Eselwanderungen auch abgesagt werden. Und im Winter ist das für alle Beteiligten nicht immer eine tolle Sache.

Der Ort Suderwich 

Suderwich ist ein kleines altes Örtchen von Recklinghausen. Mit einer kleinen Ortsmitte, wo eine alte Schnapsbrennerei steht.

Wir gehen durch die kleine Altstadt, vorbei an einer alten Mühle, Fachwerkhäusern und Jahrhundertwendehäuser. Der Ort ist zwar klein, aber wirkt wie ein Ferienort irgendwo im Sauerland ohne Berge.

Lisa erzählt auch von den schönen Erfahrungen, die sie hatte, als sie mit ihren Eseln das nah gelegene Seniorenheim und den Kindergarten besucht. Alle waren begeistert. Wiederholungen wird es mit Sicherheit wieder geben.

Wer alleine mit dem Esel wandern möchte bezahlt 39 €.   

Die Bauspielfarm selbst ist ein kleiner Geheimtipp für Kinder und Jugendliche von 6 bis 14 Jahren. Unter 6 Jahren müssen begleitet werden. Sie ist von Montags bis Freitag nachmittags geöffnet. Es gibt keinen Eintritt.

Hier können sie sich richtig austoben. Es gibt einen großen Spielplatz, Wasserspiele, Trampolin, Hochseilgarten, einen Bau- und Tierbereich. Weiterhin werden Angebote mit Projekten und im Gewächshaus gemacht. 

Kindergeburtstage können hier ebenfalls gefeiert werden. In der Nähe gibt es ein Flüchtlingsheim, deswegen teilt eine Hinweistafel auf Ukrainisch auf die Bauspielfarm hin. 

Nachdem wir die Esel die Hufen mit einer Bürste gesäubert haben, hatten wir erstmal eine Erfrischungspause genossen mit Holundersirup und Kräuterwasser.

Kurze Pause vor der Kräuterwanderung

Anschließend hatte Nicole Heppert uns dann um die Bauspielfarm geführt. Kaum sind wir ein paar Meter gelaufen, haben wir auch schon die ersten Ausführungen von Nicole gehört.

Vorbei an einem Waldstück und einem Sportplatz gab es neben Brennessel genügend andere Kräuterpflanzen zu entdecken. Es ist immer wieder von neuem spannend und interessant. 

Nicole Heppert Kräuterwanderungen machen Spaß

Im Podcast kommt sie nur kurz vor. Ein kleines Video habe ich dennoch von der Kräuterwanderung zusammengestellt. Denn Sie hat ja schon einen Podcast mit mir gemacht. Hier sind alle wichtigen Links zu der persönlichen Kräuterwanderung mit ihr:

 Podcast I +Video I +Fotogalerie I Der Ruhrpottologe isst mit Happy Nicole Heppert Kräuter – Ruhrpottologe – André Brune

Anschließend ging ich mit meiner Frau Ewa in die „Alte Dorfbrennerei“ essen. Große volle Teller haben wir von der netten Bedienung bekommen. Ich hatte einen reichhaltigen Salat mit Pfifferlingen. 

Ewas Wiener Schnitzel war fast so groß wie der Teller. Den Nachtisch hab ich mir nicht entgehen lassen: Herrencreme. Er war „fast“ so lecker, wie meine Mutter ihn immer gemacht hatte. In dem großen alten Fachwerkhaus können auch Hochzeiten und Geburtstage gefeiert werden!

Es war ein gelungener Ausflug bei bestem Wetter! Es lohnt sich auf jeden Fall eine Eselwanderung mitzumachen. Aber auch mal um Suderwich herum herumzuwandern und anschließend in die Alte Dorfbrennerei für ein Bierchen einzukehren, ist mit Sicherheit einen Tag wert.

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Lisa Hoffmann und Nicole Heppert bieten diese Tour zusammen mindestens zwei Mal im Jahr an, die wir erstmalig mitgemacht haben. Bei größerem Interesse werden diese Touren öfter stattfinden. Also schaut mal auf deren Internetseite, wann „Eselwandern meets Kräuterwandern“ wieder auftaucht. Ich werde ebenfalls darauf hinweisen. Es lohnt sich auf jeden Fall!

Glück auf, Esel hopp, Kräuter topp!

 ***

Shownotes:
Wandern mit Eselliebe

Bauspielfarm

Lülfstraße 69

Oder

Schulstraße 60

45665 Recklinghausen

Bauspielfarm & Hochseilgarten Recklingausen | Eine Einrichtung der Falken Recklinghausen (bauspielfarm-re.de)

Lisa (@wandern_mit_eselliebe) • Instagram-Fotos und -Videos

***

Kräuterwandern mit Nicole Heppert

Home – Kräuterwanderungen Kräutertouren Kräuterworkshops in Kleingruppen in Bottrop im Ruhrgebiet in NRW (happyheppert.com)

***

Restauranttipp in Suderwich

Alte Dorfbrennerei

Am alten Kirchplatz 5

45665 Recklinghausen

Tel: 02361 1062033

http://suderwich-alte-dorfbrennerei.de

Speisekarte

Speisekarte Alte Dorfbrennerei in Recklinghausen

Öffnungszeiten

WochentageÖffnungszeiten
Samstag
12:00 – 22:00
Sonntag
12:00 – 22:00
Montag
17:00 – 22:00
Dienstag
17:00 – 22:00
Mittwoch
17:00 – 22:00
Donnerstag
17:00 – 22:00
Freitag
17:00 – 22:00

FOTO-GALERIE zur Kräuterwanderung

Arnold Polakewitz – Hobby-Schiffmodellbauer und Maler in Bottrop I +Videopodcast I +Fotogalerie

Was verbirgt sich hinter den einfachen vier Wänden in den Siedlungshäusern im Ruhrgebiet?

Welche kaum wahrnehmbare Persönlichkeiten können da entdeckt werden?

Versteckte Talente aus dem Ruhrgebiet, egal in welcher Sache zu zeigen, das ist für mich als Ruhrpottologe wichtig. Menschen, die keine große Lobby haben gehen im „Mainstream“ von heute unter.

Short-Teaser:

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Ich will sie zeigen, wenn ich sie finde und sie bereit sind über sich zu plaudern. Durch einen Kunden von mir bin ich auf so eine Person aufmerksam gemacht worden.

Der gelernte Schlosser und heutige Rentner Arnold Polakewitz öffnete mir sein Wohnzimmer und erzählte mir seinen Weg vom Minensuchboot bis zum Hobby-Schiffsmodellbauer und -Maler in einem kleinen Video:

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Der heute 68jährige Arnold Polakewitz, dessen Vorfahr der berühmte polnische Schriftsteller Adam Mickiewicz war, baut nicht mit den teuren Fertigbausätzen aus einem Bastelladen.

Santa Maria von Kolumbus

„Das kann ja jeder“, sagte er. Die naturgetreue Santa Maria von Kolumbus steht auf einem Regal. Die Segel sind aus alten Bettlaken. Eine russische Galiot niederländischer Bauart, die um 1820 entstand, hat Segel aus einer Lederjacke. Die Vorbilder sind aus seinen Marinebüchern, die im schicken Eichenschrank hinter Glas schlummern und ihn inspirieren.

Segel aus einer Lederjacke

Die Modelle sind Recyclingschiffe. Fast alle Teile sind nach Maß gesägt, gedrechselt, gefeilt, gebogen, gehämmert aus alten Holzresten, Küchenbrettern, Feuerwerksholzresten, Spurlatten von unter Tage, Dipphölzer von einem Schnellimbiss, Stoff- und Lederreste für die Segel zusammengesetzt.

Einige Jahre dauert es bis er ein Schiff zusammengebaut hat. Die unglaublich filigrane Arbeit fordern seine Finger und Augen. Manchmal kann man bestimmte Teile nur zwei Stunden lang bearbeiten, was schon sehr anstrengend ist. Andere Male ist er acht Stunden dabei. An dem größten Schiff hat er insgesamt 10 Jahre gebaut.

 

Der Wert des Schiffes wäre drei Mal so hoch, wie ein Fertigbausatz, der selbst schon viel Geld kostet, dann zusammengesetzt wird, um es dann zu verkaufen. Es dauert und ist nicht so einfach ein Element so zu feilen, dass es exakt richtig aussieht und passt. Laien haben keine Vorstellung, was es heißt täglich am Basteltisch zusammengesunken hoch konzentriert zu sitzen, um aus etwas Unförmiges nach Maß gestaltendes Teil für ein Schiff zu bauen.

Auch die Buddelschiffe werden bei ihm von alten Holzresten zusammengeschustert. Ein U-Boot ist gerade in Arbeit. Alte Latten, die sonst in den Müll gewandert werden, recycelt Arnold für ein U-Boot-Modell. Die Kanone stammt aus einem Schaschlikstäbchen. Die Bastelarbeit hat sein Vater ihm beigebracht. Zwischen den Arbeitsgängen braucht er auch manchmal einige Tage, um die Gelenke der Hand auszuruhen.

Die Buddelschiffe werden nach einer von einem Kapitän beigebrachten Geheimmethode dreiteilig in den engen Flaschenhals geschoben. Teurer Schund erkennt Arnold sofort in den üblichen Souvenierläden.

Arnold mit dem witzigen Polakennamen (Polakewitz) ist begeistert von der Schifffahrt. Mit seinem trockenen Humor und der tiefen sonoren Stimme erzählt er, dass er für die Bundeswehr auf einem Minensuchboot 1976 unterwegs war. Er hat sogar ein Bundesverdienstkreuz von Helmut Schmidt persönlich überreicht ausgeschlagen, weil er ein Schiff und seine Mannschaft gerettet hat als es in Brand geriet durch einen Motorschaden, den er zufällig entdeckte, als er eine Rauchen ging.

Schmidt wäre sein politischer Mentor geworden, wenn er in die SPD eingetreten worden wäre. Aber als Zwanzigjähriger interessierte er sich nicht für Politik. Er stellte sich nicht gern in den Vordergrund und war immer begeistert von der Schifffahrt. Er wurde Schlosser, was ihm auch beim Basteln mit der Maßarbeit mit Säge und Feile bei Holzarbeiten half.

2009 hatte er seine Marinebilder in der ehemaligen Stadtteilbücherei Bottrop-Boy ausgestellt. Viele Bilder sind bei Verwandten und Bekannten gelandet. Einmal ging er mit seinen Landschaftsbildern zu einem Galeristen. Der war begeistert von seiner Malart. Die Mischung aus Emil Nolde und Vincent van Gogh wäre in den Verkauf gegangen, wenn er  denn ein Kunststudium nachgewiesen hätte, teilte ihm der Galerist mit und bekam nur ein müdes Lächeln.

Wenn sich andere an seinen Bildern erfreuen, ist es für Arnold Polakewitz Anerkennung genug. Mit fünf Jahren hat er angefangen Bilder exakt nachzumalen. Als er in die 4. Klasse ging, entdeckte eine Lehrerin sein Talent. So hat er bei einem Malwettbewerb in Gelsenkirchen mit seinem Motiv von einer Förderturmlandschaft ein Fahrrad gewonnen. Sein Bild ist ins Bergbaumuseum Bochum gewandert. Wer weiß, vielleicht schlummert es dort noch im Archiv irgendwo.

2009 in der Ausstellung in Bottrop-Boy

Die Malmotive sind Landschaften oder Schiffe, die auch vielen noch bekannt sein dürften. Die letzten Segelschiffe unter deutscher Flagge, wie die Pamir, Passat oder Posen, die auf den Weltmeeren noch ohne GPS und ohne Dieselmotoren unterwegs waren, hängen an seiner Wohnzimmerwand.

Ein Bild zeigt eine Mühle und eine wunderschöne grüne Landschaft drumherum. Er malte die Mühle von Gelsenkirchen – Hüllen. Seine Frau wollte immer ein Bild mit einer Mühle haben. Unbewusst hatte er die Mühle seiner Heimat gemalt, wo er als Gelsenkirchener Blag rumgetrollt hatte. Ganz nah waren noch Bombentrichter. Heute wohnt er in Bottrop-Boy in einer einfachen Siedlung. Seine Heimat ist das Ruhrgebiet, seine Sehnsucht das Meer.

„Am Arsch der Welt“ nennt das Bild seine Frau

Möge Arnold noch viele Schiffe bauen und Bilder malen. Meine Anerkennung und die vieler seiner Bekannten hat er. Hier im Blog hat er nun auf jeden Fall einen Ehrenplatz als POTTmensch für sein TUN.

Glück auf!

FOTO-BILD-GALERIE (alle Bilder sind von Arnold Polakewitz/Fotografiert von André Brune)