Autor Michael Göbel – vorgelesen vom Ruhrpottologen André Brune
Bei Florian Löwenzahn gefunden im Westfalenpark
Der Ruhrpottologe André Brune besucht den Westfalenpark Dortmund
Lange her, dat ich ma im Westfalenpark war. Da konnte ich noch die Stahlhütte sehen, wo heute der Phönixsee getränkt ausse Emscher is. Ich hab damals mit ner alten russischen Kamera künstlerische schwarz-weiß Aufnahmen gemacht. Irgendwo fliegen die Bilder noch rum in irgendwelchen Schuhkartons in irgendwelchen Regalen hinter Büchern und Staub. Kennse ja. Willse glatt ne Ausstellung machen, dann wird dat nix und legs die auf Lager und vergisst die dann bisse dann widda innen Westfalenpark landes und genau in die Richtung glotzt, wo ich die Kamera damals hingehalten hab.
Kinders, wie die Zeit vergeht….doch der Westfalenpark is nich gealtert. Sieht fast genau so aus, wie damals. Gut, die haben da neue Klamotten angelegt, abba irgendswie sieht dat allet noch so aus, wie damals in den 1950er Jahren. Dabei is der Park viel älter. Glaubse nich?
Ersma musse wissen, dat der 70 ha groß is, also ein Fußballfeld hat 0,714 ha. Kannse selbst ausrechnen, dat der Park schon sehr riesich is. Da läuft sich son Haaland schon die Beine ab, wenner vom Haupteingang am Florianturm vorbei runner läuft bis zum Ausgang Hörde. Der nimmt da bestimmt eher die Bimmelbahn, um die Füße hochzulegn. Die fährt übrigens immer noch. Genau wie inne Gruga. Einmal alle 30 Minuten einmal durchn Park. Und der Sessellift is auch noch da und funktionuckelt. Blickse runter aufe Rosenbeete und die Mücken müssen sich inne Luft anstrengen um die Beine zu treffen, die runnerhängen ausm Sitz.
Bevor der Westfalenpark in Dortmund drei Mal die Bundesgartenschau 1959, 1969 und 1991 austragen durfte, war dat eigentlich der alte Kaiser-Wilhelm-Hain. Einer der ersten Erholungsparkanlagen Deutschlands. Zumindest des Ruhrpotts…. Er gehört abba tatsächlich zu den größten Parkanlagen Europas. Und im „Deutschen Rosarium“ kannse 3000 Sorten Rosen sehen.
Neben des Kaiser-Wilhelm-Hains, war ne wilde Mülldeponie und eine verwilderte Kleingartenanlage und nicht zuletzt auch ein Bergwerk. Heute läufse aufe Deponie rum und trittse aufe Flöze vonner ältesten Tiefbauzeche Deutschlands.
Und wenne glaubs, datt dat schon allet war, dann staunse widda über eine Sache, dat sons die Olympischen Spiele in München so nich hätten stattfinden können. Denn hier hat der Architekt Günter Behnisch 1969 ein Sonnensegel entworfen. Experimentmäßig haben die ein freitragendet Dach konstruiert und aufgestellt. Die Deckenkonstruktion funktionierte und so bauten die dann anhand des Dortmunder Experiments dat jetzt alte Olympiastadion, wat unter Denkmalschutz steht. So müsste Bayern eigentlich schon aus Verneigung zum Ruhrpott immer freiwillich gegen Dortmund verlieren, wenne dat so überlegs. Abba die lassen die Lederhosen ja leider an…
2,5% der Fläche wurde ab 1991 dem Naturschutz unterstellt. Dat is so gut wie nirgends zu finden und freut die Blagen, die in Scharen ausm Kindergarten oder Schulen kommen, um sich die rumkriechenden Reptilien und Amphibien zu begucken.
Der Florianturm is übrigens damals dat höchste Gebäude Westdeutschlands gewesen. Dat hat sogar die Bungee-Jumper gefreut bis leider einer sein Hirn suchen musste. Dann wurd dat verboten da, weil zu gefährlich.
Und wat du auch noch wissen muss, dat hier einer der ältesten Zechen vom Pott war. Die Zeche „Am Busch“ wurde 1768 eingerichtet und war in Dortmund die erste Zeche mit einer Dampfmaschine ab 1816 um dat Grubenwasser auszupumpen aus 25 Meter Tiefe. Hier fand unter den Rosen sozusagen der erste Tiefbau Deutschlands statt.
Seit 2007 wurde nach und nach der Park umgestaltet. Wobei ich da nix richtig anders sehe, als mal war. Auf jeden Fall kannse Dir hier noch dat Deutsche Kochbuchmuseum, die Volkssternwarte Dortmund und dat nostalgische Puppentheater angucken. Vor dem Puppentheater errinerte mich die Märchenfiguren an den Traumlandpark Bottrop. Hier kannse ein Euro in son Münzkasten werfen und aufn Knopf drücken, dann kommt die Erzählung von Hänsel, Gretel und Rotkäppchen mit dem Wolf und Rumpelstilzchen.
Wo früher, da kann ich mich nämlich noch erinnern, dat RWE-Sonnenenergieforum war, is jetzt dat Ballettzentrum Westfalen. Nich umsonst is dat Theater Dortmund weltberühmt für seine Ballettaufführung. Hab selbs den sterbenden Schwan gesehen von Tschaikowski da. Ich bin Laie und würde mir sowat nie im Fernsehen ansehen. Ich war begeistert und dat Publikum hat die Tänzer und Tänzerinnen aus aller Welt reichlich beklatscht. Eine Tänzerin war aus Gladbeck! Der Rest aus Kuba, Weißrussland, Russland, China, USA und woanders.
Wir sind auf jeden Fall an den Fischteichen vorbei, die riesige Kois drin haben. Einer tauchte immer wieder auf. Hab die Musik vom „Weißen Hai“ im Kopf gehabt. Gut dat der keine Zähne hatte. Wer weiß, wat noch passiert wär. Obwohl ich hätt den gern den Tiroler Kaiserschmarrn zum Futtern gegeben. Meine Geschmacksnerven sagten, dat der Koch nochma nach Tirol fahren sollte zum üben. Ich hätte einfach wat anders essen sollen. Warum auch in Dortmund Tirol vor Augen führen.
Die Palmen führten meine Fans ja in die Irre. Hab die so fotografiert, dat die glaubten ich wär in Urlaub in Ägypten. Falsche Fährte gelegt. Dat is wirklich toll gemacht da. Und die Flamingos sind auch immer noch da auf einem Bein. Dat rosa Federvieh is wirklich eine Augenweide.
Und zu guter Letzt komm ich annen blauen Bauwagen vorbei und dachte augenreibend, dat ich dat doch kenn. Bei näherer Betrachtung les ich auf einem Schild, dat is tatsächlich der echte Bauwagen vom ZDF ause Sendung „Löwenzahn“ von Peter Lustig. Und den kann ich mir in Bochum jederzeit ausleihen. Gedreht haben die dat doch immer in Berlin. Jetz steht der blaue Bauwagen bei mir umme Ecke. Dat Dingen aus meiner Kinderheit! Ich war begeistert!
Mein Hündin mit ihrer 15einhalb konnte nich mehr. Ich musste die bei dem schönen Wetter nur noch tragen bis mein Kreuz sich meldete. Wer trägt mich, wenn ich 105 Jahre alt werde? Hab ja keine Blagen. Und hab auch noch kein Kind seine Eltern tragen sehen. Dat wär doch ma wat. Seh gerad die Fußgängerzonen im Pott. Die Eltern jeweils aufe Schulter oder im Arm getragen vonne Kinders stehen Schlange bei de Ärzte. Ach ne. Lass ma. Solange et geht, solltese auf jeden Fall ma innen Westfalenpark gehen. Am besten bei gutem Wetter. Glaubt abba nich, dat da überall schön Kaffeetrinken is. Die Pandemie hat leider so einige Pächter den Garaus gemacht. Wollen wir ma hoffen, dat et widda aufwärts geht. Auch da im Florianturm, wo man nich hochkommt im Moment wegen der Pandemie. Mi Mi Mi. Wat sacht uns dat: Impfen gehen, dann kannse dir dat Rosenbeet vom Westfalenpark auch von 200 Meter Höhe angucken. Sons bleibt dat noch zu. Leider! Ich leb ja auch noch nacher zweiten.
Habt Spaß im Westfalenpark! Nächste Mal schick ich wat über Gelsenkirchen, damit dat hier nich nachher noch ausartet, dat ich über Gelsenkirchen nich berichten will. Ne ne. Hab schon wat im Kasten!
Seid gespannt und bis dahin wünsche ich ein fröhlichet Glück auf! Euer Ruhrpottologe André Brune
Weitere Fotos:
P.S.: Der Artikel ist als Kolumne: Übern Tellerrand glotzen mitn Florian im Westfalenpark Dortmund in der Bottroper Zeitung am 29.8.21 erschienen:
Podcast I +Youtube-Video I +Fotogalerie I + Auszug aus Büchern I Der Ruhrpottologe trifft auf den Märchenprinzen Michael Göbel
Da treff ich einen alten Bergmann mit einem ganz besonderem Talent: Michael Göbel
Warum nehm ich Michael als einer der ersten Ruhrpott-Menschen in meinem Blog auf?
Er ist ein Autor. Und sein Talent ist: Er schreibt und reimt weitgehend in der uns typisch bekannten Dialektsprache: Ruhrpottisch. Und ist ein eingefleischter Fan von Schalke 04. Trotzdem sollten Dortmunder ihn lesen!
Nicht alles ist auf Ruhrpottisch. Er fing 2012 an zu schreiben, weil er sich langweilte als Frührenter vonne Zeche Blumenthal sozusagen in Langzeiturlaub geschickt. Er hat es einfach gemacht. Keiner hat geglaubt, dat der Micha dat kann. Viele haben ihn belächelt und jetzt folgen dem Pott-Poeten auf Facebook mehr als 15000 Menschen!
Da hat er einfach mal ein paar nostalgische Reime gedichtet, die auch vonne Ruhrkohle unterstützt wurden mit Bilderkes. Dann hatta gedacht: Et gibt ja keine Märchen auf Ruhrpottisch. Dat wat die Grimms auf Hochdeutsch machen, dat kann ich auf Ruhrpottisch bestimmt auch. So begann er insgesamt schon acht Märchen auf Ruhrpottisch entstehen zu lassen und dat nächste ist in Arbeit. Bisher sind viele Märchen von Jack Tengo, mein erster Podcast-Gast, auf Youtube zum Teil vertont. Mittlerweile sind zwei Kinderbücher entstanden: Mein Oppa war Bergmann und Oppa erzählt von seiner Lehrzeit von Unter Tage, die von mir und Jack Tengo zusammen als Hörspiel vertont werden. (Info kommt noch und Link, sobald fertig!)
Außerdem hat er noch Gedichtbände auf Hochdeutsch oder auch Ruhrpottisch entstehen lassen, die dat Heimatgefühl der Menschen im Pott widerspiegeln und nicht zu vergessen ein neuet Standardwerk über den Dialekt und dat Ruhrpottische an sich: Ruhrpottisch für Anfänger – Das ganz besondere Wörterbuch. Darin schreibt er über den Mischmasch der Sprache, die hier ursprünglich den Einfluss des rheinischen, münsterländischen und westfälischen Niederdeutschen Platt hatte und sich mittlerweile mit vielen Wörtern von zugezogenen Einwanderern aus Polen, Russland, auch Türkei und viele anderen Ländern mit ihren speziellen Wörtern oder durch Französische und Belgische Besatzungstruppen während der Besatzung von Napoleon im 19. Jahrhundert oder nach dem I. Weltkrieg erweitert hat.
Seine Kinderbücher belegt er mit Grafiken und Illustrationen selbst und schreibt so, dass es nicht nur für Kinder ist, sondern auch Erwachsene interessieren kann, die bisher mit dem Bergbau nichts zu tun haben. In „Oppa erzählt von seiner Lehrzeit von Unter Tage“ erklärt Michael Göbel auf einfache Weise, wie eine Zeche funktioniert. Er verlegt seine Bücher als Book On Demand selbst.
Wer seine Werke zum Vorlesen, Lesen oder verschenken möchte:
Bei Facebook mit über 15000 Fans ist er hier zu entdecken:
Michaels Gedichte Seite – Ruhrpott-Poet | Facebook
Michael Göbel | Facebook
Der Autor und Pott-Poet Michael Göbel und seine Werke | Facebook
Außerdem hat er eine tägliche Gute – Nacht – Spruch-Seite mit sinnigen nachdenklichen Sätzen, die einem die Augen öffnen können: Micha’s Sprüche zur Nacht | Facebook
Jack Tengos Vertonung der Märchen: Mäarchens auf Ruhrpottisch – YouTube
Der Podcast mit dem Ruhrpott-Poeten Michael Göbel
Auf Youtube mit exklusivem Bildmaterial:
Bücher kaufen:
michael göbelKlicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Amazon zu laden.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Amazon zu laden.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Amazon zu laden.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Amazon zu laden.
Auf Instagram ist er ebenfalls unterwegs: Michael Göbel (@pottpoet) • Instagram-Fotos und -Videos
Seine BOD – Seite: Suchergebnisse für: „michael göbel“ (bod.de)
FOTOGALERIE
Eine Illustration im ersten Kinderbuch „Mein Oppa war Bergmann“ Ein Dank für 15000 Likes bei Facebook Wo der Podcast stattfand: Im Gleiscafe hinter dem Wanner Heimatmuseum Michael genießt die Gleiscafe-Currywurst Anne Bude vom Wanner Heimatmuseum Michael Göbel Blick in die Bude vom Heimatmuseum Infotafel zur Bude, die ein echtes Stück Ruhrgebietsgeschichte ist Ein besonderer Blick auf die Bude Was für Männer stehen vor dem Heimatmuseum Das Heimatmuseum Wanne-Eickel – immer ein Besuch wert Herzlich Willkommen im Heimatmuseum Lecker Currywurst ! Gleiscafe am Heimatmuseum vom Graf Hotte, einer Ikone in Wanne für soziale Projekte und Rock ´n´Roll Kerzen und Tassen mit Ruhrpottmotiven verkauft Michael Göbel auch Ein Mann mit Herz und besonderer Leidenschaft
Döppen – hat wat mit Augen und Hülsenfrüchte zu tun
Du möchtest wissen, wat dat Wort „Döppen“ bedeutet?
Guckse rein, dann weiß Bescheid!
Oder liest jetzt in Kürze: anderes Wort für „Unterduckern“, „Schälen von Hülsenfrüchte“, „Augen“
Glaubse nich? Selber Schuld!
Transuse – ausm Tropfen vonne Tränen von Susanne
Ruhrpottisch Transuse = Tropfen auf Lilie in Kurzform, wenne dat ungefähr übersetzten würdest. Tran kommt ausm Mittelniederdeutschen für Tropfen, wat langsam ausm Fett vom Walfisch in Feuerholz fällt und Suse als Kurzform der Susanne ausm hebräischen, wat soviel heißt wie „Lilie“ entlehnt ausm Ägyptischen Seschen, der Lotusblume. Hat der Mosees wohl mitgebracht den Namen. Im Video erfährse mehr. Glück auf ⚒ Euer Ruhrpottologe André Brune #ruhrpottisch #ruhrpottologe #transuse #ruhrgebiet #Sprache #Dialekt #Ruhrpott #Wesel #Oberhausen #mülheimanderruhr #Bottrop #essen #Moers #gladbeck #recklinghausen #bochum #gelsenkirchen #dortmund #luenen #Hamm #werne #enneperuhrkreis #herdecke #bergkamen #tropfen #heimatlieberuhrgebiet #susanne #susi #suse #wal #lebertran
„Gurke“ – Sprachlich vielseitich einsetzbar im Ruhrpott
Erklärung der Gurke im Sinne der Ruhrgebietssprache: Wenne wissen wills, woher die Gurke kommt, wat die fürne Bezeichnung im Ruhrpott hat, woher et kommt, wat du allet damit sagen kanns und welche Gurkentruppe in der Bundesliga in der letzten Saison schlecht war, dann weisse nach dem Video Bescheid.
POTTkolumne: Bisse Bottrop oder vonne Mark?
Hömma! Da habbich doch recherchiert für nen Artikel für ne ganz lange Straße inne Welheimer Ecke, wo dat so müffelt bis ins Mark. Die Müffelrichtung is entweder von oder nach alle Himmelsrichtungen, wenne weiß wat ich mein. Da is die Kokerei gefühlt mitten im Maisfeld anne Markstraße. So hieß die heutige „In der Welheimer Mark“ früha ma so um vor deiner Zeit. Und wenn die ma Druck aufe Leitung haben, so wie du, da weisse ja, da musse aufn Pott im Stehen oder Sitzen, kommt immer auf die Person an und Geschlecht.
Die Kokerei is weiblich, die macht dat im Stehen, kannse mir glaubn. Wenne da so übern Kanal aufe A42 bretters, kannse die Latüchte wahrscheinlich bis in Kosmos sehn. Du muss wissen, dat die Welheimer Mark kaum Strom braucht nachts. Dat is weltweit einmalich. Die lassen die Rollade oben, wenn die weibliche Fackel die Räumlichkeiten erhellt. Wat willse da noch LED oder Kerzen anstecken. Die ELE bekommt ausse Mark kaum nen Cent. Die haben dat Auge Saurons da umme Ecke stehen, wenne weiß wat ich mein. Dat soll gefährlichet Zeuchs sein inne Luft, sagen Anwohner. Wenne da oben aufe Fackel stehen würdes, wär nix mehr übrich von dir. Dat sind übba 1000 Grad, die allet an Überdruck ausse Leitungen fegt. Sei froh, dat et die gibt. Wenn nämlich nich, dann kannse dir deine Zehen einzeln unterm Maisfeld suchen, sonne Explosion wär dann. Und wenne so da am Maisfeld stehs und gucks, wie dat da raucht, dann musse ma Nachts dahin. Da springen dir die Popcorn entgegen. Dann gibbet Popcornregen, weil der Mais gegrillt wird vonne heißen Fackel.
Inne Kokerei wird noch richtich gearbeitet unter großer Hitze. Ich schwitz ja schon, wennet nur bisken auffe Glatze scheinen tut. Eigentlich sind ja die Ostereier da aufe anderen Seite vom Maisfeld der ruhigere Lichtblick fürs Auge und die Kamera als Postkartenmotiv. Und da hasse dann die andere Müffelei. Doch dat is gar nix heute mehr gegen dat, wat hier früher abging. Noch bis inne 80er kannse sagn, hat die Emscher mit die offenen Betonkanäle der Bäche Boye und Co und die Kläranlage, einer der größten der Welt, einen besonderen Duft versprüht: Chanel Nr. 00. Wenne ausn Urlaub mitn Cabrio üba die B224 angekommen bis wußtest du, du bis inne Heimat. Da, wo du tächlich dein Kreuzworträtsel machs oder Facebooknachrichten daddels auf zwei Quadratmeters, hasse hier in Groß.
Jetz is dat Klärschlammbecken unter Glas. Solarthermische Trocknung heißt dat jetz. Wie funktionuckelt dat denn? Geh ma auf dat Stille und mach dat große Geschäft unterm Glasdach. Da kommt dir ersma kein Duft mehr entgegen und der entstehende Dampf beim Trocknen kannse dann als Biogas in dein Auto packen als LPG. Fährse sogar umweltfreundlich. In Nordkorea habbich gesehen machen die Strom für Fernsehen und Radio. Da musse nur die Generatoren der Geräte ankurbeln, wie son Oldtimer ausse 20er vor 100 Jahren. Die heizen sogar den Herd und die Behausung damit. Der Kim der weiß, wie dat mit COZwei-Einsparungen geht! Habbich inne Doku gesehn. Kann sich die Bundesregierung ma ne Scheibe von abschneiden. Die Emschergenossenschaft hat die Doku bestimmt gesehn und hat dat Kimsche Konzept mitte Sonne für ne schnellere Vergasung mit deutscher Ingenörkunst entwickelt.- Anzeige –
Und wirklich, die Luft nähert sich bis auf den Koksschwefel von Gegenüber ab und zu fast an dat Jahr 1834, wo hier noch Wildpferde rumhüpften. In Echt! Die letzten 100 Emscherbrücher Wildpferde hat dann der Tünnes von Landrat Devens versteigert und hat sich ne ganze Straße davon gekauft. Devensstraße kennse ja…
Und die Chinesen haben sich ja auch ein Teil von hier mitgenommen. Welheim steht jetz in Shanghai oder wo auch immer. Bis zum Jahr 2000 wurde sechs Jahre lang der fleißig von den Bewohnern gesammelte Müll in Öl umgewandelt. Der Bundesumweltminister Töpfer hat den roten Knopf mit tollen Fernsehaufnahmen gedrückt. Sechs Jahre später waren et die Chinesen bei Ebay. Zu teuer meinten die Betreiber statt et weiterzuentwickeln. Heute wär dat ne Goldgrube. Machen halt widda die Chinesen, wie beim Transrapid. Immer größer und besser aus dem Material, wat wir nich mehr wollen. Selbst in Schuld sach ich ma.
Da, wo die Hydrieranlage stand is, noch ein Betonklotz übrich. Denn dat ganze Gebiet is Altlasttnaturschutzgebiet. Da kannse ma gucken, wie in 20 Jahren die Natur sich die Gegend zurückgeholt hat. Unglaublich!
Nache Brücke kommse an son großet Haus vorbei. Da war ma die einzige und letzte Gaststätte vonne Mark: Schweers. Die Säulen im Eingangsbereich und dat leere Sichtfenster für den leckeren Zungenschlag sind noch übrich gebliebene Relikte ausse Zeit, die keiner mehr so kennt. Heute saufen die ja alle nur noch vor der Glotze und Flaschenpost bringts kistenweise. Ich will nich wissen, wie die Gewichtsklassen sich gegenüber früher verschlechtert haben, weil weniger gelaufen wird bis zur Kneipe, die et ja nich mehr gibt.
Ich sach ma, die Mark is sehenswert mit Industriekultur und schönem Wohnen inne Natur. Et is längst nich mehr so, wie früher. Lohnt sich ma einmal da rumzuwandern und ein Abstecher bei der letzten Freßbude im Ort anne St. Antonius zu machen. Da fehlt son Lebensmittelmarkt sach ich ma. Alle brauchen ein Auto, denn der Bus kommt nur einmal pro Stunde. Dat is ja schon traurig vonne COZwei – Bilanz. Da kommse dir als Marker vor wie abgeschnitten vom Rest der Welt von Bottrop. Abba wohnen kannse da ganz schön im Grünen. Geh ma hin, mir hat dat da gefallen! Zur Not nimmse ne Nasenklammer mit. Abba glaub mir, so schlimm is dat nich mehr!
DER PODCAST ZUR KOLUMNE: https://ruhrpottologe-andre-brune.letscast.fm/episode/die-strasse-die-stank-in-der-welheimer-mark
Glück auf Welheimer Mark Euer Ruhrpottologe André Brune
Straßenname „In der Welheimer Mark“ in Bottrop
Herkunft, Bedeutung, Gegenwart
Straßennamen begleiten uns unser ganzes Leben. Dort erleben wir unsere Kindheit, Heiraten, Arbeiten, Besuchen, Leben und Sterben. Das sind unsere Heimatstraßen. Doch die Straßennamenbedeutung ist für uns eher nebensächlich. Woher stammt der Name, was oder wer steckt dahinter und manche würden mit einer Zeitreise gerne sehen, wie sie vor 100 oder 50 Jahren ausgesehen haben mag.
Und warum sind manche einfach namentlich geändert worden? Ich beschreibe Geschichte und Gegenwart städtischer Straßennamen in Bildern und Videos in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv und dem Vermessungs- und Katasteramt Bottrop. Viel Spaß beim Lesen, Hören, Sehen und Staunen:
Der Name der Straße „ In der Welheimer Mark“ ist von der Stadtverordnetenversammlung am 22.8.1921 beschlossen worden. Der neue Name sollte einen Hinweis auf den neu entstehenden Stadtteil und eine breite Verbindungsstraße zwischen Prosperstraße und Knappenstraße werden mit neuen Ansiedlungen von Wohnhäusern und Industrieanlagen. Sie befindet sich im heutigen Stadtplan K,L,M 14,15,16. Eine Karte von 1906 zeigt im Planquadrat L8 – M6 den Vorgängernamen „Markstraße“. Auch 1896 war die Markstraße schon da, aber es siedelten sich hier noch keine großen Arbeiterfamilien an. Die heutige Straße „In der Welheimer Mark“ Straße entstand somit vor 1896. Sie führt über ca 2 km von der Knappenstraße ausgehend in Richtung Prosperstraße. 1906 lag sie nah am Emscherzufluß Aspel-Flötte, der wiederum an der Stadtgrenze war. Sie wurde gesäumt von vielen Ackerflächen und nur ca. 30 Häusern, wovon noch einige stehen.
Kurz vor dem Ende in einer Kurve, wo heute ungefähr das neue renaturierte Emscherzuflusssystem liegt, stand früher eine große Katholische Schule. Gegenüber standen auch einige Häuser. Die Straße wurde im Einzugsbereich der Prosperstraße erst so kurvig gebaut worden durch den Ausbau der Bundesstraße und der erweiterten Reinigung des Emscherzuflußgebiets. Bei Hausnummer 80 überquert das Gleisbett über eine alte Eisenbrücke auch heute noch die „Fiskalische Bahn“ kurz hinter bzw. vor der Stadtteilsiedlung Welheimer Mark. Sie verteilte die Kohle u.a. auch von der Zeche Rheinbaben in Richtung Essen zur Weiterverarbeitung, zum Heizen oder für die angefangene Stromerzeugung beim Verbrennen. 1906 ist die Mark noch ein recht unbewohntes idyllisches Nest mit viel Landwirtschaft und wenig Industrie außer der Pulvermühle, die an der Knappenstraße lag. Bis zur Versteigerung der letzten 100 Emscherbrücher Wildpferde im Jahr 1834 durch den Landrat Friedrich Carl Devens hatten sie hier eine freie Wildbahn. Die Luft und Landschaft muss das genaue Gegenteil gewesen sein, was nach 1906 passierte. Dies ist aber eine andere Geschichte.
Die Welheimer Mark war zu diesem Zeitpunkt kaum bewohnt und es gab auch noch keine Arbeitersiedlung. Die ersten Marker wohnten tatsächlich nur an dieser „Grenzstraße“ zum Regierungsbezirk Düsseldorf kurz vor der mäandernden und oft über die Ufer tretenden Emscher.
Woher stammt der Ausdruck „Mark“?
Er basiert auf dem indogermanischen „mereg-, oder mrog- für Rand bzw. Grenze. Das Wort Grenze allerdings kommt aus dem altslawischen/ altpolnischen Begriff „granica“. Der heutige Stadtteil mit der entprechenden Straße „In der Welheimer Mark“, auch die alte Bezeichnung Markstraße, ist durch diese Wortwahl „Mark“ eine Randstraße von Bottrop, und eben auch eine Grenzstraße des Regierungsbezirks Münster. Ab der anderen Emscherseite begann der preussische Regierungsbezirk Düsseldorf mit Borbeck und Karnap. Diese wurden 1913 und Karnap 1929 nach Essen eingemeindet. Der Begriff „Mark“ hat jedoch noch eine größere Bedeutung aus dem Mittelalter. Doch die Herkunft der Bedeutung wird ausführlicher behandelt in der im August zusätzlichen neu startendenden Geschichte Bottroper Gebiete und Stadtteile. Zurück zur Straße:
Nur 15 Jahre später sah die Welheimer Mark schon anders aus. Einige Straßen und Häuser wurden neu gebaut für die Arbeiterfamilien, die in der Munitionsfabrik von Krupp arbeiteten. und verbanden die Knappenstraße trapezförmig in der noch heute sehenswerten typischen Bauweise mit „In der Welheimer Mark“.
Eine besondere Bedeutung für die Mark hat die Hausnummer 55. In ihr war die Stadtteil-Gastwirtschaft „Schweers“. 1897 begann Josef Schweers mit der Übernahme der Theke im Haus Nr. 53. Durch die in den Jahren 1905 bis 1918 neu gebauten Häuser durch den Zuzug vieler neuer Arbeiterfamilien für die Munitionsfabrik von Krupp und die Zeche Prosper II, baute 1914 sein Sohn Josef Schweers junior eine größer Gastwirtschaft im Jahr 1914. Allerdings ist dies die letzte „Kneipe“ vor Ort vor ca 15 bis 20 Jahren gewesen. Im ursprünglichen Gastwirtschaftsgebäude Nr. 53 zeugen typische Wandfliesen im Eingangsbereich noch von einem Metzgerladen. Links im flachen Gebäude war ein kleiner Lebensmittelmarkt. Rechts vom Gebäude gab es einen Schuhladen. Die Mark besitzt leider nur noch einen Friseur und eine Pizzeria gegenüber der Kirche St. Antonius. Vor den Schließungen war die Versorgung vor Ort sehr gut. Vielleicht ist das ein Ansporn einen kleinen Lebensmittelmarkt mit anderen Utensilien zu eröffnen, um große Wege zu sparen für die Welheimer in der Mark.
Nach dem 2. Weltkrieg entstanden ab den 1950er Jahren durch die Arenberg Bergbau GmbH für die Prosper II-Arbeiterschaft zusätzliche Straßen und Siedlungshäuser, z.B. in der Straße „Döckelhorst“. Diese wurden kürzlich komplett von Vonovia frisch saniert und liegen eingebettet in herrlicher Natur.
Rechtsseitig gegenüber der Straße Haverkamp entstand 1929 einer von vier Kläranlagen der Emschergenossenschaft entlang der mittlerweile in Beton eingegossenen wilden Emscher. Die Betonemscher wurde so zu einem Abwasserfluss die Industrieabwässer und menschliche Abfälle, Exkremente, wie Toilettenpapier durch die kleinen Zuflüsse und Abwasserrohre auffangen musste. Eine eigene durch natürliche Reinigung konnte durch die Einbetonierung nicht mehr stattfinden. Ohne Sauerstoffzufuhr und der Verunreinigung ist jedes betreten selbstmörderisch und verboten bis heute. Die Luft wurde damals „markig“ zersetzt durch den stark bakteriellen Gehalt in den entsprechenden Aufbereitungsbecken der offenen Reinigung. Sie reinigte das gesamte verunreinigte Wasser der Zuflüsse an dieser Stelle mit modernster mechanischen Technik, bevor es in die Emscher geleitet wurde. Die ursprüngliche Idylle bekam einen üblen täglich begleitenden Duft, der zusätzlich von der Kokerei mit Schwefel angereichert wurde. Noch 1965 gehörte mit Dortmund zu den immisionsreichsten Orten Deutschlands mit begleitenden Erkrankungen der BewohnerInnen.
Linksseitig hinter der Eisenbahnbrücke stand bis zum Jahr 2000 die Kohle-Öl-Anlage. Das Prinzip aus Kohle Öl zu gewinnen war eine deutschen Erfindung für die Kriegsmaschinerie Hitlers, um unabhängig Öl aus Kohle zu produzieren. 1994 mit großem Tamtam mit dem damaligen Umweltminister Klaus Töpfer wurde diese Anlage für die Duale System Deutschland (DSD) so umfunktioniert, das der Grüne-Punkt-Müll in Öl umgewandelt werden sollte. Nur sechs Jahre später wanderte bei einer Versteigerung der Großteil nach China, wo sie weiterentwickelt wurde, hier jedoch zu diesem Zeitpunkt leider zu teuer für die Betreiber war. Heute ist nur noch eine wilde Naturlandschaft zu sehen und der Eingangsbereich wird durch einen großen Betonstein gesperrt.
Von 1991 bis 1996 wurde die Anlage komplett für 230 Mio Euro saniert. Das 147000 m2 große Gelände kann nun 8500 Liter Wasser pro Sekunde mechanisch mit Rechen, Sand- und Fettfang und in einem 10 Meter tiefen Belebtschlammbecken mit Vor- und Nachklärbecken reinigen. Allein das Klärbecken hat eine Gesamtfläche von 58000 m2. In den vier 54 Meter höchsten Faultürmen der Welt mit einem Gesamtvolumen von 60000 m2 entsteht Faulgas aus dem Klärschlamm. Dies wird zur Stromgewinnung und Beheizung der Anlage genutzt. 2008 bekam die Emschergenossenschaft den Innovationspreis der International Water Association verliehen für die „Veredelung“ des Faulgases zu Bio-Erdgas. Damit werden die hauseigenen Fahrzeuge betankt. Ein weiterer Schritt ist die Wassersstoffnutzung.
2021 wurde jetzt die weltweit erste solarthermische Klärschlammtrocknungsanlage auf dem Gelände der alten Schlammplätze gebaut. Sie sieht aus wie ein riesiges gläsernes Treibhaus und ist von der Bundesstraße und „In der Welheimer Mark“ aus zu sehen. In den 32 Trocknungsanlagen auf einer Fläche von 61000 m2 werden mit Hilfe von Sonnenenergie und der Abwärme der Klärschlammverbrennung der Klärschlamm getrocknet. So kann zusätzlich CO2 eingespart werden. Chemischer Wäscher und Biofilter reinigen die Abluft, die durch die eigenständige Verbrennung entsteht.
Die kleinen Flüsse Boye, Schwarzbach, Lanferbach, Holz-, Resser- und Sellmannsbach aus den Städten Bottrop, Essen, Bochum, Gelsenkirchen und Gladbeck werden hier vor dem Zufluß in die Emscher bzw. auch aus der Emscher heraus gereinigt. Das sind 240 km2 und das Abwasser von ca. 740000 Einwohner und zahlentechnisch umgerechnet für Industrieabwässer 480000 Einwohner, die hier abwassertechnisch wieder aufbereitet werden. Nachts sind die bunt erleuchteten Faultürme sind ein schönes Postkartenmotiv moderner und innovativer Industriekultur.
Vor der Kurve Richtung Prosperstraße baute die Emschergenossenschaft für ihre Mitarbeiter Ende der 1960er eine kleine günstig zu mietenden Wohnsiedlung mit großzügigen Wohn- und Kellerräumen, Terrasse, Balkon. In der Kurve liegt der Zulauf der renaturierten Bäche Boye. Sie fließt in den Kanal Prosper zur ersten Reinigung mit dem Rechen. Auf dem Gelände suchte bei meinen Recherchen ein Fischreiher sein Glück.
St. Antonius erbaut 1942, die katholische Kirche im Stadtteil, ist im schlichten grauen Stil erbaut. Dies macht es umso interessanter, denn sie besitzt die älteste Glocke Bottrops. Sie stammt aus der mittelalterlischen Kommende Welheim, die im zweiten Weltkrieg komplett zerstört wurde.
Die Linie 294 fährt durch den Stadtteil über die „In der Welheimer Mark“ leider nur einmal pro Stunde. Aber um den historisch idyllischen, wie auch heute technisch innovativen Hintergrund dieser Straße zu erfahren lohnt es sich einmal um die Welheimer Mark zu laufen. Noch immer in Betrieb befindliche Ackerfelder, die historische Kruppsche Arbeitersiedlung und die nur noch wenigen Schornsteine des Ruhrgebiets begleiten die kleine Wanderung. Wer es möchte, kann bei der Emschergenossenschaft oder in der Kokerei nach einer Begehung fragen.
Die Straße, die stank: In der Welheimer Mark
Der Ruhrpottologe erzählt beim Erlaufen der Straße, was die Straße verändert hat
Glück auf wünscht der Autor André Brune
Quellenangabe/Karten:
Leben im Bottroper Süden, Hrsg. Heike Biskup, Bottrop 2007
Alt-Bottroper Kneipenlandschaft, Hrsg. Wilfried Krix, Stadtarchiv Bottrop 2007
Stadtplanausschnitte mit freundlicher Genehmigung der Stadt Bottrop
Internetseite: www.emschergenossenschaft.de
Wikipedia: „Mark“
Fotos/Text: André Brune
Ruhrpottisch Verdorri = Verdammt oder Verflixt
Landete hier entweder durch das niederdeutsche Platt, aber definitiv durch nach Holland verschickte Kinder oder Jugendliche, die dort im Haushalt gearbeitet haben, um besser ernährt zu werden, auch zur Zeit des 1. Weltkrieg (Niederlande waren da neutral) um nicht der Großfamilie zur Last zu fallen. Meine Oma war eine von ihnen. Kannse Buch vom Stadtarchiv Bottrop lesen. Da hat man bisken geforscht zum Thema.
Mein Youtube-Video: https://youtu.be/Y5vT5nw4E-4
Direkter Link auf Facebook: https://www.facebook.com/ruhrpottologe/posts/356570749507852
Instagram: https://www.instagram.com/p/CSOuVfHqsqK/?utm_source=ig_web_copy_link